Auf Wiedersehen

The End: Szene aus «The Truman Show». Foto: Paramount Pictures

Man soll immer dann gehen, wenn es am schönsten ist – dieser Spruch hat mich in meiner Jugend gottsjämmerlich genervt. Als Landei musste ich nämlich jeweils den Bus in die Stadt nehmen und auch mit dem letzten Bus wieder nach Hause fahren. Dieser fuhr aber bereits um 23.30 Uhr, weshalb ich die Disco immer dann verlassen musste, wenn die Party noch nicht einmal richtig angefangen hatte. Und wurde dann von mehr oder weniger mitfühlenden Kollegen mit besagtem Idiotenspruch getröstet.

Mehr als dreissig Jahre später verstehe ich natürlich auch, was gemeint ist: Man muss nicht immer bleiben, bis der letzte Betrunkene weggetorkelt ist, um dann vielleicht noch beim Aufräumen zu helfen. Und da ich mittlerweile weiss, dass man selten viel verpasst, wenn man auf dem Höhepunkt geht – oder sogar schon früher, macht es mir auch nichts mehr aus, dann zu gehen.

Und damit wären wir beim Thema: Dies ist meine letzte Kolumne für den M&F-Blog. Im Zuge der Reorganisation der Blogs wird auch dieser Blog eingestellt. Ich möchte mich noch einmal bei allen Autorinnen und Autoren, bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, den freundlichen, aufmerksamen, kritischen, diskussionswilligen, kurz bei allen, die hier mitgeschrieben, diskutiert und ihre Gedanken beigesteuert haben. Man soll immer dann gehen, wenn es am schönsten ist. In diesem Sinne: Tschüss!

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, zweieinhalb Jahre lang haben wir in diesem Blog über die Kunst des Erwachsenwerdens berichtet. Mit diesem Beitrag verabschieden wir uns von Ihnen und wenden uns neuen Projekten zu. Falls es Themen gibt, die Sie ohne unseren Blog besonders vermissen werden – oder wenn Sie allgemeine Anregungen und Ideen haben –, freuen wir uns über Feedback. Dazu können Sie gerne diese Umfrage ausfüllen. Sie dauert rund 3 Minuten, und Ihre Daten werden vertraulich behandelt. Vielen Dank und herzliche Grüsse, die Redaktion.

22 Kommentare zu «Auf Wiedersehen»

  • Martina sagt:

    Täusch ich mich, oder liest sich da ziemlich viel unterschwellige Aggressivität zwischen den Zeilen? Was hat es mit dieser Reorganisation denn genau auf sich?

    • david mercier sagt:

      liebe michele, schade!! danke für die guten storys. alles gute ich werde sie vermissen.

  • Carolina sagt:

    Der Politblog wird anscheinend auch eingestellt!
    Ich persönlich fand – nach anfänglichem Fremdeln – den Blog mit MB und ‚Freunden‘ extrem bereichernd. Endlich ein Gefäss, in dem ein gewisser Diskurs herrschte, wo man nicht für jede Meinungsäusserung mit irgendwelchen Hasstiraden überschwemmt wurde. Ein Blog von Erwachsenen für Erwachsene – es ist mir völlig unverständlich, dass – ebenso wie der Politblog – ohne jede Erklärung, einfach weil alles mal wieder neu aufgestellt werden muss, das jetzt verschwinden soll. Eine Erklärung darüber, was es damit auf sich hat, wie und ob ein Ersatz kommen wird, wäre schon kundenfreundlich.
    Es gibt nicht mehr viele Gründe, warum ich den Tagi überhaupt digital abonniere – aber diese beiden Blogs gehörten dazu.

  • Carolina sagt:

    Noch etwas: Falls Sie, Frau Binswanger, nicht mehr beim Tagi arbeiten sollten, ein grosser Dank an Sie! Ich hatte, vor allem in den Anfangsjahren, das Heu nicht auf derselben Bühne mit Ihnen, aber auch ich bin ein wenig schlauer geworden und verstehe jetzt, dass die Auseinandersetzung auf gepflegte und zivilisierte Art und Weise von Menschen mit unterschiedlichen Haltungen leider mehr und mehr zur Mangelware wird. Dabei gehört das Heraustreten aus den Schwarz- oder Weisskategorien, der Respekt vor den Meinungen anderer, eventuell sogar eigene Lernfähigkeit zu den Grundvoraussetzungen für eine farbige und freiheitliche Gesellschaft. Das Infragestellen von angeblichen Gewissheiten ist mit das Wichtigste, was ein Blog erreichen kann.
    Danke dafür und Ihnen und den anderen alles Gute!

    • Lichtblau sagt:

      Da kann ich mich Carolina nur anschliessen. Der Blog wird mir fehlen. Allen voran Michèle Binswangers Beiträge, aber auch die von Ruth Brüderlin und die des feinsinnigen Herrn Heer. Ich denke sogar mit Wehmut an die sehr spezielle Wäis Kiani zurück — mit ihr hat man mal etwas gewagt. Und ja, eine Erklärung, warum ein so gutes, ausbaufähiges Format einfach verschwindet, wäre schön.

  • tina sagt:

    ich bedanke mich für die gute unterhaltung, die anschubser zum nachdenken und mittextenkönnen :)! alles gute

  • Widerspenstige sagt:

    Ach so läuft das hinter den Kulissen. Ich habe es fast vermutet, als Gabriela Braun den Hut nahm und ging. Wann werden die Blogs über Börsengeschäfte, Geldanlagen, Fussball etc. denn eingestellt? Ach, nicht so rasch wie Blogs über vorwiegend Frauenthemen? Ist unverkennbar eine Diskriminierung.

    Ich danke Ihnen für Ihren Mut, Ihr Engagement sowie Ihren Durchhaltewillen, liebe Michèle Binswanger! Bleiben Sie sich treu und lassen Sie die Korken knallen, denn Ihre Artikel werden gern gelesen. Egal, wo diese erscheinen!

    • Sepp Z. sagt:

      Selbstverständlich bleibt ihr Frauen weiterhin Opfer, Widerspenstige. Nicht dass euch jemand die Börsengeschäfte verwehren würde, ihr tut es grad gleich selbst. Hauptsache, Opfer.

  • Sonusfaber sagt:

    Schade, waren Sie doch in meinen Augen die einzige auf diesen Seiten, die niemals klagt, „aus der Reihe“ zu denken vermag, nie sentimental wird, noch nicht erfasst worden ist von einer um sich greifenden Neu-Prüderie und sich nie als Opfer darstellt. Das heisst: Ich wünschte mir, alle emanzipierten Frauen wären es auf Ihre sehr schöne Art.

  • Mike sagt:

    Schade. Seit dem Abgang von WK und der leichten Neuausrichtung auf „and Friends“ war dieser Blog oft sehr gut. Überhaupt gefallen mir die Blogs in ihrer heutigen Form prima, und ich kann mir nicht vorstellen, wozu sie „restrukturiert“ werden müssten. Warten wir’s ab.

  • Martin Tscharner sagt:

    Alles Gute und vielen Dank! Ah, und, schade.

  • Othmar Riesen sagt:

    Liebe Frau Binswanger, ich habe mir Ihren Text mehrfach angeschaut, gerade auch zwischen den Zeilen zu lesen versucht. Auch die Kommentare anderer Leser/innen angeschaut (z.B. Carolina). In der Tat, ich denke, das alles ist nicht freiwillig geschehen. Warum sollte es auch: dieser Blog war sehr geschätzt! Jedenfalls freue ich mich auf viele weitere Texte Ihrerseits. Wie z.B. jener zu Strache („schoarf“), über den ich heute noch schmunzeln muss.
    Beste Grüsse
    O.R.

  • Res sagt:

    Haben Sie den Frühling endlich nachhaltig wieder gefunden, Frau Binswanger?
    Alles Gute und Gesundheit.

  • Marcel Bertschi sagt:

    Melden Sie sich doch bei Roger Köppel von der Weltwoche. Dort sind kluge Artikel und kritische Autoren gefragt.

  • Peter Diener sagt:

    Jetzt aber! … das ist ein sagen wir einmal „etwas schwacher Abgang nach all den Jahren“ … aber wir haben es genossen (all die Jahre) und sind gespannt was da Neues kommen möge. Herzlichen Dank für das Bisherige.

  • Tina sagt:

    Sehr schade!
    Ich schreibe zum 1. mal, lese diesen Blog aber immer umd werde Sie vermissen!
    Viele Themen wurden hier aufgegriffen, die mich (bald 40J.) etwas in die Zukunft blicken liessen, und dies auf eine positive Art…
    In diesem Sinne, vielen herlichen Dank!

  • Zwillingspapa sagt:

    Wirklich schade.
    Werde den Blog und Frau Binswanger vermissen. Verstehe nicht, warum der Blog eingestellt werden muss.

  • Nina Uehlinger sagt:

    Sehr schade!

  • Othmar Riesen sagt:

    Ich schreib einen recht netten Abschiedskommentar. Schade, er wurde nicht veröffentlicht. Daher nur so viel: bon vent! Viel Glück bei Euren weiteren Unternehmungen.

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