Fremdgehen mit dem Herzen

Meine Gedanken, meine Liebe: Viele Frauen gehen nicht körperlich, aber mit dem Herzen fremd. (Foto: iStock)
Das Herz ist ein sturer Bock. Es macht, was es will, wenn man sich kurz umdreht, stösst es einen um. Kontrolle hat nur, wer bereit ist, es zu kastrieren. Zu diesem Schluss kam ich bei meinem letzten Treffen mit Tina. Mitte zwanzig traf Tina den Mann, mit dem sie heute noch zusammen ist. Mitte dreissig begann ihre Ehe erste Verfallserscheinungen zu zeigen, doch dann überlebten die beiden einen schweren Unfall – danach war alles anders. Es schweisste sie zusammen. Jetzt ist Tina Mitte vierzig, und ich dachte immer: Diese Ehe ist für immer. Doch dann gestand sie mir eben, sie sei froh, dass Lars jetzt seinen Abschluss mache und er nicht mehr ihr Schüler sei. «Wer ist Lars?», fragte ich.
«Habe ich dir nie davon erzählt? Das ist der Schüler, in den ich mich verliebt habe. Seit zwei Jahren oder so geht das jetzt schon.» Mit meiner rechten Hand schob ich meine Kinnlade wieder an ihren angestammten Platz, mit meiner Linken hob ich den Drink an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Nein, davon hatte mir Tina nie erzählt. Und als ich ihr vor drei Jahren von meinem Plan berichtet hatte, ein Buch übers Fremdgehen zu schreiben, hatte sie noch gesagt: «Fremdgehen? Interessiert dich das echt?»
Eheprobleme trotz edler Zurückhaltung
Damals hatte ich ihr diese Bemerkung ein bisschen übelgenommen. Dann fragte ich mich, ob sie tatsächlich noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen war. Dann schrieb ich das Buch trotzdem, weshalb ich ihr jetzt einiges erzählen kann übers Fremdgehen. Und vor allem auch übers Nicht-Fremdgehen, zumindest nicht mit dem Körper, dafür mit dem Herzen.
Zunächst musste ich aber dieses neue Stück Information verdauen. Wie kann man sich in einen dreissig Jahre jüngeren Mann verlieben? Eine Affäre haben, ja. Aber meine Erfahrungen mit viel jüngeren Liebhabern endeten alle ziemlich schnell in Langeweile meinerseits. Vielleicht ist es anders, wenn die Sache platonisch bleibt, wie bei Tina. Niemand wusste davon. Nicht der angehimmelte Lars, noch weniger der Gatte. Und ich auch nicht. Doch ihre edle Zurückhaltung hatte wenig genützt, ihrer Ehe war ihr kleines Geheimnis nicht gut bekommen, gestand sie mir. Sie lebten aneinander vorbei, und er nerve sie nur noch. Gleichzeitig habe sie ein schlechtes Gewissen deswegen, denn sie liebe ihn doch.
Was tun?
Ich kenne das Muster. Ich habe für mein Buch mit vielen Frauen gesprochen, die nicht körperlich, aber mit dem Herzen fremdgegangen waren. Was oft auf dasselbe hinausläuft, nämlich auf eine Zerrüttung der Beziehung. Denn man pflegt die Gefühle insgeheim, holt sie in unbeobachteten Momenten hervor, labt sich daran, will sie niemandem zeigen, wie Gollum mit seinem Schatz. Und weil es niemand weiss und auch nichts passiert, können sie wachsen, nehmen immer mehr Raum ein. Jemandem davon zu erzählen, würde das Konzept Realität in die Fantasie einbringen und den Zauber zerstören. Deshalb will man Distanz zum anderen. Aber mit der Distanz kommt irgendwann auch die Entfremdung.
Niemand kann wählen, in wen er sich verliebt. Aber man kann wählen, wie man handelt. Was hätte sie tun sollen? Die Klasse abgeben? Sich ihrem Herzen einfach verschliessen? Den Knaben verführen und hoffen, dass sich die Sache erledigt? Therapie? Oder, wie sie es versucht hat, die Sache einfach aussitzen? Nun ist Lars zumindest nicht mehr ihr Schüler. Ich hoffe, dass ihr Herz sich jetzt beruhigt – und sie sich klar wird, was sie wirklich will.
52 Kommentare zu «Fremdgehen mit dem Herzen»
So oder so finde ich diese Art des Fremdgehend weit schlimmer, als einfach eine körperliche Affäre. Selbst wenn beim einen keine Handlung folgt, beim anderen schon. Weil es direkt die Beziehung in Frage stellt.
je nach Geschlecht unterscheiden sich wohl die Preferenzen, aber wieso ist es ok einen Jungen zu verführen wo doch dasselbe bei einem Mächen ein Verbrechen wäre?
@Jürg: Ich verstehe kein Wort. Es geht darum, dass Fremdverlieben in einer Beziehung schlimmer ist, als einfacher körperlicher Sex.
ich kenne in meinem imfeld keine frau, die sex als reine fitnessübung betreibt. ergo ist sex für viele frauen auch ausdruck von vertrauen und gefühlen für den jeweiligen partner. rein körperlicher sex, gibts das wirklich?
Klar.
Zwar mit einem Menschen, den man vielleicht mag. Aber ohne dass dabei grössere Gefühle im Spiel sind.
Hmm, bin nicht unbedingt dieser Meinung. Ich glaube, dass auch in einer intakten Beziehungen Träumereien, Schwärmereien und Kopfkino ihren Platz haben können – Gedanken und Träume sind grundsätzlich frei und ich gestehe sie auch meinem Partner zu. Auch Sich-Verlieben, aber nicht handeln, kann ja theoretisch dahin führen, dass ich es als Signal dafür auffasse, in der alten Beziehung etwas zu verändern.
Sie meinen, wie draussen Appetit holen, das geht. Aber gegessen wird zu Hause. Ja, das habe ich auch schon gehört 😉
p.s.: Die Gedanken sind ja noch frei.
Träumereien, Schwärmereien, Kopfkino ist für mich nicht das gleiche wie sich verlieben. Verstanden als: Dieser Mensch kommt für mich momentan eigentlich an erster Stelle.
Schön, wenn man sich dann dafür entscheidet, lieber in der bestehenden Beziehung etwas zu verändern. Ich glaube aber eher nicht daran, dass dies üblicherweise passiert.
Wenn man keine auf Gegenseitigkeit beruhende offene Beziehung lebt stellt ein Seitensprung für den Betrogenen die Beziehung schon auch in Frage. Das ist jetzt doch eine etwas naive Interpretation fürs Fremdgehen.
Viele Menschen gehen fremd. Das gehört irgendwie zum Leben.
Das Leben schreibt die schönsten Geschichten! Allerdings: der Kreislauf vin Ursache und Wirkung wird sich uns nie ganz erschliessen – falls es ihn überhaupt gibt. Das Leben und die Beziehungen der Menschen untereinander sind viel komplexer als wir das sprachlich im Gespräch ausdrücken können. Warum genau man sich in jemanden verliebt, ist ja für sich alleine schon ein unklärbares Rätsel.
Tatsache ist: das Leben ist wunderschön und es überrascht einen immer wieder selber. Der Prozess der Menschwerdung ist nie ganz abgeschlossen. Und damit auch nicht die Auseinandersetzung mit sich selber, den eigenen und den gesellschaftlichen Moralvorstellungen. Das Leben stellt uns Fragen, die Antworten dazu müssen wir selber finden. Das ist unendlich viel mehr ein Geschenk als eine Bürde.
gefällt mir sehr!
Wunderschön geschrieben. Ich habe mich gerade verliebt.
Dazu föllt mir das folgende Jesuswort ein (Matthäus 5;28)
„Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen“.
Gilt auch für die Frau, nehme ich jetzt mal an.
Dazu fällt mir das folgende Jesuswort ein (Matthäus 5;28).
„Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen“.
Gilt auch für die Frau, nehme ich jetzt mal an.
Dzu kommt mir folgendes Jesuswort in den Sinn (Matthäus 5;28).
„Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen“
Gilt wohl auch umgekehrt, nehme ich mal an und spricht eine tiefe Wahrheit aus.
Scheint Ihnen öfter einzufallen, Herr Krison, dieses Jesus-„Zitat“.
Herr Krison, Sie mögen recht haben es ist die rote
Linie. Aber ich habe mein Leben lang die Gedanken
spazieren geführt. Das gab immer Schwung und
Würze.
Weder zum Fremdgehen noch zum Nichtfremdgehen braucht man ein Buch, auch nicht zum Gehen oder Bleiben. Schlussendlich machen wir meist das, was „die Vernunft“ (also das Portemonnaie) vorgibt (Bleiben) oder erlaubt (Gehen).
Ich gehe oft mit Büchern fremd. Deshalb sehen die wohl so verknutscht aus …
Einverstanden. Das ist die allerbeste Art fremdzugehen…
Man kann auch zusammen Bücher teilen. In der Jugend zeigte man noch jemandem die Briefmarken- oder Schallplattensammlung …
Es gibt sogar Bilingue Bücher, d/f (linke und rechte Seite, gleicher Text, andere Sprache).
Wer allein des Geldes wegen bleibt ist letztendlich auch gegangen.
Menschen haben Träume. Diese sind immer sexuell/erotischer oder materieller Natur. Die ideelle Traumvariante dürfte selten sein.
Wahrscheinlich ist das „Fremdgehen mit dem Herzen“ eher brisanter, als ein One-Night-Stand auf einer Geschäftsreise im Ausland. Es ist auch davon auszugehen, dass diese Variante eher von Frauen – gewissermassen virtuell – praktiziert wird, als von Männern. Die „Mechanik“ der Herzen der Frauen ist komplizierter, als das Sexualverhalten der Männer. Wahrscheinlich.
Gibt es allenfalls auch eine Mechanik der Herzen bei den Männern?
Natürlich. Aber dazu reicht der Horizont wohl nicht.
Das Herz spricht dich auf einen Mangel in deiner bestehenden Beziehung an.
Selbst wenn die deinen Mangel erkennst, lässt sich dieser nicht in jedem Falle in der eigenen Beziehung sofort aufheben: Entweder du gehst mit deinem Verstand bewusst einen Kompromiss in deiner Beziehung ein oder du überlässt den Mangel in deiner Beziehung, zusammen mit deinem Herzen durch die Jahre, den Veränderungen in deinem Leben. Wie töricht sprechen oft der Menschen Herzen!
Es ist nicht das „Herz“, das da spricht, sondern eher die Sexualhormone. Denn Schwärmereien und Verliebtheit hat eben auch nicht viel mit Liebe oder Beziehung zu tun, sondern ist oft eher das Gegenteil. Will heissen: „Tina“ ist einfach spitz angesichts eines jungen knackigen Typen und hat sich darauf dann eine wilde Fantasie aufgebaut, die mangels Realitätsabgleich munter vor sich hin wuchern konnte. Das liegt nicht wirklich an einem „Mangel“, sondern daran, dass in der Theorie das Gras auf der anderen Seite immer etwas grüner ist..
Ach, es sind doch alle gleich. Nur die Schweine sind etwas gleicher; gem. „Animals Farm“ (Die Farm der Tiere) bei George Orwell. So ist auch Gender immer etwas gleicher.
Als Lehrerin ist es schwieriger, sich der Situation zu entziehen, aber generell läuft wohl etwas schief in der Ehe, damit solche Gefühle überhaupt entstehen können.
„Niemand kann wählen, in wen er sich verliebt“ – nicht ganz einverstanden, da es wissenschaftlich sogar erwiesen ist, dass man die Partnerwahl beeinflussen kann.
Die PartnerWAHL kann man sehr wohl beeinflussen. Die Gefühle….vielleicht?
Ich bin überzeugt: Liebe ist eine Entscheidung.
Ist mit einem Partner wie mit einem Motorrad, einem Boot, irgendetwas: lange sieht man sich um, wägt ab, irgendwann kommt der Punkt, wo man einen Entscheid trifft. Ab da investiert man in diesen Entscheid, pflegt das Motorrad oder Boot, putzt es, repariert es, fährt es und erlebt Abenteuer. Und je mehr man investiert in etwas, ich halte den Teil für wichtiger als die gemeinsamen positiven Erlebnisse, umso mehr hängt man daran.
Wir steuern in wen wir uns verlieben: Hier in jemanden, den sie nicht wird halten können, nicht ihrer Liga entspricht. Gefahrlos. Schwärmereien für Unerreichbare (die Teenieliebe zum Star) ist auch Entscheidung, eben für die, die man nicht haben kann, nämlich weil man gar oder noch keine will.
Ich denke auch es ist ein Entscheid, irgendetwas oberflächliches gefällt. Die Konsequenzen rsp Inhalt sieht man aber nicht, wie bei einem schöneren Auto. Ein Gefühl verfliegt, dann irgendwann wiederholt es sich. Liebe ist mehr als ein Gefühl und kann man sich jeden Tag dafür entscheiden jemandem dh dem aktuellen Partner zu geben.
Tina’s Mann wird ja jetzt auch davon wissen. So viele Freundinnen, die so früh mit dem Partner zusammen kamen und zusammen einen schweren Unfall überlebt haben, wird es ja nicht geben.
Genau, liebe Lia. Deshalb erzähle ich ja solche Geschichten immer genau so, dass sich alle wiedererkennen…(not)
Vielleicht liebe Lia. Vergiss nie, Geschichten sind eher subjektiv und die objektiven Fakten aller Beteiligten liegen nicht vor. Auch kommerzielle Blogs sind nur Geld Macherei und eher wenig bereichernd.
Ich sehe nicht, was an einer nicht ausgelebten Schwärmerei/Verliebtheit „fremdgehen“ sein soll. Wenn unsere Fantasie so eingesperrt wird, dann geht doch die zu schützende Beziehung erst recht in die Brüche. Mir scheint das ein internalisierter Konzrollzwang, den man, wenn vom Partner kommend, als krankhaft bezeichnen würde.
Kann man vielleicht viele Menschen gut finden, manche ganz wundervoll und mit einem davon ‚verheiratet‘ sein, ohne die gemeinsamen Interessen und das gute Gefühl mit der ‚Nummer 1‘ zu gefährden?
Man stelle sich einmal vor, Tina wäre ein Mann und Lars seine Schülerin…Alter Schwede, so viele Hashtags hätte es für Frau Binswanger und alle Kommentarschreiber gar nicht gegeben.
Und ja, Tina hätte die Klasse definitiv abgeben sollen. Weil es höchst unprofessionell ist, dass eine Lehrerin zwei Jahre lang einen Schüler unterrichtet, in den sie verknallt ist.
Mir ist ein Lehrer bekannt, der seine Studentin später heiratete. Sie blieben zusammen. War allerdings eine höhere Schule. Das soll bei philosophischer Übereinstimmung schon vorkommen. Wenn dazu noch die gegenseitige Chemie stimmt.
Wenn das Nicht-Fremdgehen zu jahrelangem träumerischen Verlangen führt, wärs besser „die Sache zu machen“. Wie schon von Michèle Binswanger angetönt, stellt sich dann schnell Realismus ein, und die Sache erledigt sich von selbst.
Gewisse Dinge muss man tun/haben um rauszufinden, dass man auf sie auch verzichten könnte … es aber trotzdem die Erfahrung wert war.
Es ist kein Naturgesetz, dass man sich nur in einen Menschen verlieben und auch lieben kann. Das ist eine rein moralische und egoistische Einschränkung, hauptsächlich von der christlichen Kirche propagiert, pragmatisch betrachtet. Die Illusion in bloss einem Menschen den alleinglückselig machenden Partner zu finden widerspricht im Prinzip der vielfältigkeit, neugierde, irrationalität und wandelbarkeit unseres Wesens. Kaum die Hälfte der Ehen oder Partnerschaften halten dauerhaft, was mit aufzeigt, wie unvollkomen diese Annahme ist. Die Realität ist viel eher so, wie der beschriebene Fall demonstriert. Dagegen ist niemand gefeit und deshalb bleibt jeder mit diesem Problem allein in unserer auf Monogamie konditionierten Gesellschaft.
Danke für diesen Kommentar.
Fantasien sind wunderbar und wenn man diese dann in trauter Vereinbarung mit dem Lebenspartner noch Realität werden lässt – dann kann vieles entstehen. Das alles wird aber durch unsere Konditionierung auf die religiöse 2er-Kiste verhindert.
Wir leben dieses halboffenen Modell und sind so eng verbunden miteinander wie nie zuvor als wir monogam zusammen lebten. Versucht es – aber bitte offen und ehrlich und nicht versteckt und geheim. Es geht noch mehr im Leben, wenn man Grenzen öffnen kann
Menschen verlieben sich, genauso wie sie negative Gefühle bis zur Mordlust verspühren. Es ist deshalb wichtig, dass Menschen bewusst jene Gefühle abschwächen, die andern einen Schaden zufügen, während sie in jenen schwelgen, die für die andern Gutes bringen. Ich wage zu bezweifeln, dass eine körperliche Beziehung zwischen Lehrerin und dem 30-Jahren jüngeren Schüler für den Schüler aus langfristiger Sicht ein Gewinn gewesen wäre. Auch bezweifle ich, dass der Mann und die Familie der Lehrerin von einer körperlichen Beziehung zwischen Lehrerin und Schüler profitiert hätten. Auch wenn wir die Antworten nie wissen werden, ist es vernünftig, solchen riskanten Gefühlen einen niedrigen Stellenwert einzuräumen.
Wenn mein Partner bei jemand anderem oder irgendwo anders etwas findet, das er bei mir oder mit mir nicht findet, ist das doch wunderbar!
Wenn ich dadurch zu kurz komme oder sogar alleine zurückbleibe ist das nicht so schön. (Aber eigentlich nur für mich.)
Einen Stuhl kann ich vielleicht besitzen (indem ich draufsitze). Der gehört mir! Und da darf sich nur hinsetzen, wem ich es erlaube.
Doch sonst?
Ich hab doch kein Exklusivrecht an einem Menschen.
Ich kann doch einen Menschen über alles lieben.
Und einen anderen Menschen ebenso.
Wenn die Liebe unendlich ist, reicht es doch für alle.
Meines Erachtens ist es nicht unbedingt ein „Zufall“, dass man sich in A und nicht in B verliebt. Insofern stimmt es nicht ganz, finde ich, dass man nicht entscheiden kann, in wen man sich verliebt. Es sei denn, man macht sich gar keinen Gedanken über Liebe, Partnerschaft und Sexualität, gar keine darüber, was man sich wirklich wünscht oder eben nicht. Ich meine: Wer nachhaltig reflektiert, vielleicht auch (aber nicht unbedingt) mithilfe einer Psychotherapie, wird, wenn auch unbemerkt bzw. unbewusst, seine Entscheidungen in Bezug auf Liebe, daher auch seine Partnerwahl, wohl beeinflussen. Man sieht vielleicht nicht ein, warum man A statt B anziehend findet, die Partnerwahl ist aber wohl kein Los (mehr), dem man wie im Lottospiel aus rein mathematischen Gründen ausgeliefert ist.
Viel hat sich bis anhin wirklich nicht geändert.
Wie Platon schon klar erkannte.
Liebe? Ein schwere Geisteskrankheit.
Ich bevorzuge wahre Freundschaft ev. mit Sex, da weiss man hat und gibt.
Die Gedanken sind frei. Oder nicht. Im Laufe einer langen Beziehungen kommen jedem Gedanken / Impulse nach einer Abwechslung des Alltags. Aber wer hatte das nicht schon – der werfe den ersten Stein.
Ja, das Herz ist ein sturer Bock….Nur, es ist ganz offensichtlich nicht bei allen Menschen an der gleichen Stelle zu finden! Aber auch in der Umschreibung derartiger “ Wehen“ hat das andere Geschlecht neue Wege gefunden. Einverstanden, es muss ja nicht immer alles so simpel einfach ausgedrückt sein wie etwa, der alte ist mir einfach verleidet,oder noch unattraktiver, nach dem Unfall möchte ich wieder einen unversehrten.
Ich wäre extrem glücklich, wenn ich solche Probleme wälzen könnte. Fremdgehen in einer Beziehung ist geradezu eine harmlose Bagatelle verglichen mit anderen Dingen, die man erleben muss. Aber toll es Leute, dass es Leute gibt, die sich mit Luxusproblemen beschäftigen können.
Ich finde, es ist ein recht grosser Unterschied, ob man sich in sein Fantasiegebilde im Hirn verliebt ist oder eben richtig jemanden mit Haut und Haar liebt. Wenn sich die Tina mit dem jungen Mann ja nie privat getroffen hat und ihn nur vom Unterricht her kennt, kennt sie ihn eben eigentlich viel zu wenig gut, alsdass ich hier von Liebe oder verliebt sein sprechen würde. Sich von jemandem angezogen fühlen, schwärmen, sich in der Fantasie dem hingeben finde ich jetzt nicht Liebe oder verliebt sein. Weil man den Menschen viel zu wenig gut kennt, man ist verliebt in die Vorstellung, die man davon hat, das ist doch was anderes.
Ich wundere mich in solchen Diskussionen immer wieder wie schnell doch die Theorie der „Gleichberechtigung“ vergessen wird. Da schwärmen Welt- und Zeitungsgewandte Frauen von Herzensangelegenheiten ihrerseits, während sie den Männern Sexismus und egoistisches Verhalten vorwerfen! Die Welt ist bereits im Mikrobereich verlogen und kaum ernst zu nehmen.