Warum ich meine Kinder (manchmal) auf den Mund küsse

Mundküsse zwischen Eltern und Kindern sorgen immer wieder für Diskussionen. Warum finden das so viele Leute eklig?

Für Kinder und Eltern gilt das Recht auf körperliche Selbstbestimmung: Ein Mädchen küsst seinen Papa. Foto: Getty Images

Das letzte Mal als ich über Eltern, die ihre Kinder auf den Mund küssen geschrieben habe, ist schon eine Weile her und damals habe ich mich ein bisschen aufgeregt. Na gut, ich hab mich ziemlich aufgeregt. Es ging darum, wie viele Menschen sich über die Tatsache aufregen, dass der US-amerikanische Footballstar Tom Brady sowohl seinen 11-jährigen Sohn als auch seinen 73-jährigen Vater auf den Mund küsst. Unglaublich, wie viele Leute das eklig fanden. Aber weil das Thema in den sozialen Netzwerken ganz allgemein gerade wieder hochgekocht ist und mich wirklich interessiert, verspreche ich, diesmal nicht allzu sehr auszuflippen.

Dafür müssen wir zunächst ein paar grundsätzliche Sachen abräumen. Zum einen gilt auch für Kinder ganz klar das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Niemand hat das Recht, sie ungebeten zu küssen oder auf einen Kuss zu bestehen. Das schliesst die Eltern mit ein. Kinder können diese Form der Intimität aus den verschiedensten Gründen ablehnen und alle sind legitim. Selbst wenn sie einfach nur für einen längeren Zeitraum davon fasziniert sind, dass ihre Eltern tatsächlich auf sie hören, ist das okay. Die kindliche Erkenntnis, dass niemand, absolut niemand das Recht hat, sich über ihre körperlichen Abgrenzungen hinwegzusetzen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Je deutlicher das ohne Ausnahme gilt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich niemand so leicht hinter ihre Schutzschilde quatschen kann, weil er oder sie «die Mama kennt», Onkel oder Tante ist oder sonst irgendwelche Bezüge hat, beziehungsweise herstellt.

Warum sollten Mundküsse nicht etwas anderes als romantische Liebe oder sexuelles Begehren ausdrücken können?

Zum anderen ist es vollkommen legitim, wenn Erwachsene Probleme damit haben, ihre eigenen Kinder auf den Mund zu küssen oder es bei anderen zu beobachten. Es als eklig zu diffamieren und zu beschimpfen wie im Fall von Brady hingegen geht zu weit. Der für mich interessanteste Aspekt dieser Debatte, den ich so nicht auf dem Schirm hatte, ist der Aspekt der körperlichen Selbstbestimmung von Eltern. Auch weil ich selbst keine Schwierigkeiten damit habe, meine Kinder auf den Mund zu küssen oder von ihnen auf den Mund geküsst zu werden. Es kommt selten vor, aber wenn es passiert fühlt es sich vollkommen natürlich an.

Es gibt aber Väter und Mütter, die sich mit dem auf den Mund küssen schwer tun und zugleich Kinder haben, die das massiv einfordern. Ab einem gewissen Alter mag man das verständlich kommunizieren können. Doch einer Dreijährigen, die gerne Ihr Gesicht in beide Hände nimmt und Sie auf den Mund küsst, einen Satz wie «Ich mag das nicht» oder «Das überfordert mich» auch begreiflich zu machen, ohne sie dabei zu verletzen, ist alles andere als einfach.

Brüste können ja auch Kinder stillen

Ausserdem faszinieren mich die Gründe, die Eltern angeben, warum sie das nicht wollen. Manche sagen einfach, dass es sich für sie falsch anfühlt. Andere versuchen, dieses Gefühl genauer zu beschreiben, indem sie klarstellen, dass ein derartiger Kuss nur einem Liebespartner oder einer Liebespartnerin vorbehalten sein sollte. Also der romantischen Liebe zwischen Erwachsenen und nicht der Liebe von Eltern zu ihren Kindern. Wieder andere weisen darauf hin, dass ein solcher Kuss eine sexuelle Konnotation hat, die sie vollkommen zu Recht für absolut unangebracht in einer Eltern-Kind-Beziehung halten.

Ich will hier wirklich niemanden zum Mundküssen bekehren. Aber die Eindeutigkeit dieser Tabuisierung beschäftigt mich. Warum sollten Mundküsse nicht etwas anderes als romantische Liebe oder sexuelles Begehren ausdrücken können? Brüste können ja auch in einem erotischen Kontext stehen oder Kinder stillen. Ein Familienbett kann dazu genutzt werden, dass alle darin schlafen oder dass die Eltern darin Sex haben, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind. Und im Gegensatz zu dem in «Reine Nervensache» von Robert De Niro gespielten Mafiosi sollte es doch möglich sein, mit seiner Partnerin den Sex zu haben, den man sich wünscht, und dafür nicht auf eine Geliebte auszuweichen, weil die Frau schliesslich «mit dem Mund die Kinder küsst, wenn sie schlafen gehen».

Ich glaube nicht, dass man durch eine Tabuisierung die erwünschte Eindeutigkeit erreicht, sondern dabei lediglich eine Mehrdeutigkeit ausblendet, die immer vorhanden ist. Niemand sollte müssen. Und niemand muss sollen. Aber wenn Eltern und Kinder sich in Achtung der Grenzen aller Beteiligten gerne auf den Mund küssen, spricht nichts dagegen. Oder wie sehen Sie das?

58 Kommentare zu «Warum ich meine Kinder (manchmal) auf den Mund küsse»

  • Maike sagt:

    Das Tolle am Leben ist doch, das man einige Bereichen vollkommen selbst gestalten kann ohne auch nur im mindsten Rücksicht nehmen zu müssen. Dazu gehört es, wie ich mich in den eigenen 4 Wänden benehme und wie man es in der Familie hält. Wenn man auf den Mund küssen bei Mann Frau und Kind gut findet, dann mancht man es – auch wenn es der Umwelt nicht gefällt. Oder man mancht es nicht. Nackheit – wie übrigens die Aufklärung auch – ist immer ein mega Thema. Da muss man selbst in der Familie Fingerspitzengefühl bewahren. Wenn jemand damit ein Problem hat, muss man darauf Rücksicht nehmen. Aber auch hier ist es mir wurst, was der Rest der Welt darüber denkt.
    Wir machen es so, wie wir es für richtig halten und ich werde mich vor niemandem rechtfertigen noch es erklären. Wäre ja noch schöner !

    • Edi sagt:

      Darum sind die familiengeheimnisse so lange geheim : weil die kinder nicht sprechen dürfen draussen, und dies kann jahrelang dauern. Bis das Trauma zu gross wird und jemand zur polizei geht.
      Die eltern sagen den kinder „draussen und in der schule geht es niemanden an“.

      Doch : es geht die gesellschaft etwas an wenn die kinder leiden und man ihnen sagt es sei normal und „es geht die anderen nichts an“.

  • Vera sagt:

    Küsse auf den Mund sind für mich intim und gehören zu einem Liebespaar. Mit meinen Kindern kuschle ich viel, küsse sie auf die Wange und Stirn. Ich persönlich begrüsse es, dass es diese Abgrenzungen zwischen der Welt der Erwachsenen und den Kindern gibt. Für die Kinder ist das kein Nachteil. Das Argument mit den Brüsten verstehe ich nicht: ich halte meinen Kindern meinen Busen nicht zur Begrüssung vor die Nase… und ich bin froh, dass nach der anstrengenden Stillzeit meine Brüste wieder mein „Eigentum“ sind. Endlich wieder Frau und nicht mehr allein Mutter sein!

  • Andy S sagt:

    In einer intakten Beziehung (und damit mein ich auch Eltern-Kind Beziehung) weiss man, wenn man nicht grad blind ist und ein Quäntchen Restempathie hat, was erwünscht und was nicht erwünscht ist.
    Wenn man es jetzt noch schafft, sich gegenseitig zu respektieren, dann ist alles und nichts erlaubt.
    Oder kurzum gesagt, hört nicht auf das, was Andere sagen. Hört auf euren Instinkt und respektiert euer Gegenüber, dann macht man nichts falsch.
    Ich habe meine Eltern bis zu ihrem Lebensende auf den Mund geküsst. Bei meinen Grosseltern, habe ich das mal abgestellt. Eigentlich eher unterbewusst aber Thema war das nie.

  • Remo Jutzeler van Wijlen sagt:

    Schwierig wird es eigentlich weniger in der Eltern-Kind oder Extern-Familie Wahrnehmung, sondern wenn z.B. Kind und Vater dies gern tun und sich so ausdrücken, aber die Mutter dies nicht haben kann. Dies kann in einer Form passiv-aggressiver psychologischer Gewalt enden, welche die ganze Familie stark belastet.

  • markus kohler sagt:

    Zu mutig, Herr P liefert sich der Umgebung aus in der er lebt. Er bewegt sich ja im linken urbanen Milieu und das bedeutet klar, dass er lauter Sittenwächterinnen um sich herum hat. Es braucht ein kleine Misstimmung bei einer linken Dame und schon geht es los auf Social Medias mit Anschuldigungen und das ist dann gleichbedeutend mit einer Verurteilung. Wer in dieser Schlangengrube lebt muss ich perfekt verhalten und nie etwas machen, was falsch ausgelegt werden könnte. Am Besten würde er auch gleich jeden Blogartikel zuerst den entsprechenden Ladies vorlegen.

    • Muttis Liebling sagt:

      ‚Er bewegt sich ja im linken urbanen Milieu‘

      Man liest bei NP nicht einen linken Gedanken. Das Schreiben ist eindeutig Mitte- Bünzli. Im MB Blog wurde auch sonst noch nie etwas annährend Linkes geschrieben, es sei denn, in Kommentaren.

    • Maike sagt:

      Was Sie alles über den Herrn P. wissen… Sind sie vielleicht sein Nachbar ? Dann leben Sie ja in dem gleichen linken urbanen Milieu, über das Sie so herziehen. Und wenn nicht, haben Sie Ihre Tätigkeit als IM trotz dem Niedergang der DDR fleissig weiterbetrieben ?

  • AberHallo sagt:

    Ich würde dem Autor grundsätzlich recht geben.
    Küsse auf den Mund innerhalb der Verwandschaft und den Bekanntenkreises ist nichts verwerfliches. Persölich finde ich diese kleinen „Liebesbeweise“ richtig süss. Vorausgesetzt ist natürlich, dass diese freiwillig geschehen.
    Ich bin ohne „Liebkosungen“ von meinem Vater aufgewachsen. Bedeutet, spätestens ab dem 5 Jahr Begrüssung nur durch Handschlag. Ich finde dies ist nicht der richtige Weg.
    Ebenfalls das Nackt sein vor den Kindern. Solange dies ohne sexuelle Komonenten ist, finde ich dies in Ordnung. Kinder sind gerne nackt. Und Schamgefühl kommt früh genug.

  • Globol sagt:

    Meine Kinder sind 10 und 12. Die Ältere wollte nie Mundküsse, die jüngere liebt sie. Noch heute ist das so. Und voll ok. Mein Mann schätzt sie übrigens nicht. Und das respektiert unsere Küsserin seit Beginn. Sie hat auch mir drei verstanden, dass Papa das nicht mag. So wie sie nicht mag im Gesicht eingecremt zu werden.

    • Zwillingspapa sagt:

      Das hört sich wohltuend gut an.

    • Brandis sagt:

      Eklig kommt durchaus hin. Bei der Geburt haben Babys nämlich noch keine Karies-Bakterien. Die werden in der Regel von den Eltern beim Ablecken eines Löffels, Schnullers oder eben auch Mundküssen auf die Kinder übertragen.

  • Horst Remmler sagt:

    Wichtig für den Nachwuchs ist natürlich ein pickelfreies und glattrasiertes Gesicht des Erziehungsberechtigten in seinen manchmalen Momenten, damit es den Kindern nicht graust und es dann für sie ein Müssen würde; ein sich aufbauender Abwehrreflex könnte sich auf die Beziehungen mit den Grossvätern, Vettern, Onkeln, den Kinderhüte- und Lehrpersonen negativ auswirken und ein Leben mit ausgelebter Lust wohl gar ganz verunmöglichen.

    • Leo Schmidli sagt:

      Nein, einfach nein!
      Ich bin (meistens) Bartträger, mal kürzer, mal länger. Die Kinder finden es interessant. Je nach Länge muss ich manchmal etwas mehr aufpassen, aber der Bart spielt nie eine Rolle.
      Zu den Pickeln: Darf ich meine pubertierende Tochter küssen?
      Ich glaube, sie sollten mal ein paar Dinge aus ihrer Kindheit aufarbeiten…

  • Jane Doe sagt:

    Ich küsse weder meine kleinen Kinder noch meine Eltern auf den Mund, sondern nur meinen Mann. Wir handhaben das alleine aus hygienischen Gründen so. Diesen Aspekt sollte man, gerade nach den vergangenen Monaten, vielleicht auch berücksichtigen.

  • Ruth sagt:

    Ich glaube es geht hier um verschiedene mentalitäten zwischen schweizer und deutsche. In der Schweiz ist es so : man küsst die Kinder nicht auf den Mund. Nun möchten die deutschen oder vielleicht sonstige ausländer unbedingt rechthaben, und wir sollen uns umstellen ? Warum ?

    • Stefan Moser sagt:

      100 Punkte für Ruth, die auch bei diesem Thema die Ausländerfrage aufwirft. Sagenhaft.

      • Ruth sagt:

        Stefan & Daniel : andere Länder, andere Sitten !

      • Rolf H. sagt:

        Bravo Stefan Moser; ich habe mir einen Schranz gelacht. Ich bin 100% Schweizer seit Generationen nicht gewollt hat sich so ergeben. Ich küsste meine Kinder auf den Mund lief nackt duchs Haus und habe meine Enkel schon auf den Mund geküüst. Das Selbe taten meine Eltern. Ergebnis: Kinder die mit beiden Beinen im Leben stehen. Glückliche Beziehungen leben und ihre Kinder liebe und mit Fürsorge überschwemmen! Hei seit ihr eigentlich noch normal? Zwischen Liebe unter Liebenden und Liebe zwischen Eltern und Kindern nicht unterscheiden zu können ist nicht normal!

    • Daniel sagt:

      Danke Ruth, dass du das für alle Schweizer und Schweizerinnen geklärt hast.
      Als Schweizer war mir das selber nicht bekannt und werde dies gleich in unserer Verfassung mal nachlesen……….

    • Isabelle sagt:

      Ahhh…grandios!! Danke für den Lacher des Tages, Ruth. Aber jetzt ehrlich, das kannst du nicht ernst meinen, oder?

  • Dingsda sagt:

    Wir sind zu Hause auch nackt und ich finde es wichtig, dass die Kinder lernen was es heisst, ein gesundes Körpergefühl zu haben. Heute in diesem medialen Zeitalter sowieso, so sind sie sicher auch besser vor Übergriffen geschützt wenn Intimzonen kein Tabu sind! Meine älteste Tochter ist 9, möchte nicht mehr nackt sein und duscht alleine aber wenn ich nach dem duschen nackt durch die Wohnung laufe um mich anzuziehen oder der Papi kurz nach dem duschen nackt ist schaut sie nicht mal komisch sondern es ist einfach normal. Unsere Nacktheit ist nicht aufgezwungen, es ist einfach natürlich und jeder in unserer Familie entscheidet selber darüber. Oh und ja, wir geben uns auch Küsse auf den Mund. Es gibt echt Leute die haben keinen gesunden Menschenverstand!

  • Silvia sagt:

    @Lina : sie sind ständig in den Extremen !

  • Silvia sagt:

    Wenn Kinderpschologe und Kinderpsychiater sagen NEIN man soll es nicht tun, es gebe eben Grenzen, dann sollten die Mütter die nichts von nichts wissen und keine Ahnung von menschenkenntnis haben nicht das Gegenteil behaupten. Eben weil die Gesellschaft heute keine Regeln mehr akzeptieren will geht alles so unmoralisch zu und her : ALLES ist erlaubt ! Keine Würde mehr, keinen Anstand mehr, keine Moralität mehr. Eben die 68 ger Jahren haben das so gewolllt und nun ist die heutige Gesellschaft ausser Kontrolle.

    • seidenspinner sagt:

      Zum Glück gibt es noch uns Väter die den komplett ahnungslosen und unwissenden Müttern behutsam den rechten Weg weisen können, wenn sie schon nicht auf Kinderpschologe und Kinderpsychiater hören.

    • Lina sagt:

      Ich weiss nicht auf welches Fachpersonal Sie sich beziehen, kann Ihnen aber nur wärmsten ans Herz legen sich mal die Broschüre „Sexualerziehung bei Kleinkindern
      und Prävention von sexueller Gewalt“ vom Kinderschutz Schweiz durchzulesen (frei online verfügbar mit sehr guter Quellenangabe). Da geht es unter anderem um gesundes Körpergefühl und warum es nicht schlecht ist sich nackt vor seinem Kind zu zeigen und vorzuleben was ein selbstbestimmtes gutes Körpergefühl ist. Das die Lehrmeinung vor 50 Jahren in beide Extreme ging ist schon wahr, inzwischen kann man es wohl etwas differenzierter betrachten.

      Ich finde meine Einstellung jetzt gar nicht Extrem, Ihre dagegen schon, da sie mir als Mutter ja jeglichen gesunden Menschenverstand absprechen wollen….

      • Silvia sagt:

        Lina : zu diesem Thema ja, ich finde dass hier die Mütter ein wenig an gesundem Menschenverstand fehlen. Nichts ist mehr heilig, alles wird als prüde verworfen.

  • Anya Meyer sagt:

    Wenn es für alle Beteiligten stimmt: Klar, warum nicht! Bei dem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten hat man aber manchmal das Gefühl, dass es eben nicht für alle Beteiligten stimmt. Und das ist dann ein Problem, egal ob der Kuss auf den Mund oder die Backe geht.

  • 13 sagt:

    Grundsätzlich mit allem einverstanden, zum nicht müssen gehört aber auch, dass man ein Nein weder erklären noch rechtfertigen müssen. Kein anderer, nicht das Gegenüber und erst recgt kein Dritter hat darüber zu befinden, ob das Nein legitim ist.
    Mir geht es wie dem Autor. Ich küsse meine Kinder nicht von mir aus auf den Mund, wenn sie es aber tun, stört mich das nicht. Ist ganz natürlich. Mein Vater mochte dieses Küssen nie, also vereinbarte er mit den Enkelkindern ein Nasereiben. Vier fanden das ok, das Fünfte sagte irgendwann mal, dass es das nicht mag, aber darum den Grosspapi gerne ganz fest umarmen würde. Jetzt begrüssen sie sich so und es ist für alle ok. So sollte es sein: man sollte offen sagen können, was man mag oder nicht und der andere sollte das nicht werten.

  • Denise sagt:

    Gegenfrage: Was will man beweisen mit einem Kuss auf den Mund, was ein Kuss auf die Wange nicht auch könnte? Wann wird es peinlich? Meine Mutter ist 84. Küsst man dann auch noch auf den Mund? Ich fand das immer befremdlich!

    • Heidi sagt:

      ich auch ! Aber wenn halt die eltern sie so gewöhnen dann eben. Wenn man verliebt ist ist es doch wunderschön das erste mal zu küssen aber so ist es denn einfach banal, nichts besonderes. Was bleibt dann noch ? Eine Gesellschaft ganz ohne Tabus kann nicht eine moralisch gesunde Gesellschaft sein.

  • Nathalie sagt:

    Danke für den Artikel. Ich seh das genau so! Null Problem. Alles andere sind für mich alte, sexistisch oder religiös konnotierte Zöpfe. Wenn ein liebevolles elterliches Küsschen auf den Mund als sexuell konnotierte Handlung interpretiert wird, sagt das wohl mehr über das (verkorkste) Verständnis der Interpretierenden über Sexualität aus als etwas anderes…

  • Anh Toàn sagt:

    „Doch einer Dreijährigen, die gerne Ihr Gesicht in beide Hände nimmt und Sie auf den Mund küsst, einen Satz wie «Ich mag das nicht» oder «Das überfordert mich» auch begreiflich zu machen, ohne sie dabei zu verletzen, ist alles andere als einfach.“

    Sollte man nicht auch einem Dreijährigen vorleben, dass man selber über seinen Körper bestimmt? Woher sollte „die kindliche Erkenntnis, dass niemand, absolut niemand das Recht hat, sich über ihre körperlichen Abgrenzungen hinwegzusetzen,..“ denn herkommen, wenn sich kleine Kinder über die Abgrenzungen der Eltern hinweg setzen dürfen, wenn man darauf verzichtet zu sagen, ich mag das nicht, will es nicht, weil es sie verletzen könnte?

    • Heidi sagt:

      eben sie sagen es : die Abgrenzung fehlt. Und das ist eben ungesund.

      • Anh Toàn sagt:

        @Heidi: Sie interpretieren mehr in meinen Kommentar, als da steht: Ich sage nicht, was Sie sagen, ich sagte es..

        Es fehlt nicht an Abgrenzung wenn auf den Mund geküsst wird. Die Abgrenzung fehlt nur dann, wenn das Küssen auf den Mund unerwünscht ist und dennoch zugelassen wird.

  • Daniel Huber sagt:

    Peinlich, dass die ersten drei Abschnitte nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben und nur Abgrenzungen und Rechtfertigungen sind. Sind wir schon so weit, dass ein Mann sich erst ausführlich erklären muss, bevor er über ein an sich harmloses Thema schreiben darf? Das wäre dann das pure Gegenteil der eigentlich angestrebten Selbstbestimmung…

    • tststs sagt:

      Der Verweis auf ein früheres und jetzt wieder aktuelles Ereignis ist keine Rechtfertigung, sondern ein ziemlicher Klassiker unter den Einleitungen.

  • Vreni sagt:

    Es geht nicht um „ecklig“ sondern es geht um Intimität. Auf den Mund küssen gehört zur erotischen Liebe aber ganz sicher nicht zwischen Eltern und Kinder. Die hat auch Françoise Dolto immer wieder wiederholt. Auch ist man nicht nackt zu hause vor den Kinder. Das alles hat mit Respekt und Feingefühl zu tun.

    • Bossard sagt:

      Wenn Kinder beim Kuscheln ihrem Papa oder ihrer Mama einen Kuss auf den Mund drücken möchten und die Eltern abwehren, ist die Natürlichkeit weg.

    • Karin sagt:

      Für mich als Mutter aber auch als Tochter ist es das Natürlichste auf der Welt, meine Kinder und früher meine Eltern auf den Mund zu küssen! Und ebendalls mich vor beider Augen nackt zu bewegen, wenn ich gerade dusche oder aus dem Bett komme! Mit Respekt und Feingefühl hat das gar nichts zu tun, nur mit einem natürlichen Körpergefühl, welches ich auch meinen Kindern mitgeben möchte.

    • tststs sagt:

      Ich habe gerade ca. 5x versucht, einen Kommentar zu schreiben, aber ich glaube, ich halte es kurz: Nö!

      • Adelheid Meister sagt:

        Dein Unvermögen hättest Du nicht mitteilen brauchen, abverheiter ca. sechster Versuch, passt aber hervorragend zum „Namen“;
        und was um Allahs Willen ist „Nö!“?

      • tststs sagt:

        Weil Sie so höflich fragen: „Nö“ ist eine umgangssprachliche Form von „Nein“.

    • Lina sagt:

      Man ist nicht nackt vor den Kindern? Das erscheint mir falsch. Kinder bekommen in den Medien nur perfekte Menschen zu sehen. Wie soll meine Tochter lernen ihren Körper so zu akzeptieren, wie er ist, wenn das Mass aller Dinge die Medien sind. Sieht sie mich nackt weiss sie wie eine ganz normale Frau aussehen kann und sich dennoch in wohl fühlt, trotz Schwangerschaftsstreifen oder der einen oder anderen Cellulitebeule. Klar tanze ich nicht nackt vor meiner Tochter herum oder zwinge meine Tochter nackt zu sein, wenn sie das nicht wünscht, aber ich verstecke oder verhülle mich auch nicht. Meine Eltern haben das ebenso gehandhabt und ich habe ein sehr entspanntes Verhältnis zu mir, meinem Körper und allgemein anderen Menschen und deren Körpern. Das möchte ich meiner Tochter mitgeben.

      • Dingsda sagt:

        @Lina, genau deiner Meinung.
        Meine Kinder wissen ganz genau wie und was zur Intimzone gehört, obwohl wir uns alle nackt auch kennen. Sie wissen auch dass sie selber bestimmen und dass ihr Körper ihnen gehört und niemand anderem!

    • 13 sagt:

      Apropos erotische Liebe: ich küsse meinen Mann auch auf den Mund, wenn ich gerade nicht über ihn herfallen will. Ich verstehe den Zusammenhang nicht.
      Und warum sollte man zu Hause nicht nackt herumlaufen? Vom Bad ins Schlafzimmer immer einen Bademantel zu nehmen, wäre mir zu kompliziert. Aber wie geschrieben: wenn jemand das nicht will, sollte das kein Thema sein. Aber dieses absolute „macht man nicht“ ist mehr als störend. Was geht das jemanden an?

    • Röschu sagt:

      @Karin und @Lina
      Ganz so eindeutig scheint mir dies dann doch nicht zu sein.
      .
      Die Frage ist ob und, wenn ja, unter welchen Umständen anderen Menschen die eigene Nacktheit aufgezwungen werden darf. Wo ist die Grenze zu ziehen?
      .
      Oder provokanter gefragt: Ist es auch in Ordnung wenn der Exhibitionist sich auf dem Kinderspielplatz auszieht?

      • Lina sagt:

        Lieber @Röschu

        es ging um den häuslichen Kontext, nicht um Exhibitionismus….

        Und ja, ich habe auch kein Problem mit FKK. Wer da nicht hin möchte muss nicht – meine Tochter werde ich nicht zwingen wenn sie nicht möchte. Ich werde ihr aber bestimmt nicht mitgeben es sei eklig oder es gehört sich nicht nackt zu sein. Es kommt auf den Kontext an und ob man sich anderen aufzwingt oder ob es im natürlichen Kontext ist wie bei einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung. Ich möchte meiner Tochter aber auch nicht eine verstörende Verklemmtheit aufzwingen, die ihr jegliches gutes Körpergefühl bzw. die Entwicklung dessen nimmt.
        Es gibt inzwischen leider viel zu viel Menschen jeden Alters, die sich für ihren „abnormalen“ Körper schämen…. das ist einfach nur traurig und ungesund.

      • Röschu sagt:

        @Lina
        „es ging um den häuslichen Kontext, nicht um Exhibitionismus….“
        Das hängt hier aber zusammen. Eltern/Kind im häuslichen Kontext und Exhibitionist bilden die beiden Enden eines Spektrums ab. Das Kind sieht in beiden Fällen einen anderen nackten Körper.
        .
        Deshalb ja auch meine Frage: Wo ist die Grenze zu ziehen? Wer darf sich ungefragt nackt vor dem Kind zeigen? Eltern, Grosseltern, Tante/Onkel, Lehrer, Fremde?
        .
        Jeder/jede wird ganz persönlich diese Grenze für sich setzen. Wo diese gesetzt wird, muss aber mMn zwingend der Betrachtende und eben gerade NICHT der/die Nackte bestimmen.

      • tststs sagt:

        Ich finde halt, Nacktheit ist das Natürlichste der Welt und kann nur in einem (schief) sozialisierten Umfeld „aufgezwungen“ werden. (also zuhause, Öffentlichkeit ist was anderes… ich bin ja nicht grundsätzlich gegen Sozialisierung 😉 )

      • tststs sagt:

        Was ich meine: ob angezogen oder nicht, man zwingt in diesem Sinne immer sein Äusseres seinem Umfeld auf.

    • Leo Schmidli sagt:

      Hm, für mich gehören Umarmungen auch zur „erotischen Liebe“. Darf ich meine Kinder jetzt nicht mehr umarmen?

    • Isabelle sagt:

      Wer bitte ist F… Dolto? Und wer ist “man”? Das scheint wichtig für dich zu sein, was “man” (frau auch?) so tut und was nicht. Meiner Meinung nach ist das nicht all zu gesund wenn man zu viel darauf gibt.

      • Beda Acht sagt:

        Françoise Dolto ist eine französische Psychoanalytikerin, die von 1908 bis 1989 lebte und für ihre Arbeiten zur Körpersprache von Kindern bekannt ist – und auch gegen das Recht auf Abtreibung war. Abgesehen von der vielfach kritisierten wissenschaftlichen Schule sind ihre Arbeiten schlicht auch nicht mehr zeitgemäß.

      • Martin Frey sagt:

        @Beda Acht
        F. Dolto hat eine überragende Bedeutung in der Psychoanalyse wie auch Erziehung von Kindern und galt über Jahrzehnte in Frankreich als absolute Instanz. Ihre Kernaussage war, dem Kind den Subjektstatus anzuerkennen, sei die Voraussetzung für seine «Menschwerdung». Zurückgreifend auf 40 Jahre klinische Praxiserfahrung, nicht zuletzt als Leiterin der Beratungsstelle im Kinder-Krankenhaus Trousseau in Paris, hat sich F. Dolto zur Lebensaufgabe gemacht, für das Wohl der Kinder einzutreten. So verwirklichte sie 1979 in Paris das neuartige Konzept des «Maison Verte» ein prophylaktischer Sozialisationsort für die frühe Kindheit.
        Doltos Bedeutung ist wenig bestritten. Und etwaige Ansichten zu Abtreibungen sind weder ein Verbrechen noch in dem Kontext von Relevanz.

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