«Ihr jungen Frauen überfordert euch grenzenlos!»
Während der Ferienzeit publizieren wir Texte, die besonders zu reden gaben. Dieser Beitrag erschien erstmals am 7. Mai 2020.

Von Mami zu Mami: Es werden immer mehr Sorgen – aber auch immer mehr Glücksmomente. Foto: Getty Images
Die eine (63) hat studiert, sich dann aber bewusst für ein Leben als Mutter und Hausfrau entschieden. Die andere (33) wurde vor knapp einem Jahr zum ersten Mal Mami, arbeitet mindestens 80 Prozent und jongliert Kind und Karriere. Ein Interview über das erste Jahr als Mutter, ständige Sorgen und gesunden Egoismus – von Mami zu Mami.
Mama, du hast mir einmal gesagt, dass ich vielleicht zu egoistisch für Kinder bin. Wie hast du das gemeint? Manchmal glaube ich, du hattest recht.
Für Kinder muss man so vieles aufgeben – man hat nicht mehr sein eigenes Leben oder muss es zumindest uneingeschränkt teilen. Du hast immer deine Freiheit in Anspruch genommen und auch mich damit oft strapaziert. Man bringt als Mutter eben viele Opfer, und ich dachte, dass dies für dich niemals so möglich wäre. Jetzt sehe ich, dass es eben bei dir genauso funktioniert wie bei allen anderen Müttern – die grenzenlose Liebe zum Kind macht alles möglich.
Ich finde, dass diese Mutterliebe, die am besten schon am Tag der Zeugung beginnen soll, etwas überromantisiert wird. Das kann junge Mütter unter Druck setzen, die nicht ab dem Moment der Geburt die absolute Erfüllung in ihrer Mutterrolle finden. Ich zumindest musste mein Kind erst ein wenig kennen lernen und merke auch jetzt, dass die Liebe noch wächst.
Klar, so eine neue Beziehung braucht ja auch Zeit. Aber ich kann von mir eben wirklich behaupten, dass ich nie in meinem Leben ein solches Glück empfunden habe, wie in dem Moment, in dem ich dich und deine Schwester zum ersten Mal im Arm hielt. Das kannst du jetzt kitschig finden, es ist aber wahr.
Du bist einfach zu perfekt! Hattest du keinen Babyblues?
Nein, das hatte ich nicht, zumindest nicht nach der ersten Geburt. Nur als du geboren wurdest, hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen deiner Schwester gegenüber. Für mich fühlte sich das an, als ob mein Mann mit einer zweiten Frau nach Hause käme und von mir erwarten würde, dass ich mich mit ihr sicher gut verstehe. Ich fühlte mich wahnsinnig schuldig.
«Dein Kind bleibt immer dein Kind, egal, wie alt es ist.»
Wann hört das auf, dass man sich ständig Sorgen macht?
Da muss ich dich leider enttäuschen, das Sich-Sorgenmachen geht nie mehr weg. Und wenn die Familie dann immer grösser wird und noch Schwiegersöhne und Enkelkinder dazukommen, werden es immer mehr Sorgen – aber auch immer mehr Glücksmomente.
Wie fühlt sich das an, wenn das eigene Kind Mama wird? Ist das auch ein wenig traurig, weil es dann so ganz offiziell kein Kind mehr ist?
Nein, dein Kind bleibt immer dein Kind, egal, wie alt es ist. Ob als Mama oder nicht, das Gefühl bleibt unverändert, für das Herz spielt es keine Rolle.
War dir eigentlich immer klar, dass ich einmal Kinder haben werde – obwohl ich selbst sehr lange gezögert habe?
Ich dachte immer, dass du sicher eine sehr liebende Mutter wärst – ich habe dich ja auch in pädagogischen Berufen gesehen, etwa als Lehrerin, weil du über eine grosse Empathie verfügst. Die Gefühle deiner Mitmenschen sind dir nicht egal, das ist viel wert als Mutter.
Hast du es manchmal bereut, dass du deine Karriere aufgegeben hast? Ich frage, obwohl ich befürchte, dass du mir das nie sagen würdest. Warum eigentlich?
Weil ich es nie so empfunden habe. Ich habe für meinen Jahrgang eine sehr gute Ausbildung gemacht, aber mir war immer klar, dass wenn ich jemals Kinder hätte, diese meinen absoluten Fokus bekommen würden. Nun konnten wir es uns finanziell leisten, dass ich nicht arbeitete, und ich habe diese zwölf Jahre im «Beruf Mutter» sehr genossen. Immerhin sind wir ja in dieser Zeit auch noch ausgewandert. Heute habe ich eine Leitungsposition, und meine gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen, die immer berufstätig waren, sind in ihrer Karriere auch nicht weiter gekommen als ich. Mein Fokus liegt auch heute noch auf meiner Familie. Ich habe diese Zeit immer genossen und würde es rückblickend wieder genau so machen.
Also die totale Selbstaufgabe?
Nein, es war für mich immer eine grosse Bereicherung und ein Privileg. Ich weiss, dass du das nicht so gut verstehen kannst.
Findest du, dass ich mich überfordere?
Ja. Tatsache ist, dass ihr jungen Frauen heute alle Möglichkeiten habt. Das ist gut, das Problem ist nur: Ihr glaubt, auch alle Optionen gleichzeitig in Anspruch nehmen zu müssen. Damit überfordert ihr euch grenzenlos.
Was wäre denn in deinen Augen ein gutes Pensum für eine junge Mutter wie mich?
Meine Erfahrung als Personalvermittlerin zeigt, dass 40 Prozent, maximal 60 Prozent realistisch sind – dazu gehört dann aber auch ein Partner, der mitzieht, und als Back-up noch eine dritte Bezugsperson.
Wenn wir als junge Mütter nicht in hohem Pensum weiterarbeiten, kriegen wir später die Quittung – Stichwort Altersarmut. Und im Ernst – man kriegt ja eher selten einen interessanten Job mit einem Pensum von 40 Prozent. Was tun?
Sich einen Scheich suchen (lacht)! Ich weiss, dass dies ein grosses ungelöstes Problem ist, aber deswegen sollten wir doch trotzdem schauen, dass es uns im Jetzt gut geht. Es bringt dir ja auch nichts, wenn du 15 Jahre leidest, damit es dir mit 65 besser geht. Die Altersversorgung von heute wird es vielleicht gar nicht mehr geben, wenn du im Pensionsalter bist. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte eine mögliche Lösung sein. Wichtig ist jedenfalls, eine Überbeanspruchung zu verhindern, denn mit Geld kann man bekanntlich keine Gesundheit kaufen.
Wurdest du auch einmal kritisiert, dass du dich für ein Leben als Hausfrau und Mutter entschieden hast?
Ja, nicht zuletzt auch von meinen beiden Töchtern (lacht). Ich würde das aber immer wieder so machen. Als ich 1984 zum ersten Mal Mutter wurde, gab es hier die erste grosse Welle der arbeitenden Mütter. Ich musste mich in der Zeit so sehr verteidigen, weil ich immer sehr mitleidig als «nur Mutter» bezeichnet wurde. Ich fand das unfair, weil ich sicher bin, dass ich in der Zeit mehr geleistet habe als so manche Frau in ihrem Sekretärinnenjob, die sich dann plötzlich als grosse Feministin verkauft hat.
Hattest du auch manchmal Sehnsucht nach deinem alten Leben, als du eine junge Mutter warst?
Nein, es war für mich ein ganz neuer Abschnitt und auch in einer ganz neuen Umgebung, weil wir, kurz bevor ich Mutter wurde, auch noch umgezogen waren. Das war alles eine grosse Herausforderung, und von daher hatte ich keinen Grund und auch keine Zeit, zurückzuschauen.
Hättest du dir jemals vorstellen können, dass dein Mann zu Hause bleibt und du arbeitest, so, wie das bei mir der Fall ist?
Eine solche Frage hat sich zu meiner Zeit nicht wirklich gestellt, ausserdem hätte ich dazu nicht den passenden Partner gehabt. Bei dir erlebe ich jetzt, dass das funktionieren kann. Aber auf die Dauer wird das Modell für deinen Partner auch nicht stimmen – er lebt mit dem Kind so in einer zu kleinen Welt.
Findest du es eigentlich seltsam, dass mein Mann mit 53 zum ersten Mal Papi geworden ist?
Nein, das finde ich wunderbar. Elternalter spielt gar keine Rolle, wenn man gern Papa oder Mama ist. Dein Partner darf jetzt etwas erleben, was er sich lange Jahre gar nicht vorstellen konnte – und ich spüre, dass er das sehr geniesst.
Wie findest du es, wenn man ein vier Monate altes Kind in die Kita gibt?
Ich finde das viel zu früh, das Kind weiss ja noch gar nicht, was mit ihm passiert. Ich habe es selbst bei meinen ersten beiden Enkelkindern erlebt. Andererseits haben die Kinder es ja scheinbar schadlos überstanden – von daher bin ich vielleicht zu hart in meinem Urteil.
«Wer Kinder liebt, darf doch gerne alle Zeit der Welt zur Verfügung stellen.»
Von Grossmamis wird heutzutage oft erwartet, sich ganz selbstverständlich als fixe Kinderbetreuung einspannen zu lassen. Das war zu deiner Zeit anders, oder?
Ja, man hat sich eher auch noch um die Grosseltern gekümmert, als dass man sie ständig beansprucht hätte. Aber das liegt immer in der Verantwortung der Grosseltern. Wer es nicht gern tut, soll es lassen – das ist auch besser für die Kinder. Wer Kinder liebt, darf doch gerne alle Zeit der Welt zur Verfügung stellen. Aber einfach erwartet werden sollte das von jungen Familien trotzdem nicht.
Rückt man Kinder heutzutage zu sehr in den Mittelpunkt und nimmt alles zu ernst?
Nun, Kinder brauchen Aufmerksamkeit, aber das heisst nicht, dass man sie überbehüten soll.
Findest du, ich sollte noch ein zweites Kind bekommen?
Dazu gebe ich gar keine Empfehlung ab, meine Liebe. Es sei nur bedacht, dass dann noch weniger Zeit für deine Partnerschaft und für dich selbst bleibt.
Also eher nicht!
Wie gesagt, ich gebe keine Empfehlung ab (lacht).
Was mache ich deiner Meinung nach falsch oder zumindest nicht ganz so gut?
Du arbeitest zu viel und setzt dich damit zu sehr unter Druck, das tut dir nicht gut und wird sich irgendwann gesundheitlich auswirken. Ausserdem spürt dein Kind deinen Stress.
Worin bin ich als Mama besser als du – natürlich in nichts!
Ich glaube, du bist analytischer im Umgang mit deinem Kind und deinem Partner. Ich bin eher pragmatisch an die Gesamtsituation herangegangen. Viele Situationen waren mir in ihren Auswirkungen nicht so bewusst wie dir heute, das machst du sicher besser.
Was glaubst du, werden meine Tochter und ich einmal für ein Verhältnis haben?
Ein sehr offenes, so wie wir zwei.
Welche Phase als Mutter wird wohl die schwerste für mich sein?
Der Abschied, wenn deine Kleine so richtig selbstständig wird. Ich erinnere mich ganz genau an das Gefühl. Ich war so stolz, aber gleichzeitig unendlich traurig.
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46 Kommentare zu ««Ihr jungen Frauen überfordert euch grenzenlos!»»
Nach dem Interview dachte ich:
Frauen sind doch die schlimmsten Feinde der Frauen.
Warum macht jemand für eine „ihren Jahrgang sehr gute Ausbildung“, wenn sie eigentlich gar nicht arbeiten will? Was für eine Verschwendung von Ausbildungsressourcen.
Wenn hier jemand ein „Opfer“ gebracht hat, waren es schon damals die Frauen/Väter die gearbeitet und die Kinder versorgt haben.
Die Frau hier konnte sich ja einfach ins gemachte Nest hocken. Zum wirtschaftlichen Wohlergehen der Familie musste sie ja offenbar nichts beitragen.
Da haben die von ihr etwas grundlos kritisierten „feministischen Sekretärinnen“, die gleichzeitig noch Familienfrauen waren, doch einiges mehr geleistet als sie.
Dann im Alter schulterklopfend auf ein „gelungenes“ Leben zurückblicken, für das man eigentlich gar nichts geleistet hat, scheint mir etwas selbstgefällig zu sein.
@ Hobbyvater
Kinder grossgezogen = eigentlich gar nichts geleistet?
@ 13: ja, im Vergleich zu Eltern, die neben Kinder grossziehen noch arbeiten (mussten), alleinerziehend sind, ein behindertes Kind betreuen oder sich den Wohlstand erarbeiten mussten (ihr ist dank Heirat das ja zugeflogen) hat sie nichts besonderes geleistet.
Was denn?
Der Vergleich geht eh nie ganz auf. Eine berufstätige Mutter mit einem 80% Pensum und 2 Kindern leistet auch nicht das Gleiche wie eine berufstätige Mutter mit einem 80% und 5 Kindern. Ist die erste darum faul? Und der Büroarbeiter mit 42-Stunden-Woche ist kaum viel effizienter mit der Mutter von 8 Kindern, die jeden Morgen das Wasser vom Brunnen holen muss. Eine alleinerziehende Mutter eines Kindes oder eine vollzeitarbeitende Mutter mit 3 Kindern und vollzeitarbeitendem Mann? Wer hat es strenger? Das ist doch Blödsinn. Ändert aber nichts, dass Kinder betreut und begleitet werden müssen. Und wenn man nicht nur Hobby-Elternteil ist, dann weiss man, dass das Arbeit ist. Am Anfang mehr, später weniger, da die Kinder mehr weg sind. Völlig unabhängig vom Pensum der Erwerbsarbeit.
Eltern haben zwei Aufgaben: Die Kinder grossziehen und das wirtschaftliche Wohlergehen der Familie sicherstellen. Das hier das zweite dauernd gering geschätzt wird finde ich falsch. Die meisten 100%-Väter die ich kenne sind morgens, abends, nachts und am WE dauernd für ihre Familien da und sorgen daneben noch für das Einkommen der Familie. Und werden dafür hier als Hobby-Väter diffamiert (auch von Ihnen). Aehnlich ist ja die Situation für berufstätige Mütter. Sind das jetzt Hobbymütter?
Dagegen scheint mir das Aufziehen von 2 gesunden Kinder in einem finanziell abgesicherten Setting gerade zu ein Schoggi-Job. Was ausser kochen, etwas staubsaugen und den Garten besorgen hat sie denn 12 Jahre lang gemacht? Sie musste ja offensichtlich nicht morgens zum Brunnen laufen…
@ Hobbyvater
Entschuldigen Sie, aber das Wort „Hobbyvater“ kommt nicht von mir. Das ist ihre eigene Selbstbezeichnung, die ich aufgenommen habe. Wenn es Sie stört, sollten Sie den Namen vielleicht überdenken.
Sie haben recht mit den zwei Aufgaben, dass jedoch ausgerechnet die Erwerbsarbeit zu wenig geschätzt wird, stimmt so nicht. Aus Ihren Worten trifft ja nur so eine Verachtung für die Erziehungsarbeit und Sie stehen nicht alleine da. Denn die meisten Väter, die ich kenne, kümmern sich in erster Linie um den Erwerb und erziehen dann nebenbei noch mit (helfen zu Hause…). Was ab einer Stufe nur noch geht, weil jemand den Hauspart übernimmt.
@13: Dass Vätern, die 100-prozentig erwerbstätig sind und die Familie ernähren, immer wieder vorgeworfen wird, sie würden sich zu wenig um Haushalt und Familie kümmern, ist allerdings so. Als ob sie damit nicht auch ihren Teil beitragen würden. Und erziehen können sich trotzdem.
Hobbyvater ist mein Nickname, weil Leute wie ich hier im Blog wiederholt damit verunglimpft wurden.
Ich kann die Erziehungsarbeit gar nicht verachten, weil dann würde ich mich selber verachten, ich leiste ja Erziehungsarbeit morgens, abends, nachts, am WE und an meinen Freitagen unter der Woche.
Auch würde ich meine Frau verachten, die neben ihrer Arbeit Erziehungsarbeit leistet sowie die Betreuerinnen unserer Tagesstruktur, welche an zwei Tagen in der Woche unsere Kinder betreuen. Also verachte ich sicher niemand der Kinder erzieht.
Aber ich finde trotzdem, diese Frau hier hat nichts besonderes geleistet, was denn, was wir nicht auch alle machen?
Und nochmals: dann sind Mütter, die hochprozentig arbeiten für Sie auch Hobbymütter? Antwort diesmal erwünscht.
@ Hobbyvater
Antwort: Nein, sind sie nicht. Und im Gegensatz zu dem, was SP mir wieder mal vorwerfen will, würde ich auch keinen Mann als Hobbyvater bezeichnen, nur weil er 100% arbeitet. Hobbyväter sind Väter, die sich nur dann um die Kinder kümmern, wenn es ihnen gerade in den Kram passt, und auch an seinen Freitagen dies mehrheitlich der Frau überlässt, an zwei Abenden pro Wochen zum Sport geht, einen ins Feierabendbier und zu Hause vor dem PC sitzt. Solche Fälle. Mit dem Pensum hat das nichts zu tun. Ich kenne auch einen Mann, der 80% arbeitet, und den ich als Hobbyvater bezeichnen würde. Er hat für sein Hobby reduziert, ist mehrheitlich abends und am WE weg und macht mind 2 Wochen Ferien pro Jahr alleine.
Ansonsten bin ich halt der Meinung, dass es eben nicht reicht, die Kinder morgens, abends, nacht (?), an den Wochenenden zu begleiten/erziehen. Und das sage ich als eine Mutter, die lange tatsächlich auch nur das leisten konnte, weil sie sehr viel arbeitete. Heute bin ich zwei zusätzliche Nachmittage zu Hause. Umso mehr schätze ich die Arbeit derjenigen, die es während meiner Abwesenheit taten resp tun. U.a. meines Mannes als er die Mehrheit dieser Aufgabe übernommen hatte. Es wäre mir aber nie in den Sinn gekommen, so zu tun als sei meine Erziehungsarbeit seiner gleichzusetzen, nur weil ich abends um 18.00 noch etwas mit den Kindern machte.
Ich verstehe einfach nicht, warum hier nicht anerkennt wird, dass Erwerbstätigkeit ein genau so wichtiger Bestandteil für das prosperieren der Familie ist wie Erziehungsarbeit. Hier (v.a. im Papablog) aber auch im Austausch mit weiblichen Bekannten wird immer so getan, als ob Väter dies quasi freiwillig tun würden, sie gingen halt lieber arbeiten als zu Hause zu den Kindern zu schauen. Als ob die meisten von uns die Wahl hätten. In der Durchschnittsfamilie muss einer hochprozentig arbeiten.
Sie sind zwei Nachmittage zu Hause. Das sind ja ganze 8 Stunden mehr als ich pro Woche. Nicht gerade der große Unterschied bei 168 Wochenstunden….
Und doch, man leistet genau gleich Erziehungsarbeit, auch wenn man «nur» morgens, abends, nachts und am WE da ist. Was denn sonst?
Interessant, danke.
Vielen Dank für diese pragmatische, liebevolle und ganz und gar aus dem Leben gegriffene Zusammenfassung! Wir haben vier Kinder (1,3,5,6), Vater schafft 100%, (hat dies entgegen ursprünglicher Ankündigung immer so gewollt) Mutter 50 (und habe damit mein Wohlfühlpensum, welches der ganzen Familie in jeder Hinsicht zugute kommt, gefunden, die 70% der ersten drei Kinderjahre waren zu viel!). Jede Familie muss das Kunststück bewältigen, ein für sie passendes Modell zu finden, wenn man zufrieden ist, hat man auch nicht das zwingende Bedürfnis, sich ständig zu rechtfertigen. Ein bisschen Dankbarkeit für das was man hat, Zähne zusammen beissen u weniger jammern hat auch noch nie geschadet. Ihre Mutter hört sich sehr weise an. Bekommen Sie noch mehr Kinder, es ist anstrengend aber wunderschön!!!
Noch mehr Kinder ? 4 sind schon viele ! Aber anständige freundliche Leute brauchen wir immer !
Diese Frage von Felix zielt meiner Meinung nach in eine völlig falsche Richtung. Wahrscheinlich gibt es ebenso wenige Männer welche 100% daheimbleiben wollen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in welcher die Arbeitspensen ausser Haus von beiden Eltern reduziert werden können, und die Familienarbeit ebenso anerkannt wird.
Ich kenne mehere Frauen, nicht viele, aber doch ein paar, die immer eine Au Pair hatten. Jahrelang. Und sehr zufrieden waren. Eine war Krankenschwester (nachts), die anderen Lehrerinnen. Sie kamen zu Mittag heim und hatten schon am Morgen das nötige gemacht für das Mittagessen. Es war für sie wichtig dass immer jemand zuhause war für die Kinder wenn sie in die Schule gingen oder zurückkamen. Aber eben, es braucht ein Zimmer, es geht wenn man ein Haus hat oder eine grössere Wohnung.
Danke für das Interview, ich hätte gerne noch doppelt so lange weiter gelesen. In einer Gesellschaft, in der vernünftiger Verzicht schon als Opfer gesehen wird, ist es tatsächlich schwierig über Familienplanung zu diskutieren. Ich bin heute glückliche, jung gebliebene Grossmutter und würde darauf niemals verzichten wollen. Trotz aller Mühen und ja, die Sorgen werden ebenfalls bleiben oder sich allenfalls mehren, aber das gehört halt zum Leben dazu. Wer weiss, ob meine Enkel jemals eine Lehre, entsprechende Ausbildung werden machen können oder einen Job finden? Wir dürfen uns alle nicht entmutigen lassen, denn niemals wusste der Mensch was die Zukunft bringen wird. Mir scheint: Pragmatisch im heute leben und arbeiten bringt am meisten, uns allen.
Ich kenne in meinem Bekanntenkreise (zwischen 35 und 55) keine Frau mit Kindern, die 100% arbeiten möchte und dies von ihrem Mann auch einfordert.
Natürlich ist die Hürde, dies einzufordern, hoch. Was, wenn der Mann nicht will? Aber Emanzipation muss man einfordern. Der Mann kann ja auf die Frau nicht eingehen, wenn sie nichts sagt.
Andererseits sagen die Frauen dann jeweils, dass sie „Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen“. Tja, können sie schon, aber mit 40-60% macht man keine Karriere. Das ist eine Wahl, die z.B. mein Vater nicht hatte (sage ich völlig wertefrei).
Wo sind die Frauen, die 100% arbeiten möchten?
Da müssen Sie lange suchen, um Frauen zu finden, die bereit sind 100% zu arbeiten und Karriere zu machen, um den Mann ein schönes Leben daheim mit den Kindern zu ermöglichen. Ich war zwischendurch „Hausmann“, um mich um die Tochter zu kümmern. Best time ever! Ich denke, Männer wären durchaus bereit, beruflich kürzer zu treten, wenn die Partnerin das finanzieren würde.
Frauen mit Kindern arbeiten dann 100%, wenn es finanziell nicht anders geht. Im Ausland ist das häufiger der Fall als bei uns, von dem her sind wir privilegiert. Gehen die Kinder in die Kita, lohnt es sich für ein Ehepaar nicht, mehr als 140 bis 160% zu arbeiten, weil die Kita Tarife sonst den Mehrverdienst wegfressen.
@Silvia Brun: auch Männer arbeiten dann 100%, wenn es finanziell nicht anders geht. Viele würden gerne mehr Zeit mit den Kindern verbringen…..
aber in der Regel haben sie gar keine Wahl
@ Felix
Ich habe einige Jahre 100% gearbeitet, ansonsten immer 80-90%. Dies immer ab Mutterschaftsurlaub und mit inzwischen 3 Kindern. Wie auch schon meine Mutter und meine Grossmütter vor mir. Und ich mache das gerne.
Aber ganz ehrlich, ich mache das nur, weil ich einen Mann habe, der das auch von sich aus mitträgt. Müsste ich das zuerst „einfordern“ und danach auch immer wieder verteidigen, rechtfertigen und darum kämpfen, würde ich das nicht tun. Ich habe in meinem Umfeld viele ehrgeizige Frauen mit guter Ausbildung, die gerne ein hohes Pensum leisten. Und doch sehe ich bei ganz vielen, dass die alten Rollenbilder noch vorhanden sind, was letztlich zu einer Doppel- oder Dreifachbelastung der Frauen führt. Nein, das würde ich mir auch nicht antun.
Das Umfeld und die Unterstützung, die junge Mütter bekommen, spielen eine grosse Rolle. Je nachdem ist eben Muttersein unterschiedlich. Wer sich Hausangestellte leisten kann, hat es sicher einfacher. Was gar nicht geht, ist wenn Väter unter Druck gesetzt werden, mehr für die Kinder aufzugeben, die das gar nicht wollen.
Mit einem zweiten Kind hat man wieder mehr Zeit für sich resp. mit dem Partner, weil die Kinder ab 3/4 Jahren miteinander spielen! Bei einem Kind muss man, z.B. in den Ferien, immer selber der Spielpartner sein… Der Abstand der Kinder sollte einfach nicht zu groß sein, sonst hat man zwei Einzelkinder, was wiederum mühsam ist…
Ja, genau das habe ich auch gedacht. Natürlich will die Oma keinen Druck aufbauen, aber zwei Kinder sind besser als eines. Aus mehreren Gründen:
1. Die Kinder haben jemanden weiteres an den sie sich binden können und können gemeinsam aufeinander aufpassen
2. Die Eltern fokussieren sich nicht nur auf das eine Kind. Man muss sich Gedanken machen beide Kinder gerecht zu behandeln usw..
Meine Kinder sind 18 Monate auseinander, ich würde es sofort wieder so machen. Wobei ich auch 4,5 Jahre daheim blieb und dann erst wieder anfing zu arbeiten. Die beiden sind heute 18 und 16,5 Jahre alt und mögen sich total gerne und helfen sich gegenseitig. In den Ferien haben sie immer viel miteinander gespielt und wir als Eltern waren oft aussen vor. Im Gegensatz zu Ein-Kind-Familien.
3. und vermutlich am wichtigsten: Sie sozialisieren einander, und auf völlig andere Art und Weise als Erwachsene es vermögen.
Ein-Kind Familie = trauriges Kind. Es hat niemanden um sich zu erzählen, die Eltern sind erwachsene Leute, und kein anderes Kind ist da.
Ich hatte diesen Fall mit meiner Tochter und sie hatte dann 2 Büsis zuerst und ab 10 Jahre ein Hund den sie über alles liebte. Tiere mit welchen sie austauschen können sind ein „Must“ wenn keine Geschwister da sind.
„Man bringt als Mutter eben viele Opfer,….“
Dann schulden einem die Kinder dann auch viel Dankbarkeit und Gehorsam, wenn man sich schon opfert. Arme Kinder, deren Mütter glauben, Opfer zu bringen.
Frau will Kinder und sagt dann, sie erbringe ein Opfer.
Und die Kinder sind schuld, dass Mami es so schwer hat.
Meine Fresse!
Vielleicht wäre ja etwas Dankbarkeit wirklich ok, allerdings nicht unbedingt von den Kinder, sondern in erster Linie von Personen, die im Normalfall Kinder haben können, ohne diese Opfer zu bringen, umgangssprachlich Väter genannt, oder von der Gesellschaft, die einiges tun könnte, damit es sich nicht als Opfer anfühlt. Aber ich weiss schon: selber schuld und Privatsache und so. Tausendfach gehört….
Wieso denn? Die Mütter machen dieses Selbstverwirklichungsprojekt völlig freiwillig. Die Väter finanzieren es (mehrheitlich) völlig freiwillig. Da braucht es keine Dankbarkeit. Und einen Mangel an Menschen gibt es auf diesem Planeten definitiv nicht.
@ Florian
Sag ich doch….Tausendfach gehört….aber ja ich ticke da etwas anders: Ich bin dankbar. Für die Generation vor uns, die unsere teilweise sehr selbstlos aufgezogen hat, selber für drei tolle Kinder und einen wunderbaren Mann, der unsere Kinder nicht als mein Selbstverwirklichungsprojekt oder einen Budgetposten sieht und für andere Eltern, Väter wie Mütter, die respektvolle Kinder grossziehen, die unsere Gesellschaft auch dann am Laufen halten werden, wenn wir es nicht mehr können. Traurig, wer zu verbittert ist, die sozialen Aspekte zu sehen.
@13: Im Ernst jetzt?!?! Väter bringen keine „Opfer“????
@ maia
Im Normalfall nicht unbedingt die Gleichen, darum auch „ohne diese Opfer zu bringen“. Aber das ändert sich langsam.
ok – mal schauen, wie lange es geht, bis Mütter bereit sind die „gleichen“ Opfer wie die Väter zu bringen
@13: Jetzt haben wir doch tagelang über diese selbstbestimmten Frauen gesprochen, die sich von ihren Partnern zu gar nichts zwingen lassen. Und jetzt plötzlich bringen sie wieder Opfer, und erwarten Dank von ihren Partnern? Wofür? Und wenn, wie häufig bedanken sie sich denn bei ihren Partnern, die sie wirtschaftlich versorgen?
Hier bin ich jetzt bei einem Menschenbild, mit dem ich gar nichts anfangen kann. In meiner Welt entscheiden die Menschen selber, selbst dann, wenn sie eigene Interessen vermeintlich für einen anderen Menschen mal etwas zurücknehmen.
@13: Welche sozialen Aspekte? Der Mensch ist ein soziales Wesen. Man gründet eine Famile, weil das in die eigene, egoistische Lebensplanung passt. Das ist alles andere als selbstlos. (Meine Erfahrung: Wir haben eine Tochter, die mir viel Freude bereitet.)
„die im Normalfall Kinder haben können, ohne diese Opfer zu bringen,“
Das ist Ihre eingeengte Sicht auf den Sachverhalt. Ihre ganz persönliche Wahrnehmung, weiter nichts. Und ja, es ist Privatsache. Sie entscheiden frei und Sie tragen die Konsequenzen. Ganz einfach.
@ Sp
Ich habe doch nichts vom Zwang vom Partner gesagt, oder? Kinder müssen auf die Welt gebracht und umsorgt werden. Das muss einfach jemand tun, Im Normalfall hierzulande die Mutter, auch weil unser System das so fördert (kurzer MU, besser Löhne der Männer etc.) und es der Tradition entspricht. Wenn mein Mann etwas tut, was unsere gemeinsame Aufgabe ist, dann ja, sage ich danke. Auch wenn ich ihn nicht dazu gezwungen habe. Nennt sich Wertschätzung.
@ Florian /Hans
Was soll ich nun antworten. Ich sage es ja: es kommt immer wieder dieses Privatsache-Geschwaffel. Und die Diskussion dreht sich im Kreis. Kein Bedarf.
@13: Wenn es um „opfern“ und „Opfer“ geht, muss es irgendwo ja auch einen Täter geben. Oder eine Täterin.
Das Privatsache-„Geschwafel“ ist nicht nerviger als diese ständige Überhöhung der selbstlosen, sich aufopfernden Mutter, die halt übernehmen muss, wenn der Mann sich raushält.
Niemand muss Kinder haben, und es gibt auch keinen gesellschaftlichen Auftrag dazu. Und auch die Wahl des Partners wird von niemandem vorgegeben. Und das „System“ hat bestenfalls geringfügigen Einfluss, sicherlich weniger als die Biologie, die das Kind im Bauch einer Frau entstehen lässt.
Das ist das Prinzessinnen-Syndrom, das hier zum Ausdruck kommt. Da muss man etwas nachsichtig sein. Wie mit einer Prinzessin eben.
Kinder schulden den Eltern nix. Das ist ihr Take den sie da reinbringen.
Opfer mag der falsche Ausdruck sein. Gewiss aber ist niemandem wirklich bewusst, wie stark sich ein Leben verändert, sobald Kinder da sind.
@Patrick. Da haben sie schon Recht. Leute stellen sich nicht im voraus vor wie sehr ihr Leben sich verändert mit einem Kind und wie sehr das Kind es nötig hat seine Mutter mindestens das erste Jahr mit sich zu haben im vertrauten und gemütlichem Heim.
Viele Mütter empfinden so, es war Pflicht der Frau, ihrem Mann Söhne zu gebären, darin kann man durchaus ein Opfer sehen. Und auch heute noch muss sich kaum ein Mann dafür rechtfertigen, keine Kinder zu wollen, aber manche Frau. (Meine Ex wollte keine, ich damals auch lieber nicht, gerade @Patrick, weil mir klar war, dass Kinder mein Leben massiv verändern würden. Ich musste mich nie rechtfertigen, meine Ex schon eher) Einen gewissen gesellschaftlichen Druck vor allem auf Frauen kann man nicht negieren. In „rückständigen“ Denkweisen auch für Männer, in Ägypten habe ich als Kinderloser oft gehört: „Du brauchst einen Sohn!“ Aber letztlich entscheiden alle Frauen heute frei und alleine, noch die meisten Männer, ob sie Kinder wollen oder nicht. Partnerwahl entspricht Kinderwunsch.
Verspürte als Kinderfreie nie einen gesellschaftlichen Druck. Vielleicht hätte ich einen gespürt, hätte es mich interessiert, hat es aber nie. Meinem Mann geht es übrigens genauso. Wir leben seit Jahrzehnten glücklich und zufrieden und tun, was uns gefällt. Was andere denken ist uns von ganzem Herzen egal.