Und welche Tischregeln haben Sie?

Regeln sind letztlich Nebensache: Denn gemeinsame Mahlzeiten bedeuten Familienzeit. Foto: iStock
Weil in diesen Tagen ja vieles virtuell stattfindet, unterhielt ich mich neulich mit anderen Eltern in den sozialen Netzwerken über die Regeln, die an den jeweiligen Tischen gelten. Unsere beiden fand ich immer ziemlich simpel und einleuchtend, aber eine hat dann doch für ziemlich viel Unverständnis und Erheiterung gesorgt. Neben der Regel, Essen, das einem nicht schmeckt, nicht die ganze Zeit vor den anderen als «eklig» oder «doof» zu bezeichnen, gilt bei uns ein eisernes Singverbot.
Selbst wenn jemand nur leise vor sich hin summt oder eine Zeile singt, wird er oder sie unterbrochen und an die Regel erinnert. Das klingt in seiner Vehemenz offenbar absurder, als mir vorher klar war. Aber meine Lebenskomplizin und ich haben zwei Doppelpakete gemacht (gegenwärtig 15 und 13 sowie 5 und 3), da war und ist diese Regel für eine halbwegs vernünftig abgehaltene Mahlzeit vollkommen alternativlos.
Selbst wenn meine Dreijährige nur sehr süss und unschuldig ihre Tätigkeiten gesanglich begleitet («Ich mache mir ein Brot, lalala, es schmeckt ganz gut, lalala.»), singt der Fünfjährige entweder auch oder dagegen und dann «Nimmt der mir mein Lied weg, ich will auch mal singen, das ist gemein, aaaaaaah!» und dann ist das Essen gelaufen. Die Grossen waren in dem Alter genauso. Singen führt unweigerlich ins Chaos. Singen heisst im Zweifelsfall, dass man mitten im Satz von der wiederholten Frage in den Wahnsinn gegrölt wird, wie denn nun die «Mama von Nikki Lauda??!!» heisst.
Fehlende Unterhosen und lautes Knurren
Deswegen ganz klar: Kein Singen während des Essens. Bei anderen scheint das weniger ein Problem zu sein. Vermutlich schaukelt sich das bei Einzelkindern und Kindern mit grösserem Altersunterschied nicht so schnell hoch. Dafür gibt es dort dann Regeln, die ich wiederum ziemlich bemerkenswert finde. Einer befreundeten Mutter war zum Beispiel sehr wichtig, dass beim Essen mindestens eine Unterhose getragen werden muss. Ich gebe gerne zu, dass wir das Problem jetzt so noch nicht hatten. Auch das Bewerfen mit Essen, das ein Vater in aller Deutlichkeit verbieten musste, hat sich bei uns glücklicherweise nicht durchgesetzt. Und dass Knurren beim Kauen explizit untersagt werden muss, hätte ich auch nicht unbedingt gedacht.
Aber für jede Familie gibt es scheinbar andere Dinge, die eingefangen oder beschränkt werden müssen, damit ein Familienessen überhaupt stattfinden kann. Das heisst aber auch, dass die meisten – und dazu zählen auch meine Familie und ich – mehr Regeln haben, als ihnen eigentlich klar ist. Nur wurden die nicht ausformuliert und kommen nie zur Anwendung, weil sie gar nicht gebrochen werden. Ich fände es wahrscheinlich auch nicht gut, mit Essen beworfen und angeknurrt zu werden.
Andere Vorschläge aus dieser Kategorie:
- Es wird nichts abgeleckt
- Niemand isst unter dem Tisch
- Die Hände werden nicht im Getränk gewaschen
- Tanzverbot
- Haustiere werden nicht mit dem Besteck bedroht
- Keiner spricht den Einjährigen an, sonst wird er abgelenkt
- Der Penis gehört nicht auf den Tisch (Hier bitte unpassenden Würstchenwitz Ihrer Wahl einfügen)
Mehr Brauchtum als Regel
Manchmal müssen es aber auch gar keine Abwehrregeln vor Nahrungsmitteleskalationen sein. So war mir beispielsweise gar nicht klar, dass wir vermutlich eine unausgesprochene «Wir fangen alle gemeinsam mit dem Essen an»-Regel haben. Wir warten fast immer, bis alle am Tisch sitzen, und beginnen dann gemeinschaftlich, obwohl nie ein Satz gefallen ist wie «Du wartest bitte, bis sich die anderen auch aufgetan haben». Es ist mehr ein Brauch als eine Regel.
Man tendiert dazu, sich daran zu halten, aber wenn nicht, dann ist es auch nicht weiter schlimm. Andere Dinge betreffen uns zwar mehr als vor nicht vorhandenen Haustieren die Gabel zu schwingen, aber wir würden sie nicht untersagen. Einfach weil sie unser Verständnis von einem gemeinsamen Essen nicht stören. Niemand muss aufessen, und wenn man fertig ist, darf man aufstehen. Aber egal, welche Regeln Familien haben: Am Ende kommt es darauf an, dass man beieinander ist und es schmeckt.
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38 Kommentare zu «Und welche Tischregeln haben Sie?»
Als Ü-60 bin ich überrascht, dass eine Tischregel noch von niemandem genannt wurde: Das Radio-Beromünster-Zeitzeichen um 12.30h und die darauf folgenden Nachrichten. Diese Regel musste an unserem ansonsten sehr liberalen und lebhaften Mittagstisch eisern befolgt werden. Wer weiss, vielleicht bin ich deshalb heute so ein gebildeter Mensch 🙂
Total spannend wie verschieden die Regeln sind. Bei uns gibt es nur 2 Regeln, war nötig weil es oft vorkam:
– kein Schreien am Tisch (Falls man das mehrmals ignoriert muss man ins Zimmer sich beruhigen gehen. Kommt nämlich vor dass der 3jährige am gedeckten Tisch schreit „ich will aber Spaghetti Carbonara!“)
– nichts absichtlich auf den Boden werfen (haben beide Kids zwischen 1 und 4 gemacht, weils „lustig“ ist oder sie sehen wollten was passiert.)
Neu gibt es auch die Halbregel „kuscheln erst nach dem Essen“.
In meiner Kindheit hat man übrigens dem Koch (meiner Mutter) nie Komplimente gemacht oder fürs Essen gedankt. Als ich das in einem anderen Haushalt das erste Mal bemerkte, war ich schon 20. Seitdem mache ich immer Komplimente (naja, fast…)
Interessant. Bei uns gibt’s Singpflicht in Form von Tischkanons vor dem Essen.
Ich bin in den 60er/70er-Jahren aufgewachsen, damals gab es mehr Tischregeln. Manche waren einfach doof, aber um manche bin ich ganz froh im Nachhinein. Denn dadurch wurde man auch „gesellschaftstauglich“. Ich erlebe heute junge Erwachsene (so 20 – 25jährige), die einfach nicht wissen, wie man sich beim Essen benimmt. Mal abgesehen davon, dass es bei privaten Festessen schon nicht schön ist, wenn da rumgekleckert wird – bei Geschäftsessen ist es erst recht nicht förderlich. Und diesen jungen Menschen kann man nicht mal einen Vorwurf machen – sie haben es zuhause einfach nicht gelernt. Es ist meine Generation und jünger, die das verkorkst haben. Insofern bin ich ein Verfechter von sinnvollen Anstandsregeln.
Wir haben 4 Kinder 14, 12, 10 und 4 jahre alt. Wenn wir keine Regeln hätten würde alles aus dem Ruder laufen. Bei Tisch wird nicht rumgeturnt, es wird gegessen was auf den Tisch kommt bezw. Es gibt nix anderes(natürlich koch ich auch Gerichte welche die Kids mögen) . Reden ist erlaubt aber nicht streiten, gegessen wird ausschliesslich am Tisch mit einem Teller. Danach müssen alle die Hände waschen. Natürlich wird bei uns auch nicht mit dem essen gespielt bezw. rumgeworfen und wenn man was nicht mag lässt man es halt auf dem Teller aber probieren ist mir wichtig, wenigstens probieren.
Uiuiui, bei uns ist es ziemlich unkompliziert. Haben aber auch nicht so komplexe Probleme. Es wird am Tisch gegessen und sich unterhalten. Wer mit dem Essen fertig ist, darf vom Tisch weg und spielen. Lässt aber die anderen weiter essen und sich unterhalten.
„Am Tisch wird nicht gerechnet.“ Entstanden infolge eines sehr mathematikfreudigen und die ganze Familie mit Denkaufgaben herausfordernden Kindes, und über Jahre immer wieder erinnert und bewährt. Man kann das Essen nicht wirklich geniessen, wenn gleichzeitig das Gehirn rattert.
Wir haben schon seit jeher folgende Regeln:
– man hat geduscht an diesem Tag
– man ist angezogen
– man wäscht sich die Hände vor dem Essen
– man wartet – wenn möglich.. – auf die anderen, bevor man anfängt
Seit 20 Jahren funktioniert das mehr oder weniger gut.
Einverstanden bis auf die Duschregel. Wir duschen am Abend 🙂
Merkwürdig. Ich habe den Artikel und die Kommentare gelesen und heftig studiert. Ich bin 7o, es ist also schon eine ziemliche Zeit vergangen seit meiner jüngeren Jugend. Trotzdem kann ich mich nur an eine Regel erinnern. „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“. Das hiess nicht, dass ich essen musste was ich bekam, aber es gab keine Alternative. Das hat dazu geführt, dass ich bis zum heutigen Tag ein „Allesesser“ bin und als äusserst „dankbarer Gast“ überall willkommen bin, weil ich tatsächlich alles gerne habe und auch alles gerne esse. Seien es Innereien, Gemüse, Salat oder was weiss ich nicht was. Ansonsten haben wir seinerzeit eine „Erziehung“ genossen, die absurde Vorschriften wie essen werfen, Unterhose anziehen etc obsolet machten.
Merkwürdig, eigentlich sollten sie alt genug sein, um zu wissen, dass die Zeiten sich ändern. Immer.
Ich bin einiges jünger als Sie, dennoch habe ich das schon gelernt.
Meine Kinder werden niemals in der gleichen Welt aufwachsen wie ich.
Sie essen auch nicht das gleiche. Einige Klassiker von meiner Kindheit, sind heute nicht mehr üblich. Andererseits gab es früher z.B. keine Wok-Pfannen.
Unsere Regeln:
-keiner muss etwas essen, dass er nicht gerne hat. Das tun nämlich Erwachsene auch nicht. Ich ermuntere meine Kinder aber dazu, alle paar Monate wieder zu probieren.
– entweder Salat oder Gemüse muss gegessen werden, sobald die Kinder grösser sind.
-keiner muss den Teller leer essen
-ausser in der Badi oder am Strand erscheint man vollständig angezogen zu Tisch, dh Hose und Oberteil ev Pijama beim Frühstück
-gegessen wird dann, wenn alle am Tisch sitzen
– nicht schmatzen und nicht schlürfen (der Stall ist nebenan)
-wenn der Labby stark bettelt wird er angebunden
– wenn der Kater bettelt muss er nach draussen
-mein Kleinhund darf sich während des Essens nicht auf der Eckbank aufhalten
Essen soll ein tägliches Familien-Event sein, aber bitte mit Tischmanieren
Neben nicht schmatzen und nicht schlüfen hat sich bei uns noch „man spricht nicht mit vollem Mund“ eingebürgert. Soviel Zeit darf man sich nehmen, dass man erst kaut und schluckt und erst dann antwortet oder sonst etwas sagt.
Bei uns essen auch die Erwachsenen das, was sie nicht gerne haben. Allerdings versuchen wir eh nur Dinge zu kochen, die alle mehr oder weniger mögen. Rosenkohl fällt daher weg 😉
@ Tamar
Zum Thema Tiere lachen wir noch heute über eine Szene, als bei einem Geburtstagsessen mit 15 Personen ein kleines Kätzchen um die Beine strich und bettelte, unsere Nanny sie daraufhin ganz spontan hochnahm und meine 4-jährige lautstark verkündete, dass man eigentlich während des Essens keine Tiere streichelt und hochhebt…also, genau das, was die Nanny ihr Tag für Tag predigte 😉
Noch ein wichtiger Punkt: Keine Fäkalwitze am Tisch!
@ 13
Tja, so einem Kätzchen kann man halt nicht widerstehen
Mein Ältester war übrigens seit Babyalter ein sehr sauberer Esser. Seit dem ersten Brei musste man ihm nach dem Essen kaum den Mund abwischen, während der Jüngere ein richtig kleines Säuli gewesen ist. Umziehen nach dem Essen war die Regel und eine Zeit lang hat er fast täglich während dem Essen den Teller umgedreht, so dass mein Hündli regelmässig wie ein Weihnachtsbaum mit Spaghetti-Lametta, Gemüsestücken und Rösti im Haar geschmückt wurde.
Wir hatten lange die Nicht-Regel, dass fast jeden Tag zum Essen eine grosse Schüssel Salat auf dem Tisch stand und jeder sich einfach bedient hat, also alle vom gleichen Teller gegessen haben. Es brauchte den ersten Freund unser Tochter, dem wir alle seine Ekelgefühle angesehen haben, bis wir begriffen haben, dass das vielleicht doch keine so gute Idee war und vor allem, als die Kinder noch klein waren, eine ziemliche Sauerei. Ist uns im nachhinein noch ein wenig peinlich!
Ausserdem: Haustiere! Da wir immer mehrere haben/hatten, gab es immer mindestens einen Bettler darunter – ich möchte keine feuchte Schnauze auf dem Oberschenkel haben, während ich esse, aber meistens drücke ich dann doch alle Augen zu, wenn es innerhalb der Familie bleibt. Bei Besuch fliegen Tiere alle raus!
Dann gibt es auch nie ein Fondue? Oder wo ist der Unterschied zur gemeinsamen Salatschüssel?
Und ehrlich, solange das nur in der Familie so war, war das doch vollkommen ok. es ist klar, dass mit dem Eintritt eines Freundes diese Ueblichkeit geändert hat. Ich nehmen an, wenn Ihr Besuch hattet, gab es auch nicht für Salat für alle aus der Schüssel?
Ich mag die Idee von einer gemeinsamen Salatschüssel. Bei uns nimmt noch jeder (mit den Fingern *G*) den Salat aus der Schüssel auf seinen Teller. Liegt vorallem daran, dass nicht alle dieselbe Salatsauce wollen.
Bis zum Auftauchen des Freundes hatten wir alle überhaupt nie darüber nachgedacht und fanden es normal;-)) Aber es hat eben schon einen gewissen Sauerei-Faktor, weil das Dressing spritzt und öfter mal was daneben geht…….. Wir machen es heute auch nur noch, wenn wir unter uns sind – der Freund der anderen Tochter findet das übrigens auch völlig ok und der andere ist längst Geschichte!
Fondue ist etwas gaaaaaaanz anderes!
Die Frage ist jetzt einfach, ob nicht der Freund der Tochter falsch erzogen wurde, wenn er solche Ekelgefühle hatte.
Ich wehre mich gegen Überhygiene: Unsere Familie hat ein ziemlich gutes Immunsystem. Grippewellen ziehen an uns meist vorüber. Ich bin praktisch nie, meine Jungs selten krank.
Wir leben heute viel zu steril. Deshalb haben sich auch die Allergien gehäuft. Und viele unserer Ekelgefühle sind irrational. Da haben Leute Sex miteinander, aber ekeln sich aus derselben Flasche zu trinken. Handkehrum ekelt sich kaum jemand das Handy eines anderen anzufassen, das ja bekanntlich ein grösserer Keimherd ist, als eine Klobrille.
P.S. Wir haben kleine Salatschüsseln, aber prinzipiell wäre es begrüssenswert, wenn wir angstfrei mehr Berührungspunkte hätten.
RoXy: Ich sehe das ähnlich, aber erinnere mich an eine Diskussion mit Martin Frey zum Thema Haustiere. Ich kann sehr gut verstehen, dass Menschen unterschiedliche Ekelschwellen haben. Der Haushalt, aus dem ich komme, war völlig chaotisch, wir waren immer glücklich, wenn wir – mit ziemlich strengen Regeln – bei unserer Grossmutter essen durften. Bei den eigenen Eltern war es das Chaos, oft genug Take-out, jeder hat gemacht, was er wollte, Katzen auf dem Tisch – das fand ich grauenvoll und wollte es bei meiner eigenen Familie anders machen. Aber das Allerwichtigste ist mir – und dafür entspanne ich auch so manche Regel -, dass das gemeinsame Essen allen ein Bedürfnis ist, und das ist uns zumindest gelungen. Wie, weiss ich aber auch nicht so genau……
Das kann ich gut verstehen. Etwas zivilisiert sollte es schon sein, aber Flexibilität ist eben auch wichtig. Unsere Kinderärztin sagte immer: 1kg Dreck im Jahr ist gut fürs Immunsystem.
Wenn die Hygienehysteriker wüssten, was in mancher Restaurantküche vor sich geht, würden sie wohl nie mehr auswärts essen.
Einerseits: „Wir fangen alle gemeinsam mit dem Essen an“, andererseits aber: „wenn man fertig ist, darf man aufstehen“.
Da hätte ich wohl (auch als Erwachsener) Mühe, da diese Regeln völlig willkürlich erscheinen. Mal im Ernst: wo ist da die Logik? Beide Ereignisse führen zur Verkürzung der gemeinsam verbrachten Zeit, was ja wohl letztlich Sinn und Zweck des Familienessens wäre.
Zudem, aber das nur nebenbei: Beide Verhaltensweisen sind mMn unhöflich.
Aber genau darum geht es doch in dem Beitrag: es gibt eben keine Logik darin, dass jeder Haushalt sich irgendwie organisiert, eine Mischung aus althergebrachten und neuen Regeln hat, die mal durchgehalten werden, öfter wohl nicht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass – ausser ein paar Tischmanierenregeln – das gemeinsame Essen nicht dazu da ist, zu erziehen, zu massregeln bzw abzumahnen. Sonst nehmen die Kinder irgendwann nicht mehr daran teil. Besser ist es, Erziehung auf später zu verschieben, damit die gemeinsame Tafel etwas Positives und Willkommenes bleibt.
@Carolina: Natürlich hat das gemeinsame Essen eine andere Funktion als die Erziehung. Aber es braucht ja einer Rahmen, damit es diese Funktion (abgesehen von der Energiezufuhr) erfüllen kann.
Wenn bei uns z.B. gegessen würde, bevor der Koch auch geschöpft hat, oder jede/r nach Belieben aufstehen würde, dann gäbe es bald niemanden mehr, der das Essen zubereitet. Ist ja nicht nur so, dass die Kinder irgendwann nicht mehr teilnehmen (wo essen sie dann?).
Es ist ja ein Unterschied, ob sie noch klein sind und natürlich ein Rahmen da sein muss, damit nicht das totale Chaos herrscht. Aber sobald sie mal Teenager sind, ein reges Vereins- und Sport- und Ausgangsleben haben, verabschieden sie sich gern vom gemeinsamen Abendessen (bei uns ist es eben das Abendessen, auf dass wir alle sehr grossen Wert legen, das ist sicher nochmal anders als beim gehetzten Mittagessen). Wir freuen uns heute darüber, dass wirklich alle Kinder, so irgendwie möglich, das gemeinsame Abendessen sogar einfordern. Und nein, wir haben wirklich nie erzogen, vielleicht zum Teil auch aus schierer Erschöpfung.
@Carolina: Wir haben das ja noch vor uns. Wobei bereits heute fast jeden Abend noch Trainings- und Musikstunden stattfinden. Natürlich wird darauf Rücksicht genommen, oder es isst tatsächlich mal jemand für sich allein.
Was wir aber vermutlich auch später nicht dulden werden ist, dass jemand auf das Essen verzichtet („keine Lust“), sich dann aber eine halbe Stunde später selber bedient. Und wir werden, wie es schon in unseren Herkunftsfamilien der Fall war, wert darauf legen, dass man wenn immer möglich miteinander isst.
Regeln sind da, um gebrochen zu werden.
Ich habs einfach nicht so mit Regeln.
Manchmal laufen Witze total aus dem Ruder und ein normales Essen ist nicht mehr möglich, dann muss man für dieses Essen totales Witzeverbot ansagen. Aber dann und wann schadet ein Witz überhaupt nicht.
Es muss einfach klar sein, worum es geht: „dass wir gemeinsam in Ruhe und Frieden das Essen geniessen können und eine gute Zeit haben.“
Gemeinsam anfangen und aufhören wird angepeilt und klappt mittlerweile ganz passabel.
Wir hören oftmals Hörbücher beim Essen: das bildet und lässt uns ruhig und gleichmässig essen, verbindet uns im gemeinsamen Lauschen, macht allgemein Freude.
Aber auch das ist keine Regel. Nur, wenn alle wollen.
Bei uns gelten folgende drei goldene Regeln: Erstens was du dir selber auf den Teller schöpfst, isst du auch auf. Die Augen sind grösser als der Bauch… Nachschöpfen geht (fast) immer. Zweitens es wird von allem probiert, sei es auch nur ein Miniministück. Drittens „Bäh, Bärk, Igitt, Pfui, …“ gibt es nicht, es heisst höflich: Ich habe das nicht gern, ich mag das nicht, …
@13: Die Idee mit der Holerin/der Holer finde ich super. Das wird heute Abend diskutiert!
Kinder können ihren Hunger gar nicht einschätzen. Also grenzt die Forderung über den Hunger hinaus zu essen an Misshandlung und fördert überdies Übergewicht
Ein Kind kann sehr wohl einschätzen, was es braucht. Sonst würde es ja nie aufhören zu essen oder erst gar nicht damit anfangen.
Die Frage ist, sich soviel zu nehmen, wie man zu essen können glaubt. Falls es mehr Hunger gibt, kann es mehr Essen geben – wir haben ja das Glück, dies bieten zu können.
Wenn ein Kind einschätzen könnte, wieviel es essen kann, würde es wohl kaum zuviel schöpfen. Wie Sie es selber gesagt haben; die Augen sind grösser als der Bauch.
Ich habe meiner Mutter dereinst auf den Tisch gereiert. Seither hat sie mich nie mehr zum aufessen gezwungen.
Wir hatten im Laufe der Jahre gefühlte 100 Tischregeln, die zum Teil fast in Stein gemeisselt waren (und heute von den unterdessen jungen Erwachsenen eingefordert werden) und zum Teil einfach für kurze Zeit bestanden um uns Eltern das Überleben der Mahlzeiten zu ermöglichen…
Steinregeln:
– Wir fangen gemeinsam an (sonst sind die ersten fertig während die Mutter noch schöpft)
– Man rennt nicht vom Tisch, sobald man den letzten Bissen im Mund hat (siehe oben, eine halbe Minute später) (eine zeit lang ergänzt mit: es müssen mind zwei fertig sein, bis einer den Tisch verlassen darf)
– Was gekocht wurde ist nie gruusig, evtl. mag man es nicht… ( ein bisschen Respekt der Köchin gegenüber muss sein)
– zuerst wird Salat gegessen (wie kriegt man etwas gesundes in das Kind rein?)
Willkommen in den 1960ern… aber natürlich jedem/r das Seine, wenn es für sie/ihn passt.
@Röschu: Dann leben auch wir in den 1960er. Gelten denn 2020 keine Anstandsregeln mehr?
Warum muss die Mutter schöpfen? Bei uns kommt alles in Schüsseln/Platten angerichtet auf den Tisch und ausser Kleinkinder nimmt sich jeder selber.
Ich reihe mich gerne in die ’60er Tischmanieren ein. Für uns waren sie damals selbstverständlich und logisch. Mittlerweile lebe ich alleine aber auch für meine Gäste gibt es Tischregeln. Ich verlange zB, dass man gemeinsam mit dem Essen beginnt und während der Mahlzeit herrscht Handyverbot.
Zudem dulde ich nicht, dass während dem Essen grauenhafte Themen (zB Mord, Krieg) diskutiert werden. Fäkalsprache und Flüche sind in meinem Haus tabu.
Die Mutter schöpfte aus verschiedenen Gründen, vor allem weils praktisch war und am schnellsten ging und sie den Appetit der Kinder am besten einschätzen kann. Denn ich mochte weder die Kinder zum Aufessen zwingen noch, nachdem sie sich und ihren Appetit überschätzten (oder wenn der Futterneid die Gier entfachte) Essen wegwerfen.
Hihi, die Singregel haben wir auch. Und dass man sich anzieht, bevor man an den Tisch kommt. Es kann auch noch im Pyjama sein, aber nicht halbnackt (Unterhosen oder oben ohne, Ausnahme Sommerferien). Seit neustem haben wir auch die Hol-Regel. Ein Kind ist der Holer/die Holerin und nur dieses darf aufstehen. Wer etwas braucht, sagt es diesem. Das verhindert ein dauerndes „Gläuf“.