Wickelwüste Schweiz

Zu wenig und am falschen Ort: Die Situation der Wickeltische in der Schweiz ist beschämend für ein Land, das sich so gern zum Synonym von Ordnung erklärt.

Glück gehabt! Ob es in einem Schweizer Restaurant einen Wickeltisch hat, ist reine Lotterie. Foto: iStock

Ich hielt die Schweiz eigentlich immer für ein Toilettenparadies. Zumindest im Vergleich zum Ausland. Klar, es gibt auch bei uns das eine oder andere schmuddelige WC. Aber dass es selbst in schicken Restaurants mit der Ambiance und Hygiene vorbei ist, man quasi in die Unterwelt steigt, wenn man die Tür zum Lokus durchschreitet, hat Seltenheitswert.

Seit ich einen Sohn habe, hat sich mein Bild von der Schweizer Toilette gewandelt. In Cafés, Restaurants und öffentlichen Einrichtungen fehlt noch immer allzu oft ein Wickeltisch. Ob es einen hat oder nicht, ist, wenn man das Lokal nicht kennt, reine Lotterie. Man kann das als Luxusproblem abtun. Ein Baby lässt sich schliesslich auch auf dem Boden wickeln. Aber es geht wie bei vielem im Leben um Verhältnismässigkeit und die Botschaft, die gesendet wird.

Wie geht das zusammen, habe ich mich zum Beispiel im letzten Winter im Café des Bündner Kunstmuseums in Chur gefragt – der renovierte Neoklassizismus, die salonhafte Eleganz, die piekfeine Gastronomie mit dem Umstand, dass ich mein Kind hier auf dem Toilettenboden wickeln muss.

Böse Blicke und Nasenrümpfen

Wer sich trotzig gegen diese Misere stemmt und sein Kind ganz selbstverständlich in aller Öffentlichkeit wickelt, tut sich selbst und allen anderen keinen Gefallen. Am deutlichsten erlebt man das im Zug. Die Blicke, das wortwörtliche Naserümpfen der Leute im Abteil sind schwer auszuhalten. Und kann man es ihnen verdenken? Der Geruch einer vollen Windel ist eine Zumutung. Und wenn das Kind sich auf der Wickelmatte wehrt, kann niemand garantieren, dass die Polster sauber bleiben.

Fehlt für eine Wickeltisch-Reform der nötige, lange Atem?

Dass Eltern in unmögliche Situationen kommen, improvisieren müssen, ist systembedingt. Kinder produzieren Chaos, immerzu. Störend sind solche Situationen denn auch nicht im Einzelnen, sondern in der Summe. Der Wickeltischmangel in der Schweiz ist ein schon lange bekanntes Problem, und doch kommt nichts in Gang. Exemplarisch sei SP-Nationalrat Cédric Wermuth genannt, selbst Vater zweier kleiner Töchter, der vor zwei Jahren einen Vorstoss auf nationaler Ebene ankündigte, dann aber nichts folgen liess. Im Leben und Erleben von Eltern ersetzt ein Problem das andere – vielleicht fehlt für eine Wickeltisch-Reform darum der nötige, lange Atem.

Wickeltische auf der Behindertentoilette

Gewiss, es gibt dringendere Themen in der Familienpolitik. Dass aber ausgerechnet die saubere Schweiz bei den Wickeltischen so schleppend vorankommt, ist ein Armutszeugnis. Machte man früher den Fehler, Wickeltische nur auf der Frauentoilette einzubauen, finden sie sich in neuen Gebäuden – scheinbar politisch korrekt – auf dem Behinderten-WC. Das Tanzhaus in Zürich ist so ein Beispiel. Wie kann es sein, dass in einem so grosszügigen, raffinierten Bau ein Paraplegiker zehn Minuten vor der Toilette warten muss, nur weil mein Kleiner frische Windeln braucht?

Die Politik und die Baubranche müssen die Schweizer Toiletten neu erfinden. Umso mehr, als sich längst nicht mehr alle in der Gesellschaft als Mann oder Frau identifizieren. Gerade hier tut sich eine Chance auf. In genderneutralen Toiletten lassen sich Wickeltische so platzieren, dass sie für alle zugänglich sind und niemandem Unrecht tun.

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59 Kommentare zu «Wickelwüste Schweiz»

  • Anya Meyer sagt:

    Ein weiteres Problem ist, wenn man (oder häufig frau) mit dem Kind unterwegs ist und selbst mal kurz pinkeln müsste. Mit Kinderwagen kommt man ja kaum in die Kabine rein. Kind draussen lassen macht einen zur Rabenmutter… Bleibt fast nur, das Kind mit und auf den Schoss zu nehmen.

    Die beste Lösung kommt meiner Meinung nach aus Amerika (es ist nicht alles schlecht dort drüben…): Familienkabinen. Die sind schön gross, damit man mit Kind und Kegel (vielleicht hat man neben dem Kinderwagen ja noch ein anderes Kleinkind welches man nicht alleine draussen lassen will) hinein, und dann kann Mami oder Papi pinkeln, das Kleinkind kann pinkeln, das Baby kann gewickelt werden. Auch für Leute die auf Hilfe angewiesen sind sind diese Kabinen gross genug.

  • Sandra Portmann sagt:

    Dieses Problem zeigt einmal mehr, dass Mütter zuwenig in den (Bau-) Behörden und in der Politik vertreten sind. Das Problem ist nicht neu, es wurde einfach vernachlässigt. Ich begrüße es, dass es an vielen Orten Toiletten für behinderte Menschen gibt und die Diskussion über unisex-Toiletten angestoßen sind. Und frage mich, wann wir über Wickeltische sprechen.

  • Anita sagt:

    Der Mut, provokative Zeichen zu setzen, kann Veränderung hervorrufen… Vor mehr als 15 Jahren habe ich meinen Sohn (mit Erlaubnis der Service-Angestellten – ich hoffe, sie hat ihren Job nicht verloren…) an bester Adresse in Zürich auf dem Restaurant-Tisch gewickelt. Die Empörung am Nachbar-Tisch war berechtigterweise sehr gross. Ich erklärte, es sei mir nicht möglich, mich – was ich sonst immer wieder tat – in die Damentoilette zu zwängen, da sie schon für eine Person äusserst klein ist. Und im Winter wolle ich mein Kind nicht im Freien wickeln.

    Der Tischnachbar hat seinem Unmut wohl bei der Geschäftsleitung dieses renommierten Lokals Luft gemacht. Jedenfalls konnte ich, als ich ein paar Monate später wieder dort war, in einer Ecke irgendwo in den hinteren Räumen wickeln.

  • Bernerin sagt:

    Am beschämensten finde ich das Fehlen von Wickelmöglichkeiten für die SBB! Ich hielt die Schweiz immer für ein kinder- und familienfreundliches Land, bis wir selbst Eltern wurden. Dann, etwas später waren wir in Finnland, da hat es in den Zügen verschiedene Arten von Familienabteilen (kleinere, grössere Kinder, kleine, grosse Familien etc.) und auf den WCs nicht nur einen Wickeltisch, auch ein Häfi, einen Schoppenwärmer und ich weiss nicht was sonst noch! Dazu passen die Kommentare einiger hier: Zuhause bleiben mit Kindern…, hä? Eben: Der Norden machts vor, wir sind in dem Bereich leider ein Drittweltland (brüsten uns aber gerne als fortschrittlich!)

  • Christina Wald sagt:

    Ich bin immer wieder erstaunt über die Kinderfeindlichkeit in diesem Land. Man hat fast das Gefühl, Kinder wären eine separate Spezies die es möglichst zu Hause einzuschliessen gilt – sobald sie draussen sind stören sie einfach nur. Dabei sind Kinder doch einfach Menschen, Teil unserer Gesellschaft – jeder Erwachsene war auch mal ein Kind! Wenn man z.B. in asiatischen Ländern wie Japan oder Singapur schaut, dann gibt es dort ganz selbstverständlich überall Wickeltische, es gibt sogar Stillräume oder kleine Sitze an der Wand im WC damit das Kleinkind, wenn die Mutter oder der Vater aufs WC geht, nicht auf dem Boden liegen muss.
    Kinder sind ein Teil von uns, und wir sollten sie ganz selbstverständlich als das akzeptieren – vor allem auch diejenigen, die keine eigenen haben.

  • Silvia sagt:

    Mir fehlen nicht die Wickeltische in der Schweiz sondern die Toiletten ….

    • Nala sagt:

      Danke, mir auch. Oeffentliche Toiletten sind Mangelware. Und während Corona waren z.B. sämtliche Züri-WC geschlossen. Das ist super, wenn man mit Reizdarm doch mal unterwegs war und alle Klo geschlossen (und die in den Beizen ja auch!).

      Abhilfe schafft übrigens die WC App, die weltweit öffentliche Klos anzeigt. Hat mir in London desöftern das Leben gerettet, weil am 25.12. sind dort sämtliche Läden und Restaurants geschlossen….

      Zum Thema – ich hatte immer eine Wickelauflage dabei und konnte daher auch immer am Boden wickeln, wenn kein Wickeltisch vorhanden war.

  • Anna sagt:

    Verstehe Eltern nicht, die überall hin müssen, wie zu Zeiten vor dem Baby, aber eben mit Baby. Warum gönnt ihr eurem Baby nicht die Ruhe und Geborgenheit, die es in dieser Phase braucht? Lärm, Menschen, Hektik in ÖV, Restaurant, Museen, Kinos, Einkaufsläden, öffentliche Einrichtungen… einfach überall hin mit dem Baby. Tut mir leid, aber das ist egoistisch und blind. Wer ein Baby hat, sollte sich gerade in dieser Phase mehr um die Bedürfnisse des Babys kümmern und weniger um die eigenen.

    • Sol sagt:

      Haben Sie Kinder? Diese werden nicht nur in den ersten paar Wochen, sondern rund 3 Jahre lang gewickelt. So lange sollten sie also zuhause bleiben? Keine Grosseltern besuchen mit dem Zug, keine Ausflüge, kein Zoobesuch … ?

    • Silvia sagt:

      bin einverstanden. Dem Kleinkind ist es viel wohler zuhause als ständig überall transportiert. Heute will man sich einfach nicht mehr seinem Kind widmen sondern leben genau wie vorher.

      • Carolina sagt:

        Du lieber Himmel! Da fehlen mir doch ziemlich die Worte! Wie würden Sie und Anna reagieren, wenn man den Alten empfehlen würde, doch gefälligst zu Hause zu bleiben, anstatt sich über fehlende WCs zu beklagen?

      • Nicole sagt:

        Sie wissen aber schon, dass Kinder bis ca. 3 Jahre eine Windel brauchen? Also sollen sich Eltern mit Kindern bis 3 Jahre zuhause einschliessen und niergends mehr hingehen dürfen? Eine etwas seltsame denkweise.
        Ich habe eine 2 1/2-jährige Tochter und verstehe das Problem mit dem Wickeln sehr gut.

      • Melanie sagt:

        Und wenn man dann zufällig schon zwei grössere Kinder (4 & 6) hat, lässt man dann das Baby zu Hause wenn man etwas unternimmt oder sperrt man die Grossen ein??
        Solche Gedanken kann man sich gerne machen, wenn es das erste Kind ist, bei jedem weiteren erübrigt es sich.

      • Ka sagt:

        Und die älteren Geschwister dürfen dann auch nirgends hin, solange ein kleineres Geschwister noch Windeln trägt? Oder darf man sich mit mehreren Kindern sowieso nicht in der Öffentlichkeit zeigen?

    • Leila Taleb sagt:

      Vielleicht existieren ältere Geschwisterkinder, die auch ab und zu einen Ausflug unternehmen möchten. Sie haben wohl keine Kinder. Den ganzen Tag in der Wohnung mit einer Schar Kleinkinder zu verbringen ist nicht sehr angenehm, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.

    • Lisa sagt:

      Also dass jemand mit einem Baby ins Kino geht, glaube ich nun kaum. Es geht doch auch nicht darum, dass man alles so machen will wie vorher ohne Kind. Macht keine Mutter/kein Vater. Und keiner geht mit ungewickeltem Kind ausser Haus weil er es ja sooo gern in der Öffentlichkeit wickelt. Und früher war auch nicht alles besser: wenn meine Mutter einkaufen ging, lies sie uns Kinder alleine zuhause. Heute unvorstellbar. Und bei mehreren Geschwistern wurde man den Bedürfnissen des Einzelnen auch nicht immer gerecht. Früher war es weder besser noch schlechter, nur anders. Und heute ist mir eine zufriedene Mutter, die auch mal ein Museum mit Baby besucht, lieber als eine Mutter, die sich gar nicht mehr aus dem Haus traut „weil man sowas ja nicht macht“.

  • New Mum sagt:

    Ich war schon an folgenden Orten erstaunt:

    – einem Kantonsspital
    – generell im Zug
    – bei der Frauenärztin (Kontrolle nach Geburt, Baby dabei, was macht das Baby *natürlich-das-grosse-Geschäft), habe extra noch gefragt, ob ich das Baby mitnehmen kann und die Frauenärztin war gelinde gesagt schockiert, dass dieses Baby gewickelt werden wollte

    Daher: Wickelunterlage einpacken und irgendwo auf der Wiese wickeln / im Auto / im Kinderwagen

    Man wird ja schnell flexibel als Eltern 😉

    • Lisa sagt:

      Eine geschockte Frauenärztin? Dann vermutlich noch recht jung und unerfahren 😉

    • Leila Taleb sagt:

      In einer grossen Kinderarztpraxisgemeinschaft habe ich auch mal vergeblich einen Wickeltisch gesucht. Da war ich dann schon sehr überrascht.

  • Lisa sagt:

    In Neubauten würde ich es auch begrüssen, wenn man extra Wickelräume einrichten würde. Nur lässt sich das in bestehenden (alten) Bauten baulich leider nicht immer nachrüsten. Da muss man manchmal schon froh sein, überhaupt eine halbwegs taugliche Behindertentoilette einrichten zu können. Insofern sind Wickeltische dort häufig da angebracht, wo es vom Platz her sinnvoll und machbar ist. Manchmal halt auch in einem Voraum oder dann eben in der Behindertentoilette. Letztlich ziehe ich eine pragmatische Lösung vor, sowohl baulich als auch organisatorisch. Wenn ich nach dem letzten Besuch weiss, dass es im Cafe xy keine gute Wickelmöglichkeit gibt, dann besuche ich das Cafe halt nicht mehr, bis das Kind aus dem Wickelalter raus ist. Oder ich improvisiere. Irgendwie.

  • 13 sagt:

    Zum Thema an sich:
    Es besteht in der Schweiz nachwievor allzu oft die Überzeugung, dass Kinder gerade nicht in Cafés oder Züge gehören (sie könnten ja Erwachsene stören, Gott bewahre) und es damit auch nicht notwendig ist, diese familienfreundlich auszustatten. Ein Wickeltisch dient da als Einladung an Familien zu kommen und wenn man das gerade nicht will, wie sehr wahrscheinlich im schicken Churer Café, das Sie beschrieben, warum sollte man ihn dann aufstellen? Es wäre grundsätzlich einfach, aber wenn der Wille fehlt, passiert auch nichts.
    Die gute Nachricht ist: Man wächst mit seinen Aufgaben. Ich brachte meinen Kindern sehr schnell das Wickeln im Stehen bei. Ab Kind 2 konnte ich im Notfall sogar auf dem Schoss wickeln. 😉

    • Ruth sagt:

      Die Mutter sollte sich dem Kind widmen und nicht überall hinbugsieren so viel est geht. Schon aus hygienischen Gründe hätte ich ein Kleinkind nie in den Bus oder den Zug mitgenommen,

      • Leila Taleb sagt:

        @ Ruth Nicht jeder hat genügend Geld für ein Auto. In der Stadt ist ein Auto sowieso nicht sehr praktisch. Ich bin immer wieder erstaunt, wie realitätsfremd gewisse Menschen sind. Wie soll ich den mein Kind in die KiTa bringen? Zu Fuss? Das wären ca 2 Stunden pro Weg. Wie soll man denn Ausflüge unternehmen? Kinder machen i.d.R. gerne Ausflüge oder Besuche bei Verwandten und Freunden.

      • Lisa sagt:

        @Leila: du sollst dein Kind doch nicht in die Kita bringen, sondern als Mutter zuhause betreuen, denn das ist deine Bestimmung als Frau… (Ironie off) 😉

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Ruth

        Genau, und wenn man 3 Kinder hat, bleibt man gefälligst 7 bis 10 Jahre zuhause, je nach Altersunterschied. Und der Vater? Stimmt, der lebt sein Singleleben, treibt nebst seiner Arbeit Sport, geht mit Freunden aus und hat noch ein Nebengeräusch laufen. Männer stehen nunmal nicht auf Hausmütterchen

    • Sportpapi sagt:

      @13: In den Zügen fehlt es ja schon grundsätzlich an der Grundausstattung mit funktionierenden Toiletten. Und auch sonst ist so manches abgebaut worden, was früher selbstverständlich war, aber Platz braucht.

    • 13 sagt:

      @ Ruth
      Die Mutter (und Vater nicht?) hat vielleicht Termine und ähnliches einzuhalten oder das Bedürfnis nach einem Sozialleben. Kinder, die derart steril aufwachsen, dass öV bereits als Gefahr betrachtet wird, tun mir eher leid. Aber das schreibe ich ja. Solange die Haltung besteht, eine Mutter gehöre mit ihrem Kind zu Hause an den Herd gekettet, wird sich wenig ändern.

      @ SP
      Das ist korrekt, für mich unverständlich und keine Entschuldigung.

  • 13 sagt:

    Behindertentoiletten sind für Menschen mit verschiedenen Arten von Behinderungen gedacht, auch z. Bsp. chronische Darmerkrankungen etc. Die Blasen- und Darmkontrolle funktioniert nicht bei allen Menschen gleich gut und das Warten ist halt je nach Fall möglich oder gerade nicht. Im Übrigen bedeutet ein Wickeltisch auf der Behindertentoilette, dass diese öffentlich für alle zugänglich ist, was heisst, dass sie auch vermehrt von Menschen ohne Behinderungen gebraucht wird, damit auch öfters besetzt und verschmutzt ist. Ohne einen Wickeltisch können sie mit einem Universalschlüssel gesperrt werden und damit kommen nur die rein, die auch eine Berechtigung haben. In kleineren Cafés mag das gehen, an grösseren öffentlichen Orten ist das ein sehr schlechter Platz für Wickeltische.

    • Maike sagt:

      Das kann ich voll bestätitgen ! Mein Bruder sitzt seit seinem geplatzen Anorisma im Rolli und ist auf diese Toiletten angewiesen. Und manchesmal gibt es da kaum Wartezeiten. Warum also nicht die Wickeltische auf den Toiletten der ’normalen‘ Menschen anbringen ?

      • Sportpapi sagt:

        @Maike: Aber den Universalschlüssel holen, wie von 13 präferiert, das geht?
        Ich verstehe gerade nicht: Wie lange braucht man denn zum Wickeln? So lange geht das doch auch nicht.

      • 13 sagt:

        „Warum also nicht die Wickeltische auf den Toiletten der ’normalen‘ Menschen anbringen ?“

        Wohl in erster Linie aus Unwissenheit, wie man ja auch aus den Kommentaren hier liest. Gleich wie es viele gibt, die auf Behindertenparkplätzen parkieren, weil diese ja immer leer sind. Darum erwähne ich es ja. Wer selber gesund, aktiv und mobil ist, dem fällt es schwer nachzuvollziehen, dass es nicht allen so geht.
        Wir hatten das Thema letzthin mit den Mama-Taxis auf dem Schulweg: Schulweg von knapp 2 km inkl. Strasse, 4jähriges Kind und eine Mutter, die gesundheitlich schlicht nicht in der Lage ist, einfach so 4 km zu laufen, geschweige denn 2 resp. 4x am Tag. Und trotzdem gab es von vielen kein Verständnis für die konkrete Situation.

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Den Universalschlüssel erhalten Menschen mit Behinderungen von entsprechenden Vereinen (z. Bsp. proinfirmis) und haben ihn bereits dabei. Google mal Eurokey.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ok, gute Idee. Ich kannte nur die WC, bei denen man an der Theke den Schlüssel verlangen muss. Eurokey gibt es allerdings gemäss Karte doch noch nicht so häufig.

  • Blumenthal sagt:

    Es ist wohl wirklich ein Thema, das alle die Kinder haben während einer nur kurzen Zeit beschäftigt. Selbst bei vier und mehr Kindern fällt der Mangel an Wickeltischen irgend wann nicht mehr uns Gewicht. Dass der Wickeltisch in der Invalidentoilette untergebracht ist, fand ich weit angenehmer als im WC selber, da es da einfach mehr Platz hat für Tasche und allenfalls frische Kleider. Was mich störte war, wenn der Wickeltisch im Handwaschraum steht oder vor den WC‘s, da wo früher die Telefonkabine war. Für ein eigenes Wickel WC fehlt in der kleinen Schweiz an den meisten Orten wohl der Platz.

    • Corrie sagt:

      @Blumental: das finde auch. Und das ein Raum, der nur selten genutzt wird Kosten verursacht weil ja auch noch ein Wasseranschluss rein muss etc.
      Ich arbeite in einer Frauenarztpraxis und gewickelt wird bei uns auchSEHR selten. Aber wir haben einen Wickeltisch!!

  • Leila Taleb sagt:

    Den Wickeltisch auf der Behindertentoilette finde ich jedoch eine gute Lösung, besser jedenfalls als auf der Damentoilette. So viele Behinderte hat es zum Glück auch wieder nicht.

    • Maike sagt:

      Aha, nur weil es wenige Behinderte gibt muss man keine Rücksicht auf sie nehmen ?? Wie bist Du den drauf ? Wie würdest Du das wohl sehen, wenn Du auf die Behindertentoiletten angewiesen wärest – die aber leider gerade von einer wickelnden Mutter belegt ist. Munter lustig in die Hose machen oder was ?

      • Lisa sagt:

        Maike, der Ton macht die Musik. Evtl. bist du selbst betroffen, dass du etwas harsch reagierst? Meine Erfahrung: 1. Behindertentoiletten sind selten belegt. 2. Behinderte müssen auch warten, wenn die Toilette durch einen anderen Behinderten belegt ist. 3. Mir ist es lieber, es ist jemand zum wickeln drin, als dass es als Ausweich-WC zum Damen- oder Herren-WC genutzt wird.

      • Leila Taleb sagt:

        @ Maike: Zum Wickeln bauche ich ca 5 min. Praktisch bei den Behindertentoiletten ist einfach, dass ich den Kinderwagen mit rein nehmen kann und selber noch aufs WC gehen kann (wichtig ist dies, wenn man alleine mit dem Kind unterwegs ist). Was haben Sie für ein Problem? Meistens ist es baulich nicht möglich einen Wickeltisch im Damen-WC anzubringen.

      • 13 sagt:

        @ Leila
        Fürs Wickeln brauchen Sie 5 Min. Und dann gehen Sie noch aufs WC = weitere 5 Min. Und dann noch vielleicht ein älteres Kind = nochmals 5 Min oder auch 10, weil es darauf besteht, sich selber an- und ausziehen und abzuputzen. Dann sind wir schon bei 15-20 Min, die ein Mensch mit einer chronischen Darmkrankheit warten muss. Ist das Ihr Ernst?

    • New Mum sagt:

      Sorry, aber dieser Kommentar ist auf so vielen Ebenen respektlos.

  • Sportpapi sagt:

    Warum werden denn heute geschlechtergetrennte Toiletten verlangt? Und: Wo steht denn das Pissoir in den genderneutralen Toiletten?
    Persönlich finde ich den Wickeltisch im Behinderten-WC (darf man noch behindert sagen?) perfekt, denn da ist genug Platz, und selten jemand. Und wenn da wirklich mal ein Paraplegiker wartet, wie allen anderen auch, dann mache ich halt schneller. Geht ja meist auch in zwei Minuten.

    • Maike sagt:

      Da spricht jemand mit 0 Erfahrungen. Manchesmal hat so jemand der auf die Behindertentoilette muss keine 2 Minuten mehr. Und was wenn dort jemand hockt, der nicht so rücksichtsvoll wie Du bist ?

      • Sportpapi sagt:

        @Maike: Richtig, wie die meisten Menschen habe ich 0 Erfahrung als Paraplegiker.
        Ich weiss aber, dass sie deutlich selten sind als z.B. kleine Kinder, die manchmal auch ganz schnell aufs WC müssen – und doch nicht immer ein freies antreffen. Was wäre denn die Lösung? Noch ein viertes WC?

      • Carolina sagt:

        Maike, könnten Sie sich bitte mal abregen? Keiner hier würde einem Behinderten eine Wartezeit abverlangen oder, wie Sie oben Lisa unterstellen, keine Rücksicht nehmen.
        Fragen Sie doch mal Ihren Bruder, ob er jemals nicht schnell genug ins WC gekommen ist, weil gerade der Wickeltisch besetzt war. Meine Erfahrung mit drei zu wickelnden Kindern war, dass diese WCs oft leer waren und ich bin in all den Jahren nicht ein einziges Mal auf einen wütenden Behinderten getroffen, ganz im Gegenteil.

      • ka sagt:

        Und wenn da ein anderer Behinderter Mensch ist, braucht dieser ev, sogar länger als die wickelnde Person. Auch als Behinderter habe ich kein Anrecht auf ein immer freies WC.

      • Martin Frey sagt:

        @ka
        „Auch als Behinderter habe ich kein Anrecht auf ein immer freies WC.“
        Kein Anrecht, aber ein Vorrecht.

    • Ka sagt:

      @sportpapi: das mit dem Pissoir in geschlechtsneutralen WC Anlagen liesse sich problemlos lösen, die wären dann einfach zuhinterst hinter einer Sichtschutz- Wand.

  • Bela Summermatten sagt:

    Das Beste an den Wickeltischen ist, dass man kaum welche auf dem Männerklo findet. Es bleibt die Wahl entweder ins Damenklo zu gehen (um dann als Spanner vor dem Kadi zu landen, egal ob man schwul ist) oder man überlässt das Wickeln der Mutter – ich für meinen Teil habe mich entschieden.

    • Lisa sagt:

      Bela, ich hab schon öfter Männer auf der Damentoilette beim Wickeln gesehen. Oder Männer, die ihre kleine Tochter aufs WC begleiteten. Oder Männer, die ihre demente Mutter begleiteten. Als Frau guck ich dann vielleicht im ersten Moment leicht verblüfft, aber vor den Kadi schleifen? Sicher nicht. Das sind Ausreden, sich vor dem Wickeln zu drücken 😉

      • Carolina sagt:

        Lisa, ich verstehe Belas Argument – ich habe das schon erlebt, dass Frauen sich aufregen und beim Besitzer beschweren, weil ein Mann sein Töchterchen aufs Frauen-WC begleitet. Und manchen Männern ist das äusserst unangenehm, was ich verstehe, denn ich hatte auch so meine Erlebnisse mit meinem Sohn, der sich partout geweigert hat, mit mir aufs Frauen-WC zu gehen.
        Das war zum Teil schon ziemlich unangenehm und mein Mann berichtete immer dasselbe, wenn er unsere Töchter begleiten musste.
        Es ist vielleicht wirklich an der Zeit, One-for-all-WCs einzurichten – viele der Männer, die ich kenne, bestehen sowieso nicht unbedingt auf einem Pissoir.
        Und dann wäre in der Regel auch der Platz für einen Wickeltisch da…..

      • Hotel Papa sagt:

        Gute Idee. Obwohl ich zumindest einen Macho kenne, der sich weigert, im Sitzen zu pinkeln. dieses Problem wird die Biologie aber wohl in 5..10 Jahren lösen…

      • Lisa sagt:

        Carolina, dass es unangenehm (für beide Seiten) sein kann – unbestritten. Aber wie gesagt, glaube kaum dass da der Kadi ins Spiel kommt. Eher ein lautstarker aber folgenloser Wortwechsel 😉 Was – vor allem seitens der Frauen – häufig birreweich ist. Hab doch meine geschlossene Kabine, und beim Händewaschen kann mir ein Mann ruhig zugucken. Da, wo es nur eine Toilette gibt (Zug, Flieger, und vor allem zuhause) funktioniert es ja auch 😉

      • Martin Frey sagt:

        Ohne für alle Männer sprechen zu können, aber ich glaube, ein Mann der (mit oder ohne Kind) aufs Damenklo geht braucht sehr viel mehr Mut als umgekehrt. Wenn er Glück hat, ist es entvölkert, was aber meistens ja nicht der Fall ist. Ansonsten riskiert er im schlimmsten Fall geteert und gefedert zu werden. 😉 Wohingegen sich es viele Frauen mit einer Selbstverständlichkeit herausnehmen, aufs Herren-WC zu gehen wenn sie bei den Damen wieder mal anstehen müssten.
        Zum Thema Pissoir, ich denke, die meisten Männer die mal schnell müssen ziehen aus mannigfaltigen Gründen das Pissoir vor. Ausser man will sich angesichts des restlichen Klientels irgendwo einschliessen…

      • Hotel Papa sagt:

        Vielleicht bin ich einfach unbedarft, aber die ein- oder zwei Mal wo sich die Notwendigkeit ergab, bin ich einfach reingegangen. Ist ja nicht so, dass die Damen ihr Geschäft in offenen Kabinen verrichten. Ich wurde auch nie schräg angeschaut.
        vor dreissig Jahren war allerdings das Klima auch noch nicht so aufgeladen…

      • Carolina sagt:

        MF: Ich sage ja, mein Mann ist da ganz anderer Meinung. Er behauptet, doch ziemlich oft saublöd angemacht worden zu sein. Ich mache es mir seitdem zur Aufgabe, jedem Vater, der mit seiner Tochter oder einem Baby ins Frauen-WC kommt, den roten Teppich auszurollen……
        Und ich hatte nur insofern ein Problem, wenn ich mit unserem Sohn ins Herren-WC musste, dass es mir unangenehm war, die Pissoir-Benutzung zu unterbrechen! Aber mir ist nie einer blöd gekommen, wirklich nie, ganz im Gegenteil.

      • Carolina sagt:

        Hotel Papa: Willkommen zurück, lange nichts mehr von Ihnen gehört. Geht es Ihnen gut?
        Und vielleicht könnten Sie mir erklären, warum die Biologie dieses Problem in 5 bis 10 Jahren lösen könnte? Oder stehe ich da auf dem Schlauch? 😉

  • seidenspinner sagt:

    „Wie kann es sein, dass […] ein Paraplegiker zehn Minuten vor der Toilette warten muss, nur weil mein Kleiner frische Windeln braucht?“: man kann es Ihnen schon nicht recht machen, oder? Grosszügige Räume die als Toilette wie auch zum wickeln genutzt werden können sind eine sinnvolle und pragmatische Lösung. Man kann den Kinderwagen mitnehmen, kann selber auch noch kurz auf die Toilette und hat fliessendes Wasser in Reichweite. Und ist für Väter und Mütter gleich zugänglich. Aber es scheint Ihnen noch immer nicht zu genügen. Warum wollen Eltern immer noch etwa mehr?

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