Und wenn der Tod das Schönste ist?

Ob gefürchtet oder gefeiert, der Tod bleibt uns ein Rätsel: Szene aus «Spectre». (Foto: Columbia Pictures Company)
Was wird von uns bleiben, wenn wir nicht mehr da sind? Ich habe keine Ahnung. Und der Gedanke an meinen eigenen Tod schreckt mich weniger als die Vorstellung, ernsthaft zu erkranken oder miterleben zu müssen, wie meine Liebsten sterben. Ein Gedanke, mit dem ich mich lieber nicht allzu sehr beschäftige.
Es ist eine unabwendbare Erfahrung. Figuren, mit denen man aufgewachsen ist, sterben, Freunde sterben, Eltern sterben und manchmal sterben deren Kinder. Der Mensch kann den Tod nicht verstehen. Es ist immer ein Schock, unbegreiflich. Die Tatsache, dass eine Person, die existierte, nun plötzlich nicht mehr da ist. Wenn ihr Energiefeld schwindet und sie nur noch im Andenken weiterlebt, in der Liebe, die wir empfunden haben, oder aber dem Hass, in den Erinnerungen und im tiefen Gefühl des Verlusts. Und jeder Tod, dem wir begegnen, weckt wieder den eigenen Schmerz. Wir trauern um alle, die wir schon verloren haben. Wir trauern vielleicht auch um uns selbst.
Deshalb sind wir alle ein bisschen traurig. Immer
Zum Beispiel ein Bekannter von mir, dessen 19-jährige Tochter einer schweren Krankheit erlag. Ich habe sie zuletzt als Dreijährige gesehen und mit ihm habe ich auch kaum Kontakt. Trotzdem traf mich die Nachricht, ich rief Freunde an, wir redeten über ihn und trauerten um das Kind, das wir beide kaum gekannt hatten. Wenn geliebte Menschen sterben, lassen sie Licht und Schatten zurück. Wer selbst schon einen geliebten Menschen verloren hat, trägt diese Traurigkeit in sich. Sie verändert sich mit den Jahren. Der akute Schmerz nimmt ab, vernarbt, aber die Narbe bleibt. Sie wird ein Teil der eigenen Persönlichkeit. Und sie hallt wider in der Trauer der anderen.
Neulich stiess ich in einer Serie auf einen tollen Satz. Eine Sterbliche versucht, einem Unsterblichen zu erklären, was es heisst, ein Mensch zu sein. «Jeder Mensch ist sich der Sterblichkeit bewusst. Deshalb… sind wir alle ein bisschen traurig. Also immer. Und wenn man versucht, die Traurigkeit zu ignorieren, sickert sie trotzdem irgendwo raus.» Das trifft die conditio humana ziemlich gut. Nur dass der Mensch nicht nur mit seiner eigenen, sondern auch mit der Sterblichkeit der anderen fertig werden muss.
Der Tod überfordert uns alle
Der Tod überfordert alle. Besonders aber jene, die ihm noch nie privat begegnet sind, die noch nie einen geliebten Menschen verloren haben und oft nicht wissen, wie sie mit dem Schmerz Trauernder umgehen sollen. Das erzählen viele, denen der Tod eines geliebten Menschen widerfahren ist. Man weiss nicht, wie reagieren, man zeigt Anteilnahme und geht dann schnell zur Tagesordnung über. Man scheut das Thema, aus Angst, nicht richtig zu reagieren. Das Falsche zu sagen, in einer Wunde zu stochern. Manche wenden sich aus diesem Grund auch ab.
Doch lieber sollte man sich hinwenden, fragen, seine Anteilnahme anbieten. Natürlich ist man hilflos, aber die Betroffenen sind es auch – und wenn sie darüber sprechen, sind sie nicht allein mit ihrem Schmerz. Wenn wir mit ihnen trauern, trauern sie auch mit uns. Vielleicht ist es einfacher, wenn man es selber einmal erlebt hat. So wie es einfacher ist, die überwältigende Liebe und das Glück zu verstehen, wenn man Kinder bekommt. Aber es ist keine Voraussetzung.
Was für eine Frage, dachte ich…
Und dann erinnere ich mich immer gern an dieses Gespräch mit meinem damals vierjährigen Sohn. Er fragte mich: «Wenn du wählen könntest, was würdest du lieber. Das Schönste auf der ganzen Welt erleben – oder sterben?» Was für eine Frage, dachte ich. «Ich würde lieber das Schönste auf der ganzen Welt erleben», sagte ich. Er dachte eine Weile nach und erwiderte dann: Und was, wenn Sterben das Schönste ist, was man auf dieser Welt erleben kann?
Diese Frage wird sich irgendwann für jeden klären. Bis dahin möchte ich aber noch viele andere schöne Sachen erleben.
45 Kommentare zu «Und wenn der Tod das Schönste ist?»
Danke für das Aufgreifen dieses überwältigenden Themas. Eindrücklich der Schluss mit diesen Fragen und Antworten dieses 4-jährigen Knirpses.
Der Tod ist völlig überbewertet. Er tritt jeden, ganz sicher und das schon seit ewigen Zeiten. Alles über den Tod Gesagte trifft doch auch auf Leute zu, die wir aus den Augen verloren haben oder mit denen wir gebrochen haben (was ja eigentlich dasselbe ist, denn andernfalls verliert man sich nicht aus den Augen). Wer etwas zu sehr in der Vergangenheit und den (verfälschten Erinnerungen daran) lebt, der dürfte vermutlich auch sonst mit dem tatsächlich stattfindenden Leben so seine Probleme haben. Da wird dann lieber über Leute getrauert, die man gar nicht kannte – vermutlich weil man sonst nichts besseres zu tun hat und der mensch halt auch mal trauern muss, egal um was. Anstatt sich mit den relevanten Entscheidungen für’s eigene Leben zu befassen.
wie negativ !
Schlechtes Beispiel mit den Leuten, die wir aus den Augen verloren haben. Hier besteht immer noch die Chance wieder Kontakt aufzunehmen und Zerbrochenes versuchen zu kitten. Was natürlich für Verstorbene nicht stimmt.
Ich glaube, Sie haben selbst, wie wir fast alle, Angst vor dem Endgültigen, darum geben sich hier so abgeklärt und unberührt.
Hinter dem Wortschwall guckt ihre Angst vor dem Tod hervor.
„Der Tod ist völlig überbewertet.“ Unsinn, er ist vielleicht das einzig entscheidende. Jeanne Hersch bemerkte : Der Tod ist das grösste Geheimnis. Überbewertend?
Der Tod wurde in unserer (post-)modernen Gesellschaft wie alles andere privatisiert, so dass das Wissen um ihn aus dem öffentlichen Bewusstsein weitgehend verschwunden ist – mit all seinen Konsequenzen. Ja, woo käme die Konsumgesellschaft denn hin, wenn jeder seiner Endlichkeit voll bewusst würde?! Nicht auszudenken, was mit unserem Wirtschaftssystem geschähe, wenn jeder und jede sich bewusst auf seine Endlichkeit hin entwerfen würde! (…)
Im Ernst: Mag das Wissen um den eignen Tod auch wenig wirtschaftförderlich sein; existentiell ist es dies um so mehr – auch wenn ich bezweifle, dass das Sterben an sich (also der Weg dorthin) schön sein kann. Denn wer je der Agonie eines moribunden Menschen beigewohnt hat, wird mir sicher beipflichten, dass der Körper alles andere als gerne stirbt.
Natürlich stirbt der Körper ungern – aber was genau tut der denn eigentlich gerne? Morgens aufstehen? Krampfen und schuften? Interessant finde ich vor allem, wie anpassunhsfähig der Körper ist. Egal ob Hitze, Kälte, Hunger, Krankheit usw. Ohnehin zerfällt (stirbt) der Körper nach stürmischer Aufbauphase ja über mehrere Jahrzehnte, bevor er wirklich tot ist. Nur die Psyche kann da nicht immer mit – vermutlich ist die aber auch eine einfache Körperfunktion, welche sich den Zerfall durch allerlei Phantasien schönzureden vermag und damit den Tod noch etwas herauszögert. Immerhin erfährt doch jeder von uns jeden Tag, wie das Sterben wirklich ist (auch wenn es den meisten gar nie klarwird). Leben und Sterben ist nämlich genau dasselbe.
Bravo.
Was mein Körper gerne tut ? Eine ganze Menge – Golf spielen, tauchen, Fahrrad fahren, etwas leckeres essen, etwas kochen, mit meiner Frau schlafen, meine Kinder ansehen, ein tolles Lied hören, meine Katze streicheln, mit meinem Bruder telefonieren, einen Sonnenuntergang ansehen, in Sylt in einem Strandkorb sitzen und die Füsse in den Sand stecken, in Venedig einen Espresso trinken, in München eine Weisswurst zuzzeln und in Paris ein petite de’jeuner geniessen. Sterben beendet das Leben – ist also weder dasselbe noch dasgleich !
Chapeau
das was bleibt ist doch v.a. das geistige Erbe, z.B. dass jemand immer grosszügig erhellende Gedanken vermittelt hat
der tod ist das, was wir alle nach dem leben verdienen. und das ist doch gut so.
Der Tod. Ein gutes Buisness. ⚰️
Heutzutage sterben die meisten Leute im Spital mit einer kontinuierlich ansteigenden Dosis an Morphium.
Langsam und sanft abrutschen in das Land der Träume, dem Tod.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Goethe
Beste Grüsse
O.R.
Alles hat seine Zeit. Leben hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.
Schlimm ist für mich wenn Kinder sehr früh sterben müssen.
Unsere Tochter ist im Kindesalter rückwärts von einer Rutschbahnstiege auf den
Kopf gefallen. Sie war damals zur Abklärung und Beobachtung im Kinderspital.
Bei unseren Besuchen lernten wir einen Buben kennen mit Krebs der dann gestorben ist. Das geht nahe. Die Tochter wurde uns ein 2. Mal geschenkt.
Im Winter waren wir mal am Sihlsee . Vereist war er aber nicht abgesperrt.
Wir gingen aufs Eis, die Tochter wirbelte davon und plötzlich brach sie ein.
Sie konnte sich noch selber befreien war aber plotschnass.
Das ging auch sehr nahe gross der Schock und die Dankbarkeit. dass alles gut ging.
Ich bin es tätsächlich – immer ein bisschen traurig! Selbst wenn ich fröhlich bin, schwingt etwas Traurigkeit mit. Seit ca. dreissig Jahren, seit mich zum ersten Mal im Alter von ca. dreissig Jahren die Erkenntnis heimgesucht hat, dass alles endlich ist. Und dass das Zu-Ende-Gehen bisweilen lange dauern und grauenhaft sein kann, verstärkt mein Unbehagen fühlbar. Nein, mit dem Tod habe ich mich überhaupt nicht anfreunden können bisher. Andererseits: Die Tante meiner Frau will nun sterben und wird es auch tun (via Exit) – dabei ist sie stets gut gelaunt, stets dankbar, klagt nie, lästert nie über andere, trifft sich weiterhin mit ihren Freundinnen, obwohl sie weiss, dass sie im September gehen wird: Weil sie nicht von anderen abhängig werden möchte. Hut ab!
Ach was, Hut ab. Den teuren Suizid auswärts bei Exit. Ist etwas für phantasielose Enthusiasten.
Sterbewillige besorgen etwas Morphium beim Arzt und erwarten zu Hause ohne weitere Flüssigkeit und Trinken zu sich zu nehmen den Tod in kurzer Zeit.
Die Menschheit wird die Angst vor dem Tod nie überwinden. Religionen wurden allein wegen dieser Angst mächtig. Der technische Fortschritt wird es richten und das Sterben an sich überlisten. Es braucht nur einen geeigneten Datenträger, um die Seele zu speichern bzw. sichern. Dann hält man das Gehirn am Leben und macht regelmässig Backups. Geht es kaputt, bekommt man ein neues und beschreibt es mit den zwischengespeicherten Daten. Bald sind wir näher verwandt mit Computern, als mit Affen.
Das ist, gelinde gesagt, etwas realitätsfremd. Mit der heutigen Technik ist noch nicht mal eine rudimentäre Simulation eines Gehirns möglich, geschweige denn die Erzeugung von so etwas wie Bewusstsein – und alle bisherigen Ansätze dazu haben sich als Sackgasse erwiesen. Kommt hinzu: Selbst im unwahrscheinlichen Fall dass man effektiv das geistige Ich irgendwie auf ein digitales System kopieren könnte, wäre das nichts mehr als genau das: eine Kopie. Als Original hätte man nichts davon und müsste trotzdem das eigene Sterben ertragen. Ob einem dabei das Wissen hilft, dass irgendwo eine digitale Kopie von einem herumgeistert, bezweifle ich eher. Die Vorstellung ist genau so undurchdachter SciFi-Quatsch wie die Idee, dass man über das Klonen unsterblich werden könnte.
Alles Leben beruht auf Naturwissenschaft. Und jedes atomare Teilchen, jede Situation und jeder Zusammenhang in der Naturwissenschaft – lässt sich früher oder später entschlüsseln, simulieren und herstellen bzw. reproduzieren. SciFi-Quatsch gibt es daher nicht (ausgenommen, das Leben beruht nicht auf physikalischen Grundsätzen, sondern irgendeiner Schöpfungslehre). Nur weil wir heute etwas nicht verstehen oder können, ist es nicht unmöglich.
Ja, der Tod ist wirklich sehr privat, weil ja jeder seinen eigenen Tod stirbt. Ich beschäftige mich intensiv mit dem Sterben. Die Angst ist dadurch kleiner geworden, obwohl Respekt habe ich alleweil. Wenn es mir gesundheitlich sehr schlecht geht beruige ich mich damit, dass ich bei meinem eigenen Sterben gar nicht dabei sein werde, so wie ich Nacht für Nacht nicht genau weiss wann genau ich eingeschlafen bin. Es geschieht einfach. Wahrscheinlich ist Vertrauen alles. Ihr Sohn hat das erkannt.
Eine denkwürdige Bemerkung für einen 4-jährigen – es gibt Menschen, die von Anfang an nicht wirklich glücklich sind, geboren zu sein.
Könnte sein, dass dieses Kind dazu gehört.
Der Tod ist nicht das Schönste, er ist das Beste:
Wären wir unsterblich, oder anders gesagt, müssten wir ewig leben, würden wir unsere gesamten Anstrengungen darauf richten, dies zu ändern, sterben zu können.
Oder anders gesagt: Das Leben ist nur lebenswert, weil es endlich ist. Ökonomisch ausgedrückt ist Unsterblichkeit ein Angebot an Leben in unendlicher Menge, und nur was knapp ist, hat Wert.
Traurigkeit über oder Angst vor dem eigenen Tod ist eigentlich solche vor dem Leben.
Schlimm ist der Tod für uns, wenn er unsere Ordnung stört, unter wenn Kinder vor ihren Eltern sterben passt fast alles.
Das ist sehr schön formuliert – aber auch sehr abstrakt. Ihre Erkenntnis mag richtig sein, mir und wohl auch vielen anderen ist sie aber so nützlich wie eine Moleküle auf dem Mars. Unsere Traurigkeit oder Angst wird sie NICHT vertreiben. Ich meine: Sagen Sie es einem, der im Sterben liegt, dass das Leben nur deshalb lebenswert ist, weil es endlich ist! Ich denke, er würde Sie am liebsten aus dem Zimmer jagen …
Das Bild aus spectre zum Text ist vom „Dias des muertos“ dem Fest zum Tag der Toten in Mexiko: „Der Tag der Toten ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten.“ weiss Wiki. Auch der alemannische Karneval oder der von Venedig nimmt humoristisch Bezug zum Tod, macht ihn klein und stellt ihn dar, als was er ist: (unverzichtbarer) Teil des Lebens.
Selbst wenn das Sterben nämlich das Schönste ist, dann wäre trotzdem Ihre Antwort richtig gewesen. Sie hätten ja so oder so das Schönste erlebt, auch wenns das Sterben wäre. Nichtsdestotrotz musste ich mir bitz was Nasses ausm Augenwinkel wischen. Und lange drüber nachgrübeln. Die Erkenntnisse aus dem Tod scheinen mir jedesmal so wahnsinnig banal, dabei berühren sie uns am Unmittelbarsten, und die Umsetzung der Weisheiten ist so furchtbar zäh. Lebe den Moment, lebe im Jetzt. Ich kann das tatsächlich schon viel besser als früher. Übrigens wohl wegen der Kinder. Dafür hab ich gleichzeitig ziemlich übel FOMO, weil ich doch gerade die körperlichen Dinge so liebe, die den Tod für eine Weile überlisten: Speedminton spielen mitm Sohn [bis er nölt], tanzen, skifahren, Sex in Sommernächten.
Friedrich Dürrenmatt: Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das weiß, daß es sterben wird. Die Verdrängung dieses Wissens ist das einzige Drama des Menschen.
Ich verdränge diese Erkenntnis überhaupt nicht – im Gegenteil. Das Drama bleibt trotzdem Bestandteil meines Lebens. Das heisst: Für einmal muss ich Dürrenmatt widersprechen …
Ich sage es, wie es einer auch schon sagte;
Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich möchte nur nicht dabei sein
wenn es passiert. !?
Der eine war Woody Allen. Aber wer weiss, wo er das her hatte.
Durch ‚Lebens‘-Umstaende, war ich waehrend Jahren auf dem ‚Friedhof‘ taetig.
Auch in der Aufbahrung (wenn draussen Stein und Bein gefroren…). Anwesend bei Exumierungen. Selber ueber zwei Dutzend Graeber von Hand geschaufelt
(Knochenhandwerk; das ’schmackige‘ Erdreich in zwei Metern Tiefe…).
“Der Tod ist die Ruhe des Wanderers – er ist das Ende aller Muehsal“.
Und Ausblick :
„… herrlicher und freier wandle, mein Geist ins unbekannte Land -“
(auf dem Epitaph Friedrich Hoelderlin’s) —-
Nur der körper stirbt, nicht die Seele welche unsterblich ist. Sie geht nachher in eine andere Dimension.
Das kann man glauben oder nicht. Ich glaube dann aber eher, dass sich einige „Seelen“ (was immer das sein soll) sich den Lebtag ihres Körper lang in einer „anderen Dimension“ befunden haben.
Bei der Bestattung meines Vaters werde ich einen Satz aus dem Trauergottesdienst niemals vergessen:
„Er ist nun frei, frei von den vom Menschen selbst geschaffenen Zwängen und Einschränkungen“
Genau so ist es, der Mensch hat sich zwar von den Zwängen der Natur etwas freier gemacht und gleich mit der Erfindung des Geldes, welchem er sich in dem westlichen kapitalistischen System von Kindesbeinen an bis ins Grab gefälligst zu widmen hat wieder neue Zwänge und teilweise je nach Einkommen auch Einschränkungen selbst geschaffen. Ebenso mit Gesetzen, Verhaltensregeln, Religionen, Irrglauben, Höflichkeitsformeln, Diplomatie. Viele wünschten sich in ihren letzten Lebensstunden, dass sie mehr Zeit gehabt hätten, dass sie mehr ihren Gefühlen gefolgt wären und diese mehr gezeigt hätten.
Nach dem Tod kommt das Gericht. Dann stehen wir vor unserem Schöpfer und empfangen unser Urteil. Darum fürchten wir den Tod und verdrängen ihn.
Deshalb, klug ist, wer Vorkehrungen trifft. Damit er nicht empfange, was ihm zusteht, sondern Gnade.
Und dies ist jedem bewusst, der dies liest. Deshalb tue Busse, denn morgen könnte zu spät sein.
Für mich als Atheist ist sterben ziemlich Mist, dann ist nämlich alles vorbei und die nächste schöne Sache muss jemand Anderes erfahren.Deshalb habe ich soviel Spass wie mir möglich ist, bis dahin. Ich war schon mehrmals nahe am Tod, und einen Tunnel oder ein Licht an dessen ende habe ich nicht gesehen. Nur schwarz. Out of Body- erfahrungen hatte ich nur beim träumen.
Ist man bei der Geburt dabei? Ja – zuerst im Fruchtwasser – dann die Geburt. Was ist auf der „andern Seite“, gefährlich oder schön?
Nun – gibt es eine Parallele zum Tod?
Was ist auf der „andern Seite“ nach dem Sterben? Ist es gefährlich oder schön?
Dann stirbt man, kommt auf die „andere Seite“ des Lebensflusses.
Und siehe da – eine wunderbare Herrlichkeit – unvorstellbar!
Erst wenn ich bereit bin zu sterben, kann ich zu 100% leben. Ansonsten steht die Angst zwischen mir und dem Leben. Ich habe es nicht eilig, aber ich freue mich auf das was nachher kommt.
Gläubige Menschen haben Angst vor der Hölle, spirituelle Menschen waren dort.
Danke für diesen Blog. Die Kommentare sind auch sehr tiefgründig. Ich arbeite seit 25 Jahren in Pflegeheimen. Der Tod ist ein ständiger Begleiter, immer intensiv für den Mensch der am Gehen ist, Angehörige und auch fürs Team. Manche sterben nach langer Krankheit und freuen sich, manche haben Angst, manche merken es nicht wegen der Demenz. Die meisten Angehörigen ertragen es nicht die eigenen Eltern dement zu sehen. Auch sind Beziehungen oft nicht so schön, wie man immer glaubt. Familien verbinden viele Themen, alte Verletzungen. Verzeihen hilft, ist aber schwer. Romantisch ist der Tod nur in „jungen“ Jahren, wenn man sich das Alter nicht vorstellen kann.
„Der Tod ist eine geniale Erfindung. Er ermöglicht Neues.“ Steve Jobs
War zuletzt in der Schweiz-Basel?
Wenn es uns selber betrifft, ist das Leben ein todsicheres Spiel und danach sind wir weg. Was aber mit denjenigen die zurückbleiben und damit fertig werden müssen nun alleine weiter gehen zu müssen. Diese Personen sind mit den eloquenten «Unsterblichen» oder den unzähligen Überforderten konfrontiert. Im privaten ist es möglich diesen Personen aus dem Weg zu gehen, die mit so einer Situation nicht umgehen können, doch in der Arbeitswelt leider nur sehr schlecht. Mir ist dies als Witwer in den letzten 2 Jahren widerfahren und deshalb habe ich mich sehr eingesetzt um für die Unternehmung (rund 3’000 Mitarbeitende) ein internes Merkblatt zu erstellen wie die Mitarbeitenden mit Tod & Trauer am Arbeitsplatz umgehen können um den Hinterbliebenen die Steine etwas aus dem Weg zu räumen.
@Michèle Binswanger
Herzlichen Dank das Sie dieses Thema aufgreifen und so offen darüber schreiben und Empfehlungen aussprechen. Ich kann ihnen das erarbeitete Merkblatt gerne zukommen lassen, bräuchte einfach ihren Kontakt. Ich hätte sonst noch so ein heikles Thema womit die Gesellschaft nicht umzugehen weiss.
Das ist sehr gut geschrieben. Vielen Dank für ein grosses Thema in wenigen Sätzen integriert.
Liebe Michèle Binswanger
ich gratuliere Ihnen zu diesem wunderschön und treffend geschriebenen Text. Als Theologin einer katholischen Pfarrei in Zürich treffe ich oft Trauernde, unter anderem rund um Beerdigungen. Ich kann Ihnen in Ihren Überlegungen und Empfindungen auch als Betroffene nur zustimmen.
Danke für diesen schönen Beitrag.