«Können Sie abends auch mal länger bleiben?»

Eine berufstätige Mutter ist geduldig, pragmatisch und bringt Lösungen. Doch in der Businesswelt scheint man das noch immer nicht zu wissen. Foto: iStock
Ich bin grad ziemlich genervt. Warum? Von den Zuständen in unserer schönen, fortschrittlichen Schweiz. Aber halt, ich muss anders beginnen. Ich liebe unser Land, und nach vielen Jahren im Ausland schätze ich meine Heimat mit Struktur und Ordnung umso mehr. Alles? Nein, aber das meiste. Doch die diskriminierende Behandlung von Müttern am Arbeitsmarkt gehört nun wirklich in die Mottenkiste.
Mütter sind zwangsläufig Genies im Multitasking, ohne diese Gabe würden sie den Alltag mit kleinen Kindern gar nicht bewältigen. Man könnte meinen, dass diese Qualität in der Businesswelt besonders geschätzt wird. Leider sieht die Realität anders aus und das stösst mir sauer auf. Unter uns erwerbstätigen Müttern gibt es zweifelsfrei Nieten und Koryphäen – und die ganze Bandbreite dazwischen. Doch, sind wir ehrlich, unter Businessmännern ebenfalls. Glauben Sie mir, die eine oder andere Superflasche in Top-Position durfte ich bereits persönlich kennenlernen.
Vater ≠ Mutter
Es ist ungerecht, dass ein Mann bei der Stellensuche punktet, wenn er Kinder hat, weil es ihn auszeichnet, wenn er sich neben seinem strengen Job noch um seine Familie kümmern kann. Während sich eine Frau mit Kindern besser mit einem Minimalpensum und wenig Verantwortung zufrieden geben soll, da sie ja noch die Belastung der Familie trägt. Eine berufstätige Mutter kann mit grosser Wahrscheinlichkeit sehr gut organisieren, koordinieren, führen und Prioritäten setzen, ist geduldig, pragmatisch und bringt Lösungen. Wunderbare Voraussetzungen für einen Posten mit Verantwortung also. In Zeitmanagement übt sie sich, sobald das Kind auf der Welt ist und erst recht, wenn ein Geschwisterchen dazu kommt.
Muss ich mich wirklich rechtfertigen, wie ich die Betreuung meiner Kinder sicherstelle?
Nun soll das aber keinesfalls ein Männer-Frauen-Wettkampf werden. Es sind nicht die bösen Männer, welche uns die Stellen verwehren. Viel eher das veraltete Mindset, das in den Köpfen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sitzt. Also jener Cache, der auf ihrer internen Datenbank nicht gelöscht wird und ständig alte Muster wiederholt.
Warum werden Mütter bei Vorstellungsgesprächen nach ihrer familiären Situation gefragt? Muss ich mich wirklich rechtfertigen, wie ich die Betreuung meiner Kinder sicherstelle? Und werden denn Väter ebenfalls mit nicht jobrelevanten Fragen in die Ecke gedrängt? Es gibt jedenfalls kaum ein Vorstellungsgespräch, bei welchem ich nicht meine familiäre Situation erklären soll.
Hier sind die Fragen, die es in meine persönliche Top-5-Liste geschafft haben:
- «Schaffen Sie denn den Workload dieses Jobs neben Ihrer Verantwortung als Mutter?»
- «Gibt es einen Vater zu den Kindern, welcher Sie bei der Erziehung unterstützt?»
- «Können Sie abends denn auch mal länger bleiben?»
- «Wer betreut Ihre Kinder, wenn sie krank sind?»
- «So ein Hort für zwei Kinder ist sicher sehr teuer, was bezahlen Sie da pro Monat?»
Und hier gleich noch die «besten» Absagen, weil ich Kinder habe:
- «Es tut uns sehr leid, trotz Ihrer Qualifikationen und Ihres sehr interessanten Werdegangs haben wir uns für die Kandidatin ohne Kinder entschieden, da sie bei Anlässen ausserhalb der Bürozeiten flexibel ist.»
- «Tut uns leid, wir mussten uns für einen Kandidaten ohne familiäre Verantwortung entscheiden.»
- «Wir würden Sie gerne auf der Bewerberliste behalten, schreiben die Stelle aber nochmals aus und schauen, was sonst noch reinkommt. Wir melden uns.»
- «Abonnieren Sie aber unseren Stellennewsletter. In einigen Jahren wird es sicherlich wieder eine ähnliche Vakanz bei uns geben, dann sind Ihre Kinder bereits etwas älter.»
Da fragt man sich doch einfach: Gehts noch? Und bitte denken Sie jetzt nicht, dass es sich dabei nur um kleine, unprofessionelle Firmen handelt. Im Gegenteil, darunter sind auch Konzerne, bei welchen wir versichert sind, unser Essen einkaufen und zwei NGOs mit sozialer Firmenphilosophie, die durch Spendengelder finanziert werden. Mit diesem Verhalten, liebe Verantwortliche, dämmert mir, warum so viele alleinerziehende Mütter nur noch den Gang aufs Sozialamt als Ausweg sehen. Und das kann und darf einfach nicht sein! Wo ist da der Funke an Solidarität und Menschlichkeit geblieben?
Ich habe keine Wahl
Ja, ich bin alleinerziehend und die volle finanzielle Verantwortung für meine Familie liegt bei mir. Ich habe eine solide Ausbildung und bilde mich stets weiter. Teamgeist ist für mich selbstverständlich und ich unterstütze meine Kolleginnen und Kollegen auch über meine Funktion hinaus. Abends ein Anlass oder Meeting? Kein Problem, ich organisiere mich. Was soll also dieses Tamtam im Rekrutierungsprozess? Bei Kündigungen denkt heute auch kaum noch jemand an die familiäre Situation der Betreffenden, sondern Stellen werden einfach gestrichen.
Weg mit den Blicken, welche vollberufstätige Mütter als Rabenmütter verurteilen.
Ich habe nicht die Wahl, erwerbstätig zu sein oder zuhause zu bleiben. Und ein Minijob reicht nicht aus, um das Einkommen einer Familie sicherzustellen. Überhaupt: Ist es nicht grundsätzlich bedenklich, dass sich eine Mutter für ihre Berufstätigkeit rechtfertigen muss? Keine Sorge, meinen Kindern wird trotz meiner Erwerbstätigkeit genügend Liebe und Fürsorge zuteil – ausserdem wird ihnen nebenbei ein realistischer Blick auf die Welt mitgeliefert.
Höchste Zeit also, Müttern im Beruf Vertrauen zu schenken, ihr Können wertzuschätzen und ihnen die gleichen Chancen und Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu geben wie Vätern. Weg mit den Blicken, welche vollberufstätige Mütter als Rabenmütter verurteilen. Und her mit Teilzeitstellen, für die weder Frauen noch Männer überqualifiziert sind. Auch Mütter wollen Verantwortung im Beruf übernehmen, Projekte leiten, Teams führen – weil wir’s können und für unsere Qualifikationen genauso hart gearbeitet haben. Also aktualisiert endlich eure Denkweise!
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111 Kommentare zu ««Können Sie abends auch mal länger bleiben?»»
Wenn man sich die Kommentare durchliest, haben Sie, Frau Hager, die Aussagen in ihrem sehr gutem Beitrag einwandfrei bewiesen. Vorurteile bestehen und die Menschen reagieren darauf entweder mit Rechtfertigung oder Leugnung, darum ist es so schwierig sie abzubauen. In meinem Job wird zwischen „Arbeitsstunden“ und „verrechenbaren Stunden“ unterschieden, wobei letztlich v.a. das zweite entscheidend ist. Und wir stellen bei Mitarbeitern oft fest, dass das nicht unbedingt parallel geht, ganz im Gegenteil. Und die Erfahrung (zu klein für eine Statistik, aber interessant) ist die, dass so mancher Mann gehen musste, während nun drei Mütter die Stellen haben, in Teilzeit, allerdings ab 60%.
Ich verstehe wirklich nicht, was berufliche Kompetenz mit Flexibilität zu tun hat. Ja, es gibt sicher Jobs wo zeitliche Flexibilität zum Jobprofil gehört und dann sollte man auch nicht lügen. Aber für die meisten Jobs ist es nicht wirklich nötig, dass von 5-6 noch eine Sitzung stattfindet und was ist mit geistiger Flexibilität? Solange ich meine Aufgaben termingerecht und effizient erledige, sollte es doch für meinen Arbeitnehmer keine Rolle spielen wann ich dies erledige?
Leider ist in der Schweiz immer noch sehr weit verbreitet: Gute Arbeitskraft = Anwesenheit und immer verfügbar. Wir sollten uns langsam von diesem Blödsinn verabschieden.
Ich habe letzte Woche eine super interessante Stelle gesehen; 60% im Finanzbereich. Ich habe mich gerade beim Personalbüro beworben, nach einigen Stunden kamen die Fragen: Wie alt sind Ihre Kinder? Wie flexibel sind Sie von den Tagen her und auch abends zu arbeiten? Ich habe ehrlich geantwortet und alsgleich kam die Antwort. Zu wenig flexibel, danke für das Verständnis. Mir fehlten die Worte, ich war echt schockiert, dass dies von einem Personalbüro so ausgewertet wird. Keinerlei Fragen zu meinem eigentlich relevanten CV. Es ist so zermürbend, wenn man immer aufgrund des Pensums abgelehnt wird (und ja, früher mit 100% hatte ich NIE Mühe die Stelle zu wechseln).
Was ist jetzt genau das Schockierende? diese Fragen werden mir als ledige, kinderlose Frau jeweils auch gestellt. Ist doch völlig logisch – je nachdem gehört das eben zum Stelleprofil. Wär doch für beide Seiten blöd, wenn dann am ersten Arbeitstag festgestellt wird, dass das von den Arbeitszeiten gar nicht passt.
„Ich arbeite 80%.“
Je nachdem, ob diese Aussage von einer Mutter oder von einem Vater kommt, wird sie anders bewertet. So lange das so ist, ist das Mindset „Gleichberechtigung“ noch in weiter Ferne.
Komisch, ich hatte damit nie Probleme, obwohl länger alleinerziehend. Absagen gab es keine deswegen. Es ist doch so, und das weiss man: Bei einem z.B. 50, 60 oder 70% Pensum geht man davon aus, ab und zu etwas länger zu arbeiten. Das war und ist immer so. Bei Teilzeit profitiert der Arbeitgeber, es sei denn, die Ueberstunden werden verrechnet oder können als Freizeit bezogen werden, was eigentlich Usanz ist. Etwas flexibel muss man halt schon sein, scheint jedoch bei vielen Frauen ein Problem darzustellen.
Sie vermischen Dinge, die nicht zusammengehören.
Gleichberechtigung gilt gegenüber dem Staat. Stimm- und Wahlrecht, Rechten und Pflichten ggü der Allgemeinheit. Da sind die Frauen mittlerweile klar im Vorteil, ich erinnere an Dienstpflicht, AHV-Alter, wegen der längeren Bezugsdauer überhöhte Renten für Frauen, Witwenrente, Feuerwehrpflicht, usw usf.
Kehren wir das ganze doch mal um. Die Autorin ist HR-Frau und stellt Leute ein. Sie hat zwei gleich qualifizierte Kandidatinnen. Eine mit Kinderwunsch in den kommenden Jahren, die andere ohne. Aus Sicht der Firma, für welche Kandidatin würde sie sich wohl entscheiden?
Die relevante Frage ist nicht ein möglicher Kinderwunsch sondern das Pensum nach der Geburt des Kindes. Meine Frau arbeitet 100% seit jeher und ich betreue die Kinder.
Wie Arbeitgeber „unschuldig“ nach familären Fragen fischen ist: „Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?“, „Was haben Sie für Hobbies?“, „Was machen Sie so am Wochenende?“, „Wie verbringen Sie Ihre Ferien?“ etc.
Auf solche Fragen gilt es vorbereitet zu sein, wenn man seine Familie nicht zum Thema machen will.
Ihre Probleme sind nicht diejenigen des Arbeitgebers. Als schwächeres Glied in der Kette müssen Sie sich darauf einstellen. So ist das Leben. Warum sind Sie Alleinerziehende wäre auch eine mögliche Frage.
Arbeitgeber haben kein Recht private Fragen zu stellen. Privatleben geht sie nichts an.
Erschreckend, wieviele Kommentierer hier die illegalen Fragen der Arbeitgeber rechtfertigen. Erschreckend, wieviele hier nach wie vor gewillt sind Mütter und damit Frauen zu systematisch zu diskriminieren.
Es behaupte mal noch jemand, dass Frauen gleich lange Spiesse haben.
Ich hoffe, dass möglichst viele Mädchen und Jungs das hier lesen und sehen, was für eine ungerechte Welt ihnen bevorsteht und wie ihre Elterngeneration diese Ungerechtigkeit auch noch verteidigt und zementiert. Eine Schande!
Meine Tipps, falls nicht schon umgesetzt:
in der Bewerbung keinesfalls Kinder oder Zivilstatus erwähnen.
Bei Fragen im Interview falls notwendig lügen – gnadenlos.
Meine 100% berufstätige Frau kämpft mit den gleichen Problemen.
Ich werde bei der Arbeit immer wieder gefragt ob denn meine Frau tatsächlich 100% arbeite. „Ich ja auch, wieso sie denn nicht?“, ist jeweils meine Antwort. Ich habe sehr früh nach der Einstellung klar gemacht, was meine zeitlichen Limitationen sind und stelle sicher, dass auch ich mit kranken Kindern zum Arzt gehe und sie notfalls selbst betreue: und das auch entsprechend kommuniziere.
Dass Mütter mit solcher Diskriminierung kämpfen ist eine Schande für unsere angebliche gleichberechtigte Gesellschaft. Das muss immer wieder gesagt werden. Bis es sitzt.
Naja, gnadenlos Lügen finde ich nicht besonders schlau.
In unserem kleinen Team suchten wir eine Teilzeitkraft die neben den fixen Tagen selten auch an anderen arbeiten kann (z.B. für Ferienablösungen). Der Einsatzplan wird drei Monate im Vorraus geschrieben.
Die Person welche wir nahmen gab an, diese Flexibilität sei kein Problem. Kaum hatte sie den Vertrag unterschrieben (und wir den anderen Kandidaten abgesagt) wollte sie das Pensum reduzieren und die Flexibilität war auch nicht mehr gegeben. Grund: die Kinderbetreuung (was bei der Bewerbung kein Thema war).
Alles für mich als Teamleiter nachvollziehbar, aber halt nicht was sie uns im Interview erzählte und weswegen wir sie auswählten.
Nach einem halben Jahr brachen wir die Übung ab.
Gnadenlos lügen kann ich nicht empfehlen.
Auf illegale Fragen darf (und soll man, m.E.) man lügen.
Im Artikel geht es um eine perfekt zu 100% arbeitswillige und motivierte Mutter die offensichtlich diskriminiert wird.
Dieses diskriminierende und sexistische Verhalten wird in den Kommentarspalten gerechtfertigt, was seinesgleichen sucht. Eine Schande, für eine möchte-gern gleichberechtigte Gesellschaft.
@Max Demian
„Auf illegale Fragen darf (und soll man, m.E.) man lügen.“
Diese „Strategie“ basiert einzig und allein auf der Hoffnung, dass der Arbeitgeber ein einmal eingegangenes Arbeitsverhältnis nicht beendet, wenn sich die Lügen offensichtlich als solche herausstellen. In der Praxis wird dies wohl leider viel zu oft funktionieren…
@ Demian.
Ich stelle keine illegalen Fragen und verteidige das auch nicht. Ich fragte nicht nach Kindern und nach der Betreuungssituation. Ich fragte, ob sie gelegentlich auch an anderen Wochentagen als den gewünschten arbeiten könne. Antwort : ja.
Der Grund warum die zugesagte Flexibilität (die Sie ja auch gut finden – siehe unten) nach Vertragsunterschrift plötzlich nicht mehr möglich war ist mir eigentlich egal. Respektive in ihrem Fall hatte ich sogar Verständnis.
Aber es war nicht was sie uns im Vorstellungsgespräch erzählte und weswegen wir sie auswählten.
Ihr Vorschlag des «gnadenlos» Lügen ist daher eine schlechte Idee ist. Was soll ich jetzt dem nächsten Arbeitgeber sagen, der mich um eine Referenz bittet?
Es ist nicht alles schwarz oder weiß, wie Sie es hier darstellen.
Na, super. Ihre Lügen werden wohl oft durchschaut. Ich würde Sie jedenfalls nie anstellen, allerdings keine Fragen i.S. Privatleben stellen. Die Frage, ob Sie Kinder haben, geht jedoch nicht in diese Richtung. Wenn Sie diese Frage verneinen, gibt es auch keine Kinderzulagen…. Vielleicht sollten Sie das ‚Denkerli‘ noch einschalten, bevor Sie lügen wollen und anderen solches empfehlen.
Normalerweise ist es so, dass ich Menschen anstelle. Es käme mir nie in den Sinn solch diskriminierende Fragen zu stellen. Es schockiert mich wie viele dies hier verteidigen. Würde ich Wert auf feste Arbeitszeiten legen, müsste man mich entlassen. Ich hätte dem Zeitgeist nicht erlickt. Jobs zu fixen Arbeitszeiten gehören mehr und mehr der Vergangenheit an und werden automatisiert. Was man braucht ist Menschen, die denken können, kreativ und innovativ sind. Meine beste Arbeitnehmerin ist alleinerziehend, palavert viel, muss ab und zu zu ihrem unter Covid Verdacht stehendem Kind schauen und muss ab und zu mal sonst kurzfristig weg. Aber sie hat in kurzer Zeit mehr erreicht als andere im Team während einer Dekade. Sie ist top hnd das gilt es bei den Interviews rauszufinden!
Die Personalien werden nach Vertragsunterschrift aufgenommen, auch ob sie Kinder haben. Es gibt genügend denkbare Situationen, bei denen Kinder im Leben der Arbeitnehmenden keine Rolle spielen und trotzdem vorhanden sind. Soviel zum ‚Denkerli‘.
Ausserdem, solche Vorurteile, wie Sie sie zum Beispiel hegen, stellen sich eben genau später oft als nichtig heraus, weswegen man sie während eines Interviews nicht auch noch naiverweise befeuern sollte.
Sorry. Wir stellen Männern genau die gleiche Frage (Flexibilität/Pikett)… und dann falken auch Männer durch.
Es mag Berufe geben, in denen man flexibel sein muss. Aber seien wir ehrlich, im 0815 Bürojob muss man von den Bürozeiten her nicht besonders flexibel sein und wie wir durch Corona nun gelernt haben, kann man vieles auch im Homeoffice erledigen. Für mich ist bsp. klar, dass falls ich mal etwas früher gehen muss, ich am Abend die Arbeit noch nachhole. Wo liegt das Problem??
Dass Absagen derart begründet werden, kommt mir unwahrscheinlich vor. Und wenn auch: Es steht dem Arbeitgeber zu, sich für den Kandidaten zu entscheiden, den er für geeigneter hält …
Es gibt die andere Seite, welche im Mama-Blog nie zur Sprache kommt.
Andere arrangieren sich fortwährend damit Mütter ihre Jobs haben können. Man nimmt Ferien ausserhalb der Schulferienzeit, die Zusatzaufgaben, welche nicht extra bezahlt werden, übernimmt man, auch Wochenendpikett- und Nachtdienste, die Kinder sind krank man springt ein, die Kinder müssen von der Kita abgeholt werden, zum Sporttraining, zur Schulpsychologin, zur Craniosacral-Therapeutin etc. gebracht werden man übernimmt.
Mütter erleben sich als der Mittelpunkt des Universums, für ihre Kinder mögen sie das sein, im Berufsalltag sind sie nicht selten doch eine Hypothek.
Bei uns ist das ein Geben und Nehmen. Wenn das nicht so ist, dann läuft etwas falsch. Bei uns sind es lustigerweise die Kinderlosen, welche sich alle Rechte raus nehmen. Ich denke, es ist eher eine Frage des Charakters als eine Frage der familiären Situation. Abgesehen davon kann man ja auch miteinander reden und sagen, dass man nicht einverstanden ist, Zusatzaufgaben zu übernehmen, damit fremde Kinder zum Sport können.
Leider wirklich so. Mehrfache Abwesenheit weil Kinder wieder krank sind, alle wollen zur gleichen Zeit in die Ferien und wehe man sollte mal länger bleiben oder an einem anderen Tag kommen. Die Familie geht immer vor. Der Rest der Mitarbeiter kann einspringen.
Nein, leider bei mir nicht wirklich so. Auch die Kinderlosen nehmen Ferien in den Schulferien und Familien sind in der Regel im Sommer nicht 5 Wochen weg. Wie oben beschrieben, ist es halt ein Geben und Nehmen!
Es gibt nun mal Betriebe, wo die Anwesenheit von gewissen Personen unerlässlich ist. Und dies sind z.B. die meisten Betriebe mit weniger als 10 Angestellten. Da ist es absolut verständlich, wenn einer etwas älteren Frau der Vorzug gegeben wird. So wie auch Männer mit grossen Plänen in der Armee in vielen Firmen nicht willkommen sind.
Und wenn diese jüngere Frau einen Mann hat der 100% auf die Kinder schaut? Gibt es das auch in ihrem Weltbild?
„Und wenn diese jüngere Frau einen Mann hat der 100% auf die Kinder schaut?“
Dies könnte mit gezielten Fragen beim Vorstellkungsgespräch er- bzw. geklärt werden. Aber solche Fragen sind ja nicht erlaubt, wie wir hier in gefühlt jedem zweiten Kommentar erfahren dürfen.
Und die etwas älter Frau (wie alt?) ist auch nicht gut genug, denn vielleicht hat sie eine gebrochene Berufskarriere, eben wegen der Kinder, oder ist viiiieeel zu selbstbewusst und zu wenig chic und lässt sich nicht mehr als „Meitschi“ ansprechen.
Ich denke auch, dass die Verbesserung derBetreuungsangebote für die Kinder eine Lösung wären. Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt es viel Verbesserungspotential. Heikel finde ich, wenn man an die allg. Solidarität appelliert. Am Ende steht auch der Arbeitgeber unter ökon. Zwängen. Und jeder Bürger übt schon Solidarität über die AHV, Steuern etc. Als Arbeitgeber kann man bestenfalls schauen, dass man eine akzeptable Mischung hinbekommt.
Letztlich ist die aktuelle Logik recht einfach: Wenn ich damit rechnen muss, dass ein Arbeitnehmer öfters ausfällt, muss ich Redundanz einkalkulieren. Das drückt dann auf den Lohn den ich zahlen kann. Und schon sind wir in der Selbsthalteschleife, warum Männer mehr Geld nach Hause bringen. (nicht unbedingt verdienen)
Sie implizieren, dass es an der Allgemeinheit wäre, entsprechende Strukturen zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass Kinder Privatsache sind. Es ist an den beiden Elternteilen, sich zu arrangieren. Die Tatsache, dass bspw Tagesschulen (was ich trotz dem Gesagten sinnvoll fände) weiterhin weitgehend unrealisiert sind, spricht für sich.
Wenn Kinder Privatsache sind, dann sollen so denkende Leute im Alter auf sämtliche Dienstleistungen und Gelder verzichten, welche von den jüngeren Generationen erbracht werden. Will heissen keine ärztliche Versorgung, keine Pflege, keine ÖV, keine Autoreparaturen, keine Einkäufe, kein Kino, Oper usw und auch keine AHV.
Eltern haben keine Lust, unter Entbehrungen Kinder grosszuziehen, damit diese später jenen das Fudi putzen, die damals meinten, ebendiese Kinder seien überflüssig.
An all die vielen Kommentare hier, die Verständnis haben für einen Arbeitgeber, der lieber jemanden einstellt, der nicht viel fehlt:
1.
Stimmt. Mache ich als Arbeitgeberin auch. Das Problem ist, dass diese Fragen nur Frauen gestellt werden. Es also impliziert wird, dass SIE fehlen wird bei Krankheit, Abendeinsätzen etc. Gleichberechtigung sieht anders aus.
2.
Bei Alleinerziehenden gibt es trotz gemeinsamem Sorgerecht keinen ER oder SIE, der einspringt. So lange Alleinerziehende so benachteiligt werden, gibt es nur die Möglichkeiten anonymer Bewerbungen, eines Grundeinkommens, oder Lohn für die Kinderbetreuung. Denn im heutigen System werden sie benachteiligt. Punkt.
3.
Meine Erfahrung ist: für einen tollen Job, machen Alleinerziehende viel mehr als jeder “nicht-oft-fehlende*r.
„Meine Erfahrung ist: für einen tollen Job, machen Alleinerziehende viel mehr als jeder “nicht-oft-fehlende*r.“
Wenn das Ihre Erfahrung als Arbeitgeberin ist und wohl allgemein gültig sein soll für andere Arbeitgeber: wo ist das Problem? Dann dürften diese Alleinerziehenden kein Problem haben, einen Job zu finden.
Das ist ja der Witz der Sache: Es geht oft nicht um Erfahrungen, sondern um Vorurteile und unrealistische Erwartungen. Schön, dass mittlerweile auch junge hochqualifizierte Männer sich nicht mehr einfach so gefallen lassen, den Chefs, wann immer es ihnen passt, und sie unrealistische Termine planen zur Verfügung zu stellen. Führung und Organisation sind lernbar, auch für Männer. Das Vaterland brennt nicht jeden Tag und auch nicht jede Woche.
@Christina: wären es nur Vorurteile, wäre der Ärger gerechtfertigt. Es gibt aber schon Gründe, warum man Vätern diese Fragen nicht stellt.
„Meine Erfahrung ist: für einen tollen Job, machen Alleinerziehende viel mehr als jeder “nicht-oft-fehlende*r.“
Das ist auch meine Erfahrung. Allerdings machen die das nicht, weil der Job ‚toll‘ ist, sondern vielmehr weil er existentiell wichtig ist. Mit alleinerziehenden Frauen, die genug Geld haben, sind meine Erfahrungen ziemlich durchwachsen….
In mir schwelgt die Hoffnung, dass Corona hier tatsächlich etwas an dieser Denkweise ändern könnte. Die Präsenzkultur, die wir in der Schweiz unzweifelhaft tief in uns tragen, trägt nämlich viel zu diesem Umstand bei, dass Attribute wie (physische) Verfügbarkeit überhaupt zur Debatte stehen. Die tatsächliche Verfügbarkeit wurde nun nämlich während des Lockdowns wunderbar demonstriert, gleichzeitig aber verschiedene Punkte klargemacht: Mehr Zeit für Persönliches (da weniger Pendelzeit), mehr Abwechslung, mehr Flexibilität (wenn Kinder mal zwei Stunden weg sind, kann man einfach den Laptop öffnen und arbeiten), und anscheinend keine geringere Effizienz. Corona und die Digitalisierung könnten hier gerade einen guten Schritt in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie getan haben.
@Simon Affentranger: für einen Teil mag das sein, aber es gab sehr viel mehr Personen, die physisch verfügbar sein mussten: Verkauf, Pflege, Verkehr, Handwerk usw. usf. – dafür wurde aplaudiert und nun ist das offenbar schon wieder vergessen.
Mein Tipp, und ich meine das wirklich ernst: Lügen Sie!
Auf die Frage: Haben sie Kinder oder planen sie welche? lautet die Antwort: Nein.
Das Gesetz wird in den meisten Fällen auf Ihrer Seite sein.
Absolut! Da gebe ich Ihnen völlig recht. Meine Mutter hat schon vor 40 oder 50 Jahren auf die Frage, ob ihre Kinderplanung abgeschlossen sei, jeweils ‚ja‘ geantwortet – bis sie dann 4 Kinder hatte und es stimmte;-))
Mein Mann hat jahrelang im home office gearbeitet und unsere noch kleinen Kinder versorgt – als er sich dann wieder bewarb, musste er sich auch all diese Fragen gefallen lassen. Er log, ohne mit der Wimper zu zucken – und zwar bis Ende Probezeit bei der Firma, die ihn dann nahm.
Wer also Kinder hat, soll es verneinen? Das wäre Ihre Empfehlung? Schön, wirklich schön …
@ Carolina: und dann nach der Probezeit? Was ist dann geschehen? Hat die Firma ihn tatsächlich behalten, als sie merkte dass sie von ihrem Mann veräppelt wurde?
Wir hatten einen ähnlichen Fall, die Person wurde aber nach einen halben Jahr « gegangen ».
Das wäre nicht passiert, wenn sie im Bewerbungsgespräch transparent gewesen wäre.
Sie « stach » ihre Konkurrentinen aber damit aus, dass sie behauptete flexibel zu sein. Und nach der Vertragsunterzeichnung a) gleich das Pensum reduzieren wollte und b) plötzlich nicht mehr flexibel war. Die Probezeit liessen wir zwar passieren, aber nach 6 Monaten war trotzdem Schluss. Das Schweizer immer denken, man könne Ihnen nicht kündigen wenn sie gute Büez machen….
Ich will aber keine Mitarbeiter, die mich im Bewerbungsgespräch anlügen…
@ts
Und nach einem halben Jahr fällt Ihnen plötzlich ein, dass Sie „vergessen“ haben, wegen dem Kindergeld Ihre drei Kinder anzumelden? Echt jetzt?
Dass Sie damit genau für das von Ihnen kritisierte Verhalten rechtfertigen und die Entscheidungsträger darin bestätigen, wischen Sie geflissentlich beiseite.
Und jede Wette, dass Ihnen subito gekündigt wird. Und notabene völlig zurecht.
Tja, im Augenblick gelten hochoffiziell Kinder noch als Privatsache, so ähnlich wohl wie die Modelleisenbahn oder die Briefmarkensamlung.
Ergo gilt es, oben, nein, ganz oben, da in Bern diese Beurteilung zu ändern.
Das dort noch vorhandene und durchgelebte antiquierte Menschenbild ist eigentlich längst reif fürs Landesmuseum.
Das tangiert wesentlich auch die Gleichberechtigung.
… und blockiert auf Dauer jeden kulturellen Fortschritt.
Ob Sie das wahrhaben wollen oder nicht: Kinder sind tatsächlich Privatsache und hat nichts, aber rein gar nichts mit Gleichberechtigung zu tun.
Ach ja? Was macht einen Staat aus? Eines der Kriterien: ein Volk. Ohne Kinder, kein Volk.
Von den Schneeballsystemen der Rentenvorsorge, die auf Kinder aufbauen ganz zu schweigen.
Wie sie sehen, so ganz einfach ist das mit der Privatsache „Kinder“ nicht.
@Demian
Sie haben nicht wegen dem Staat Kinder, sondern weil Sie sich welche wünschen (oder die Mutter sich einer Abtreibung verweigert hat, was aufs selbe rauskommt).
Alles andere ist Schönfärberei.
@Max Demian
„Wie sie sehen, so ganz einfach ist das mit der Privatsache „Kinder“ nicht.“
Genau. Deshalb werden die meisten Eltern auch ohne mit der Wimper zu zucken bestätigen, dass sie nur auf Druck des Staates Kinder zeugten. Mit einem eigenen, privaten Bedürfnis hatte dies natürlich rein gar nichts zu tun. Folgerichtig werden Sie auch Ihre Kinder gleich nach Geburt dem Staatsapparat überlassen, denn allein zu diesem Zweck wurden die Kinder schliesslich gezeugt.
Sehr geehrte Frau Hager; ich sehe und erlebe es genau umgekehrt. Ab einer gewissen Verantwortung im Beruf ist der Spagat zwischen ernsthafter Kindererziehung und anspruchsvollen Job nicht mehr machbar. Teilzeit schon mal gar nicht. Das Geschlecht (Mutter oder Vater) ist dabei nicht relevant, sondern wie sich die Eltern absprechen, denn das ist Entscheidungsfreiheit und eine Errungenschaft dieser Zeit. Ich kann den Anspruch, alles zu wollen und alles zu bekommen, einfach nicht teilen. Wer Kinder will soll sich das gut überlegen und sich selbst mit ihnen auseinadersetzen. Wer beruflich Karriere machen will, sofern er auch die Möglichkeit/Fähigkei hat, soll sich das gut überlegen und mit den Konsequenzen tragen. Verantwortung im Beruf ist leichter gesagt als getan und genau da kollidiert…
Und dann haben nur die Bildungsfernen und Unqualifizierten und Langweiler Kinder. Und da der Status der Eltern zu 45% die Zukunftfähigkeit der Kinder bestimmt, hat das Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft. Es sei denn, wir importieren dann die Hochqualifizierten, was dann auch, aber andere Konsequenzen für die Gesellschaft haben wird.
Zu diesem ausgezeichneten Beitrag und dem dabei gefundenen Ton gratuliere ich Frau Hager herzlich! Kein einfaches Thema – aber ein entscheidendes, das letztlich eine Lösung nur auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung finden kann! Diese ist leider von der männlichen und weiblichen Seite her nicht so einfach zu finden ….
„Verantwortung im Beruf übernehmen, Projekte leiten, Teams führen“ wird schwierig wenn man immer um 16 Uhr ausstempeln will / muss.
Neben der Sicht der Mutter gibt’s noch die des Arbeitgebers und der Kollegen. Wer schon mal miterlebt hat, wie das ist, wenn Teammitglieder häufig ausfallen und die Arbeit auf die Anderen verteilt werden muss, der sieht die obengenannten Forderungen etwas differenzierter.
@Tim Meier
Ich sehe nicht ganz wieso das (Verantwortung…) schwierig sein sollte wenn man um 16 Uhr gehen muss? Hat das irgendwas mit Anwesenheit zu tun? Nein, das hat etwas mit Kompetenz zu tun!
Und ja, ich gebe Ihnen recht, es ist nervig , wenn man für die anderen Teammitglieder einspringen muss, aber das sind in meinem Fall meistens Kinderlose du grad wieder ein Wehwechen haben oder grad lieber im Internet surfen……
Also meinen Sie jetzt die WK-Ausfälle? Oder die Unfall-Ausfälle? Bornouts? Die Kollegen, die zwischen den Pausen auch noch ein wenig arbeiten?
SS- und Mutterschaftsurlaub-Ausfälle waren mir immer die liebsten, die lassen sich nämlich am besten planen.
@tststs: Ojemine: Was ist den ein „SS“ Ausfall? –
sorry die Abkürzung steh für mich für etwas schreckliches und ich hoffe nicht, dass irgendjemand eine Schwangerschaft damit vergleicht!
Und nein, also ich konnte die Schwangerschafts unter Mutterschafts-Ausfälle nie gut planen. Da gab es Ausfälle zwischen 4 Monate bis über ein Jahr oder länger.
@maia: geh mal in ein Mütterforum… die Abkürzung SS für Schwangerschaft ist da völlig normal. (ich zucke aber auch immer zusammen…)
@Lisa: Ich weiss – es erschreckt mich immer wieder. Offenbar fehlt werdenden Mütter jeglisches Geschichtsbewusstsein. – Vielleicht happert es auch deshalb bei der Stellensuche….
@ maia
Ofiziell werden Schwangerschaftswochen in der Medizin als SS bezeichnet. Es sind also nicht werdende Mütter, welche SS erfunden haben, auch wenn diese Tatsache nicht in Ihr Weltbild passt, indem Sie Ihrer Mütterfeindlichkeit freien Lauf lassen.
@TvS: Was hat das jetzt mit Mütterfeindlichkeit zu tun? Und was heisst „in der Medizin….“? Muss ich das einfach – ohne selber zu denken – übernehmen? Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass Menschen durchaus selber denken können.
Und ja, ich würde eine Stellenbewerberin durchaus darauf ansprechen, ob Sie weiss, für was die Abkürzung steht? Eine gute Allgemeinbildung ist für einen verantwortungsvollen Job meiner Meinung nach unabdingbar.
Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, dass nicht „alles“ geht. Die Kinder in eine Kita abschieben kann man auch als Ergebnis einer gescheiterten Gesellschaft (oder Egoismus) ansehen. Die Alten werden erfolgreich in Altersheime abgeschoben. Das ist Salonfähig und nun sind wir daran die Kinder auch noch abzuschieben. Fremdbetreuung ist nicht die beste Variante und sollte nicht als Standard angestrebt werden.
bin total mit ihnen einverstanden.
Man will eben beides : kinder und die beiden Eltern arbeiten. Das geht nicht. Wenn sie gut verdienen dann eine Hausangestellte oder wenigstens ein Au Pair Mädchen. Kinder immer abschieben als ob sie „in dem Weg wären“ finde ich rücksichtslos und egoistisch.
Im Text steht, dass die Autorin alleinerziehend und auch alleinig für den Unterhalt verantwortlich ist. Warum? Das geht uns alle nichts an, Gründe, vermutlich weder gewollte noch geplante, wird es geben. Auf gehobene Moralfinger können wir gut verzichten.
Danke für den wichtigen Beitrag! Genau so ist es in der Deutschschweiz, leider noch immer. Aber man wird umdenken müssen.
Bildunterschrift „Eine berufstätige Mutter ist geduldig, pragmatisch und bringt Lösungen.“
Das glaub ich nicht, das verträumte Lächeln im weggetretenen Blick, die Hand am Kinn und die wirre Dekoration mit prähistorischem Werkzeug („post-it“) sprechen eine andere Sprache und dokumentieren die offensichtliche Unbeholfenheit, welche natürlich auch der „Businesswelt“ nicht verborgenbleibt.
Wurde die sonst solche Beiträge dominierende riesige Tasse bewusst weggelassen? Dann doch noch kurzzeitig Hut ab.
Ich bin mit ihrem Kommentar zum Bild einverstanden, allerdings nicht mit ihrer Interpretation, dass das Bild beweist, dass Frauen bei der Arbeit an ihre Kinder denken und daher keine verantwortungsvolle Positionen innehaben koennen. Es ist hier eher der Fall, dass die Bildredaktion in Klischees gefangen ist, wie das so haeufig passiert und damit mithilft, solche Klischees zu zementieren! Eine schlechte Hand bei der Bilderauswahl sagt nichts ueber die beruflichen Faehigkeiten von Muetter aus!
Es ist ein komplexes Thema, das sich nicht mit Floskeln bearbeiten lässt. Gesellschaftliche Muster lassen sich nicht innerhalb weniger Jahre verändern. Anstatt auf ein grundsätzliches Umdenken zu warten (das vielleicht erst in 20 Jahren kommt), muss man heute Wege finden, mit diesen Mustern umzugehen. Ich vermeide jeweils solche Fragen und Themen mit einem Lächeln: „dafür ist gesorgt, hat an dieser Stelle wenig Relevanz“. Maximal: „ich erwarte und gebe auch Flexibilität: gehe um 17h aus dem Büro, logge mich dafür am Abend nochmals für 1h ein“.
Eine radikalere Möglichkeit bietet die angelsächsische Bewerbung ohne persönliche Informationen.
Lassen Sie sich doch gar nicht auf solche Fragen ein!
Ich habe in meinem Leben in anderen Bereichen schon viele Absagen einstecken müssen. Das ist natürlich jedesmal eine gewisse Kränkung. „Wow, das Gegenüber ist nicht von mir überzeugt.“ Es ist typisch menschlich, dass man, unabhängig von Familienstand und Geschlecht, dass unüberwindbare Vorurteile oder das System dafür verantwortlich macht. ABER der Hauptgrund ist schlicht, dass ICH das Gegenüber nicht überzeugt habe.
Uns geht es nämlich genau gleich. Wenn uns das Gegenüber überzeugt, werden wir sogar unsere Voraus-Bedingungen geradebiegen, damit wir diesem Menschen trotzdem den Zuschlag geben können.
Wir werden im Aussen immer Gründe finden, warum jemand nicht uns den Zuschlag gegeben hat.
Bin zwar nicht ganz sicher, warum Ihre Antwort an mich ging, aber ich unterschreibe das zu 100%. Ich glaube schlicht nicht, dass man einen Job nicht bekommt wegen der Familiensituation, OBWOHL man das Ggü überzeugt hat. Ggf. ist es ein Vorwand. Im Gespräch hat man doch viele Möglichkeiten zu überzeugen (oder eben nicht).
Die beschriebenen Vorurteile greifen wahrscheinlich intensiver im schriftlichen Bewerbungsstadium, bevor man die Chance hat persönlich zu überzeugen. Daher mein Kommentar bzgl der angelsächsichen Bewerbung.
Ihre Antwort hat mich inspiriert. Sie haben mit praktischem Vorbild gezeigt, WIE man das machen könnte. Das richtete meinen Fokus darauf: Letztlich geht es darum, zu überzeugen. –
Bei einer schriftlichen Bewerbung ist das natürlich anders. Aber die Fragen scheinen aus dem persönlichen Bewerbungsgespräch zu kommen und dort sind „solche Fragen“ meist ein Test, um den Bewerber aus der Reserve zu locken.
Anstatt also solche Fragen verbieten zu wollen, sollte man besser lernen, sich nicht verunsichern zu lassen, sondern solchen Fragen als Steilpass anzusehen, wo ich brillieren kann. DAS wäre der richtige Weg zum Erfolg. Und SO werden allfällige Vorurteile verschwinden.
Wenn die anderen sich ändern müssen, damit ich erfolgreich sein kann, denke ich immer falsch.
Diese Fragen sind ja eigentlich nur ein Problem, wenn die Antwort nicht zu der Stelle passt. Wenn man/frau keine Lösung bei Krankheit der der Kinder hat und ausfällt, ist das ein Problem. Wenn man abends nicht arbeiten kann und das gefordert ist, ist das ebenfalls ein Problem. Wenn man/frau sagen kann „wenn ein Kind krank wird, passt mein Mann auf, wenn ich abends arbeiten muss, ebenfalls“, ist das doch top? Lieber verschweigen und dann ausfallen, was man vorher wusste, ist unfair.
@ Niklas. Niemand kann doch garantieren, immer verfügbar oder nie krank zu sein – ausser Sie haben eine Kristallkugel? Es geht nicht um Lügen, sondern um Relation: ich bin 80% berufstätig und habe 3 Kinder. Und ich bin ein Mensch. D.h. ich habe ab und zu abends private Pläne und keine Lust zu arbeiten. Ab und zu mal sind ein Kind oder ich krank. Und sehr häufig kann ich mich ausserhalb der Arbeitszeit für meinen Arbeitgeber verfügbar machen. Ende der Geschichte. Ich bin Arbeitnehmerin, und nicht Eigentum der Firma. Und Krankheitsabwesenheit ist gesetzlich klar geregelt, da gibt es gar nichts zu diskutieren
Lina und RoXy: Ich gebe Ihnen beiden völlig recht. Wenn ich als Arbeitgeberin sehe, dass die Kandidatin sich auf diese (für mich völlig logischen Fragen, bei beiden Geschlechtern) vorbereitet hat und eine Antwort hat, ist das für mich keinerlei Hindernisgrund. Merke ich aber, dass da eine Art passiv-aggressive oder sehr defensive Reaktion kommt, komme ich ins Grübeln.
Auf der anderen Seite ist es manchmal für meine Begriffe auch absolut legitim, zu lügen bzw mit einem Lächeln diese Fragen ins Abseits zu manövrieren.
Ich gebe aber zu, dass es dabei auf die Seite ankommt, auf der man steht: als Praxisinhaberin bin ich mit meiner eigenen Taktik (dem Ausweichen und/oder Lügen) schon voll aufgelaufen. Trotzdem verstehe ich, dass das angebracht sein kann. Bisschen widersprüchlich, ich weiss!
Lina Peeterbach, das ist doch auch so in Ordnung? Ich habe nichts Anderes geschrieben?!
Klar manchmal hat man Zeit, manchmal nicht. Einer geht zum Strickverein, eine zur Damenriege, eine andere hat 7 Hunde…es geht darum, ob man sich mit dem Arbeitgeber einigen kann oder nicht. Nichts sagen, lügen oder sich einfach mal per se diskriminiert fühlen, ist einfach nicht förderlich.
Ich bewerbe mich auch nicht auf eine Stelle die Schichtarbeit erfordert, nehme aber nur die Tagesschichten an, weil ich sonst nicht kann/will.
Carolina – ich kann nicht für andere sprechen und jede Situation ist anders. Tendenziell bin ich eher gegen dreistes Lügen. Wenn ich glücklich werden will, an der neuen Arbeitsstelle und langfristig dort arbeiten will, scheint mir das keine gute Voraussetzung, wenn ich diese Beziehung auf Lügen aufbaue.
Ich will an keinem Ort arbeiten, wo ich ständig lügen muss. Dann ist das nicht der richtige Ort für mich.
Ich muss mich verkaufen, darf nicht naiv sein. Ok. Aber die Stelle und ihre Anforderungen sollten schon zu mir passen. Auch die Firma und der Chef sollte zu mir passen. Er sollte von mir überzeugt sein und nicht von einer Täuschung. Sonst wird das für beide Seiten eine unbefriedigende Situation.
Finden Sie nicht auch?
@Carolina: In welchen Fällen ist denn lügen angemessen? Und fliegt nicht auf?
Meine Tipps, falls nicht schon umgesetzt:
in der Bewerbung keinesfalls Kinder oder Zivilstatus erwähnen.
Bei Fragen im Interview falls notwendig lügen – gnadenlos.
Meine 100% berufstätige Frau kämpft mit den gleichen Problemen. Ich werde bei der Arbeit immer wieder gefragt ob denn meine Frau tatsächlich 100% arbeite. Ich ja auch, wieso sie denn nicht, ist jeweils meine Antwort. Ich habe sehr früh nach der Einstellung klar gemacht, was meine zeitlichen Limitationen sind und stelle sicher, dass auch ich mit kranken Kindern zum Arzt gehe und sie notfalls selbst betreue: und das auch entsprechend kommuniziere.
@ Max Demian
Und wie wollen Sie den Anspruch auf Kinderzulagen ansprechen, wenn Sie bei Familienfragen lügen?
Sind die Punkte/Zitate aus den Absageschreiben echt? Dann ist das ja haarstraeubend! Gibt es in der Schweiz keinen Schutz gegen Diskriminierung von Muettern? Ich lebe im Ausland, wo es verboten ist, in Vorstellungsgespraechen nach der Familiensituation zu fragen (was nicht immer eingehalten wird, aber immerhin…)
Das Bild, dass eine Mutter ihren Hauptaufgabenbereich zu Hause, nahe des Herdes und der Kinder hat, ist leider in der Schweiz kulturell sehr tief verankert. Ich wuensche allen Muettern, egal ob allein- oder miteinander-erziehend, viel Kraft, um sich ueber festgefahrene Geschlechterrollen hinwegzusetzen!
Ich habe mein ganzes Leben gearbeitet. Niemals kam ich verspätet oder ging früher wegen meinem Kind. Auch blieb ich nicht weg wenn es krank war was sehr selten geschah. Das wäre in dieser Zeit nicht erlaubt gewesen, Mütter sollten sich „organisieren“ (!). Heute haben es Mütter leichter. Ich muss zufügen dass es für ein Kind eine Freude ist heimzugehen wenn es, wie in unserem Fall, ein Hund und ein Büsi zuhause hat. Das sind liebe Freunde.
Nichts für ungut, aber 3-jährige Zwillinge bei Krankheit alleine mit den Katzen zuhause zu lassen und arbeiten zu gehen ist eventuell nicht so eine gute Idee, oder wie sehen Sie das? Wir organisieren uns heute ebenfalls und fehlen als arbeitende Eltern so wenig wie möglich. Aber Arbeiten beginnt heute nicht erst wenn die Kinder „aus dem Gröbsten raus sind“ wie damals in den 80er Jahren als wir die Fertigpizza bereits selber in den Ofen schieben konnten sondern wenn die Babys 14 Wochen alt sind – oder 6 Monate, wenn Sie vorher genügend Geld für unbezahlten Urlaub gespart haben.
Also, das erste Jahr verbrachte ich zuhause mit dem Baby. Nachher arbeitete ich 50% bis sie in die Schule kam. Dann immer 80% so ging ich nachdem sie zur Schule gegangen war und ich war gegen 17 Uhr 30 zu Hause. Aber dieser 20% macht einen grossen Lohnunterschied, den ich aber gerne in kauf nahm.
Spannend! Und wie haben Sie das erste Jahr finanziert? Und was haben Sie anschließend mit dem Kleinkind gemacht während den 50% wo Sie gearbeitet haben? Anscheinend sind Sie ja ohne fremde Hilfe durchgekommen.
Was ist das für ein cooler Beruf, wo man immer erst nach Schulbeginn anfängt zu arbeiten und wo ein einziges 50%- Pensum reicht, um ein Kind gross zu ziehen?
Meine Frau und ich arbeiten beide in Schicht-Berufen.
Wenn ich mir vorstelle, dass meine Frau als Alleinerziehende mit 50% die Familie durchbringen müsste: unmöglich! Einerseits finanziell, andererseits Jobmässig – einmal muss sie um 6.00 los, einmal kommt sie um 23.00 nach Hause… dann WE-Dienst etc. Und ein Kleinkind kann sie nicht mitnehmen, wie Sie dass in Ihrem Job offenbar konnten. Chapeau!
Eigentlich sehr berechtigte Fragen, die da gestellt wurden. Gerade bei alleinerziehenden Müttern, die unmöglich einen Vollzeitjob ausüben UND sich adäquat um ihre Kinder kümmern können. Ist hier vielleicht nicht auch ein ganz klein wenig Selbstverwirklichungsegoismus mit im Spiel? Und ganz generell: Wie ist denn bei Ihnen die Kinderbetreuung in „Notfällen“ gesichert, Frau Hager? Dürfen dann mal wieder die Grosseltern in die Lücke springen? Diese Antwort bleiben Sie den Lesenden schuldig, Frau Hager!
Herr Maurer!
Ich finde ihre Rückmeldung sehr respektlos und angriffig. Selbstverwirklichungsegoismus? Da frage ich mich, was Frau Hager bei ihnen triggert?
Allgemein wird Frau Hager sehr häufig stark angegriffen und hart kommentiert, insbesondere von Männern.. darüber sollten man sich mal Gedanken machen!
Und btw.- wie oft Frau/Mann bei der Arbeit wegen krankem Kind fehlen kann, ist vorgeschrieben, da besteht kein Spielraum.
@Sandra Meier
„…wie oft Frau/Mann bei der Arbeit wegen krankem Kind fehlen kann, ist vorgeschrieben, da besteht kein Spielraum.“
Bloss weil das Gesetz da keinen Spielraum lässt, löst sich die zu erledigende Arbeit nicht in Luft auf. Ich kann daher durchaus nachvollziehen, weshalb Arbeitgebende auf Arbeitnehmende setzen, deren Ausfallwahrscheinlichkeit tiefer ist.
Frau Meier, das mit dem hart Kommentieren stimmt. Allerdings wäre auch hier selbstreflexion angesagt. Mit anderen Worten – es gibt dafür auch guten Grund. Meist sind es sehr plakative Stories, welche immer einen Bösen (Mann?) im Hintergrund haben. Auch hier – siehe die fiktiven Absagegründe!
Weiteres Beispiel? Der freche Kellner im Skiurlaub…
Sandra Meier, ich bin mit ihnen absolut einverstanden. Die meisten Maenner in den Kommentaren toenen „getriggert“. Als arbeitende Mutter finde ich diese Reaktionen erschreckend!
Aber sonst alles gut? Ich habe einen Vollzeitjob, verdiene über 150 k im Jahr und ziehe drei Kinder alleine (auch finanziell) auf. Mir gehts bestens dabei und mein Arbeitgeber ist sehr zufrieden mit mir. Es sind genau diese seltsamen Vorurteile, welche zu Benachteiligungen führen. Krankheit Absenzen etc. ist alles gesetzlich geregelt.
Bei diesem Artikel würde ich die Probleme woanders vermuten:
Es ist da eine überhöhte Meinung vom Anspruch des Mutterseins und Fähigkeiten aller Mütter (indirekt also sich selbst) herauszulesen. Darauf reagieren gewisse Arbeitgeber.
Alleinerziehende haben immer die Frage nach der Kinderbetreuung zu beantworten. Die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit eines Arbeitnehmers muss abgefragt werden dürfen. Warum wird das in Frage gestellt?
Und die Absagen? NIEMAND wird so eine Absage schreiben. Mit Sicherheit wurden Absagen so interpretiert, dann frau sich nicht hinterfragen.
„Die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit eines Arbeitnehmers muss abgefragt werden dürfen.“ Wie stellen Sie denn sicher, dass ein Bewerber nicht einfach am Abend gern zum Sport geht, oder einfach keinen Bock hat länger zu bleiben? Verfügbarkeit kann mit klaren Ansagen abgefragt werden, nämlich die Arbeitszeiten plus evtl einzelne Zusatzanlässe. Da reicht ein einfaches Ja oder nein. Man fragt ja auch nicht, wer mit dem Hund rausgeht, wenn man mal länger arbeiten muss. (Mal davon abgesehen, dass die Gleichung mehr Arbeitszeit = mehr Leistung auch nicht immer aufgeht). Und Zuverlässigkeit ist nochmals ganz ein anderes Thema, das sich schlecht an hard facts aufhängen lässt. Jemand kann wunderbar 24/7 verfügbar, aber dennoch höchst unzuverlässig sein.
Weshalb gelten kleine Firmen gleichzeitig als unprofessionell?
Das habe ich mich auch gefragt beim Lesen des Textes. Zumal ich – und das gilt auch für Kolleginnen von mir – ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht habe mit dem, was die Autorin ‚professionell‘ nennt. Ich habe damals meine meist weiblichen Angestellten unterstützt, wo es nur ging, da ich immer der Meinung war, dass gerade junge Fachfrauen oft im Regen stehen gelassen werden. Habe einen Hort eingerichtet, grosszügige Arbeitspläne zugelassen etc. Irgendwann war der Hort grösser als die Praxis, das Anspruchsdenken war schon unglaublich. Seitdem denke ich, dass dieses Es-steht-mir-zu-Gehabe weder weiblich noch männlich ist, es gibt es überall.
Ich musste lernen, dass Menschen auch Selbstverantwortung lernen und ausüben müssen, eine sehr teure Erfahrung.
Frau Hager ich weiss nicht, ob es alleinerziehenden Vätern da viel besser ergeht. Aber hören Sie auf zu sagen, dass Mütter Organisationstalente oder Multitaskfähigkeiten oder Zeitmanagement super drauf haben.
Wahrscheinlich liegt es an diesem, sich selbst zugeschriebenen Bonus, dass man sich bei einer Absage „diskriminiert“ fühlt. Es gibt unzählige Mütter, die haben all das nicht im Griff. Mutter sein ist keine Befähigung (Vater sein auch nicht). Die einzige Befähigung die daraus ersichtlich ist: Reproduktionsfähigkeit.
Ansonsten lässt sich für einen Fremden aus der Tatsache, dass sie Mutter sind, genau nichts ablesen.
Wenn ich beim anderen nicht so ankomme, wie ich will. Muss ich nicht fragen, was er sondern was ich ändern muss.
Das entscheidende Stichwort „alleinerziehend“ kommt leider erst gegen den Schluss. Denn hier geht es nicht um berufstätige Mütter oder Väter, sondern um Alleinerziehende. Ich bin überzeugt, alleinerziehenden Vätern werden dieselben Fragen gestellt und Absagen erteilt. Leider aus ein Stück weit naheliegenden Motiven, die man auch nicht mit Mythen („Mütter sind zwangsläufig Genies in Multitasking“) und Behauptungen („Eine berufstätige Mutter kann mit grosser Wahrscheinlichkeit sehr gut organisieren, koordinieren, führen und Prioritäten setzen, ist geduldig, pragmatisch und bringt Lösungen“) einfach so vom Tisch wischen kann. Nicht nur gibt es dazu unzählige Gegenbeispiele, es gibt auch keinen Ausbildungslehrgang wo diese Fähigkeiten in den mütterlichen Cache verpflanzt würden.
Das ist genau der Punkt: ich will mit meiner Kompetenz überzeugen, und die kommt sicherlich nicht aus meiner Mutterrolle, sondern aus meiner beruflichen Laufbahn und meiner professionellen Erfahrung. Daher thematisiere ich mein Muttersein jeweils nur am Rande.
Ich bin zwar nicht alleinerziehend, und das ist sicherlich nochmals schwieriger, keine Frage. Und viele Fragen zu Kindern / Betreuung etc sind eine Frechheit. Aber anstatt sich darüber aufzuregen und das Vorstellungsgespräch zu einem familienpolitischen Diskurs zu machen, denke ich mir meinen Teil, konzentriere mich darauf den Job zu bekommen, und löse Detailfragen dann ad hoc. Mal am Abend beim Apéro nicht dabei, oder 1 Tag beim kranken Kind? Deswegen wird einem sicherlich nicht sofort gekündigt…
Ja und Ja! Das habe ich oben beschrieben: mein Mann hat genau dasselbe erfahren. Das Entscheidende ist, dass ich eine Kandidatin/einen Kandidaten, die/der sich nicht vorher auf mögliche Fragen vorbereitet hat, nicht souverän auf eine solche ‚Herausforderung‘ reagiert, nicht besonders ernst nehmen kann. Und wenn sie/er mich mit seiner/ihrer Kompetenz überzeugt, finden wir eine Lösung.
Liebe Frau Hager gewisse dieser Fragen sind sicherlich gewöhnungsbedürftig.
Aber die Frage nach der Betreuung der Kinder im Krankheitsfall kann ich gut verstehen. Wir haben selber einige Mütter die zwei bis drei Tage in der Woche bei ns arbeiten. Ist eines deren Kinder krank, können sie es nicht in die KITA bnringen und müssen zu Hause bleiben. Eine dieser Mütter hat drei Kinder und da immer mal wieder eines dieser drei krank ist, ist sie mehr am Kinder betreuen als am Arbeiten. Solche Ausfälle gibts bei kinderlosen Frauen nicht und solche Ausfälle belasten besonders kleinere Teams übermässig.
Das will ich schon glauben, die anderen müssen dann die Arbeit machen und noch mehr pressieren. Aber ich frage mich schon : wie kommt es dass Kinder so oft krank sind heutzutags ? Ausser den kinderkrankeiten, war mein kind nie krank und ich auch nicht. In über 40 Berufsjahre habe ich 2 Tage gefehlt ! Also liegt es am Vitaminmangel oder Stress oder was ?
Diese Frage muss und darf gar nicht gestellt werden. Dafür gibt es klare gesetzliche Regeln.
Gesellschaftlich frage ich mich hier vor allem, warum bei so vielen Paaren immer die Frauen die Betreeung übernehmen. Wir fragen uns jeweils, wessen Termine an diesem Tag wichtiger sind, und richten uns dementsprechend ein. Dafür müsste sich aber eine neue Normalität einstellen, dass auch Väter nicht nur Erzeuger und Ernährer sind. Das passiert aber nur bottom-up, und wird uns nicht top-down auf dem Silbertablett serviert.
@Lina. Warum nicht ein Au Pair anstellen ? Oder eine Hausangestellte ? Sonst wird doch das Leben ein reiner Stress und das Kind findet sich überflüssig ?
@ Vreni, meine Kinder fühlen sich nicht überflüssig. Was für eine respektlose Aussage.
Und bei kinderlosen Männern gibt es diese Ausfälle auch nicht! Bei Männern mit Kindern besteht das Risiko auch, dass sie die kranken Kinder betreuen müssen! W
Abgesehen davon, dass die Frage nach der Betreuung niemandem etwas angeht,
solange Kinder gemeinhin als „Privatsache“ gelten, sind sie diskriminierend, wenn sie nicht gleichermassen Vätern gestellt werden. Statistisch gesehen ist es in der CH eher selten, dass Mütter mit 3 Kindern arbeiten, insbesondere alleinerziehende. Ein Arbeitgeber, der seine gesetzliche Fürsorgepflicht wirklich wahrnimmt, müsste m.E. bei sog. „Notfällen“ den Eltern – Müttern, Vätern, alleinerziehend oder nicht – eher fragen, ob sie irgendwelche Unterstützung bräuchten (Home-Office wäre vllt auch möglich). Meinen Arbeitgebern habe ich immer gesagt, Betreuung sei gesichert. Mehr brauchten sie nicht zu wissen.
Ich verstehe die Sorge der Arbeitgeber bei krankheitsbedingten Ausfällen. Aber haben sie keine Väter im Unternehmen? Und fragen sie Männer auch beim Einstellungsgespräch ob sie Kinder haben und wie diese betreut sind. Mein Mann und ich betreuen die Kinder zu gleichen Teilen, auch im Krankheitsfall. D.h. er bleibt einen Tag zu Hause, den nächsten decke ich ab, falls die Grosseltern nicht einspringen können. Aber wieso im Jahr 2020 nur die Mutter kranke Kinder betreuen kann und nicht der Vater ist für mich fragwürdig..
Das Problem lässt sich eigentlich auf fehlende Betreuungsmöglichkeiten (auch zu Randzeiten) reduzieren.
Oder man will halt wirklich, dass Alleinerziehende u.U. von der Sozialhilfe leben.
@Aquila : ich weiss nicht woher sie kommen und wie das in ihrem Land organisiert ist, aber ich arbeitete mein ganzes Leben, hatte ein Kind, und war nie abwesend und habe niemals sozialhilfe verlangt.
Aber heutzutage ist es anscheinend üblich Hilfe zu verlangen ? Ich verdiente nicht viel aber wir lebten bescheiden. In die Ferien gingen wir das erste mal als mein Kind 15 war ! 4 Tage in Italien. Die Schweiz ist doch auch schön und vielfältig, einen Ausflug hier und dort dies waren unsere Ferien und wir waren zufrieden.
Dann hatten Sie das Kind im Vorschularbeit jeweils zum Arbeiten mitgenommen? Was haben Sie denn gearbeitet? Dann könnte ich Ihren Beruf meiner Tochter empfehlen….
Ich lebe übrigens in der CH, aber auch schon länger im Ausland und weiss deshalb, dass man es Alleinerziehenden auch leichter machen könnte…