Angriff der Presslufthammer-Wichtel

Auch so verkatert? Szene aus dem Film «The Hangover».

So fühlt sich ein Kater bei mir an: Flauer Magen, unstillbarer Durst, Augenbrennen und vor allem Kopfschmerzen, als ob ein Trupp Wichtel in meinem Schädel mit Presslufthämmern zu Gange ist. Aufstehen ist ein unmöglicher Willensakt, aber Liegenbleiben verlängert das Dahinsiechen. Dieses Dilemma und das damit einhergehende Selbstmitleid münden manchmal auch in Todesfantasien. Zum Glück ist der Spuk gegen Abend jeweils vorbei.

Dachte ich!

Letzthin hatte ich zum ersten Mal einen Kater, der noch am übernächsten Tag nach dem Alkoholkonsum bemerkbar war. Und das trotz des Einsatzes meines Kater-Notfallmittels Ibuprofen. Ich war konsterniert und beschloss, nie mehr etwas zu trinken. Ein Versprechen, das ich nicht würde einhalten können, das war mir von Anfang an klar. Also fragte ich mich, ob es so ist, dass Alkohol-Kater mit dem Alter schlimmer werden, und wo das noch hinführen würde.

Ernüchternd widersprüchlich

Ich recherchierte ein bisschen – und staunte. Eine dänische und eine amerikanische Studie kamen zum eindeutigen Resultat, dass Kater in jungen Jahren schlimmer sind als ab 30. Andere Forscher haben obige Studien allerdings in Zweifel gezogen und darauf hingewiesen, dass Alkohol mithilfe spezieller Enzyme in der Leber abgebaut werden muss. Diese verringern sich mit dem Alter, was den Kater zäher machen soll.

Weiter gibt es eine Studie der englischen Keele University, an der 50’000 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 94 Jahren teilnahmen. Resultat: Menschen in ihren späten Teenager-Jahren und Zwanzigern trinken gleich viel wie solche in ihren 50ern und 60ern. Doch Menschen zwischen 30 und 45 trinken weniger – was dazu führen könnte, dass sie eine geringere Alkoholtoleranz haben und deshalb schlimmere Katersymptome erleben.

Kurz: Die Forschungslage ist ernüchternd widersprüchlich. Zumal noch andere Theorien herumgeistern. Etwa, dass man im mittleren Alter am meisten Stress hat (Kinder oder Karriere-Aufbau), Katerzustände deshalb als besonders peinigend empfunden werden. Handkehrum steigt mit dem Alter normalerweise auch das Einkommen, was einem den Sprung von Pesca Frizz zu Burgunder erlaubt – und die Kopfschmerzen deutlich mindert. Und letztlich könnte es ja auch sein, dass die Kater rückblickend als weniger schlimm eingeschätzt werden, als sie tatsächlich waren, Stichwort «kognitive Verzerrung». Früher, ja früher, war alles besser.

Wie wird man den Brummschädel wieder los?

Letztlich ist der Zusammenhang zwischen Kater und Alter ja auch von sekundärer Bedeutung. Wichtiger ist, wie man den Brummschädel loswird. Aber auch da irritieren die Wissenschaftler mit dubiosen Vorschlägen. Die renommierte amerikanische Mayo-Klinik etwa rät, nur helle Getränke zu konsumieren, weil sie weniger Geschmacksstoffe hätten, welche den Kater intensivieren. Jeder, der schon einmal ein Guinness und einen Grappa hatte, weiss, dass das genau umgekehrt ist. Ebenfalls von der Mayo-Klinik kommt der Tipp, «nicht mehr als zwei kleine Bier (Frauen nur eins)» zu trinken, um einem Kater vorzubeugen.

Dass sich die Dinge mit fortschreitendem Alter mal ins Positive, mal ins Negative wenden, ist mir schon länger bewusst. Aber zwei Bier? Thanks, but no thanks. Dann lieber die Wichtel.

28 Kommentare zu «Angriff der Presslufthammer-Wichtel»

  • Ralf Schrader sagt:

    Noch wichtiger, um keine Kopfschmerzen zu bekommen, ist es, Anglizismen weder zu schreiben, noch zu sprechen oder gar zu lesen. Gegen Missbrauch der Sprache ist Alkoholmissbrauch eine lässige Sünde.

  • Rüdiger sagt:

    Wie bei allen Drogen, wird es auch beim Alkohol nicht besser, punkto runterkommen von den/m Drogen/Rausch. Der einzige Unterschied ist, dass wir diejenigen die Drögelen, Drögeler nennen und diejenigen die Alken, sind die „gmögigä“/lustigen…

    • Geert sagt:

      Humbug. Ich kann mir durchaus einen Kater antrinken, aber ich kann genausogut eine von mir beliebig gewählte Zeit ohne Feierabendbier. Alkohol verursacht (wie auch THC) keinerlei Körperliche Abhängigkeit.

      • Papperlapapi sagt:

        Das ist Humbug! Der kalte Entzug von körperlich abhängigen kann zu Tremor, Schwitzen, epileptischen Entzugsanfällen, Delir führen und ist potentiell lebensgefährlich!

        • Anh Toàn sagt:

          @sportpapi:

          Denke ich in etwas auch, aber hier reden wir von Kater, das ist nicht Entzug: In meiner Jugend ging der Spruch:

          Morgens zittern, weil am Abend vorher gesoffen, ist nicht schlimm. Schlimm ist erst zittern, weil es nichts zu saufen gab.

      • Hans Hasler sagt:

        Sorry. Das stimmt nicht. Alkohol macht bei längerem Pegel-Konsum körperlich abhängig (Überregulierung der NMDA-Rezeptoren – bei Pegeltrinker führt ein Absetzen zu einer Überfunktion der Rezeptoren und damit zu verbundenen Körperlichen Entzugserscheinungen). THC hingegen macht wirklich nicht abhängig.

    • Geert sagt:

      OK, kleine Korrektur: „Alkohol verursacht bei normalem Konsum keinerlei körperliche Abhängigkeit“. Bei „echten“ Drogen führen schon geringe Mengen zu einer Abhängigkeit. Bei „unechten“ Drogen wie Alkohol oder Nutella ist Abhängigkeit eher persönlichkeitsbezogen als substanzbezogen. In Gegensatz zu tatsächlichen Drogen braucht es dazu eine psychische Störung, damit über längere Zeit sehr grosse Mengen eingenommen werden. Und unter diesen Umständen bin ich mir nicht so sicher, ob Blumenkohl bei Pegel-esser bei Entzug nicht dasselbe verursachen würde…

      • Andreas Demeter sagt:

        1. Ist Alkohol sehr wohl eine echte Droge, und nicht mit Nutella zu vergleichen. 2. Verharmlosen Sie hier den Alkoholkonsum. Alkohol macht sowohl psychisch als auch physisch abhängig. Letzteres vor allem dann, wenn man ständig trinkt, also am Morgen erst mal ein Glas Schnaps braucht, um in die Gänge zu kommen (sog. Pegeltrinker). Wenn Sie in so einem Zustand sind und dann einfach mal ein paar Tage nichts trinken sterben Sie einen leidvollen Tod.

  • Remo Halter sagt:

    Wie wäre es denn mit Mass halten? Man kann auch Alkohol trinken ohne Kater.

    • Christian Weiss sagt:

      Und beim Gourmetmenu Kalorien zählen, mit dem Motorrad oder den Skis langsam fahren, beim Bergsteigen im Hügelland bleiben, beim Windsurfen die Uferzone nicht verlassen, beim Sex auf klinische Hygiene achten…
      Kann man alles machen. Bloss, warum sollte man es machen?

  • Christian Weiss sagt:

    Meiner Meinung bzw. Theorie nach, werden die Kater mit über 30 schlimmer, weil die toxikologische Toleranz steigt. Man trinkt doch mit 30 mehr, bis man einen Rausch hat. Bei einem „Neutrinker“ mit 16, 18 reichen 3, 4 Bier für ordentliche Belämmerung. Mit höherem Alter und mehr Gewöhung braucht es mehr Alkohol, um einen Rauschzustand zu erreichen. Entsprechend mehr muss der Körper danach Abbauprodukte verarbeiten.
    Wer häufig mit den gleichen Menschen trinkt, wird auch feststellen, dass die, die weniger Alkohol vertragen und am Vorabend am schnellsten „volllaufen“, am anderen Tag vergleichsweise munter und vital aufstehen. Die hatten nicht nur mehr Zeit, um den Alkohol abzubauen, sie hatten auch weniger Alkohol abzubauen.

    • Robert Hasler sagt:

      Ab 60 werden sie noch schlimmer, die Kater, obwohl man ja eigentlich genug Zeit im Leben gehabt hätte, um die eigenen Grenzen kennen zu lernen. Ach ja, ich hatte letzthin einen gewaltigen, ich dachte ich müsse in den Notfall. Also klüger wird man auch nicht, im Alter. Aber die Genussfreude bleibt, immerhin.

  • adlerauge sagt:

    Der übelste Kater meiner Karriere liegt nun mehr als 20 Jahre her und hat sich auch über zwei Tage erstreckt. Bei diesem einem Mal war wohl eine Kombination aus langsam aber stetigem Trinken mit trotzdem insgesamt epischen Mengen Alkohol dafür verantwortlich. Im zarten Alter von 18 war sonst die Kadenz meist zu hoch, was dazu führte, dass ich den momentanen Überschuss jeweils retour Revue passieren liess, was wiederum dafür sorgte, dass die Leber dann insgesamt nicht mehr gar so viel mehr verarbeiten musste.
    Inzwischen, mit über 40 und wenigstens in Ansätzen weiser, lasse ich bei der Kadenz und der Gesamtmenge ein gewisses Augenmass walten und trinke ganz viel Wasser dazwischen. mMn das beste Rezept gegen Höllenkater. Problematischer ist heute wohl eher der stetige Grundkonsum…

  • Lala sagt:

    Ein richtiger Kater nach Rezept «3 Tage am Festival von 10 Uhr bis ~5 Uhr Morgens eigentlich immer ein Bier (oder stärkeres) in der Hand und dazwischen kurz im Zelt ohne Matte schlafen» dauert seit ich 30 bin gerne mal 3 Tage… Bis ich mich wieder vollständig normal fühle eine Woche. 1-2 mal im Jahr kann man ja bisschen austicken ;).

  • Alfred Cohol sagt:

    Ein halber Liter Wasser am Ende des Gelages schützt vor dem Kater des nächsten Tages.

    Der Abbau des Alkohols führt zu einer Dehydrierung des Körpers und somit zu Kopfschmerzen.

    Es lebe die Wasserkraft.

    • Geert sagt:

      Genau. Genügend Wasser ist das wichtigste. Was auch hilft, ist vor dem Schlafengehen einen Servelat, eine Pfanne voll Speck, oder 2-3 Rühreier vertilgen, das wirkt auch Wunder!

  • D.A.B. Int sagt:

    Ein halber Liter Wasser mit Kochsalz nach dem Gelage wirkt Wunder.
    Im Notfall gibt es auch noch die „Bloody Mary“. Diese hilft bestens bei Kater.

  • Hans Hasler sagt:

    Meiner Erfahrung nach nimmt der Kater mit dem Alter tatsächlich ab. Was aber genau einen Grund hat: Ich weiss jetzt wann ich aufhören muss um zwar stockbesoffen zu sein aber am nächsten Tag trotzdem weitgehend katerfrei.
    Wasser mit Elektrolyten (Sprudeltablette, Salz oder was auch immer) vor dem ins Bett gehen natürlich inklusive. Ohne geht es nunmal nicht.

  • Jacques sagt:

    Vorbeugend gegen schlimme Kater wirkt immer, eine gewisse Alkoholtoleranz über das gesamte Lebensalter aufzubauen. (Wie Circuit-Training). Das stärkt auch die Leber. Organe, welche zu wenig tun müssen, – verkümmern. Siehe auch Muskeln, Sehnen, u.a.. – Beachten muss man allerdings immer das Gesetz des Paracelsus: Allzuviel (aufs Mal) ist ungesund. – Ergibt durch die Menge eine gewisse Giftwirkung. Also ein Fl. Whisky nicht überschreiten, und dazu etwas Alkoholfreies. – Genug Flüssigkeit hilft dem Alkoholabbau und der Leber. der Niere/ Blase ebenso. Santé!
    (Alka-Selzer, also ASS wirkt auch gut; zusammen mit Berocca; Vit.-B Komplex mit essentiellen Mineralsalzen, Spurenelementen).

  • Leo sagt:

    Ich finde Kater sowas von unangenehm, weshalb ich vor sicher 20 Jahren beschlossen habe, an Feiern nur noch sehr moderat zu trinken (1-2 Gläser Wein).
    Somit habe ich keinen Kater mehr und amüsiere mich trotzdem.

  • K. Hauser sagt:

    Kommt nicht gut, wenn Sie jetzt schon einen Alters- Kater zu verspüren meinen.
    Schämen Siie sich!

  • Reincarntion of XY sagt:

    Nein, jetzt aber. Ich finde mit den Jahren, sollte auch der Verstand wachsen.
    Soviel saufen, dass man zwei Tage verkatert ist? Kann ich mir nicht vorstellen.
    Kann man noch so betrunken sein wollen?
    Absoluter Kontrollverlust, Realitätsflucht?
    Falls das nicht Ihr Ziel ist, machen Sie definitiv etwas falsch, wenn sie total verkatert sind.
    Regel Nummer 1 – Wasser trinken. Immer wieder ein Glas Wasser.
    Wenn ich am nächsten Tag Kopfweh habe, dann liegt das immer daran, dass ich vergass genügend Wasser zu trinken. (Passiert v.a. beim Bier trinken.)
    Und das wars eigentlich schon. Gehört dazu, dass man ein Körpergefühl entwickelt. Dann merkt man auch, dass man gewisse Getränke besser verträgt, als andere.

    • adam gretener sagt:

      Einfach mal gehen lassen in einer Runde von Freunden. Oder wenn man sich mit dem Bruder gerade so genial unterhält, letzte Sommertage und man macht dann eben doch noch eine zweite Flasche Wein auf.

      Kennen Sie das nicht?

  • Klaus Hählen sagt:

    Trinkt die Katze abends
    drei, vier, fünf Glas Bier,
    dann kriegt sie einen Kater,
    das weiss das kluge Tier…
    🙂
    Joachim Ringelnatz, irgrendwann in den 20ern im letzten Jahrhundert

  • adam gretener sagt:

    Konterbier und dann eine halbe Stunde schwimmen gehen, anschiessend Bouillon.

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