Unsere ungelebten Leben

Eine kleine Entscheidung, ein komplett anderes Leben: Im Film «Sliding Doors» mit Gwyneth Paltrow und John Hannah werden die Varianten durchgespielt. Foto: Paramount Pictures
Es ging alles so schnell. Kaum hatte ich mein Studium beendet, schon setzten die Presswehen ein und meine Tochter war geboren. Ich war damals noch keine 30. Wäre ich etwas weniger naiv gewesen und hätte geahnt, dass ich die nächste Dekade mit Wickeln, Büchererzählen, Kindertrösten, Elternabenden und wahlweise Erwerbs- oder Beziehungsarbeit verbringen würde – ich hätte mich für die Pille danach entschieden.
Heute könnte ich mir zu meiner Naivität den ganzen Tag gratulieren, aber damals war es hart. Nicht nur, weil Kinderhaben ohnehin streng ist. Sondern weil ich notgedrungen sofort verspiessern musste, und weil ich weit und breit die Einzige war.
Die Freunde in der anderen Welt
Während ich schuftete und Babykotze wegputzte, gingen meine Freunde aus. Sie nahmen Drogen, von denen ich noch nie gehört hatte, feierten nächtelang Partys und blieben tagelang wach. Sie wanderten aus, um neue, tolle Jobs im Ausland anzunehmen, sie lebten polyamor und polygam, sie wechselten ihre Interessen, ihre Arbeitsstellen und liessen es richtig krachen. Dabei sahen sie super aus und fühlten sich offensichtlich auch super. So genau kann ich es nicht sagen, weil ich zu den meisten den Kontakt verlor.
Und wenn ich an einem Wochenende einmal ausnahmsweise nicht zu müde war, mich aus dem Haus zu schleppen, um irgendwo ein bisschen elektronische Musik zu hören und an einem Drink zu nippen, dann fragten die anderen besorgt: «Huh, Mutterschaft scheint sehr streng zu sein. Was macht man denn eigentlich so den ganzen Tag, wenn man Kinder hat?»
Was kann man darauf schon antworten – ausser sich möglichst schnell wegzuballern und zu Hause den Rausch auszuschlafen?
Die Geschichten der anderen
Also verlegte ich mich aufs Nightlife-Vampir-Dasein. Ich entlockte den notorischsten Partynudeln unter meinen Freundinnen alle Infos, die ich bekommen konnte: Wer mit wem was gemacht hatte und was nicht. Und ich labte mich an der Erzählung, wenn ich schon selber nicht mitmachen konnte.
Oft fragte ich mich: Was wäre aus mir geworden, wenn ich nicht schwanger geworden wäre? Wo hätte mich das Leben hingeführt? Welche Jobs hätte ich angenommen? In wen hätte ich mich verliebt? Wäre ich jemand vollkommen anderes geworden? Oder wäre im Grunde alles sehr ähnlich geblieben, nur das Timing ein bisschen anders?
Es ist leicht, sich ein Mehrwelten-Universum vorzustellen. Der Physiker Hugh Everett lancierte diese Idee, die im Grunde besagt, dass das Universum multidimensional ist. Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, scheiden zahllose andere Möglichkeiten aus – jene, für die wir uns nicht entschieden haben. Aber theoretisch, und in einer Parallelwelt, existieren sie eben doch.
Gar nicht so schlecht
In diesen Paralleluniversen könnte ich die besseren und die schlechteren Versionen meiner selbst besuchen und gucken, was sonst noch hätte sein können.
Und dann schaue ich mir die Realität, in der ich lebe, wieder an. Ich höre, was die partylustigen Freunde von damals heute so treiben und womit sie sich heute beschäftigen: Babys, Alkoholprobleme oder Sinnkrisen. Und dann denke ich, dass ich vielleicht doch nicht die schlechteste aller Entscheidungen getroffen habe. Wissen werde ich es allerdings erst, wenn Parallelweltreisen möglich sein werden.
48 Kommentare zu «Unsere ungelebten Leben»
Sicherlich ist die Frage interessant, was hätte werden können, wenn man diesen oder jenen Entscheid anders getroffen hätte.
Dass aber bei einer 30jährigen an erster Stelle Neid auf Gleichaltrige kommt, die sich vorwiegend mit Parties beschäftigen und quasi als Berufsjugendliche durch die Welt tingelten, ist doch etwas seltsam. Vor allem aus der Retrospektive.
„Dass aber bei einer 30jährigen an erster Stelle Neid auf Gleichaltrige kommt, die sich vorwiegend mit Parties beschäftigen und quasi als Berufsjugendliche durch die Welt tingelten, ist doch etwas seltsam. Vor allem aus der Retrospektive.“
Das nennt sich Midlife-Crisis, Sportpapi. Frauen kaufen sich dann gerne einen Hund. Männer eine Harley… 🙂
Das mit dem Hund ist mir neu. Und auch die Harleys sehe ich selten.
Dass man im Leben immer wieder mal innehält und sich Gedanken über Sinn und Zweck macht ist wohl üblich. Und man vielleicht auch der einen oder anderen verpassten Chance nachtrauert.
Ich wundere mich ja nur, dass man quasi einer verpassten „wilden“ Jugend nachtrauert, wenn man relativ jung wieder den Rücken frei hat zu tun und zu lassen, was man möchte.
Doch, doch…..das mit der Harley ist in meinem Umfeld bei den ü50-ern doch einige Male vorgekommen. Voll die Midlife-Crisis.
Hm. Ich überlege ja immer noch, endlich mal ein rechtes Velo zu kaufen. Wie meine Kollegen.
Äber das ist wohl meine Blase.
Es scheint dir, Sportpapi, seltsam, mir nicht. Und drum „ist es“ nicht einfach „seltsam“.
Noch direkter: Es ist mir Wurscht, was dir seltsam scheint und ich bin vermutlich nicht der einzige. Warum nicht mehr die Klappe halten, wenn man schon nichts mitzuteilen hat, ausser war man so findet und meint. Who cares?
@Peter Huber: Alle hier teilen nur mit, was sie so finden und meinen. Selbst die Autorin.
Nur Sie selber schaffen nicht einmal das.
Perfekte Replik, SP.
@Huber: Warum halten Sie sich nicht selbst an Ihren Ratschlag?
@SP: Also aus der subjektiven Perspektive ist das schon nachvollziehbar. Alleine der Umstand, dass man plötzlich etwas „muss“, während andere (scheinbar) machen können, was sie wollen, erzeugt fast automatisch einen gewissen Neid. Der andere Punkt ist, dass es immer frustrierend ist, wenn man plötzlich aus dem bisherigen Freundeskreis abgehängt wird, weil man nicht mehr dabei sein und damit die gemeinsamen Erlebnisse verpasst. Was genau das ist, spielt dann eigentlich keine Rolle, anstatt der Parties könnte das wohl auch der Jassabend, die gemeinsame Runde Fussball oder der Buchclub sein. Wenn man nicht mehr dabei sein kann, was man vorher gerne gemeinsam gemacht hat, dann schmerzt das immer.
PS: Alter ist relativ. Frisch von der Uni ist man oft auch mit 30 noch im Partymodus.
@CB: Ich kann das durchaus nachvollziehen. Es kam mir nur so extrem vor, als ob die anderen quasi nur Party hätten, und gar nicht daran wären, sich z.B. auch beruflich etwas aufzubauen. Die entwickeln sich doch (meist) auch weiter.
„Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, scheiden zahllose andere Möglichkeiten aus – jene, für die wir uns nicht entschieden haben.“
Das ist der entscheidende Punkt, und eigentlich Kernelement des menschlichen Lebens. Es gab und gibt aber auch immer Gründe, weshalb ein Entscheid so und nicht anders gefällt wurde, weshalb das Leben diese und nicht eine andere Richtung eingenommen hat. Klar, die eine oder andere Entscheidung möchte man gerne zurücknehmen, aber das geht nicht. Trotzdem sollte man nicht zusehr auf andere schielen, va. wenn der Blick nur an der Oberfläche bleibt. Denn die Realität sieht immer anders aus. Was sich meist erst später zeigt, dafür umso schonungsloser.
Der Mensch sehnt sich immer nach dem, was er nicht hat. Leider übersieht er dabei gerne, was er hat.
Schön gesagt!
Ich schätze meine Kinderlosigkeit über alles.
Ja. Und wenn man schaut was die Menscheit heute so hat, sieht man nicht nur schwarz sondern auch noch rot. Oder grün, blau violett und so weiter. Nicht ganz so heiter gedacht von mir, wie vielleicht geschrieben.
Ich glaube, diese Fragen beschäftigen jeden Menschen, mit Kindern oder ohne. Wichtig ist, dass man sich bewusst ist, dass die alle dieser was-wäre-wenn-Paralleluniversen schlicht Ausreden sind, wieso man sein Leben nicht oder noch nicht entsprechend angepasst hat. Ich sage explizit alle Entscheidungen, da sonst alle Betroffenen wieder eine Ausrede haben, sich nicht angesprochen zu fühlen. Mich inklusive.
Sie hätten damals die Pille danach genommen, wenn es für Sie nicht gestimmt hätte.
Aber exakt damals stimmte diese Entscheidung für Sie.
Daher ist alles „was wäre wenn“ nur ein netter Gedankengang. Mehr nicht.
Sie sagt, dass sie damals naiv gewesen sei. Also stimmte es wohl nur zu dem Zeitpunkt. Die folgende Dekade mit Wickeln usw. war dann nicht mehr so toll. Deshalb ist „was wäre wenn“ eben doch mehr als ein netter Gedankengang. Was wäre, wenn sie damals nicht naiv gewesen wäre? Dann hätte sie am Nachtleben teilgenommen, wäre vielleicht eine erfolgreiche Sängerin oder Tänzerin geworden und hätte sich vor 40 – nunmehr nicht mehr naiv – nochmals überlegt, ob sie doch Kinder wolle. Das ist schon ein Unterschied.
Die Entscheidung, Kinder zu haben oder nicht, ist bestimmt die bedeutendste, weil sie nicht rückgängig gemacht werden kann wie viele andere (bei Frauen ab einem gewissen Alter auch die Entscheidung dagegen nicht mehr). Wenn ich nach dem KV ein langweiliger Buchalter werde, kann ich hingegen später noch Surflehrer in Hawaii werden. Von der für mich falschen Frau kann ich mich trennen, ich kann mein Haus in Oensingen verkaufen und in NYC ein Penthouse mieten. Keine Kinder zu haben bedeutet also Freiheit, Wahlfreiheit in vielem.
Oberflächliche Sichtweise.
Ich kenne Familienväter, die sich weit mehr Wahlfreiheit erarbeitet haben, als mancher Kinderlose. Die schon in den Staaten gewohnt haben, die mit dem Segelboot eine halbe Weltreise machen und ähnliche Dinge. Dann gibt es Rockstars, die Familienväter sind und schon x-mal rund um die Welt gereist und noch ein paar Firmen gegründet haben.
Das Problem der Jammeri ist immer das gleiche:
sie fühlen sich als Opfer der äusseren Umstände, oder weil sie „damals“ „eine(!)“ falsche Entscheidung getroffen haben.
Dabei haben sie Tag für Tag ihr Leben selbst gelebt. Und immer wieder so entschieden. D.h. Sie wären auch in anderen Umständen nicht glücklicher/erfolgreicher/spannender… geworden.
Klar gibt es diese freiheitsliebenden Familienväter, allerdings leben sie ihre Freiheit auf Kosten der Kinder aus. Wickeln und ein Konzert geben ist nun mal nicht gleichzeitig möglich.
Ansonsten hast du Recht: wer seine Freiheit und sein Glück im Kinderhaben sieht, hat ebenfalls von seiner Wahlfreiheit Gebrauch gemacht. Und wer mit 50 findet, schade, dass ich keine Kinder habe, wird seine wilde Rockstarkarriere vielleicht hinterfragen. Auch die Beurteilung der Jammeri finde ich sehr zutreffend!
Egal, wie man früher gelebt-, bzw. eben nicht gelebt hat: In der Summe sollte zumindest Zufriedenheit herausschauen. Und Gelassenheit natürlich.
Ja, das ist die eine Botschaft des Beitrags. Die andere lautet: es gibt sinnvollere (erfüllendere) und weniger sinnvolle (einen leermachende, wenn man so sagen kann) Formen des Lebens, für die man sich entscheiden kann.
Das ist heute ein bemerkenswert unterbelichtetes Thema, wohl weil es den Konsum dramatisch reduzieren würde und damit nicht in den Interessebereich der Wirtschaft und ihrer Lobbyisten fällt, der Konsum- und Spassjournalismus kollabieren würde und die Welt nicht in physischem und kulturellem Schrott „ersticken“ würde.
Weshalb zweifeln ja fast schon trauern Sie dem angeblich verpassten Sein nach. Das Glück ist in der Gegenwart wie eh und je. Tun ist alles was es braucht. Zu weit Denken führt zum Abgrund, welcher unglaublich schmerzt.
Achja, die famoseste Liste im Leben: „Hätte ich damals…“. Wichtig ist, dass im Rückblick in keinem dieser „Hätte“ mehr als ein leichtes Bedauern mit Schulterzucken bleibt und man mit seiner realen Lebensbedingung zufrieden ist – was die Autorin im Schlussabschnitt ja ausdrückt. Denn alles andere ist nur depressiv.
Übrigens: Hätte ich bloss anno 1995 meine Apple-Aktien nicht für 800.- vertickt…
Der Sohn von Hugh Everett heisst Mark Oliver Everett und ist der Kopf der Band EELS. Er hat eine sehr berührende Autobiographie mit dem Titel „Things the Grandchildren Should Know (auf Deutsch „Glückstage in der Hölle“) geschrieben. Auf YouTube können Sie ausserdem die BBC-Documentary „Parallel Worlds, Parallel Lives“ (mit Mark Oliver Everett über seinen Vater) ansehen. Und zu guter Letzt: EELS spielen am Freitag, 20. Juli im KKL in Luzern ihr neues Album „The Deconstruction“.
Made my day, thanks. Ich wurde in den 80ern zum ersten Mal Vater. Damals liessen sich gleichaltrige Männer im Kollegenkreis vasektomieren, angeblich weil die Welt sooo schlecht sei, dass man in sie keine Kinder setzen dürfe, wahrscheinlich aber eher, weil man die lästigen Verhüterlis auf der Seire lassen konnte. Das Ganze wurde mit AIDS dann obsolet…
schliesse mich den Vorrednern an:
– mit 30 Neid auf die ewigen Partygänger?
– es gibt immer entscheidende Gründe!
Wenn ich mein Leben und das meiner (alten) Freunde anschaue, dann ist es beileibe kein Zufall, wer Kinder hat/Kinderlos blieb, reich oder arm, Drogenabhängig oder nicht wurde etc. etc. – wir treffen unsere Entscheidungen nicht zufällig.
Wer das nicht einsehen will, beraubt sich selbst der Möglichkeit, sich selbst und seine Motive zu durchschauen und in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen zu treffen.
als ob es nur von entscheidungen abhängen würde, wie es einen so durchschüttelt im leben. und trotzdem ist es nicht wenigen lieber, vom leben durchgeschüttelt zu werden, als so ein ereignisloses durchschnittsdahindümplen.
hast du nicht auch beispiele im bekanntenkreis, die alles richtig machten und denen kaum etwas schief lief, und die nun halb depressiv nicht so recht wissen was sie noch wollen, denn den status quo riskieren wollen sie ja auch nicht.
Diese Kurzanalyse geht von der irrigen Grundannahme aus, dass da draussen irgendwo ein Leben ist, das so ganz anders ist und so unglaublich viel lebenswerter ist als dasjenige, das ich grad führe. Dieser Grundlagenirrtum trägt zur unsäglichen Hektik und Selbtoptimierungshysterie dieser Zeit und Welt bei. Weise Menschen haben aber längst durchschaut, dass das nicht stimmt. Es gibt da nichts wirklich revolutionär Anderes, und auch ein Leben in New York ist genau gleich öde, wenn man selber eine öde Person ist. Ob Job oder Partner beides wird nie vollständig erfüllen und immerwährend begeistern. Das sind Lebensillusionen, denn zur conditio humana gehört die Sehnsucht, die hier nie gestillt werden kann.
Alles eine Frage der Ansicht: Ich bin jetzt 37 weiblich , Single, Kinderlos und habe von 20- bis 35 nur von Wochenende zu Wochenende gelebt. Clubs, Partys, Drogen, Alkohol und eine Anzahl an Männer die ich nicht mehr zählen kann. Die Erkenntnis: Alles war für nichts, Jahren des Nebels ohne Erinnerungen. Man sagt: kannst dich an die Party nicht mehr erinnern, war es eine gute Party. Es bleibt sozusagen eine tiefe Leere in meiner Biografie. Nun schaue ich mit Bedauern vielleicht auch ein bisschen Neid auf meine ehemalige Kolleginnen die vielleicht bis 20,25 Party gemacht haben und nun gestandene Persönlichkeiten mit tollen Kindern sind. Denn wie sagt man so schön: Irgendwann ist die Party vorbei! Um es auf den Punkt zu bringen: Nein, sich haben mit Sicherheit absolut nichts verpasst.
Ich finde was Sie da schreiben, diese schonungslose Offenheit, wahnsinnig beeindruckend. So wie Sie mit Ihrer Selbsterkenntnis umgehen, habe ich das Gefühl dass Sie die nächsten 15 Jahre ganz anders verbringen werden.
Das hätte ich ja jetzt auch so eingeschätzt. Nur gibt es doch nicht nur die beiden Extreme. Ich kann doch auch mit Familie und Kindern wieder mal an eine Party. Wenn auch nicht mehr jedes Wochenende.
Wenn man denn noch möchte.
Annabella.
Scheiss drauf. Das Leben ist zu kurz um zu bedauern! Dich erwarten noch viele gute Jahre! Das ganze „wir“ ist eine erbärmliche Lüge der in einem von konventionen und zwängen gefangenen „mitdemstromschwimmer“! Freiheit ist das höchste Gut.
Ich frage mich nie, was geschehen wäre, wenn ich einen Entscheid anders getroffen hätte, ich kannte damals die zukünftigen Konsequenzen der Alternative genauso wenig, wie ich die Konsequenzen eines hypothetischen Entscheides heute kennen kann. Die interessantere Frage ist noch, ob ich überhaupt hätte anders entscheiden können. Das fragen Philosophen, die wirklich interessante Frage ist jedoch, was ich noch machen will.
…was ich noch machen will, mit dem ungelebten Teil meines Lebens.
für einmal ganz bei Ihnen AT.
Hypothesen über die Vergangenheit anstellen, ist absolut sinnlos und verlorene Energie.
Die einzige Frage soll sein: „was stelle ich mit dem Rest meines Lebens an?“ Und alle Erfahrungen der Vergangenheit sollen mir ein Wegweiser sein, für meine jetzigen Entscheidungen, dass ich je länger, je mehr weiss, was ich will, was zu mir passt, was mich glücklich macht, so dass meine Entscheidungen auch zu einer inneren Zufriedenheit führen.
Wir sollten doch unser Leben lieben. Ist ja irgendwie doof, wenn wir unser einziges Leben nicht lieben und immer denken „wenn doch nur… „.
meiner ansicht nach widerspricht sich „sein leben lieben“ und „hätte ich doch nur“ überhaupt nicht, im gegenteil.
wir sollten gar nichts. und anh toan hat recht: vermutlich können wir gar nicht wollen was wir wollen 🙂 (schopenhauer)
Fehlt nur noch: „Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens“ …
😉
Wenn man sich schon mit anderen vergleicht, sollte man nie vergessen, dass 1. ALLES immer besser wirkt, wenn man es nur aus lustigen Erzählungen und Social-Media-Schnipseln mitkriegt. Und 2. das Gras auf der anderen Seite immer grüner aussieht. Um das zu merken, muss man die Geschichte nur umdrehen: wenn man Elternschaft nur anhand von ein paar süssen Schnapschüssen und ein paar lustigen Geschichten kennt, dann meint man als Aussenstehender ja auch schnell, dass so ein Leben mit Kindern ein einziger beneidenswerter Reigen aus Spass und Abenteuer ist.
Ist aber halt nur ein winziger, rosarot-bebrillter Ausschnitt der Realität ist. Was auch anders herum gilt, Party-Geschichten sind oft am besten, wenn man nicht dabei war, um die ganze oberflächliche Banalität und Langeweile mitzuerleben.
Richtig, und wie es an anderer Stelle schon gesagt wurde: ICH bin der wichtigste Teil der Geschichte. Bin ich ein ewig Unzufriedener, werde ich das sowohl im Partyleben sein, wie auch im Familienleben. In der Berufskarriere oder im alternativen Aussteigerleben. Meine Person nehme ich überall hin mit.
Ein schönes Thema. In eine poetische Form hat dies der amerikanische Dichter Robert Frost in seinem Gedicht „The Road Not Taken“ gebracht.
Das Kind von FrühTween-Eltern stellt später im gleichen Alter fest, dass das Elternsein definitiv noch nichts für einem gewesen wäre, um dann mit knapp 40 Vater zu werden. Nun, ein Weilchen später geht es „nur“ noch ca. 10 Jahre, bis die Kinder selbständiger wird und Schritt für Schritt das andere Leben wieder Einzug halten kann.
Über zu früh vergebene Apple-Aktien, über ungelebte Leben zu spekulieren, „,über was wäre wenn“, mehr oder weniger gescheite Statements abliefern: Das können privilegierte Menschen.
„Für das Herz ist das Leben einfach. Es schlägt so lange es kann.“
(K.O.Knausgard)
Für uns Verlierer: was bleibt? Träume, Hoffnung, Hass?
Mich nähme einfach so wunder, das die Tochter meint, wenn sie diesen Text gelesen hat. Eintausch gegen eine Pille danach? Das steigert gewiss das Selbstwertgefühl.
Also ich bereue bloss dass ich in jungen Jahren nicht in „Obst“ investiert habe … also das Obst das Forrest Gump meinte 🙂
Mit mitte 20 Vater, mit 40 wieder frei wie Seeadler in der Taiga … Herz was willst du mehr?
Da gibts nichts zu bereuen!
„Sie nahmen Drogen, von denen ich noch nie gehört hatte, feierten nächtelang Partys und blieben tagelang wach. Sie wanderten aus, um neue, tolle Jobs im Ausland anzunehmen, sie lebten polyamor und polygam, sie wechselten ihre Interessen, ihre Arbeitsstellen und liessen es richtig krachen. “
Auf deutsch: Deren Leben war zum Kotzen öde.
Ja, Müller. Sie haben KEINE Ahnung vom Leben! Aber das ist schon okee …
🙂