«Klar hat sich etwas bewegt»

Wenn Frau will, steht die Welt still: Das hat der Frauenstreiktag vor einem Jahr gezeigt. Was das verändert hat und wie sich Corona auf die Forderungen der Frauen auswirkt, sagt Elisabeth Fannin.

Fast alle, die an diesem Tag in den Massen unterwegs waren, erinnern sich mit Gänsehaut an die einmalige Energie zurück: Teilnehmerinnen des Frauenstreiktags in Lausanne. Foto: Jean-Christophe Bott (Keystone)

Heute vor einem Jahr leuchtete die Schweiz in Violett und Lila. Am 14. Juni 2019 gingen alleine in Zürich 160’000 Teilnehmerinnen, schweizweit gar über eine halbe Million Menschen für den Frauenstreiktag auf die Strassen. Sie tanzten und marschierten, hielten Transparente in die Höhe, fuhren Klitoris-Velos und schrien in pinkfarbene Mikrofone.

Unterschiedlichste Frauen liefen Hand in Hand, für einmal unabhängig von ihrer Partei, ihren Altersklassen, Religionen und Hautfarben, und machten damit auf Diskriminierung und Gewalt, auf Chancenungleichheiten, finanzielle Benachteiligungen und politische Missstände aufmerksam. Fast alle, die an diesem Tag in den Massen unterwegs waren, erinnern sich mit Gänsehaut und Wehmut an die einmalige Energie und Stimmung zurück. Freundinnen, Arbeitskolleginnen, Schwestern, Mütter und Grossmütter feierten danach gemeinsam und waren voller Hoffnung, ihre Anliegen würden bald umgesetzt.

Heute, ein Jahr später, ist die Euphorie vorbei. Der Corona-Lockdown riss viele der Frauen vorerst in ein anderes Leben, feministische Anliegen mussten hintenanstehen.

Elisabeth Fannin, Gewerkschaftssekretärin bei Syndicom und Vizepräsidentin des Zürcher Gewerkschaftsbundes, hat selbst zwei Kinder und war 2019 massgeblich an der Organisation des Frauenstreiktages in Zürich beteiligt. Am Frauenstreiktag 2019 hielt sie an der Abschlusskundgebung auf dem Zürcher Helvetiaplatz die Eröffnungsrede und macht zum Jahrestag Mut, trotz oder gerade wegen Corona weiter für Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit zu kämpfen.

Elisabeth Fannin, wie geht es Ihnen heute am Jahrestag des Frauenstreiktages?
Mir geht es hervorragend.

Sie scheinen optimistisch. Müssten die Frauen, die am 14. Juni 2019 auf die Strasse gingen, nicht Angst haben, dass wegen der Corona-Krise ihre Anliegen vergessen gehen?
Ich bin überzeugt, dass unsere Forderungen nach gerechter Entlöhnung, gerechter Aufteilung von Betreuungsarbeit und nach einem Ende von sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt nicht vergessen gehen. Es ist beeindruckend: Seither haben sich viele und sehr starke Frauen-Freundschaften und -Netzwerke gebildet, welche diejenigen, die nach 1991 entstanden sind, ergänzen. Vor allem auch in den sozialen Medien bleiben die Themen präsent und der Kontakt unter den Frauen bestehen.

«Die Wirkung des Frauenstreiks 2019 muss langfristig betrachtet werden»: Syndicom-Gewerkschaftssekretärin Elisabeth Fannin. Foto: PD

Das klingt schön und gut. Doch was ist konkret passiert seit dem Frauenstreiktag? Hat der Streik in der Politik etwas bewirkt?
Klar hat sich etwas bewegt. Zum Beispiel haben noch nie so viele Frauen wie 2019 für den Nationalrat kandidiert, und es sind auch noch nie so viele Frauen gewählt worden. Zusammen mit den Demos der Klimajugend hat der Frauenstreik es geschafft, unser Parlament jünger und weiblicher zu gestalten.

Das bewirkt Veränderung?
Ja, und zwar spürbar. Ein Beispiel: Vor dem Frauenstreik diskutierten wir über einen Vaterschaftsurlaub von 10 Tagen. Nach dem Frauenstreik war vielen klar, dass es mehr als das braucht. Auch wenn man auf die Zeit nach dem Frauenstreik von 1991 zurückblickt, sieht man, dass dieser sehr lange nachwirkte. In einer Zeit, die eigentlich von politischer Deregulation geprägt war, führte die Schweiz das Gleichstellungsgesetz und später eine Mutterschaftsversicherung ein. Die Wirkung des Frauenstreiks 2019 muss also langfristig betrachtet werden. Aber klar, ich hätte auch gerne sofort Resultate. Und dass alles so langsam vorangeht, das kostet mich viel Nerven!

Gewalt an Frauen war ein grosses Thema am Frauenstreiktag – gemäss Polizeiaussagen gab es nun während Corona nicht mehr familiäre Gewalt als sonst. Glauben Sie das?
Ich kann mir vorstellen, dass es schwieriger ist, sich Hilfe zu holen, wenn alle zusammen die ganze Zeit zu Hause sind. Da wir ja keinen totalen Lockdown wie in anderen Ländern hatten, war die Situation vermutlich auch weniger angespannt als befürchtet. Die Beratungsstellen halten es aber für verfrüht, eine verbindliche Aussage zu machen. Zumal wir aus anderen Ländern wie Spanien, Italien und China wissen, dass die Gewalt massiv zugenommen hat. Wichtig ist, dass die Frauenhäuser geöffnet sind und dieses wichtige Angebot aufrechterhalten bleibt. Es wird nicht einfacher – wenn in der Krise vermehrt Frauen entlassen werden und ökonomisch noch mehr von einem Mann abhängig sind, erschwert das die Trennung von einem Täter noch mehr.

Es wird nicht einfacher: Die Corona-Krise könnte die Lage der Frauen verschärfen. Foto: Getty Images

Hat Corona die Situation der Frauen in der Schweiz denn verschlechtert?
Ich glaube, der Lockdown machte vor allem sichtbar, dass Familie nicht einfach nur Privatsache ist. Familien und vor allem die Frauen sind sehr stark auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen.

Wie meinen Sie das?
Wer Homeoffice machen konnte, musste gleichzeitig Betreuungsarbeit leisten oder Kinder unterrichten, das geht auf Dauer unmöglich auf. Dazu braucht es Unterstützung durch Infrastruktur wie Kita und Hort. Ausserdem wurde das Thema Tieflöhne und Frauen noch akuter. In Zürich sind zwei Drittel derjenigen, die weniger als 4300 Franken pro Monat verdienen, Frauen. 45 Prozent der Arbeitnehmenden in diesen Tieflohnbranchen mussten während des Lockdown Kurzarbeitsentschädigung beziehen. Es gibt also eindeutig eine Geschlechterkomponente. Ein Mindestlohn könnte diese tiefen Löhne besser schützen.

Dazu arbeiten viele Frauen auch noch Teilzeit.
Wenn wir wirklich in eine wirtschaftliche Rezession schlittern, dann sind speziell diese Teilzeitjobs gefährdet. Und ja, mehrheitlich sind das Frauen, die Teilzeit arbeiten. Corona hat Auswirkungen. Aber die Ungleichheiten bestanden schon davor.

Hat die Krise denn nicht auch Positives an sich?
Klar hat die Krise auch Positives. Ich habe mir zum Beispiel beigebracht, glutenfreien Sauerteig zu backen. Und die Zeit mit der Familie hatte für viele auch etwas Schönes. Ich persönlich fand es interessant, von den vielen Familien zu hören, wie sie sich organisierten. Plötzlich wurde manch einem bewusst, wie wichtig bezahlte und unbezahlte Frauenarbeit ist.

«Wir alle, ob Frauen oder Männer, sollten darüber nachdenken, ob wir wirklich so viel arbeiten müssen.»

Das ist doch auch wertvoll, um eine Veränderung anzugehen, oder nicht?
Das war schon wichtig. Es konnten alle quasi live dabei zusehen, wie wichtig die Arbeit dieser Frauen ist. Das Problem ist einfach, dass ihre Berufe oftmals schlecht entlöhnt sind und dass die Arbeitsbedingungen teilweise noch schlechter werden. Wir müssen aufpassen, dass durch Corona nicht plötzlich Arbeitssituationen geschaffen werden, die später kaum mehr rückgängig zu machen sind.

Viele Frauen empfanden den Lockdown und die Mehrzeit mit den Kindern als bereichernd und entschleunigend. Mehrmals hörte ich, dass sich Frauen deshalb nun fragen, warum sie eigentlich überhaupt arbeiten.
Ich denke, wir alle, ob Frauen oder Männer, sollten darüber nachdenken, ob wir wirklich so viel arbeiten müssen. Die Digitalisierung der Arbeit liesse ja eine Arbeitszeitverkürzung durchaus zu. 35 Stunden finde ich genug. Damit würden wir unter anderem Zeit für unsere Kinder und auch die Pflege der alten Angehörigen schaffen.

Oder einfach das klassische Modell wählen, weil es sich einfach nicht lohnt, wenn die Frau arbeitet?
Ich höre häufig, dass Frauen mit besonders tiefen Löhnen sagen, sie würden dann ja nur für die Krippe arbeiten. Aber das stimmt nur zu einem Teil. Sie arbeiten ja auch dafür, dass sie eine Altersvorsorge haben. Wir müssten eher die ausserfamiliäre Kinderbetreuung erschwinglicher machen und dafür sorgen, dass es auch in ländlichen Gebieten möglich ist, die Kinder professionell zu fördern und zu betreuen.

Die ausserfamiliäre Kinderbetreuung müsste erschwinglicher gemacht werden: Ein Mädchen demonstriert am Frauenstreiktag 2019 in Bellinzona. Foto: Samuel Golay (Keystone)

Es gibt also noch viel zu tun. In dem Fall war das nicht einfach nur eine tolle lila Party und nur heisse Luft am 14. Juni 2019?
Sicherlich nicht!

Die Situation mit Corona ist ja weiterhin heikel und Demonstrationen mit über 300 Menschen verboten. Ist heute trotzdem was los?
Wir von den Gewerkschaften haben die Violette Woche geplant. Verschiedene betriebliche Aktionen und Betriebsbesuche werden durchgeführt, immer unter Einhaltung der Hygienemassnahmen. Ausserdem organisieren diverse Gewerkschaften, unter anderem die Syndicom, anregende Videodiskussionen.

Ist dafür nächstes Jahr ein neuer Frauenstreik geplant?
Wir sind am Diskutieren!

Weitere interessante Postings:

31 Kommentare zu ««Klar hat sich etwas bewegt»»

  • mira sagt:

    Was ist daran feministisch, wenn Kinder statt von der Mutter von einer Erzieherin betreut werden? Das erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Feministisch heißt doch gleiche Chancen für alle. Also z.B. dass man sich als Paar frei entscheiden kann, wer mehr arbeitet und wer mehr Kinderbetreuung übernimmt. Und das gab es schon vor 10 Jahren, als meine Kinder klein waren…. Ich war immer die Hauptverdienerin und niemand, wirklich niemand hat mich daran gehindert. Das ist eine Sache zwischen meinem Mann und mir. Und niemandem sonst…

    • Sportpapi sagt:

      Danke mira. Auch meine Mutter hat vor 30 Jahren schon ihre aufwändige Ausbildung weitergeführt und war danach jahrelang Hauptverdienerin. Wer, wenn nicht mein Vater, hätte sie daran hindern sollen? Er aber, und wir Kinder (!), haben sie unterstützt, mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung. Aber letztlich ist das defintiv eine Paarentscheidung. Und mir scheint auch, dass man von Seiten der Frauen auch hier wieder Konflikten aus dem Wege gehen will, und dafür ein anderes „Kässeli“, andere Verantwortlichkeiten finden will.

  • 13 sagt:

    Natürlich hat sich einiges bewegt. Wir sprechen vermehrt von Vaterschaftsurlaub, von Elternzeit, von einer Anpassung des Sexualstrafrechtes, es gibt immer mehr grosse Firmen, die sich einer transparenten Lohnanalyse stellen und gar nachbessern, wie wir vor einigen Tagen von der UBS lesen durften. Der Nationalrat hat sich nun pro Ehe für alle und Samenspende für lesbische Paare ausgesprochen. Und die rund 40% im Nationalrat sind mehr als erfreulich. Das alles sind Zeichen einer positiven Entwicklung. Nur soll nicht angenommen werden, dass das Ziel erreicht ist. Das wäre allerdings ein Jahr nach dem Streik auch mehr als illusorisch.

    • 13 sagt:

      In welche Richtung da Corona beigetragen hat, wird sich erst zeigen. Einerseits ist es sicher sinnvoll zu sehen, wie systemrelevant „Frauenberufe“ und Care-Arbeit tatsächlich ist und es bleibt zu hoffen, dass sich diese Anerkennung auch auszahlen wird. Andererseits gab es immer wieder beunruhigende Berichte, wonach klassische Rollenbilder noch mehr manifestiert wurden. Auch ich konnte im Umfeld Dinge sehen, die mich erschreckten, da ich eher der Ansicht war, dass die Elternpaare doch gleichberechtigter sind.

      • Sportpapi sagt:

        @13: In wiefern irritierten dich die Lösungen in deinem Umfeld, und was hat das mit Gleichberechtigung zu tun?
        In unserem Fall war meine Frau trotz teilzeit sehr viel mehr bei der Arbeit ausser Haus, und ich habe viel mehr wie sonst nebenbei noch Kinder beaufsichtigt. War ich deshalb benachteiligt? Oder sind wir gar topmodern? Oder haben wir einfach, wie alle Familien, das Beste aus der Situation gemacht und pragmatisch entschieden?

      • 13 sagt:

        Offensichtlich ist meine Äusserung hier nicht erwünscht oder warum kommt keine Antwort durch…
        Ich war in manchen Fällen erstaunt, dass dort wo beide ähnliches Pensum arbeiten, der Mehraufwand bei der Mutter war. Aber eben, ob das langfristig Auswirkungen hat wie prognostiziert, kann ich nicht sagen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Um einen Verstoss gegen Gleichberechtigung festzustellen, müsste man jetzt noch wissen, warum denn die Mütter in deinem Umfeld (die zu den wenigen in der Schweiz gehören, die ein ähnliches Pensum arbeiten wie die Väter) alleine diese Mehrarbeit buckelten. Vielleicht wollten sie das ja so? Oder sie haben vom Arbeitgeber eher frei erhalten? Oder sie arbeiten, wie in unserem Fall (aber umgekehrt), in einer Branche, in der Homeoffice möglich ist?
        Erstaunlich ist ja, dass es heisst, die relevante Berufsarbeit im Lockdown sei vorwiegend von Frauen ausgeführt worden, gleichzeitig sollen sie aber auch vorwiegend zu Hause geblieben sein. Was denn nun?

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Die Antworten, die ich auf diese Frage bekam war eigentlich immer: „Ich weiss auch so nicht, wo mir der Kopf steht und mich ständig mit ihm darüber zu streiten braucht noch zusätzliche Energie.“ oftmals gepaart mit „Wenn er zuständig ist und die Kinder trotzdem immer zu mir kommen, weil er dann doch nicht schaut, wie vereinbart, bin ich immer diejenige, die die Kinder wegschicken muss und ich will auch nicht, dass sie sich abgelehnt fühlen“. Das ist allgemein oft ein Thema, dass keine Mutter zulassen würde, dass das Kind darunter leidet, dass die Eltern keine gleichberechtigte Beziehung hinkriegen.
        Und nein: logischerweise spreche ich nicht über Fälle, wo sie frei hatte, da ist die Verteilung ja klar.

      • 13 sagt:

        Dein letzter Abschnitt kommt vermutlich daher, dass das eine andere soziale Gruppe darstellt. Verkäuferinnen und Pflegefachfrauen konnten ja nicht neben dem HO noch werkeln. Diese mussten weiterhin eine Drittbetreuung haben, privat oder dann als Notbetreuung von der Schule/Gemeinde. Aber ja, es war erstaunlich, wie relevant „Frauenberufe“, über die man sich ansonsten eher abschätzig äussert, plötzlich waren. Ob sich das auszahlt, weiss ich nicht.

      • 13 sagt:

        Und zuletzt (wieder ganz persönlich):
        Ich habe nie ein Geheiminis daraus gemacht, in einer Blase zu leben. In meinem Umfeld gibt es massiv mehr Frauen mit hochprozentigen Stellen, Männer in Teilzeit und Paare, wo die Frau mindestens gleichviel verdient wie der Mann, bei einigen sogar mehr, als statistisch betrachtet in der durchschnittlichen Schweizer Familie. Dessen bin ich mir bewusst, ich spreche einfach für das, was ich kenne. Was mich irritierte, dass selbst in dieser Blase es zu solchen Verschiebungen kam, wo man sie eigentlich am wenigsten erwartete.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Dazu kann ich nur sagen: Ich teile deine Irritation vollständig.
        Allerdings irritieren mich eher diese Mütter, die offensichtlich nicht in der Lage sind ihre Bedürfnisse klar anzumelden und sich auch mal abzugrenzen. Mag sein, dass es zu Hause auch mal Diskussionen geben muss, oder gar Streit. Wenn es das braucht?
        Und ja, manchmal muss man die Kinder auch wegschicken, das gehört dazu, wenn man den Job auch ernst nimmt.
        Ich weiss, du wirst es nun wieder völlig daneben finden, die „Schuld“ bei den Müttern zu suchen. Aber da ich sie ernst nehme, gerade wenn sie auch im Job Verantwortung übernehmen wollen, dann habe ich auch die Erwartung, dass sie zu Hause für ihre Rechte einstehen. Machen die Väter ja offenbar auch.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Das ist allgemein oft ein Thema, dass keine Mutter zulassen würde, dass das Kind darunter leidet, dass die Eltern keine gleichberechtigte Beziehung hinkriegen.“
        Hm. So gesehen leiden sie auch bereits, wenn die Mutter arbeitstätig ist, weil die Kinder sich doch offenbar die immer verfügbare Mutter wünschen. Aber das geht nun mal nicht.
        Auch meine Kinder mussten in der Corona-Zeit einmal 2-3 Stunden alleine Schularbeiten machen, weil ich in Telefonkonferenzen war und die Mutter abwesend. Sie haben das gut überlebt, und konnten so selber entscheiden, ob sie die Zeit sinnvoll nutzten (und die Schulaufgaben erledigten), oder ob sie die Zeit verplämperten und später die Aufgaben machen mussten.
        Wenn beide Eltern keine Zeit haben, dann braucht es externe Betreuung – auch ok.

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Im Gegensatz zu dir, liegt mir die einseitige Schuldzuweisung fern. Irritierend dabei finde ich aber v.a. 2 Dinge:

        1. Dass Du pauschal davon ausgehst, dass es gut klappen würde, wenn sie es nur klar sagen würde. Dass sie ein Problem äussert, aber der Partner trotzdem nicht mithilft, eine Änderung herbeizuführen, das scheint in deiner Vorstellung schlicht nicht vorhanden zu sein.

        2. Dass ein Elternteil (Vater oder Mutter) zuerst mit klaren Ansagen und Diskussionen, evtl. Streit, dazu gebracht werden muss, sich um seine eigenen Kinder zu kümmern. Und offenbar gehst Du ja auch davon aus, dass es das braucht. Jääh, wissen denn manche nicht, dass ein Kind auch Betreuung braucht?

      • 13 sagt:

        Den Unterschied zwischen einem aus beruflichen Gründen abwesenden Elternteil und Elternteil im HO im Nebenzimmer muss ich dir vermutlich nicht erklären. Natürlich ist das für Kinder etwas anderes, v.a. wenn sie es nicht kennen. Manchmal heisst ihnen das erklären auch wegschicken, richtig. Zwischen manchmal und dann zu jemanden schicken und alle paar Minuten besteht immer noch ein Unterschied. Deine Kinder sind ja auch nicht mehr so klein, was nochmals einen Unterschied macht.
        Darum braucht es externe Betreuung, das ist korrekt. Nur fiel gerade diese grossflächig weg, weshalb Alternativen gesucht werden mussten. Das wäre die Aufgabe beider gewesen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Im Gegensatz zu dir, liegt mir die einseitige Schuldzuweisung fern.“ Klar. Du gehst nur davon aus, dass alle Mütter sich immer selbstaufopfernd um ihre Kinder kümmern, während die Väter alle die Übernahme ihrer Pflichten verweigern…
        1) Ich kann mir alles vorstellen. Aber eigentlich nicht, dass die Mütter alle ihre Anliegen anbringen, und die Väter alle ihre Mitarbeit verweigern…
        2) Erster Schritt wäre es ja, das benötigte Aufgabenfeld abzustecken und gemeinsam zu entscheiden, was (hier an Betreuung) nötig ist. DANN geht es in der Diskussion darum, wer welchen Teil übernehmen kann. Du glaubst, das sei genau so jeweils partnerschaftlich abgelaufen, aber dann hätten die Väter alle aus purem Egoismus ihren Anteil an der Betreuungsarbeit verweigert?

      • Sportpapi sagt:

        @13: Und ja, wenn ich die Kinder wegschicke, weil ich an der Arbeit bin, dann gilt das. Und galt auch schon, als sie noch jünger waren. Und auch da konnten sie sich mal 1-2 Stunden alleine beschäftigen. Wenn auch nicht immer „sinnvoll“. Ansonsten wieder, müssen halt die Arbeitsfenster besprochen werden. Haben wir auch gemacht, und z.B. morgens alle Telefontermine fixiert. Und immer wieder hat auch jemand noch am frühen Morgen und spätabends gearbeitet.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Zu 1: nein, das liest du, gesagt habe ich das aber nicht. Ich sage, dass mich die Entwicklung irritiert. Im Allgemeinen denke ich, dass selten nur einer schuld ist.

        Zu 2.: Klar braucht es punktuelle Absprachen, aber ganz ehrlich. Ich kümmere mich auch um meine Kinder, wenn mir nicht ein Wochenplan vorgibt, dass ich mich jetzt gerade kümmern muss. Dieses „ich mach alles….sofern man mir sagt, dass ich es tun soll“ hat für mich einfach wenig mit gleichberechtigter Beziehung zu tun.

        3. D.h. Deine Kinder sind sich HO gewöhnt, das gilt nicht für alle. Meine übrigens auch, trotzdem klappt es manchmal gut und manchmal gar nicht, dann brauche ich aktive Unterstützung. (Die ich auch bekomme, um uns geht es hier ganz sicher nicht)

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich verstehe bald gar nichts mehr. Du hast gesagt, dass die Paare in deinem Umfeld weniger gleichberechtigt sind als gedacht, und dass dich das irritiert, zumal teilweise die Mütter mehr verdienen als die Väter.
        Jetzt ist doch wieder niemand mehr schuld als der andere. Ebenso ist völlig unklar, ob man eigentlich pragmatisch die beste Lösung gewählt hat, oder ob es eine bessere gegeben hätte. Bleibt vom „nicht gleichberechtigt“ irgendwie einfach wenig übrig.
        Und doch, natürlich erwarte ich von Mann wie Frau, dass Missstände angesprochen werden, wenn das Gegenüber von selber nicht drauf kommt. Simple Kommunikation, Alltag. Aber klar ist für mich: Wenn man es zu Hause nicht anspricht, warum dann sich extern beklagen?

      • 13 sagt:

        @ SP
        Nichtgleichberechtige und auch patriarchale Strukturen werden selten nur von einem Geschlecht weitergeführt. Ganz im Gegenteil. Es ist ein Wechselspiel, da beide es so verinnerlicht habe. Dazu gehört sowohl, dass Mann es nicht von alleine tut, wie auch, dass Frau es vielleicht anspricht, aber dann doch einspringt, wenn es nicht gleich übernommen wird. Wie schnell man da reingerät irritiert mi ch, nicht die bösen Männer, die Frauen unterdrücken.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Mal abgesehen davon, dass ich diese Theorien ja nicht teilen muss – welche „Strukturen“ spielen denn da bei einzelnen Paaren, die sich sonst ja gewohnt sind, sich nicht an diese Normen zu halten, und all diese Zusammenhänge locker durchschauen? In diesem Zusammenhang ist eben auch „nicht gleichberechtigt“ völlig verfehlt, denn beide haben auf allen Ebenen die gleichen Rechte, nutzen sie aber unterschiedlich. Sich dann bei dritten über Ungerechtigkeit beklagen finde ich hier etwas speziell.

  • Muttis Liebling sagt:

    «Klar hat sich etwas bewegt»

    Ja, die Lippen, die Kleider und die Körper, aber nichts in der Gesellschaft und nichts in der Kultur. Demonstrationen bewegen auch dann nichts, wenn man sie euphemistisch in Streiks hochjubelt. Es sei denn, man verbindet sie mit Gewalt.

    Die aktuellen Aktionen in den USA oder die Gelbwesten in Frankreich beweg(t)en. Friedliche Demonstrationen aber sind so etwas wie der Spruch meiner Jugend: Schwerter zu Zapfhöhnen, wir saufen für den Frieden. Noch nutzloser sind nur noch Wahlen und sich selbst im Spiegel anschauen.

    Der Philosoph Alexander Grau hat letztes Jahr ein kleines aber viel beachtetes Buch mit dem Titel ‚Politischer Kitsch‘ geschrieben. Das kann man an einem Nachmittag lesen und spart sich ab dann unpolitische Illusionierungen.

  • Sportpapi sagt:

    Das andere ist halt etwas widersprüchlich. Wir haben in der Corona-Zeit vor allem gemerkt, dass unsere Familienorganisation mit ausgebauter Fremdbetreuung auf wackligem Grund steht und nicht Krisenresistent ist. Wir haben festgestellt, dass die Schulen deshalb lange nicht geschlossen werden konnten, und dass danach die Notbetreuung immer offen bleiben musste. Spricht das jetzt wirklich für einen weiteren Ausbau von Fremdbetreuung?
    Und wenn wirklich so viele Mütter die Zeit als entschleunigend, durchaus angenehm empfunden haben (nach meiner Erfahrung war die Zeit aber auch sehr stressig, für Mütter wie Väter), dann spricht das eine klare Sprache. Und das wird nicht mit einer 35h-Woche behoben, was ja die meisten Mütter heute sowieso bei weitem nicht erreichen.

  • Sportpapi sagt:

    Ich erinnere mich an eine mächtige Demo. Aber Streik? Und was soll denn stillgestanden sein? Aber gut.
    Dass wir mehr Frauen in den Parlamenten haben ist grundsätzlich sehr gut, und es dürften auch noch mehr sein. Dass aber vielfach Frauen speziell gefördert und gewählt wurden, nur weil sie Frauen sind, ist unschön und widerspricht der Gleichtstellung, dass verdiente Männer abgewählt wurden, nur weil sie Männer sind, ist eine Katastrophe.
    Schön wäre es, wenn vermehrt Frauen sich für Politik interessieren, auch jenseits von „Frauenrechten“. Das beginnt damit, sich zu informieren, mit Zeitungen, Nachrichten. Und im Dorf sich auch politisch zu engagieren, mit Teilnahme an Gemeindeversammlungen, Eintritt in die Parteien, vielleicht gar Übernahme eines politischen Amtest.

    • Blüemlisalp sagt:

      Eine Abwahl ist ein demokratischer Entscheid – und grundsätzliche keine Katastrophe.

      Was für die einen ein „verdienter Politiker“ ist, ist für die anderen ein längst überfälliger Sesselbupser.

      So ist das halt in einer Demokratie.

      Schlechte Verlierer suchen die Ursache für eine Abwahl natürlich immer überall, nur nicht bei sich selber.

      • Sportpapi sagt:

        @Blüemlisalp: Parteien können sich diskriminierend verhalten, und die SP macht das, aus angeblich guten Gründen, unbestrittenerweise. Und auch die Wähler können Kandidierende nur aufgrund ihres Geschlechtes wählen, nur um am anderen Tag wieder über Geschlechterdiskriminierung zu klagen. Ja, so ist Demokratie. Gut finden muss man es trotzdem nicht.
        Dass die feministische SP laufend an Wählern verliert, und dabei auch noch ihren Gewerkschaftsflügel verliert, ist halt so. Mehrheitsfähig wird man nicht, in dem man die Hälfte der Wahlberechtigten vor den Kopf stösst. Und ein Mann, der politisch Karriere machen will, wird sich von der SP besser fernhalten. Aber auch das: So ist es halt. Schade um die Partei und ihre vielfach berechtigten Anliegen.

      • PhunkyMonkey sagt:

        Ihr Kommentar trifft genausogut auf die Nichtwahl von Frauen vor dem 14.6.2019 zu. Aber damals waren es nicht schlechte Verliererinnen sondern diskriminierte arme Frauen… Selbstreflektion würde hier schon noch guttun…

      • Blüemlisalp sagt:

        @ Punkymonkey: meinen Sie mich? Falls ja: klar, nicht gewählt werden ist wie abgewählt werden. Ein demokratischer Entscheid – muss man halt akzeptieren, unabhängig vom Geschlecht oder der Gesinnung.

        @ SP: ja, die SPS demontiert sich selber, was nicht unbedingt schade ist aus meiner Sicht. Die Wahl des vermutlich neuen Präsidentenduos wird dazu beitragen, dass diese Partei wie die CVP mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Der Grund: wie die SVP findet auch die SP keine Antworten auf die wichtigen Fragen unserer Zeit – ausser klischeehaften, oft etwas pubertären Plattitüden. Beide versprechen auf ihre Weise eine Art heile Welt, welche weder realisierbar noch finanzierbar ist.

      • 13 sagt:

        @ Sportpapi
        Die SP hat zwei Listen, eine für Männer und eine für Frauen. Die Wähler*innen haben die Wahl, sie können sie auch anders zusammensetzen. Wie genau diskriminiert dies die Männer?
        Im Präsidium wird gerade Platz geschaffen, um die Männer nicht rauszudrängen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ja, zwei Listen, und dann wird dazu aufgerufen, die Frauenliste zu wählen: https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/gewerkschafter-pardini-kritisiert-die-sp/story/23169357
        Aber ja, letztlich rächt sich die Ausrichtung der SP, indem schlicht die Wähler davonlaufen.

    • 13 sagt:

      „dass verdiente Männer abgewählt wurden, nur weil sie Männer sind, ist eine Katastrophe.“
      Na ja, mehr Plätze gibt es eben nicht. Wenn man eine ausgeglichenere Verteilung will, dann muss die bisherige Mehrheit etwas zurückstehen und Platz machen. Femist*innen würden wohl zurecht sagen, Privilegien aufgeben. Es ist eine merkwürdige Ansicht, dass die abgewählten Männer grundsätzlich fähig sind und geförderte Frau grundsätzlich unverdient da sitzen. Schon mal daran gedacht, dass sie es auch genauso gut können?
      Das ist leider ein Prinzip, das nicht einmal alle SP-Männer begriffen haben. Wenn ich da an Stöcklis: „Ich kann ja nicht als Frau kandidieren.“ denke….ich finde nicht, dass er hätte verzichten sollen, aber diese Aussage…aua!

      • Sportpapi sagt:

        @13: Wenn Frauen gewählt werden nur weil sie Frauen sind, passiert genau das, was man den Männern immer wieder vorgeworfen hat. Es ist einfach falsch, wenn das Geschlecht wichtiger ist als die Leistung.
        Und nein, mit grundsätzlich fähiger hat das nichts zu tun. Sondern mit der verfügbaren Auswahl an interessierten und qualifizierten Personen pro Geschlecht, die sich zur Wahl stellen. Und leider interessieren sich nach wie vor sehr viel weniger Frauen für Politik, treten sehr viel weniger Frauen in Parteien ein und engagieren sich da.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.