Die Wahrheit im falschen Kompliment

Schauspielerin Charlize Theron sieht auch mit Fältchen fantastisch aus. Foto: Fabrizio Bensch (Reuters)
Wenn Frauen von etwas nicht genug bekommen können, dann sind es Komplimente. Wenn also im Zuge von #MeToo immer wieder von «unangebrachten Komplimenten» oder «schmierigen Bemerkungen» die Rede war, denke ich immer: her damit! Selbst wenn sie von schmierigen Kerlen kamen oder in unangebrachten Situationen fielen, war mein Narzissmus immer flink genug, den für sich positiven Teil herauszufiltern – den Rest kann man mit dem Stinkefinger erledigen.
Es gibt allerdings ein Kompliment, das man vermeiden sollte. Es geht so: Für dein Alter siehst du sehr gut aus. Ich weiss nicht, warum Männer so etwas sagen (von Frauen habe ich das noch nie gehört). Es sei hier ein für alle Mal festgehalten: Diese «Für dein Alter»-Komplimente kann sich mein Alter dorthin stecken, wo die Sonne nie scheint. So was will niemand hören, je älter, desto weniger. Aber ganz nüchtern betrachtet, steckt in dem Kompliment «für dein Alter» sehr viel Wahrheit. Leider ist sie, wie das Wahrheiten so an sich haben, ein bisschen unangenehm.
Gebotoxte Mittzwanzigerinnen
Nüchtern betrachtet, sieht die Sache so aus: Fast alle wollen anders sein, als sie sind. Teenager möchten endlich erwachsen werden. Mittzwanziger möchten endlich wissen, wer sie wirklich sind. Spätestens ab dreissig wollen alle jünger aussehen, und wer bis dahin noch keine Quarterlife-, Selbstfindungs- oder andere Krise hatte, kriegt sie mit Sicherheit ab vierzig. Und das ist blöd. Wir stressen uns wegen vermeintlicher Defizite oder sträuben uns gegen das Unausweichliche. Wir glauben, wir könnten attraktiver, besser, beliebter sein. Was wir ohne diesen Stress mit Sicherheit wären.
Nehmen wir die Frauen zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreissig – das perfekte Alter. Man könnte geniessen, endlich erwachsen genug zu sein, um keine Pickel mehr zu haben, und wenn, sich darum keine Sorgen mehr machen zu müssen. Stattdessen, so erzählte mir neulich eine plastische Chirurgin, glauben die Mittzwanzigerinnen, sich mit Botox und Fillern optimieren zu müssen, mit dem Resultat, dass sie aussehen wie auf Mitte dreissig getunte Mittvierzigerinnen. Alle, die sich krass nach unten oder oben verschönern wollen, enden als Kandidatinnen einer Freakshow.
Pflegen, was einem lieb ist
Ab einem gewissen Alter kriegt man nichts mehr geschenkt. Das heisst: «use it or lose it», seien das Körper, Hirn oder Freundschaften. Was einem lieb ist, sollte man pflegen. Wer seine Freundschaften nicht pflegt, wird keine Freunde mehr haben. Wer seinen Körper nicht braucht, wird auch bald keine Freude mehr an seinem Körper haben. Allerdings sei auch hier vor Extremismus gewarnt. Zum Beispiel beginnen viele Vierziger mit einem fanatischen Lauftraining. Ein Marathon muss es sein oder sogar ein Triathlon. Sie rennen damit gegen das fortschreitende Alter an. Und tatsächlich ist Bewegung an der frischen Luft, überhaupt ein geliebter Sport etwas vom Besten gegen das Altern. Doch Fanatismus ist ungesund und gräbt sich als Verhärmung ins Gesicht.
Die beste Lektion fürs Alter haben auch hier die alten Griechen geliefert: masshalten. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Den Körper sportlich so weit stressen, dass er Glückshormone produziert, aber nicht so sehr, dass es an die Substanz geht. Essen, Trinken und Genussgifte konsumieren, so weit es um Genuss geht, aber toxische Dosen vermeiden. Und was die Schönheit angeht: Was man erreichen kann, ist, für sein Alter gut auszusehen. Nur als Kompliment sollte man das nicht verwenden.
64 Kommentare zu «Die Wahrheit im falschen Kompliment»
Also ich habe schon mancher Ü-40igerin genau dieses Kompliment gemacht. Möglich, dass ich deswegen in einem Tweet auf #metoo verewigt worden bin. Aber das stört mich nicht im Geringsten. Bald werde ich ein neues Kompliment kreieren: Also du bist ja zum Glück nicht so ein Mimöschen, wie all die Frauen bei #metoo.
P.S. Neue Anmachtour: Verzeihung, aber wie kann ich ihre Aufmerksamkeit erregen, ohne gleich zu einem Tweet auf #metoo zu werden..?
„Also du bist ja zum Glück nicht so ein Mimöschen, wie all die Frauen bei #metoo. “
ui nein – nicht Ihr Ernst, oder? Und sparen Sie sich das p.s. , nicht wirklich lustig.
Klar gibts in der #metoo ein paar, sagen wir Banalitäten, aber den doofen Spruch können Sie sich sparen, klingt sehr chauvinistisch.
@Marcel Zuffery, weil ich weiss, Sie vertragen dies, nicht nur weil es gar nicht passt auf Sie, aber zu meinem Kommentar weiter unten in Verbindung mit dem Ihren:
Eine männliche Spinne riskiert ihr Leben für Sex (von mir aus Fortpflanzung, aber ich glaube nicht, dass die Spinne „denkt“: „Ich will meine Gene weiter geben!“) und Sie heulen wegen einem Hashtag?
Aber das Kompliment ist keines: Sobald ein Kompliment eingeschränkt wird, ist die Einschränkung wichtiger als das Kompliment. Es ist Kritik als Lob verpackt.
generell halte ich „Du siehst gut aus“, für billig: Wenn schon, was sieht wie gut aus. Die Frisur oder das strahlende Gesicht, selbst ein Kompliment über den Hintern ist besser. Letzteres hat da, wo ich es riskierte, ein Lächeln und keine Empörung provoziert.
Das, Herr Zufferey, ist ja eine ganz originelle Anmachtour. Da gewinnen Sie sicher viele Freundinnen. berichten darüber dürfen Sie dann gerne hier.
Also was #MeToo aneblangt und dessen Auswirkungen im Parlament, muss ich ehrlich gestehen, dass ich langsam nicht mehr weiss, ob es sich dabei um ein Drama oder um eine Komödie handelt. Ich möchte jetzt nicht den üblichen Kotau vor der Ernsthaftigkeit wirklicher Vergehen / Verbrechen gegen die sexuelle Integrität machen, weil mir nur 600 Zeichen zur Verfügung stehen, item: Das ursprüngliche Problem ist mir bewusst, dieses Eingeständnis muss reichen.
Zum Kompliment selber: Das meine ich jeweils aufrichtig und ernst. Ich bin kein strategischer Komplimentemacher. Und die Frauen, denen ich dieses Kompliment gemacht habe, kenne ich schon länger. Die wissen auch ganz genau wie ich es meine. Es gibt Frauen, die werden erst im reiferen Alter richtig attraktiv. Und das sage ich Ihnen dann auch.
Was mich an #metoo und der medialen Verwertung / Interpretation stört, fasst übrigens Thomas Fischer in seinen Artikeln und Kolumnen in der ZEIT brillant zusammen:
http://www.zeit.de/autoren/F/Thomas_Fischer/index#author-content
Neuerdings leider alles registrierungspflichtig. DAS sind differenzierte Standpunkte und sie stammen erst noch aus berufenem Mund: Thomas Fischer ist Bundesrichter a. D. und weiss ganz genau, von was er spricht!
Anh Toàn: Es geht mir bei Komplimenten, die ich an Frauen richte, nie um Schönheit, sondern immer um Stil, Auftreten, Bewegung, Haltung, Denke, Ausstrahlung, usw. oder kurz: Attraktivität.
Ihr „Kompliment“ ist beinahe noch schlimmer als wenn Sie die Dame im öffentlichen Raum aufgefordert hätten sich gleich auszuziehen, weil: „stell dich nicht so an Schätzchen wir sind alle Nackt auf die Welt gekommen.“ Sie haben Komplimente „wirklich“ im Griff Herr Zufferey, aber als Trollbeitrag konnte er seine Wirkung voll entfalten.
Ach, Herr Egger: Ich werde mich jetzt auch ganz brav in die Ecke stellen und mich schämen! Männer, die den absolut! bedingungslosen! Gehorsam! verweigern, haben in der heutigen Zeit einfach keinen Platz mehr- genau so, wie Gerichte, Gesetze oder die Polizei, kurz: der gesamte Strafverfolgungsapparat auch: Heute reicht ein einziger Tweet, egal, ob wahr oder nicht- und männliche Existenzen werden innert Sekundenbruchteilen pulverisiert! Aus der Welt der alten Männer, die gerne und häufig absolut zu Unrecht (sexuelle) Grenzen überschritten haben, wird nun eine Art von weiblich geprägtem Kontrollstaat. Wenn ich ehrlich sein will, finde ich beides Scheisse. Aber letztendlich geht es ja in beiden Welten nur um soziale Kontrolle- oder ganz einfach um Macht, da sollten wir uns nichts vormachen.
Können Sie das als Mann beurteilen?
Für Ihr Alter ist das ein ziemlich guter Kommentar… 😉
@Marcel: Den Begriff „Mimöschen“ würde ich vermeiden. Auf eine tiefergehende Begründung verzichte ich jetzt.
Hmmm, Frau Binswanger, sie sehen für ihr Alter gar nicht mal so übel aus.
Das kann man sehen wie man will. Eine (gute)Ausstrahlung fehlt jedenfalls gänzlich, sowohl der Ausdruck der Augen sowie Mimik und Gestik verraten etwas, das sich zwischen Überheblichkeit und Hochmut bewegt und dass sowohl Lebenswandel (zumindest der frühere) und Weltanschauung der Guten zu diesem oder jenem nicht jedermanns Geschmack entspricht, kann man niemandem übelnehmen. Dennoch: Sie möge damit glücklich und zufrieden sein oder werden.
Die Medienwelt zieht Narzisst*innen an, das sollte bekannt sein. Es fühlt sich halt toll an fürs Ego, sein Konterfei und seinen Namen täglich Tausenden von Unbedarften zu präsentieren. Aber manchmal sind Madame Binswangers Texte gar nicht so übel.
Schreibende = Narzissten; Lesende = Unbedarfte – kein besonders menschenfreundliches Weltbild.
Troller Schmierfink, Daniel: wtf?!?!!!
Vor allem zieht ‚die Medienwelt‘ trollartige Wesen an, die meinen, Charakter, Aussehen und Weltanschauung von Journalisten be- und verurteilen zu dürfen, ohne jemals etwas wirklich Zielführendes zum Thema von sich zu geben.
Gut geschrieben! Ich hatte an anderer Stelle schon auf den Schawinski-Talk vor einigen Wochen hingewiesen, bei dem genau diese Punkte unübersehbar zutage traten.
über „du hast dich gut gehalten“ müssen meist beide schmunzeln. (ist die abgeschwächte form von „siehst eigentlich noch ganz gut aus, für dein alter“).
Ich finde eher, für ihr Alter sehen viele Männer noch erstaunlich gut aus. Viel mehr als Frauen, denen sieht man das Alter häufigst sofort an.
Ach was, die Klassenzusammenkünfte bringen es an den Tag, die meisten Frauen sehen noch toll aus, während es bei den Männern höchstens die Hälfte ist. Zigi und Wein (haha, der Genussmensch, der sich attraktiv wähnt) sind klassische Feinde der Männerschönheit, aber auch schwindendes, fahl-graues Haupthaar (nicht bei allen natürlich). Ganz schlimm wirds, wenn sich der Mann die Haare färbt.
Sehen Sie, deshalb geh ich nicht an Klassenzusammenkuenfte.
Das Haarefärben ist bei Frauen nicht weniger schlimm.
Dieser Mythos wird nicht wahrer, indem man ihn immerzu wieder erzählt…
@Frank: Ja klar sehen die erstaunlich gut aus mit ihren Fettwänsten unter den meist zu engen T-Shirts und Hemden, den Glatzen schon ab Ende 30 und den Klamotten die aussehen, als seien die Kerle in den Altkleidercontainer gekrochen um selbigen zu plündern. Und, ach ja, die Schuhe! Davon wollen wir aber lieber gar nicht anfangen, denn es würde den Platz, den es bräuchte, um sich darüber zu äussern, hier gar nicht gibt.
Wachen Sie also auf, lieber Frank, es ist höchste Zeit, sie haben genug geträumt!
@Elena, genauso gehen Komplimente.
Da bin ich für einmal zu 100% bei Ihnen. Nur, leider ist Masshalten so gar nicht cool, nichts, womit man angeben kann. Lieber berichtet man (ungefragt) oberlehrerhaft und voller Stolz, was man so alles bis zum Erbrechen praktiziert und womit man ganz und gar aufgehört hat. Verkauft sich einfach besser auf facebook, instachat oder in irgendwelchen Blogs. Und tatsächlich sieht man sie uns an, unsere Verbissenheit, jedenfalls in den Momenten, in denen wir unser aufgesetztes Lächeln nicht aktiviert haben. Nur: Selber sieht man/frau sie dummerweise nicht, oder man denkt denkt, man sei nur noch nicht genug konsequent.
Ach, Marsel, Masshalten ist vielleicht nicht als Verkaufsschlager geeignet, aber spätestens, wenn wir so richtig gut aussehen, ists doch egal, oder? 😉
Sehen wir denn richtig gut aus?
Ich schon 🙂
Wo ich das Botox überhaupt nicht verstehe, ist, bei Schauspieler/Innen, man lebt doch von der mimik des gesichts. Ausser man ist schon ein eher ausdrucksschwacher Schauspieler. Bei einem wie Stallone, wo man sich im Hinterkopf immer wieder fragt, ob er mal einen leichten Hirninfarkt hatte,würde es nicht so auffallen. Aber ein Charles Dance ohne Stirn, die er in Falten legen könnte, oder Augenbrauen zum hochziehen ,wäre doch nur noch halb so effektiv. àhnlich sehe ich das bei Schauspielerinnen.
Schauspieler sind zum Grossteil erstmal einfach sehr schöne oder interessant aussehende Menschen und bei nicht wenigen, ist das wohl das mit abstand wichtigste Kriterium.
Käme es „nur“ auf gute Schauspielerei an, Hollywood & Co. sähen SEHR anders aus.
Was hat Oscar Wilde gesagt, als man ihm von Marilyn Monroe berichtete? Hat Sie Tit*** und Ar***? Sagt doch schon wie hollywood in den 50-60ern schon tickte. Ihr Kussmund ist immer noch ein Markenzeichen. Versuch das mal mit Botox.
Schauspielerinnen sind halt leicht zu überreden. Der Doktor sagt jeweils „Ach was, natürlich können Sie das Gesicht nachher noch bewegen“. Und die glauben das dann tatsächlich.
„Lektion fürs Alter“:
Man kann sich nicht aufsparen fürs Alter: Was man vorher verpasste, kann man im Alter nicht nachholen. Das Alter erscheint mir als Vorstellung erträglich, wenn man auf viel Positives zurück blicken und sich die gemachten Fehler vergeben kann.
Sie machen sich lustig über die Selbstverbesserung der 25 Jährigen mit Botox, Selbstoptimierung für die gegenwärtigen Anforderungen, nur um zu einer Selbstoptimierung fürs Alter zu raten. Ehrlich gesagt, erscheint mir da die erste Variante nicht mehr oder weniger vernünftig, aber artgerechter: „Ziel“ des individuellen Lebens ist biologisch nicht Alter, sondern Fortpflanzung.
ehrlich währt am längsten. ich finde es erstaunlich, wie vielen selbsttäuschungen wir trotz emanzipation immer noch anhängen. jünger oder besser aussehen ist ja nur eine davon. es gibt eine neue app, makeapp, die das make-up von gesichtern wegretuschiert. harte zeiten für selbstoptimierer…
Ja, ja, und eine App die einem zeigt wie die Kuh von innen aussieht, und eine die das Gras wachsen hört.
Harte Zeiten haben wohl eher die wenigen, welche noch so viel Verstand bewahrt haben sich an den Kopf zu fassen wenn sie Leute treffen die entschmink Apps benutzen und glauben dass da irgend etwas sinnvolles bei rauskommt.
„Von Frauen habe ich das noch nie gehört“
Kein Wunder, Sie sind ja auch kein Mann.
Wundere mich auch, wo sich Michèle so herumtreibt. Ich höre das von Frauen, an Frauen gerichtet, über Männer dauernd…
Sind das Fältchen? die trägst Du aber gut.
Manche Frauen, wie Monica Bellucci stehen voll zu ihrem „tuning“.Und das ist okay. Aber wenn die Lippen grad noch so von der Wangenmuskulatur getragen werden können, oder schon die Nase mit nach unten Ziehen und man mir verklickern will, das sei „Natur Pur“ kriege ich ungehemmt lachanfälle.Ich sah schon mittzwanzigerinnen, wo ich bis heute nicht weiss, ob das tatsächlich Frauen, oder Transgendere waren. Einige Gesichter missraten halt, oder werden schlicht und ergreifend verbrochen. Dann gibt es noch die „Standard-Lippe“ wo man schon fast den Chirurgen an der Mundwinkeln erkennt. Schade, dass sich ein Einzelstück(Mensch) unters Messer legt, um Massenware(Puppe) zu werden.
Lachen ist ja bekanntlich gesund, allerdings lachen Menschen meist dann wenn sie Situationen nicht verstehen. Sie kennen die Geschichte dieser Leute nicht, massen sich trotz dieser Unkenntnis an sich über sie lustig zu machen. Im Grunde zeigen Sie damit nur ihre eigene Unsicherheit und Ängste nicht der Norm zu entsprechen.
@Willi Rechsteiner:
Wenn man Situationen versteht, diese aber lächerlich sind, darf ich doch lachen. oder nicht? Denn es hat mit dem Grund, weshalb sie es taten nichts zu tun,sondern damit, das man mir Plastische Chirurgie als Natürlich verkaufen will.
Ich bin auch nicht gegen plastische Chirurgie per se. Im rekonstruktiven bereich, nach Unfällen oder durch Krankheit erfahrene entstellungen etc, durchaus angebracht.Da stehe ich voll dahinter. Aber wegen nichtakzeptieren des natürlichen alterungsprozesses? NOPE, kein verständnis dafür. Wenn Ihre Selbstwahrnehmung derart von äusserlichkeiten abhängt, kann ich sie höchstens bemitleiden. Das der Plastische Chirurg daraus seinen Lohn Zieht, pfuibäh
„Ich weiss nicht, warum Männer so etwas sagen (von Frauen habe ich das noch nie gehört).“
Es scheint mir hingegen, bei Frauen werden die Komplimente immer übertriebener, je weniger es eigentlich optisch noch Grund dazu gäbe. DAS würde mich dann wirklich nerven, denn ich habe ja auch einen Spiegel.
Ich erlebe dafür immer wieder ältere Menschen, vor allem Männer, die mir stolz vorzeigen, was sie sportlich noch drauf haben. Um mich dann zu fragen, wie alt ich sie wohl einschätze (meist sind sie tatsächlich über 90…)
„Schauspielerin Charlize Theron sieht auch mit Fältchen fantastisch aus.“ Ich sehe ja vor allem ganz viel Farbe, mit der das eigentliche „Aussehen“ aufgepeppt wird.
Frau Theron sind eigentlich immer, überall und in jeder Lebenslage fantastisch aus. Gerade auch „für ihr Alter“. 😉
Ausser Sie ist Ihnen zuwenig ’sportlich‘, SP?
Ich habe mich eigentlich ausschliesslich auf das Bild bezogen. Und da sehe ich einfach aus der Nähe, wie stark hier das Bild geschönt wird. Sicherlich der Situation entsprechend, nur finde ich dann das „trotz der Fältchen“ etwas übertrieben.
Ich hab Charlize Theron noch nie Privat gesehen. meine Meinung zu ihrem äusseren ist also verzerrt von Make-up profis , Photographen, Beleuchtern die sie ins beste licht rücken, Einer nicht unbeträchtlichen Model-erfahrung und evtl, Photoshop.Also dem ganz gewöhnlichen alltag und entourage, die mit jeder Frau mitreisen.Wenn sie mal richtig hässlich geschminkt wurde, wie in „Monster“ lenkt das aussehen mal nicht vom guten schauspiel ab.Dann wird es sogar honoriert.Schönheit ist nicht alles.
Wieso regt euch Frauen dieses „falsche“ Kompliment auf?, antwortet einfach „Danke!, gleichfalls!“ und schon ist die „Falschheit“ raus – weil der Gegenüber sich jetzt mit dem gleichen Problem konfrontiert sieht. Ausprobieren! Wenn schon gleichberechtigt, dann auch hier.
Kann aber auch zwischen 2 Frauen vorkommen, nicht nur zwischen Mann und Frau, habe das auch schon beobachtet.
Gute Idee. Probiere ich aus. Mich hat dieses Kompliment schon oft geärgert, obschon es ehrlich gemeint ist. Den Nachsatz „für dein Alter“ muss man wahrscheinlich auf die Tapsigkeit der Schweizer in Sachen Komplimenten zurückführen. Seien wir deshalb ein bisschen nachsichtig.
„(von Frauen habe ich das noch nie gehört)“
Ich aber schon. Vielleicht liegt es daran, dass Sie eine Frau sind?
Ich empöre mich jeweils auf der Stelle, halte diesen Damen dann einen Vortrag über die Würde des Mannes und belehre sie über ihr sexistisches Verhalten. Dann ist aber Ruhe im Karton! Es folgt höchstens noch eine verdatterte Entschuldigung, Frauen können mit selbstbewussten Männern nämlich gar nicht umgehen!
Haha. Endlich einmal ein emanzipierter Mann!
Apropos „Von Frauen habe ich so etwas noch nie gehört“: Frauen loben ihre (guten wie schlechten) Freundinnen eh nur völlig unkritisch. Sogar das übelste Verbrechen des Coiffeurs oder die unpassendsten Klamotten werden gelobt. Nur Männer trauen sich, das mit einem offensichtlich nur halbherzigen Kompliment zu relativieren.
Im Nachhinein kommt meine Frau dann jeweils zu mir, um ihre ehrliche Meinung über X und Y kundzutun…
„Ich weiss nicht, warum Männer so etwas sagen (von Frauen habe ich das noch nie gehört).“
Ich würde es mal so formulieren: Komplimente unter Frauen haben aus Frauenperspektive mehr Wert, weil sie wissen, dass sie iaR ohne Hintergedanken geäussert werden, von manipulativen Exponentinnen des Geschlechts mal abgesehen. Zudem würde Frauen dieses Unwort „für Dein Alter“ nie über die Lippen kommen.
Männer sind da weniger diplomatisch, zwar nicht ehrlicher, aber authentischer.
Unter dem Strich aber sind m. E. Komplimente sowieso nicht so ganz des Schweizers Ding. Sowohl was das Geben, wie auch das Annehmen von Komplimenten angeht. Das schliesst die Damenwelt explizit mit ein.
Und so etwas wie eine richtige, unverbindliche Flirtkultur kennen wir hierzulande auch nicht. Die würde nämlich erst einmal mit grundsätzlich kontaktfreudigen Menschen beginnen: Ein freundliches Wort da zu jemandem, ein zustimmendes Lächeln dort oder ein kurzes Gespräch mit dem Zugnachbarn über das Wetter zum Beispiel- in der Schweiz vollkommen undenkbar: Hier will man ja nicht einmal mit den Nachbarn allzuviel Kontakt haben! Vor diesem Hintergrund gerät natürlich auch die Flirterei i.d.R. zu einem typisch schweizerischen Geknorze, dass sich schnell einmal in einer langweiligen Konversation über Beruf und Konsumgewohnheiten erschöpft. Leidenschaften sind bei uns häufig nur in einem irgendwie gearteten Leistungskontext möglich- aber eben nicht da, wo es eigentlich knistern sollte.
Entspannt bleiben bei fortschreitenden Alter! Bei uns in der Männergarderobe fallen schon mal Sprüche wie „So alt, wie du aussiehst, kann man gar nicht werden“. Und alle lachen, auch der Adressat des Kompliments. Aber klar, geht bei Frauen nicht, wahrscheinlich nicht mal bei Frauen unter sich, viel zu empfindlich und nachtragend.
Geht bei Frauen schon auch, ich denke bei solchen, die, wie ich,
– auch mit Brüdern aufgewachsen sind,
– als Kinder „nur“ (oder auch) Söhne haben,
– deren Geschwister auch „nur“ (oder auch) Söhne haben,
– im Beruf auch sehr viel mit Männern zu tun haben,
– beim Skifahren, in der Freizeit usw. usf. ebenfalls.
Bin also vor Weihnachten und sonstigen Festen hauptsächlich auf der Suche nach „männlichen“ Geschenken, mit ein paar Ausnahmen, ich finds nicht unspannend.
Wie sagte schon Jedi-Meister Yoda zu Luke? :“In Neunhundert Jahren wirst aussehen Du nicht Gut!“
Recht hat er. Nehmts locker.
Ein möglicherweise tödlicher Versprecher: „du bist nicht so alt, wie du aussiehst“
Sehr geehrte Verfasserin des Artikels
Ich weiss nicht ob Sie schon mal was von den Naturwissenschaften gehört haben, aber der Zerfall und das Vergängliche des Menschen gehört einfach zur göttlichen Gesetzmässigkeit des Daseins der menschlichen Natur. Leider ist unsere Gesellschaft nicht fähig, damit natürlich umgehen zu können und versucht immer wieder sich selbst zu betrügen. Den Spruch „du siehst aber gut aus für dein Alter“ können sie sich sparen, da wir alle in die Ewigkeit abgerufen werden. Im übrigen höre ich diesen Spruch auch von der Damenwelt. Keine Angst, Gott wird sie beim Eintreten in den Himmel nicht fragen ob noch Falten oder andere Entfaltungsmöglichkeiten haben……..
Es geht auch netter: „Waaass? 38 sind Sie? Also das Alter sieht man Ihnen überhaupt.nicht.an!“ Die ZuhörerInnen wissen sofort wie das gemeint ist. Die Zielperson eher weniger. …
Mir gefällt viel mehr die Austrahlung Deiner Seele.
Nebensächlichkeiten sind daher belanglos.
Ah – die alten Männer echauffieren sich über metoo, ganz nach dem orchestrierten Chor der BAZ.
Mit den gleichen Argumenten wurde früher auch gegen Enthüllungen im Bereich Kindesmissbrauch argumentiert.
Aber sorry Leute, Missbrauch von Frauen war tatsächlich ein geduldetes Kavaliersdelikt und ist es vielerorts bis heute. Es war eine Schande, dass man das als offenes Geheimnis geduldet hat (Hollywood), wobei dies ja nur symptomatisch dafür stand, dass Machtgefälle in der Gesellschaft so ausgenutzt wurde und wird. (Siehe auch die Missbrauchsfälle an Kindern und Schutzbefohlenen.)
Das alles zu verschweigen und so zu tun, als ginge es immer nur um Komplimente, die obersensiblen Frauen in den falschen Hals geraten sind, ist Heuchelei.
Fassen wir die Argumente der meetoo Kritiker zusammen:
1. es geht nur um einmalige Bagatellen, die sich vor Jahrzehnten abspielten
2. es geht nur um Komplimente und unbeholfene Flirts
3. die Missbrauchsopfer haben den Missbrauch selbst verschuldet – sie haben ihn verdient
4. die Missbrauchsopfer hätten sich halt wehren sollen
5. die Missbrauchsopfer hätten früher was sagen sollen
kurz: Bagatellisierung – Leugnung – „selbst schuld“
Kennen wir das nicht? Wurde nicht genau mit diesen Argumenten auch Kindesmissbrauch weggeredet?
Jedoch können die Ewiggestrigen toben wie sie wollen, ob hier oder im Libanon oder sonstwo: die Zeiten sind vorbei, als man all das, unter dem Mäntelchen des Tabus verstecken konnte.