«Papa, machen wir eigentlich Winterferien?»

«Ganz verschärft – Mann, das nervt»: 97 Prozent aller Kinderlieder sind eine Zumutung – findet Papa. Foto: Getty Images
Wir waren diesen Sommer im Ausland in den Ferien. Gebucht vor Corona, an der Nordsee in Deutschland. Anreise mit dem Auto, Ferienhaus, keine Restaurantbesuche. Auch am Strand haben wir das Social Distancing ernst genommen. Faustregel: Wenn die Kinder Sand werfen und jemanden ins Auge treffen, war der Abstand zu klein.
Hier zehn weitere unsortierte Ferienerkenntnisse:
- «Jüngere Kinder haben nichts von den Ferienreisen ihrer egoistischen Eltern.» Diese Aussage hört man ab und zu. Persönlich sehe ich es andersrum. Eltern reissen sich ein logistisches Bein aus, damit die Kinderlein in anderer Umgebung Spass haben. Messbarer Effekt bei uns: Das Baby hat 30 Prozent mehr gelacht als zu Hause und der Brecht merkte nicht, dass im Ferienhaus ein grosser Fernseher stand.
- Die Corona-Tracing-Apps funktionieren bekanntlich nur national. Was mir allerdings nicht bewusst war: Es kann immer nur eine App auf dem Handy laufen. Man muss sich beim Grenzübertritt also entscheiden: Will ich am neuen Ort Kontakte tracken oder über Risikokontakte am bisherigen Standort informiert werden? Schade. Ein Stern Abzug!
- In Deutschland herrscht eine strengere Maskenpflicht als in der Schweiz. Alle angetroffenen Kinder schafften es problemlos, ab sechs Jahren eine Maske korrekt zu tragen. Spricht nicht gerade für die vielen Erwachsenen, die ihre Nase rauspimmeln lassen.
- Autofahrten mit Kindern über tausend Kilometer sind auch ohne Tablet möglich, aber anstrengend, weil man dabei die ganze Zeit Kinderlieder hören muss.
- 97 Prozent aller Kinderlieder sind eine Zumutung und bestehen aus lieblosen Reimen wie «im nu» und «immerzu». Mein persönliches Hasslied handelt von einem Papagei, der oft «Hallo» sagt. Der grauenhafte Refrain endet mit dem Reim: «Ganz verschärft – Mann, das nervt». Lebte Goethe noch, er würde sich während einer Familienautofahrt mithilfe des Fensterhebers beide Ohren abtrennen.
- Kinder erwerben in den Ferien heimlich neue Fähigkeiten. Beebers kann jetzt Treppen steigen. Das weiss ich deshalb, weil ich ihn kurz nach unserer Ankunft zu Hause aus den Augen verlor und auf einem anderen Stockwerk wiederfand.
- Es gibt tatsächlich «12 in 1»-Spülmaschinentabs aber meines Wissens kein Spray, das gleichzeitig vor UV-Strahlen, Mücken und Zecken schützt und eine Anti-Sand-Haftformel besitzt. Man muss im Jahr 2020 Sonnencreme, Insektensprays und flüssiges Teflon immer noch einzeln applizieren.
- Der Durchschnittsmensch nutzt nur 62 Prozent der Dinge, die er in die Ferien schleikt. Warum habe ich mein Skateboard eingepackt? Ich kann nicht skateboarden.
- Am Sonntagabend vor Schulbeginn aus den Ferien zurückkommen, ist sportlich. Zu sportlich, um noch die Stifte im Etui zu spitzen und die Finken zu beschriften. Irgendwas bleibt halt liegen. Der Brecht stolperte am Montagmorgen mit gespitzten Stiften über den Koffer vor der Haustür.
- Es war zu heiss für Strand. Wir werden zu unserer Tradition zurückkehren und die Sommerferien künftig wieder in der abgedunkelten Wohnung verbringen.
Vorläufig bleiben Ferien ausser Haus ohnehin heikel. Niemand weiss, was die Pandemie für den Winter ausheckt. Wird man nur zu zweit in die 100er-Gondel des Skigebiets dürfen und dafür bis runter nach Chur anstehen müssen?
Wenn der Brecht fragt «Papa, gehen wir diesen Winter snowboarden?» dann antworte ich lieber mit «Hui, das weiss nicht einmal Alain Berset» als leere Versprechungen abzugeben. Am Ende sitzen wir die ganze Sportwoche zu Hause und hören Kinderlieder, bis uns das Blut aus den Ohren spritzt.
Weitere Beiträge zum Thema:
62 Kommentare zu ««Papa, machen wir eigentlich Winterferien?»»
Wie immer ein sehr gelungener Text, danke!
Nur frage ich mich, warum man immer das Gefühl hat, die Kinder müssten spezielle Kindermusik hören, und ihnen dann nervige und idiotische Kinderlieder vorsetzt, die man selber nicht ausstehen kann? Warum sollen Kinder nur „blöde“ Musik mögen? Unsere Kinder hören ganz einfach unsere „Erwachsenenmusik“ mit, oder sonst greifen wir immer gern zu „Marius&die Jagdkapelle“, aber nicht in erster Linie, weil es Kindermusik ist, sondern weil es einfach genial ist – für alle, die über sich selber lachen können und musikalisch gewisse „Ansprüche“ haben.
Nun, ob die Kinder Kinderlieder hören wollen oder sich auch mit Erwachsenenmusik zufriedengeben entscheiden in der Regel die Kinder, nicht? Zumindest bei uns ist das so. Der Brecht mag durchaus auch Erwachsenenmusik, z.B. das gesammelte Werk von Helge Schneider und er hat wie Beebers eine Vorliebe für elektronische Musik. Aber oft will er halt auch einfach Kinderlieder.
Das stimmt natürlich, bei uns wählen die Kinder ihre Lieder auch selber. Ihre Wahl ist aber meistens ganz passabel aus unserer Sicht. Ich dachte immer, dass das danit zu tun hat, dass die Kinder natürlicherweise genau so auch andere Musik mögen, wenn man sie ihnen nicht vorenthält. Aber vielleicht haben wir auch einfach Glück gehabt, dass unsere Kinder einen ähnlichen Geschmack zu haben scheinen, wie wir…
Ich glaube eher, das es der Schnee und nicht die Corona Vorsichtsmassnahmen sein wird, die einen Winterurlaub mit Schnee und Pistenfahrten für jung zu einem Problem machen wird. Wo hat’s den noch in vertretbarer Entfernung gut beschneite Pisten ???
Wir haben unsere Skiausrüstungen in’s Brocki gegeben und cmapne jetzt im Sommer irgendwo an einem gut erreichbaren Meer.
Und den Winter verbringen wir hier – merkt man deutlich am Pegel der Haushaltskasse.
Wir haben die letzten Jahre eigentlich immer Schnee gefunden. Klar gab es dünne Winter, aber die treffen vorläufig vor allem die niedrigen Skigebiete.
Die nächsten schneesicheren Skigebiete (Wallis/Bündnerland) sind definitiv näher als das nächste gut erreichbare Meer.
Jede Ferien, auf die man verzichtet tut der Haushaltskasse gut.
Lieber Herr Tschannen
Ich muss mich bei Ihnen beschweren, weil ich heute im ICE negativ aufgefallen bin wegen nur halbwegs unterdrückbaren Lachsalven hinter der Maske. Goethes Ohren …. (um es mit dem Schlagzeiten-Kommentierer zu sagen: „Wir bestellen das Bild“ – oder vielleicht besser doch nicht, weil dann der Nachwuchs vielleicht zufällig auf Papas Handy ein Gewaltvideo entdeckt ….) und rauspimmeln lassen …. lol …. Und unterschätzen Sie nie Ihren Nachwuchs (bei Ihnen als Vater sowieso 😉 ): Kinder können sehr oft mehr, als die Eltern denken – aber wenn sie (die Eltern) einen die Treppe hochtragen, warum soll man da selber laufen? Beebers hat wohl über die Ferien einfach vergessen, wie’s zuhause ausschaut 😉
Naja, Beebers wurde in den Ferien 10 Monate alt. Dass er davor noch nicht Treppen steigen konnte, scheint mir durchaus altersgerecht. Aber stimmt schon: Wir wurden auch beim Brecht von der plötzlichen Treppengängigkeit überrascht und der ist beim besten Willen nicht gerade ein motorisches Wunderkind.
Ich kann mich Mar Wieland nur anschliessen
Immer wieder sehr amüsant und für mich sehr ehrlich geschrieben über das Leben
Und wer wieder eine Grundsatzdiskussion über die Maskenpflicht daraus macht .. hat sonst keine Sorgen…
Haha, ich kenn den blöden Papagei und dank dieses Textes läuft er nun wieder in emdlos-Schlaufe in meinem Kopf 🙂
*trällert*
Im Büro co co co
Auf der Strasse sowieso
Asso ich sachs mal, auch wenns Werbung sein könnte, unserer hat so eine Tonie Box bekommen (quasi lustig designter „Kasettenrecorder mit Aufnahmefunktion und halt Internetverbindung im Unterschied zu 1970): Aber die Kinderlieder da drauf sind mehrheitlich von erträglich bis ganz witzig und auch musikalisch mehr als erträglich, von jazzig über rockig und reggae bis klassisch: Aber zu den Ferien der Tschannens an der Nordsee kommt in meinen Kopf:
„Oh nein nicht schon wieder an die Ostsee. Keine Sonne, keine Well’n und es regnet wie aus Kell’n Oh nein nicht schon wieder an die Ostsee. Kaltes Wasser, Kalte Luft, Alte Leute, alter Duft Oh nein nicht schon wieder an die Ostsee 14 Tage frier’n am Strand und der Schlüppi volle Sand.“
Voilà. Deshalb sind wir an die Nordsee gefahren.
Aber Anh Toàn hat recht – wieso halten Sie sich mit den 97% nervigen Kinderliedern auf, wenn Sie auch die 3% gute haben können? Gerhard Schöne, Stärneföifi, Marius & die Jagdkapelle kamen damals bei uns Kindern und Erwachsenen gut an, gerne auch zum Mitsingen.
Ausserdem kann man unterwegs auch gut Geschichten hören – nein, nicht Benjamin Blümchen, aber 3 Fragezeichen etc.
Alle Tipps im Stil von „XY finden unsere Kinder total gut“ haben mich bisher masslos enttäuscht. Ausserdem bin ich faul und verlasse mich auf irgendwelche Playlists. Vermutlich müsste ich einfach mal selber eine mit den 3% erstellen.
Nordsee / Ostsee
Ich aüssere mich nicht als Kenner der Gegend, mein Eindruck aus besuchen war, dass der Unterschied ziemlich peripher ist und nicht für die Nordsee spricht: Die alten Touristen sind dort einfacher reicher und eher Snobs, während an der Ostsee auch Familien mit kleinem Budget sind. Und an der Nordsee ist mehr Wind, da hat man den Sand auch in Haaren, Ohren und Augen.
Sylt war schon in den 80ern bekannt für nahtlos Gänsehaut.
Ich habe die beiden mal in Skagen verglichen und da hatte die eine See unglaublich viele Quallen, weiss aber nicht mehr welche.
Auch egal, unsere Wahl des Meeres beruht eher auf den Vorlieben der mitreisenden Schwiegerelternschaft als auf eigenen Evaluationen. Reichtum spielte beim Entscheid auch keine grosse Rolle.
Ich schmeiss mich immer noch weg über den letzten Satz von Punkt 5 !!!
Schlimm ist, wenn man im Auto Kinderlieder hört und erst nach einer (langen) Zeit merkt, dass gar keine Kinder mitfahren im Auto 🙂
Herr Tschannen, ob sie es glauben oder nicht, ich vermisste die Kindermusik während der Fahrt nach Deutschland, das war immer so ein Ferienfeeling. So oft ich sie verwünscht hatte, dieses Jahr fragte ich tatsächlich, ob sie nicht wieder mal „Oise Pilot“ hören wollen. Was leider nur mit einem abschätzigen Grunzen beantwortet wurde…
Ich dachte zuerst an Bertold Brecht und an Justin Bieber. Okay? Jeder darf seine Kinder so nennen, wie er will. 🙂
Sie sind neu, hier, oder? Tschannen nennt seine Kinder HIER Brecht und Beebers, in echt heissen sie natürlich nicht so.
Tschannen, wieso haben Sie Nr. 2 eigentlich nicht Lasker-Schüler genannt oder Beauvoir?
Um nicht elitär belesen zu wirken.
aw man …
Pilcher wäre auch noch gegangen und hätte nicht elitär gewirkt.
Rauspimmeln :-D! Mich haut es weg.
Die Berliner Verkehrsbetriebe rufen wegen der Missachtung der Maskenpflicht schon zum allgemeinen Deoverzicht auf :-).
Das mit dem nicht korrekten Maskentragen, lege ich diesen Menschen wohlwollend aus. Ich werte das als stillen Protest gegen die Sinnlosigkeit dieser Massnahme.
.
Die Regelungen sind nämlich grotesk. Momentan muss ich als einziger Passagier im Bus eine Maske tragen. Danach steige ich aus und gehe ohne Maske in die gut besuchte Dorfbeiz.
Es dürfte einleuchten, dass es einfacher ist, eine Maskenpflicht im ÖV ohne 100 Aber-Wenn-Dann-Regeln durchzusetzen. Und auch, dass für viele Menschen die Benutzung des ÖV im Gegensatz zur Dorfbeiz nicht optional ist.
Letzthin waren wir mit dem Rad in Konstanz. Volle Strassen, keine Masken. Restaurants und Cafes brechend voll, keine Masken. Ist jetzt mehr als 2 Wochen her und der Massenausbruch blieb aus.
Aber auf der Fähre im Freien trugen alle vereinzelt auf Deck Sitzenden eine Maske. Oh Sinn, oh Logik!
@Röschu
Maskentragen in geschlossenen Räumen ist alles andere als sinnlos, im Gegensatz zum Freien. Dazu gibt es auch eine Datenlage.
Das Problem sehe ich beim eklatanten, selbstverursachten Vertrauensverlust sowie der inkohärenten Haltung der entsprechenden Stellen auf Ebene Bund und Kantone. Da wären uns gewisse Nachbarländer eine bessere da glaubwürdigere und kohärentere Richtschnur.
@Martin Frey: Röschu hat hier allerdings recht. Obligatorisch Masken im leeren ÖV (und auf dem Schiffsdeck!), dann ohne Maske in die volle Bar oder nur schon täglich ins Grossraumbüro. Der Bundesrat hat hier dem medialen Druck nachgegeben und mit dieser Symbolmassnahme die eigenen Grundsätze über den Haufen geworfen. Nämlich da lokal und schnell zu reagieren, wo es brennt.
Und welche Nachbarländer haben da kohärentere und glaubwürdigere Massnahmen? Und vor allem: Nützt es denn auch?
Und genau wegen solchen Menschen wie Sie es einer sind, steigen hier links und rechts die zahlen wieder und wir steuern auf einen erneuten Lockdown zu. Ich als Pflegepersonal wünsche mir, das Verweigerer wie Sie ihre Sympthome zu hause ohne medizinische Unterstützung auskurieren müssen.
Ich trage seit über 30 Jahren die Hälfte des Tages eine Maske und ich bin nicht dran gestorben, noch habe ich Atemnot oder eine andere Schädigung bekommen. Das absolute Gegenteil war der Fall. Und hier beschweren sich Menschen, das sie mal für 10 min im Bus eine Maske tragen müssen.
Da schwillt mir echt der Kamm !
@Maike: Fakt ist nun mal, dass die meisten Menschen ungern Masken tragen. Entsprechend weichen sie aktuell auf Velo und Auto aus, und verzichten möglichst auf „unnötige“ und vor allem längere Zugfahrten und sowieso auf Schiffausflüge etc.
Ob das für Gesundheit und Risiko besser ist? Und doch, auch die wirtschaftlichen Ausfälle sind am Schluss relevant. Etwas viel dafür, dass eine positive Wirkung der Massnahme kaum nachzuweisen ist.
„rauspimmeln lassen“ – wird sofort ins Vokabular aufgenommen!!! 🙂
Nr. 5 kann ich zu 100% nachvollziehen und bestätigen. Was das Schlimmste daran ist – man hat diese nervtötenden Leider dann manchmal auch noch TAGELANG als Ohrwurm und ertappt sich dabei, wie man morgen um 6 unter der Dusche „Sag Hallo…“ vor sich hinsummt!
LG und danke für Ihre Beiträge
Ich empfehle „Raffi die Giraffe“. Bringe ich seit der Rückfahrt nicht mehr aus dem Schädel.
dann doch lieber „am Tag, als ich auf die Welt kam“ von Gerhard Schöne.
Die Nr 3 kann ich zu 100% unterschreiben. Wir waren in einem Land, in dem Kinder bereits ab 2 Jahren in geschlossenen Räumen Masken tragen müssten. Ich habe während 2 Wochen kein einziges Kleinkind gesehen, dass sich irgendwie dagegen wehrte, herummotzte, bockte oder die Maske unter der Nase (und Mund) trug. Erwachsene dafür Tag für Tag.
Übrigens für die Kinderlieder gibt es Kopfhörer, das würde ich mir keine 10 Min antun 😉
Das ist ja genial! Wie fortschrittlich!
Bereits ab 2 Jahren mit Maske.
Hab grad wieder mal im BfS nachgeschaut. KEINE ÜBERSTERBLICHKEIT in der Schweiz.
Ach ja und in Schweden gehen die Fälle ganz von alleine zurück. Ohne Masken.
Und obwohl im gestopft vollen IKEA min. 95% keine Maske trug… ist nichts passiert.
Aber das ist doch alles egal. GUT IST wer möglichst viele Regeln befolgt, möglichst viele Einschränkungen gutheisst und wenn möglich den Vorschriften des Bundes noch einen oben aufsetzt.
Dass Körperkontakt, Begegnung ohne Angst, gemeinsames Singen, unbeschwertes Atmen absolut gesund und gut fürs Immunsystem ist… egal. Lasst uns alles verbieten, was gut für die psychische und physische Gesundheit ist.
@ Roxy
Ohne über die Massnahmen an sich urteilen zu wollen. Wenn man mit staatlichen Erlassen nicht einverstanden ist, gibt es (gerade in der CH) gute rechtsstaaltliche Möglichkeiten dagegen vorzugehen.
Einige davon sind:
– in die Politik eintreten
– Referendum anreissen
– Initiative lancieren
– Menschen wählen, die gewünschte Massnahmen erlassen
– meinetwegen auch Demo (unter Wahrung gesetzl. Vorgaben)
Protestaktionen, die hingegen völlig unsinnig und unlogisch sind:
– mit Verkäufer*innen, Busfahrer*innen und co. diskutieren, die für den Erlass nicht verantwortlich sind
– Flashmob im Tram
– Wütende Kommentare unter Werbungen von Maskenanbietern
– Angriffe in sozialen Medien und Kommentarfunktionen gegen Menschen, die nur eine Info geteilt haben
@13
Ab dem Moment, wo jemand in dem Kontext allen Ernstes immer noch „Körperkontakt, Begegnung ohne Angst, gemeinsames Singen, unbeschwertes Atmen“ empfiehlt, ist eigentlich alles gesagt. 😉
@13: Wenn mit Sonderrechten hantiert wird, dann sind die Einflussmöglichkeiten naturgemäss beschränkt.
Interessant ist nur, was da alles über den Haufen geworfen werden kann. Nur der Datenschutz, der steht nach wie vor über allem.
@Roxy
Sie können es auch drei Monate später nicht lassen, nicht wahr? Falsche Argumente werden nicht richtiger mit der Wiederholung, auch nicht zur Übersterblichkeit. Ich zitiere:
„Vom 16.3 (Woche 12) bis 19.4. (Woche 16) war in der Schweiz aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie eine statistisch signifikante Übersterblichkeit zu beobachten. In Woche 14 zwischen 30. März und 5. April starben 39% mehr Personen als erwartet.“
Apropos Übersterblichkeit, wie verhält es sich damit in Ihrem hochgelobten Schweden?
Was richtig ist: unsere Zahlen, gerade die vom Bund, sind leider zu oft nicht vertrauenswürdig. Genauso wie die BAG Empfehlungen. „Irrlichternd“ war vor drei Monaten meine Beschreibung. Ausser SP (und Sie, RoXy?) werden wohl die meisten diese Ansicht mittlerweile teilen.
Ja Herr Frey – 3 Monate später ist die Faktenlage ja noch klarer …. und wie Sie sagen falsche Argumente werden durch Wiederholung, egal durch welchen Mund oder Medium nicht wahrer.
Gehen Sie auf die Seite des BfS, da sehen Sie dass es auch im Jahr 2017 und 2015 Wochen mit signifikanter Übersterblichkeit gab.
Aufs ganze Jahr gerechnet gibt es keine Übersterblichkeit. Was völlig logisch ist, wenn man die Obduktionsberichte ernst nimmt.
Lesen Sie, was die schwedischen Fachleute sagen. Das sind die Fakten.
Sie hingegen stützen sich auf „die Mehrheit“ und die „mediale Berichterstattung“. Wer darauf vertraut, dem empfehle ich ein nüchternes Geschichtsstudium. Die Menschheitsgeschichte wäre eine bessere wenn auf die zwei Verlass wäre.
@Martin Frey: Das BAG und der Bundesrat hat lange Zeit einen sehr guten Job gemacht, inklusive der Maskenfrage. Dass dies jetzt öffentlich als „Maskenlüge“ bezeichnet wird, und man dafür so viel medialen Druck aufgebaut hat, bis der Bundesrat die symbolische Maskenpflicht im ÖV ausrufen musste, hilft sicherlich nicht weiter. Dass andere Länder (mit gleich wenig Erfolg) ähnliche oder weitergehende Massnahmen ergriffen haben, ist ja nun kein Argument dafür.
Peinlich ist hingegen, dass das BAG und die wissenschaftliche Task Force offenbar weder gewillt noch in der Lage sind, zu ergründen, was denn nun wirklich läuft betreffend der Ansteckungen, und vor allem wo diese ablaufen. Passt zur hochgelobten, bis zur Wirkungslosigkeit kastrierten Covid-App.
@Sp
„Das BAG und der Bundesrat hat lange Zeit einen sehr guten Job gemacht, inklusive der Maskenfrage.“
Wieso überrascht mich diese Aussage nicht? 🙂
„Peinlich ist hingegen, dass das BAG und die wissenschaftliche Task Force offenbar weder gewillt noch in der Lage sind, zu ergründen, was denn nun wirklich läuft betreffend der Ansteckungen, und vor allem wo diese ablaufen.“
Das BAG, Sportpapi, seien Sie da bitte etwas präziser. Zum Ihrem BAG verweise ich auf Ihre obige erste Aussage 😉 mit der Sie mittlerweile ziemlich alleine (aka „meinungsstabil“) sind.
@Martin Frey: Hoffentlich überrascht die Aussage nicht, sie ist ja keine neue.
Und ja, andere haben offensichtlich, auch geprägt durch die Medien, ihre Meinung geändert. Was keinesfalls heisst, dass heute eine Mehrheit für eine Maskenpflicht wäre. Sonst würden ja mehr eine Maske tragen.
Und dass Masken wirken können, mögen Studien zeigen. Aber es ist offensichtlich, dass es jetzt nicht die grosse Wirkung zeigt, die man sich erwartet. Und die meisten Länder mit Maskenpflicht haben steigenden Ansteckungszahlen.
Vermutlich wird Frankreich jetzt erstmals Wirkung erzielen, weil mit Maskenpflicht am Arbeitsplatz Homeoffice wieder erzwungen wird. Wäre schön, man würde dann wenigstens das sauber auswerten.
@Martin Frey: Und auch die wissenschaftliche Taskforce wagt sich vielfach weit auf die Äste hinaus wenn Massnahmen gefordert werden aufgrund von sehr dürftigen Evidenzen. Viele andere Länder machen das auch reicht eigentlich nicht. Vielmehr würde man von der Taskforce einen Vorstoss erwarten, wie mit gezielter Forschung für die Politik wichtige Erkenntnisse gewonnen werden könnten. Wenn sich Mitglieder zu Wort melden, dann ja immer nur mit skeptischen Prognosen, aber kaum je mit Hinweisen, welche Fragen wie beantwortet werden sollen. Und ebenso lesen wir ganz selten, auf wie tönernen Füssen viele ihrer Aussagen stehen.
Sind eigentlich auch Wirtschaftswissenschaftler in der Task Force?
Und dann noch die App, die nach wie vor offenbar ihren Zweck nicht erfüllt.
@Sp
„Was keinesfalls heisst, dass heute eine Mehrheit für eine Maskenpflicht wäre. Sonst würden ja mehr eine Maske tragen.“
Wieder ein völlig falscher Schluss von Ihnen, wohl weil Sie vermutlich von sich und der eigenen Logik ausgehen.
Alle Umfragen zeigen nämlich, dass die Schweizer für eine Maskenpflicht waren und auch sind. Aber nur die wenigsten tragen freiwillig eine (soviel zum Thema „solidarische Schweizer“). Tönt etwas schizophren, hat aber seine eigene Logik.
@Martin Frey: Welche Logik soll das sein? Und welche Umfragen sollen das sein?
Und auch wenn, ändert das nichts daran, dass die Masken offenbar nicht viel nützen, dass sie teilweise wirklich unsinnig verordnet werden (leere Züge, Schiffsdeck). Und dass die Menschen auf ihre ganz eigene Art reagieren: Sie fahren nicht mehr Schiff, nur noch so viel ÖV wie nötig, dafür umso mehr Auto (ohne Masken, obwohl dort viel angemessener) und Velo. Mit entsprechenden Folgen bei den Unfallzahlen, aber das nur nebenbei.
Am meisten Befürwortung haben in der Schweiz ja alle Massnahmen, die das eigene Leben nicht einschränken.
@SP
„ Und auch wenn, ändert das nichts daran, dass die Masken offenbar nicht viel nützen, dass sie teilweise wirklich unsinnig verordnet werden“
Ihre Aussage zeigt lediglich, dass Sie das Ding mit den Aerosolen immer noch nicht verstanden haben.
Was ich gut nachvollziehen kann, wenn das BAG Ihre einzige Richtschnur ist.
@ 13
Die Schweizer jammern halt gerne auf hohem Niveau. Viele bei uns diskutierte Vorgaben sind in anderen Ländern selbstverständlich. Unser Problem bei den Massnahmen ist halt, dass vieles irgendwo inkonsequent und unlogisch erscheint, eine Folge unserer dilettantischen, oft auch zaudernden Führung auf allen Ebenen. Die Corona Pandemie war ein Elchtest dafür. Die Bilanz scheint mir mehr als durchzogen, und aus den Fehlern wurde noch nicht viel gelernt.
MTs Text heute gefällt mir sehr, Kapitel 3 könnte ich glatt unterschreiben.
@ MF
Ich sprach ja gar nicht über die CH, ansonsten hast du recht. Wobei ich persönlich zugeben muss, der Regierung grundsätzlich vertraut zu haben. Bis zu diesem Risikoländer/Quarantäne-Hickhack und die Folgen davon. Das hat für mich mit Coronaschutz wenig zu tun und zeigt leider wie tief manche Überzeugungen sitzen.
@13
„ Bis zu diesem Risikoländer/Quarantäne-Hickhack und die Folgen davon.“
Das amüsante am Hickhack ist ja noch, dass wir weder bereit noch willens sind, das auch umzusetzen. Unser Contact Tracing stösst ja wegen einzelner Cluster schon an seine Grenzen. Aber Hauptsache, man kann wieder irgendwelchen Leuten die Schuld geben.
Notabene: wehe wenn jemand uns auf eine Quarantäneliste zu setzen wagt, geht ja gar nicht! Wir sind doch die Schweden (aka Vorzeigeschüler) Mitteleuropas! 😉
@ MF
Manche Nationalitäten haben nun mal schon immer besser als Sündenböcke getaugt. China war ok. Mit dem benachbarten Italien war es schon etwas schwieriger. Das saubere Schweden war ein blöder Unglücksfall, aber Gott sei Dank, gab es dann schnell die ansteigenden Zahlen auf dem Balkan. Glück gehabt.
Und spätestens seit dem Entscheid gestern, ist klar worum es geht. Die Schweizer verteidigen ihr Recht, sich in der Schweiz von Landsleuten anzustecken! Alles andere geht gar nicht.
@13
Leider hast Du damit völlig recht, wobei das Flair für Sündenböcke kein Schweizer Privileg ist. Die meisten Nationen haben sich dessen bedient, von den USA über afrikanische Länder via Italien bis zurück zu China…
@Martin Frey: Die Massnahmen sind nun mal, zum Glück, pragmatisch. Sie sollten sinnvoll, auf Evidenz begründet, angemessen und von der Bevölkerung getragen werden. Entsprechend dürfen Schutzmassnahmen nicht nur in Bezug auf ihre potentielle Schutzwirkung betrachtet werden, sondern auch in Bezug auf den wirtschaftlichen Schaden, den sie anrichten. Und gerade die Leute, die nach härtesten Massnahmen schreien (natürlich nicht da, wo sie selber betroffen sind), lehnen dann gerne auch jede Verantwortung für Ersatzzahlungen ab. Z.B. bei Veranstaltungen.
Und ja, diese ständig wechselnden Quarantänebestimmungen sind ein Witz. Dafür macht die Schweiz jetzt Ferien am Genfersee!
Aber auf der anderen Seite: Die Leute haben langsam genug, möchten wieder feiern und leben!
@13: Du sprichtst vermutlich auf das Veranstaltungsverbot an? Es ist ja die komiscche Sichtweise, dass wir darüber diskutieren, was „gelockert“ werden kann, statt darüber, ob es angemessene Gründe für ein Verbot gibt. Ich war beispielsweise in den letzten Wochen an vielen Sportveranstaltungen mit teilweise gegen 1000 Zuschauern und Teilnehmenden. Gab es da irgendwo Ansteckungen?
Die Ansteckungen von Balkanreisenden sind hingegen dokumentiert. Auch, leider, mittlerweile von Kroatien.
Weil die Jugend offenbar keine Angst mehr hat, und wieder Party macht. Und da helfen auch keine Verbote, denn dann verlagert sich das Problem einfach in den unkontrollierten, illegalen Bereich.
Da lobe ich mir entsprechend die pragmatische Vorgehensweise z.B. des Kt. Zürich.
@13 es ist alles etwas kompliziert und ich bin zu faul, das Problem richtig zu lösen. Kurzversion: Das Auto hat mehr Roaming-Datenvolumen als unsere Handys und als einziges Gerät einen Spotify-Account, dafür keinen Kopfhöreranschluss.
Kompliziert? Ich verrate mal ein Gehemnis: man kann Musik auch offline hören. 😉 Die Toniebox ist super in dem Alter. Ansonsten einfach Lieder auf altes Habdy laden, Kopfhörer an und fertig! Vielleicht war das Leid dafür aber nicht genug hoch?
Musik offline zu hören kommt mir 2020 einfach eine Spur zu 1995 vor. Und die Toniebox ist ja süss, aber für den Preis eines Kreativtonies kriegte man früher ein 10er-Pack leere Kassetten von TDK, BASF oder Maxell plus eine Reinigungskassette und einen Bleistift.
@13: Ist das das Land, das gerade wegen der schnell wachsenden Ansteckungen als neuer Hotspot gehandelt wird?
Ja, die Kinder tragen die Masken wie die Erwachsenen und finden es auch mal cool, ein bisschen Verkleiderlis zu spielen. Dafür nehmen sie dann eine Woche die gleiche Maske aus dem Hosensack, die gerne auch beidseitig getragen werden kann.
Allerdings habe ich nie Kinder gesehen, die über längere Zeit Masken tragen mussten. Für uns wäre es aktuell eine schlimme Vorstellung, wenn plötzlich Maskenpflicht in der Schule herrschen würde.
Hej Markus, ich lese Deine Texte immer mit Neugierde und grosser Freude, denn sie sind erfrischend frech, kritisch, witzig und vor allem authentisch. Und ich geniesse es noch mehr kinderfrei zu sein 🙂 Hab lieben Dank!
Vielen Dank, das freut mich.