Strukturelle Gewalt gehört thematisiert

Die Zukunft unserer Kinder wird durch das vermittelte Wertesystem mitbestimmt: Rassismus-Proteste in Sydney. (Foto: Keystone)
In der pittoresken Idylle der glücklichen Schweizer Vorstadtfamilie ist es leicht, das Weltgeschehen zu ignorieren. Wir erfreuen uns aneinander und kämpfen mit den täglichen Herausforderungen, die uns direkt betreffen. Zugegeben: Mit Kindern gehen einem die Sorgen nie aus. Eine der grössten Sorgen vieler Eltern ist, dass ihr Kind Opfer werden könnte: Opfer von Mobbing, sexuellen Übergriffen und anderen Formen von Gewalt.
Eher selten denken wir darüber nach, wo denn all die Täter*innen herkommen und wer sie erzogen hat. Und mit Täter*innen meine ich nicht nur organisierte Nazis, Vergewaltiger und Mobberinnen. Ich meine auch die, die mitlaufen, wegschauen und profitieren. Ja, in unterschiedlichem Ausmass tragen wir alle Schuld an Unrecht, Unterdrückung und Gewalt. Die Welt besteht nicht aus zwei Gruppen von Menschen, den Guten und den Bösen. Man kann sogar ganz gut Opfer und Täter zugleich sein.
Unser aller Verantwortung
Wir Eltern tragen viel Verantwortung: nicht nur unsere Kinder vor anderen zu schützen, sondern auch andere vor unseren Kindern und den Erwachsenen, zu denen sie heranwachsen. Es ist unsere Pflicht, Kinder so zu erziehen, dass sie sich ihren Mitmenschen gegenüber gerecht und empathisch verhalten. Klar, das liegt nicht allein in unserer Hand, denn wir haben keine alleinige Kontrolle darüber, was aus unseren Kindern wird. Aber wir können ihre Moral entscheidend mitgestalten. Dazu braucht es selbstverständlich mehr, als nebenbei einmal einzugreifen mit: «Pfui, ‹behindert› sagt man nicht!»

Strukturelle Gewalt ist ein System: Rassismus-Demo am Pfingstmontag in Zürich. Foto: Dominique Meienberg
Rassismus ist nicht einfach eine abschätzige Aussage, Misogynie nicht der eine Übergriff und Transfeindlichkeit nicht nur die Verwendung eines falschen Pronomens. Strukturelle Gewalt ist ein System, das Menschen in Klassen unterteilt und ihnen einen Wert beimisst. Eine Kultur, die viele glauben lässt, sie stünden über anderen. Ein Wertesystem, aus dem immer wieder auffällig grobe, noch viel öfter aber subtile Unterdrückung hervorgeht. Und nein, dafür müssen wir nicht in die USA schauen.
Fast alles kann altersgerecht besprochen werden
Es ist eine Illusion der Privilegierten, zu denken, dass ja alles in Ordnung sei. Eine oberflächliche Analyse, die bestenfalls Unwillen signalisiert. Wer ernsthaft eine bessere Welt will, beschäftigt sich mit den Strukturen und Vorurteilen, die marginalisierten Menschen das Leben schwer machen. Dazu gibt es nur einen Weg: Betroffenen zuhören. Persönlich, an Vorträgen, über Bücher, Blogs, Podcasts, Youtube oder Twitter – Möglichkeiten gibt es nun wirklich genug.
Was wir als Eltern dabei lernen, können wir unseren Kindern vermitteln. Von den Grundlagen der menschlichen Gleichwertigkeit bis hin zu nicht diskriminierenden Begriffen. Und natürlich, dass wir marginalisierte Gruppen und unterdrückte Individuen hören, sehen und schützen müssen.
Das bedingt, dass wir mit Kindern schon früh über viele Themen reden. Über schöne wie körperliche und geschlechtliche Vielfalt, aber auch über weniger schöne wie Hass und Gewalt. In meiner Erfahrung kann man fast alles altersgerecht vermitteln. Dass Eltern dabei zeitlich und inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte setzen – so viel erzieherische Freiheit darf sein. Ich ärgere mich jedoch über eine Verweigerungshaltung mit dem Argument «Kinder lernen den Ernst des Lebens noch früh genug kennen» und «Lasst Kinder Kinder sein». Auch das ist eine privilegierte Perspektive. Betroffene können nämlich nicht einfach so tun, als wäre auf dieser Welt alles in Ordnung.
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104 Kommentare zu «Strukturelle Gewalt gehört thematisiert»
Und immer wieder ist es erstaunlich, dass gerade Gruppierungen/Ethnien die sich in der Opferrolle von Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus suhlen, selber übelst Rassismus und Diskriminierung gegenüber anderen ausüben.
Ich sage es Ihnen jetzt knallhart und so, dass es wehtut: Wer ernsthaft eine bessere Welt will, lässt seine Kinder Kinder sein und missbraucht sie nicht für solche ideologischen Quatsch. Das ist schon fast Kindesmissbrauch.
Vielleicht ist der Begriff „behindert“ nicht so toll. Also wollen Sie Ihrem Kind den Begriff „Mensch mit Handicap“ beibringen. Schön, da sollte man vielleicht erst einen kindergerechten Begriff dafür entwickeln. Und wenn es zu den Grosseltern geht, hört es dann doch den Begriff „behindert“ wieder.
Man kann Kindern höchstens den Kant’schen Imperativ vermitteln: Was du nicht willst, das dir man tu, das füg auch keinem anderen zu. Also wenn wieder einmal eins dem anderen das Spielzeug klaut oder eine haut. Der ganze gesellschaftliche Überbau hat Zeit für später.
Ich sage es Ihnen jetzt auch knallhart, Herr Baumann: Sie haben einiges nicht begriffen. Es gibt viele Menschen mit Behinderung und Verbände, die mit dem Begriff „behindert“ kein Problem haben. Und das ist übrigens der Massstab. „Behindert“ ist aber eine äusserst unpassende Beleidigung und wird genau kein Stück besser, wenn sie sie durch „Mensch mit Handicap“ ersetzen.
Und wenn Sie es „ideologischen Quatsch“ nennen, mit Kindern darüber zu reden, wie wir in der Gesellschaft miteinander umgehen sollten, dann sind Sie ein ordentlicher Teil des Problems.
Ist immer eine tolle Argumentationsschiene: „Sie haben es nicht begriffen“. Das ist ein untrügliches Zeichen, dass die Aussage schwer Richtung Esoterik abdriftet. Und er politisch korrekte newspeak geht unzweifelhaft in diese Richtung.
Homepage EDI: Behindertenorganisationen Schweiz – Dachverband der Behindertenorganisationen Schweiz „Inclusion Handicap“. Also, bei den Begriffen wird derzeit noch zweischienig gefahren. Nur „Invalid“ geht schon lange nicht mehr. Also dürfte man jemanden streng logisch politisch korrekt als „Invalid“ bezeichnen – Behinderte (der Begriff ist offiziell voll OK) sind damit ja nicht gemeint. Irre Welt des newspeak.
Auf dem „Altar“ der gesellschaftlichen Gerechtigkeit, werden die Kinderrechte – das Recht auf Unbeschwertheit – geopfert.
Also noch etwas: Ich finde es nett, dass Sie meinen Kommentar publizieren und nicht etwa löschen. Nicht das ich das von Ihnen anders erwartet hätte, aber es sollte dennoch wieder Mal gesagt werden.
Und nein – und damit schliesse ich hier ab – einer Ideologie, welche mich „als ordentlichen Teil des Problems“ bezeichnet, geht es schon lange nicht mehr um gesellschaftliche Gerechtigkeit. Das ist nur ein selbstrefentielles Sich-im-Kreise-Drehen, das zudem in einem Ausmass ausgrenzt, dass es den eigenen Anspruch auf Inklusion vollständig ad absurdum führt.
Wer den richtigen Newspeak beherrscht ist ein toller Hecht, alle anderen sind quasi geistig zurückgeblieben. Und so sprechen die selbsternannten Wächter des erwünschten Diskurses anderen Menschen die Qualität des Herzens ab.
Herr Tschannen, alle etablierten Organisationen in dem Bereich lehnen „behindert“ als Bezeichnung strikt ab. Es sei denn, Betroffene verwenden ihn für sich selbst.
Das ergibt ja auch Sinn:
Jemand mit Trisomie21 kann sich überhaupt nicht behindert in seiner Lebensgestaltung fühlen, während eine andere Person dadurch an Grenzen stösst, die sie auf die Trisomie21 zurückführt (welche und warum ist dabei egal).
Wenn ich als „nicht behinderter“ Mensch den Ausdruck verwende um diese Menschen zu kategorisieren, unterstelle ich ihnen damit, behindert zu sein. Unabhängig davon, ob sie das so empfinden oder nicht.
Bezeichne ich jemanden dunkel Hautfarbe als „schwarz“ oder „dunkelhäutig“, ist die Situation eine ganz andere. Hier geht es um Intention, Kontext und Erfahrungen..
@Thomas Baumann: Sie stehen also doch nicht so recht auf „knallharte Meinungen“, wie mir scheint. Das ist ok. Ich teile auch lieber aus, als dass ich einstecke. Die Diskussion abzuschliessen ist sicher sinnvoll. Ich denke wir sehen beide ein, dass wir uns hier nicht einig werden.
@Niklas Meier „Behinderte“ als Nomen geht klar nicht. Bei „behindert“ als Adjektiv gehen die Meinungen meines Wissens auseinander. Ich habe mal gelesen, wie sich eine Organisation sehr für den Begriff stark gemacht hat. Aber ich will Ihnen nicht widersprechen, klar ist dass Betroffene über die Begriffe zu urteilen haben, nicht ich. Persönlich verwende ich „behindert“ auch nicht.
@Niklas Meier: „alle etablierten Organisationen in dem Bereich lehnen „behindert“ als Bezeichnung strikt ab.“ Wohin gehört denn der Behindertensport?
@Markus Tschannen: Was ist denn der neue Begriff, der jetzt für behindert/Behinderte genutzt wird? Und wie verhindert man, dass dieser wieder als Schimpfwort benutzt wird?
Ich erinnere mich gut, wie man auf dem Pausenplatz plötzlich andere Kinder als „verhaltensoriginell“ bezeichnet hat – was für ein Fortschritt…
Zum Begriff: Es gibt auf der Homepage des EDI eine Seite mit dem Titel: „Behindertenorganisationen“. Ich war auch etwas überrascht – aber es ist das EDI. Der Begriff scheint OK. Wie gesagt, ich hatte auch schon gehört, dass der Begriff nicht mehr opportun sei.
Wertungsfreiheit oder Moral. Moral ist wichtig und doch in der Praxis oft ein unnötiger Umweg. Wenn bei Begegnungen nicht die Unterschiede im Vordergrund stehen, dann besteht auch weniger die Gefahr, dass dem Unterschied eine verpönende Komponente beigemessen werden könnte. Die Frage ist nur, wird Moral überflüssig, wenn wir sie nicht mehr dazu benötigen das moralisch verwerfliche Ergebnis unserer Wertung zu korrigieren?
Zu unserer Pflicht, Kinder so zu erziehen, dass sie sich ihren Mitmenschen gegenüber gerecht und empathisch verhalten gehört vor allem auch, Gewalt, Rassismus etc. vollumfänglich zu benennen. Und genau das findet in Ihrem Artikel nicht statt. Stattdessen der übliche Blick durch das links-ideologische Monokel, der den Anspruch erhebt ,wer nicht so wie ich denkt, ist ein Idiot bzw. Verbrecher. Wer von organisierten (Neo)-Nazis und Nazissen, Vergewaltiger*Innen ,Mobber*Innen ,Mitläufer*-und Wegschauer*Innen schreibt , dabei aber die Antifa , das Frauen- und Menschenbild des Islam verschweigt , Hanau benennt , den Breitscheidplatz in Berlin aber ausblendet , ist gelinde gesagt ein Heuchler, ein Paradebeispiel für jemanden, der dieser geforderten Pflicht eben gerade nicht entspricht.
Besten Dank, dass Sie das thematisieren.
Ja, man kann alles altersgerecht vermitteln. Das ist auch meine Erfahrung.
Aber wie entsteht strukturelle Gewalt? Was sind die Mechanismen?
Darüber hätte ich von Ihnen gerne mehr gehört. Denn, wie Sie richtig gesagt haben, wird die Gewalt (in welcher Form auch immer) von uns allen ausgeübt.
Wir sollten über psychologischen Mechanismen reden, die uns alle betreffen. Es reicht leider bei weitem nicht, wenn wir bloss, die richtige (politische) Ideologie vertreten. Wir müssen verstehen, wie wir Menschen funktionieren.
Also mein Vorschlag an Sie: machen sie darüber mal einen Blog.
Psychologische Mechanismen die uns zu struktureller Gewalt verleiten. (Betonung auf „uns“.)
Strukturelle Gewalt kann per definitionem nicht psychologisch begründet sein.
Mit was denn sonst?
Danke RoXY. Sie haben selbstverständlich recht, die unterliegenden Mechanismen sind zweifellos interessanter als mein relativ oberflächlicher Beitrag. Ich bin allerdings nicht einmal in einer einzelnen Disziplin dieses interdisziplinären Themas ein Experte und denke, da gibt es fachkundigere Leute, die dazu schon vieles geschrieben haben.
Hmmm…. wenn nur ein Fachmensch befugt ist, etwas zu erklären, dann können wir ja unmöglich unsere Kinder dahingehend aufklären.
Wir sollten die Mechanismen doch verstehen, damit wir sie kindgerecht weitergeben können.
Sonst kommt es am Ende noch so heraus, was ihnen MF subtil unterstellt: dass wir lediglich Ideologie propagieren oder das berühmte „das macht man nicht“ ohne Erklärung warum.
Wir müssen das WARUM verstehen und den Kindern das WARUM vermitteln können, dann werden sie ermächtigt selbständig zu denken.
Etwas verstehen und etwas gut erklären können sind zwei verschiedene Dinge. Ich will mir einfach nicht anmassen, komplexe Zusammenhänge korrekt und verständlich rüberzubringen, wenn es Leute gibt, die sich damit viel professioneller auseinandersetzen als ich. Ich kann Ihnen auch nicht die Perspektive von Betroffenen bieten, da ich nicht betroffen bin. Im Rahmen des Mamablog schien mir vor allem wichtig zu sagen, was (meiner Meinung nach) unsere Erziehungsaufgabe als Eltern ist. Für tiefgreifende Analysen gibt es andere Quellen. Auf Twitter wurden in den letzten Tagen zum Beispiel viele Buchtipps zum Thema geteilt.
Ich glaube wir reden aneinander vorbei. Es geht darum zu verstehen warum Menschen (also auch wir) ausgrenzen, nach unten treten, das Böse auf „den anderen“ projizieren etc. – von diesem Phänomen sind wir alle betroffen! Wenn wir das nicht einsehen, kommen wir nicht wirklich vorwärts. Dann leben wir ewig mit einem blinden Fleck.
Ich halte fest: Sie haben einmal den Begriff „strukturelle Gewalt“ gehört, wissen aber eigentlich nicht so, was es ist.
Dann schreiben Sie einen Aufsatz, dass man den Kindern vermitteln solle, dass Rassismus, Männerfeindlichkeit (oh, sorry, das gibt es ja nicht im Kanon – also dann halt Misogynie) usw. schlecht seien, weil das alles irgendwie strukturelle Gewalt sei, von der Sie aber letztlich wie Sie selber sagen, nicht so dolle eine Ahnung haben.
Sie sollten sich einmal dringend von diesem linken Gedankenmüll befreien anstatt ihn wie eine Monstranz vor sich hin zu tragen. Das wäre dann einmal der Beginn der Aufklärung im Kant’schen Sinne – nämlich als Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Wenn nur nicht die missionarischen Pferde wieder mal durchgehen würden, wäre ich ja mit vielem einverstanden. Aber „strukturelle Gewalt“, nur weil jemand mal ein vermeintlich oder real falsches Pronomen verwendet? Echt?
Strukturelle Gewalt können Sie von sich behaupten, wenn Sie in Compton aufwachsen und dunkelhäutig sind. Aber ein bisschen weniger dramatisch ginge es hierzulande wohl schon.
„Das bedingt, dass wir mit Kindern schon früh über viele Themen reden.“
Nein, das müssen wir nicht, und sollten wir auch nicht unbedingt. Die Themen kommen mit dem Aelterwerden von selber, und dann müssen wir bereit sein. Sie können mich gerne prügeln dafür, aber ein Kind hat Anrecht auf eine glückliche, möglichst unbeschwerte Kindheit, und von elterlichem Brainwashing verschont zu werden.
Herr Frey, die „Probleme“ werden sehr selektiv gewählt und für gut befunden.
Weisse als Ziel rassistisch motivierter Diskriminierung und Gewalttaten in Südafrika? Kein Thema.
Suizidrisiko von Männern? Wo kommen wir denn da hin?
Religion als Wirtschaftsrisiko? Rassismus..
Die missionarischen Pferde führen eine Stampede durch. Wie so oft.
Da bin ich bei Ihnen, Herr Meier. Typischerweise sind gerade die Leute, die gegen Pauschalisierungen und Vereinfachungen ins Felde ziehen, selber nicht gefeit vor vereinfachenden Welt- und Menschenbildern. Im Gegenteil, oft sind sie gar auf einem Auge blind. Die Welt ist halt meistens doch etwas zu komplex für missionarische Pferde. Das erste, was dabei nämlich auf der Strecke bleibt, ist oft nicht die Wahrheit (oder das was wir gerne dafür halten) sondern die Differenzierung.
Mit Ihren Beispielen haben Sie nicht unrecht, trotzdem rechtfertigt nicht der eine Missstand, die eine Ungerechtigkeit, eine andere. Ein solches Ausspielen gegeneinander, was letztendlich nicht viel mehr als einem Relativieren und konsekutiven Banalisieren gleichkommt, führt ganz sicher zu nix.
@ Niklas
Sie sehen da keine Unterschiede, oder? Wirklich nicht?
In Südafrika leben unter 10% Weisse, ihnen gehört immer noch der grösste Teil des Landes. Wer lebt denn in tiefster Armut? Wer in den Wellblechhüten an den Stadträndern? Und wem gehören die schönen Häuser in Kapstadt und co.? Und auch: Wer wird viel häufiger Gewaltopfer?
Warum begehen mehr Männer Suizid? Welche strukturelle Gewalt ist dahinter? Und von wem wird sie ausgeübt?
@13: In der Schweiz gehört auch das Meiste einigen Familien, die viel weniger als 10% der Bevölkerung ausmachen. Aber das kann mir doch egal sein, solange mein Leben OK ist. Und die Rasse der Wohlhabenden kann mir gleich doppelt egal sein. Oder bin ich denn ein Rassist? Und wenn es in Südafrika 10% der Bevölkerung gut geht und dem Rest nicht, dann hat letzteres nichts damit zu tun, dass es den 10% gut geht: In der Schweiz geht es den top 10% ja auch gut und trotzdem verhungern die 90% unten dran nicht (es ist also nicht ihr kausal notwendig, dass es den 90% unten schlecht geht, weil es den top 10% gut geht).
Strukturelle Gewalt wird eben von niemandem ausgeübt, sondern „von den Strukturen“, darum heisst sie auch so. Hegelianischer Gedankenmüll eben.
‚Strukturelle Gewalt wird eben von niemandem ausgeübt, sondern „von den Strukturen“, darum heisst sie auch so.‘
Nicht von niemand, sondern von gesellschaftlichen Strukturen, z.B. Staaten. Strukturelle Gewalt ist apersonale Gewalt. Ich nehme an, der Blogschreiber war sich dessen nicht bewusst.
@ Thomas
„In der Schweiz gehört auch das Meiste einigen Familien, die viel weniger als 10% der Bevölkerung ausmachen.“
Das ist richtig, aber in der Schweiz behaupten diese 10% nicht, sie seien Opfer rassistisch motivierter Diskriminierung oder Gewalttaten…
„Und wenn es in Südafrika 10% der Bevölkerung gut geht und dem Rest nicht, dann hat letzteres nichts damit zu tun, dass es den 10% gut geht:“
Das hingegen ist mit Blick auf die Geschichte völliger Unsinn. Es werden wohl höchstens wenige Hardliner behaupten, dass die Kolonialisierungsgeschichte keinen Einfluss auf das Lebend er Menschen heute hat. Und genau Ihr Vergleich SA-CH zeigt, dass man nicht einfach irgendein Kriterium isoliert betrachten muss, sondern der Kontextbezug wichtig ist.
Sie sagen also, die 10% Weissen beklagen sich, Opfern von Rassismus zu sein? Gut, wenn Sie Südafrika-Expertin sind, will ich Ihnen das einfach einmal glauben.
Natürlich haben Wohlstand und Armut in Südafrika wie in jedem Land mit der Geschichte zu tun. Wenn Sie aber eine Volkswirtschaft im Zeitpunkt t=0 nehmen – also ohne die Vorgeschichte zu betrachten – dann können Sie die Armut nicht auf den Reichtum zurückführen. Ich hatte die rein volkswirtschaftliche, ahistorische Systematik im Kopf und da ist es klar, dass in der Regel der Arme nicht wegen den Reichen arm ist, sondern im Gegenteil gilt: Je mehr Reiche es gibt, desto weniger Armut gibt es in einem Land (Beispiel: Schweiz.) Aber die Aussage mit der Geschichte stimmt natürlich auch.
@ Thomas
Expertin nicht. Ich habe das Land bereist und habe nun mal die Angewohnheit mich eingehend über ein Land zu informieren, das ich besuche. Also auch mal ein Geschichtsbuch, nicht nur einen Reiseführer. Die Formel „Je mehr reiche, desto mehr Arme“ stimmt natürlich nicht. das meinte ich auch nicht. Ich reagierte auf den Einwurf von Niklas, der eben ausführte, Weisse seien „Ziel rassistisch motivierter Diskriminierung und Gewalttaten“. Was seine Quelle ist, kann ich nicht sagen.
Auf so. Als Spätkommender zu dieser Diskussion hatte ich nicht die Zeit, alle Beiträge zu lesen, so ist mir nicht aufgefallen, dass das irgendwo geschrieben wurde. Habe mich schon gefragt, wo ich das gesagt hätte.
Martin,
Damit bestätigst Du genau das, was M. Tschannen schrieb. Es ist ein Privileg, wählen zu können, ob man sich damit auseinandersetzt. Es ist ein Privileg, zu wählen, das den eigenen Kindern näher zu bringen oder ihnen eine „unbeschwerte Kindheit“ zu gönnen. Allerdings gehört zum Privileg auch, dass diese Themen vielleicht mit dem Älterwerden nicht kommen, weil das Ignorieren einfach ist. Vielleicht kommen sie nie.
Und wem die USA zu weit weg ist, dann folgendes zu Europa:
https://www.vice.com/de/article/5dzgzd/george-floyd-polizeigewalt-in-deutschland?utm_source=vicefbde&utm_medium=link&fbclid=IwAR3YgwgKm8vRUxD0Mj3rjEG9NWP3N1CmSf_ytWxqns1KV280Ww1N0ndfiz8
https://www.dw.com/de/kommentar-george-floyds-tod-erinnert-an-europas-rassismus/a-53650095
@13
„Es ist ein Privileg, zu wählen, das den eigenen Kindern näher zu bringen oder ihnen eine „unbeschwerte Kindheit“ zu gönnen.“
Das räume ich ein. Ja, das ist ein Privileg, welches ich meinem Nachwuchs gönne. Und alle weniger privilegierten Menschen auf diesem Planeten würden keine Sekunde zögern und dasselbe tun, wenn sie diese Wahl hätten.
Aber um etwas richtigzustellen: Es ist ja nicht so, dass solche Themen bei uns totgeschwiegen werden, im Ggt. Aber ich wende mich etwas gegen diese missionarische Instrumentalisierung der Kleinsten wie von MT propagiert. Für mich ist das nicht kindsgerecht, sondern kann sogar in Richtung übergriffig gehen.
Ebenso wende ich mich dagegen, dass man schreckliche und banale Dinge bewusst vermengt, nur weil es gerade in den eigenen Kram passt.
Immerhin bist du dir dessen bewusst. Ob alle so handeln würden, denke ich nicht. Gerade weil die Ignoranz der einen, oftmals zum Leidwesen des anderen geht. Weil niemand, der sich damit nicht beschäftigt, auch nichts dagegen tut, sondrrn eher noch Rassismen reproduziert. Weil sie nun mal alltäglich sind. Gilt auch zum Beispiel auf dem Schulhof.
@13
Ein Privileg auch in Anspruch zu nehmen hat per se nichts mit Ignoranz zu tun. Dagegen verwehre ich mich.
„Ob alle so handeln würden, denke ich nicht.“
Die Welt zeigt aber etwas anderes.
„Weil niemand, der sich damit nicht beschäftigt, auch nichts dagegen tut, sondrrn eher noch Rassismen reproduziert.“
Da würde ich sogar vehement widersprechen. Denn das hat mit Werten, letztendlich mit Erziehung zu tun. Wer hier „richtig aufgestellt“ ist, kommt selber oft auf die richtige Haltung, oder ist zumindest offen für Inputs. Wohingegen auch auswendig gelernte Genderidentitäten und korrektes Sozideutsch nicht vor menschenverachtenden Haltungen oder Handlungen schützen, im Ggt. Das ist für mich kein Gütesiegel dafür, ein besserer Mensch zu sein, wie es viele offenbar betrachten.
Ich finde es an der Grenze zu Kindesmissbrauch, die Kinder auf Vorrat mit solchem Gedankenmüll zuzumüllen. Klar, wenn es fragt, soll man sagen, was man denkt – und wenn es ein anderes Kind als „Neger“ bezeichnet gibt’s natürlich denselben Rüffel, als wenn es ihm den Traktor im Sandkasten klaut. Aber das wäre es dann auch schon.
Privilegien nehmen wir alle in Anspruch. Bewusst oder unbewusst. Anders wäre das Leben gar nicht möglich. Wenn der Vermieter mir die Wohnung gibt anstatt einem Schwarzen, dann kann ich wenig tun. Wenn er sie mir nicht gibt, sondern Herrn Frey, dann ist das auch nicht seine Schuld. Jedoch ist man auch dann Teil dieser Struktur. Diese aufzubrechen geht nur durch Aktionismus und dieser wird nur dann kommen, wenn Informationen besteht. Ich bin davon überzeugt, dass den meisten Schweizer Alltagsrassismus gar nicht auffällt und sie der Überzeugung sind, nie rassistisch zu sein. So ging es mir auf jeden Fall, und ich war aufgrund eigener Geschichte bereits sensibilisiert. Und mir der Auseinandersetzung musste ich feststellen, dass ich keinesfalls davon gefeit bin.
Daher ist das unbekümmerte Annehmen von Privilegien tatsächlich oftmals ignorant. Allerdings auch menschlich.
Was ist denn z.B. das Bewohnen einer städtischen Wohnung anderes als eine Privilegierung/ein Privileg? Aber ich habe an Ihrem Kommentar hier generell nichts auszusetzen.
Wow Herr Tschannen – was ein gehaltvolles Thema ! Kennt man so garnicht von Ihnen. Aber Sie haben in allen Punkten verdammt Recht. Wir Eltern, die unseren Kindern gegenüber vielleicht 30 – 40 Jahre mehr Zeit auf dieser Erde verbracht haben und in dieser Zeit Erfahrungen sammeln konnten, wir sind es, die daraus einen Weg finden sollten, unsere Kinder vernünftig zu erziehen.
Wobei man jetzt in das Dilemma kommt – wie definiert man vernünftig ? Ein Milliardär wird es anders definieren, als vielleicht Sie und ich. Ein Randständiger hat da vielleicht noch eine ganz andere Ansicht zu. Ohne religiös zu sein, ein Spruch gefiel mir gut: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Wieso nur vor Gott ? Und wieso nur alle Menschen ? Was ist da mit den Tieren ?
Warum nicht die Tiere Maike?
In der Bibel steht, dass sich der Mensch die Welt untertan machen solle.
So schön Märchen auch sein mögen Maike, auf lange Sicht kann man auf ihren Grundlagen Probleme weder richtig analysieren, noch lösen.
„Wir sind alle gleich“ ist faktisch so falsch wie nur irgendmöglich.
Wir müssen uns schon der Tatsache stellen, dass wir uns sehr unterschiedlich entwickelt haben, und dass Gerechtigkeit lediglich ein Wert des menschlichen Geistes ist. Wenn wir uns fragen, wie wir friedvoll zusammen leben können, müssen wir unsere Natur funktioniert. – Evolutionsbiologie, Psychologie, Geschichte helfen da mehr als althergebrachte Märchen mit ihren Scheinlösungen.
Sehr schön geschrieben. Es sind zwei Faktoren, die dazu führen, dass strukturelle Veränderung schwer umgesetzt werden. Erstens ist es ein Privileg von Weissen und insbesondere Menschen ohne Migrationshintergrund und Rassismuserfahrungen, zu wählen, ob sie die Probleme sehen möchten oder nicht. Sich damit auseinandersetzen oder nicht. Wer betroffen ist, hat diese Wahlmöglichkeit nicht.
Und wenn dann die Auseinandersetzung gewählt wird, dann treten sie allzu oft in das kolonialistische Fettnäpfchen, die Deutungshoheit, was denn Rassismus, Sexismus etc. ist, an sich reissen zu wollen. Dann diskutieren fünf weisse Personen darüber, ob das Wort „schwarz“ ok ist oder nicht, anstatt einfach die Betroffenen zu fragen und dann auch ihre Antwort zu akzeptieren und sich daran zu halten.
Dann erklären Schweizer, dass man halt nicht alles so persönlich nehmen muss, es sei ja nicht ernst gemeint. Dann erklären Männer den Frauen, was denn Sexismus ist und es sei ja nur Spass. Dann wird kurzerhand Hanau und x andere gleiche Vorfälle als „Einzelfall“ bezeichnet. Und strukturelle Gewalt in Frage gestellt. Natürlich nie von denjenigen, die sie tatsächlich erleben.
13, das ist ein Totschlagargument.
Nur „Betroffene“ dürfen sich äussern und haben die Wahrheit gepachtet.
Wie Männer sich nicht kritisch zu Feminismus äussern dürfen.
Und Rassismus gegen Weisse wird dann aber auch wieder nicht ernst genommen und die Probleme die Männer erfahren belächelt, oder abgetan mit „jetzt müsst ihr Männer eben mal leiden“.
Schwach.
@ Niklas
Ja, das ist es. Bewusst und soll es auch sein. Aber eine Korrektur: Ich schrieb: „Die Männer haben nicht den Frauen zu erklären, was Sexismus ist.“ Sexismus, nicht Feminismus. Dass das aber gedreht wird, spricht für sich. Und es geht um Deutungshoheit, nicht um Diskussion. Nein, ich als Weisse habe nicht zu bestimmen, was das richtige Wort ist. Ich als cis- und heterosexuelle Frau habe nicht zu bestimmen, ob das Sternchen gebraucht wird. Das alles fällt unter Selbstbezeichnung. Aber erst recht, habe ich nicht das Recht, jemandem seine Erfahrungen abzusprechen, nur weil ich das Glück habe, sie nicht gemacht zu haben. Da bringt uns auch ein Whataboutismus nicht weiter.
@13
Falls ich Dich richtig verstehe, bin ich total anderer Ansicht.
Erstens mal, Totschlagargumente sind nie zielführend. Sie dienen nur dazu, einem selber den intellektuellen Weg dahingehend zu vereinfachen, indem man andere mundtot macht. Sprich, es ist das Gegenteil von einem pluralistischen Diskurs auf Augenhöhe.
Ins selbe Horn stossen Menschen die einfach pauschal eine Deutungshoheit für sich beanspruchen. Egal worum es geht, das ist totalitär. Ich rede nicht von der Hoheit über die eigene Wahrnehmung, die ist jedem Menschen unbenommen, sondern deren Auslegung. Nicht zu selten wird ja an der eigenen Wahrnehmung schon herumgemäkelt, da sollten wir dagegen einstehen.
Aber für eine einseitige Beanspruchung von Deutungshoheiten wirst Du kaum je eine Mehrheit finden, denke ich.
@ Martin
Die Mehrheit nie, schon allein aus dem Grund, dass die Übertragung der Deutungsmehrheiten sn Minderheiten, eine Einschränkung der Mehrheit bedeutet, die diese selten so einfach hinnimmt. Aber ja, ich glaube zunächst an das Recht auf Selbstbezeichnung. Und auch daran, dass manche Sachen erlebt werden müssen, um sie wirklich zu begreifen. Es ist wie das Stopp in der Kita. Wer Stopp sagt, darf das tun, ohne sich rechtfertigen zu müssen oder darüber zu diskutieren, ob das Stopp gerade angebracht war. Ausserdem sind die Macht- und Mehrheitsverhältnisse ein Problem. Wenn wir jedem zu Themen, von denen nicht jeder betroffen ist, das gleiche Mitspracherecht einräumen, dann wird die Mehrheit und die Mächtigen stets siegen und die Minderheiten weiterhin unterdrückt.
@13
„Aber ja, ich glaube zunächst an das Recht auf Selbstbezeichnung. Und auch daran, dass manche Sachen erlebt werden müssen, um sie wirklich zu begreifen.“
Aber dann sind wir grundsätzlich gleicher Meinung, oder zumindest nicht weit auseinander. Dein Stopp-Bsp ist dafür anschaulich. Wer so empfindet, soll sich so äussern dürfen, ohne sich rechtfertigen zu müssen, wie Du sagst. Das ist das, was ich mit Hoheit über die eigene Wahrnehmung bezeichnen möchte. Wenn sich jemand drangsaliert, oder beleidigt, oder entwürdigt fühlt, dann hat niemand dieser Person zu sagen, dass dieses Gefühl falsch ist.
Wäre das ein gemeinsamer Nenner für Dich?
Die Deutungshoheit über ein ganzes Thema jedoch ist ein anderes Paar Schuhe, dabei bleibe ich. Schon allein darum, weil jede/r anders empfindet.
@13: „Wenn wir jedem zu Themen, von denen nicht jeder betroffen ist, das gleiche Mitspracherecht einräumen, dann wird die Mehrheit und die Mächtigen stets siegen und die Minderheiten weiterhin unterdrückt.“ Das Mitspracherecht besteht in einer Demokratie aber grundsätzlich für alle. Und wir haben trotzdem eine Verfassung, die Minderheiten schützt, und treffen viele Entscheidungen, die nur Minderheiten helfen.
Und von wegen „Stopp-Recht“. Ich erinnere mich an den Schulkollegen, der beim Fussballspielen immer wieder mal den Ball in die Hände genommen hat (in der Regel aus Frust über Ballverlust oder Gegentore), und damit das Spiel unterbrochen oder beendet hat.
Irgendwann hat keiner mehr mit ihm gespielt.
@13: Nach meinem Verständnis sind Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus objektivee Sachverhalte, vielfach gar strafbar.
Es ist eben genauso falsch, wenn man den „Betroffenen“ die Deutungshoheit überlässt, mit teilweise weit reichenden Konsequenzen. Zumal, wenn man nicht nur beschreibt, wie die Botschaft beim Empfänger ankommt, sondern gleich auch noch bestimmt, wie (abschätzig!) sie angeblich gemeint ist.
Hoffentlich wird der Vorwurf der strukturellen Gewalt immer wieder überprüft und in Frage gestellt. Denn dazu braucht es, wenn schon keine Objektivität möglich ist, so wenigstens weitgehender gesellschaftlicher Konsens.
Und ja, was Sexismus ist, wird hoffentlich immer wieder auch mit Männern diskutiert. Dann wird vielleicht auch klar, wie häufig Sexismus gegen Männer ist.
@ SP
Das Strafrechtssystem wird in einem demokratischen Staat von der Mehrheit bestimmt. Mit teilweise weitreichendem Folgen für die Minderheit, wie in den USA geschehen und wie es überall immer wieder passiert. Wenn man das nicht will, müssen wir eben auch denen zuhören.
Zum deinem Sexismus-Argument: vielleicht könnten das einfach Männer unter sich diskutieren. Schliesslich haben sie überall die Macht und wenn sie gleichzeitig wie du schreibst die Diskriminierten sind, geht es letztlich Frauen nichts an….dieser immer wieder gehörte Einschub ist keine Diskussion. Es ist einfach wieder mal das Typische: Männer erklären Frauen die Welt, auch wann diese diskriminiert oder privilegiert sind. Die Deutungshoheit ist klar. Das macht so müde.
@13: Wer immer aus der Opferperspektive schreibt, und für sich deshalb Sonderregeln herausnimmt, wird wohl nie auf ein gutes Miteinander kommen.
Auf Diskriminierung, Sexismus, usw. ist grundsätzlich zu verzichten, egal aus welcher Machtposition man das tut.
Und nein, Männer haben nicht „überall die Macht“. Das ist einfach nur Quatsch und eine billige Ausrede.
Und eigentlich ist es auch egal, wer wem die Welt erklärt – in diesen feministischen Mütterblogs sind es in der Regel nicht die Männer, die das tun. Viel wichtiger ist, ob diese Erklärungen stimmen. Wer in welchen Fällen (und selten grundsätzlich) diskriminiert oder privilegiert ist, lässt sich ja meist klären, ganz ohne Deutungshoheit, nur mit Fakten. Aber dazu müsste man diesen mal glauben.
Wer glaubt und sagt Rassismus sei das Problem nur einer bestimmten Ethnie denkt zutiefst rassistisch. Und verkennt völlig die conditio humana.
Ebenso ist Sexismus keine Einbahnstrasse. Er hat sehr viele Gesichter.
„Wer glaubt und sagt Rassismus sei das Problem nur einer bestimmten Ethnie denkt zutiefst rassistisch.“
Dieser Ansicht sind aber sehr viele, RoXy. Insbesondere der Fraktion, die gerne die Deutungshoheit bei dem Thema für sich beanspruchen. Was das ganze für die Themenhoheitsreklamierer zwar sehr einfach, für alle anderen aber so schwierig macht.
Dito für Sexismus. Schwierig wird es für die Empörungsfraktion erst dann, wenn wie unlängst eine weisse privilegierte jüngere Frau mit einem älteren schwarzen Mann nach allen Regeln der Kunst Schlitten fährt. Und sich dabei zu Nutze macht, dass sie ihm als Mann und Afroamerikaner gegenüber als weisse Frau in jeder Hinsicht privilegiert ist.
Da schaut man dann gerne über Sexismus hinweg, und schreibt der Frau irgendwelche Opfererfahrungen zu.
@ Sp
Ja, Du hast recht: Die Männer haben die Mehrheit in der Exekutive, der Legislative und der Judikative, zusätzlich noch in der Zusatzgewalten Wirtschaft und Medien, aber die Frauen haben den feministischen Mamablog, daher ist es ganz ausgeglichen….Beim Thema Fakten würde ich Dir nicht widersprechen, nur kommen wir wohl nicht auf den gleichen Nenner, was denn Fakten sind. Dass Männer die wahren Opfer von Sexismus sind, ist nachweislich kein Fakt.
@ Roxy
Es ist kein Thema einer bestimmten Ethnie, aber Rassismus und Sexismus benötigen beide Machtverhältnisse und eine „Diskriminierung“ von unten nach oben, ist nie gleich zu werten, wie von oben nach unten, weil sie andere Folgen hat.
@13: Unsere Parlamente werden vom „Souverän“, den Stimmberechtigten, also mehrheitlich Frauen, gewählt und vertreten deren Interessen. Ich habe allerdings noch nie gelesen, dass unsere Parlamente sich irgendwie parteiübergreifend für Männeranliegen eingesetzt hätten. Nicht einmal die gesetztlichen Benachteiligungen sind dort ein ernsthaftes Thema. Und genauso im Journalismus.
Und ja, bei den Fakten werden wir uns selten einig. Weil du meist nicht bei den Fakten bleibst, sondern aus Unterschieden Diskriminierung ableitest, und aus gleichen Chancen für Männer und Frauen gerne eine Benachteiligung von Frauen ableitest, weil sie das nicht leisten können oder wollen, was für Männer in der gleichen Situation Standard ist. Ich kann da jeweils nicht folgen.
@13: „Es ist kein Thema einer bestimmten Ethnie, aber Rassismus und Sexismus benötigen beide Machtverhältnisse.“ Genau diese Behauptung ist eben umstritten und meiner Meinung nach falsch.
„Und eine „Diskriminierung“ von unten nach oben, ist nie gleich zu werten, wie von oben nach unten, weil sie andere Folgen hat.“ Dann muss das mit den Folgen gemeinsam diskutiert werden. Aber wenn sich zwei Kinder gegenseitig rassistisch beschimpfen, halte ich es für absolut abwägig, das unterschiedlich zu bewerten.
13 Wenn man das Problem nicht bei der Wurzel bekämpft, sondern nur die Mächtigen bekämpft, dann kommt es eben so, wie es immer bei Revolutionen kommt. George Orwell hat das erkannt und in Animal Farm sehr gut verdeutlicht.
Und wenn ein Withe-Trash in einem schwarzen Stadtteil diskriminiert wird. Dann spielt es überhaupt keine Rolle ob er theoretisch einer Mehrheit angehört. Es macht es für ihn nur noch schlimmer.
Genauso wie wenn ein Mann von einer Frau psychisch misshandelt wird. In einer Welt, in der Missbrauch Grösstenteils umgekehrt die Regel ist, wird er von der Welt weniger Gehör und Verständnis bekommen.
Die Humanistische Perspektive die alle Menschen umfasst, ist bei vielen heutigen Aktivisten leider nicht mehr erkennbar.
MF – natürlich ist mir das bewusst. Darum rede ich ja dagegen.Die Argumentation dieser Ecke ist oft zutiefst rassistisch, paternalistisch und anti-Humanistisch, Anti-Liberal.
Fragen Sie mal liberale Muslime, aus welcher Ecke unserer Mehrheitsgesellschaft sie am meisten Widerstand bekommen…
Ich empfehle zu dem Thema Ahmad Mansour, ein Psychologe mit palästinensischem Hintergrund, der selbst Verfolgung erlebt hat und heute in den in Schulen, mit einem Herzensanliegen um die Herzen der Jugendlichen kämpft.
Er würde dem MB sicher gerne ein Interview geben.
@ Sp
Warum setzen sich wohl die gewählten Parteien trotz Domination der Männer nicht für angebliche Männeranliegen ein resp. nicht so, wie Du es Dir wünschst (dass nichts gemacht wird, stimmt ja nicht: direkt: Altersreform, gemeinsame Sorge, VU und indirekt: Wirtschaft vor Familie und Sozialem)? Vielleicht weil eigentlich Konsens darüber besteht, dass Männer in der Gesamtbetrachtung nicht diskriminiert sind? Dass wir uns nicht einig werden, kannst Du durchaus mir zuschreiben. Es wird deshalb nicht korrekter. Diskriminierung ist und bleibt eine Ungleichbehandlung vom Gleichem sowie eine Gleichbehandlung von Ungleichem. Und wenn man sich diese Definition vor Augen führt, merkt man durchaus, dass nicht die gleichen Chancen bestehen. Vorausgesetzt man will es sehen.
@ Roxy
„Und wenn ein Withe-Trash in einem schwarzen Stadtteil diskriminiert wird. Dann spielt es überhaupt keine Rolle ob er theoretisch einer Mehrheit angehört.“ Auch hier sind es dann Machtverhältnisse: In diesem Mikrokosmos liegen diese in der schwarzen Mehrheit. Wobei es viel üblicher der Fall ist, dass der Weisse die Wahl hat, da zu sein oder nicht.
Gewaltopfer müssen geschützt und betreut werden, unabhängig Geschlechts, Herkunft, Hautfarbe etc. Aber im politischen Diskurs führt nun mal dieser Whataboutismus dazu, dass der Mehrheit der Opfer häuslicher Gewalt keine Beachtung mehr geschenkt wird. Dann sprechen wird darüber, wie schlimm es für den Mann ist und ignorieren, dass 1/4 aller Frauen weltweit Opfer werden.
@13: „Altersreform, gemeinsame Sorge, VU und indirekt: Wirtschaft vor Familie und Sozialem)“ Das sind für dich Männeranliegen?
Die gescheiterte Altersreform. Unter anderem gescheitert daran, dass einige Parteien und Frauen sich gegen Gleichstellung einsetzten.
Vaterschaftsurlaub, der erst zum Thema wird, seit die Frauen dieses Thema für sich entdeckt haben. Die gemeinsame Sorge, längst überfällig (und trotzdem von manchen Frauen kritisiert), aber teuer erkauft. Und wirklich Wirtschaft vor Familie und Sozialem? Hier ist ja mehr die Frage, welche Aufgabe der Staat haben soll. Gratis-Kinderbetreuung durch den Staat wird ja z.B. durch die Wirtschaft längst gefordert… Aber eigentlich geht es, wie gesagt, mehr um das Verhältnis vom Staat zu den Menschen, und um Freiheiten.
@13: „Diskriminierung ist und bleibt eine Ungleichbehandlung vom Gleichem sowie eine Gleichbehandlung von Ungleichem.“ Da bin ich einverstanden. Ich sehe nur nicht, warum man einerseits festhält, dass Frauen alles (mindestens!) genauso gut können wie die Männner, weshalb sie auch für alle Jobs genauso in Frage kommen. Und andererseits immer wieder darauf hinweist, dass Frauen doch wieder mehr Schutz und Förderung benötigen, eigene Regeln, weil sie aus unterschiedlichen Gründen doch wieder nicht leisten können, was bei Männern traditionell erwartet (und gebracht) wird. Mit Biologie hat das ja nichts zu tun, sondern damit, dass Rollenerwartungen als Argument eingesetzt werden, wie es gerade passt. Auch wenn diese ja nicht verbindlich sind.
@ Sp
Die vorläufig gescheiterte Altersreform, die scheiterte, weil die meisten eine Rentenerhöhung nicht wollten.
Der Vaterschaftsurlaub kam nicht von den Frauen, warum es feministische Kreise braucht, um ihn tatsächlich durchzusetzen, während die Männer passiver bleiben, weiss ich auch nicht.
Wirtschaft: Ja, Männer ohne Frage das wirtschaftlich stärkere Geschlecht sind, profitieren sie eher von einer wirtschaftsfreundlicheren Politik, während Frauen (die ja dann auch öfters die Kinder haben) auf eine gute Sozialpolitik angewiesen sind.
Zum Zweiten: Du verwechselst Fähigkeit und Chance. Nur weil Frauen die gleichen Jobs ausüben könnten, heisst das nicht, dass ihre Voraussetzungen, diese auszuüben die gleichen sind.
13
Nein – es geht nicht um Whataboutismus, sondern um sachliche Differenzierung. Denn es geht darum zu verstehen, woher Rassismus kommt, sonst nützt alles „dagegen kämpfen“ wenig.
Ich zitierte bereits Orwells „Animal Farm“
falls sie es nicht kennen: bitte lesen/anschauen!
Machtgefälle ist ein wichtiger Punkt.
Wer glaubt Rassismus/Sexismus sei ein Problem des weissen Mannes, hat eine komplette Fehldiagnose. Rassismus/Sexismus ist ein Problem des Menschen. Es ist nicht gebunden an eine Ethnie, ein Geschlecht oder Religion.
Wenn wir eine Lösung wollen, brauchen wir nicht neue Feindbilder, sondern müssen die psychologischen Ursachen erforschen und dort ansetzen. Sonst dreht sich diese destruktive Spirale immer weiter.
@13: Bei der Rentenreform spielte einmal mehr eine unheilige Allianz, und viele Frauen diesbezüglich eine schlechte Rolle.
„Wirtschaft: Ja, weil Männer ohne Frage das wirtschaftlich stärkere Geschlecht sind, profitieren sie eher von einer wirtschaftsfreundlicheren Politik.“ Das sehe ich weder, was „wirtschaftlich stärker“ bedeutet, noch den Zusammenhang. Profitieren ich als Mann von eine wirtschaftsfreundlichen Politik (was immer das heisst), meine Frau aber nicht?
„Während Frauen (die ja dann auch öfters die Kinder haben) auf eine gute Sozialpolitik angewiesen sind.“ Kinder haben die Paare in der Regel zu zweit. Ausserdem ist Wohlstand die Grundlage von Sozialpolitik, und Umverteilung betrifft Männer wie Frauen gleich, wenn schon. Oder nicht?
@13: Noch zu den unterschiedlichen Voraussetzungen. Da macht es eben einen Unterschied, ob es sich um Einstellungen und Grundhaltungen handelt, oder um geschlechtsbezogene biologische Unterschiede oder gar gesetzliche.
Es hindert eine Frau wenig daran, den gleichen Weg zu gehen wie ein Mann. Nur möchte sie das meist nicht. Ist ja auch ok.
Ich bin Schweizer, habe aber über ein Jahrzehnt im Erwachsenenalter im Ausland verbracht. Bin ich jetzt auch ein Mensch mit Migrationshintergrund?
Ich habe meine ersten paar Lebensjahre in Übersee verbracht: Bin ich jetzt auch ein Mensch mit Migrationshintergrund? Wenn meine beiden Eltern Schweizer sind auch? Wenn nur ein Elternteil Schweizer ist? Usw. Vielleicht könnte man da einmal ein bisschen aufhören, immer klassifizieren zu wollen.
Schwarze in den USA sind ja offensichtlich nicht Menschen mit Migrationshintergrund – ein nach dort ausgewanderten Schweizer aber ist es.
Irgendwann führt sich der Begriff selbst ad absurdum.
@ Thomas
Reden wir über die Schweiz: Menschen nicht-weisser Hautfarbe erfahren hierzulande Rassismus, unabhängig davon, ob sie gebürtige Schweizer sind oder nicht. Menschen, die eingewandert sind oder deren Eltern eingewandert sind oder wo auch nur der*die Partner*in nicht aus der Schweiz stammt, und bei denen man aufgrund Namen, Sprache, Religion eine ausländische Herkunft annimmt, erfahren auch Diskriminierung, auch wenn die weisser Hautfarbe sind. Teilweise auf eine andere Art als POC. Daher erachte ich es für den vorliegenden Diskurs wichtig, diese beiden Kategorien zu benennen. Sie dürfen gerne einen Vorschlag machen, wie sie denn benannt werden sollen.
Das mit der Hautfarbe stimmt bestimmt.
Ich habe mich eigentlich nie angesprochen gefühlt, als es um das Thema „Menschen mit Migrationshintergrund“ ging. Aber technischerweise bin ich offenbar einer.
Ich würde den Begriff: Mensch mit Migrationshintergrund einfach abschaffen. Er schert auch zu Verschiedenes über einen Kamm. Will man Rassismus oder Vorurteile benennen, soll man dies entsprechend bezeichnen. Wobei es in der Schweiz ja eher Xenophobie oder Vorurteile sind. Wenn ein Schwarzer von der Polizei chronisch gefilzt wird, hat das ja nichts mit seinem Migrationshintergrund zu tun, sondern mit seiner Hautfarbe.
Sexismus, Patriarchalismus haben oft eine Verbindung zu Migrationshintergrund, aber dann sollte man auch besser wieder das Thema präzise benennen.
@ Thomas
Ich verstehe ihre Vorbehalte, finde aber den Vorschlag nicht zufriedenstellend. Wie würden Sie denn zum Beispiel eine Diskriminierung einer weissen Frau bezeichnen, die einen schweizerischen und einen kosovarischen Pass besitzt und hier geboren ist, aber einen albanischen Namen trägt? An der Hautfarbe liegt es ja nicht. Sie ist auch keine Ausländerin. Würde man ihr diese Diskriminierung ganz absprechen? Oder bracht es hier den Oberausdruck „Migrationshintergrund“, um das zu beschreiben resp. zu erklären, was sie erlebt.
Kann jemand Migrationshintergrund haben, der in der Schweiz aufgewachsen ist? Und welcher Schweizer hat denn dann schon keinen Migrationshintergrund?
Und: In den erwähnten Klassen mit fast ausschliesslich ausländisch klingenden Namen: Wer diskriminiert denn hier wen? Die Minderheit die Mehrheit?
Interessant scheint mir, dass sich diese Kulturgruppen dann vielfach auch in der Freizeit wieder finden.
@ SP
„Kann jemand Migrationshintergrund haben, der in der Schweiz aufgewachsen ist?“
Warum nicht? Gerade aus Familien, die noch den ausländischen Traditionen sehr nachhängen. In punkto Diskriminierungen reicht es eine Sichtbarkeit dieses Hintergrundes (Hautfarbe, Name etc.), man muss sich nicht einmal direkt damit identifizieren.
Betreffend der Klassen denke ich ehrlich gesagt nicht, dass man einen spezifischen Mikrokosmos nehmen kann, um strukturelle Diskriminierung zu bezeichnen. Diese Klasse befindet sich ja nicht im Urwald, weit weg von jeglicher anderer Zivilisation. Aber ähnliche Erfahrungen vereinigen die Menschen, daran ist nichts aussergewöhnlich.
Ich weiss nicht, ob strukturelle Gewalt der richtige Begriff ist, für all das, was hier zusammengefasst wurde. Und es ist eine Gratwanderung zwischen berechtigt Missstände benennen und bekämpfen und Probleme geradezu suchen bis erfinden. Auch in einer Welt voller Toleranz und Chancengleichheit gibt es Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten. Und mit manchen Widrigkeiten muss man auch umgehen lernen.
Wir erziehen (Einschub: ist jetzt Erziehung plötzlich doch wieder erwünscht?) unsere Kinder dazu, anständig und freundlich mit Mitmenschen umzugehen, und schwächeren beizustehen. Aber im Alltag ist es immer wieder so, dass Kinder ausgeschlossen werden, die sich auch wirklich daneben benehmen. Mit denen müssen auch meine Kinder nicht befreundet sein (aber bei Bedarf für sie einstehen).
Welche Probleme findest du denn gesucht oder erfunden?
0.336% der Bevölkerung sind transsexuell. Die Wahrscheinlichkeit mit jemandem zusammenzutreffen (rein rechnerisch) ist minimal. Umgekehrt ist es auch äusserst unwahrscheinlich, dass jemand der trans ist, meine Beiträge liest. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass sich eine trans-Person von meinem Geschriebene abgewertet fühlt, nur weil ich ich „*“ verwende, oder es unnötig finde, 3 verschiedene öffentliche Toiletten zu bauen.
Reicht das als Beispiel gesuchter Probleme Herr Tschannen?
Z.B. die Suche nach diskriminierenden Begriffen. Hier erwähnt z.B. als „behindert“. Aber auf der grundsätzlichen Ebene sind wir uns ja (fast) alle einig. Es geht erst auseinander, wenn es konkret wird. Und man aufzählt, was man alles z.B. nicht mehr sagen darf. Oder wenn, mit Bezug zum Thema gestern, die schlimmsten Typen ständig erklären, sie würden „gemobbt“, wenn man bei Fehlverhalten eingreift.
@ Niklas
Selbst wenn die 0.336% stimmt, sprechen wir immerhin über rund 27 Mio. Menschen….aber genau das meinte ich oben: wer bestimmt denn, ob sie sich abgewertet fühlt. Oder noch schlimmer: Wer bestimmt denn, ob sie sich abgewertet fühlen soll oder gar darf?
13, ich schreibe weder, dass die etwas zu erdulden hätten, oder sich nicht irgendwie fühlen dürften.
Mir geht es um Verhältnissmässigkeit.
@Niklas Meier: Das Sternchen ist einfach eine von vielen inklusiveren Alternativen zum generischen Maskulinum oder dem Binnen-i. Es hat nicht enorm viel mit trans Personen zu tun.
das ist alles was Sie aus meiner Antwort herauslesen? Das Sternchen, Herr Tschannen?
@Sportpapi: „Behindert“ ist ja nicht per se diskriminierend, sondern in seiner Verwendung als Beleidigung.
@Niklas Meier: Ich habe auch die drei verschiedenen öffentlichen Toiletten herausgelesen, die in Wirklichkeit niemand fordert. Aber ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht recht, was Ihr Punkt ist. Dass man die Rechte von trans Personen missachten soll, weil es mehr cis Personen gibt?
@Markus Tschannen: Nun ja, jede Beleidigung ist eine Beleidigung. Besser, darauf zu verzichten. Aber wenn, dann kommt es nicht wirklich darauf an, was man nimmt, oder?
Wäre denn dumm besser? Oder dick?
@Sportpapi Nein, „dumm“ und „dick“ sind nicht viel besser. Beleidigen ist natürlich nie besonders elegant, aber darum geht es hier nicht. Der entscheidende Unterschied ist, ob du mit einer Beleidigung nur die zu beleidigende Person triffst, oder nebenbei noch andere, unbeteiligte Personen herabsetzt. „Arschloch“ zum Beispiel trifft nur die Person, die du adressierst. Mit „behindert“ als Beleidigung bezeichnest du aber gleichzeitig alle Menschen mit Behinderung als minderwertig.
@SP. Ist der Punkt von Markus T so schwer zu verstehen? Es gibt unzählige Beispiele für genau diesen Mechanismus: „du schwule Sau“, „du Mädchen“ etc. Dadurch werden ganz beiläufig ganze Gruppen von Menschen herabgewürdigt, und ich denke sogar, dass durch diese subtile Verwendung viel mehr unbewusste Wertigkeiten geschaffen und zementiert werden als durch direkte, offene Diskriminierung. Hier kann man sich auch immer hinter angeblichem Humor, „das war doch nicht so gemeint“ etc. verstecken, und nimmt dadurch jeder Kritik den Wind aus den Segeln.
Oder der gute alte „Schmock“ oder das arabische „Zeb“ – wird da das männliche Glied herabgewürdigt? (Das feminine Pendant wäre dann „Pussy“). Schweinerei und Sauerei ist wohl tierfeindlich. Natürlich haben Sie gerade andere Gruppen genannt, Frau Peeterbach. Zufällig – oder geht es da auch darum, Opferidentitäten aufzubauen? Denn etwas ist klar: Der Diskurs ist nie herrschaftsfrei – auch der PC-Diskurs nicht.
@Markus Tschannen: Gut, das „Arschloch“ ist also fast als einziges noch zulässig. Und sicherlich kein „alter weisser Mann“ oder „Boomer“ oder was auch immer hier noch angeführt werden könnte.
@Lina Peeterbach: Ich verstehe das sehr gut, bin aber nicht gleicher Meinung. So oder so ist ja nicht die Beschimpfung das Problem, sondern das Gedankengut, dass damit transportiert wird. Bei „Du Mädchen“ hätte ich wohl schon als Kind gelacht und gesagt, dass dies sicherlich als Kompliment gemeint sei. „Wie ein Junge“ für Mädchen ist aber auch nicht besser.
Noch einmal. Auf Beleidigungen könnte man gerne ganz verzichten. Aber offensichtlich gibt es viele Gründe, daran festzuhalten. Und das vielfach auch ganz subtil.
Und denn guten „cazzo“ habe ich noch vergessen. Man findet das ja auch in Europa, muss gar nicht so weit in die Ferne schweifen…
Rassismus beginnt mit nationalen Grenzen, mit einer behaupteten nationalen kulturellen Identität: Wenn es sowas gibt, sind die Schweizer anders als die Syrer, haben eine andere „kulturelle Identität“, und logischerweise gibt es dann auch besser: Die eigene kulturelle Identität ist immer die beste, egal ob in Syrien oder der Schweiz.
Nationalstaaten diskriminieren, sind strukturelle Gewalt, haben den Zweck die eigene Nation über andere zu stellen: Wollte man alle Nationalitäten als gleichwertig betrachten, bräuchte es die nicht: Unsere Grenzen schützen uns vor dem bösen Ausland, da lauert die Gefahr, nicht von unseren Nächsten. (Obwohl statistisch die meisten schweren Verbrechen (Tötung, Vergewaltigung) an uns von Tätern aus dem engsten Beziehungskreis begangen werden.
Rassismus zielt auf Ethnien, nicht auf Nationen. Deshalb wurde 1879 der schon seit 2’000 Jahre geläufige Judenhass (Juden sind eine Nation) durch dem Begriff Antisemitismus (Semiten sind eine der grössten Ethnien, zu denen aktuell die Araber, historisch aber viele der grossen Völker, wie die Assyrer, die Phoenizer, usw. gehören) ersetzt.
Nationalstaaten gibt es schon lange nicht mehr, bis auf eine Ausnahme. Israel hat sich vor einem Jahr als Nationalstaat der Juden erklärt und damit die 2 Mio. Staatsbürger arabischer Nationalität zu Bürgern zweiter Klasse erklärt.
Rassismus zielt eigentlich auf Rassen, aber es gibt nur eine menschliche Rasse. Somit ist eben Rassismus, wenn Menschen schubladisiert und ihnen auf Basis dieser Schubladisierung minderwertige Eigenschaften zugeschrieben werden. Ob es kleine Menschen sind, oder dicke Menschen oder solche mit roten Haaren oder dunkler Haut oder einer anderen Religion oder keiner oder der gleichen: Es ist genau der gleiche Mechanismus, die gleiche Absurdität, den Ausdruck Rassismus für all dies zu verwenden, halte ich für richtig.
„Rassismus beginnt mit nationalen Grenzen,“
Anh Toin bitte öffnen Sie ihren Horizont.
Rassismus gab es zigjahrtausende bevor es auch nur ansatzweise so etwas gab, wie einen Nationalstaat.
Die Jäger und Sammler lebten in kleinen Verbänden, sie vermischten sich nicht, gingen sich aus dem Weg. Der Böse, war „der Andere“.
Auch als sich dank der kognitiven Revolution erste grössere Kulturen bildeten, war der, der nicht dazugehörte grundsätzlich „Feind“.
Selbst wenn Sie von dem allem keine Ahnung haben, ist es Unsinn Nationalstaaten als Ursprung von Rassismus darzustellen. Bis heute zeigen allgegenwärtige Stammeskonflikte, das die Wurzeln dieses Phänomens weit älter sind, als das relativ moderne Konstrukt des Nationalstaates.
Der Beginn war nicht zeitlich gemeint, heute beginnt der Rassismus mit nationalen Grenzen.
Der Ausschluss , die Diskriminierung der Anderen, beginnt mit der Definition einer Gruppe, die nicht alle umfasst, ohne sachliche Gründe ist bereits der Ausschluss diskriminierend. Darum rechtfertigt der Nationalstaat den Ausschluss der Anderen mit nationalen Identitäten, Kulturen, sonstigen Quatsch, wer dann dieser Idebtität nicht entspricht, wird diskriminiert: Engländer, Deutsche, Schweizer Amis sind weiss, keine Muslime, nicht homosexuell, usw.
Rassismus, Herabwürdigung von Menschen aus bestimmten Gruppen ist in der Schweiz weit verbreitet und salonfähig. Er beginnt, mit der Überhöhung der eigenen Nation: „Mir Senne hänns luschtig, …guets Bluet“ wäre nicht rassistisch, wenn mit Senne die „Älpler“ gemeint sind, die auch Franzosen oder Öschis oder Nepalesen sein können. Gemeint sind aber die Schweizer, egal welchen Beruf die ausüben.
Kommentarspalten sind voll von Rassismus, gegen Jogos, gegen Afrikaner (das N-Wort vermeidet man, aber weisse Afrikaner aus Südafrika oder Zimbabwe sind nicht gemeint damit.
Herr Tschannen, ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Leute wie Sie genau diese angeprangerte strukturelle Gewalt modellieren und fördern?
Natürlich meinen Sie, wenn Sie davon schreiben, die Unterdrückung von Nichtweissen, Nicht-zis-Männern, Nichtchristen usw. .
Aber genau aus Ihrer Ecke (verzeihen Sie bitte die Formulierung) ist man sehr schnell dabei, die die nicht eine Regenbogengesellschaft als die beste ansehen, erneuerbare Energien nicht au Teufel komm raus fördern, Trump nicht als den Ursprung alles Bösen anerkennen und die Coronositation nicht einfach unhinterfragt hinnehmen wollen, als dumme, böse, minderwertige Menschen an.
Vielleicht wäre es ja ein Ansatz mal bei der eigenen Intolleranz anzufangen.
Herr Meier, mit dem letzten Satz meinen Sie ja hoffentlich sich selbst. Die Art und Weise, wie Sie hier krampfhaft versuchen, Ihre eigene Agenda durchzudrücken ist einfach nur widerlich. Wenn Herr Tschannen in seinem Text wie von Ihnen gefordert jede Ungerechtigkeit der Welt aufzählen müsste, würde sein Beitrag in 2 Monaten noch nicht erscheinen. Aber Ihnen geht es ja gar nicht um das Leid, das anderen widerfährt (Ihre Empathielosigkeit trieft nur so durch Ihre Beiträge), sondern nur um mögliche Ungerechtigkeiten, die Sie selber treffen könnten.
Strukturelle Gewalt kann durch Sprache bzw. den darauf vermittelt werden. Da sind wir uns hoffentlich einig. Zu sagen: „Das darfst du sagen – das darfst du nicht sagen“ ist zuerst einmal Gewalt. Selbst wenn es dem selbst deklarierten Ziel einer gewaltfreien Gesellschaft dienen soll. So ist die Polizei durchaus auch ein Gewaltmittel (die Polizei hat ja ein „Gewaltmonopol“) – welche aber letztlich dem allgemeinen Frieden dienen soll. Aber manchmal wird daraus ein Polizeistaat. Und genau das kann mit einer Diskurspolizei auch passieren. Herr Tschannen ruft ja nicht dazu auf, den eigenen Diskurs zu reflektieren, sondern postuliert ziemlich dogmatisch, wie der Diskurs sein soll.
Wie sie den Herrn Meier angehen, zeigt ja, dass dieser Ihr Diskurs auch nicht gewaltfrei ist.
BRAVO!
Wie geht man mit rassistischen Äusserungen und Handlungen um?
Mit Diskriminierung Schwächerer?
Mit dem Leid, welches Menschen, Tieren und der Natur angetan wird?
Ganz konkret im Alltag?
Was steckt dahinter?
Weshalb ist es so wichtig, eine deutliche Haltung der Nichttoleranz dagegen einzunehmen?
Wie fühlen sich Opfer, Machtlose?
Wohin können solche Gefühle führen?
Welche Folgen wird eine weitere Ausbeutung der Natur und Lebewesen haben?
Beispiele im Kinderalltag gibt es genug.
Die Kinder für das Thema zu sensibilisieren sollte im Erziehungsalltag absolute Priorität bekommen.
In diesem Bereich müssen sie fit gemacht werden.
Denn dieses Thema und die Folgen wird ihr Erwachsenenleben zu einem Grossteil prägen.
Die Entwicklungen zeigen es.
Deutlich.
Frau Pine, Morgan Freeman hat das gut formuliert.
Es würde schon viel helfen, nicht immer und überall Rassismus und Diskriminierung zu sehen.
„eine deutliche Haltung der Nichttolleranz dagegen einzunehmen“ ist falsch und hilft niemandem. Will man Diskriminierung angehen, benötigt man Empathie, nicht Ideologie.
Ihre ganze Haltung schreit nach Indoktrinierung und das kann nie richtig sein.
Ausser haltlosen Unterstellungen lese ich in Ihrem Beitrag leider keinerlei Argumente, @ Niklas Meier.
Aber das ist wenig überraschend.
Rassismus und Diskriminierung jeglicher Couleur ist ideologisch und per se praktisch empathielos.
Dagegen einstehen ist hingegen einfach menschlich und hat als Grundlage u. a. die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
Art. 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. “
Ob Sie dies als Indoktrinierung verunglimpfen möchten, müssen Sie selbst wissen…
Den Menschen geht es immer besser. Immer mehr Menschen entkommen der Armut und der Knechtschaft von Krankheiten. Gleichzeitig entwickelt die Menschheit die entsprechenden technischen Mittel, um die Umweltprobleme zu lösen.
Die einzigen Krankheiten, die sich weiter ausbreiten, wenn alle anderen Krankheiten überwunden werden: Neid und Griesgram. Geht einem besser als vor einem Jahr, dann fühlt man sich schlechter, weil es dem Nachbarn noch besser geht.
Sie glauben, die Welt besser zu machen, indem Sie den Menschen den Genuss vermiesen. Doch das Gegenteil ist der Fall.
George Floyd wurde brutal getötet. Doch er hätte wollen, dass wir das Leben genießen (darauf deuten Äußerungen seiner Brüder hin) so wie er das seine auch gerne genossen hätte.