Was bedeutet Rassist, Mama?

Wie erklärt man etwas, das man selbst nicht begreifen kann? Ein Mädchen mit seiner Mama. Foto: Getty Images
Wenn sich eine Nachricht auf der ganzen Welt verbreitet, erreicht sie irgendwann auch die Kinder. So geschehen mit der Schreckensnachricht über George Floyd, der bei einer polizeilichen Festnahme in Minneapolis minutenlang zu Boden gedrückt worden war und danach seinen Verletzungen erlag.
Meine Kinder hörten die News über seinen grausamen Tod und die darauffolgenden Demonstrationen und Ausschreitungen am Radio. Was denn genau passiert sei, wollten sie sofort wissen. Ich erzählte ihnen die Geschichte von der Festnahme und dem Verhalten des Polizisten, was sie natürlich gleich zur nächsten Frage brachte: «Ein Polizist? Wieso macht ein Polizist so etwas?» Und schon waren wir mitten in einem Gespräch über Rassismus.
Reden Sie mit Kindern über Rassismus
Als ich versuchte, die Tat, die ich selbst nicht begreifen kann, irgendwie zu erklären, wurde mir bewusst, dass meine Kinder mit dem Begriff Rassismus noch gar nichts anfangen konnten. In ihrem bisherigen Leben war das schlicht noch nie ein Thema gewesen, was mich einerseits freute. Andererseits fragte ich mich, wie es wohl bei ihren dunkelhäutigen Klassenkameraden aussieht. Ob die bei dem Thema noch genauso ahnungslos wären? Ich befürchte eher nicht.

«Ein Polizist? Wieso macht ein Polizist so etwas?»: Rassismus-Demo in Vancouver, Kanada. Foto: Keystone
Also begann ich zu erklären, dass das Wort Rassismus von Rasse kommt und es Leute gibt, die die Menschen in verschiedene Rassen einteilen – obwohl das eigentlich Blödsinn ist, weil wir alle zur ein und derselben Art gehören. Und dass sie dies stets mit dem Hintergedanken tun, dass ihre eigene Rasse besser sei als andere. Ich erzählte ihnen auch, dass Rassismus sich auch keineswegs nur auf die Hautfarbe beschränke. So wurde vor ein paar Jahren bekannt, dass Mitarbeiter mit ausländischen Namen in einem hiesigen Callcenter angehalten wurden, einen schweizerischen Decknamen zu benutzen. Und in Studien wurde belegt, dass auch hierzulande ein ausländisch klingender Name bei der Lehrstellensuche hinderlich sein kann.
Ja, warum nur…
Meine Kinder schwankten zwischen Empörung und Entsetzen ob so viel Ungerechtigkeit. Sie gehen beide in bunt gemischte Schulklassen mit Kindern aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Religionen und verschiedenen Hautfarben. Dass nun einige ihrer Klassengspäändli aufgrund solch nebensächlicher Attribute anders behandelt werden könnten als sie, wollte einfach nicht in ihren Kopf.
«Aber warum?», fragten sie immer wieder. Ja, warum nur, fragte auch ich mich. Und wann im Leben passiert es, dass ein Mensch so zu denken beginnt? Schon in der Kindheit, beeinflusst von den Eltern, oder erst später?
Fremdenfeindliche Fünfjährige?
Eine Auswertung von 113 Studien hat gezeigt, dass sich tatsächlich oft schon in der frühen Kindheit entscheidet, ob jemand später fremdenfeindlich wird. Im Alter von fünf bis sieben Jahren seien Kinder besonders anfällig für solches Gedankengut. In dieser Phase nehmen sie Unterschiede jeglicher Art sehr bewusst wahr und vergleichen sich mit anderen Kindern. Fehlen ihnen die persönlichen Erfahrungen mit anderen Ethnien, kann es passieren, dass sich negative Vorurteile festsetzen. Werden diese vom Elternhaus noch zementiert, bringt man sie wohl kaum mehr ganz weg.
Wir als Eltern können also durchaus etwas dafür tun, das Rassismusproblem in der kommenden Generation zu mindern. Indem wir unsere Kinder schon von klein auf auch mit Kindern anderer Nationalität spielen lassen. Indem wir vielfältig zusammengesetzte Schulklassen als Chance sehen, nicht als Nachteil. Und nicht zuletzt auch durch unser eigenes Verhalten, wie es mein Kollege Markus Tschannen gestern bereits sagte. Wenn wir dem Nachwuchs vorleben, dass Hautfarbe oder Herkunft keinerlei Einfluss darauf haben, ob man jemanden mag oder nicht, dann übernehmen die Kinder das. Denn wie sagte Nelson Mandela so passend? «Niemand kommt auf die Welt mit einem Gefühl des Hasses gegenüber anderen Menschen aufgrund derer Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Die Menschen müssen den Hass erst lernen. Und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann man ihnen auch beibringen zu lieben.»
Sie wollen mit Ihren Kindern über das Thema sprechen?
Folgende Medien helfen als Einstieg:
- Auf blinde-kuh hat es gleich mehrere kindgerechte Texte und Videos zum Thema – auch ein Video mit Fokus USA.
- Das Bilderbuch «Irgendwie anders» zeigt Kindern, dass man jemanden nicht ausstossen darf, nur weil er irgendwie anders ist.
- Im Buch «Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm» zeigt das Kind dem Vater, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt.
99 Kommentare zu «Was bedeutet Rassist, Mama?»
Da meine Kinder von klein auf auch mit Leuten mit Migrationshintergrund in Berührung gekommen und sie auch solche Freunde haben, war Rassismus nie ein Thema. Heikel wird es aber, wenn man auf die Probleme welche eine hohe Einwanderungszahl verursacht nicht erwähnen darf, oder wenn die ganze Welt weg schaut, wenn die Israelis in einem gestohlenem Land die ursprünglichen Bewohner regelrecht vernichtetn, das nichts anderem als einem Holocoust nahekommt. Dass in Südafrika aber die weisse Bevölkerung lange unterdrückt hat, darf dann aber widerum erwähnt werden. Auch das ist rassismus, aber von den linken Gutmenschen halt erwünscht. Wenn es nach denen gehen würde, müsste die ganze weisse Bevölkerung von der Erde getilgt werden, um die Taten der letzten 2000 Jahre zu sühnen.
Rassismus und Nationalismus haben etwas gemeinsam, was doch eigentlich allen Rassisten und Nationalisten deren Weltbild erschüttern müsste: Es gibt die in allen Hautfarben und Nationen usw., gemeinsam ist allen, dass ihre eigene „Rasse“ die beste aller ist. Logischerweise müssten sich aber die meisten von denen irren, allenfalls kann nur eine „Rasse“ recht haben: Eds kann nur Einen geben, und solange es dieses Denken gibt, ist Krieg (zwischen denen):
Haile Selassie vor der Uno, zitiert von Bob Marley in „war“
Bis die Hautfarbe eines Menschen nicht mehr Bedeutung hat, als die Farbe seiner Augen, ist Krieg.
Nelson Mandela sagte, als er 1994 Präsident von Südafrika wurde: „Die Zeit zur Heilung der Wunden hat begonnen“.
Ich bewundere diesen Menschen, nach 27 Jahren Gefangenschaft, diese Stärke aufgebracht zu haben.
2020 sind die Wunden immer noch eitrig und platzen schmerzhaft unter dem dicken Verband auf.
Ich wünschte mir, es gäbe ein anderes Wort als „Rassismus“.
Eines, das nicht schon als Wort eine Spaltung in Rassen angibt.
Es gibt keine Menschenrassen – wir alle sind gleich. Es wäre schön, ein neues Wort zu kreieren, das uns an unsere Gleichheit und Verbindung als Menschen erinnert, sobald wir das Wort denken oder aussprechen.
Änderungen in der Gesellschaft beginnen mit Gedanken und Worten, die man ausspricht.
Versuch mal mit dem Wort Mensch.
Sprache ist zu unpräzise, verfänglich und oft auch mehrdeutig.
Nicht mal Diplomaten kommen mit Ihren international normierten standardisierten Sprache ohne Fehler durch.
Ein nettes ehrlich aufrichtiges Lächeln bewirkt mehr als jeder andere Kommunikationstrick je schaffen könnte.
@A. Deutsch : stimmt gar nicht ! Es gibt verschiedene Menschenrassen, schauen sie mal nach, aber das habe ich schon in der Schule gelernt.
Bei den Tieren gibt es auch mehrere Rassen in der gleichen Spezie. Der Mensch ist eine Spezie aber mit verschiedenen Rassen : die Weisse, die Schwarze, die Gelbe hauptsächlich.
@Sophie:
Wenn wir nun so ins Detail gehen wollen, sind wir auf die DNA reduziert alle gleich. Wir sind Menschen.
Und auf die Hautfarbe reduziert, was Ihnen wichtig erscheint zu erwähnen, sind die Bunten auf der Welt die „Weissen“.
Rot bei zu viel Sonne, blau bei Kälte, grau bis weiss wenn es ihnen schlecht geht.
Also wer ist nun farbig hier?
Hört sich schlimm an? Aber das wird man ja wohl mal sagen dürfen. Diese Rhetorik kommt Ihnen sicherlich bekannt vor!
@Sophie: „….das habe ich schon in der Schule gelernt.“
Aus dem schon schliesse ich, dass dies eine ganze Weile her ist. Und Sie haben noch immer nicht gemerkt, dass Sie nicht alles glauben können, was Sie in der Schule gelehrt bekamen? Sie haben nach der Schule genug gelernt und wussten genug für Ihr Leben?
Lustig finde ich „gelbe Rasse“: Weil die von uns als gelb Bezeichneten, weiss sind. Die trennen uns, falls sie es tun, nicht anhand der Hautfarbe, sondern der langen Nasen.
Und was machen Ihre Quellen (Schule, „nachsehen“) mit den ganzen Braunen, von Kambodscha bis Tunesien und von Brasilien bis in Teile Kanadas, die „Roten“, die braun sind/waren wie die Inder (=Indianer)?
Haben Sie nicht gelernt zu fragen, „Ich zweifle, also bin ich“, in der Schule?
@Diana
„Wenn wir nun so ins Detail gehen wollen, sind wir auf die DNA reduziert alle gleich. Wir sind Menschen.“
Auch das ist etwas vereinfacht, zudem ist die DNA in dem Kontext kein sehr gutes Argument. Denn auch vom Schimpansen, einer uns nahestehenden aber doch artfremden Art, trennen uns genetisch nur minime Differenzen. Und bekanntermassen tragen die meisten von uns auch Neandertalergene in uns, die einen vielleicht sogar etwas mehr… 😉
@Sophie
Rasse als Begriff ist verpönt.
Ich weiss jetzt gerade auch nicht, was Sie in der Schule gelernt haben, aber das Ganze ist komplexer als sich Karl May und Co früher vorstellten. Falls es Sie speziell interessiert:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/gibt-es-menschliche-rassen-genetische-unterschiede-erklaert-13917542.html
Frau Kuster verstrickt sich doch etwas in Widersprüche. einerseits gibt es für sie keine Rassen, aber Rassisten. Und wenn es keine Rassen gibt, ist es eigentlich egal, ob nun ein Schwarzer oder ein Weisser bei einer Polizeiaktion verstarb.
Es käme gar niemandem in den Sinn eine Demo zu veranstalten, wenn ein weisser Mann von einem schwarzen Polizisten erschossen worden wäre. Die Linke in Europa hat den alten weissen Mann zum Hauptfeindbild stilisiert und ist sehr wohl äusserst rassistisch im Denken. Aber das sind Finessen, welche die „bewegten Achtsamen“ nicht interessieren.
Der schwarze Polizist wäre jedoch sofort festgenommen und im Eilverfahren zur Höchststrafe verurteilt worden.
Das ist der grosse Unterschied.
Die Bevölkerung hat ein Gegenmittel gefunden um Missstände wie dieses aufzudecken. Gewöhnen Sie sich daran, das die Welt endlich etwas gerechter wird. Für alle.
Was für eine Dummschwätzerei. Sie sind derart im links-rechts-Politdiskurs gefangen, dass Sie die Realitäten nicht mehr anerkennen. In den USA herrschen andere Zustände als hier. Hier gibt es zwar auch Rassisten, meistens aber handelt es sich bei dem was viele Rassismus nennen eigentlich um Fremdenfeindlichkeit und/oder Nationalismus. In den USA ist der echte Rassismus viel weiter verbreitet. Informieren Sie sich mal historisch, soziologisch und sachlich über das Thema Rassismus, statt alles nur durch eine verpolitisierte und unsachlich-polarisierte links-rechts-Sicht zu betrachten. Dann würden Sie der Autorin auch keinen Widerspruch unterstellen. Garantiert.
„Die Linke in Europa hat den alten weissen Mann zum Hauptfeindbild stilisiert und ist sehr wohl äusserst rassistisch im Denken. “
Was wiederum erstens „äusserst rassistisch im Denken“ ist, gegen die „Rasse“ der Linken, statt die Rasse der alten weissen Männer.
Ich sehe, dass auf der Welt alte weisse Männer fast überall die Macht haben, sie besitzen das meiste Kapital, besetzen die meisten Toppositionen in Politik und Wirtschaft. Ich sehe auch viele alte einsame verbitterte weisse Männer, die weder sich noch die oben für ihre Verbitterung verantwortlich machen, sondern die vermeintlich unter ihnen Stehenden. Die Mehrheit der alten weissen Männer, die ich kenne (Bin ja auch einer), fühlt sich nicht als Opfer von Rassismus, und ist weder Links noch Rassist.
Rassismus ist ein Gefühl, dass zu den kranken Minderwertigkeitsgefühlen passt. Du fühlst Dich gestört und bedroht an, weil Dein Selbst völlig überfordert ist. Menschen brauchen „aussätzige“ Randgruppen in unseren Wertesystemen. Wer will schon der letzte Dreck der Gesellschaft sein, wären da nicht noch Die.
Es ist nicht belegt, dass der Polizist aus rassistischen Motiven gehandelt hat. Auch wenn dies für alle bereits klar zu sein scheint, muss es dennoch nicht so gewesen sein. Ich rede nur von diesem spezifischen Fall und nicht von anderen. Meiner Meinung nach hilft diese Vorverurteilung und Verallgemeinerung nicht dabei, den Dingen auf den Grund zu gehen. Aber weil wir es nicht aushalten, das Motiv (noch) nicht zu kennen, sagen wir mal, das ist ein Rassist.
@ Helen
In jedem dieser Fälle kommt irgendwann von irgendjemanden der Zweifel, ob es wirklich eine rassistische Tat war. Nicht nur bei Polizeigewalt, auch bei anderen Gewaltverbrechen. Schauen Sie nach Hanau. Jedoch bestätigt der Umstand, dass es Tausende solcher Verbrechen gibt, dass nicht einfach rein zufällig ein schwarzer Mann von einem Weissen getötet wurde….
Genau das meine ich. Weil es viele andere Verbrechen gab, wird angenommen, dass es hier auch so war. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber so spalten wir die Gesellschaft und auch unsere Kinder. Wir erklären etwas, obwohl wir es schlicht nicht genau wissen. Weil sofortige Antworten gefragt sind. Ich warte auf den Prozess und auf die Aussagen des Täters/der Täter. Genau das sage ich meinem Sohn und nicht, dass diese Person ein Rassist ist. Bis dahin sehe ich einen Mann, der einen anderen Mann tötet, und viele, die dabei zuschauen, filmen, aus Angst nicht eingreifen. DARÜBER rede ich mit meinem Sohn.
Helen, Sie können Ihrem Sohn aber vom strukturellen Problem in Verbindung mit Polizeigewalt und der erhöhten Gefahr für Menschen dunkler Hautfarbe erzählen. Dieses Problem kann man „rassistisch“ nennen.
Derek Chauvin ist wohl eher ein Polizist der seit längerem und in vielen Fällen unverhältnismässige Gewalt angewendet hat und damit immer ungestraft davon kam. Er ist wohl eher kein eingefleischter Rassist. Die Proteste richten sich aber gegen das rassistisch bedingte Strukturproblem, weil solche Fälle immer und immer wieder auftreten, und nicht bloss gegen diesen einzelnen Täter.
Und dann können Sie Ihrem Sohn vielleicht auch noch erzählen wie Sie sich todesmutig auf diese vier bewaffneten Polizisten gestürzt hätten um Floyd zu helfen, so von wegen „zuschauen, filmen“
@ Helen
Man muss nicht zwangsläufig ein Rassist sein, also eine rassistische Grundüberzeugung haben, um rassistisch zu handeln. Das ist genau das, was hier so schwierig ist. Würden nur Rassisten rassistischen Aussagen und Handlungen vornehmen, wäre die Schubladisierung sehr einfach. War es eine rassistische Tat, wenn ein Polizist (nur als Annahme, nicht auf den Fall Floyd bezogen!) Vorurteile gegen Schwarze hatte und ohnehin findet, ihr Leben ist weniger wert und bei White-Power-Bewegungen unterwegs war und dann einen Schwarzen tötet? Da würden wir alle sofort „Ja“ sagen. Aber was ist, wenn das aggressive Vorgehen, damit zusammenhing, dass er auf den Polizisten als grosser schwarzer Mann einen viel bedrohlicheren Eindruck gemacht hat, als wenn es ein Weisser gewesen wäre?
Was wenn es überhaupt nur darum zu einer Kontrolle gekommen ist, weil er als Schwarzer verdächtigt wirkte? Ist es dann eine rassistische Tat? Ja. Selbst wenn der Polizist selber kein Rassist im engen Sinne war, die Demokraten wählte und sich gut mit der schwarzen Nachbarsfamilie verstand. Nur fällt es da den Menschen schwerer, das einzuordnen, weil die Beweislage nicht so klar ist.
Ich gebe allen Antwortenden Recht. Die Proteste basieren ja auch auf einer Vorverurteilung aufgrund von Hautfarben, genauso wie die Polizeigewalt bei Festnahmen. Dass bisher kein Polizist für die übermässig brutalen und zum Tod führenden Festnahmen gegenüber teils minderjährigen Afroamerikanern zur Rechenschaft gezogen wurde, darum geht es. Solange das System dieses Verhalten unterstützt und begrüsst, verlieren die Minderheiten immer. Deshalb möchte ich dennoch meinem Sohn die Welt nicht in Schwarz und Weiss erklären.Ich hoffe sehr, dass nun endlich etwas ändert. Und ja, vielleicht hätte ich auch nicht den Mut gehabt einzugreifen, aber darüber darf man auch reden. Ein fremdes Leben retten, um ggf. selber zu sterben? Oder beide? Ich weiss es schlicht nicht, wie ich mich verhalten würde.
Ich bin einig damit, dass wir unseren Kindern vorleben sollen, dass alle Menschen denselben Wert haben, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität oder sexuellen Orientierung. Dass man sich aber gezielt Spielkameraden mit anderer Hautfarbe aussucht, empfinde ich als genauso rassistisch, wie solche zu meiden. Man soll eben UNABHÄNGIG von den erwähnten Kriterien handeln! Gezieltes Aussuchen von Kontakten, damit man „alles“ abgedeckt hat, finde ich echt eine grässliche Vorstellung.
Da haben Sie natürlich völlig recht, ich hätte das etwas klarer formulieren sollen. Ich meinte mit dem Satz „mit Kindern anderer Nationalitäten spielen lassen“ offen sein, das Kind nicht einschränken bei der Wahl seiner Gspäänlis“, nicht „sich gezielt anders aussehende Spielkameraden suchen“.
Rassismus ist ein rethorisches Mittel um bestimmte Gedanken, Diskussionen oder Sichtweisen zu unterbinden.
Es haben in der Evolution häufig nur die Wesen überlebt die sich innerhalb ihrer Gruppe zusammengetan haben, um zum Beispiel äusseren Gefahren gemeinsam zu begegnen.
Es ist ein bewährter Reflex des Überlebens vorsichtig gegenüber Fremden zu sein. Und es ist besser einmal zu viel vom Ässeren auf das Verhalten zu schliessen als keine Gefahren zu erkennen.
Kommt mir zum Beispiel eine betrunkene Horde junger Männer entgegen, wechsle ich die Strassenseite. Ist das Rassismus?
Diese Mechanismen sind nicht ungültig, nur weil ein paar Superschlaue meinen diese Zeiten sind vorbei.
Nein Vanessa. Sie verwechseln da so ziemlich alles was man verwechseln kann. Spüre klar Ihre eigenen Ängste und Überforderung in Ihren Worten. Sie haben Angst vor allem und jedem das sie nicht kennen. Achtung reicht vollkommen und Bildung hilft zu verstehen was Sache ist oder zumindest sein könnte. Die Grenzen zu Rassismus sind fliessend und die Dosis ist wohl wie bei jedem Gift, das A und O.
Das ist eins der Probleme unserer Zeit: warum kann man anderen Menschen nicht ihre Sichtweise lassen?
Warum wird schnell über jemanden geurteilt nur weil er anderer Meinung ist?
Es gibt Themen da scheint nur noch eine Sichtweise erlaubt zu sein. Alle anderen sind von „Ängsten und Überforderung“ gebeutelt. Was für eine Anmassung!
Die Gedanken sind frei und solang ich niemanden schädige, auch die Handlungen.
So ein Bewusstsein wäre ideal und daher unmöglich. Alle wissen, wann sie jemanden schädigen mit ihren Handlungen.
Vanessa, sie bestätigen mit Ihrer Antwort lediglich meine punktgenaue Analyse Ihrer realitätsfremden Wahrnehmung.
Mir ist auch klar, dass ich Ihr Ego nicht ändere und ich weiss auch, dass ihr Ego kein machtpolitisch relevantes Gewicht hat.
Schöne Träume noch und geben sie acht, andere handeln weit souveräner und aufgeklärter.
Nein, Rassismus bedeutet, Menschen anderer Herkunft oder Aussehens die gleichwertige Menschlichkeit abzusprechen und ist in der heutigen Form keineswegs etwas Universelles.
Und das biologistische Argument, Angst vor „dem Fremden“ sei natürlich, funktioniert nicht, weil die Definition, wer fremd ist und wer nicht, flexibel ist. Dh wir haben als Gesellschaft und Individuen die Möglichkeit zu entscheiden, wer ‚fremd‘ ist und wer nicht. Wer zb Dialekt spricht, aber dunkle Haut hat, soll fremd sein? Warum?
Mit unserem heutigen Wissensstand über die biologische Nicht-existenz von sogenannten „Rassen“ und unserer vernetzten Welt, sollten wir in der Lage sein, alle Menschen in unser „wir“ miteinzuschliessen.
Ich habe es meiner Tochter ganz einfach erklärt: Es gibt ganz dumme Menschen, die glauben andere Menschen wären wegen ihrer Hautfarbe schlechtere Menschen und weniger wert. Diese Leute werden Rassisten genannt. Wenn du einen solchen Menschen triffst, dann habe Mitleid mit ihm wegen seiner Dummheit.
Einfach ist das Leben leider nicht erklärbar. Und Rassismus schon gar nicht. Andere als Dumme zu bezeichnen ist der falsche Weg, um Kindern die unermessliche Vielfalt zu beschreiben.
Ich sprach mit meinem Sohn sachlich, als er noch nicht mal sprechen konnte. Möglichst auf Augenhöhe und nach bestem Wissen und Gewissen.
Glückliche Märchen halfen ihm jeweils zum Einschlafen.
Das hätte ich mir zu gerne einmal angesehen, wie Sie mit Ihrem Sohn, als er noch nicht sprechen konnte, auf Augenhöhe über Rassismus geredet haben !
Aber bei dem Rest bin ich voll Ihrer Meinung – so einfach ist das leben leider nicht. Es gibt leider auch ganz viele schlaue Rassisten…
@Maike
Neugeborene und Kinder sind hilflos in dieser Welt. Von daher lernen Sie alles was lernbar ist und an sie getragen wird. Wer seine Kinder mit Müll zuschüttet, darf sich nicht wundern, wenn die später mal an den Wegkreuzungen regelmässig falsch abbiegen.
Rassismus kann ganz subtil vermittelt werden und mit Hilfe von Psychologie und Massenmanipulationstechniken ganz heftig eskalieren.
Wenn ich an die SVP Bregrenzungsinitiative denke, schwingt da auch ein erheblicher Teil beinahe salontauglicher Rassismus mit.
Aufmerksam sein und wehret den Anfängen.
Rassismus – jemanden als Person wegen Geschlecht, Hautfarbe, usw. also „natürlichen“ Dingen zu verurteilen oder zu hassen ist nicht aktzeptabel. Leider wird das heute sehr oft verwechselt eine Meinung, eine Religion, eine Ansicht von Personen nicht zu aktzeptieren, nicht zu wollen. Ich werde z.B. die indische Kasten-Kultur nicht befürworten und fordere von Einwohnern in der Schweiz dafür nicht öffentlich einzustehen. Integration heisst Regeln der Gastgeber zu respektieren. Einer solchen Person weniger Lohn zu bezahlen wegen Ihrer Gesinnung, käme mir nie in den Sinn. Aber ich möchte meine Ansichten und meine Kultur geschützt wissen. Bedingungslose Multikulti Ansichten schränken Freiheit andersdenkender ein. Das ist Rassismus ! Wir sollten unseren Kindern zeigen was Freiheit bedeutet.
Es ist einfach ganz wichtig festzuhalten, dass individuelle Freiheit mit einer ganz gehörigen Portion Verantwortung einher geht. Und da sehe ich bez. Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit dann doch ziemlich grosse Defizite in unserer wirtschafts- und wohlstandszentrierten Kultur, mit der wir Europäer die ganze Welt „angesteckt“ oder gar übervorteilt haben.
Man soll durchaus Autoritarismus, Unterdrückung und Patriarchat anderer Kulturen kritisieren dürfen, mit gleicher Vehemenz jedoch auch „vor der eigenen Türe kehren“.
Ich bin mit Ihnen einverstanden. Allerdings bin ich überzeugt das z.B. heutige echte KMUs sich sehr dafür einsetzen. Grosse Konzerne und Manager, insbesondere auch Beraterfirmen haben meiner Erfahrung nach absolut keine Ethik ausser mehr persönlichen Profit herauszuholen. in den 70er bis 2000er Jahren waren viele Schweizer sozial führend (Nettler-Toledo, Dätwyler, Swissair um nur 3 zu nennen).
Was hätte man erklärt, wenn George Floyd ein Weisser gewesen wäre ?
Ich sehe ein grosses Problem darin, dass „der Kampf gegen Rassismus“ sehr extrem geführt wird. Es gibt nur eine Meinung, nur eine zulässige Deutung davon, was gut und was davon abweichend, ergo falsch ist.
Multikulti birgt vor allem Risiken für eine Gesellschaft. Und bevor nun die Üblichen über mich herfallen: nein, nicht weil gewisse besser oder schlechter als andere sind. Vielmehr weil sich Kulturen unterscheiden. In einer Zürcher Vorortschulklasse wird es unweigerlich mehr Ärger geben, wenn da zwei Kinder aus tief SVP-verwurzelten Elternhäusern dazu kommen, als wenn die links-urbanen-Hippsterkinder unter sich sind.
Probleme und Unbehagen müssen aber formuliert werden dürfen, sonst wird Rassismus erst richtig gefördert.
Rassismus hat keine kulturelle Dimension, sondern ausschliesslich biologische. Der sog. Kampf der Kulturen hat umgekehrt keine rassistische Elemente. Kulturelle Unterschiede manifestieren sich im Nationalismus, im Streit der Religionen, usw..
Das wurde schon gestern und wird auch im heutigen Blog verwechselt und falsch dargestellt.
ML, natürlich hat Rassismus, resp. das was heute oft als „rassistisch“ verstanden wird, kulturelle Aspekte. Denke Sie nur an die Rassismusstrafnorm.
Im Grunde ist es meines Erachtens auch nicht wichtig, ob jemand jemand anderen diskriminiert oder rassistisch abwertet.
Niemand wählt seinen Geburtsort, seine sexuelle Orientierung usw. Und auch Glaube ist, philosophisch gesehen, keine Wahl.
(oben ging ein „i“ verloren)
Herr Meer.
Natürlich ist es nicht nur einfach, wenn verschiedene Kulturen aufeinanderprallen.
Natürlich wird heute auch viel Schönfärberei betrieben und Probleme verschwiegen.
ABER nichts desto trotz: der Fortschritt der Zivilisation fand immer dort statt, wo verschiedene Kulturen aufeinander trafen.
In alter Zeit war Mesopotamien ein solches Gebiet und es wurde die Wurzel aller Kultur, die wir kennen. Dann sorgten die Imperien für kulturelle Vermischung und zivilisatorischen Fortschritt.
Abgeschottete Gesellschaften entwickeln sich im allgemeinen schlechter. Und ob kulturelle-Inzüchtler per se mehr Frieden haben, würde ich jetzt auch mal bezweifeln. Die Konflikte bekommen Aussenstehende einfach weniger mit.
RXY, ich habe nirgends geschrieben, dass kulturelle Aufeinandertreffen, oder Assimilation negativ für die Entwicklung einer einer Kultur wären.
Die gewichtigsten Erfindungen wurden übrigens aufgrund kulturellen Druckes gemacht, meist in der Form von Krieg.
Ihr Hinweis bezüglich Schönfärberei dünkt mich wichtig.
Sorry Herr Meier aber Sie schreiben „Multikulti birgt vor allem Risiken für eine Gesellschaft“. Wenn das keine negative Wertung ist… Der Begriff „Risiko“ ist nicht unbedingt positiv besetzt würde ich mal behaupten. Ausserdem finde ich es seltsam wie Sie schon vorweg von „Üblichen“ schreiben die über Sie „herfallen“ könnten und somit kritische Antworten fast schon im Vorherein in eine Ecke schieben in der es angeblich nur eine Deutung geben darf, so wie Sie in Ihrem zweiten Satz schreiben. Als ob man direkt totalitär und undifferenziert wäre wenn man Ihren Kommentar kritisiert. Das erinnert mich dann doch stark an politisch motivierte Polarisierung, die Sie ja eigentlich selber zu kritisieren vorgeben…
Das ist leider Unsinn. Es gibt genügend Beispiele wo homogene Gesellschaften ausserordentliches geleistet haben.
Leider werden „Probleme und Unbehagen“ in gewissen Kreisen auch sehr extrem (künstlich) konstruiert, statt nur formuliert. Wieso z.B. verbinden Sie Dunkelhäutige automatisch mit Multi-Kulti, mit einer „fremden“ Kultur, mit etwas das angeblich nicht hierher gehört? Wer bestimmt, was fremd und wer fremd ist und wieso soll da die Hautfarbe eine Rolle spielen? Die Probleme, die SVP-Kinder und „Hippster“-Kinder angeblich miteinander haben sollen, sind auch nur antrainiert, seitens den Erwachsenen, halt so wie im Artikel beschrieben. Kinder machen von sich aus keine politisierten Unterschiede.
Herr Steffen, biologisch bedingt, ist der Ursprung eines dunkelhäutigen Menschen, tendenziell nicht in Zentraleuropa verortet. Vor wenigen Jahren (sagen wir max. 200), gab es keine dunkelhäutigen Menschen in Europa. Das ist ein Fakt. Ohne es zu werten.
Ich verbinde auch Dunkelhäutige nicht automatisch mit Multikulti, wie kommen Sie darauf? Kaukasier sind genau so Teil von Multikulti wie Dunkelhäutige, Asiaten usw. Würde ich Dunkelhäutige nicht damit verbinden, wäre das dann wohl rassistisch..
Sie unterstellen mir da so Einiges das ich nicht geschrieben habe. Warum?
Wie ich darauf komme? Weil es sich bei dieser Polizeigewalt um Rassismus handelt, weil Dunkelhäutige wegen ihres Äusseren tendenziell schlechter behandelt werden als Weisse. Ich behaupte nicht dass Sie das gutheissen, aber Sie bringen diese Sache mit einem negativ wertenden Multi-Kulti-Begriff in Verbindung. Da frage ich mich eben auch: warum tun Sie das?
Und wenn Sie dazu noch den „Kampf gegen den Rassismus“ als totalitär und undifferenziert schlecht machen, fängt man halt schon auch an ein bisschen zwischen den Zeilen zu lesen, v.a. wenn jegliche Stellungnahme gegen Rassismus völlig abwesend ist in Ihrem Kommentar. Differenziert betrachten geht anders.
Wie ich darauf komme? Vielleicht weil es im Artikel um konkreten Rassismus gegen Schwarze geht, und Sie dann plötzlich mit Multi-Kulti und Risiko für Gesellschaft daherkommentieren? Vielleicht deswegen? Wo soll da eine Unterstellung sein?
Die Autorin geht logisch falsch vor. Es gibt eine Tierart, die heisst Hund. Und eine Tierart, die nennen wir Mensch. Bei Hunden gibt es genauso Rassen, wie es unter den Menschen Rassen gibt. Die Gen-Analysen, die Stammbäume aufzeigen, würden sonst gar nicht funktionieren.
Es geht beim Rassismus also nicht darum, zu behaupten, es gäbe keine Rassen. Es geht darum aufzuzeigen, dass jede Rasse seine Vorzüge hat und dass es keine „Super“-Rasse geben kann. Das wiederum bringt uns zurück zu den Hunden: Wir mögen zwar bestimmte Rassen lieber als andere, doch insgesamt werden alle Hunderassen von irgendwelchen Menschen geliebt. Die Mischlinge meist noch mehr als die rein-rassigen.
Und exakt dahin müssen wir beim Rassismus, nämlich zum Lieben aller Unterschiede.
Herr Rothacher, Rassen entstehen durch Züchtung, nicht im Rahmen der natürlichen Evolution. Deshalb gibt es Hunde- und Pferderassen, aber keine Rassen von Menschen oder Wildtieren.
Das stimmt nicht, ML. Ausser Sie reden ausschliesslich von der heute gebräulichen linguistischen Verwendung des Begriffs.
Rasse ist seit der Rassenlehre einfach ein hoch umstrittener Begriff, und obwohl in der Biologie ursprünglicht gleichgesetzt mit „Unterart“ und taxonomisch verwendet unterhalb des Speziesbegriffs zur Charakterisierung vererbbarer phänotypischer Merkmale, wird er heute aus politischen und gesellschaftlichen Gründen konsequent vermieden. Aber Unterarten als solche gibt es in der Natur selbstredend zuhauf, bei nahezu allen Wildtierarten. Nur verwendet man beim Homo sapiens heute ausschliesslich den Begriff Ethnie, Rasse oder Unterart als Begriffe sind beim Menschen mittlerweile korrekterweise völlig obsolet, der Begriff Rasse ist daher primär für Zuchten reserviert.
@ML – das was Sie ansprechen, sind die sog. Kulturrassen. Katzen ohne Fell ist da ein gutes Beispiel. Echte Rassen sind die, die die natürliche Evolution hervorgebracht hat. Oder wie meinen Sie, sind die denn alle aus der urzeitlichen Amöbe entstanden, die sich einst für ein Leben auf dem Land entschieden hat ? Oder einfach nur dahingespült wurde ?
@Maike
Die Evolution erzeugt Mutationen und dann entscheidet sich taxonomisch, ob die Mutation innerartlich, innerhalb der Gattung oder oberhalb derer lokalisiert ist. Herr Frey hat ja bereits erwähnt, das Rassen taxonomisch Unterarten sind. Rasse ist ein Begriff, der unter Züchtern verwendet wird, aber nicht mehr unter Biologen.
Die Anthropologen haben sich im letzten Jahrhundert darauf geeinigt, die genetische Variation unter Menschen rechtfertigt die Annahme von Unterarten nicht. D.h. auf gut deutsch, es gibt unter Menschen keine Populationen die sich isoliert von den anderen genetisch weiterentwickeln.
Nein, es gibt keine Rassen wie beim Hund. Informieren Sie sich.
Da liegen Sie leider komplett falsch Herr Rothacher. Beim Menschen gibt es keine biologischen Rassen, da sich die verschiedenen Menschen äusserlich und auch mental nur sehr sehr geringfügig voneinander unterscheiden. Verschiedene Hunde können sehr starke Unterschiede aufweisen, deshalb spricht man da von Rassen. Informieren Sie sich in der Fachliteratur oder bei Experten wenn Sie mir nicht glauben.
Frau Kuster, wenn ihre Kinder, die ja nicht mehr so klein sind, heute zum ersten Mal von Rassismus hören, und das, obwohl sie in städtischem Umfeld in eine Schule gehen, scheint es ja in dieser Schule KEIN Problem damit zu geben. Das ist die gute Nachricht.
Eher schlecht aber, wie ungebildet die Jugend aufwächst.
Meine Kinder fragten in der Unterstufe was „schwul“ sei. Danach konnten sie nicht verstehen, warum dieses Wort als Schimpfwort gebraucht wird und schon waren wir mitten im Thema.
Genau so fragten sie auch mal, was ein „Nazi“ ist und wieder waren wir mitten im Thema.
Es stellt sich deshalb schon die Frage: warum diese eklatante Unwissenheit? Warum erst Skandale in den USA das Problem in den Fokus rücken…
Es gibt auch eine eidgenössische „Omerta“!
Jede Stuktur hat ihre Schattenstellen und Tabus, die teilweise sogar von oben her noch gefördert werden.
Die Kompliziertheit bezüglich Einbürgerung hier im Lande ist ein tragisches Beispiel dafür, dass es doch „Besser-Menschen“ hier im Lande gibt.
… und eben auch andere.
@ Roxy
Oh, ich bin der Meinung, dass ganz viele Kinder aus meiner Schulzeit keinen Gedanken an Rassismus verloren haben und auch heute in der Überzeugung leben, so etwas hätte es bei uns nicht gegeben. Ich, meine italienische Pultnachbarin, meine indische Freundin und ein guter Freund, der Grieche ist, aus der Parallelklasse, die beiden dunkelhäutigen Jungen aus meiner Klasse (ein Tamile und ein Brasilianer) sowie die beiden bosnischen Mädchen mit Kopftuch eine Klasse unter mir, würden das eher nicht unterschreiben. Denn jedem von uns fallen ohne nachzudenken 10 Vorfälle von Lehrer*innen oder Mitschüler“innen ein. Weil nicht-betroffene etwas nicht wahrnehmen, ist es nicht einfach nicht da.
Aber 13 jetzt hab ich doch gerade gesagt, dass mich die mangelnde Bildung bzw. die Ignoranz irritiert , da meine Kinder bereits in der Unterstufe mit Worten nach Hause kamen, wo wir mitten im Thema waren obwohl sie nicht betroffen waren.
@13: Den Nicht-Beteiligten fallen allenfalls rassistische Vorfälle nicht auf – vielleicht ja doch. Aber natürlich haben schon wir vor 40 Jahren mitbekommen, wie viel Aufwand die Schule (und die Klassenlehrperson) mit ausländischen Kindern betrieben hat, wie die Kinder speziell gefördert wurden, wie der italienische Banknachbar unterstützt wurde, bei dem eine Chance bestand, dass er ans Gymnasium wechseln konnte – was er dann zu aller Freude auch geschafft hat. Die fleissige Griechin sowieso, da war das gar kein Thema.
Und heute ist es doch immer noch so, dass gerade die Schule immense Anstrengungen für Integration und Chancengleichheit unternimmt. Und bei Rassismus keineswegs wegschaut. Obwohl natürlich Vorurteile vorhanden sind, auch nicht immer ohne Grund.
@ Roxy
Sie haben geschrieben, dass diese Schule KEIN Problem damit hat. Das stelle ich in Frage.
@ Sp
Ich weiss nicht genau, was Du damit sagen willst (oder wage es zu deinen Gunsten das nicht so zu lesen, wie ich es auf den ersten Blick würde…), aber zu meiner Schulzeit kann ich mich an keine einzige Stunde oder Situation erinnern, wo Rassismus zur Sprache gekommen wäre. Die spezielle Förderung, nur auf die Sprache bezogen, fand damals in Sonderklassen, daher war sie auch nicht sichtbar. Das war nichts, was man thematisierte, v.a. dann nicht, wenn er von den Lehrpersonen kam. Das schluckte man dies oder besprach es höchstens „unter sich“ und versuchte weiterhin nicht aufzufallen und besser zu sein, als die anderen, um die gleichen Chancen zu erhalten.
Heute bin ich natürlich nicht in jeder Stunde dabei. Jedoch kam keines der Kinder heim und hätte etwas erzählt, dass es ein Thema gewesen wäre. Dass ihre Herkunft jedoch bei Mitschüler*innen ein Thema war (Beschimpfungen, Beleidigungen etc.) schon. Ich hoffe, es wird besprochen, wirkliche Beweise dafür habe ich nicht.
Und Unterstützungen gibt es für diejenigen Kinder, die es benötigen.
@13: Wie würdest du es denn auf den ersten Blick lesen? Interessiert mich jetzt wirklich.
Rassismus war bei uns in der Schule im Geschichtsunterricht ein Thema, die Flüchtlingsfragen wurden literarisch bei Remarque besprochen, antisemitismus wurde breit diskutiert, u.a. im Rahmen einer Projektwoche. Aber Rassismus unter uns Kindern war kein Thema. Ob es nötig gewesen wäre weiss ich nicht.
In der Pfadi haben wir zuerst den „Negeraufstand“ gesungen, dann das traurige Lied des Mädchens Elli, das ausgeschafft werden sollte. Das war offenbar vereinbar.
Rassismus in der Schule würde ich heute nicht abstreiten. Aber dass damals wie heute viel unternommen wird, um ausländische Kindern Chancen zu ermöglichen und sie zu integrieren ist auch Fakt. Mit viel Aufwand.
13 so hattest Frau Kuster geschildert. Selbstverständliches Multikulti und nun ein Kulturschockvideo aus den USA, das die Kinder fragen lässt: was ist ein Rassist?
Das habe ich hinterfragt und ein persönliches Beispiel gegeben.
Das war die Hauptstossrichtung meines Beitrags.
Sicher gibt es auch Rassismus an der Schule von K. Kindern… da stimme ich Ihnen zu (in alle Richtungen) , aber es gibt bestimmt auch viel erfreuliches. Das sollte man zwischendurch auch betonen. So in etwa war dieser eine Satz gemeint.
@ Sp
Dein Kommentar las sich eher wie aus der Sparte „Den Ausländern wird alles in den Allerwertesten geschoben und wir kriegen nichts.“ Da ich aber aus anderen Kommentaren weiss, dass das nicht deine Stossrichtung ist, wollte ich Dir nichts unterstellen.
„Aber Rassismus unter uns Kindern war kein Thema. Ob es nötig gewesen wäre weiss ich nicht.“ Dann ist es ähnlich wie heute: Jeder sagt etwas über Rassismus und die Amerikaner sind ganz böse, weil es ihn da gibt….dass er hierzulande für viele Menschen Alltag ist, ist seltener ein Thema. Und ja, ich bin sicher, dass war er auch für ausländische Kinder aus Deiner Schulzeit.
Förderung: Nochmals, ich weiss nicht, worauf Du genau herauswillst, es ist ja nicht so, als bekämen nur ausländische SuS diese. Ich zumindest war ein Jahr in einer Integrationsklasse. Ja, diese kostete den Steuerzahler etwas mehr, da wir nur 9 SuS auf eine LP waren, danach war fertig mit Förderung. Andere ausländische Kinder aus meiner Klasse hatten gar nichts, da hier geboren. Heute bekommen diese eher die schlechteren SuS. Und logisch haben Kinder mit schlechten Sprachkenntnissen ein Defizit. Hat einfach mit der Herkunft wenig zu tun, mit Hautfarbe noch weniger.
@13: Du hast wohl hierauf Bezug genommen. Offenbar wurde hier, wie im neuen Thema das eine oder andere wieder mal nicht veröffentlicht.
Nein, ich finde es grundsätzlich richtig, wenn Kinder Unterstützung bekommen, die sie nötig haben. Aber die Erfahrung von ausländischen Kindern in der Schweiz ist eben (hoffentlich!) nicht nur Rassismus, sondern auch ganz viel spezifische Förderung, ganz viel Unterstützung, ganz viel Verständnis auch für die spezielle Situation, bis hin zu starker Berücksichtigung der mitgebrachten Kultur. Zum Beispiel bei der Sprachförderung.
Aussenseiter bei uns waren nicht die teilweise sehr beliebten Ausländerkinder, sonder die Bauernkinder, die so streng rochen…
@ SP
Von „nur“ Rassismus sprach ja auch niemand. In der Schweiz profitieren alle vom hohem Lenststandard und einem guten Bildungssystem. Allerdings bekommt kein Kind Förderung, weil es einen Migrationshintergrund hat. Du sprachst von Sprachförderung: wer bekommt eher DAZ? Das Tessinerkind nach einem Unzug nach ZH oder das deutsche Expats-Kind? Wieviele hier geborene Ausländer*innen hatten nie DAZ, da schlicht nicht nötig. Aus meinem damaligen Freundeskreis hatte ich sprachliche Unterstützung, ein zweites Mädchen vom Balkan, sowie der Sohn eines Schweizer Managers, der bisher mit der Familie in Neuseeland lebte. Die Inderin, der Grieche und die Italienerin nicht, da nicht nötig. Es ist auch eine Form Rassismus die Gleichung „Ausländer = förderungsbrdürftig“ zu machen.
@13: Jetzt dreht sich alles wieder im Kreis. Mein Anliegen war es, die grössere Linien im Blick zu halten. Und da haben wir nun mal nicht in erster Linie rassistische Lehrpersonen, sondern solche, die sich mit sehr viel Herzblut und persönlichem Einsatz gerade für nicht so starke Schüler/innen einsetzen. Und ein System, das zwar nicht alle Startschwierigkeiten beseitigen kann, aber doch ganz viel unternimmt, um alle Kinder angemessen zu fördern.
Und nein, die Gleichung stimmt nicht. Die Herkunft und Sozialstatus sind natürlich entscheidend. Und dann gibt es Familien, die mit viel Engagement nach oben streben, und andere, die sich der Schule praktisch ganz verweigern. Und ja, du hast wieder recht – darunter gibt es auch schweizerische…
@ SP
Jetzt vermischst du Äpfel mit Birnen. Ja, das schweizerische Schulsystem macht zur Zeit sehr viel, um schwächere Kinder zu fördern. Dass das ein Ausländerthema ist, ist deine Behauptung (und diejenige bestimmter Parteien…). Insgesamt dürfte wohl die Bildungsnähe und Stabilität der Familie ein viel wichtigerer Faktor sein als die Herkunft. Gleich wie Kinder aus bildungsnahen, stabilen, ausländischen Familien eher nicht besondere Förderung benötigen, gibt es viele (nicht auch!) Schweizer Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen, die welche brauchen.
@13: „Insgesamt dürfte wohl die Bildungsnähe und Stabilität der Familie ein viel wichtigerer Faktor sein als die Herkunft.“ Und Zusammenhänge mit der Herkunft werde einfach ausgeblendet?
Wenn es aber nicht um Herkunft und Nationalität geht, warum hast du dass denn eingangs am 4. Juni so explizit aufgeführt, als es um die Kinder deiner Klasse ging? Glaubst du denn, die Lehrpersonen schauen bei allen perfekt integrierten Schülerinnen und Schülern erst mal nach, ob sie allenfalls noch irgendwo Migrationshindergrund im Pass haben, um sie dann rassistisch schikanieren zu können?
Wenn „Mitarbeiter mit ausländischen Namen in einem hiesigen Callcenter angehalten werden, einen schweizerischen Decknamen zu benutzen“, ist das ein Hinweis auf vermuteten oder wirklichen Nationalismus (nicht Rassismus) der Angerufenen, aber kein Zeichen von Rassismus der Callcenterbetreiber. Mehr Präzision, bitte.
Das sehe ich anders. Die Callcenter schützen oder unterstützen ihre Mitarbeitenden nicht, indem sie den Rassismus, den die Betroffenen erleben, thematisieren und z.B. Workshops durchführen, die ihre Leute empowern und ihnen Handlungsoptionen an die Hand geben könnten. Diejenigen, die rassistisch diskriminieren, werden nicht konfrontiert. Ihnen wird nicht aufgezeigt, dass ein solches Verhalten in unserer freien Gesellschaft nicht akteptabel ist. Stattdessen müssen die Mitarbeitenden ihren Namen im Rahmen der Arbeit ablegen. Das ist demütigend. Und toxisch, denn noch schlimmer als Schweigen und Nichtstun: Es überträgt die Last, etwas am eigenen Verhalten zu ändern, vom Täter auf das Opfer. Die Anweisung, einen anderen Namen zu verwenden, ist seitens der Arbeitgeber eindeutig rassistisch.
Unsinn, valerie.
Das Callcenter will eine Dienstleistung verkaufen. Und das macht es so gut es irgendwie geht. Und wenn die die Namen ändern lassen, dann nicht einfach so.
Aber klar, sie könnten jeden den sie anrufen erst über die potentiellen rassistischen Stolpersteine aufklären….
Es geht nicht nur um die Hautfarbe aber um die Mentalität die ebenfalls ganz anders ist. Es gibt sicher gut integrierte Leute aber meistens sind die vielen Schlägereien und Räube von spezifischen Nationalitäten getan.
Sie können nicht von der Hautfarbe auf die Mentalität schliessen Vreni! Genau das ist Rassismus. Lustigerweise wollen viele Leute, die gerne „Probleme“ direkt und offen und „politisch unkorrekt“ ansprechen, dann schnell einmal nichts mehr von Fakten wissen wenn man mal genauer hinschaut was denn die wahren Ursachen hinter den Problemen sind. Da gibt es nämlich noch weit mehr zu enttdecken als bloss irgendwelche kulturellen „Defizite“, z.B. Wohlstandsgefälle, Alltagserfahrungen usw…, ganz besonders in den USA. Dort sind die Probleme struktureller Natur und haben mit „fremden“ Mentalitäten überhaupt nichts zu tun sondern mit der Mentalität der Gesellschaft als Ganzem.
„Sie können nicht von der Hautfarbe auf die Mentalität schliessen Vreni!“
Umgekehr funktioniert es super. Bestimmte Mentalitäten gehen häufig einher mit einer bestimmten Hautfarbe, Herkunft, Religion und Sozialisierung.
Werden den Kinder als Rassisten geboren ? Ich glaube Nein ! Im Kindergarten spielen sie doch alle zusammen, egal welche Hautfarbe sie haben. Und da reicht es einem Kind, wenn es mal das andere fragt, warum es z.B. eine dunkle Hautfarbe hat, das die Antwort – ich bin nicht von hier – lautet. Zumindest war das bei meinen Mädles so. Die kamen dann zu mir und haben mich gefragt, wo denn nicht von hier ist.
Also sind es doch wir, die Eltern und / oder die Umwelt, die den Kindern Rassismus vorlebt. Und da müssen wir gewaltig aufpassen, das da nichts aus dem Ruder läuft.
Ich stimme ihnen bei, dass Kinder ohne Vorurteile geboren werden und diese grossteils von den Eltern subtil oder direkt eingeflösst werden.
Unser ängstliches Kind jedoch, schrie als sich eine grundsymaptische dunkelhäutige Bekannte ihm näherte. Und immer wieder äusserte es sein missfallen an dunkelhäutigen Menschen. Ich war entgeistert.
Als ich ihm dann später einmal von der Sklaverei erzählte. Bebte er vor Wut und wurde zum geradlinigsten Vertreter den ich kenne, gegenüber jedweder Diskriminierung. Manchmal bin ich zu tränen gerührt.
Seine Angst/Abneinung als Baby war ihm nicht einsuggeriert worden. Sie hat wohl mit seiner überaus ängstlichen Natur zu tun. Die völlig ungewohnte Andersartigkeit löste in ihm diese Abwehrreaktionen aus.
Es gibt personale und apersonal- strukturelle Gewalt (wurde gestern als Begriff falsch benutzt). Eltern können nur die personale Gewalt präventieren, nicht die strukturelle. Die ist ein Attribut der Gesellschaft, auch der schweizerischen.
Rassismus und Nationalismus sind so tief in allen europäischen und erst recht in der nordamerikanischen Kultur verwurzelt, dass man die innert 1-2 Generationen nicht wegbekommt. Das Wegbekommen struktureller Gewalt geht nur politisch, nicht durch Erziehung und nicht durch Vermittlung sozialer Muster.
ML – immer haarscharf am Ziel vorbei.
Weder Politik noch Religion fällt vom Himmel.
Sie wird auch nicht einfach so, „von oben gemacht“ wie das Hinz und Kunz immer wieder meinen. Letztlich, bei genauer Betrachtung, entwickelt sie sich aus der Masse heraus.
Und deshalb ändert der Einzelne eben doch die Welt. Auch wenn sich das über Jahrhunderte hinziehen kann, wie die Säkularisierung Europas beweist.
Je mehr Menschen anders denken, um so eher ändert sich auch die Struktur. Alles ist Evolution.
Aber das passt vielleicht nicht in ihr Weltbild. Sie hängen ja oft den Ideen Vor-Darwinistischer Geister an.
„Indem wir vielfältig zusammengesetzte Schulklassen als Chance sehen, nicht als Nachteil.“
Die Bedingungen, damit diese Chance für alle optimal genutzt werden kann, sind nicht erfüllt. Klassen/Raumgrösse sowie Unterstützungszeit pro Kind durch die anwesenden (resp mehrheitlich nicht anwesenden) zusätzlichen Lehrpersonen/Heilpädagogen sind nicht vorhanden.
Implizieren dass Kritiker von „vielfältig zusammengesetzten Schulklassen“ unbewusst/bewusst fremdenfeindliches Gedankengut in sich tragen, resp „Vielfalt“ nur äussere Faktoren im Auge hat, wird den Herausforderungen im Schulalltag überhaupt nicht gerecht. Es sind längst nicht mehr nur die leistungsschwächeren welche unter die Räder kommen.
@Brunhild Steiner. Eigentlich geht es am Schluss gar nicht darum, einen Sachverhalt als Chance oder Nachteil zu sehen. Er ist in diesem Fall wohl beides, wobei je nach Konstellation das eine oder das andere überwiegt. Wenn ein Kind zwar fremde Kulturen kennenlernt, den Schulstoff aber nicht, dann ist Handlungsbedarf. Z.B. bei den von Ihnen erwähnten Massnahmen. Aber auch eine Rückkehr zu den früheren Kleinklassen sollte in einigen Fällen diskutiert werden können, weil es eben nicht um glauben und sehen und Prinzipien geht, sondern letztlich auch um das (messbare) Resultat.
Natürlich ist es eine immense Herausforderung für die Lehrer, wenn z.B. nicht alle Schüler Deutsch verstehen. Aber bloss weil jemand ursprünglich aus einem anderen Land kommt, heisst das noch lange nicht, dass er/sie schlecht integriert ist oder die Sprache nicht spricht.
Ich habe leider selber schon erlebt, dass eine Mutter sich an einem Elternabend beklagt hat, dass in der Klasse «nur 3 Kinder einen Schweizer Namen tragen». Wer die anderen Kinder und ihre Familien sind, ob das Mädchen mit dem so fremd klingenden Namen vielleicht sogar reinstes Schweizerdeutsch spricht, hat sie gar nicht interessiert. Hier wünschte ich mir viel mehr Offenheit und weniger Vorurteile. Mehr Blick aufs Positive und nicht von vornherein Angst vor dem Negativen, das so womöglich gar nie eintreffen wird.
Das haben Sie sehr schön formuliert, Frau Kuster.
Das Problem bei Stereotypen besteht ja nicht primär darin, dass es sie gibt. Sondern darin, dass Leuten, die irgendwelchen Stereotypen entsprechen, gar nie eine Chance gegeben wird. Weil man nicht mehr das Individuum sieht, sondern nur noch die Schublade.
Ich kenne viele Leute die bei der Einschulung faktisch nur noch die Namen Screenen, mit einem cutoff wo es ihnen anscheinend ungemütlich wird. Dito für Wahl eines Wohnortes. Dass dies wenig tauglich ist im Einzelfall, und den Menschen als Individuen nicht gerecht werden kann, liegt auf der Hand.
Soziale Probleme nur an der Herkunft festzumachen greift definitiv zu kurz. Gilt auch für Klassenzüge. Leider aber sind auch Lehrpersonen nicht vor diesem Gedankengut gefeit.
@Jeanette Kuster: Ängste um das Wohlergehen unserer Kinder sind doch ganz natürlich. Und entsprechende Bedenken sollten nicht einfach weggewischt werden, weil es politisch nicht korrekt ist. Es ist Aufgabe der Schule, zu beweisen, dass es funktioniert.
@Martin Frey: „Leider aber sind auch Lehrpersonen nicht vor diesem Gedankengut gefeit.“ Vielleicht, weil sie auch ihre Erfahrungen gemacht haben? Und die Zusammenhänge nicht nur statistisch erhärtet sind, sondern in der Schule bezüglich Fördermassnahmen (z.B. Quims, Stellenzuteilung, Förderpassnahmen) relevant sind. Augen schliessen bringt ja nichts, bezüglich Chancengleichheit aller Kinder sind frühzeitig Massnahmen zu ergreifen. Und letzlich muss Unterricht stattfinden können, mehr oder weniger regulär.
@Sportpapi
Da bin ich für einmal völlig einig mit Ihnen.
Nur muss ich an dieser Stelle trotzdem erwähnen, dass es LP gibt, die die notwendigen Unterschiede nicht (mehr?) machen, die Kinder vielmehr schubladisieren, und sich keine Mühe geben, das Kind in seinem spezifischen Potential zu sehen und zu stärken. Das war schon früher (70-80er Jahre) so, und scheint heute nicht so viel anders.
Sie werden sagen, die LP sind ein Produkt ihrer Erfahrung. Richtig, das sind wir letztendlich alle. Trotzdem sollten sie dies im Einzelfall nicht einfliessen lassen. Für mich ein Kernelement des Lehrerberufs.
@Martin Frey: Schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf. Aber individuelle Förderung und integrative Schulformen waren noch nie so hoch im Kurs wie heute.
Aber ich verstehe auch die Lehrpersonen, die in schwierigen Umfeldern massiv mehr arbeiten müssen, die mehr sozial arbeiten als unterrichten, und bei denen abends noch ganz viele Elterngespräche ablaufen, dass sie irgendwann frustriert und ausgebrannt sind. Und sie vielleicht nicht nur mit Vorfreude, sondern auch Befürchtungen auf den neuen Klassenzug warten.
Halt Stop Aufhören jetzt!
Jedes Kind in der Schweiz weiss von George Floyd, aber keines weiss etwas von Mike Ben Peter: Mike Bern Peter starb in Schweizer Polizeigewahrsam, nach Tritten in die Genitalien durch einen Schweizer Polizist:
Darüber empört sich in der Schweiz fast niemand, das will niemand wissen, wir wollen wissen, was für Rassisten die Amis sind, wir wehren uns nur gegen Illegale, die in unsrer Sozimatte hängen wollen. Und das ist letztlich Rassismus: Man schreibt den anderen die negativen Eigenschaften zu, die man selber hat, man macht die anderen schlecht, weil man glaubt, sich damit besser machen zu können.
Rassisten sind noch dümmer als böse, sie glauben sich besser machen zu können, indem sie andere schlecht machen.
Danke Anh Toan, das geht doch schon mal in die richtige Richtung.
„Der Böse, das ist der Andere.“
Das ist die Grundwurzel des Rassismus, tief in unseren Genen verankert. Wenn wir darüber nicht reden, ist vieles nur heisse Luft.
Aber, aber, AT! Was fahren Sie da gerade den Leuten wieder in die Parade… 😉
Schon schlimm, wie die Amis mit den Schwarzen umgehen. Ueberhaupt, diese Amis, sind doch alle Rednecks! Und die Griechen sollen gefälligst netter sein mit den ankommenden Horden. Was denken die sich! Aber bei uns im privilegierten linksurbanen Viertel passen die schon nicht ganz hinein, das kann man doch anders lösen… Fremdländische Kinder auf Klassenfotos machen sich auch ausgezeichnet, wird sind ja international und polyglott, kennen doch keine Berührungsängste. Unsere Putzfrau stammt ja auch aus irgend so einem Land, mit ihr trinke ich ab und zu Kaffee. Aber den Mehmet oder den Yassin zum Spielen einladen dann doch nicht, der will doch sowieso eher mit seinesgleichen…. 🙂
Trotz allem Schmunzeln über deinen Beitrag: was wäre denn aber das „richtige“ Verhalten? Ich würde spontan sofort jeden Rassismus weit von mir weisen. Aber wenn ich dann ganz tief in mich hineinhorche, dann schleichen sich schnell beschämende Gedanken ein. Sollten wir nicht doch noch zügeln vor der Einschulung? Ui, da sind aber viele internationale Namen auf der Liste. Die Frage ist doch, wie wir mit solchen Gedanken umgehen, und was wir unseren Kindern vermitteln.
Und es erzähle mir niemand, er habe nicht Angst davor, dass sein Kind die „falschen Freunde“ finden könnte. Wichtig scheint mir hier anzuerkennen, dass diese Sorge berechtigt ist, sich aber unbedingt auf individiueller Ebene abspielen muss. Will heissen, unabhängig von Herkunft, sondern basierend auf Verhalten etc.
Frau Peeterbach, wenn die Gründe für das Erwägen eines Wegzuges die ausländischen Namen, in Verbindung mit falschen Freunden sind, dann wäre es wohl ratsam, im Quartier zu schauen, wer da so wohnt.
Wenn Sie aber beispielsweise in Basel das Quartier wechseln, weil Ihr Kind in einer Klasse mit über 95% Kinder mit Migrationshintergrund käme und sie aus dem Bericht des Kantons wissen, dass die Schulbildung Ihres Kindes massiv darunter leiden wird, dann ist das absolut vernünftig.
Ein Nichtwegzug würde sogar das Recht des Kindes auf Bildung tangieren können.
Die Haupt-Problematik besteht darin, dass es in der öffentlichen Diskussion oftmals überhaupt keine Rolle spielt, weshalb der Umzug geschah. Der Umzug alleine genügt, um als Rassist abgestempelt zu werden.
@Lina
Ich denke, wir sollten uns davon lösen, von uns ständig behaupten zu wollen, zu den Guten zu zählen, und durchwegs „richtig“ zu handeln. Kein Mensch ist gefeit vor solchen Gedanken, die meisten aber erkennen sie als problematisch nur bei den jeweils anderen. Wie ich gestern @13 gegenüber erwähnte, stehe ich meinerseits dazu, meine Privilegien nicht nur zu erkennen sondern auch zu nutzen. Solange sie nicht zulasten einer dritten Person geht, sehe ich kein Problem damit.
Wir können als Einzelperson die Welt nicht ändern, wir haben aber auch eine Verpflichtung gegenüber unserem Nachwuchs. Die geht nicht nur in meinen Augen dem sozialen Gedanken vor. Offen, und gleichzeitig nicht blauäugig, sehenden Auges, und doch möglichst vorurteilsfrei an Leute herangehen ist eine Kunst.
Wenn Sie Ihre Augen öffnen, finden Sie sich selbst in Ihrem Beitrag Anh Toàn
Und nach Ihrer Logik dürfte man gar nichts mehr kritisieren weil man sich dadurch über andere stellt? Solange Anh Toan wirklich nur echte Rassisten als dumm kritisiert, sehe ich hierbei kein Problem. Problematisch wird es erst wenn dann allerhand Andersdenkende als Rassisten bezeichnet werden, die eigentlich gar keine sind.
Herr Steffen, genau dort liegt das Problem.
„Echte Rassisten“? Wo liegt die Abgrenzung?
Wenn jemand Migration kritisch sieht? Der EU nicht beitreten will? Polizeigewalt in der Schweiz nicht als Problem sieht? Die Polizeiarbeit in der Schweiz nicht als rassistisch motiviert betrachtet?
Oder sind „echte Rassisten“ erst die mit den weissen Schnürsenkeln und der Glatze?
Anh Toàn wird eine andere Definition von „echter Rassist“ haben als ich.
Ich mach mich nicht besser, ich mach mein Leben besser, wenn ich Menschen eher daran messe, wo sie hin wollen, als daran, wo sie herkommen, oder wie sie aussehen, lieben. Wenn ich mich bei einem Fremden frage, was der mir wohl bringt, statt was der mir wohl wegnehmen will. Ganz allgemein, wenn ich eher ja, als nein sage, das Gute im anderen suche statt das Böse, weil das ist, was ich finden werde in ihm.
Ich will meinen Kinder keine Angst vor Fremdem machen, ich will deren Neugier auf Fremdes wahren. Unser Kind spielt vor allem mit Edin und Nasu, die kommen läuten und er geht bei denen läuten.
Das alles, diese Denkweise, macht mich nicht besser, das macht mich froher, bringt eine ganze Menge mehr Spass ins Leben.
„Jedes Kind in der Schweiz weiss von George Floyd, aber keines weiss etwas von Mike Ben Peter: Mike Bern Peter starb in Schweizer Polizeigewahrsam, nach Tritten in die Genitalien durch einen Schweizer Polizist:“
Machtmissbrauch und unverhältnismässige Einsätze der Schweizer Polizei sind ohnehin Themen, die gerne unter den Tisch gekehrt werden – ganz unabhängig von Rassismus.
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Die Kantonspolizei Zürich verzichtet auf den Einsatz von Bodycams – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.