Corona-Tagebuch

Die Kita schliesst – für immer

Nach dem Lockdown wird vieles nichts mehr so sein wie vorher. Auch für den Sohn unseres Autors.

Unbekannte Nach-Corona-Welt: Wir alle werden uns an Neuerungen gewöhnen müssen. Illustration: Benjamin Hermann

Mittwoch, 22. April

Sollen wir unseren Sohn bald wieder in die Krippe bringen? Das haben wir uns in letzter Zeit oft gefragt. Nach wie vor gilt ja die Vorgabe der Behörden, dass man sich zu Hause um die Kinder kümmern soll, wenn es irgendwie möglich ist. Irgendwie war das bis jetzt schon möglich, allerdings nur mit erheblichem Mehraufwand. Und die Gedanken daran, die Doppelbelastung aus Homeoffice und Betreuung zumindest für einen Tag aussetzen zu können, kamen in immer kleineren Abständen.

Dann klingelte gestern das Telefon und löste alle Gedankenspiele in Luft auf: «Hallo, hier ist die Kita. Leider müssen wir euch mitteilen, dass wir bald schliessen, also für immer.» Die Mitteilung traf uns aus heiterem Himmel. Denn die Stadt Zürich übernimmt alle Betreuungskosten für Eltern rückwirkend seit dem Lockdown. Kein Grund also, den Krippenplatz zu kündigen. Anscheinend lief es unserer Kita aber schon vorher nicht mehr wunschgemäss. Die Ausnahmesituation akzentuierte das Problem der geringen Auslastung.

Wir befürchten, dass die Kita-Schliessung nur ein Vorgeschmack ist auf das, was uns alle noch in grösserem Masse ereilen könnte.

Bis Ende Mai ist für uns ein Platz in einer anderen Filiale der Gruppe reserviert, zu welcher unsere Kita gehörte. Zudem gibt es viele andere Krippen in der Umgebung. Alles kein Problem also? Doch natürlich. Wir rechnen schon mit Schwierigkeiten bei der Rückkehr in die Kita, weil unser Sohn inzwischen wochenlang keinen Kontakt mehr zu anderen Kindern hatte. Hinzu kommen jetzt noch ein neues Umfeld und Betreuerinnen, die er noch nie gesehen hat. Babys brauchen zum Teil lange, um Vertrauen zu einer Person aufzubauen.

Für den Kleinen wird nach dem Lockdown also nichts mehr so sein wie vorher. Und für uns? Wir befürchten, dass die Kita-Meldung nur ein Vorgeschmack ist auf das, was uns alle noch in grösserem Masse ereilen könnte: Das Lieblingsrestaurant schliesst, der Kleiderladen nebenan geht zu, den Coiffeur des Vertrauens gibt es nicht mehr. Hoffentlich liegen wir falsch. Und wenn nicht, müssen wir uns halt an die neue Situation gewöhnen. Erwarten wir von unserem Sohn ja auch.

Corona-TagebuchDurch Homeschooling und Homeoffice sind sich Eltern und Kinder zurzeit so nahe wie nie. Im Mamablog berichten wir von Montag bis Freitag um 17 Uhr vom ganz normalen Wahnsinn aus dem Lockdown: von Kindern, Schule, Arbeit, Patchwork, Beziehungen, Social Distancing und kleinen Errungenschaften im neuen Alltag. Wie es in Yannick Wigets vier Wänden weitergeht, erfahren Sie nächsten Mittwoch. 

10 Kommentare zu «Die Kita schliesst – für immer»

  • Céline Weber sagt:

    @Giger: dass die Kitaplätze nicht zwingend staatlich subventioniert werden, ist Ihnen offenbar nicht bewusst. Unser Platz kostet 130.- pro Tag – wir schultern diese Kosten selbst und bezahlen daneben einen Haufen Steuern und Sozialabgaben. Unsere Jobs gibt es zu mindestens 80% oder gar nicht. Bitte nicht alles bunt durchmischen.

  • Tom Gyger sagt:

    Klar werde ich mit meiner Meinung einen Shitstorm ernten, aber egal, jemand muss es mal aussprechen (bin ja nicht der einzige der so denkt) und wir leben wir in einem freien Land.
    Wenn jemand ein Kind will, dann soll er sich auch darum kümmern, mit allem drum und dran. Aber nein, man setzt sie auf die Welt aber dann soll der Staat (wer ist das???) dafür aufkommen: Kita, Wohnung, Schule, Kinderzulagen, KK-Vergünstigung, Mutterschaft, Elternzeit,….warum eigentlich ? Netürlich ohne etwas dabei zu sagen dürfen. Ich wollte selber keine Kinder, schon gar nicht jene anderer Menschen !!
    Eigentlich, um das überleben unseres Planeten zu ermöglichen sollte man alle büssen die Kinder auf die Welt stellen.

    • Aquila Chrysaetos sagt:

      Unser Kind kann im Moment sogar während den Schulferien in die Tagi, weil meine Frau und ich beide sogenannte „systemrelevante Berufe“ haben. Und als Dankeschön erlässt uns die zuständige Behörde während der Covid-Zeit die Gebühren.

      Wenn meine Frau oder ich zu hause blieben, damit einer von uns 24/7 zu unserem Kind schaut, dann könnten die Tom Gygers dieser Welt schon mal anfangen, ihre Angehörigen im Spital wahlweise selber zu pflegen oder im OP zu behandeln.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      @ Tom Gyger

      Wenn ein Kinderloser das Pensionsalter erreichen will, dann bitte ohne Dienstleistungen und finanzielle Resourcen von jungen Generationen zu fordern. Will heissen: keine AHV, keine medizinsche Versorgung, keine Pflege, kein ÖV, kein Einkauf im Supermarkt, keine Flüge, keine Restaurantbesuche, kein Kino ect ect ect

      Wir Eltern wollen nicht, dass unsere Kinder für kinderlose Alte nach deren Pensionierung die Infrastruktur finanzieren müssen. Die Resource junger Mensch soll für jene reserviert sein, welche diese unter Entbehrungen grossgezogen haben.

      Vom Überleben der Umwelt zu faseln ist ja schon ein Hohn, entspricht doch der ökologische Fussabdruck von DINKs dem einer 5 köpfigen Familie. Bei Singles sogar einer 3 köpfigen Familie alleine.

  • 13 sagt:

    Bei den ganz Kleinen wird die Wiedereröffnung der KITA eine neue Eingewöhnung bedeuten. Ob nun in der Gleichen oder einer anderen spielt insofern nicht so ein Rolle. Und wer weiss, diese wäre vielleicht auch ohne Lockdown geschlossen worden.
    Ähnliches aus der Wirtschaft: Es werden nicht alle Geschäfte überleben, das ist richtig und ein Katastrophe für diejenigen, die es trifft. Tatsache ist aber auch, dass auch ohne viele Geschäfte die ersten 1-2 Jahre nicht schaffen, gerade in der Gastronomie. Und dafür gehen andere auf. Das Leben an sich wird dieser Lockdown nicht merklich verändern. Es wäre in manchen Bereichen sogar wünschenswert, passieren wird es aber nicht.

  • Bernhard Piller sagt:

    Ja, es ist hart. Aber wenn Kitas ebenso viele Betreuer pro Kind erfordern wie Eltern, machen Kitas gesellschaftlich keinen Sinn. Dann kann nämlich die Kita-Betreuerin des Kindes die Arbeit der Mutter machen und die Mutter betreut das Kind. Das ist absolut gleichwertig.

    • Lehrperson sagt:

      Es gibt keine Kita mit 1:1 Betreuung. Oder kennen Sie eine, wo denn?

      Ihr Post hat noch weitere Fehler:
      – eine Kita-Angestellte kann nicht einfach die Arbeit der Mutter machen, wie denn wenn diese Buchhalterin, Chemikerin, Dozentin oder was auch immer ist? Wie sollen denn das gehen? Wie umgekehrt auch nicht jede(r) ohne Ausbildung Kleinkindbetreuer ist.
      – Und wenn schon: warum die Arbeit der Mutter übernehmen, warum nicht des Vaters?

      Auch eine Nanny bei einem Einzelkind macht Sinn, wenn damit beide Eltern ihren spezialisierten Berufen nachgehen können.

      Mir ist klar, dass Ihnen das alles auch klar ist, sind ja eigentlich alles „no brainer“. Aber netter Versuch…

      • Bernhard Piller sagt:

        Ich habe nicht von einem Verhältnis 1:1 gesprochen. Es kann auch 1/2 Betreuungsperson pro Kind sein.
        Tatsache ist, dass Kita-Plätze so teuer geworden sind, dass der Lohn des Zweitverdienenden bei 2 Kindern komplett aufgebraucht wird. D.h. dass mit der Kita kein Effizienzgewinn gewonnen wird. Ausser eben der Zweitverdiener hat den viel höheren Lohn als der der Kitabetreuerin. Für alle anderen macht die Kita aber keinen Sinn mehr.

  • Zwygart R sagt:

    Eventuell wäre es besser, man würde sich wirder an das Restaurant von nebean erinnern, an das Kleidergeschäft um die Ecke, die Bäckerei in der Strasse, statt das ganze Geld den ausländischen Internetriesen in den Hintern zu schieben. Ein Umdenken ist sehr nötig.

    • Maike sagt:

      Wo gibt es den diese Lägen noch ? Die sind doch fast alle durch unser eigenes Kaufverhalten schon lange vor Corona pleite gegangen. Die ganzen kleinen Bäcker, die wirklich alles von Grund auf per Hand gemacht haben beispielsweise. Wenn die die Kosten wirklich 1:1 weitergegeben hätten, hätte ein Brötchen gut sein 5 Franken gekostet.
      Zudem hätte man sie wohl auch noch als raffgierig bezeichnet – genauso wie wir aktuell mit unseren Bauern umgehen.

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