Rocknerd oder Spotify-Junkie?

Immer die neusten Songs und keine böse Überraschungen: Mein Spotify-Universum. (Foto: iStock)

Was ist eigentlich aus all den Rocknerds geworden, die die Albträume meiner Jugend bevölkerten? Ich begann gerade meinem ausschliesslich mit klassischer Musik beschallten Elternhaus zu entwachsen und lechzte nach neuer Musik. Zu bekommen war die musikalische Erlösung aber nur im Vinylshop, und der führte nur Rockmusik. Und dort sassen sie. Wie Spinnen im Netz, haarige Typen mit umschatteten Augen und der furchteinflössenden Aura von jemandem, der Vorträge über seltene Bootlegs skurriler Gitarrenbands hält. Lieber schlich ich mich Nachmittage lang am Eingang des Plattenladens vorbei, als den beherzten Griff zur Tür zu wagen, die Türglocke auszulösen und mich vom Röntgenblick des Musikwizards durchleuchten zu lassen. Ich wusste: Meine Tarnung ist durchsichtig und ich sofort als Laie, Greenhorn, blutige Anfängerin durchschaut.  

Heute ist der Typ aus dem Plattenladen nur noch eine Erinnerung und eine Figur in Romanen. Auch sein Jünger, der Musiknerd, ist verschwunden. Das heisst, er ist noch da, aber er ist kein Musiknerd mehr. Früher beugte er sich ganze Nachmittage in der Haltung eines fleischgewordenen Fragezeichens über die begehrten Plattenkisten, vom Ernst der Aufgabe durchdrungen, alles, was mit Gitarren und Rock zu tun hat, besser zu verstehen als alle anderen. Heute ist er der Typ, dessen musikalischer Horizont klar begrenzt ist und etwa im Jahr 2001 eingefroren ist. Er ist der Typ, der sich bei seinen Kumpels über die Freundin beschwert, die sich noch für Musik interessiert. Leider die falsche, im besten Fall Pop, meistens Hip-Hop oder noch schlimmer Trap oder Cloud. Musik, die er verabscheut und auch nicht versteht, aber eigentlich versteht er auch seine eigene Musik nicht mehr. Er kann sich nicht mehr für Bands begeistern, er kann sich nicht mal ihre Namen merken. Die Leidenschaft ist weg, und solange niemand Viagra für Rockleidenschaft erfindet, wird das auch so bleiben.

Männlicher Jagdtrieb und weibliche Tanzlust

Es gibt dafür auch eine Erklärung. Ein Freund erläuterte mir, das habe mit dem männlichen Jagdtrieb zu tun. Angetrieben habe die Rocknerds durchaus die Leidenschaft für die Musik, aber viel mehr noch der Wunsch, die besten Platten zu finden, die beste Sammlung aufzubauen, alle anderen auszustechen, der Primus inter Pares zu sein. Die armen Musiknerds. Wir Mädels wollten doch immer einfach nur tanzen und uns gut fühlen. Und das lieber zu neuer Musik als zu alten Kamellen.

Der Gegenentwurf zum Rocknerd ist der Spotify-Junkie, eine Spezies mit einem markant höheren Frauenanteil. Spotify-Junkies sind die Freundinnen, die ihre Playlisten pflegen und ihre Songs lieben. Wenn sie unverhofft auf einen treffen, der ihrem Ohr schmeichelt, greifen sie zu Shazam und gehen mit dem Song nach Hause. Sie hören sich selig durch das musikalische Universum von Spotify, geführt vom Algorithmus, der einen besser versteht, als es ein Freund je könnte. Es sind die Menschen, die immer neue Musik brauchen und ohne Musik nicht leben möchten. Es ist natürlich auch eine Generationenfrage. Der Spotify-Junkie hätte im Tierreich des Rocknerds keine Woche überlebt. Er wäre verkümmert und verhungert. Vielleicht tröstet das die Rocknerds ein wenig. Aber ich bin froh, leben wir in anderen Zeiten.


Viel cooler konnten die Typen und die Musik 1991 nicht sein. «Give It Away» der Red Hot Chili Peppers (Youtube).

35 Kommentare zu «Rocknerd oder Spotify-Junkie?»

  • Jan sagt:

    Als Rocknerd bin ich sehr froh um Spotify. Denn a) das gigantische CD- Chaos in meinem Auto ist Vergangenheit b)ich muss nicht mehr länger nach Inhalten von leeren CD Hüllen fahnden c) (und wichtigster Punkt): Ich kann auch mal Musik hören, die man als Höhrer von anspruchsvoller Musik nicht hört, mich aber dabei ertappe, dass ich es dann irgendwie auch noch gut finde. Ohne dass jemand in meiner CD Sammlung plötzlich auf eine von David Hasselhoff oder Helene Fischer stösst und mein Ruf als jemand, der dann draus kommt, ruiniert ist. Ich kann dann immer noch 25 mal hintereinander den Tom Sawyer von Rush hören, damit mir nicht plötzlich noch die Andrea Berg als „könnte dich auch noch interessieren“ vorgeschlagen wird.

  • Markus Matter sagt:

    Bitte….nichts geht über eine gepflegte Vinylsammlung abgespielt auf einem TD -124.

    • Ralf Schrader sagt:

      Auf jeden Fall klingt analog produzierte Musik auch nur analog abgespielt gut. Zum Tanzen kann digital verstümmelte Musik ausreichend sein, zum Hören nicht.

      Es braucht aber auch noch die passenden Räumlichkeiten. In kleinen Zimmern oder solchen mit grosser Glasfläche kann man Musik gleich ob digital oder analog eh nicht hören.

      • tina sagt:

        ja lustig. meine musik klingt am besten, wenn das abspielequipment (hust) möglichst schrott ist :). mag sein dass es nur so nach dem soundtrack meiner jugend klingt :))))

  • Marco sagt:

    Bin als Rock und Metal Liebhaber ebenfalls froh um die neuen Medien! Insbesondere Youtube und Facebook etc

    Erstens lerne ich so Bands kennen, die ich in keinem Laden finden würde.
    Zweitens hätte ich sowieso keine Zeit mehr für stundenlange Sessions zum Probehören im Laden.
    Drittens kann ich meine eigene Band kostenfrei weltweit bewerben.
    Viertens erfahre ich schon vor den Releases, dass diese überhaupt stattfinden werden.

    Wenns dann aber soweit ist, kaufe ich noch immer die gute alte CD 😉
    Jedoch online.
    Zugegeben… Dass ich sie dann für unterwegs zu MP3 rippe mag paradox sein, aber meine Sammlung macht halt trotzdem Spass!

    Übrigens geht bei Facebook gerade die Challange „10 Alben, die mich zu dem gemacht haben, der ich bin“ um…
    Könnt ihr das mit Spotify auch? 😉

  • Dominik Kaufmann sagt:

    Von einem Algorithmus „geführt“ zu werden wäre für meinen Geschmack eher eine Beleidigung als eine Wohltat. Aber so ist die schöne neue Welt: nur ja nicht selbständig sein, sondern Befehle von Konzernen mit de-facto-Monopolstellung ausführen. Bzw. Passivität, Überwachung, Infantilisierung statt Aktivität, Selbständigkeit, Mündigkeit.

    • SrdjanM sagt:

      Ob es ein so grosser Unterschied ist, ob man von einem Algorithmus geführt wird, oder vom Musikjournalisten seiner Lieblingszeitschrift, welche sich ja auch meistens streng innerhalb der eigenen Nische bewegen. Nicht selten sind Reviews in Online und Printmedien „gekauft“ um Präsenz zu garantieren.
      Wer gerne Abwechslung hat, über Genregrenzen hinaus neue Musik entdecken will, hat es heute, dank Spotify, Tidal oder Deezer viel einfacher als früher. Und ist dazu noch weniger Manipulationen ausgesetzt.

      • Asta Amman sagt:

        In meinem Spotify-Algorithmus werde ich offenbar als Niederländerin „geführt“ – warum auch immer (okay, ich mag die „Nits“). Das hat mir tatsächlich schon ein paar sehr schöne Vorschläge beschert, auch wenn die Texte nicht leicht verständlich sind. Aber sonst sind meine Playlists doch recht eigenständig. „Deine Top-Tracks 2018“, meine persönliche Best-of-Zusammenfassung, enthält kaum Peinlichkeiten. Das gibt sogar meine Tochter (20) zu.

      • Dominik Kaufmann sagt:

        Warum man weniger Manipulationen ausgesetzt sein soll, wenn man sich vom Streaming-Algorithmus „führen“ lässt, müssten Sie dann noch erklären. Ich spreche ja nicht davon, dass man sich von einem einzigen Musikjournalisten führen lassen soll. Ich will mich von gar niemandem führen lassen, sondern selbständig, unüberwacht und mündig eine eigene Mischung verschiedenster Einflüsse kreieren.
        Im übrigen hatte ich vor Jahren mal einen Spotify-Account eröffnet, wollte diesen dann aber wieder schliessen, nachdem ich erfahren hatte, dass Nutzerdaten an Facebook (und damit an jedermann) weitergegeben werden. Den Account zu schliessen, hat sich dann aber als unmöglich herausgestellt. So wurde dann mein letzter Rest an Vertrauen gegenüber Streaming-Plattformen auch noch zerstört.

  • Hans sagt:

    Ein bisschen gar viele Klischees der Tochter aus gutem Hause…. Sicher, die Mädchen wollten nur tanzen und die Jungs die grösste Sammlung… Lebenszeit vergeudet, wie so oft in dieser Zeitung, aber man hat ja Vorsätze für’s neue Jahr. Einer davon: den Talking Heads nicht länger Lebenszeit schenken!

    • Michael sagt:

      Zeitlich passt mir diese Berichterstattung irgendwie nicht zusammen. Ich bin Bj. ’54 und es war in den glorreichen Siebziger, als ich ebenso um die Plattenläden geschlichen bin. Schaue ich mir Sie aber an liebe Frau Binswanger, zweifel ich stark daran, das Sie auf die 65 zugehen !!

  • Reincarnation of XY sagt:

    Na ja, es gibt noch ein bisschen mehr.
    Es gab schon immer Rocknerds die auch andere Musik gehört haben. Ich z.B.
    Und solche sind dann begeistert von Spotify, weil man da soviel neue Musik kennenlernen kann, wie man es sich früher nicht hatte vorstellen können.
    Es ist ein Paradies und bietet die Möglichkeit neue, wie auch alte Musik neu zu entdecken.
    Ich höre wohl zu 80% Musik aus diesem Jahrtausend und verabscheue diejenigen, die meinen, dass es nur „früher“ gute Musik gab. Das sind konservative, spiessige Langweiler.
    Dass Rocknerds sehr wohl mehr sind, als Ihr Klischee beweist gerade die zeitgenössische Szene, in der man eine unglaubliche Genrevielfalt findet.
    Einziger Wehrmutstropfen: Spotify lässt die Künstler verarmen.

    • Reincarnarnation of XY sagt:

      Und was diesen Satz betrifft:
      „Die armen Musiknerds. Wir Mädels wollten doch immer einfach nur tanzen und uns gut fühlen. “

      Es mag gewisse Frauen schockieren, aber es gibt tatsächlich Männer, die tun nicht alles, nur um Frauen zu beeindrucken. Das ist wahre männliche Autonomie. Die anderen sind heuchlerische Hündchen, die sich beständig verstellen.
      Wenn man es von aussen beobachtet, ist es einfach nur peinlich.

      • Michèle Binswanger sagt:

        Was genau ist Ihnen peinlich? Und wenn Mädchen einfach nur tanzen und sich gut fühlen wollen, sagt das irgendetwas darüber aus, warum die Nerds sich nerdig verhalten?

        • Reincarnation of XY sagt:

          Nein,nein – ich mag Frauen die tanzen. Meine Frau tanzt fürs Leben gern.
          Peinlich sind Männer, die alles tun, nur um Frauen zu beeindrucken. Männer, die sofort auf den Frauen-Gefall-Modus umschalten, sobald eine Frau in der Nähe ist.
          Und peinlich sind auch Frauen, die dann auf solche Männer abfahren und nicht einmal merken, dass die Typen sich nur verstellen.

          Männer, die ihrer Leidenschaft treu sind, ob das nun bei Frauen ankommt oder nicht, haben Charakter, die sind nicht arm.
          Arm wäre nur der Nerd, der sich eine Nerdigkeit zulegt, um Frauen zu beeindrucken und nicht merkt, dass er so voll nicht ankommt.

          Verstehen Sie nun, was ich meine?

          • Michael sagt:

            Wie jetzt peinlich ? Also das war in meiner Jugend Gang und Gäbe – wenn man bei einem Mädel landen wollte, war man zu 49% man selbst und zu 51% so, das man dem Mädel gefiel.
            Und was ist heute ? Auch heute putzt man sich raus, um dem anderen Geschlecht zu gefallen, oder . Da ist nicht peinlich dran ! Und Männer die behaupten, sie bekommen deswegen keine ab, weil sie sich treu bleiben, wollen doch nur von ihren eigenen Problemen mit den anderen Geschlecht ablenken.

          • Reincarnation of XY sagt:

            Schön für Sie, Michael, wenn Sie meinen, dass es normal ist, dass man sich zu 49% verstellt. Für mich ist es dann kein Wunder, wenn man am Ende mit einer Serie von gescheiterten Beziehungen dasteht.
            Männer die sich verstellen, angeln Frauen die sich verstellen und umgekehrt. No thx.

            Nein, ich mag Männer und Frauen, die erst mal den Mut haben, sich selbst zu sein, zu Ihren eigenen Vorlieben zu stehen. Für mich sind nur solche Menschen interessant. Egal ob ihre Leidenschaft Tanzen oder Bücherlesen oder sonst was ist: Hauptsache sie ist ungeheuchelt und echt.
            Für mich sind solche Menschen reich, und diejenigen, die sich verstellen arm.
            Aber Sie dürfen das gerne anders sehen.

  • Anna Meier sagt:

    Es gibt auch weibliche Musiknerds. Ich habe früher selber Stunden im Plattenladen verbracht und heute weiss ich Spotify sehr zu schätzen. Mein Haare waren, und sind es immer noch, ebenfalls lang und meine Augen, dank Kajal und Wimperntusche, umschattet. Ich hatte nie Angst einen Plattenladen zu betreten, meine Interesse an Musik war schlichtwegs zu gross um mich von etwas oder jemanden abhalten zu lassen. Andere Mädels, die einfach nur tanzen und sich gut fühlen wollen und eine Band erst gut finden wenn diese bekannt ist, sollen das machen. Mir sind sie allerdings schon in jungen Jahren auf den Nerv gegangen. Und beim lesen Ihres Artikel habe ich gemerkt, dass sich an dem nichts geändert hat, sie nerven immer noch.

  • Urs Arnold sagt:

    Für mich gehen Spotify und die Plattensammlung eine Synergie ein. Auf Spotify kann ich neue oder unbekannte Alben ohne LImit vorhören. Früher musste man ja im Plattenladen nach einem halbgaren Durchgang entscheiden, ob das Ding nun kaufenswert ist oder nicht. Wenn ich ein Album via Stream wieder und wieder höre, dann kaufe ich es – falls verfügbar – auf Vinyl.

  • Dieter Ammann sagt:

    Dass man die grassierende Oberflächlichkeit und one way- Mentalität im Umgang (nicht nur) mit Musik auch noch bejubeln kann, ist ziemlich….oberflächlich.

  • Robin Keller sagt:

    Gute Recherche, über die Indie-Szene, die die Plattenläden am Leben hält, hinweg geschaut und Plattenläden beschrieben wie sie in Liebesfilmen mit 30 jährigen Teenager vorkommen.
    Als nächstes würde ich gerne ein Text über Bücherein lesen in denen nur Menschen mit dicken Brillengläsern verkehren.

    • Michèle Binswanger sagt:

      Gut Beobachtet, Robin Keller, dass dies ein Recherche-Artikel ist (not), der die Situation der Indie-Plattenläden heute abbilden will (not) und nicht ein Blog übers Älter-Werden (check), in dem man nostalgisch alter Zeiten gedenkt und sich wundert, wie viel sch seither verändert hat. (check)
      Ich kann auch nichts dafür, dass meine Jugend in den 80er dem Klischee entsprochen hat. Soll ich jetzt eine andere Jugend erfinden, um schlecht gelaunte Kommentäter bei Laune zu halten? Mon Dieu…

  • Hans Minder sagt:

    Die Krux ist, dass sich fast alle gerne profilieren. Der Schreiberling produziert raffiniert formulierte Sätze, um den „im Vynil-Laden sich profilierenden Rock-Nerd“ zu denunzieren… und schiebt – weil es sich blendend anbietet – gleichzeitig den „mit seinen Playlisten prahlenden Spotfy-Junky“ mit ins Kreuzfeuer. Und warum? Aus Neid, weil der Schreiberling bei diesen Themen nicht mitzureden weiss und somit eine Zacke in seiner selbsgemachten Krone weniger hell glänzt. Allerdings kann der Schreiberling im Gegenzug elegant klingende Sätze formulieren, was den Rock-Nerd und den Spotfy-Junky in ihrem Neid antreibt, des Schreiberlings Musik-Unkenntnisse mit Hohn zu beleuchten. Ein lebenslanges Treten auf der Stelle ist ist oft eine Folge der Inkompetenz, seinen Neid zu überwinden zu können.

  • Anh Toan sagt:

    Je mehr man sich um etwas bemüht, umso wichtiger wird es einem. Früher hing ich Nachmittage lang im Plattenladen um zu suchen, wofür ich meine begrenzte Mittel ausgebe. Das mit dem Jagdinstinkt ist gut beschrieben: „The chase is better than the kill“: Heute wird es anstrengungslos von Algos geliefert: Was man anstrengungslos im Überfluss bekommt, ist wertlos. Can‘t get no satisfaction.

  • Anh Toan sagt:

    Lustig finde ich, wenn Sie darüber schreiben, die Nerds seien 2001 stehen geblieben, und Fall RHCP von 1991 verlinken.

    Neil Young hatte unrecht (R&R Can Never die) Der R&R starb irgendwann zwischen 1994 (Kurt Cobain) und 2006 (Amy Winehouse),, seither zerfleddern nur noch Geier den Kadaver.

    • Reto König sagt:

      So lange Neil Young noch auf der Bühne steht, ist R&R nicht tot. Zumindest nicht so tot wie Kurt Cobain oder Amy Winehouse (die allerdings erst 2011 verschied).

      • Reincarnation of XY sagt:

        Aber AT – Sie kennen zwar viel, aber nicht genug, um sich darüber ein Urteil zu bilden.
        Sie zitieren nur kommerziell erfolgreiche Mainstreamgrössen, die auch noch von Mainstream Radiostationen gespielt werden. Das beweist: Sie haben den Anschluss an die zeitgenössische Szene längst verloren. Die ist auch 2018 vielfältig und voller Perlen.
        Wer immer auch sagt, der R&R ist tot, liegt falsch. Nicht der R&R ist tot, sondern Ihre Wahrnehmung desselben.

      • Maike sagt:

        R&B lebt. Nur weil wir dank Spotify mit allen möglichen Zusammenstellungen von Töne überlaufen werden, gibt es R&B immer noch. Nur wird er nicht mehr von ein paar wenigen gespielt, sondern von einer Vielzahl kleinerer Interpreten. Wer sucht, der findet Poppa Chubby, Beth Hart, Blues Max, Bon Jovi, Springsteen, ZZ Top, Seasick Steve, Steve’n Seagulls. Naja und die Stones sind auch noch alive ! Rock’n’roll never dies !!

      • Anh Toan sagt:

        Kein Instrument ist ähnlich bezeichnend für R&R wie die E-Gitarre:

        Seit 2008 gingen die Verkäufe um 25% zurück:

        Washington Post: While my guitar gently weeps.

        R&R war zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug, vielleicht noch ein Klavier oder eine Orgel. Heute tanzen die Mädels zum Takt von Maschinen.

        • Reincarnation of XY sagt:

          Was wollen Sie damit sagen AT, dass R&R nicht mehr Mainstream ist? Dass Gitarrenmusik nicht mehr so präsent ist, weil es elektronische Musik gibt?
          Das ändert nichts daran, dass Sie – völlig typisch für ältere Leute – den Zugang zur zeitgenössischen Rock-Szene verloren haben.
          Sie haben die Karrieren von unzähligen Bands gar nicht mitbekommen, die Generationen von neuen Fans haben und z.T. riesige Stadien füllen.
          Der True Spirit of Rock hielt sich noch nie in Clubs, Hitparaden und dem Mainstream auf.
          Und selbstverständlich ist er nicht konservativer Stilbewahrer, sondern stets offen für Neues, während das Individuum dazu neigt mit zunehmendem Alter das Neue geringzuschätzen und das Alte zu glorifizieren.

          • Anh Toàn sagt:

            Ich will damit sagen, dass die Jungs heute nicht mehr davon träumen, Rockstar zu werden, und sich eine E-Gitarre kaufen, sie kaufen 2 Plattenspieler und einen Mixer, weil sie träumen, DJ zu werden.

            Sie neigen dazu – völlig typisch für ältere Leute – zu leugnen, dass sich die Welt verändert, das was ihnen mal wichtig war, an Bedeutung verliert. Sie altmodisch werden.

            Insbesondere in den USA war Rock durchaus mainstream, Sonntagabend Ed Sullivan Show, beste Sendezeit.

  • Ch. Kälin sagt:

    Long live rock and roll
    Bohemien Rhapsody, wahrscheinlich der meistbesuchte Kinofilm 2018 und jetzt immer noch in den Top Ten. Hier sitzen die Rock-Fans. Im Kino, und lauschen den Klängen, die heute so nicht mehr „produziert“ werden. Und es gefällt allen, egal welchen Jahrgangs. Echte Musik für echte Emotionen. Rockmusik kennt keine Nerds, sie inspiriert jeden der gewillt ist zuzuhören.

  • Manfred Stäbler sagt:

    Oh wie herrlich, ich identifiziere mich voll und ganz mit dem zum fleischgewordenen Fragezeichen. Das fehlt mir. Hie und da ergibt sich doch wieder einemal eine Gelegenheit, letztmals in Wiesbaden. Wie habe ich in der Oberstufe ganze Mittwochnachmittage im Plattenladen verbracht, meine Ohren geweidet und die Plattenhüllen bestaunt. Meine beiden Plattenspieler werden rege benutzt. Ich habe auch CD’s und die sind auch im Computer gespeichert für das einfache Musik hören im Sommer draussen mit iPad und Marshall-Boxen.

  • Martin Schori sagt:

    Ich würde mal behaupten, dass es fast keine Musikfans gibt, wohl auch nie gegeben hat. Die meisten erkunden so ein bisschen das Umfeld ihrer Lieblingskünstler, mehr Recherche ist nicht. Selbst bei Spotify ist man ziemlich limitiert, da findet man fast nichts, was bei Bandcamp läuft (oder es wird zumindest nicht vorgeschlagen). Oder von all den „kleinen“ Bands, die keinen Plattenvertrag haben. Das Musikuniversum ist mittlerweile allerdings so riesig, dass selbst richtige Fans die Übersicht verlieren.
    Nerds (Sammler) wird es wohl immer geben; beim Record Collector ist das Publikum altersmässig ja ziemlich divers.
    Der Vergleich mit dem männlichen Jagdtrieb ist natürlich falsch, aber durchaus amüsant. Aber Nerds gegen Spotify-Junkies auszuspielen, ist definitiv nicht der Stand der Dinge.

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