Schluss mit Lästern über Religion

Warum unser Papablogger auch als Atheist seinen Kindern künftig einige christliche Tugenden vermitteln will.

Halleluja: An Ostern hat unser Papablogger seinen Umgang mit dem Christentum überdacht. Foto: iStock

Jetzt ist es also vorbei, dieses doch eher merkwürdige Osterfest. Es brachte gutes Wetter und nette Geschenke für die Kinder, aber auch einen Papst, der seine Osterriten sehr allein vollzogen hat, und viele Gläubige, die damit gehadert haben, nicht in die Kirchen gehen zu können, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Ausserdem gab es die üblichen belustigt-abwertenden Kommentare in Richtung Tanzverbot am Karfreitag und verbotene Filme von «Das Leben des Brian» bis «Mary Poppins».

Als Atheist gehen mir solche Kommentare auch zumeist ausgesprochen leicht von der Zunge. Wenn man wie ich nicht an etwas Übernatürliches glaubt und die persönlichen Gottheiten spezifischer Religionen für naturwissenschaftliche und vor allem moralische Zumutungen hält, dann fällt einem Spott sehr leicht.

Die Freude am Lästern

Insbesondere dann, wenn Gläubige durch ihre eigene Religion navigieren wie durch einen Supermarkt ohne Einkaufszettel: «Guck mal, das sieht nett aus, nee, das brauch ich nicht, da gibt es was im Sonderangebot.» Es fällt schwer, Respekt vor Weltanschauungen aufzubringen, die meinen, aus der ihnen heiligen Schrift Homophobie und Sexismus herleiten zu müssen, dann aber nicht mal in der Lage sind, zwischen unbefleckter Empfängnis und jungfräulicher Geburt zu unterscheiden. Das wirkt so ignorant wie willkürlich.

Gleichzeitig scheint eine zunehmend säkularisierte Gesellschaft enormes Vergnügen daran zu entwickeln, insbesondere die christliche Religion herabzusetzen. Damit meine ich vor allem mich und Menschen aus meiner Filterblase. Personen also, die sich eher links der Mitte verorten, die Religionsfreiheit von muslimischen und jüdischen Gläubigen (zu Recht) verteidigen, aber das Christentum in einer eher beiläufigen Art und Weise mit Häme und Blossstellungen überziehen.

Mein Vorsatz zur Barmherzigkeit

Nicht, dass wir uns missverstehen: Auch und gerade über die christliche Religion kann hervorragend gespottet werden, und sie tat und tut wirklich allerhand, um sich den Spott redlich zu verdienen. Und wenn man sich anschaut, wie zögerlich und feige ihre Würdenträger mit den grauenhaften Verbrechen umgehen, die innerhalb ihres Wirkbereiches Kindern angetan wurden, bestellt sie sich zugleich jede Menge Hass und Verachtung.

Das ändert aber nichts daran, dass (auch meine) Kritik am Christentum gelegentlich ausgesprochen wohlfeil ist, weil sie sich ein ungefährliches Ziel sucht. Wenn ich mich über diese Religion als ein Plagiat des Judentums lustig mache, die ihre Feiertage, Sakramente und Mützen dem Mithraskult geklaut hat, dann tue ich das auch deshalb, weil das für mich keine Konsequenzen hat. Wenn ich mich über ein Tanzverbot als unbotmässigen Machteinfluss der Kirche auf den Staat ärgere, fällt mir das leicht, weil das Christentum ein leichter Gegner ist. Klar gilt das nicht immer und überall. Ich wohne nicht im tiefsten Bayern, ich bin nicht auf konfessionelle Kitas oder Schulen angewiesen und auch nicht umzingelt von Krankenhäusern, die meiner Lebenskomplizin einen Schwangerschaftsabbruch verweigern würden. Aber es ist eben auch nicht so, dass ich hier im Mamablog Mohammed-Karikaturen veröffentlichen würde.

Na dann: Halleluja

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Und sie haben absolut nichts damit zu tun, dass sich im Islam nichts Kritik- und Spottwürdiges finden liesse. Deshalb habe ich mir an diesem Ostern als Atheist etwas beinahe Christliches vorgenommen: Ich möchte etwas barmherziger mit dem Christentum und seinen Gläubigen umgehen. Und das vor allem auch meinen Kindern vermitteln. Das heisst nicht, dass ich vorhabe, unkritischer zu sein. Im Gegenteil: Ich will versuchen, so präzise wie möglich zu sein.

Das bedeutet, das Christentum da zu stellen, wo es schuldig wird, Blödsinn erzählt oder schlicht und ergreifend versagt. Das bedeutet aber auch, den christlichen Kirchen Respekt für ihren Umgang mit Geflüchteten zu zollen. Vorgeblich christlich geprägte Parteien mit der Frage in die Schranken zu weisen, was diese denn genau an Nächstenliebe und Mitgefühl nicht verstanden hätten, verdient jede Anerkennung. Und vor allem bedeutet es für mich, den Automatismus des Lästerns über das Christentum abzustellen, wenn meine Kinder sich erkundigen, was ich allgemein von Religion halte. Denn das haben sie ja überhaupt nicht gefragt. Ich nehme mir also vor, mich als entschiedener Gegner Gottes einiger christlicher Tugenden zu befleissigen. Na dann: Halleluja.

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96 Kommentare zu «Schluss mit Lästern über Religion»

  • Hans Huber sagt:

    Ähm Kevin, ich würde Ihnen ja zustimmen, wenn ich das tun würde, was Sie mir vorwerfen. Tue ich aber nicht. Wo lesen Sie diese Pauschalisierungen in meinem Text? Sie unterstellen mir als Christ einfach irgendwas, das Sie denken, wie ich als Christ über die Gesellschaft denken muss. Leider entlarven auch Sie sich damit als inkompetent, Christen zu kritisieren, sorry

    • Kevin sagt:

      @ H. Huber: Ihre erste Pauschalisierung: Indem Sie verlangen, Pickert solle sich doch zuerst mal „richtig“ (!) mit dieser 2000 Jahre langen Geschichte auseinandersetzen, unterstellen Sie, nur unkritische Christen würden das „richtig“ machen. Ihre zweite Pauschalisierung: Obwohl Pickert im letzten Absatz klar zwischen Tadelns- und Lobenswertem differenziert, werfen Sie im Pauschalisierung vor.

  • Br. Paul Zahner, Franziskaner OFM, Zürich sagt:

    Danke für den Kommentar. Verblüfft hat mich allerdings der letzte Satz: „ein entschiedener Gegner Gottes zu sein“, bedeutet nicht Atheist zu sein. Einen Atheisten lässt es kalt, ob es Gott gibt oder nicht. Ein Nontheist leugnet ausdrücklich, dass Gott existieren kann und ist ein ausdrücklicher Gegner Gottes. Offensichtlich teilen Sie diese Meinung und können dann gar nicht ruhig bleiben angesichts des Christentums, sondern Sie müssen dagegen sein. Das wird sicherlich seine Gründe haben. Gerne sende ich Ihnen tausend Grüsse.

  • Hans Huber sagt:

    Herr Pickert, ich finde Ihren Text wirklich mutig. Nicht deswegen, weil Sie sich selbst kritisieren. Nein, mutig finde ich, dass Sie offen zugeben, wie inkompetent Sie in Sachen Christentum sind, indem Sie z.B. alle Würdenträger kurzerhand in einen Topf werfen. Oder: Sie unterstellen der ganzen Christenheit homophob zu sein. Herr Pickert, setzen Sie sich doch zuerst mal richtig mit dieser 2000 Jahre langen Geschichte auseinander, befragen Sie verschiedenste Christen und Kirchen von heute, und lesen Sie doch mal die Bibel durch, bevor Sie sich damit brüsten, wie selbstkritisch Sie nun mit Ihrem eigenen Christen-Bashing umgehen. Um Christen zu kritisieren, braucht es Kompetenz. Ihre paar Mainstream-Läster-Argumente sind echt alter Kaffee. Danke, dass Sie das zugeben – wenn auch ungewollt.

    • Kevin sagt:

      @H. Huber: Das ist wieder typische christliche Selbstgerechtigkeit: Pauschale Kritik gegenüber der gesamten Gesellschaft (Sittenverfall, Glaubensverlust, Konsumgesellschaft, etc., etc.), aber gleichzeitig anderen Pauschalisierung vorwerfen. Wenn das Mass Ihrer „Kompetenz“ Massstab für Kritik an Christen ist, kann jeder Christen krittisieren!

  • hybrid! sagt:

    Die Genozide des Tanachs sind tatsächlich grausam. Allerdings gibt es kein Gebot, das zum Genozid aufruft. Es sind tatsächlich vor allem mythisch-historische Passagen. Es lässt sich daraus kein Einverständnis für spätere Genozide ableiten. Da die Offenbarungse. G. gemäss den jüdischen Kanonikern schon längst vorbei ist, lässt sich der Genozid nach der Kanonis. des Tanachs nicht mehr bibl. rechtfertigen. Aber den Tanach vor allem als ethische Leitlinie zu nehmen ist sowieso falsch. Menschen haben diese Schriften geschrieben, die mit ihrem Intellekt Gott gesucht haben – und meiner Ansicht nur zum Teil gefunden haben. Ist der bibl. G. gut? Unklar, von G. Handeln auf menschl. Geb. zu schliessen wäre ein F., aber eine Ebenbildl. und auch ein zivilisatorisches Ziel u. Inspiration sind sicher da.

  • Matthew Buchwalter sagt:

    Zitat: naturwissenschaftliche und vor allem moralische Zumutungen hält. Nun, ich als Physiker sehe da keine Zumutung. Es ist ein Aberglaube, dass sich der Christliche Gott und Naturwissenschaften gegenseitig ausschliessen. Mir als Naturwissenschaftler in der Forschung steht nichts im Wege zu glauben. Im Namen Gottes wurde durchaus viel Übel angerichtet aber eben auch sehr viel Gutes. Und wenn man die Gräueltaten der Menschen ohne Glauben anschaut, dann sieht die Bilanz des Christlichen Glaubens plötzlich nicht mehr so schlecht aus. Erstaunlich eigentlich, dass nie jemand auf den Vikinger herum hackt, wo die doch ganze Landstriche vergewaltigt, geplündert und umgebracht haben. Aber der Author hat recht. Über Christen lässt sich ganz gut lästern, das gehört inzwischen zum guten Ton.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Herr Buchwalter, wenn der Wikinger Religion heute noch aktive Weltreligion wäre und deren Priester und Religionslehrer uns und unseren Kindern in der Schule sagen würde.
      Dass Odin der vollkommene Gute ist, dass wir ihre Religion brauchen, um ethische Menschen zu sein und dass ihre Überlierung göttlichen Ursprungs seien und nicht im Widerspruch zu Wissenschaft.
      Dann würde ich selbstverständlich dagegen opponieren und argumentieren.

      P.S. Ein guter Freund von mir ist auch Physiker und gläubiger Christ. Ich akezptiere das.
      Dennoch muss ich ihrer Behauptung widersprechen: die naturwissenschaften widersprechen den biblischen Aussagen.
      Laut Jesus sind z.B. dämonische Besessenheiten oft Ursache von Krankheiten. etc. etc.

      • Muttis Liebling sagt:

        Es geht nicht um Details sondern um die Feststellung, unser naturwissenschaftliches Weltbild, die Kosmologie, die Evolutionstheorie, usw. kollidieren nicht mit Religionen, gleich welche. Wittgenstein formuliert das knapp: ‚Nicht wie die Welt ist, das sie ist, ist das Mysterium.‘

        Krankheit ist eine kulturelle, keine naturwissenschaftliche Kategorie. Da bildet das Christentum tatsächlich eine Ausnahme. In allen anderen mir bekannten grossen Religionen, Islam, Judentum, Buddhismus, Zoroastrismus, selbst in der griechischen Mythologie, kommen Krankheit und Heilung von Gott. Allerdings wurde das im Nachhinein mehrfach korrigiert, z.B. in den ignatinischen Lehren der Jesuiten. Da heisst es, alles was es gibt, kommt von Gott, auch das Böse.

    • Smee Afshin sagt:

      Aber nein, Herr Buchwalter, mit Ihrem letzten Satz irren Sie sich. Ich, als ehemaliger Christ und weiterhin Verteidiger, wenn Sie so wollen, christlicher Werte, erlebe fast nur Zuspruch, wenn ich auf Respekt für Religionen poche. Intoleranz gehört nur in wenigen Gesellschaften zum guten Ton. Schliessen Sie nicht von einigen, gehässigen Forenkommentaren auf die Menschen im Allgemeinen. Die meisten sind ganz aufgeschlossen, Religiöse wie Agnostiker.

  • Sonusfaber sagt:

    Zum Thema empfehle ich die Werke des deutschen Historikers Karlheinz Deschner, zum Beispiel seine zehnbändige „Kriminalgeschichte des Christentums“: Man muss schon eine recht verzerrte Wahrnehmung der (historischen) Wirklichkeit haben sowie auch der Gegenwart, und die meisten von uns haben sie durchaus, um dieser Religion etwas Gutes abzugewinnen, denn ihre verheerenden Auswirkungen auf die Menschheit und ihre Geschichte können nur unterschätzt werden (die unerhörte Grausamkeit des Gottes des Alten Testaments, der den Westen nachhaltig geprägt hat, stellt alles in den Schatten, auch die schlimmsten Verbrechen durch Menschenhand). Daher: Am Christentum (und wohl auch an den anderen monoteistischen Religionen) ist nichts zu retten, wirklich nichts. Nicht aus ethischer Sicht …

    • Reincarnation of XY sagt:

      Sonus – ich glaube nicht dass der Osten mit weniger Grausamkeit gespickt ist als der Westen.

      Lesen Sie mal Harari „kurze Menschheitsgeschichte“
      keine 10 Bände, nur ein Buch
      wenn wir die Entwicklung von Religionen objektiv und global betrachten, gemeinsam mit allen anderen Entwicklungen, dann bekommen wir ein objektiveres Bild.
      Denn mit ihrer Betonung auf Übel/Grausamkeit = Westen/Monotheismus ist ihr Blick eben auch wieder verstellt.

      Also unbedingt Harari lesen „Kurze geschichte der Menschheit“ (auch wenn er leider hin und wieder in Kulturpessimismus abgleitet) deshalb zum Ausgleich dann noch Pinker „Aufklärung jetzt!“

  • Smee Afshin sagt:

    Herr Pickert, wie Sie in diesem Forum sehen, stehen die fundamentalistischen Agnostiker den fundametalistischen Religiösen in Sachen Intoleranz, Missionierung und Anspruch auf Interpretationshoheit in nichts nach. Nur wenn Sie ihren Kindern auch die guten Seiten des Christentums zeigen, können aus ihnen umsichtige, grossmütige und tolerante Atheisten werden.

  • hybrid! sagt:

    Die jüd. Aufklärer haben zwischen „G. Gesetzen“ und „menschlichen Gesetzen“ unterschieden, Gottes Gesetze sind manchmal unverständlich (könnte auch auf die tot. Ansprüche im NT übertragen w.). Es ist nicht überliefert, dass aufgrund Lev. homosexuelle Menschen getötet wurden zur Zeit des alten Israels. Lev. war ursprünglich für die Priestersch. gedacht, bis die Gebote auf die ganze Bevölkerung ausgeweitet wurden. Es lässt sich fragen, ob dies G. Wort ist. Der Punkt ist jedoch, dass diese Mythen und Geschichten heute die ganze Welt prägen und einen gehörigen Einfluss nahmen auf jegliche Ideologie, die sich gebildet hat. Es ist also ein wichtiger Teil davon, wer wir sind und wer wir wurden und werden, des kollekt. (Un-)Bewussten. Im Ggs. zum NT wird im Tanach wenig der Glauben gefordert.

  • Barbara Beeler sagt:

    Um AT, bzw. in der Thora, ist religiöse Toleranz ein grosses Thema. Lesen Sie die sieben noachidischen Gebote.

    • fufi sagt:

      Frau Beeler, WO bitte stehen diese Gebote?
      (Buch, Kapitel, Verse).
      Oder ist das einfach so ein Sammelsurium von Sprüchen, die Sie (oder wer sonst auch immer) selbst so schön gebrauchsfertig und pflegeleicht zusammengebastelt haben?

      Nein, ich mein’s echt ernst, weil auch ICH kann mit der Bibel so ziemlich alles beweisen, wenn ich mir bloss die richtigen Stücke aus dem grossen Kuchen rausnehme, und den Rest halt den Rest sein lasse ……

      • Reincarnation of XY sagt:

        Frau Beeler ich kenne das mosaische Gesetz sehr gut. Das war alles andere als tolerant.
        Schon auf kleine Vergehen stand die Todesstrafe, erst Recht bei Apostasie, Gotteslästerung u.ä. Andere Religionen galten als Zauberei (Hexe). Diese mussten laut mosaischem Gesetz (auch unter Androhung der Todesstrafe) denunziert und getötet werden.
        Auch wird im AT sehr sehr oft zu Heiligen Krieg (Genozid) aufgerufen.
        Die herrschende christliche Kirche, die (bis zur Aufklärung) nie tolerant war, berief sich auf diese sehr sehr zahlreichen Bibelstellen, für ihr blutiges Handeln.

        Ich finde es sehr dreist, dass Gläubige diese unleugbaren Tatsachen nicht nur unter den Tisch kehren, sondern einfach das Gegenteil behaupten.
        So etwas ist unlauter und auch unethisch.

      • Smee Afshin sagt:

        Als Tod verstehen viele orthodoxe und fundametalistische Religionen den Auschluss aus der noachidischen Gemeinschaft, also im Sinn von „der ist für uns tot“. Auch das ist brutal und widerspricht den christlichen Werten, hat aber mit körperlicher Gewalt nichts mehr zu tun. Natürlich gibt es auch religiös Wahnsinnige, die sich an den wörtlichen Text halten.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Smee – euch wenn man die archaischen Texte vergeistigt wird es nicht viel besser.

        Der soziale Tod, den Sie hier ansprechen (wie ihn z.B. die Zeugen Jehovas konsequent praktizieren) ist durchaus ein christlicher Wert. Im Neuen Testament werden die Gläubigen mehrfach dazu angehalten ihn zu praktizieren.

        Smee – Tatsache ist: die Menschen sind humaner als die „heiligen“ Texte es sind.
        Deshalb haben die Gläubigen immer wieder versucht, allzu brutale Stellen zu vergeistigen und umzudeuten bzw. sie zu ignorieren und schlicht das Gegenteil zu behaupten.

        Deshalb ist es umso schlimmer, wenn die Religion behauptet, sie sei der Ursprung und Garant für den Fortbestand der Humanität.

  • Stefan Meier sagt:

    Immerhin einer, der zugibt, dass seine Kritik im besten Fall wohlfeil ist.
    Ich finde: Sie ist im Grunde nur feige.
    Natürlich sind die Kindsmissbräuche unerträglich und gehören (und werden!) schonungslos aufgeklärt und sanktioniert. Nur: Das sind Versagen von Würdenträgern, nicht von Gott oder Jesus.
    Feige deswegen, weil wir Angehörige der Landeskirchen Euch „Kritikern“ (eher: Spöttern) keine verhetzten Radikalen mit Messern auf den Hals hetzen, wie Salman Rushdie oder Kurt Westergaard das nun seit Jahren erleben dürfen.
    Denn dazu sagt Ihr: Nichts. Dass solcherlei im Koran durchaus legitimiert ist: Kein Kommentar, oder im besten Fall, ganz paternalistisch: Sind arme Moslems, gehirngewaschen, blitzradikalisiert, oder „psychisch auffällig“ (Neusprech für Islamisten).

    • Kevin sagt:

      Gäbe es keine säkular-vernunftorientierten, Kritik an Kirche und Religion übenden Menschen, wäre der Mann immer noch Oberhaupt der Familie, hätten Frauen immer noch kein Wahl- und Stimmrecht und dürften ohne Einwilligung des Mannes kein Bankkonto eröffnen, würde sich ihr Kosmos beschränken auf KKK (Kinder, Küche, Kirche), wäre Abtreibung immer noch verboten, Masturbation eine schwere Sünde, Homosexualität strafbar und würde Kindesmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen weiterhin vertuscht, kurz, wäre christen-kirchliche Körper-, Sexual- und Frauenfeindlichkeit immer noch Alltag. Nein danke! Kritik an Kirche und Religion im besten aufklärerischen Sinne war und bleibt notwendig.

    • Stefan Schmidt sagt:

      Soll das ernsthaft ein Argument sein?
      Dass Christen hier in Europa keine „Ungläubigen“ oder „Blasphemiker“ mehr umbringen?
      Nach dem Motto: „Seid froh, dass ihr überhaupt etwas sagen dürft!“
      Sorry, das ist ja mal eine völlig verquere Denkweise.

      Richtige Denkweise: Es ist ein Schande und absolut untragbar, wenn jemand bedroht wird, weil er sich über Religionen lustig macht.

    • Sonusfaber sagt:

      Herr Schmid, woher wissen Sie, dass nicht Gott und nicht Jesus versagt haben? Kennen Sie sie persönlich? Haben Sie einen unwiederlegbaren Beweis dafür? 2 x nein. Und so oder so: Es gibt kaum etwas Furchtbareres als den Gott des Alten Testaments, insofern ist das Wort „Versagen“ eine unverfrorene Verniedlichung ….

  • Siwa sagt:

    Ich stimme mit Ihnen überein, dass es am Christentum einiges gibt, das nicht so ist, wie es sein sollte oder sein könnte. Das trifft wohl für die meisten -tum zu. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich wieder vermehrt vom Handbuch des Christentums prägen zu lassen. Sie haben vor, „das Christentum da zu stellen, wo es schuldig wird, Blödsinn erzählt oder schlicht und ergreifend versagt“. Das tönt ja sehr eindrücklich, aber anhand welchen Massstabs messen Sie das? Falls Sie das nicht eh schon machen oder vorhaben, empfehle ich Ihnen die Lektüre des Handbuchs. Nehmen Sie eine moderne Übersetzung der Bibel und beginnen Sie mit dem Neuen Testament und anschliessend das Alte Testament. Faszinierende Lektüre und hilfreicher Massstab für Ihren neuen Weg.

  • fufi sagt:

    Achtung! Vielleicht wird’s jetzt etwas akademisch-theoretisch:

    Ein System darf berechtigterweise nur von innen her kritisiert werden.
    Erst in der Vernetzung verschiedener Systeme dürfen diese sich gegenseitig kritisierung, und auch das nur, soweit es Punkte betrifft, die Teilmengen der betreffenden Systeme sind.
    Klar, das tönt erstens sowieso und mit Blick auf die real-existierende Umunsherumwelt recht abgehoben.
    Was damit gemeint sein könnte:
    Wenn wer sagt, er habe „mit der Kirche“ nichts am Hut, und auch tatsächlich (fast) keine Berührungspunkte bestehen (z.B.Kirchensteuer), der darf erstens keine Kritik an der Kirche üben und sollte sich tunlichst zurückhalten, an irgendwelchen kirchlichen Anlässen wie etwa Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen teilzunehmen.

    • fufi sagt:

      Ebenso steht es keinem irgendwie-Religiösen auch nicht im Geringsten zu, einen anders- oder nicht-Religiösen wegen seines Glaubens-oder-so zu kritisieren und ihm ungefragte Rat- oder „ReligiöseFaustschläge“ zu geben.

      Das Ganze erinnert mich daran, als würde ein Handballer einem Fussballer sagen, er spiele nach falschen Regeln, um den Ball ins Tor zu bringen.
      Klar: Wenn sich 2 „Gläubige“ gegenüberstehen, wird’s manchmal schwierig, etwa: Schutz allen Lebens und Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
      Meine Bitte: Achtet eure eigenen Grenzen und akzeptiert die Grenzen des Anderen. GEGENSEITIG!!!

      Es ist noch niemand gestorben, bloss weil er den einen Glauben hatte, jedenfalls solange kein Anders-Gläubiger dabei etwas nachgeholfen hat.

      • Dominique Becht sagt:

        Da stehen Sie aber ganz schräg in der Landschaft, fufi, solange unser Land noch in vielen Belangen so stark von Kirche und Religion geprägt ist, ist Kritik doch fast lebensnotwendig…und auch überall dort, wo Extremisten unsere Freiheit bedrohen, ist Widerstand angesagt! Barmherzigkeit ja, aber auch Kritik und Widerstand ja.

      • fufi sagt:

        @DB
        Nein, das ist nicht eigentlich lebensnotwendig. Es sei denn, Sie werden aus besagten Gründen am Leben gehindert (was ich zwar nicht eigentlich verstehen könnte).
        Aber, wiederum theoretisch: Wenn Sie sich in ihrem Leben wegen Kirche und Religion behindert fühlen, dann überlappen sich hier mindestens 3 Systeme, von denen Sie ein Teil davon sind. Und soweit üben Sie Ihre Kritik wiederum von innen her. So rein theoretisch.
        Praktischerweise bin ich der Meinung, solange es mich nicht wirklich betrifft, sollte ich mich über kleine Dinge nicht allzusehr aufregen.
        (ich spreche hier NICHT von X, oder Y, oder Z!)

        😉

    • Stefan Schmidt sagt:

      „Ein System darf berechtigterweise nur von innen her kritisiert werden.“

      Wo steht das geschrieben? Warum sollte das so sein? Das ist falsch hoch drei.

      Wenn im kommunistischen Nordkorea Menschen in Internierungslagern verschwinden, darf ich das nicht kritisieren?

      Wenn Mitglieder der katholischen Kirche Kinder missbrauchen, darf man das als Nicht-Mitglied nicht kritisieren?

      Ich denke, Sie sollten Ihre Aussage noch mal überdenken!

      • fufi sagt:

        Tja, hat vielleicht nichts mit Theologie oder Religionen zu tun, aber vielleicht mit Logik, Philosophie oder sonst so was für Sie wohl Gerschwurbeltem.
        Und von wegen der RKK: Ich hab extra geschrieben, das sei theoretisch. In der Praxis bestehen halt eben die besagten, berühmt-berüchtigten Teilmengen.
        Und ja doch: WENN Sie mit der RKK nun wirklich NICHTS, GAR NICHTS zu tun haben täten, wäre Ihre Kritik unberechtigt (so rein theoretisch!)
        Sehen Sie letztlich tun Sie dasselbe, wie die Kirche mit Ihnen: Sie kritisieren Andere allein aufgrund Ihres eigenen Glaubens/Überzeugung/Geisteshaltung oder wie immer Sie das nennen möchten. OHNE das SIE dabei involviert wären.
        KIlar, tu ich ja auch, aber wie gesagt: Ich hab einen theoretischen Gedankenanstoss geben wollen 😉

      • fufi sagt:

        Sehen Sie, Herr Schmidt, Sie fahren jetzt natürlich grad die gröbsten Geschütze auf, sozusagen. Selbstverständlich ist es richtig wenn wir das kritisieren, das heisst eigentlich eben gerade NEIN!
        Was sollen wir das denn kritisieren, und uns dabei so schaurig gut fühlen, wenn wir nichts dagegen tun? EBEN!
        Reine Kritik, und erst recht Aussenkritik, ist reine Augenwischerei, Selbstbestätigung und wie’s im Text steht, recht Wohlfeil, weil danach hat man sein Gutmenschentum bewiesen und kann zufrieden zurücklehnen.
        Falls irgendwelche Verhältnisse irgendwo verbessert werden sollten (Ihrer Meinung nach), dann genügt keine Kritik, dann ist Einflussnahme notwendig. Und wenn Sie das denn auch wirklich tun, dann werden Sie (Theorie!) Teil eines neuen Ober-Systems und und agieren von innen her.

  • Stephan sagt:

    „Ich nehme mir also vor, mich als entschiedener Gegner Gottes einiger christlicher Tugenden zu befleissigen.“
    Ein interessanter Satz, denn die gewählte Formulierung setzt voraus, dass es einen Gott gibt – sonst könnte man nicht dessen Gegner sein. Man will ja nicht wie Don Quichote gegen Windmühlen kämpfen, oder?
    Wenn es aber einen Gott gibt: ja, wie ernst nimmt er wohl seinen Gegner? Was mag ihm der Gegner denn überhaupt anhaben?
    Das Thema „christliche Tugenden“ hätte eine eigene Abhandlung verdient: welche Tugenden sind das denn überhaupt? Bei der Diskussion, und das zeigen auch die ersten Kommentare hier, wird man schnell auf unterschiedliche Aussagen stoßen. Ein Hinweis: eine christliche Tugend „Toleranz“ kennt die Bibel nicht.

  • Kevin sagt:

    Was Pickert da unter „christliche“ Tugenden versteht, sind nichts anderes als allgemeinmenschliche Tugenden mit christlich-religiöser Ummantelung (Begriffsbildung): Mitmenschlichkeit/Mitleid wird zu Nächstenliebe/Barmherzigkeit. Wahre Atheisten befreien das Wesen der Tugenden von religiös-jenseitsorientiertem Ballast. Diese Ummantelungen entehren den Menschen, denn sie sprechen ihm ab, als Mensch als Solches tugendhaft sein zu können. Indem Pickert, der sich eigentlich als Atheist versteht, keine atheistischen (humanistischen), sondern christlich etikettierte Begriffe verwendet, ist er eben doch eher ein Christ und Theist, aber kein Atheist.

    • Jänu sagt:

      Sehr gut erkannt! Pickert kann sich höchstens als Agnostiker bezeichnen, aber sicher nicht als Atheist. Ein Atheist lehnt grundsätzlich alles ab, was sich aus einer Gottesfigur ableitet. Ein Agnostiker geht von einer Unbeweisbarkeit der Existenz eines Gottes aus, glauben kann er aber durchaus an einen Gott. (Agnostischer Theismus).
      Schluss mit dem Lästern über Religion? Warum denn, wenn Religionen oder (sehr) Religiöse jeden Tag aufs Neue Kritik provozieren, sich Übergriffe in säkulare Bereiche des Lebens leisten?
      Pickerts grundsätzlicher Fehler ist die Gleichsetzung von Religion und Angehörigen einer Religion. Die Kritik an oder der Spott über die Religionen treffen ein System, nicht das Verhalten oder den Glauben des Einzelnen.

      • Stefan Schmidt sagt:

        Völlig richtig!

        Respekt muss man vor dem Grundrecht haben, dass jeder seine Religion ausüben darf (so lange er nicht die Rechte eines anderen verletzt).

        Aber Ideologien verdienen keinen Respekt. Sie brauchen auch keinen Respekt. Es sind nur Ideologien.
        Und wenn sie unsinnig, grausam oder unbeweisbar sind, dann ist es völlig in Ordnung das auch deutlich zu sagen.

  • Marcel Peter sagt:

    Also ich kann GottanbeterInnen keinerlei Respekt zollen. Erstens hat ein allfälliger Gott keine Anbetung verdient, sondern müsste für sein Tun (=Schöpfung) angeklagt werden. Und die Mehrheit solcher GottanbeterInnen sind heuchlerisch genug, um ihren Gott anzubeten/zu verehren aber Dienste von Menschen in Anspruch zu nehmen. Ich werde auf jeden Fall niemandem irgend einen Dienst erweisen, der sich als Gottanbeter zu erkennen gibt. Soll so einer sich doch bitte auf seinen Gott und nicht auf seine Mitmenschen verlassen.

    • Stefan Meier sagt:

      Was für ein gehässiger Kommentar.
      Ich bin Ingenieur, aber glaube durchaus, dass es göttliche Gesetze gibt (in der Physik als Axiome, als unbeweisbare Lehrsätze, bekannt).
      Wenn ich also Sie freundlich nach dem Weg frage, werden Sie mir das aber wohl verweigern.
      Einfach, weil ich an Gott glaube.
      Aber vor dem Islam dann den Bückling machen und deren Schandtaten (Selbstmordanschläge mit vielen zivilen Opfern) dann schönreden.

  • Champedissle sagt:

    In der Schweiz wimmelt es ja nur so von Atheisten. Das kommt davon, dass wir ein Volk von Geizhälsen sind, die lieber die Kirchensteuer sparen als auf ein paar Joints zu verzichten. Im Ausland ist die Kirchensteuer anders geregelt, da zahlen auch Atheisten, da gibts aber kaum welche.

    • Kevin sagt:

      Sie sprechen die Kirchensteuern der Mitglieder an. Damit müssen zuallererst die gesamten, religiösen Eigeninteressen finanziert werden, d.h. Gottesdienste und die übrigen Kulte und Riten. Genau das aber sagt immer mehr Menschen immer weniger. Nur logisch, dass sie diese nicht weiter mitfinanzieren wollen. Das hat etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun, aber nichts mit Geiz oder zahlen Sie etwa für Dinge, die ihnen nichts bringen.

    • Markus Müller sagt:

      Ich habe als überzeugter Atheist seit meiner Jugend über 30 Jahre lang Kirchensteuern bezahlt (ca. 40’000.-), nur damit man nicht sagt, es sei wegen dem Geld gewesen.
      Aus meinem Bekannten-Kreis zahlen die meisten noch Kirchensteuern, obwohl sie philosophisch gesehen Atheisten sind, oder auf jeden Fall in keiner Art Christen gemäss apostolischem Glaubensbekenntnis.

    • Stefan Schmidt sagt:

      Äh, nein. Falsch.
      Zumindest in Deutschland ist es nicht so. Wenn man sich von der Kirche abmeldet, zahlt man keine Kirchensteuern.

  • Oliver sagt:

    Viel Ego und wenig Religio. Oder wie der Metzger fragt: dörfs e bitzeli meh (hier Erkenntnis) si?

    • Stefan Meier sagt:

      Man kann sich durchaus mit der Schöpfung auseinandersetzen. Ich glaube an Gott und Jesus. Und zu seiner Zeit stapften hunderte Wanderprediger durch das Land, aber jeder von denen wurde als das enttarnt, als das er war. Ausser Jesus; er wird damals schon viele und mächtige Gegner gehabt haben, die ihm seine Heilungen noch so gern als Taschenspielertricks madig machen wollten. Sie versagten offenbar allesamt. Und nichts wäre schlimmer, als dass der Kerl nun auch noch aus seinem Grab verschwindet – zwecklos, beide Wachen pennten tief ein.
      Aber ich glaube auch an die Naturgesetze (bin Ingenieur).
      Nur: Glaube und Wissenschaft muss sich nicht ausschliessen, sondern sind zwei Seiten desselben Baumes.

      • Kevin sagt:

        „zwei Seiten desselben Baumes“. Derartige Floskeln sind der untaugliche Versuch, Glauben in Augenhöhe mit Wissenschaft zu stellen. Glauben und Naturwissenschaft schliessen sich nur deshalb nicht aus, weil Ersterer aufgrund von zunehmendem wissenschaftlichem Erkenntniss- und damit Bildungsstand in immer mehr Lebensbereichen bedeutungslos geworden ist.
        Das letzte Rückzugsgebiet des Glaubens ist das Nichtnachweisbare. Das Feld, in dem alles behauptet, aber nichts bewiesen werden kann. Deshalb gibts es unendlich Glaubensrichtungen und deshalb schützen säkulare Staaten die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Genau das Grundrecht, das den drei monotheistischen Religionen mit ihrem letztlich absoluten Wahrheits- und Geltungsanspruch fremd ist.

  • Florian Keller sagt:

    „Es fällt schwer, Respekt vor Weltanschauungen aufzubringen, die meinen, aus der ihnen heiligen Schrift Homophobie und Sexismus herleiten zu müssen, […]“

    Das Problem ist, dass die Texte oftmals völlig unmissverständlich sind:
    Lev 20:13 »Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie Schändliches getan, sie sollen beide mit dem Tod bestraft werden.«
    Exodus 22:17 »Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.«

    Das sind eindeutige Gebote, da gibt es auch nichts herzuleiten. Weltanschauungen, die solcherlei „hate speech“ als heilig betrachten, haben Spott und Häme mehr als verdient.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Sie haben recht, es ist genau umgekehrt. Liberale Gläubige versuchen modernen Humanismus in diese archaischen Texte hinein zu interpretieren.

      Es macht 0,0 Sinn zu behaupten, jahrtausendealte Texte hätten seit jeher unser modernes humanistisches Denken gemeint.
      Aber wie bei „des Kaisers neue Kleider“ tun das alle. Nicht nur Religionslehrer, sondern auch selbsterklärte Atheisten.

      • Georg sagt:

        Danke. Der Humanismus im Sinne der Menschlichkeit und der Bildung wurde gegen den Widerstand der Kirche gelebt. Die Kirche wollte (und will) weder Macht abgeben noch kritische Gläubige. Die Kirche ist nach wie vor gegen Homosexualität, gegen Verhütung und gegen allerlei sonst, inkl. der Aufklärung interner Verbrechen. Mit Aufklärung und Bildung hat die Kirche nichts am Hut. Wieso da immer wieder mit „christlichen Tugenden“ im Namen einer intoleranten Kirche argumentiert wird, versteh ich nicht.

    • Smee Afshin sagt:

      Verstehen Sie das Heiligkeitsgesetz als das was es ist: Das Rechtssystem einer Gesellschaft vor ein paar tausend Jahren. Wer so tut, als liesse sich das wortwörtlich ins 21. Jahrhundert übertragen, ist nicht ganz bei Trost.
      Entscheidend ist der Sinn dahinter: Unzucht müsse mit drakonischen Strafen belegt werden, um die Menschen von ihr abzuhalten – das tun auch wir heute: So wird z.B. Vergewaltigung äußerst hart bestraft. Wir sind heute aber so viel reifer als die alten Israeliten, dass für uns Liebe zwischen Männern einfach nur Liebe ist. Danken Sie Gott dafür.

      Der Ansatz der Bücher Mose gefällt mir persönlich übrigens gar nicht. Es sollte doch die Aufgabe eines heiligen Buches sein, uns zu erklären, wie wir dahin kommen können, keine harten Strafen mehr zu benötigten.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Smee
        „Es sollte doch Aufgabe eines heiligen Buches sein….“
        So habe ich früher auch gedacht…
        Aber NEIN, ist es nicht.
        Das ist Aufgabe der Wissenschaft. Da erhalten wir Antworten, weshalb Menschen sich gewalttätig und destruktiv verhalten. Und wie wir dem entgegenwirken können.

        „Heilige Bücher“ gibt es nicht. Das sind Werke aus archaischen Zeiten, und nur deshalb wurden sie „heilig“ genannt. Weil es die Menschen damals nicht besser wissen konnten. Von ihnen können wir solche Erkenntnisse nicht erwarten, nur Aufschluss über das damalige Denken.

        Umso trauriger, dass Menschen sich immer noch an diesem längst überholten Wissen orientieren, statt die Zeit dafür zu nutzen, vom neuesten Stand des menschlichen Wissens zu lernen.

  • Maike sagt:

    Religionen haben zweierlei wichtige Aufgaben. Einmal für die Mächtigeren als Druckmittel, das einfache Volk zu dem zu bewegen, was sie für sich als Vorteil empfinden. Geldvermehrung durch den Verkauf von Ablassbriefen zu Luthers Zeiten beispielsweise. Verbot der Abtreibung, damit es schön viele Anhänger gibt und man so den Einfluss auf die Welt vermehren kann.
    Für die, die nicht so zu den Mächtigen zählen, ist Religion eine Art geistiger Blitzableiter. Durch seinen Geist gebeutelt, sucht der Mensch gerne nach Schuldigen – beim CV werden aktuell die Chinesen angeprangert. Aber mit wem konnte man sprechen, wenn man in Dresden in einem Keller sass und die Bomben fielen einem auf’s Dach ? Von wem erbat man sich Hilfe ?
    Ohne Religiom hätt’s da keinen Ansprechpartner von Format.

    • Anh Toàn sagt:

      Religionen haben zwei wichtige Aufgaben, das ist richtig: Einerseits stabilisieren sie Gesellschaften, machen grössere erst möglich, mt Familienregistern und Krönung von Monarchen, mit allgemein gültigen Verhaltensgeboten und vielem mehr. Zweitens geben Sie dem einzelnen Gläubigen Halt, in einer ungewissen Welt (z.B. wie gerade jetzt). Sie schaffen Strukturen, Jahresstrukturen, Wochenstrukturen, Tagesstrukturen. „Sicher wie das Amen in der Kirche“ (auch wenn dies jetzt Online kommt, das „Wort zum Sonntag“ wird wahrscheinlich auch nicht verschoben, wegen einer Corona Sondersendung), „eine feste Burg ist unser Gott“: Religionen schaffen Stabilität, geben Halt, der Gesellschaft wie dem Einzelnen.

      • Kevin sagt:

        „Religionen schaffen Stabilität, geben Halt, der Gesellschaft wie dem Einzelnen.“ Das gilt nur für Orientierungslose, die sich scheuen, selber nachzudenken. Seit Immanuel Kants Wahlspruch der Aufklärung „sapere aude! habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ hat sich die Bedeutung von Religion stark verringert. An ihre Stelle trat Orientierung über Vernunft und (natur-)wissenschaftliche Erkenntnisse.

      • Stefan Schmidt sagt:

        Wenn man unter Stabilisieren Unterdrückung versteht, liegen Sie richtig.

        Fakt ist aber, dass wir jetzt, in der am wenigsten religiösen Zeit, die stabilsten und friedlichsten Staaten in Europas Geschichte haben.

        Die Religionen schaffen keine Jahresstrukturen, Wochenstrukturen, Tagesstrukturen mehr. Und trotzdem gibt es weder Chaos, noch Anarchie, oder mehr Verzweiflung.

        Sie schreiben dem Christentum Dinge zu, die einfach nicht stimmen.

      • Dominique Becht sagt:

        Sie können sich Halt auch bei der täglichen Tagesschau holen oder Weltdeutung in der Weltwoche, wenn Sie Ihr Hirn nicht einschalten wollen. Religion brauchts dazu nicht und Ausserirdisches noch weniger…sapere aude!

      • Anh Toàn sagt:

        Vielleicht solltet Ihr, die Ihr Euch so sehr auf Kant und die Vernunft beruft, Euch mal mit der „Kritik an der reinen Vernunft“ auseinandersetzen. Kant sagt gerade, dass die Vernunft nicht alles erfassen kann: Die Vernunft gibt keinen Sinn des Lebens, im Gegenteil lässt die Vernunft eher den Schluss zu, das leben wäre zufällig entstanden, entstehe ähnlich immer wieder (Parallele Universen), aber wenn das so ist, gibt es auch keinen Grund, nicht zu töten oder vergewaltigen, solange man dabei nicht erwischt wird. Hat das menschliche und andere Leben keinen Sinn. Es ist wertlos, nutzlos, überflüssig, oder wie die Rocky Horror Picture Show endet: Verloren in Raum und Zeit und Bedeutung.

        P.S: Ich glaube, genauso so sinnlos ist das Leben, aber tot kann man ja noch lang genug sein.

      • Kevin sagt:

        @A.Toan: Ich darf daran erinnern, dass Kant das von Religionen verbreitete Religion-Moral-Verhältnis auf den Kopf gestellt hat. Nicht Moral braucht Religion, sondern Religion braucht Moral, d.h. moralisches Empfinden existiert auch ohne Religion: Vernunft und gesunder Menschenverstand genügen. Damit fällt das gesamte religiöse Gedankengebäude, es gäbe keinen Sinn ohne Religion, dahin. Je nach Ausmass religiöser Indoktrination ist das für Religiöse mehr oder wenige schwer zu verdauen.
        Immerhin erkennen immer mehr Religiöse, dass sich auch säkular-vernunftorientierte Menschen moralisch verhalten.

      • Anh Toàn sagt:

        @Kevin: Ergibt sich der (ein) Sinn des Lebens aus der Vernunft, müssten Sie als vernünftiger mir de doch nennen können? Warum gibt es Leben? Wozu ist das gut, nützlich, hilfreich? Wem würde etwas fehlen, ginge es besser, wenn es kein Leben gäbe? Wozu ist es gut, dieses Leben?

    • Reincarnation of XY sagt:

      Anh Toin – Ihre Ausführung wäre korrekt, wenn sie in der Vergangenheitsform stände.
      In der Gegenwartsform ist sie nichts weiter als eine Leugnung der Aufklärung (und der wissenschaftlichen Revolution).

      Aufklärung und Humanismus haben mit eindrücklichen Erfolgen bewiesen, dass sie der Menschheit das geben können, was die Religion nie erreicht hat.
      Aber die (religiösen) Anti-Aufklärer, Romantiker und Kulturpessimisten helfen der menschlichen Trägheit kräftig mit, dass dies niemand mitbekommt.

      Der Schaden ist enorm, denn die Erklärungsansätze aus archaischen Zeiten sind gänzlich ungeeignet, um für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft eine Grundlage zu bieten.

      • Anh Toàn sagt:

        Dann schaffen wir aber Ostern, Weihnachten Pfingsten und Auffahrt als Feiertage ab, und die anderen lokalen auch (im Wallis haben die gefühlt 7 davon) und machen alle drei Monate ein verlängertes Wochenende.

        Weil Religionen haben ja keine Bedeutung mehr in unserer modernen Gesellschaft. Ich hätte kein Problem damit.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Auf all das was ich Ihnen geschrieben habe, antworten sie mit „dann müssen wir aber die Feiertage abschaffen“? Echt jetzt?!
        Ich habe mehr von Ihnen erwartet.

        Ich sagte ja bereits an anderer Stelle, wenn wir uns von etwas emanzipieren wollen, müssen wir es erst verstehen. Das ist der Weg von Aufklärung und Humanismus.

        Ihre Antwort bestätigt insofern meine These, dass der grösste Wendepunkt der Menschheitsgeschichte (Aufklärung/wissenschaftliche Revolution) ein blinder Fleck in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ist. Deshalb gehen Sie in ihrer Antwort nicht einmal ansatzweise auf diese Gedanken ein. Schade.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Und nun noch zu ihrem Feiertags Argument.
        Die Wochentage sind in unseren Breiten den 7 sichtbaren Himmelsgestirnen gewidmet, die ursprünglich als Götter verehrt wurden.
        Selbst die Christen waren so schlau, dass sie diese Feiertage nicht abschafften. Soviel Grips hatten die.
        Und das ist auch gut so. Denn so können wir heute noch etwas aus unserer Kultur und Geschichte lernen. Um uns selbst zu verstehen, müssen wir wissen woher wir kommen.

        Die Sozialisten/Kommunisten haben das nie begriffen, mit ihrer Revolution. Die wollten abschaffen und haben keine Weiterentwicklung gebracht. Im Gegenteil. Und so ist es kein Wunder, dass gerade dort die Religion wieder so erstarkt, (wie eben auch bei nicht wenigen alt 68ern).

      • Anh Toàn sagt:

        Sie brauchen dann die Nation, die aufgeklärte etc. um die Religion zu ersetzen. Aber die Aufklärung sagt, es gibt gar keine Nationen, also wenn, müssten wir eine aufgeklärte Weltgemeinschaft bilden. Die Nationalstaaten sind die gleiche Lüge wie die Religionen, weil die Menschen ein Bedürfnis nach einer solchen Lüge habe, sie wollen glauben, sie wollen eine Identität suggeriert bekommen, die einerseits einigt und andererseits ausgrenzt, denn eine Weltgemeinschaft gibt keine Identität.

        Nationalstaaten und Religionen sind die gleiche Lüge. Eigentum auch, lustig dass sie mit Sozialisten / Kommunisten kommen, dabei wussten es schon die Humansiten: Desiderius: „Niemand kann grossen Überfluss an Reichtümern erwerben oder behalten, frei von Sünde.“

      • Reincarnation of XY sagt:

        natürlich muss das Ziel eine aufgeklärte Weltengemeinschaft sein. Die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft können nur so bewältigt werden.
        Nationalismus funktioniert, wie sie richtig bemerken, wie eine Religion.

        Wichtig ist, dass wir uns dahin entwickeln. Also nicht „abschaffen“ wollen, sondern uns durch Vermehrung von Wissen (Fakten, nicht Lügen) Schritt für Schritt von unserem kulturellen Erbe emanzipieren.

        Zu sagen, ohne Nationalismus wäre es dem Menschen nicht möglich eine Identität zu entwickeln ist genauso falsch, wie die Behauptung, dass der Mensch ohne Gott nicht zur Ethik fähig sei.

        Befassen Sie sich mit Alfred Adler. Er erkannte schon zu seiner Zeit Wege, wie der Mensch auch ohne Lügen zu einer gesunden Identität finden kann.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Ichiro Kishimi vermittelt die Psychologie/Philosophie Adlers (dessen Frau übrigens Kommunistin war) in den Büchern:
        „Du musst nicht von allen gemocht werden“
        und
        „Du bist genug.“

        Darin zeigt er u.a. auf, warum der liberale Grundsatz der Arbeitsteilung für die menschliche Spezies fundamental und richtig ist, aber das Wettbewerbsdenken Ursache grossen Übels.

        Sozialismus/Kommunismus erwähnte ich in erster Linie als gescheiterte Fehlkonstrukte, weil sie Revolutionieren und Abschaffen wollten, ohne sich wirklich zu emanzipieren.
        Wahre Emanzipation erwächst aus Evolution.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Und nochmal zur Erinnerung. Ihr Argument der Feiertage ist unsinnig, da die wichtigste Zeiteinteilung (Woche) aus längst vergessenen „Religionen“ entsprungen sind. Bzw. aus Frühformen der Wissenschaft (Astronomie.)

        Man sollte, wenn ein Argument widerlegt wird, nicht einfach zu den nächsten Argumenten springen. Sondern auch mal innehalten und darüber nachdenken. Nur so erweitert man seinen Horizont und kreist nicht stetig ein den ausgetrampelten Pfaden seines Wissens, das man sich evt. als junge Mensch mal angeeignet hat.

      • Anh Toàn sagt:

        @Roxy „weil die Menschen ein Bedürfnis nach einer solchen Lüge habe, sie wollen glauben, sie wollen eine Identität suggeriert bekommen, “

        Habe ich geschrieben: Da steht nirgendwo, Nationalstaaten geben eine Identität, da steht sie werde suggeriert.

        Und ob Sie oder ich oder der Herr Adler glauben oder nicht, ob Nationalstaaten Identität bilden ist egal, eine Mehrheit der Gesellschaft glaubt es, eine Mehrheit sagt ganz ohne nachdenken, wie Deutsche, Franzosen oder Amis so sind im Unterschied zu uns Schweizern. In Vietnam wurde ich gefragt, wie denn die vietnamesischen Frauen so sind. Habe gesagt, keine Ahnung, nicht mal wie Schweizer Frauen so sind.

        Alle berufen sich heute auf Vernunft, zur Rechtfertigung des gleichen alten Aberglaubens.

      • Anh Toàn sagt:

        “ da die wichtigste Zeiteinteilung (Woche) aus längst vergessenen „Religionen“ entsprungen sind.“

        Ich habe nicht geschrieben, das Christentum hätte die Woche erfunden: Religionen haben dies erfunden, um Strukturen, hier zeitliche Orientierung zu schaffen. Nicht jede Religion erfindet alles neu, aber all dies wurde von Religionen erfunden und in andere übernommen.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Anh Toin – Ich blase nicht in das Horn derjenigen Atheisten, welche Religion nur als einen „dummen“ Fremdkörper betrachten. Ich sagte von Anfang an, dass sie Teil unserer kulturellen Identität ist und uns mehr prägt als wir meinen. Ich rede von Evolution, von Weiterentwicklung.
        Religionen sind Produkte des menschlichen Geistes, die es dem Menschen ermöglichten in großen Stammesverbänden, Nationen und Imperien zusammenzuarbeiten (Harari). Interessant ist auch die Hypothese von Julian Jaynes, dass sie ein Mittel war, um das menschliche Bewusstsein zu entwickeln. Was auch immer man davon hält: in Hararis kurzer Menschheitsgeschichte, wird sehr deutlich belegt, dass Religion ein evolutionärer Prozess des Homo Sapiens ist, in getrennten Kulturen sehr ähnliche Entwicklungen.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Dass der Mensch Lügen braucht, um Sinn und Halt zu finden, ist eine weitverbreitete kulturpessimistische Interpretation, unseres heutigen Wissens über den Kosmos und den Menschen.
        Man findet diesen Gedanken auch in vielen Werken von Kunst und Kultur. Und tatsächlich: die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft ist noch nicht weiter, als das.
        Aber das ist noch lange nicht der Beweis, dass der Mensch determiniert ist, den Lügen hörig zu bleiben. Aufklärung und Humanismus haben den Weg bereits gewiesen. Den Weg, nicht eine neue Wahrheitsinstanz! Ihre Erkenntnisse sind nicht bindend, vieles ist überholt, da sie als Kinder ihrer Zeit (vor Darwin) grössenteils Deisten waren.
        Doch Aufklärung beideutet: Vernunft vor Dogma, Fakt vor Fake und: Wissen ist Stückwerk.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Also: bloss weil die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft (oder Sie/ich selbst) sich noch nicht weiter emanzipiert hat, ist das noch lange nicht der Beweis, dass der Mensch determiniert ist, Lügen hörig zu bleiben.

        Wir können auch eine Spiritualität (Sinn und Halt) entwickeln, die sich nicht auf einen Gott/«gutes Universum» stützt, sondern auf die Realität, nach dem Stand heutigen Wissens, ohne jegliche esoterische Spekulationen hinzuzufügen.
        Ich tue das bereits und viele, viele andere auch. Diese Spiritualität ist nützlicher, um die Probleme der menschlichen Existenz anzugehen (persönlich, wie auch global), als die Lügen aus Zeiten, als es die Menschen nicht besser wissen konnten.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Sie sind ein denkender Mensch Anh Toin.
        Warum sollten Sie nicht ihr Wissen mit neuen Gedanken erweitern?

        „kurze Geschichte der Menschheit“ von Harari
        bringt uns auf den neusten Stand. So vieles was wir in der Schule gelernt haben, ist überholt und falsch. Enorm wertvoll, obwohl das Buch durch seine kulturpessimistsiche Prägung mMn entscheidende Fehler macht.

        Aufklärung jetzt! – Pinker ist ein Aufklärer des 21. Jahrhunderts. Von ihm bekommen Sie mal eine Gegendarstellung zu auf der Grundlage vom heutigen Wissensstand!

        Und wie schon gesagt:
        „du musst nicht von allen gemocht werden“ – welches Sie mit der Psychologie/Philosophie Adlers vertraut macht. Wertvoll, weil unser aller Denken stark von freudschem Determinismus geprägt ist.

    • Kevin sagt:

      @Toàn: Bitte eins nach dem anderen. Zunächst ist festzuhalten, dass Sie meinem letzten Kommentar, wonach Moral ohne Religion, aber Religion nicht ohne Moral auskommt, nicht widersprochen haben.
      Zu Ihrer Frage: Ich begebe mich ganz sicher nicht auf die Stufe, überhaupt und dazu noch in Online-Kommentar-Foren (!) über den Sinn des Lebens zu debattieren. Das wäre lächerlich, geradezu unseriös! Ich habe für mich in meiner Sprache, Wortwahl und Semantik eine Antwort gefunden. Als säkular-vernunftorientierter Mensch leide ich weder unter Missionierungsdruck noch unter Bestätigungsdefizit, sodass ich suchende Menschen zu selbständigem, vernunftorientiertem Denken ermuntere, denn wer selber keine Antwort findet, muss glauben was andere behaupten und das nimmt dem Menschen etwas von seiner Würde.

      • Anh Toàn sagt:

        Warum sollte man über den Sinn des Lebens debattieren, ob in Kommentarspalten oder Sternstunden der Philosophie, wenn sich der aus der Vernunft ergibt, braucht man den nicht zu debattieren. Weder mit den Vernünftigen, die ihn ja auch erkennen, noch mit den Unvernünftigen, die ihn ohnehin nicht erkennen.

        Ob es Moral ohne Religion gibt, bezweifle ich zumindest stark. Was moralisch ist, ändert, ist abhängig von Zeit und Ort, aber wenn man eine vernünftige Moral definieren kann, gilt die unabhängig von Zeit und Ort, absolut. (So absolut wie die der Religionen). Und vielleicht kann man ja aus Vernunft etwas wie Moral herleiten, aber letztlich bleibt die Frage, warum man dies überhaupt tun sollte.

        Mein Glaubensbekenntnis: Wollte Gott, dass ich an ihn glaube, könnte der das machen.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Anh Toin – mit diesen Worten zeigen Sie, dass sie den Grundgedanken der Aufklärung nicht einmal ansatzweise verstanden haben.

        Vernunft ist nicht einfach da. Es ist eine komplette Fehlinterpretation der Unwissenden, dass der „gesunde Menschenverstand“ einfach bedeuten würde, „dass es jeder einfach weiss, was richtig ist“
        Die Aufklärer setzten die Vernunft gegen das Dogma. Vernunft jedoch muss „wissenschaftlich“ ergründet werden. Dazu braucht es Forschung, Debatten, Thesen und Gegenthesen. Dinge, die uns längst in Fleisch und Blut übergegangen sind und niemals gilt das Dogma (z.B. Krankheit ist eine Strafe Gottes) als ein Argument.

        Vernunft und nicht Religion (willkürliche Dogmen) ist die Grundlage, um Antworten zu finden.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Vernunft und nicht Religion (willkürliche Dogmen) ist die Grundlage, um Antworten zu finden.
        Das gilt NATÜRLICH AUCH FÜR DIE MORAL!
        Oder besser gesagt, für die Ethik.
        Moral auf der Grundlage von Dogmen ist, wie Sie sagen, stets veränderlich und höchst fragwürdig.
        Aber es gibt eine Vernunft, auf der sich alle Menschen in jeder Kultur treffen können.
        Man findet diese Vernunft in einem Kernsatz der Bergpredigt und Kant hat sie zur goldenen Regel gemacht. „Was du nicht willst, tu auch keinem anderen an.“
        Ich stehle nicht, weil ich selbst auch nicht gern bestohlen werde. Ich begegne meinem Gegenüber mit Respekt, weil ich auch gerne respektiert werde. etc. etc.
        Die religiös geprägte Moral hingegen, verstösst meist gegen die Menschenrechte.

  • Seeländer sagt:

    Der Mensch der sagt: „ich glaube nicht an Gott, sondern nur an das was ich sehe“ versteckt sich gerade in seinem Haus vor einem Virus, den er nicht sieht.

    • Luis sagt:

      Nun ja, den Virus kann man unter dem Mikroskop sehen. Gott leider nicht.

      • Stefan Schmidt sagt:

        Siehst du irgendwo einen Gott herumstehen?
        Ich nicht.
        Wenn du also sagst, es gäbe trotzdem einen, musst du das beweisen. Wenn du das nicht kannst, glaube ich nicht an deinen Gott.

  • Niklas Meier sagt:

    Knapp vorbei ist auch daneben.
    Nicht mehr so arg feige auf dem Christentum herumhacken, aber keine Sekunde etwas gegen das herrschende Kritikverbot an allen anderen Religionen, allen voran dem muslimischen Glauben, machen wollen?
    Scheinheiligkeit zu Ostern.
    Aber gleichzeitig den Christen mangelnden Mut vorwerfen.

    Ich bin übrigens aus der Kirche ausgetreten.

    • Florian Keller sagt:

      Wo gibt es denn ein Kritikverbot? Der Islam z.B. ist genauso eine gewaltverherrlichende und menschenverachtende Sekte wie das Christentum. Und auch der Buddhismus, wie sich derzeit in Myanmar beobachten lässt. Alle Religionen bestehen vor allem aus Lügen, Heuchelei, Machtmissbrauch und emotionaler Erpressung. Je eher sie verschwinden, desto besser.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Sie können nicht verschwinden, bevor sich die Menschheit nicht weiterentwickelt hat, Herr Keller.
        Denn Religion sind letztlich der Ausdruck unserer geistigen Entwicklung. Sie sind ja das Produkt des menschlichen Geistes, das Narrativ unserer „Problemlösungen“.
        Wir sehen das sehr deutlich in den kommunistischen Regimen des 20. Jahrhunderts. Die haben Religionen „abgeschafft“ und ein System erschaffen, das „Heuchelei, Machtmissbrauch und emotionale Erpressung“ in Reinkultur war.

        Wir müssen uns emanzipieren. Und das geht eben nur, wenn wir verstehen. Der „Feind“ ist nicht ein äusserer. Es ist unsere eigene Psyche, unsere noch nicht ganz ausgegorenen Problemlösungsansätze.

    • Stefan Schmidt sagt:

      Kritikverbot an anderen Religionen? Das hast du erfunden.
      Wenn wir auf dem Christentum „herumhacken“ dann liegt das nur daran, dass wir das eben am besten kennen und an den Privilegien, die das Christentum hier in der Gesellschaft hat.

  • Reincarnation of XY sagt:

    das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
    Es reicht nicht, einfach über das Christentum herzuziehen und sich dabei gut vorkommen.
    Wenn wir uns von etwas emanzipieren wollen, müssen wir es zuerst verstehen und verstehen inwieweit wir selbst davon geprägt sind.
    Die Opposition gleicht ihrem Gegner oft, wie ein anders angestrichenes Spiegelbild.

    Wir müssen den evolutionären Nutzen der Religion verstehen. Sehr gut erklärt in Hararis „Kurze Geschichte der Menschheit“. Diese Mechanismen stehen hinter allen Religionen.
    Das Christentum ist sodann unser kultureller Hintergrund. Alles was wir kennen, ist irgendwie davon geprägt, auch die Subkultur.
    Sich damit zu beschäftigen ist sehr bereichernd.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Den Spott allerdings sollten wir uns nicht nehmen lassen, solange er gewitzt ist und präzise sticht, wie das guter Humor tut.
      Die Verballhornung war schon immer eine wichtige Waffe gegen den psychologischen Machtanspruch religiöser Dogmen.

      Es gibt nichts Entzaubernderes für Machtansprüche, als wenn man über sie von Herzen lacht.

      • Anh Toàn sagt:

        Das Problem ist, dass alle Religionen, wie alle Autoritären, Spott nicht ertragen, denn mit Spott macht man sie klein, verlacht sie: Humor auf Kosten der Autorität ist Gotteslästerung oder Majestätsbeleidigung. Das ist schlimmer als gewöhnlicher Mord!

      • Reincarnation of XY sagt:

        In diesem Sinne ist das Christentum – dank mehreren Jahrhunderten Aufklärung – die toleranteste Religion geworden.

        Humor ist eine unschlagbare Waffe, sozusagen ein luciferisches Gift. Das wird in „der Name der Rose“ von Umberto Eco dargestellt, ebenso wie der mörderische Zorn, des durch den Humor entblössten.

        Was für Religionen gilt, gilt auch für jeden einzelnen von uns: Wer nicht über sich selbst lachen kann, offenbart seine Ohnmacht. Und er offenbart auf welch wackligem Fundament seine Machtansprüche stehen.

  • Anh Toàn sagt:

    „Das bedeutet, das Christentum da zu stellen, wo es schuldig wird, Blödsinn erzählt oder schlicht und ergreifend versagt. “

    Das beste und damals innovativste am Christentum ist die Vergebung: Wir sollten dem Christentum vergeben, statt es zu stellen, beschuldigen.

    Das mit der Vergebung ist so gut, weil wir Anderen vergebend lernen können, uns selber zu vergeben.

    • Reincarnation of XY sagt:

      ein wahres Wort

      Im Christentum finden sich unzählige Perlen der Weisheit, wenn man sie aus dem Kontext heraus filtert.

      Vergebung ist ein Schlüsselwert. Nur schade, dass „Jesus“ nach dieser Botschaft wieder von der kommenden Rache redet und dem nicht genug gleich noch das Höllenfeuer anzündet, um der damals gängigen Rache (töten), noch einen obendrauf zusetzen.

  • Sleepwell sagt:

    Drei, vier Gedanken dazu:
    – Lästern schien mir noch nie eine Tugend zu sein.
    – Gegen etwas zu sein, von dem man denkt, dass es nicht existiert scheint mir nur mässig intelligent.
    – Die Abwege, Abgründe und Auswüchse der Religion aufzuzeigen ist wichtig und richtig. Aber alles über einen Kamm scheren nicht.
    – Und übrigens: der Namensgeber ist ganz anders. Ich betrachte mich nicht als religiös, aber ich versuche mehr schlecht als recht diesem Wanderprediger aus Nazareth nachzufolgen um den es nämlich eigentlich geht.

  • Barbara Beeler sagt:

    Erklären Sie ihren Kindern die noachidischen Gebote und ihr Blog-Beitrag reduziert sich auf ein paar sieben Sätze.

    • fufi sagt:

      Was mich betrifft kenne ich keine noachidischen, sondern nur die mosaischen Gebote, und die wiederum sind bestimmt etwas mehr als nur 7. Naja, vielleich habe ich halt im Theologiestudium manchmal nicht gut aufgepasst ….. .
      Aber irgendwie scheint mir, dass Sie denjenigen, wo gerne über die Christen schimpfen, noch zusätzliches Stroh für’s Feuerchen nachwerfen!

      • Barbara Beeler sagt:

        Ja, Sie haben im Theologiestudium nicht aufgepasst. Nils Pickert scheint ein Kind Noachs zu sein:

        – Er macht sich nicht lustig über Religionen.

        – Er achtet Tiere als fühlende Lebewesen.

        – Er ist kein Mörder.

        – Er geht verantwortungsvoll mit Sexualität um.

        – Er betet Gold und Geld nicht an.

        – Er ist kein Dieb, vermute ich.

        – Er anerkennt weltliche Gerichte, bzw. die Gewaltenteilung.

      • fufi sagt:

        Sie haben Nerven, Frau Beeler …….

      • Balu sagt:

        nun ja, da hatten sie wohl wirklich einen Fensterplatz – bei Wikipedia sind sie übrigens gut und einfach erklärt.

  • Barbara V.E. sagt:

    Guten Morgen Nils, als Christin unterschreibe ich Deinen Post 100%. Es ist für mich als liberale Glaubende manchmal auch einfacher über die „Hardcore-Christen“ abzulästern. Es ist einfach mich über homophobe Mit-Gläubige aufzuregen. Mich mit ihnen auseinander zu setzen, wäre christlicher. Meine Beziehung zu Gott und Jesus und dem Heiligen Geist ist prima. Aber nicht immer zu mir selber und zu meinen Mitmenschen. Und da kommt halt das „Wasser predigen und Wein trinken“ her. Ich muss mich da auch immer wieder selber an der Nase nehmen…

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