Wie wars in der Schule?

Langweilige Frage, langweilige Antwort: Dabei könnten Gespräche am Esstisch so bereichernd sein! Foto: iStock
Vielleicht gehören Sie ja zu den Familien, bei denen ein: «Na, wie wars heute in der Schule?» regelmässig zu aufregenden Tischgesprächen führt. Wunderbar, dann können Sie nun getrost zum Sportteil wechseln. An unserem Esstisch wird diese Frage aber meist mit einem simplen, aber mir dann doch zu vielschichtigen «guet» beantwortet. Eine Antwort, die übrigens durchaus Sinn ergibt. Schliesslich fragt der Klassiker aller Eltern-Fragen nach einer Bewertung, nicht nach dem Erlebten.
In der Regel bin auch ich erst mal ratlos, wenn mich mein Mann abends fragt «Na, wie war dein Tag?» Mhm, war er nun gut oder schlecht? Erlebe ich doch nur höchst selten einen Tag, der durchs Band positiv oder negativ verläuft. Zum Glück, alles andere wäre eintönig. Stattdessen erlebe ich täglich – und dies ist bei Kindern noch viel ausgeprägter – ganz unterschiedliche Gefühle, Glücksmomente und Herausforderungen. Das ist weder gut, noch schlecht. Es ist einfach.
Konzentrierte und verbindende Momente
Natürlich erkenne ich die gute Absicht und das Interesse meines Mannes, wenn er mich nach meinem Tag fragt, und kann, ohne die Schublade «Gut» oder «Schlecht» zu öffnen, nach den herausragenden Geschichten des Tages fischen und davon erzählen. Kinder hingegen leben so sehr im Moment, dass sie für dieses Perlen- oder Schlammtauchen manchmal spezifischere Fragen benötigen, um uns nicht einfach ein «Gut!» oder «Doof!» hinzuschmettern. Deshalb erscheint es durchaus sinnvoll, die Frage «Wie wars in der Schule?» zu konkretisieren und stattdessen zu fragen: «Was hast du in der Pause gespielt?» Oder: «Hast du dich wieder wegen Sonja geärgert?» Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf diese Weise tatsächlich etwas über den Tag unserer Kinder erfahren, ist um einiges grösser.
Wollen wir darüber hinaus etwas über ihren ureigenen Kern erfahren, kann es durchaus Spass bereiten, zwischendurch Fragen aus ihrer eigenen Welt zu stellen. Ungewohnte Fragen wie: «Sag mal, wenn du einen Tag lang eines deiner Spielzeuge sein könntest, welches wärst du dann?» Und schon sprudelt es aus den eben noch so einsilbigen Kindermündern heraus. So erfahre ich etwa, dass sie gerne in die Playmobil-Polizistenfigur schlüpfen würden, weil diese immer bestimmen darf. Oder in die Puppe mit den langen Haaren, die immer so verwöhnt wird. Aus ihren Antworten erfahre ich zuweilen viel über ihre Bedürfnisse, Träume und Ängste; und ausserdem können durch solche Fragespiele während unruhigen Mahlzeiten, langen Autofahrten oder Einschlafritualen innert Sekunden konzentrierte und verbindende Momente entstehen. Denn Kinder merken, wenn wir uns wirklich für sie interessieren. Für ihren Kern, an dem sie uns nur allzu gerne teilhaben lassen.
Fragt mal anders
Von unserer Seite braucht es lediglich etwas Kreativität und Lust, sich hie und da auf ungewohntem Terrain zu bewegen – auch wenn uns die Fragestellungen auf den ersten Blick vielleicht fremd und künstlich erscheinen mögen.
Hier ein paar Anregungen, um mal anders zu fragen:
- Warst du schon mal bei einem Gewitter draussen?
- Als was verkleidest du dich am liebsten?
- Hast du schon mal ein totes Tier gesehen?
- An welchen Traum kannst du dich erinnern?
- Was kannst du besser als deine Eltern?
- Wenn du ein Möbelstück wärst, welches wärst du?
- Wenn du für einen Tag die Welt regieren könntest, welche Gesetze würdest du einführen?
- Wenn du eine Hütte bauen würdest, was würdest du dort alles reinstellen?
Besonders spannend wirds, wenn solche Fragen nicht nur von den kleinen Menschen in der Runde, sondern auch von den Erwachsenen beantwortet werden. Beim Antworten darf dabei auch gerne im Fundus der eigenen Kindheit gegraben werden. Denn es tut gut, uns gelegentlich daran zu erinnern, dass auch wir Grossen mal klein und mit ähnlichen Themen konfrontiert waren wie unsere Kinder.
Gemeinsam Schätze heben

Buchtipp: «Frag mich!» von Antje Damm, Moritz-Verlag.
Übrigens ist gegen ein gelegentliches «Wie war dein Tag?» überhaupt nichts einzuwenden. Schliesslich muss nicht jedes Gespräch zu einem kreativen Akt mutieren. Oft reicht es, an der Oberfläche zu schwimmen. Aber dennoch lohnt es sich, zwischendurch fragend in die Kinderwelt einzutauchen – das lässt Kinder spielerisch lernen, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und bringt uns einander gleichzeitig näher. Lasst uns also den Schatz des Philosophierens hie und da gemeinsam mit unseren Kindern heben; es lohnt sich.
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4 Kommentare zu «Wie wars in der Schule?»
Guter Blogbeitrag. Hilfreiche Tipps.
Wir haben chli zufälligerweise eine ziemlich coole Art gefunden über die Zeit in der Schule zu reden. Jeder muss am Mittagstisch (oder am Abend) eine Geschichte erzählen darüber, was er (ich und zwei Buben) erlebt hat. Das ist am Anfang nicht ganz einfach, geht aber nach einer Weile erstaunlich gut. Ich muss dann halt auch etwas Erzählenswertes hervorkramen. Aber man nimmt sich irgendein Detail des Morgens raus und spinnt drum rum eine Geschichte und versucht darzulegen, weshalb das jetzt spannend ist. Wir drehen also den Spiess um: Jeder versucht dem anderen eine möglichst spannende Geschichte zu erzählen. Plötzlich geht es darum, wer zuerst erzählen darf. Und es trainiert meine Erzählkünste massiv. Und ihre natürlich auch.
Aber das waren doch jetz keine Fragen zur Schule?
Gutes und wohl allen bekanntes Thema mit guten Anregungen. Aber mal im Ernst…meine Kinder fragen ob sie schon mal im Gewitter draussen waren oder ein totes Tier gesehen haben?!…wie traurig dass das offenbar nicht für alle Kinder selbstverständlich ist ( oder die Eltern nicht dabei waren)