Papa, warum darf Trump lügen?

Trump darf scheinbar alles: Graffito von Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping. Foto: Getty Images
Mein ältester, beinahe dreizehnjähriger Sohn sitzt neben mir vor den Nachrichten und schüttelt fassungslos den Kopf. Seit Wochen, um nicht zu sagen seit Monaten verfolgt er die Lügen, Übertreibungen und hemmungslosen Selbstbeweihräucherungen des US-amerikanischen Präsidenten und versteht die Welt nicht mehr. Ich übrigens auch nicht. Aber mein Unverständnis ist mittlerweile resignierter und abgeschlaffter, als es sein sollte. In meinem Sohn ist es jedoch frisch und sehr wütend. Ein Teil dieser Wut gilt auch mir – und zwar zu Recht. Denn abgesehen davon, dass wir gemeinsam Trump als «Nachtjacke» und seine Lakaien als «Zauberwürfellarrys» beschimpfen können (Ich liebe meinen Sohn für seine kreativen Ausdrücke), habe ich ihn auf die Existenz eines solchen Mannes nicht vorbereitet. In meinem Bemühen, ihm den Unterschied zwischen richtig und falsch, zwischen Wahrheit und Lüge beizubringen und zugleich auf seine Stärke zu vertrauen, so oft wie möglich gute Entscheidungen zwischen diesen Optionen zu treffen, kam eine Person wie Donald Trump nicht vor. Ich habe ihn einfach verschwiegen.
Vielleicht weil ich selbst glauben wollte oder musste, dass es ihn nicht geben kann. Das bedeutet nicht, dass ich meine Kinder mit naiven Verschönerungen der Wirklichkeit abspeise. Sie wissen, dass Hass, Gewalt, Boshaftigkeit und Lüge existieren. Sie wissen auch, dass man mit diesen Dingen davonkommen kann – mithilfe von Glück oder Gerissenheit. Was meinen Sohn zunehmend irritiert, ist die Tatsache, dass Donald Trump darauf gar nicht angewiesen ist. Der Mann lügt den Leuten ins Gesicht. Nachweisbar, vor laufenden Kameras, gerne auch mehrmals täglich.
Von Corona-Dreistigkeiten bis Comedy
Mein Sohn erwartet nicht, dass es eine solche Person nicht gibt. Er erwartet noch nicht mal, dass er dafür unbedingt zur Rechenschaft gezogen wird. Aber er dachte bislang immer, dass Menschen es nicht mögen, wenn man sie erkennbar belügt und für dumm verkauft. Dass es nicht belohnt werden würde, wenn jemand immer wieder offensichtlich Mist erzählt und am Ende auch noch die Dreistigkeit besitzt, zu behaupten, er hätte nie etwas anderes gesagt als das Gegenteil dessen, was er erwiesenermassen in die Mikrofone gesprochen hat. Aber genau das passiert. Immer wieder:
Und seine Gefolgschaft nimmt das nicht nur hin, sie feiert ihn auch noch dafür. Sicher, es gibt in den Vereinigten Staaten auch sehr viele Leute, die sich gegen ihren Präsidenten stellen und nicht müde werden, so entschieden wie möglich die Lust am Lügen, Verzerren und an den «alternativen» Fakten aufzudecken und der gebührenden Lächerlichkeit preiszugeben:
Den Verrat lieben, aber nicht den Verräter
Das Problem ist nur, dass das überhaupt nicht verfängt. Es scheint keine Information, kein Detail, kein schmutziges Geheimnis zu geben, das Donald Trump in den Augen seiner Anhängerschaft zu diskreditieren vermag. Denn tatsächlich sind diese Dinge überhaupt nicht geheim, sondern zum grössten Teil einfach erwartbar, konsequent oder längst bekannt. Aber seit wann mögen Menschen Opportunisten? Seit wann feiert man narzisstische Selbstdarsteller, die sich praktisch öffentlich dazu bekennen, dass sie alles und jeden verraten und verkaufen würden, wenn sie sich davon einen Nutzen versprechen. Ekeln wir uns denn vor gar nichts mehr?
Ich dachte immer, dass Menschen schlimmstenfalls anfällig für das Böse wären. Dass wir verführbar sind und leicht zu blenden. Ich dachte, seit Kaiser Augustus wäre gesetzt, dass man den Verrat liebt, aber nicht den Verräter. Donald Trump aber ist ein Verräter. Er verrät nicht nur Dinge, die mir und vielen anderen wichtig sind (damit müssen wir klarkommen), sondern ganz eindeutig Dinge, die ihm selber noch vor 5 Minuten wichtig waren. Zumindest angeblich. Diese Nachtjacke und seine Bande von Zauberwürfellarrys lügen nicht nur, sie schaffen es, augenscheinlich wirklich davon überzeugt zu sein, schon immer einer Ansicht gewesen zu sein, die sie eben noch komplett abgelehnt haben. Ich kann das meinem Sohn wirklich nicht erklären, ich weiss nicht, wie das funktioniert. Vor allem aber weiss ich nicht, warum und seit wann das ein wünschenswerter Charakterzug ist. Vielleicht können Sie mir helfen?
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50 Kommentare zu «Papa, warum darf Trump lügen?»
Man muss nicht über DT her ziehen. Es gibt auch bei uns genügend Leute, die finden, die Sars-CoV-2-Pandemie sei nicht schlimmer als eine Grippe… obwohl die Evidenz eine ganz andere Sprache spricht. Siehe die Corona-Blogs hier in den vergangenen Tagen….
Mein Tipp: Erklären Sie Ihrem Sohn, dass sich wohl über die Hälfte der Bevölkerung der USA in einer Opferrolle sehr wohl fühlt. Das führt zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung der Realität. Das Rezept ist altbekannt:
Es braucht jemand, der die Welt erklärt und Schuldige sucht.
Trumps Kasperletheater dient in dieser Wahrnehmung nur als Unterhaltung. Den Zusammenhang zwischen Politik und der Lebenswirklichkeit wird nicht verstanden. Im besten Fall wird der Zusammenhang klar, wenn Familienmitglieder infolge Schusswaffenmissbrauchs oder schlechter Pandemieplanung versterben.
Jeder Gewinner einer Präsidentenwahl ist die Antwort der Wähler auf seinen/seine Vorgänger. War der Vorgänger gut, wählen sie einen ähnlichen Kandidaten, hat er die Erwartungen enttäuscht wählen sie das Gegenteil. Viele Bürger fühlen sich seit Jahrzehnten von den Berufspolitiker verraten, viele Versprechungen und nach der Wahl nichts gehalten.
Damit dieses System läuft und ja nicht einer gewählt wird der das System (auch Deep State genannt) stört, haben sie so einige Mittel auf Lager um diese Kandidaten zu diskreditieren. Trump konnten sie nicht diskreditieren, er lebt nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“. Mit einem Trump hatten sie nicht gerechnet, er wurde aus diesem einen Grund von seinen Anhängern geliebt, weil sie ihn nicht kaputt machen konnten.
Ich finde den Beitrag super geschrieben (wie eigentlich immer von Herrn Pickert)! Er macht mich nachdenklich. Und zwar nicht nur weil ich es vielleicht mal den Kindern erklären muss sondern weil ich es mir selbst noch erklären muss. Ich begreife das wirklich nicht – und da müssen wir nicht auf die Amis zeigen, das Phänomen kann überall auftauchen…
Trump hat Geld und Geld regiert die Welt. Jeder kann mit Geld ein gewisses Klientel hinter sich versammeln. Erzähl das deinem Sohn 😉
Trump hat die Wahl mit nicht einmal der Hälfte des Budget von Hillary Clinton gewonnen, Ihre Aussage stimmt also bei weitem nicht. Sagen Sie also Ihrer Tochter, man kann eine Wahl auch gewinnen mit viel weniger Geld, aber den richtigen Themen.
Für einen bald Teenager: „Du wirst es sehen, wenn dich ein Mädchen oder ein Junge interessiert: Erzähl ihr Lügen, süsse kleine Lügen, dann lässt Sie Dich ran, obwohl sie weiss, dass du lügst“. (Gestohlen bei Fleetwood Mac)
Offenbar haben Sie keine Töchter. Ansonsten würden Sie wohl kaum männliche Teenager dazu auffordern, Mädchen mit Lügen dazu zu bringen, sich flach legen zu lassen. Wären Sie dann der Vater einer „Dorfmatratze“, würden Sie dann wohl anderst darüber denken.
Ich selber habe Söhne, erziehe diese aber ganz bestimmt nicht dazu, Mädchen auszunutzen.
Ich erkläre meinen Kindern, dass sie beliebter sind, wenn sie sagen, was der Adressat hören will, als wenn sie die Wahrheit sagen. Man tötet die dummen Boten, welche die schlechte Nachricht überbringen. Die Schlauen lügen einfach, überbringen gute Nachrichten und machen sich aus dem Staub, bevor ein Dummer die schlechte bringt.
Es sind nicht die Schlauen welche lügen, sondern die Verschlagenen, Bösartigen, Intriganten, Hinterhältigen
In der ganzen Rechnung fehlt das Publikum. Er müsste seinem Sohn klarmachen, dass Trump lediglich die Klientel hinter sich vereint. Die besteht halt vornehmlich aus white trash, in dem sich Evangelikalismus, Protestantismus, Puritanismus, Kreationismus, Stumpfsinn, Drogen- und Internetabhängigkeit, schlechte Ernährung und daraus folgende Darm- und Geistesträgheit amalgamisieren. Ihm geht es darum, die 51% der us-amerikanischen Gesellschaft auf seiner Seite zu wissen, die wahlentscheidend sind. Alles andere ist ihm schlicht: egal. – Aber was beschweren wir uns: bei uns heisst es ja auch „Wir sind mehr, also haben wir Recht!“, siehe Egelseebeiz in Bern. Rechtsstaat, Minderheitenschutz usw.: egal. Die Diktatur der Masse. Trump weiss, wie man die Masse manipuliert.
Ich glaube die Lügerei basiert darauf, dass wenn der Präsident nach falschen Entscheidungen genug lange in den Medien behauptet, dass man doch richtig entschieden hat, die Leute die Lügen anfangen zu glauben. Egal was man gemacht hat. Das ist Propaganda. So kannst Du das Deinem Sohn erklären… Und deshalb glauben seine Anhänger auch weiterhin an ihn. Weil sie zu faul sind, die Fakten herauszufinden. Nach so vielen falschen Informationen über alle Themen, ist es schwierig für den Otto Normalverbraucher noch zu unterscheiden, was jetzt wahr ist und was nicht. Ich hoffe, dass zumindest im Social Media Bereich mit der Plattform voice.com endlich eine Plattform kommen wird, die frei von Falschinformation sein kann…
Nun, das tumbe Volk der USA liebt seinen Präsidenten, ganz egal ob er mit kleinen Mädchen rummacht, Volkksverrat begeht, lügt, oder er Menschen dazu anregt mit Desinfektionsmittel Suizid zu begehen. Das tumbe amerikanische Volk wird Donald Duck wieder wählen. Somit haben sie den Präsidenten, den sie verdienen.
„Papa, warum darf Trump lügen?“ die antwort auf solch eine frage ist ja wohl sehr einfach zu beantworten: „weil er politiker ist und diese lügen nun einmal egal um welche/n politiker/in es sich dabei handelt“.
Die meisten Politiker beschönigen, weichen unangenehmen Fragen aus und versprechen mehr, als sie halten können. Aber Trump gehört zu den wenigen, die ihre eigene Realität erfinden, die mehr Lügen als Wahrheiten sagen und die konstant alle unabhängigen Informationsquellen angreifen und verleumden. Trump mit normalen Politikern zu vergleichen ist, als würde man die Pest mit einem Schnupfen gleichsetzen, nur weil beide unangenehme Symptome auslösen.
Haha, bei dem Kommentar hab ich herzlich gelacht! Treffend ausgedrückt!
„Papa, warum darf Trump lügen?“; Das ist eine Frage der Macht. Je mächtiger man ist, desto mehr darf man lügen. Das war schon immer so. Siehe Caesar und den Grosse Alexander. Sie versprachen immer viel, und alles fiel am Schluss zusammen. Gewarnt war sie auch.
Die Menschheit schwankt zwischen den Polen „Halte auch die andere Wange hin“ (Jeschua von Nazareth) und „Schlag immer zehnmal härter zurück“ (Donald Trump), zwischen „Liebe deinen Nächsten und liebe deine Feinde“ und „Der Ruchlosere gewinnt, und gewinnen ist alles“. Donald Trump selbst weise ich keine Schuld zu. In einer empathischeren Gesellschaft hätte er nicht Macht und Reichtum, sondern dringend benötigte psychologische Hilfe erhalten. Doch weil ihn viele in der Finanz-, Medien- und Politelite für ihre eigenen Ziele ausnützen, kann er Tag für Tag auftreten als Prophet der Eigensucht und damit die auf Empathie basierenden Bande der Gesellschaft zersetzen. Es ist an jeder und jedem von uns, seine „Lehre“ abzulehnen und als Vorbild für andere den gegenteiligen Weg zu gehen.
@Tim Meier
Dieses Phänomen, das sie beschreiben, nenne ich „erzieherischen Diskurs“. Hut ab vor Eltern, die sich solchen Fragen stellen, so subjektiv die Antworten auch sein mögen. Gerade in dieser Situation dient DT exemplarisch.
Die Eltern reagieren weder dogmatisch, noch sankrosankt geltend. Dies im Gegensatz zu DT, der seine Meinung stündlich ändert und in dieser nicht ganz einfachen Zeit, Musse findet, seine Meinung per social medias lauthals zu äussern. Ich frage mich, ob DT seine „aussergewöhnlich erfolgreiche Zeit“ als US-Präsident nicht sinnstiftender einsetzen sollte.
Weshalb Trump lügen darf? Weil er der Präsident der grössten „westlichen“ Weltmacht ist und dazu über einen unvorstellbaren Reichtum an Atomwaffen verfügt. 🙁
Seit Trump gewählt wurde ist er bei den Kindern in der Schule ein Running Gag. Da braucht es kein pädagogisches Zutun meinerseits. Manchmal zeig ich den Jungs ein Müsterchen, comedy pur: „your a terrible reporter“ – „that’s a nasty question“
Aber deswegen ist es auch so einfach gegen Trump zu sein. Die Dynamik ist ähnlich wie bei den Freak Shows im RTL. Alle lachen über die Deppen und kommen sich gut dabei vor. Das gefällt mir nicht.
Doch auch andere Politiker lügen. Und wenn unsere Reporter unbequeme Fragen einfach gar nicht stellen, dann ist das eben auch schlimm.
Fazit: über Trump lachen/kopfschütteln ist nicht schwer.
Selbst mitdenken, Politikeraussagen, Zeitungsartikel, falsche Titelsetzungen zu hinterfragen, Manipulation zu erkennen. Das ist schon schwieriger.
„Seit Trump gewählt wurde ist er bei den Kindern in der Schule ein Running Gag“
Nicht nur bei den Kindern, leider. Sind wir doch mal ehrlich: Trump hatte von Anfang keine Chance. Alles, was er tat, wurde von unseren angeblich zur Neutralität verpflichteten Medien, als falsch/unrecht/gefährlich/etc. dargestellt.
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Wie sagte Berti Vogts (als Trainer der deutschen Nationalelf) einst so schön: „Und wenn ich übers Wasser gehe, dann heisst es: nicht mal schwimmen kann er.“
Ist Ihnen das ernst, was Sie da schreiben? Man muss doch gar nichts „als falsch darstellen“, was er tut oder sagt – er macht es ja selber. Die Beispiele haben Sie ja eben vor Augen gehabt, und im Internet finden Sie kiloweise weiteres Material. Das begann ja gleich bei seiner Inthronisation. Nein – nicht „es begannt“, sondern er selber begann damit.
Herr Pickert, Sie sprechen mir mal wieder aus der Seele! Auch ich frage mich oft, für welche Welt wir unsere Kinder erziehen, wenn wir für uns wichtige Werte vermitteln und leider oft feststellen müssen, dass wir damit fast alleine auf weiter Flur sind. Aber ich bin trotzdem überzeugt, dass es das einzig Richtige ist und dass meistens „das Gute/Richtige“ siegt. Auch wenn es manchmal leider länger dauert…
Schweppes – die Mehrheit fühlt sich allein auf weiter Flur….
würden wir uns etwas mehr mit der conditio humana beschäftigen, wüssten wir dass es eine typisch menschliche Eigenart ist, dass wir uns zu den Guten zählen.
Meist eben zu den Guten, alleine auf weiter Flur…
All die Bösen, die halten sich auch für die Guten.
Und das ist ja genau das Problem. Erst wenn wir das einmal merken, können wir einen Schritt weiterkommen.
Darum ist es ja auch so gefährlich, dass wir uns darin gefallen gegen Menschen wie Trump zu sein. Weil solche Typen, es uns so leicht machen, uns zu den Guten zu zählen.
DARÜBER sollte man schon mit den Kindern reflektieren. Alles andere ist Selbstbetrug.
Es ist immer sehr schön und wohlig warm, bei den Guten zu sein. Darum bin ich auch so gut, und fühle mich ohnmächtig dabei … – Nur die Welt ist schlecht.
Dann soll der Papa doch seinen Sohn mal fragen, ob ein Präsident das Handy der Regierungschefin eines befreundeten Staates abhören soll ….
Ich verstehe nicht, warum der Papa das seinen Sohn fragen sollte. In welchem Zusammenhang steht dies mit dem Beitrag von N. Pickert? Habe ich etwas übersehen?
Warum? – Bei uns erfolgen auf Fragen oft Gegenfragen. Ein völlig normales Spielchen.
Lieber Nils Pickert,
ich bin genauso fassungslos wie Sie und Ihr Sohn.
Das ist nicht zu verstehen.
Das einzige, was wir machen können, ist selber denken.
Offenbar kann das Ihr Sohn!
Unsere Welt ist noch nicht verloren.
Seit Trump gewählt wurde ist er bei den Kindern in der Schule ein Running Gag. Da braucht es kein pädagogisches Zutun meinerseits. Manchmal zeig ich den Jungs ein Müsterchen, comedy pur: „your a terrible reporter“ – „that’s a nasty question“
Aber deswegen ist es auch so einfach gegen Trump zu sein. Die Dynamik ist ähnlich wie bei den Freak Shows im RTL. Alle lachen über die Deppen und kommen sich gut dabei vor. Das gefällt mir nicht.
Doch auch andere Politiker lügen. Und wenn unsere Reporter unbequeme Fragen einfach gar nicht stellen, dann ist das eben auch schlimm.
Fazit: über Trump lachen/kopfschütteln ist nicht schwer.
Selbst mitdenken, Politikeraussagen, Zeitungsartikel, falsche Titelsetzungen zu hinterfragen, Manipulation zu erkennen. Das ist schon schwieriger.
Tatsache ist doch, dass es vor Trump niemanden gab, der mit so dreisten Lügen am Laufmeter die USA regierte. Es ist bedenklich und ein Armutszeugnis, wenn sich Menschen herablassen, solche ungehobelten Gestalten zu wählen; dito Brasilien, dito Ungarn/Polen etc!
Gerber – lesen Sie bitte meinen Beitrag von 11:13
das denke ich von DT als Staatsoberhaupt!
Den doppelten Schaden richtet er eben dadurch an, dass wir von dieser irren Show dermassen geblendet sind, dass wir dann „das Böse“ simplifiziert betrachten oder meinen, dass jeder der gegen Trump ist zu „den Guten“ gehört.
Ich versuche meinen Kindern auch das mit auf den Weg zu geben
Nicht nur Nils Pickert und sein Sohn sind mit Trump überfordert, sondern auch die anderen – die „traditionellen“ – Politiker.
– Niemand hätte es für möglich gehalten, dass da einer an ihre Treffen kommt, der nicht gewillt ist in Ihren „political-correctness-über-alles-Einheitsbrei“ einzusteigen.
– Nie hätten Sie gedacht, dass da einer daher kommt, der nicht nur droht, sondern auch handelt.
Letztlich ist Trump wohl der Politiker, der seine Wahlversprechen am konsequentesten umsetzt oder zumindest umzusetzen versucht. Das zumindest halte ich ihm zu Gute. Das heisst aber explizit NICHT, dass ich seine Versprechen/seine Politik in allen Punkten gutheisse.
Zum Beispiel „Make America great again“? Man sieht ja, wohin sein zögerliches Handeln in der Corona-Krise führte. Amerika ist schwer geschädigt. Die Krise hat auch Mängel in den Sozialversicherungen aufgedeckt, wie sie keine westliche Demokratie sonst kennt. Den Handlungsbedarf hier übersieht er völlig. Bleibt nur zu hoffen, dass er dafür im November die Quittung erhalten wird.
Ich sehe in seinen Handlungen rein nichts Positives.
Wer dauernd lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht.
eine Herausforderung für jeden moralischen Vater, anderseits aber auch ein Paradebeispiel um dem Nachwuchs anhand eines konkreten Beispieles zu erläutern dass Moral und Ethik, Ehrlichkeit, Mut und Zuverlässigkeit eben nicht universelle Eigenschaften sind, sondern erworben werden müssen.
..und dass Viele daran scheitern..und dass es viele Schwache gibt die den Lügnern nachhecheln um ihre eigenen Defizite vor sich selber zu verstecken.
…und dann bei Gelegenheit vielleicht dem Sohnemann noch erklären, dass die Vergangenheitsform von „lügen“ nicht „lügte“ ist, sondern „log“… 🙂
Meinem Kind sage ich: Lügen tut, wer nicht die ganze Wahrheit sagt. So gesehen sind alle Politiker und auch viele Publizisten, Journalisten und Redaktoren Lügner. Und nicht nur die ! Alle Menschen neigen dazu, den nicht so tollen Teil einer Wahrheit zu verschweigen….und was Trump anbelangt:
er wurde gewählt und kann auch in diesem Jahr wieder abgewählt werden…falls die Wählerinnen und Wählern Trumps Wahrheiten überdrüssig werden. Ich würde mich nicht getrauen, mich gegenüber Trump aufs hohe Ross zu setzen ….
Hut ab, wenn ein 12-Jähriger mit seinen Englisch- und Politikkenntnissen die Aussagen von Trump einordnen kann. Da hat wohl der Vater etwas viel Nachhilfe gegeben. Und hat dabei vergessen zu erwähnen, dass der flexible Umgang mit der Wahrheit ein typischer Charakterzug eines Politiker ist. Mit Trump hat das nicht viel zu tun.
„Und hat dabei vergessen zu erwähnen, dass der flexible Umgang mit der Wahrheit ein typischer Charakterzug eines Politiker ist.“
Sehr richtige und wichtige Bemerkung.
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Der Unterschied besteht darin, dass Trump es in aller Öffentlichkeit tut, während die meisten anderen Politiker versteckt mauscheln. Und ehrlich gesagt: Ich bin gar nicht mal so sicher, was davon ich schlimmer finden soll…
ein katastrophaler Denkfehler Röschu
Denn sein „ehrliches“ offen Lügen, bedeutet den totalen Niedergang.
Früher mussten Politiker zurücktreten, wenn sie ihrer Lügen überführt wurden. Denn der Grundsatz war, dass man eben ehrlich seine Sachen macht.
Trump hingegen führt uns zurück in die finstere Zeit der irren Könige und Diktatoren, die in reiner Willkür regierten.
Das idealisiert er auch. Er sagte: „würde ich auf offener Strasse einen Menschen erschiessen“, meine Wähler würden mich trotzdem wählen.
Das ist diktatorische Allmacht. Verhöhnung des Rechtsstaates. Dass die Wahrheit einfach immer gerade das ist, was ihm momentan in den Kram passt, ist das Gott-Königtum aus archaischen Zeiten.
@Reincarnation of XY
Die offensichtlichen Lügen machen es mir viel einfacher diese als solche zu erkennen. So kann ich mein eigenes Verhalten mit viel weniger Aufwand anpassen, als wenn ich geschickt und hinterhältig getäuscht werde.
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Wo ich Ihnen Recht gebe: Es ist bedenklich, dass trotz dieser Offensichtlichkeit offenbar viele Menschen Trump mögen bzw. ihn wählen. Man kann Trump aber kaum zum Vorwurf machen, dass er dies für sich nützt.
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Und zuletzt: Gerade die Mauscheleien / der Filz / die Vetternwirtschaft der „traditionellen“ Politiker haben wohl dazu geführt, dass Trump (quasi als Quereinsteiger empfunden) überhaupt zum Präsidenten gewählt wurde.
Röschu – natürlich: Trump ist nur ein Symptom für den Zustand der Gesellschaft und des politischen Systems.
Menschen wie Trump gibt es zuhauf, wirklich beängstigend ist es, wenn solche gewählt werden.
Das ist ein Armutszeugnis für Reps und Dems gleichermassen. Es ist auch ein Armutszeugnis für die Bildungseinrichtungen und Medienhäuser.
Darüber müssten wir nachdenken.
Eine Kolumne ist ja auch nur eine Kolumne. Sie hat noch nie den Anspruch auf Wahrheit erhoben…
Mit Trump hat das nur soviel zu tun, als dass er bis jetzt der einzige bekannte Politiker ist, der öffentlich lügt und öffentlich seine Lügen und Versprechungen nach kurzer kurzer Zeit „vergisst“. So etwas war wohl noch nie da!
Mit Trump hat das nicht viel zu tun, sagen Sie. Aber mit allen anderen leite ich von dieser Formulierung ab. Meine Auslegung, auch ein Geisterfahrer denkt so, alle anderen fahren falsch.
Zudem gibt es 12jährige, die das Gelesene und/oder Gesprochene auch verstehen im Gegensatz zu etwa 20prozent erwachsenen Analphabeten.
@Tim Meier
Dieses Phänomen, das sie beschreiben, nenne ich „erzieherischen Diskurs“. Hut ab vor Eltern, die sich solchen Fragen stellen, so subjektiv die Antworten auch sein mögen. Gerade in dieser Situation dient DT exemplarisch.
Die Eltern reagieren weder dogmatisch, noch sankrosankt geltend. Dies im Gegensatz zu DT, der seine Meinung stündlich ändert und in dieser nicht ganz einfachen Zeit, Musse findet, seine Meinung per social medias lauthals zu äussern. Ich frage mich, ob DT seine „aussergewöhnlich erfolgreiche Zeit“ als US-Präsident nicht sinnstiftender einsetzen sollte.
Zur Abwechslung sollen wir uns nun über T fetzen statt über C ?
Dass T es in diese Position geschafft hat, ist einem System zu verdanken welches in anderen Ländern genauso vorhanden ist; bloss nicht dermassen ausgewachsen. Daher erster Vorschlag, das eigene Land, den eigenen Kontinent mit all seinen Ungerechtigkeiten/herausfordernden Persönlichkeiten nicht übersehen. In USA ist alles ein paar Nummern grösser und daher offensichtlicher/unübersehbar. Zweiter Vorschlag, ich versuche mich mit Übernamen zurückzuhalten, das sind alles Menschen die es ernstzunehmen gilt, ja, manches wirkt nur noch grotesk und darüber lachen scheint das einzig mögliche zu sein, aber dahinter steht eine ganze Maschinerie, und die ist nicht zum lachen.
Trump weist eigentlich keine wünschenswerte Charakterzüge auf, und trotzdem funktioniert es eben auch. Es ist eine andere Art, durchs Leben zu kommen. Eine Art, die man einem Kind nicht totschweigen sollte, denn die Welt ist voller Trumps, und die Wahrscheinlichkeit, dass er später mit ähnlichen Figuren auf die eine oder andere Art zu tun haben wird, relativ gross.
Trump ist sogar ein Lehrstück, für Demagogie und anderes, nicht unbedingt nachahmenswert, aber man kann von dem Phänomen viel lernen, und man muss sogar unsere Kinder gerade auch auf solche Menschen vorbereiten. Dasselbe gilt für seine unbeirrbaren Anhänger. Trump hat mal vor (!) seiner Wahl gesagt: „ Ich könnte mich auf die Fifth Avenue stellen und jemanden erschießen und würde keinen Wähler verlieren“
Er hat Recht.
Im Dreieck der Schlüsselkategorien ‚Medizin‘, ‚Gesundheit‘ und ‚Krankheit‘ gibt es zwei diametral verschiedene Erklärungsmuster. Die der aktuellen Gesundheitswissenschaften, Medizintheorie und die der Lebensmittel- und Medikamentenwerbung. Bis heute benutzen Schule, Journalismus und Politik die Sprache der Werbung, nicht die der Wissenschaft. Ist das nun Lüge oder Gewohnheit, Pragmatismus?
In der Antike, als Gesundheit und Gottgefälligkeit (lat. salus) zusammenfielen, bedeutete gesunde Lebensweise gottgefällig durchs Leben zu wandeln. Die Werbung hat die Gottgefälligkeit durch individuelle Gesundheit ersetzt und nun unterstellt gesunde Ernährung eine Eigenschaft, die es objektiv nicht gibt und auch nie gemeint war. Lüge oder Unwissen?