Ich trage Shorts, solange es mir passt
Meine Mutter trug bis über 80 oft kurze Kleidchen oder Shorts. Stolz pflegte sie zu sagen: «Ich darf meine Beine schliesslich zeigen.» Stolz war sie auch auf ihre langen, schönen Haare, die sie meist zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Auch geflirtet hat sie gern. Zuletzt mit einem hübschen Arzt im Spital, etwa 2 Tage bevor sie starb.
Mutter liess sich vom körperlichen Zerfall keine Grenzen setzen. Zugegeben, sie hat mich manchmal genervt. Aber sie ist bis heute mein Vorbild, vor allem wegen ihres natürlichen Umgangs mit ihrem Körper. Sie ignorierte graue Haare, schminkte sich nicht, aber passte auf, dass sie ja kein Kilo zunahm. In dieser Hinsicht ist sie mein Vorbild.
Ich weiss, es ist eine Alterserscheinung, sich über die heutige Welt zu enervieren. Aber mir graut, wenn ich sehe, wie viel über Diäten, Ernährung und weibliche Körper geschrieben wird. Da klagt eine 30-Jährige, sie sei zu alt zum «Daten». Feministinnen fordern dazu auf, mit dem «Body Shaming» aufzuhören und Übergewicht und Schwangerschaftsstreifen schön zu finden. Bücher zu diesen Themen boomen. Wäre ich Königin, ich würde die Verbrennung derartiger Literatur anordnen!
Essen, trinken, schlafen
Solange noch Ratgeber über Schönheit und Schlanksein erscheinen, ist es mit der Emanzipation nicht weit her. Es bewirkt nichts, wenn einige Frauen in Sack und Asche herumlaufen und demonstrativ Achselhaare und pelzige Beine herzeigen. In der Hippiezeit machte ich das zwar auch. Und früher, vor etwa 45 Jahren, hab ich mich auch geschminkt, was das Zeug hält. Jetzt, mit bald 64, bewege ich mich entspannt irgendwo in der Mitte, bin bei mir und nehme mich nicht zu ernst.
Machen wir uns nichts vor: Ab 60 lässt die dünne Haut an den Beinen Adern durchschimmern und schrumpelt; an den Händen und am Körper spriessen Altersflecken wie Pilze; die Haare sind grau; das kleine bisschen Fettreserve konzentriert sich auf den Bauch. Das alles registriere ich zwar, aber ich mag mich, wie ich bin, halte es so wie meine Mutter. Und wie sie trage ich Shorts, die Haare lang und achte darauf, dass ich schlank bleibe. Dafür braucht es weder Bücher noch Diäten, sondern das, was berühmte Schauspielerinnen propagieren: ausgewogenes Essen, viel Wasser, viel Schlaf, viel Bewegung, wenig Alkohol.
Und weil das alles so schrecklich gesund ist, brauche ich ab und zu ein Glas Wein, ein Bier oder Schokolade und natürlich die drei L: Liebe, Lust und Lachen.
40 Kommentare zu «Ich trage Shorts, solange es mir passt»
Es freut mich, dass es der Autorin einfach fällt, schlank zu bleiben und dass sie mit ihrem Körper zufrieden ist. Sie hat offensichtlich Glück gehabt.
Und jetzt?
Gilt leider nicht für alle. Die, die es einfach haben, haben einfach zu reden.
Das hab ich mir auch gedacht. Der Text strotzt vor Inkonsequenz. Was will die Autorin denn nun damit sagen? Propagiert sie Freiheit von aller Ideologie (Bücherverbrennung!) oder sollen wir alle (oder zumindest die Frauen) zwar selbstbestimmt aber doch genau darauf achten gesund und schlank zu bleiben?
Genau. „Ich darf meine Beine zeigen, weil ich schlank bin“. Dies ist, etwas verkürzt zitiert, ihre Aussage. Damit bedient sie sämtliche Fat Shaming Klischees in einem Satz. Und damit sich die Dicken auch ja noch fauler, undisziplinierter und noch schuldiger (victim blaming) fühlen, setzt sie noch oben drauf, wie einfach es doch sei, das Gewicht zu halten. Für jemanden, der schlank ist, vielleicht. Oder auch nicht. Aber Dicke sollen sich dann doch lieber verhüllen, oder, wenn sie es mit dem bisschen ausgewogenem Essen nicht auf die Reihe kriegen. Es ist ja so einfach…
Reflektiertes texten geht anders.
Dann sind diese Frauen und auch Männer halt ein bisschen Dicker… Und jetzt?
Richtig Fettleibig „muss“ so gut wie niemand sein und das hat bei fast allen auch herzlich wenig mit Glück/Genen oder was auch immer zu tun.
Tatsächlich? Meinen Sie wirklich, es sei der freie Wille, welcher die einen ins Übergewicht und die anderen ins Schlanksein führt?
Erstaunlich, wie Anorexie oder Bulimie selbstverständlich als Krankheiten/Essstörungen anerkannt sind, Adipositas aber nachwievor als persönliches Versagen der Betroffenen stigmatisiert wird.
Unseren Liebsten bleiben weder Altersflecken noch Falten in Erinnerung. Sondern Lachen und Liebe.
Und die wunderschönen Lachfalten meines Vaters! Wie es aussieht, kriege ich die auch. Juhuii!!
jetzt widersprechen Sie sich selbst. Falten bleiben nicht in Erinnerung, aber die Lachfalten Ihres Vaters erwähnen Sie als Erstes. Was denn nun?
Lia, was meinen Sie denn, woher die Lachfalten von Maries Vater kommen…? 😉
Lesen Sie doch nochmal aufmerksam Maries Kommentar.
Marie, ich freue mich für Sie und mag Ihnen die schöne Erinnerung von Herzen gönnen.
@marie: Klingt so, wie wenn man nachts allein durch den Wald gehen müsste und dabei pfeift…..
@marie: Klingt beinahe so, wie wenn jemand nachts allein durch den Wald geht und dabei pfeift, obwohl er/sie sich vor Angst fast in die Hosen macht.
Danke für diesen Beitrag, er spricht mir aus dem Herzen. Genau so empfinde ich das auch. Es gibt um 60 wirklich nichts zu leugnen, doch etwas Disziplin, Achtsamkeit und innere Zuwendung bewirken eine neue dynamische Energie, wo ich einfach mich selbst sein kann und darf.
Welch „aufstellender“ Kommentar zur „Altersfrage“, stimme der Autorin voll und ganz zu. Und dass heute die Sonne scheint ist eine stimmige Dreingabe.
Finde ich auch! Bin 74, habe bis 69 in der Forschung gearbeitet, viel Velogefahren und vor allem selten Zeit für Café Besuche mit Kuchen gehabt. Figur? Nach einer Polio als Kind, waren meine Beine nicht symmetrisch, aber was soll’s? Minijupes waren toll. Finde viele Frauen hängen sich an Details, anstatt sich an kleinen Dingen zu freuen. Meine weißen Haare sind wieder meine Kindheitserinnerungen, Farben kann man sonst ins Leben bringen.
Alles klar: Dicke sind dick, weil sie zuviel Zeit in Cafés mit Kuchen verbringen. Offensichtlich sind auch ex Forscherinnen nicht vor Vorurteilen gefeit. Wissenschaftlich ist das nicht…
Es grüsst eine Wissenschaftlerin, die bereits vor dem Studium gewusst hat, dass es keine einfachen Antworten auf so etwas differenziertes wie den Menschen, seinen Körper und seine Seele gibt.
Im allgemeinen wird man dick, weil man sich mehr Kalorien zufuehrt als man verbrennt. Wenn man Pech hat, gehoert man zu denen fuer die dieser Satz keine Gueltigkeit hat.
verlogen, gute Frau, zu propagieren, es sei mit der Emanzipation nicht weit her, solange der Fokus auf dem schlanken Erscheinungsbild der Frau liege, und dann selber herauszuposaunen, dass man darauf achte, auch im Alter ja schlank zu bleiben. Ein paar KG mehr tun im Alter dem Körper einen besseren Dienst als eine schmale Silhouette. Wären Sie wirklich so abgeklärt, wäre es Ihnen egal, ob Sie ein KG zunehmen oder nicht – die Welt dreht sich um Anderes. Das habe ich mit 37 schon lang gelernt, vielleicht klappt es bei Ihnen ja auch noch.
„das habe ich mit mit 37 schon lang gelernt“…na ja, dann werden sie wohl bis 65 noch einiges lernen und umlernen müssen. 37 ist noch kein Massstab um über Körperverhalten im Alter zu sprechen. Sie werden’s erleben.
Frau Fehlmann, Sie sind eine schöne Frau und können es sich erlauben lange Haare zu haben und kurze Shorts ! Jedoch dies is längstens nicht der Fall für die meisten. Leider. Ich selbst kleide mich jung und eher modern weil ich seit immer schlank bin, ohne Diät und so, es ist meine Natur. Auch habe ich einen jungen Geist und ich könnte mir nicht vorstellen mich wie ein Müeti zu kleiden obwohl ich 68 bin. Die Haare trage ich jedoch ziemlich kurz, selten finde ich lange Haare schön an pensionnierten Frauen, aber es gibt einige Ausnahmen wir bei Ihnen zum Beispiel.
Shorts passen zu Kindern und zum Sporttreiben. Bei Erwachsenen, ob m oder f, sind sie einfach lächerlich, stillos bis hässlich. Ob nun sportlich-schlanke, dicke, rasierte oder behaarte Beine daraus herausschauen. Das kann man gerne zuhause oder im eigenen Garten anziehen, in der Öffentlichkeit stört es. Ich habe durchtrainierte Radlerbeine, würde jedoch nie mit Shorts in den öV, zur Arbeit, zum Einkaufen oder in ein Lokal gehen. Am allerschlimmsten sind Briefträgerinnen und Busfahrer in Uniform-Shorts, ganz nach dem Motto Anything goes. Absolutes No-Go.
Jedem seine Meinung… Aber Sie können einem mit ihrem bünzlihaften, verknorzten, verklemmten Denken in der heutigen Zeit richtig leid tun.
Schauen Sie, ich habe in Südeuropa und Mittelamerika gelebt und dort keine respektablen Signori und Señoras mit Shorts gesehen, obwohl es viel wärmer ist als bei uns. Aber wir äffen ja alles den Amis nach, eben auch die Bermuda Shorts.
Allerdings bezweifle ich ein wenig, dass die „ehrenwerten“ Herren im Süden ein sonderlich guter Massstab sind. Für irgendwas. Da sind mir all die entspannten Leuten rund um die Welt wesentlich lieber, die solche Dinge nicht so eng sehen..
Lucien, lassen sie es mich wissen falls sie Hilfe mit dem Besen brauchen.
Gruss ein alter Shortsträger!
Ab 15 Grad Celcius trage ich in der Freizeit immer Shorts und es ist mir total egal ob Sie Lucien stört. Ich hab zudem rasierte Sportler Beine und ich bin stolz auf sie! Shorts – einfach toll!
Jahrhunderte lang sind die Burschen und Jungmannen hier und in Bayern und im Tirol in Lederhosen herumstolziert. Andernorts bis zu den Fürstenhoefen hinauf stets in Plumphosen, die höchstens bis zur Wade reichten. Mit dem Gechleick unten, welche lange Hosen machen, kann man einfach nicht unbeschwert durch die Lande streifen. Toll, mit Veloshorts herumzufahren.
@Lucien
Ist es sehr heiss, ziehe ich auch Shorts an, obwohl ich mit mehr besser aussehen würde. Aber bereits als Teenager ist nicht nur mir aufgefallen, dass die Mädchen mit den dicksten Beinen als erste im Frühjahr mit kurzen Röcken oder Shorts rumlaufen. Wenn Erwachsene bei Tageshöchstwerten von 25 Grad in Shorts ins Büro kommen, wird es noch peinlicher, die haben nicht die Entschuldigung der Jugend.
Ich brauche keine Entschuldigung…
Super! Diese Einstellung gefällt mir.
Wenn ich mich mit (meinem) Alter (n) beschäftige, spielt der Körper eher keine wesentliche Rolle. Der hat nur die Unart, wesentlich schneller als ich zu altern.
Ich habe ein Gedicht gelesen das auch gut zu den Erinnerungen eines älter
werdenden Menschen passt ;
Ein grünes Blatt
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
ich nahm es so ihm Wandern mit,
auf dass es einst mir möge sagen,
wie laut die Nachtigall geschlagen,
wie grün der Wald, den ich durchschritt.
Theodor Storm.
Lebt Euer Leben, Ladies, tragt Shorts, so lange Ihr wollt.
Und lasst Euch weder von Euren Geschlechtsgenossinnen, noch von irgendwelchen Männern abhalten. Danke
Das ist aber nicht nur auf uns Frauen gemünzt ! Auch Männer sollten tragen dürfen was sie wollen.
Ich verbinde das grassierende Dünnsein bei besser situierten alternden Schweizern und Schweizerinnen nicht als speziell ästhetisch. Ständig muss man so diszipliniert beim Essen sein, ausserdem haben die Damen haben oft Osteoporose. Flache Pos sind sowieso nie hübsch, auch wenn sie stolz zur Schau getragen werden.
Die Menschheit hat Dünnsein nie mit Gesundheit und Schönheit assoziiert, keine Ahnung, warum ich das jetzt tun soll. Gute Muskulatur und allgemeine Alltagfitness solange wie möglich ist doch, worauf es ankommt. Die gute Gesundheit kann man sich nicht immer aussuchen.
Die Dame auf dem Bild hat für mich die Idealfigur.
Disziplin ist eine hilfreiche Eigenschaft, im richtigen
Maß macht sie glücklich. Und ihr Outfit? Perfekt.
Lieber Shorts als Leggins…
Erwachsene Männer können Shorts nicht mit geschlossenen Schuhen oder gar mit Socken tragen. Trotz all der Lästerer über Flip-Flop und Co. Und obwohl es heute so viele tun: Es sieht lächerlich aus, so lächerlich wie Mr. Higgins aus Magnum. Dies limitiert den Einsatzbereich von Shorts bei Männern auf den Einsatzbereich offener oder keiner Schuhe. (Im Strandbad sieht so ein älterer Herr in Shorts deutlich besser aus als sowohl in der Badehose als im Anzug.)
Teilweise ist das ja ein herrliches Stutenbeissen hier. Geht es doch letztenendes um eine Frau, die sich in ihrem Körper wohlfühlt, mit ihrer Umwelt im Reinen ist und sich nicht von anderen verrückt machen lässt. Da kann man schon neidisch drauf sein und versuchen, diese Frau zu dirkreditieren. Anstatt mal bei sich selber anzufangen und zu hinterfragen, was da wohl nicht in Ordnung ist.
Sie sprechen mir aus dem Herzen!
Das Wort Stutenbissigkeit geht auch mir beim Lesen durch den Kopf. Aber es gibt auch positive Kommentare. Danke. Noch eine Präzisierung: Am Arbeitsplatz trage ich natürlich keine Shorts.
Vielen Dank Frau Fehlmann für diesen Artikel, gibt mir ein gutes Gefühl beim lesen, im Gegensatz zu einigen Kommentaren! Das Thema Eigenverantwortung scheint für viele ein „rotes Tuch“ zu sein! Mich wundert, wie alt diese Frauen sind! Lassen wir sie doch erst mal in unser alter kommen! Ich bin übrigens 71ig!