Und täglich ruft der Staubsauger

Mama’s To-do-Liste: Mütter müssen gerade einiges unter einen Hut bringen – und haben viel zu verlieren. Foto: iStock
Während ich diesen Text schreibe, wandert mein Blick in eine Ecke, in der sich Staub gesammelt hat, und ich bemerke, dass die Zimmerpflanze am Verdursten ist. Eine kurze Pause also, um zu saugen und zu giessen. In der Küche, wo ich die Giesskanne mit Wasser fülle, steht ein Turm aus Pfannen, obwohl die Geschirrspülmaschine praktisch 24 Stunden im Einsatz ist. Also kurz ein- und ausräumen. Danach ist es höchste Zeit für einen Cappuccino. Geht nicht, keine Milch mehr da. Also einen Postizettel schreiben. Wieder am «Arbeitsplatz», kommt das Kleinkind und will, dass ich zwei Legosteine auseinandernehme, obwohl eigentlich klar ist, dass ich heute arbeite und mein Freund zur Tochter schaut. Willkommen im Corona-Homeoffice.
Homeoffice und die Rückschrittsfalle
Homeoffice: Ein Witz für all jene, die Familie haben. In einer Wohnung mit offenem Grundriss, wo man sich nie wirklich distanzieren kann, erst recht. Denn sobald sich zu Hause Kinder (insbesondere Kleine mit einer Konzentrationsspanne von 10 Minuten) aufhalten, wird das Home nie zum Office werden, auch wenn – wie bei uns – der Mann einen grossen Teil der Kinderbetreuung übernimmt. Durch die Rund-um-die-Uhr-Kinderbetreuung wird nicht nur die Bewältigung der Büroarbeit zum täglichen Kraftakt. Dazu kommt noch der ganze Haushalt. Mütter, die diese Aufgaben bisher ausgelagert und nicht in den eigenen vier Wänden gearbeitet haben, müssen plötzlich alles möglichst gleichzeitig stemmen. Ein Rückschritt, wie ich finde.
Und es scheint nicht nur mir so zu gehen: Viele Mütter dürften in dieser Situation längerfristig am kürzeren Strang ziehen. Weil sie bekanntlich den grössten Teil der unbezahlten Carearbeit leisten, selbst wenn sie Hauptverdienerinnen sind. 29 Stunden sind es laut Statistik pro Woche, bei Männern 14 Stunden. Weil sie sich in der Tendenz schneller nerven, wenn mit Schoggi verklebte Legosteine auf dem Boden liegen. Weil sie sich auch – dies zumindest das Resultat einer kleinen Umfrage aus meinem Umfeld – mehrheitlich um das Thema Homeschooling kümmern; selbst wenn sie im Homeoffice gleich viel arbeiten müssen wie ihr Mann. Und dann ist da noch dieser Mental Load, die Last des ständigen Denkens an To-do-Listen, die häufig die Mütter zu tragen haben.
Und die Väter?
In meinem Umfeld scheint die Sache für viele Väter eine andere Sache zu sein: Einige, die zum Homeoffice verknurrt wurden, sind erstmals in ihrem Leben auch unter der Woche tagsüber zu Hause. Viele länger als nach der Geburt, denn bekanntlich gibt es in der Schweiz keine Elternzeit. Diese Väter haben jetzt vielleicht das Kochen am Mittag entdeckt und geniessen es, ihre Kinder länger als eine Stunde vor dem Ins-Bett-Gehen zu sehen. Das kann für viele eine Chance sein. Beim häufigsten Schweizer Modell allerdings, bei dem die Frau in einem tiefprozentigen Teilzeitpensum arbeitet und der Mann Vollzeit, dürfte sich die Situation zuspitzen. Dann nämlich, wenn sie ihren 30-Prozent-Job als Kosmetikerin wegen der Corona-Krise verliert und so zur Vollzeit-Hausfrau wird, während er mehr arbeitet denn je. Fair enough, wenn das für beide so stimmt.
Trotzdem bleibt zu hoffen, dass wir alle – ob Hausmann, Hausfrau oder Home-Office-Bürogummi – in dieser Situation, wo es kaum Rückzugsmöglichkeiten gibt, neue Wege finden, um alleine und fernab vom Haushalt Energie zu tanken.
Ich habe mir zumindest schon mal Offerten von Hotels im Quartier zukommen lassen, die Arbeitszimmer vermieten.
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58 Kommentare zu «Und täglich ruft der Staubsauger»
Sie sprechen mir zu 100% aus dem Herzen!
Frauen (und/oder Männer) „zurück“ an den Herd? Von dem kommen die meisten Durchschnittsverdiener, die sich keine Domestiken leisten können, gar nicht weg, denn die ganze Hausarbeit, also putzen, waschen, einkaufen, aufräumen, kochen (außer zu Mittag), spülen usw., muss von Paaren und Alleinstehenden weiterhin erledigt werden, bei Vollzeitarbeit jedoch zusammengedrängt am Abend und am Wochenende, während die angeblich so geknechteten Hausfrauen dafür jeden kompletten Wochentag zur Verfügung haben.
Die Kinder jeden Morgen zur Kindertagesstätte bringen und abends abholen zu müssen bedeutet ebenfalls Stress. Und auch hier bleibt der „Herd“ erhalten, denn man muss die eigenen Kinder abends weiterhin bekochen, mit ihnen spielen, sie baden und ins Bett bringen.
Danke Frau Schmid für Ihren tollen Artikel. Ich bin eine von den viele Frauen, denen es genau so geht wie Ihnen. Mein Mann kann wunderbar alle Augen und Ohren zumachen, wenn ein Kind ruft oder wenn es bei uns an der Türe klingelt. Ans Telefon geht er ohnhin nie („ist eh nicht für mich“) und wenn die Kinder an die Bürotüre klopfen, wird er so grantig, dass die Kinder automatisch zu mir kommen. Lustigerweise ist das aber nur so, solange ich in der Nähe bin. Wenn ich in den Ferien bin und er alleine mit den Kindern ist, klappt es plötzlich wunderbar. Dann giesst er sogar die Blumen, putzt das WC und es gibt ein warmes Mittagessen. Er KANN es also. Will aber offenbar nicht, solange ich in der Nähe bin. Schöne Schande.
Liebe Tabea – wenn ihr Mann nicht an die Tür oder Telefon geht, warum sollten Sie es den machen ? Reden Sie dich Mal mit ihm. Und wenn er sich weiter nicht an den täglichen Arbeiten beteiligt, finden Sie sicher auch gewisse Tätigkeiten, die Sie für Ihn machen, und nun einstellen. Wer nicht hören will muss fühlen.
@Tabea: Ich gehe auch nie ans Telefon – ist wirklich nie für mich – und schon gar nicht, wenn ich am arbeiten bin zu Hause. Geschäftstelefone kommen auf das Mobile, und auch das ist zeitweise ausgeschaltet. Und ja, bei der Arbeit hört man die Kinder möglichst nicht, und schickt sie aus dem Büro, wenn sie doch ständig auftauchen. Wie soll man sonst arbeiten? Wenn beide zeitgleich arbeiten sollten, muss man sich allerdings absprechen. Und früh aufstehen oder lange an der Arbeit bleiben.
Lustigerweise ist das Telefon meist auch nicht für mich sondern „für die Kinder“ (Lehrerin, Musiklehrer, Nachbarsfamilie, Zahnarztreminder für Termine der Kinder, Schwiegermutter die wissen möchte, was die Kinder zum Geburtstag wünschen, …) oder „für den Haushalt“ (Putzfrau, Link-Umfrage, Babysitter, Ford-Garage, Hausverwaltung, etc.). Nur gehen halt weder die Kinder noch der Haushalt ans Telefon…
@Tabea. Stimmt. Deshalb gehen bei uns in der Regel die Kinder ans Telefon. Weil es meist noch für sie ist.
Sie sprechen mir aus der Seele Frau Schmid! Danke!
Die Wohnung muss nicht unbedingt blitz blank sein jeden Tag ? Und es braucht kein schlechtes Gewissen ! Eine Nachbarin macht Home Office von 4 Uhr bis 7 Uhr in aller Ruhe. Nach dem Mittagessen geht sie dann schlafen bis ca 14 Uhr 30. Auch die Kinder haben Mittagsschlaf, müssen einfach still im Bett sein, evtl. mit einem Buch falls sie nicht einschlafen können.
Geputzt wird Freitag morgen. Eine Mutter sollte unbedingt immer einen Mittagschlaf machen können, das hilft enorm.
Aha, eine Mutter sollte täglich einen Mittagsschlaf machen dürfen, Väter aber nicht?
Aber Tamar, der Dame des Hauses steht doch das zu. Der Schönheitsschlaf in Zeiten der Corona. 🙂
@ Martin Frey
Das ist eben genau diese Art von Unemanzipation, die ich nicht abkann: nicht Gleichberechtigung ist das Ziel, sondern Bevorzugung. Das kanns nicht sein.
Teil 1: Dieser Blogbeitrag hat mich dazu bewogen, tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben einen Online-Kommentar zu verfassen… Das heisst etwas! Leider aber heisst es, dass ich mich furchtbar aufgeregt habe. Frauen, wie die Autorin, kenne ich leider Gottes genug, aber es macht es auch nicht besser! Wenn es euer Mann nicht schafft, die Kinder zu betreuen, währenddem die Frau arbeitet, wenn er sich nicht zu gleichen Teilen sich an der Hausaufgabenhilfe beteiligt und den Haushalt nicht erledigen kann, dann habt Ihr – sorry – einen Halbschuh zum Mann! Noch viel häufiger ist es aber so, dass der Mann dies sehr wohl schaffen würde, wenn ihn die Frau denn lassen würde! Aber wenn sie natürlich ab jedem Stäubchen sofort zum Staubsauger greift und am Abend noch stundenlang putzt, …
Teil 2: …dann ist sie einfach nur selber schuld! Dann hat nicht die momentane Zeit etwas mit Rückschritt zu tun, nein, dann ist man selber einfach rückständig und dies kommt momentan einfach noch deutlicher zum Vorschein!
Und ja: ich weiss, wovon ich rede. Wir haben momentan auch beide Home-Office mit 2 Kindern zusammen. Aber wenn meine Frau arbeitet, dann arbeitet sie, und dann mache ich alles andere! Aber das muss man halt vielleicht auch sonst mal üben, nicht erst in der Krise! Wir haben beide ein Pensum von 70 bzw. 60% und teilen uns deswegen auch sonst den Haushalt und die Kinderbetreung. Mich schockiert aber immer wieder, wie man mit diesem Modell heute noch Exot ist, da ist die Autorin leider keine Ausnahme!
100 % einverstanden und das sage ich als Frau. Man kann es nicht genug wiederholen: Augen auf bei der Partnerwahl!
Das hier viel belächelte Modell er Vollzeit / sie Tiefstpensum ist in der Krise neben dem kompletten Hausfrau Modell (Hausmann auch aber das ist selten genug) das einzige das gut funktioniert. Je höher das gemeinsame Pensum umso schwieriger ist es alles abzudecken. Ich grad sehr froh um mein kleines Pensum, das ich neben allen anderen Anforderungen gut schaffe. Und wenn das Kind halt mal einen Tag länger im dreckigen Pulli rumläuft und der Boden heute nicht mehr sauber wird macht das auch nichts.
Nicht alle Menschen sind fürs Homeoffice geeignet. Die einen lassen sich von Haushaltsaufgaben ablenken, die anderen von spannenden Büchern oder dem Strickzeug. Letzteres trifft auf mich zu – das sich stapelnde Geschirr juckt mich dafür gar nicht. Aber das sind Dinge, die jeder für sich selbst organisieren muss. Wer sich von einer dürstenden Pflanze ablenken lässt, kann damit nicht auf eine Rückschrittsfalle schliessen, sondern ist schlicht weg selbst schuld, wenn er in diese tappt. Mich „nerven“ Artikel wie dieser genauso wie der Kollege, der gerade nicht zum Coiffeur kann oder die Kollegin, die auf ihren Osterurlaub verzichten muss. Was ich fairerweise hinzufügen muss: ich bin nahe dran an Corona-Erkrankten und Verstorbenen und sehe deshalb ganz andere Probleme.
Klar, es gibt immer jemand, der grössere Probleme hat als man selber. Trotzdem: wenn die gebuchten Osterferien die einzigen Ferien von diesem Jahr sind, ist es halt schon hart. Ich selber habe zwei Wochen Ferien im Jahr und ja ich hoffe, dass ich im Sommer diese auch in meinem gewohnten Domizil verbringen kann. Die Saison dort ist Juli/August. Verschieben ist halt nicht und zwei Jahre ohne Ferien durcharbeiten finde ich nicht prickelnd.
@TvS: Ich würde einmal ein Wörtchen mit ihrem Arbeitgeber sprechen. Der Mindestferienanspruch gemäss Art. 329a OR ist wie folgt geregelt:
– bis zum vollendeten 20. Altersjahr 5 Wochen pro Dienstjahr
– für alle anderen Arbeitnehmer 4 Wochen pro Dienstjahr
@maia
Ihnen ist aber bekannt dass TvS, was die Ferien betrifft, einen landwirtschaftlichen Betrieb als Taktgeber hat?
Da können ziemlich viele Vorgaben was das Arbeitsrecht betrifft nicht eingehalten werden, nicht aus Böswilligkeit der Bauernfamilien, sondern weil Land-und Tierwirtschaft eher eine 24/7-Aufgabe ist, als ein Schalterberuf…
Da würde ich vielleicht mal mit Betroffenen reden, so einfach mit den Stellvertretern usw etc ist es nämlich auch nicht, nicht umsonst gehen viele Betriebe ein und ist die Suizidrate unter Bauern auch nicht gerade „unter ferner liefen“. Aber was wir ihnen zu verdanken haben, das kapieren wir vermutlich erst, wenn es fast keine mehr hat die zu diesem Effort bereit sind.
@ maia
Mein Mann ist mein Arbeitgeber. Selber arbeitet er 80 Std Woche/7Tage mit EINER Woche Ferien pro Jahr. Seit Ende Juli 2019 hatte mein Mann keinen einzigen Tag mehr frei und ich ganze zwei Tage seither.
Mit meinem „Arbeitgeber“ ein Wörtchen zu sprechen nützt nichts. Die Arbeit ist trotzdem da.
Wir wollten im Winter tatsächlich ein verlängertes Weekend „Ferien“ machen, aber das fiel durch äussere Umstände ins Wasser.
Danke liebe Brunhild
Wie immer meine Verteidigerin mit dem Schwerte an meiner Seite.
Ich wünsche Ihnen wundervolle Ostern
@Brundhild: Nein, das war mir nicht bekannt – und ja, das kenne ich zu Genüge. In meiner Familie gibt es mehrere „landwirtschaftliche Betriebe“. Da tickt die Uhr generell anders und es ist schwierig Arbeit / Freizeit zu trennen. Vieles, was bei mir in die „Freizeit“ fällt (Haushalt, Garten usw. usf.) zählt da als Arbeit.
Frage mich jetzt gerade, wo (Arbeit oder Ferien), wenn ich in meinen Ferien Einsatz in der Landwirtschaft leiste um die Bauernfamilien zu entlasten……
@maia
alles klar; dachte das müsste Ihnen eigentllich schon ab und zu unter die Augen gekommen sein, nehme Sie als durchaus fleissige Mitleserin wahr,
und freu mich natürlich dass Sie nicht nur Einblick haben, sondern noch mithelfen gehen!
@ maia
Mein Kommentar an Sie war kein Vorwurf. Es ist halt einfach so, wie es ist. Für mich ist/wäre ein Ausfall meiner Ferien eine Katastrophe.
Liebe Frau Schmid, ich bin völlig baff zu sehen wie viele Leute sich bereits die Zeit genommen haben hier einen Kommentar zu hinterlassen- das Thema scheint ja äusserst emotional geladen zu sein! Also mir sprechen Sie total aus dem Herzen! Ihr Artikel zeigt mir, dass es anderen ähnlich geht wie mir, hilft mir meine Ansprüche runterzuschrauben und der Situation mit Kreativität und Humor zu begegnen. Herzliche Grüsse und weiter so!
Ist die ganze Familie immer zuhause, heisst das:
– mehr putzen (1x pro Woche reicht nicht!)
– mehr einkaufen (es ist unglaublich was kleine Mäuler konsumieren können)
– anders arbeiten (es kommt immer jemand und will etwas)
Es ist schön, wenn man sich liebt und sich mehr sieht, aber es ist halt auch mehr Arbeit!
„Mütter, die diese Aufgaben bisher ausgelagert und nicht in den eigenen vier Wänden gearbeitet haben, müssen plötzlich alles möglichst gleichzeitig stemmen.“ – Also wenn sie nicht alleinerziehend sind, dann müssen sie das nicht. Wie kommen Sie dauf eine so abstruse Idee?
Staubsaugen und den Pflanzen Wasser geben können sie – genau wie wenn sie ausserhalb arbeiten – vor oder nach der Arbeit geben.
Dieser Beitrag bestätigt wieder einmal meine Thesen, dass sich in der Corona-Krise die Spreu vom Weizen trennt. Disfunktionale Familien funkrionieren nun noch weniger. Während man sich das vorher schönreden konnte, indem man sich aus dem Weg gegangen ist und jeder sein eigenes Leben führte, kommt jetzt alles zum Vorschein.
Der Eine hält sich nicht an Absprachen und am anderen bleibt alles hängen. Vorher hatte man ev eine Putzfrau, jetzt aber macht alles der eine (meist Frau), während der andere eine gemütliche Zeit hat.
Wenn der Partner nicht einmal fähig ist, während der Homeoffice Zeit der Frau, von ihr die Kinder fernzuhalten, wozu hat man denn einen Partner? Alles alleine machen kann man auch ohne Lebenspartner und das erst noch mit weniger Dreck und Schmutzwäsche.
Bravo Tamara! Wer schon immer desorganisiert und undiszipliniert war, der lernt vielleicht jetzt, dass er sich das Leben unnötig schwierig macht.
Es geht mir nicht per se um desorganisiert und undiszipliniert, sondern darum, dass jetzt zum Vorschein kommt, ob Beziehungen per se funktionsfähig sind oder nicht. Desinteresse an Partner und Kinder kann man über Jahre „verstecken“, indem man seine Freizeit wie zu Singlezeiten gestaltet und heile Familie spielt. Jetzt aber, wo man 24 Std zusammen verbringt/verbringen muss, wird so mancher/manche auf die Idee kommen, dass man an jemanden Lebenszeit verschwendet, die man besser nutzen könnte.
wir arbeiten beide 100%, jetzt wie die meisten von zu Hause aus. Wir teilen uns das homeschooling (5 und 8 Jahren) sowie den Haushalt. Klar das Haus sieht nicht so sauber aus wie vorher als unsere Putzfrau 3-mal die Woche gekommen ist, stört aber auch nicht. Soweit es geht versuchen wir auch unsere online-sitzungen und calls nicht gleichzeitig zu haben. Klar ist das alles viel mehr als früher, putzen, 5 mal „Kochen“, Wäsche, homeschooling, für die Eltern einzukaufen und liefern und den eigentlichen bezahlten Job zu machen. Es geht aber alles richtig gut, klar manchmal hat man eine Krise, aber dann geht es wieder und wir sind gesund! Man braucht mehr Geduld und Humor.
Was ist homeschooling ? Gibt es da nichts vergleichbares in Deutsch dafür oder was hat es für einen Vorteil, ein Anglizismus zu benutzen ?
Swinglish klingt manchem gebildeter, vor allem wenn es inhaltlicher Nonsens wie ’social distancing‘ ist. Deutsch übersetzt merkt man gleich, dass an dem Begriff, der Forderung, etwas nicht stimmen kann. Am besten sind aber Hybride wie ‚Care- Arbeit‘.
Interessanterweise ist es also für die Männer im Homeoffice eine Chance, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen und zu kochen etc. Während die Frauen in der gleichen Situation nicht richtig arbeiten können, weil sie – hm, Zeit mit den Kindern verbringen müssen und kochen etc.
Ausserdem bleibt Care-Arbeit nicht einfach an den Frauen hängen, sondern nach wie vor spricht das ein Paar miteinander ab und regelt das. Was nur dann schwierig ist, wenn es um Arbeiten geht, die er gar nicht auf die Liste schreiben würde, sie aber unbedingt gemacht haben will. Zimmerpflanzen z.B. habe ich keine…
Ich denke, in dieser Diskussion drehen Sie sich immer im Kreis. Wenn sich der eine immer einredet, es sei ihm sauber genug, obwohl alles schon ziemlich versifft ist, einfach weil man den Dreck nicht sehen will, im Wissen, dass der andere dann putzt. Immer schön nach dem Motto: mich stört es nicht, also putze ich nicht.
Partnerschaft sieht anderst aus und Liebe erst recht.
@Tamar. Richtig. Oder wenn die eine meint, nur weil jetzt alle immer zu Hause sind, könnte man gleich noch dieses oder jenes Projekt umsetzen. Dass man bei uns gebeten hat, die Entsorgung nicht zu überlasten (weil alle jetzt zu Hause umräumen), und die Gärten gepflegt werden wie noch nie, spricht ja für sich.
Hausarbeiten müssen genauso besprochen werden wie alles andere, da hat niemand die Deutungshoheit. Und aktuell haben die meisten genügend andere Zuatzaufgaben zu stemmen, da kann man auch mal Abstriche machen.
@ Sportpapi
Da gebe ich Ihnen natürlich recht: in Zeiten, wo man zuhause nicht nur seine Erwerbsarbeit erledigen muss und durch Dauerbelegung der Wohnung mehr Hausarbeit ansteht, sondern die Kinder noch behomescoolet und anderweitig bespasst werden müssen, liegt es nicht drin, noch die Wohnung zu renovieren oder grosse Ausmistarbeiten zu unternehmen.
Mein Kommentar bezieht sich mehr alltägliche Dinge bez dass jeder den Dreck zu putzen hat, den er verursacht. Von Zahnpastaresten im Lavabo, zu ausgeleertem Getränk und Spuren im WC
„Weil sie bekanntlich den grössten Teil der unbezahlten Carearbeit leisten, selbst wenn sie Hauptverdienerinnen sind.“ Bekanntlich ist vor allem, dass es fast keine weiblichen Hauptverdienerinnen gibt. Entsprechend falsch ist auch die erwähnte Statistik. Diese zeigt nämlich in der Totalbetrachtung, dass Väter total eher mehr arbeiten als Frauen.
Und genau hier happert dann auch das Mental-Load-Konzept. Das auflistet, an was Frauen zu Hause alles denken, aber völlig ausblendet, was für Aufgaben die Männer gleichzeitig erfüllen. Zum Beispiel im anspruchsvollen Job.
Und es ist nicht nur so, dass aktuell nur der 30-Prozent-Job der Kosmetikerin gefährdet ist. Sondern vor allem auch das Einkommen des Mannes, z.B. eines selbstständigen Gewerblers.
Wir hatten vor einiger Zeit mal die Unterhaltung mit ein paar Freunden:
Sie meinte, bei der Arbeit müsse sie immer daran denken, was sie alles zuhause noch putzen und aufräumen müssen und was sie noch alles mit den Kindern basteln wolle usw. und wenn sie dann nachhause komme, würde sie oft dann einfach mit den Kindern spielen und sich aber danach ärgern weil sie ja alles habe liegen lassen.
Ihr Mann meinte dann nur, er arbeite, mache sich dabei Gedanken über die Finanzen, plane die Hypothek, was repariert werden müsse, was er auf dem Heimweg einkaufen und dann kochen wolle, dass er die Steuererklärung noch machen müsse….und das dann auch tue wenn er zuhause sei.
Aber klar. Sie kümmert sich dann viel mehr um die Kinder. Weil er nicht will? Weil er faul ist?
@Niklas Meier: Die meisten Leute denken bei der Arbeit vor allem an die Arbeit. Und viele nehmen die Arbeit zumindest auch in Gedanken mit nach Hause. Gerade wenn es nicht ein einfacher Job ist. Die Kosmetikerin zu 30 Prozent wird das allerdings sicherlich weniger machen.
Und wo „arbeiten“ denn Ihre Freunde, dass diese während der Arbeitszeit an Finanzplanung, Hypothekenorganisation und Hausreparaturen denken können?
Da müssen sich andere Arbeitnehmer ja blöd vorkommen, wenn diese während der Arbeitszeit, für welche sie ja bezahlt werden, tatsächlich auch etwas für das Geld leisten.
Sie haben keine Ahnung von der Realität. Ich kenne keine Statistiken, aber in meinen 12 Jahre lang Arbeitsleben habe ich bei 3 Arbeitgeber zahlreiche Frauen getroffen die in technischen anspruchsvollen Jobs arbeiten und auch Hauptverdienerinen sind (mich eingeschlossen). Ja, wir sind immer noch eine Minderheit aber keine zu kleine wie Sie behaupten. Und so wie im Artikel beschrieben, übernehmen wir auch nicht selten die meiste Arbeit inklusive Mental load zu Hause und arbeiten insgesamt mehr als die Männer.
@Julika: Ah ja, ich kenne ein paar solche Frauen, entsprechend stimmen all die Statistiken nicht.
Und ja, ich kenne auch ein paar solche Frauen. Und manche sind dann auch zu Hause ziemlich bestimmend. Gut ist das allerdings nicht, und allzulange lassen die Partner sich das meist auch nicht gefallen.
Aber wie so oft, wie man sich bettet, so liegt man: Wenn sie das alles übernehmen: Warum eigentlich?
Viele Eltern merken gerade einfach, das SIE eigentlich keine Kinder wollen. Wenn die Gesellschaft mal 3 Wochen nicht für die Erziehung einspringt…
Haha! Ich wüsste nicht wo die Gesellschaft bei meinem Sohn je für die Erziehung eingesprungen wäre….? Und das, obwohl auch ich eine berufstätige Mutter bin (teilzeitlich zwar zugegebenermassen)
Bei uns springt die Gesellschaft sogar jetzt für die Betreuung unserer Kinder ein – weil wir gemäss Schreiben der Arbeitgeber „systemrelevante“ Berufen arbeiten.
Die Gesellschaft – in unserem Fall unser Kanton – reisst sich in unserem Fall geradezu ein Bein aus, wofür wir sehr, sehr dankbar sind.
So können wir unserer Arbeit nachgehen und die Kinder sind gut betreut – wie auch zu normalen Zeiten.
Wenn die ganzen Ärzte und Pflegenden, Verkäufer, Logistiker, Lokführer etc. jetzt wegen der Kinderbetreuung zu Hause bleiben müssten, bräche das Gesundheitswesen und die Landesversorgung zusammen.
Die waren Helden sind eigentlich die ganzen KinderbetreuerInnen – ob Profis oder (momentan) freiwillig.
…und vielleicht sollten wir einfach den Berg von Pfannen stehen lassen, den Staub in der Ecke liegen lassen, etc.
Weshalb glauben viele Frauen immer, alles sofort erledigen zu müssen? Einfach mal etwas liegenlassen und vielleicht den Partner dezent darauf hinweisen geht nicht? Vielleicht hat er es ja schon eingeplant, aber wenn wir immer gleich alles übernehmen sagt er sich auch „weshalb sollte ich“…
Rückschritt ist vielleicht etwas negativ. Es ist halt einfach nur so, dass sich in Zeiten wie diesen die Verhältnisse wieder etwas weg vom „nice to have“ und hin zu „muss irgendwie funktionieren“ bewegen. Und wir sehen, dass das sogenannt „Traditionelle Modell“ eben nicht einfach nur eine Methode war, um Frauen zu unterdrücken, sondern für die meisten Familien eine Notwendigkeit, um überhaupt zu überleben. Mir würde es auch besser gefallen, wenn sich die Gesellschaft nicht wieder in diese Richtung entwickeln würde. Aber schlussendlich können wir nicht sehr viel beinflussen.
Was ist denn für Sie ein „traditionelles“ Modell? Jenes, welches in den 1940ern erfunden wurde und bis in die 1990er Jahre Bestand hatte?
Davor und danach haben Frauen immer zum Gelderwerb beigetragen und immer blieb auch Kindererziehung, Haushalt, Garten usw grossteils an ihnen hängen und genau dieser Umstand trägt in grossem Masse zu unserer hohen Scheidungsrate bei. Die Frauen haben an eine Beziehung Erwartungen, während viele Männer damit zufrieden sind, immer saubere Wäsche vorzufinden und warmes Essen zu bekommen. Hätte man zu früheren Zeiten schon so einfach scheiden können wie jetzt, wäre die Scheidungsrate schon seit 50’000 Jahren so hoch wie heute
Weil Frauen sich schneller über Unordnung ärgern bleibt Hausarbeit an ihnen hängen? Wirklich? Ich kenne Männer die sind pedantischer als jede Übermutter.
Wenn eine Frau Sich entschliesst 30% als Kosmetikerin zu arbeiten ist das ihre Entscheidung. Die Männerwelt dafür verantwortlich zu machen ist schwach.
Ja da seht ihr Lieben was wir NUR Hausfrauen alles zu erledigen haben, während ihr Arbeiten geht. Wir müssen nicht nur gut organisiert sein sonder auch Nerven wie Stahlseile habe. Nichts für Ungut, ihr werdet bald in Frieden eurer Arbeit nachgehen können und all die andern Aufgaben an Fremde weitergeben können.
Liebe Frau Schmid, ich finde Sie machen das grossartig. Lassen Sie sich von den Trollen hier in den Kommentaren nicht verunsichern. Die Organisation von Beruf, Haushalt und Kindern erfordert viel Geschick, vorausschauende Planung und die Fähigkeit, inmitten all dem Trubel das eigene Wohlergehen nicht zu vernachlässigen. Ich habe schon mehrere Beiträge von Ihnen mit Freude gelesen. Die Idee mit dem Hotelzimmer ist toll, sowieso all die kreativen Geschäftsideen, die in der Krise auftauchen. Ich selbst lasse den Haushalt liegen, bis die Kinder im Bett sind. Dann gibt es ein Glas Wein, schöne Musik oder einen Podcast und dann erledige ich die Hausarbeit in Ruhe für mich, weil ich gerne am Morgen frisch in den Homeoffice-Tag starte. Herzliche Grüsse
Das finde ich auch. Vielen Dank für den Beitrag, Frau Schmid.
Dieser unsägliche Jammer-Artikel lässt sich in zwei kurzen Punkten zusammenfassen:
– Claudia Schmid ist unfähig im Homeoffice zu arbeiten, da sie sich immerzu ablenken lässt und offenbar weder gut genug organisiert noch ausreichend diszipliniert ist.
– Schuld daran sind alle und alles; nur natürlich nicht Claudia Schmid selbst.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Herr Schmid unfähig ist, sich während der Arbeit seiner Frau um Kinder und Haushalt zu kümmern.
Der Rückschritt, scheint mir, liegt nicht darin, dass die Arbeit zuhause plötzlich wieder von den Ansässigen erledigt werden muss. Sondern dass diese, obwohl emanzipiert, augenscheinlich nicht in der Lage sind, faire Anteile an derselben auszuhandeln. Ein sehr merkwürdiger (und abgehobener) Beitrag.
@mila: Faire Anteile aushandeln geht eben nicht, wenn man es quasi als Naturgesetz sieht, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts hier einmal mehr die Hauptarbeit übernehmen – ja, es ihnen quasi hängen bleibt, ohne jegliche Einflussmöglichkeit.