In drei Schritten das Scheidungsrisiko senken

Wie können junge Eltern gemeinsam Stress bewältigen? Beziehungsforscher Guy Bodenmann verrät, wie Paare ihre Beziehung und Kind unter einen Hut kriegen.

Bis zur Erschöpfung: Ein unzufriedenes junges Paar versucht sich zu unterstützen. Foto: Getty Images

Herr Bodenmann, Ihr Buch «Bevor der Stress uns scheidet» zeigt, wie gravierend Alltagsstress für Beziehungen sein kann. Sind junge Eltern gestresster als beispielsweise kinderlose Paare – und haben sie ein höheres Scheidungsrisiko?
Das ist leider so. Wir sehen in allen Studien: Bei fast 70 Prozent der Paare nimmt nach der Geburt des ersten Kinds die Streithäufigkeit zu und die Beziehungszufriedenheit sowie gegenseitige Unterstützungsbereitschaft ab. Letzteres finde ich besonders gravierend, weil mit der Geburt eines Kinds sehr viel mehr Belastung und Stress aufkommt.

Weniger Zeit und Geld, dafür mehr Hausarbeit: Sind das die typischen Stressprobleme von jungen Eltern?
Ganz häufig werden Paare nach der Geburt in ihren Erwartungen enttäuscht, was Stress auslöst. Vor der Geburt plante man ein egalitäres Familienmodell. Nach der Geburt wird die Frau aber oft viel stärker in die Erziehungsaufgaben und den Haushalt eingebunden, und der Mann zieht sich verstärkt ins Berufsleben zurück.

Was stresst junge Eltern ausser den Geschlechterrollen?
Die schlaflosen Nächte führen zu Erschöpfung und oft zu Gereiztheit. Der Alltag ist anspruchsvoller, weniger planbar. Es bleibt kaum Zeit für sich und die Paarbeziehung. Hobbys bleiben auf der Strecke. Die Sexualität hat ihren Platz noch nicht wiedergefunden. Diese Veränderungen kann man nicht vorwegnehmen, auch wenn man die Paare vor der Geburt darüber aufklärt.

Prof. Dr. Guy Bodenmann lehrt Psychologie an der Universität Zürich. Er hat die Bücher «Bevor der Stress uns scheidet» und «Was Paare stark macht» geschrieben. Paaren stellt er kostenlos ein Onlinetraining zur Stärkung ihrer Beziehung zur Verfügung. Hier kann man die 3-Phasen-Stressgespräche üben.

Der Stress bleibt aber auch lange nach der Geburt und den schlaflosen Nächten. Warum?
Vor allem Frauen sind oft dem Spagat zwischen beruflicher Erfüllung, Partnerschaft, Elternsein und Haushalt ausgesetzt. Deshalb weisen Frauen im Alter zwischen 30 und 50 das höchste Stressniveau auf. Insgesamt haben sie ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Bemerkenswert ist dabei, dass bei Müttern meist die Diagnose Depression und nicht Burn-out vergeben wird, obwohl sie eigentlich in vielen Fällen ein Burn-out haben. Dies zeigt, dass Care-Arbeit als geringer bewertet wird als Erwerbsarbeit.

Woran kann eine Mutter erkennen, dass bei ihr fälschlicherweise Depression statt Burn-out diagnostiziert wurde?
Die Hauptsymptome bei beiden sind: Niedergeschlagenheit, Energielosigkeit, Lustlosigkeit. Bei Depressionen kommen häufig Schlafstörung, Appetitstörung, Gewichtszunahme oder -abnahme sowie Konzentrationsschwierigkeiten hinzu. Beim Burn-out hingegen sind die Symptome eingeschränkter, es zeigt sich keine generelle Lethargie. Man fühlt sich in einem bestimmten Bereich erschöpft und energielos und in anderen Bereichen durchaus noch funktionstüchtig. Bei Burn-out-Müttern ist es häufig so, dass es zu Hause nicht mehr geht, draussen geht es ihnen besser.

«Paare haben diese jederzeit zur Verfügung stehende Möglichkeit, den Stress gemeinsam bewältigen zu können.»

Wäre es gesünder, Single zu bleiben?
Nein, das zeigt die Studienlage sehr deutlich. Längere, feste Paarbeziehungen wirken sich positiv auf die Lebenszufriedenheit und Gesundheit aus. Wer in einer glücklichen, längerfristigen Partnerschaft ist, lebt länger und ist ausserdem produktiver sowie kreativer am Arbeitsplatz. Ausserdem bietet die Partnerschaft eine einmalige Ressource – die gegenseitige Unterstützung nach dem Motto «geteiltes Leid ist halbes Leid». Denn Paare haben – im Vergleich zu Singles – diese jederzeit zur Verfügung stehende Möglichkeit, den Stress gemeinsam bewältigen zu können.

Wie genau?
Unsere Studien zeigen, dass es für die Stressbewältigung wichtig ist, sich Zeit zu nehmen, um behutsam und vertieft über Gefühle zu reden. Themen, die einen belasten, sollten nicht zwischen Tür und Angel nur oberflächlich gestreift werden. Man sollte versuchen, dem anderen mitzuteilen, warum es einen so beschäftigt. Das Problem dabei ist: Bei Hunderten von Paargesprächen über Stressereignisse, die wir analysiert haben, zeigte sich, dass der Zuhörende bereits nach kurzer Zeit Ratschläge erteilt, noch bevor er überhaupt verstanden hat, worum es dem Partner genau geht. Das bringt den Gestressten zum Schweigen.

Es geht nicht um den Nagel: Zuhören und verstehen hilft, wie dieses Video zeigt. Video: Jason Headley (Youtube)

Hier kommt die von Ihnen entwickelte 3-Phasen-Methode ins Spiel?
Genau. In der ersten Phase (ca. 20 Minuten) erzählt der eine Partner, was vorgefallen ist und wie er sich dabei gefühlt hat. Der Zuhörende versucht zu verstehen, stellt offene und interessierte Fragen, gibt aber keine Ratschläge. Nehmen wir an, eine Mutter schildert, dass sie heute völlig überfordert war und das Gefühl hatte, eine schlechte Mutter zu sein. Da kommen ganz häufig praktische Tipps, wie sie das Kind besser hätte betreuen können usw. Aber das hilft ihr nicht. Was sie braucht, ist Verständnis und emotionale Unterstützung. Sie muss ernst genommen werden und sich verstanden fühlen.

In der zweiten Phase?
In dieser Phase soll der Zuhörende emotionale Unterstützung anbieten (ca. 10 Minuten). Bei den oben erwähnten Selbstzweifeln der Mutter könnten Verständnis, Empathie und Wertschätzung helfen, vielleicht auch Mut machen, von eigenen Überforderungsgefühlen mit den Kindern zu berichten. Erst in zweiter Linie können problembezogene Hilfeleistungen angeboten werden. Der vormalige Sprecher soll nun seinerseits zuhören, ohne Kommentare zu machen und einfach wahrnehmen, wie die Unterstützungsvorschläge auf ihn wirken.

Und am Schluss?
In der dritten Phase (ca. 5 Minuten) soll der Unterstützte eine konstruktive Rückmeldung geben: Wie wirksam war die Unterstützung, was war besonders wirkungsvoll, was hätte man sich zusätzlich gewünscht? Diese Rückmeldung darf auch Lob und Anerkennung enthalten. Wenn die Unterstützung des Partners als selbstverständlich angenommen wird, schmälert dies die Wahrscheinlichkeit erneuter Unterstützung. Wichtig ist, dass man diese Stressgespräche möglichst häufig übt. So kann man als Paar mit der Zeit lernen, sich besser aufeinander einzustellen und sich gegenseitig wirksamer zu unterstützen.

«Dass die Toleranz oft fehlt, ist ein grundsätzliches Problem unserer vermeintlich liberalen Gesellschaft.»

Sind Paare zufriedener, wenn der Mann mehr Care-Arbeit zu Hause leistet?
Ja, die Mithilfe zu Hause ist wichtig, auch wenn Frauen häufig die Rolle als Gatekeeper einnehmen. Trotz Emanzipation sind heute alttradierte Muster immer noch sehr präsent. Dies sieht man auch, wenn der Vater die gesamte Care-Arbeit übernimmt. Auf einmal ist er als Mann mit denselben Schwierigkeiten wie die Mutter konfrontiert. Es fehlt an der gebührenden Wertschätzung. Die Person, welche bezahlter Erwerbsarbeit nachgeht – unabhängig davon, ob dies die Frau oder der Mann ist – zeigt sich wenig verständnisvoll und anerkennend für die geleistete Arbeit des anderen. Vom Rollenverständnis her ist der Vollzeitvater für die Mutter zudem nicht unkompliziert. Nehmen wir die Situation, die Familie ist zu einer Party eingeladen. Das Kind stösst sich und läuft dann schreiend zu wem? Zum Vater. Das ist nachvollziehbar, denn wer mehr Zeit mit dem Kind verbringt, hat die stärkere Bindung. In dieser Situation sieht nun die Mutter zu, wie sich das Kind vom Vater trösten lässt. Für die Mutter schwierig. Sie fühlt sich aussen vor, und alle schauen sie verwundert an, weil sie das Trösten eigentlich von ihr erwarten würden. Aus solchen Situationen entsteht oft Beziehungsstress. Es ist wichtig, dies gemeinsam zu besprechen und zu verstehen, dass der Stress oft durch Erwartungen anderer resultiert.

Was mich als frischgebackene Mutter gestresst hat, war die gesellschaftliche Erwartung, möglichst schnell wieder berufstätig zu werden, Stichwort: Heimchen am Herd. Eine Freundin von mir brachte ihr Kind mit vier Monaten in die Kita und wurde als Rabenmutter beschimpft. Dieses Reinreden erleben viele Mütter als extrem kräfteraubend. Wie befreit man sich von diesem gesellschaftlichen Druck?
Dass die Toleranz oft fehlt, ist ein grundsätzliches Problem unserer vermeintlich liberalen Gesellschaft. Nach wie vor sind Erwartungen hoch, alle reden rein. Das verunsichert Eltern massgeblich. Sie denken, sie müssen perfekt erziehen und perfekte Partnerinnen und Partner sein. Dabei gibt es nichts Schwierigeres als Partnerschaft oder Elternschaft. Jede Situation, jedes Kind ist anders. Man muss sich ständig anpassen, was an sich spannend ist, aber enorm viel Flexibilität erfordert. Letztlich können wir nur so gute Eltern oder Partnerinnen oder Partner sein, wie wir uns selber gut fühlen. Darum ist es wichtig, immer wieder zurückzutreten, zu reflektieren und sich vor Augen zu halten: Die perfekte Beziehung und die perfekte Partnerschaft gibt es nicht. Wir können nicht alles perfekt machen, wir können nur versuchen, es so gut wie möglich zu machen.

Zur fehlenden Toleranz kommt oftmals der sehr tiefe Stellenwert von Familien in unserer Gesellschaft.
Ja, das bedauere ich sehr. Ich hatte früher Paar- oder Familienabende in meinem Kalender eingetragen. Wenn Termine für berufliche Sitzungen gefunden werden mussten, winkte ich bei diesen Daten ab, was auf Unverständnis stiess. Diese Termine könne ich doch leicht verschieben, es kam zu Diskussionen. Seither notiere ich diese Termine wie berufliche und alle akzeptieren es, dass ich da keine Zeit habe. Das zeigt, dass Partnerschaft und Familie einen niedrigeren Stellenwert haben. Darum ist es wichtig, dass jeder für sich selbst festlegt, wie viel er in die Partnerschaft und Familie investieren möchte und sich von den Erwartungen und Zwängen anderer und der Gesellschaft befreit.

Dieses Interview erschien zuerst als Gespräch im «go hug yourself!»-Podcast der Autorin.

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18 Kommentare zu «In drei Schritten das Scheidungsrisiko senken»

  • Karin Brüll sagt:

    Gemeinsam als Paar Stress bewältigen…
    Ebenfalls unser Thema am 27. Juni im calmly Elternworkshop – 14 – 17 Uhr in Winterthur. Wegen Corona nur in der Kleingruppe. Nutzt diese Gelegenheit!
    hello@calmly.ch / http://www.calmly.ch

  • Meuli-Thomas Verena sagt:

    Die Idee des 3 Schritte Modells von Herrn Bodenmann kommt der Methode der“Zwiegespräche“ von Lukas Moeller sehr nahe.
    Ich empfehle auch dieses Buch:-)

  • Nicole Bertsch sagt:

    Es ist für die Beziehung extrem förderlich, wenn beide den Job zuhause auch machen, und zwar am besten in ausgeglichener Verteilung. Und zwar auch voll verantwortlich. D.h. derjenige, der grad‘ zuhause sich um Kinder und Haushalt kümmert, der muss die „Mental Load“ hier genauso tragen. Dann kann der andere loslassen und sich auf den Job konzentrieren. Das klappt bei uns seit bald 13 Jahren sehr gut. Und das hilft, dass wir einander verstehen und Stresssituationen wie jetzt in der Corona-Zeit miteinander bewältigen.

  • Silvio Mayer sagt:

    Geteiltes Leid ist halbes Leid, das ist nicht mehr als ein billiger Motivationsspruch. Oftmals sind in Beziehungen Probleme / Leid vorhanden, die man als Single gar nicht erst hat.

    • Esther sagt:

      Genau ! Lieber eine happy single sein als eine traurige Gemählin.

      • Nicole Bertsch sagt:

        @Silvio Mayer: Ja, in einer unglücklichen Beziehung würde ich auch nicht bleiben. Aber in einer guten Beziehung teilen wir Freude und Leid – und das tut gut.

  • Sportpapi sagt:

    Zuhören, Verständnis nicht nur zeigen, sondern auch haben, Unterstützung anbieten. Alles gut und richtig.
    Aber manchmal ist es ja wirklich so, dass eine nüchterne Analyse nötig ist, und Massnahmen, um die Situation zu verbessern. Da ist das Video ein gutes Beispiel. Nein, manchmal sind sinnvolle Ratschläge und schnelle Handlungen sinnvoller, als mitfühlen, das Problem aber nicht beseitigen.
    Bleibt noch die Frage, warum eigentlich vorwiegend die Mütter gestresst sind, und ob die Väter da wirklich viel helfen können. Und was eigentlich die Unterscheidung zwischen Erschöpfungsdepression und Burnout ist, und warum das so wichtig sein soll.

    • 13 sagt:

      Wenn mein Kleinkind ein Problem hat, wie dass es den Knopf nicht zubringt oder so, dann kann ich ruckzuck helfen und das beseitigen. Die Stressfaktoren meines Mannes sind hingegen etwas komplexer. Meine auch. Wäre die Lösung so einfach, wie einen Knopf zu schliessen, würden wir als Erwachsene, das auch selber ganz schnell schaffen. Das heisst nicht, dass die Probleme nicht gelöst werden können oder sollen, aber wer gleich das Gefühl hat, ruckzuck dem anderen eine pfannenfertige Lösung zu präsentieren – meistens mit der Erwartung, man solle seine Lösung sofort annehmen und umsetzen, denn derjenige weiss ja am Besten, was gut für einen ist – der hat das Problem und damit den anderen nicht wirklich ernst genommen. Ist es einfach lösbar, ist es gar nicht gewichtig.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Es ist so eine Frauengeschichte, dass man sich gegenseitig tröstet und unterstützt, mitfühlt und sich gegenseitig beipflichtet. Vielfach ist das äusserst wertvoll. Aber persönlich halte ich wenig davon Probleme zu bewirtschaften, statt sie zu lösen. Und ich habe lieber den Freund, der mir auch mal die Wahrheit ins Gesicht sagt, statt mir immer beizupflichten, aus Respekt vor der Freundschaft.
        Und ja, mit dem Problem erkennen und ansprechen sind sie noch nicht gelöst. Aber es ist einmal ein erster Schritt.
        Nicht ernst genommen würde ich mich fühlen, wenn man mit mir über meinen Stress sprechen würde, aber nicht über die Auswege. Denn die sind wichtig. Und doch, es gibt ganz viele Erwachsene, die immer wieder an den gleichen Stellen stehen, und keinen Weg heraus finden.

      • 13 sagt:

        SP,
        Vielleicht ist das def Grund, warum Frauen oftmals eher zur Freundin gehen als zum Partner, selbst bei Beziehungsprolemen (und dieser dann eingeschnappt ist)? Ich weiss es nicht. Ich habe auch weder gesagt, dass man nicht die Wahrheit sagen soll, noch keine Lösungen suchen. Zusammen. Mit Unterstützung. Hier ging es jedoch und wenige Minuten zuhören, mitfühlen. Und ein „tja, dann musst du…“ (mit unterschwelligem „ansonsten bist du selber schuld“) nutzt selten, ist arrogant und führt höchstens zu Trotzrekationen. Selbst wenn man von aussen schnell den Ausweg sieht, was selten ist, da man nicht in der Situation steckt, braucht diejenige Person manchmal einen Prozess. Der ist genauso wichtig wie das Ziel.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Wenn ich sehe, wie unter jedem in sozialen Medien publizierten Frauenbild sich begeisterte Kommentare sammeln, egal wie schrecklich das Bild ist, dann zeigt mir das, wie ehrlich frau unter Freundinnen ist.
        Dass jemand zur Freundin geht und sagt, mir geht es nicht gut, nimm mich bitte in den Arm, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber meistens werden ja intime Geschichten ausgeplaudet, und man erwartet eine Bestätigung der eigenen Sichtweise, möchte von den Freundinnen hören, dass man im Recht ist.
        Zur Beseitigung des Beziehungsproblems hilft das gerade gar nichts, im Gegenteil.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Und ja, natürlich wird man bei jedem Menschen den geeigneten Weg suchen, um eine gute Kommunikation aufzubauen. Als langjähriges Paar sollte man das ja gewisse Erfahrungen haben.
        Mich stört einfach die Prioritätensetzung hier. Im Wesentlichen sollte es doch darum gehen, dank guter Kommunikation etwas zu verändern. Und das endet einfach nicht bei „ich nehme dich und dein Problem wahr, und fühle mir dir“. Damit beginnt es erst. Und natürlich kämen dann die geschmähten Ratschläge und Problemlösungsvorschläge zum Zug. Aber das würde ja auch etwas Offenheit verlangen, und die Bereitschaft, etwas zu verändern, statt auf Veränderung der Umwelt zu hoffen.

      • 13 sagt:

        Wer erwartet denn die Bestätigung der eigenen Sichtweise? Wo entnimmst du das? Einmal mehr deinem eigenen Frauenbild, wobei eine grosse Frauensoldsrität ja ein Mythos ist, dass so laum stimmt. Ich zumindest kenne das nicht so und entnehme es auch nicht dem Text. Da herrscht durchaus Ehrlichkeit. Nur dass Zuhören vor Lösungssuche kommt…

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ehrlichkeit wäre für mich durchaus mit Solidarität vereinbar. Aber ja, dass Frauen, gerade unter Freundinnen, sich lieber gegenseitig beipflichten als auch mal eine unangenehme Aussage zu machen, das entspricht meiner Erfahrung und damit auch meinem gewachsenen Frauenbild.
        Hier geht es aber um die vorgeschlagene Vorgehensweise. 20min (!) nur zuhören, und empathisch Mitgefühl zeigen. Aber auf keinen Fall Vorschläge machen. Dann selber sprechen, und empathisch Mittgefühl zeigen. Und nur in zweiter Linie problembezogene Lösungsansätze besprechen.
        Für mich heisst das: Wir pflegen auf weibliche Art die Beziehung. Die eigentlichen Probleme lassen wir aber besser unangetastet. Persönlich halte ich das in vielen Fällen nicht für zielführend.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Nun zur alternativen Vorgehensweise, die dein „Nur dass Zuhören vor Lösungssuche kommt…“ auch aufnimmt.
        Die eine Person fühlt sich gestresst (oder hat sonst ein Anliegen). Sie bemüht sich, das Thema präzis anzusprechen, so dass der Partner oder die Partnerin das Anliegen versteht. „Ich fühle mich im Moment häufig müde und überfordert. Ich brauche dringend mal eine Pause (oder eine grundsätzliche Veränderung). Ich habe mir folgendes überlegt:“ oder „Hättest du eine Idee, wie du mich entlasten könntest? Ich brauche deine Hilfe.“
        Also klare Ansprachen, ein Gespräch auf Augenhöhe statt auf rohen Eiern, lösungsorientiert. Bedingt aber eben Ehrlichkeit, auch gegenüber sich selber. Und eine klare Analyse und die Bereitschaft, etwas verändern zu wollen.

    • Nicole Bertsch sagt:

      @Sportpapi: Was ich in meinem Umfeld sehe: Dass in vielen Beziehungen, wo der Mann zuhause viel hilft, die Frau die „Mental Load“ behält. Sie ist immer noch verantwortlich, der Mann „hilft“ ihr mit den Kindern und dem Haushalt. Das stresst. Wir achten daher sehr streng darauf, dass derjenige, der zuhause arbeitet, da in der Verantwortung steht. Das bedingt, dass der Mann diese übernimmt – und dass die Frau sie abgibt. Daran happert es manchmal auch.

      • Sportpapi sagt:

        @Nicole Bertsch: Die Beobachtung ist sicher richtig, und trifft auch auf unseren Fall zu. Nennt sich Aufgabenteilung und ist ziemlich effizient. Was nicht heisst, dass nicht auch in Haushalt- und Betreuungsfragen einzelne „Arbeitspakete“ unterschiedlich verteilt werden können.
        Auf der anderen Seite haben die meisten Männer, die meist Vollzeit oder nahezu Vollzeit im Job sind, dort auch mehr Mental Load zu bewältigen (und das endet meist nicht mit Arbeitsschluss) als die teilzeit arbeitenden Frauen. Warum man immer den Haushalt isoliert betrachtet, statt eine Gesamtsicht vorzunehmen, entgeht mir ganz. Alle anfälligen Arbeiten hälftig teilen ist eine Möglichkeit, aber, ich wiederhole mich, sicher nicht effizient.

  • gabriela sagt:

    ‘Längere, feste Paarbeziehungen wirken sich positiv auf die Lebenszufriedenheit und Gesundheit aus.’

    Auf viele Männer mag diese Aussage zutreffen, in Bezug auf Frauen möchte ich dies jedoch bezweifeln:

    https://www.google.ch/amp/s/www.psychologytoday.com/us/blog/living-single/201701/is-it-true-single-women-and-married-men-do-best%3famp

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