«Kinder brauchen zwei Stunden Bewegung»

Weils guttut! Körperliche Bewegung lässt uns den Corona-Ausnahmezustand fast vergessen. Foto: iStock
Andreas Wølner-Hanssen, wie sieht Ihre Morgenroutine in Isolation aus?
Nicht anders als sonst: Toilette, Zähneputzen, Kraftübungen für den Bauch, den Oberkörper und die Schultern, dann Stretchen mit zwei, drei Yoga- und Atemübungen. Anschliessend nehme ich eine eiskalte Dusche und meditiere 20 bis 30 Minuten lang. Nach so einem Start in den Tag kann mir nichts mehr passieren.
Viele Eltern haben wenig Zeit und Kleinkinder zu Hause; welche Routine würden Sie einer Mutter empfehlen, die morgens nur 30 Minuten Zeit hat?
In der Sportwissenschaft sprechen wir von sogenannten Konditionsfaktoren. Deren wichtigsten vier sind: Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination. Somit würde ich 20 Minuten aufwärmen, drei bis vier Kraft- und anschliessend zwei bis drei Beweglichkeitsübungen empfehlen. 30 Minuten sind allerdings nicht viel, gerade in Zeiten von Corona muss man unbedingt in die Gesundheit investieren, um gut durch diese Zeit zu kommen.
Warum ist Bewegung gerade in Krisenzeiten so wichtig?
In der aktuellen Krise prallen zwei Existenzängste aufeinander: die Angst um die Gesundheit, also davor, sich mit Corona anzustecken, und die Angst um das Einkommen, davor, den Job zu verlieren. Das ist für die Psyche verheerend! Umso wichtiger sind Abwehrmechanismen. Sobald wir mit einem regelmässigen Training beginnen, spüren wir, dass unser Körper leistungsfähiger wird. Das wirkt sich positiv auf unser Selbstvertrauen aus. Auch frische Luft tut uns sehr gut. Gerade Joggen, wenn man es allein macht, kann wie Meditation wirken. Ausserdem bietet uns Bewegung eine gewisse Tagesstruktur, z.B., wenn man immer morgens Laufen geht. Zu guter Letzt hilft Bewegung unserem Gehirn, besser mit Stress und Ängsten umzugehen.
Wie genau hilft Bewegung gegen Ängste?
Beim Joggen, Inlineskaten oder Fahrradfahren werden Hormone ausgeschüttet, die unsere geistige Gesundheit stärken und uns helfen, Stress besser zu bewältigen. Während des Sports werden Endorphine und Dopamin freigesetzt. Endorphine haben eine morphinähnliche Wirkung und lindern körperliche sowie geistige Schmerzen. Dopamin hilft uns, während des Sports länger durchzuhalten. Nach dem Sport kommt dann Serotonin ins Spiel, das gibt uns ein Gefühl der Gelassenheit sowie innerer Ruhe und bekämpft entsprechend Angstgefühle.
Beim Sport werden Hormone ausgeschüttet, die uns helfen, Stress besser zu bewältigen.
Selbstvertrauen ist ja auch für Kinder ein grosses Thema. Und in der Quarantäne bewegen sich Kinder noch weniger.
Das Problem ist, dass unsere Kinder auch ohne Quarantäne unter einem Bewegungsmangel leiden. In den 70er- und 80er-Jahren haben sich Kinder drei bis vier Stunden pro Tag bewegt. Wir mussten noch raus, um andere zu treffen, gingen in den Wald, wurden nicht von unseren Eltern kontrolliert. Heute bewegt sich jedes vierte Kind maximal eine Stunde pro Tag. Und von dieser einen Stunde sind es vielleicht 15 bis 30 Minuten intensiver Bewegungszeit. Ein enormer Rückgang der Bewegungszeit also.

Andreas Wølner-Hanssenist Kindersportexperte und Dozent für Sportwissenschaften an der Uni Basel. Der Kindersportschul-Gründer organisiert jährlich 120 Sportcamps, hat eine 12-jährige Tochter und lebt in Biel-Benken. Foto: Screenshot Youtube
Wozu führt ein Bewegungsmangel bei Kindern?
Zu Koordinationsschwächen, Haltungsschwächen und Übergewicht. Das Übergewicht ist übrigens genau wie Covid-19 eine exponentielle Epidemie. Früher gab es vielleicht ein übergewichtiges Kind pro Klasse mit 20 Kindern. Heute sind es ein Drittel bis ein Viertel der Schüler. Das Schlimme ist: 80 Prozent dieser übergewichtigen Kinder werden auch als Jugendliche und später als Erwachsene übergewichtig sein.
Was können Eltern tun, damit ihre Kinder trotz Quarantäne nicht zu Game- und Netflixzombies verkommen?
Eltern sollen jetzt unbedingt gute Vorbilder sein. Also selbst nicht nur vor dem Laptop oder iPhone sitzen, sondern sich genug Zeit für Bewegung nehmen. Kinder orientieren sich stark an ihren Eltern.
Wie kann man als Familie aktiv bleiben, wenn die Sportplätze und Parks abgeriegelt sind?
Unbedingt in den Wald gehen! Zumindest solange wir noch keine Ausgangssperre haben. Im Wald können sich Kinder frei bewegen, oder ihre Eltern leiten sie bewusst an. Ich möchte auch an die Lehrpersonen appellieren, dass sie dem Fernunterricht Bewegungshausaufgaben zufügen.
Was kann eine Familie mit 4- und 8-jährigen Kindern im Wald machen?
Für die Ausdauer kann man einfach im Wald spazieren, laufen oder vielleicht biken gehen. Oder Verstecken und Fangen spielen. Wunderbar für Familien eignen sich auch Orientierungsläufe beziehungsweise eine Schatzsuche für die Kleineren, die lässt sich mit Markierungen gut planen. Für die Kraft kann man vielleicht einen Parcours organisieren, das machen Kinder auch sehr gern. Also auf ein Bänkli wie auf eine Treppe steigen, darauf Liegestützen machen, über Baumstämme balancieren, drüberspringen, untendurch krabbeln. Koordination ist im Wald durch die verschiedenen Unterlagen ohnehin gegeben. Wenn es etwas wärmer wird, kann man sogar versuchen, barfuss durch den Wald zu laufen. Oder sich gegenseitig die Augen verbinden und einander barfuss durch den Wald führen, dadurch nimmt das Kind jede Bewegung ganz intensiv mit den Füssen wahr.
Und was tun, wenn es regnet oder bei einer Ausgangssperre?
Musik anstellen und zusammen mit den Kindern im Wohnzimmer ein Stationentraining machen, so wie man es aus dem Fitnessstudio kennt: 30 Sekunden Joggen am Platz oder Hampelmänner machen, 20 Sekunden Pause, danach eine Kräftigungsübung und das Ganze wiederholen. Im Netz findet man ja derzeit alle möglichen Workouts für zu Hause (vgl. Infos unten). Als perfektes Ganzkörpertraining eignet sich auch Seilspringen – eventuell eher auf der Terrasse. Seilspringen ist zudem gut für die Ausdauer, der Körper wird von den Fussgelenken bis zu den Schultern gekräftigt, und dazu macht man noch ein perfektes Koordinationstraining.
Wie animiert man jüngere Kinder fürs Turnen im Wohnzimmer?
Versucht zu nutzen, was ihr zu Hause habt: Ein Hindernislauf lässt sich auch in der Wohnung aufbauen. Oder man steht sich gegenüber und spiegelt sich: Das Kind fasst sich an den Kopf und die Mutter gegenüber macht dasselbe. Dann macht die Mutter Hampelmänner und das Kind macht es ihr nach. Man kann das auch versetzt oder mit gegenteiligen Bewegungen machen. Oder man greift zu Jonglierbällen! Denn Jonglieren (URL) vernetzt die Gehirnzellen und ist deshalb auch fürs Lernen wichtig. Leider vollkommen in Vergessenheit geraten ist der Gummitwist. Dabei eignet er sich wunderbar, um gemeinsam mit Eltern oder Geschwistern zu hüpfen, oder aber man hängt ihn zwischen Möbeln ein und springt für sich allein. Dann gibts weitere Hüpfspiele wie etwa «Himmel & Hölle», hierfür kann man das Spielfeld mit Kreide auf dem Balkon einzeichnen oder mit Matten in der Wohnung auslegen, eine Socke mit Gewicht beschweren und so Sprungübungen machen.
Wie viel Bewegung pro Tag wäre für Kinder sinnvoll?
Zwei Stunden wären gut. Davon mindestens 30 Minuten Sport. Kinder erholen sich unglaublich schnell, und es wird ihnen selten zu viel.
Wir bewegen uns ja weniger, müssen wir jetzt auch weniger Kohlenhydrate essen?
Unbedingt. Zuckerhaltige Getränke bei Kindern bitte unbedingt vermeiden, die kommen einer Extramahlzeit gleich. Was mir derzeit grosse Sorgen macht: Während wir uns weniger bewegen, füllen sich die Läden mit Schokohasen – das ist eine schlechte Kombi.
***
Tipps und Videos:
Für das Gehirn: Jonglierkurs mit Andreas Wølner-Hanssen.
Für den ganzen Körper: Springseil-Spielideen.
Für Eltern und Kinder: Wohnzimmer-Übungen für Eltern und Kinder, vom Sportamt der Stadt Zürich, Youtube-Kanal.
Für Eltern: Die Fitness-App Freeletics wird von über 40 Millionen Menschen benutzt und bietet Trainingspläne, Videoanleitungen, Ernährungspläne und Rezepte.
Für Schwangere und Mütter: Auf rund8fit.ch gibt es ein kostenloses #stayhome-Programm für Schwangere und Mütter.
Für alle: Die Eversports-App streamt Klassen von geschlossenen Yoga-Studios live ins Wohnzimmer, mit dabei auch das Airyoga-Studio aus Zürich.
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49 Kommentare zu ««Kinder brauchen zwei Stunden Bewegung»»
Der Weg keine Angst zu haben geht nicht über Stärkung der eigenen Abwehr, des Körpers und des Geistes, denn das hilft alles sehr wenig, der Weg geht genau gegenteilig: Sich nicht so verdammt ernst nehmen: Wir werden ohnehin sterben, egal wie viel Yoga und Training wir machen, es ist hoffnungslos, also lasst es uns wenigstens solange geniessen, bis es zu Ende ist: Wer Sport mag, soll doch wie manche meiner Freunde pro Tag mit Fellen und Skiern 4000 Höhenmeter absolvieren. Wer keinen Sport mag, soll für inneren Frieden Angefangenes beenden, habe eine Flasche Chardonnay und eine mit Merlot gefunden, auch noch eine angefangene Schachtel mit Valium: Jetzt kann mir nichts mehr passieren!
Ich finde das Morgenprogramm vom Interviewten irgendwie Klasse, das braucht ganz schön Selbstdisziplin. Sehe jetzt nicht ganz, was es da zu bemängeln gibt.
Ich bin selber noch nicht so weit. Aber oft gehe ich sehr früh Joggen, wenn Frau und Kind noch selig schlummern.
@ 13: Ich nenne das mein „famillienfreundliche-Ego-Sportstunde“. Daran kann selbst meine Frau nichts kritisieren. Wenn ich heimkomme ist sie noch nicht mal auf und ich kann ihr den ersten Kaffee machen und unserem Kind das Frühstück.
Ich nehme an, bei Herr Wolner-Hansen ist das ähnlich, tönt jedenfalls auch nach Frühaufsteher.
„ein Drittel bis ein Viertel der Schüler“ 😉
Sehr wichtiger Beitrag.
Gerade gestern mit den Jungs die erste Sportstunde eingeführt (nachdem ich schon 2 Wochen lang mit der Idee schwanger war).
Ok einmal reichte es noch für den Vita Parcour.
Ich verstehe nicht ganz das Geläster. Ist irgendwie logisch, dass Leute einen Input geben, welche hier nicht den Durchschnitt leben. Ich erwarte von einem Kindersportexperten, dass er selbst viel Sport macht oder bereits Yoga am Morgen…. ich fühl mich auch nicht angegriffen, wenn ich das nicht mache. Aber ich nehm von ihm gerne Tipps mit.
Ihr lieben Lamentierer: wenn dieser Lockdown noch länger geht, werden diese Anleitungen zur Bewegung/Sport die Wichtigsten sein für physische und psychische Gesundheit UND Leistungsfähigkeit.
die Ausrede – weil ich soviel zu tun habe, habe ich keine Zeit für sportliche Bewegung – ist reiner Selbstbetrug.
Mein innerer Schweinehund ist auch immer noch viel zu fett. Aber ich weiss ganz genau, dass die Leistungsfähigkeit und Effizienz verbessert wird, wenn man hier diszipliniert vorwärts geht.
Aber wir Menschen lieben Ausreden über alles.
Ich habe überhaupt nichts gegen Sport mit Kindern. Wirklich nicht. Ich fände es sogar extrem toll, wenn mein Mann dieses oben erwähnte Sportprogramm mit den Kindern durchziehen würde, dann könnte ich mich nämlich auf meine 8 Stunden Homeoffice konzentrieren.
@Realitätscheck: Neben 8h Homeoffice bleiben ja noch viele weitere Stunden.
Nutzen Sie die, wie Sie es für sinnvoll halten. Für die Kinder wäre Bewegung und Sport aber sicherlich gut.
@ Roxy
Es fühlt sich doch niemand angegriffen, höchstens amüsiert. Den mit den Ausreden verstehe ich aber nicht: Ich brauche doch keine Ausrede, um etwas nicht zu machen, was ich ohnehin nicht vorhatte. Wie zum Beispiel Sportstunden geben. Oder ein gutes Vorbild sein und ALLEINE Joggen gehen oder meditieren (während die Kinder unbeaufsichtigt sind und vermutlich er vor dem TV sitzen 😉 ) Gestern wurde N.P. (aus meiner Sicht zurecht) mehrheitlich applaudiert. Obwohl man auch das Lernen eines Instruments oder einer Fremdsprache mit Disziplin und Anstrengung auch erreichen könnte. Aber ist schlicht und einfach kein Muss.
13 – ich höre auch aus dieser Antwort Rechtfertigungen und Ausreden.
1. Jeder zieht den Schuh an, der im passt
2. „alleine Joggen, während Kinder unbeaufsichtigt…“ – Hallo? Wer meint Schulkinder müssten permanent im Haus beaufsichtigt sein, hat ein gröberes Helikopter-Problem.
-Und wo ist das Problem, wenn die Kinder eine Stunde TV schauen, wenn sie sich dafür 2 Stunden bewegen?
– Und der Mann joggt sicher nicht um ein Vorbild zu sein, das macht er weil es sein Lebensstil ist (verständlich bei seinem Beruf)
Über die Vorbildfunktion spricht er aus Erfahrungswerten
Sie haben schon recht: Sie brauchen keine Ausreden für etwas, das Sie sowieso nicht machen wollen.
Aber warum kommen dann diese Angriffe auf den Autor? Warum muss man dann sein Vorbild irgendwie in Zweifel ziehen und schlecht machen (siehe oben)? Das sind eindeutige Rechtfertigungsmechanismen. Passiert jedem von uns, sobald wir selbst nicht überzeugt sind, von dem was wir tun und sagen.
Und mit der Bewegung verhält es sich eben NICHT wie mit dem Lernen eines Instruments. Denn es ist medizinisch und evolutionsbiologisch erwiesen, dass der Mensch Bewegung braucht. Und zwar weit mehr, als wir sie schon unter normalen Umständen haben.
Auch im Blog wird auf einige wenige Fakten hingewiesen. Aber unserem inneren Schweinehund passt das nicht in den Kram.
Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Sie brauchten zwei Wochen um eine Stunde Sport auszubrüten? Ernsthaft?
Wie lange brauchen Sie denn, um z.B. eine Tageswanderung vorzubereiten? Zwei Monate? Das ist nicht zynisch gemeint sondern eine ernsthafte Frage (quasi auf Augenhöhe :-)). Weil es bei uns viel spontaner abläuft (was ja keinenfalls besser sein muss).
Genau. Nachdem die Routine weggebrochen war. Hatte ich sofort den Gedanken für mich und die Kinder ein Sportprogramm zu entwickeln, aber mein innerer Schweinehund vertagte das stets auf den nächsten Tag. Ich war schon froh, dass ich wenigstens tägliche Waldspaziergänge zustande brachte 🙂 und jetzt hab ich überall Muskelkater von meinem ersten Homeworkout (war also ziemlich gut)
Sorry, aber dieses Stock-Photo geht mir echt auf die Nerven. Die CH-Durchschnittsfamilie besteht nicht aus einem Yoga-treibenden Mami mit ihren putzigen Töchterchen in einer schmucken Altbauwohnung.
Und die ca. 1-stündige Morgenroutine des Herrn Wølner-Hanssen ist auch nicht gerade hilfreich für Eltern mit Kleinkindern. Entweder hat der Herr keine eigenen Kinder oder sie sind grad bei der geschiedenen Frau.
Steht doch da: Er hat nur ein Kind, dieses ist bereits 12 Jahre alt und vermutlich ist es die Mutter, die diesem morgens um 7.00 Uhr hilft, das Französischbuch zu finden und räumt den Frühstückstisch ab, während der Vater mit dem Sonnengruss beschäftigt ist.
Oder aber die 12jährige ist selbstständig wie unser 12jähriger. Der findet das Französischbuch selber, und kann sogar den Morgentisch selber abräumen.
Tatsächlich hat er jetzt allerdings schon selber Morgentrainings, selbst organisiert und geplant.
Also in diesem Alter sollten sie die Hausaufgaben schon selbständig machen können. Wenn ich einem 12jährigen jeden Morgen sein Französischbuch suchen muss, läuft definitiv etwas schief.
Ausreden über Ausreden. Wenn ich um 8:00 im Homeoffice sein muss. Müsste ich um 6:30 aufstehen, wenn ich vor dem Frühstück eine Stunde Yoga/laufen/meditieren wollte.
Um 6:30 müssen die meisten Aufstehen, wenn sie auswärts arbeiten…. also völlig machbar, wenn man will.
@ roxy
Auch hier: was für Ausreden und warum? Wenn ich sage: ich arbeite nicht in erster Linie im HO, sondern fahre mehrmals pro Woche ins Büro -> Ausrede. Wenn ich sage, nicht jedes Kind ist gleich organisiert -> Ausrede. Bei uns ist lange nicht alles ordentlich -> Ausrede. Wie soll man so argumentieren? Doch, ich bin überzeugt davon, dass es zur Zeit viel zuviele Leute gibt, die einen einreden wollen, was noch zu tun wäre, und darum rufe ich auf: Entspannt Euch, schaltet einem Gang zurück! Dann meine ich das auch so.
Du sagst aber etwas richtig: „wenn man will“…und gerade nicht, weil Herr XY es sagt.
@13: Ob man dem nun Ausrede sagen will, oder Verleumdung?
„Vermutlich ist es die Mutter, die diesem morgens um 7.00 Uhr hilft, das Französischbuch zu finden und räumt den Frühstückstisch ab, während der Vater mit dem Sonnengruss beschäftigt ist.“
Fakt ist: Viele Leute sagen, regelmässiger Sport geht in ihrer Lebenssituation nicht. Doch schaut man genauer hin, ist es bei fast allen möglich. Ohne deswegen die Familie hängen zu lassen. Das ist eben eine Ausrede, statt einfach zu sagen: Keine Lust.
13 – die Ausrede ist, wenn ich sage: der kann das nur machen, weil er nicht in meinen Umständen ist (bzw. Kinder vernachlässigt, seine Frau alles machen lässt…)
Wer sich nicht mehr (vor sich selbst) rechtfertigen muss, könnte sagen „Chapeau“ aber für mich ist das nichts hab andere Prioritäten.
Wir müssen doch nicht andere schlechter machen als sie sind, nur damit wir keinen Stress haben. Besser: bei uns selbst sein, und uns völlig stressfrei von anderen inspirieren lassen.
In unserem Geschäft Kollege, 10 Jahre älter als ich, bikt auf jeden Berg, walkt jeden Morgen eine h. Ich finde das toll, ermutigend und inspirierend, auch wenn es wahrscheinlich nie mein Ding sein wird.
@ SP
btw: Verleumdung beinhaltet „wider besseren Wissens“ und ist hier daher fehl am Platz. Es ist eine Annahme, sicher nicht vorurteilsfrei, aber nur eine Vermutung. Dies nur, bevor Du hier jemanden einer Straftat beschuldigst.
@13: Danke für die Belehrung. Zum Glück sind wir hier in einem Blog, in einer Diskussion, und nicht vor Gericht. Wäre denn üble Nachrede richtig?
Angebracht war die negative Spekulation jedenfalls nicht. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass der Mann sich nicht anständig um seine Familie kümmert.
Hahaha, endlich verstehe ich den Vorwurf, der MB bedient nur eine gewisse Blase und heute nicht einmal diejenige der besser situierten Eltern, sondern offensichtlich eines Mannes mit zuviel Zeit, aber dafür wohl ohne primäre Betreuungsaufgaben.
Yoga schon morgens? Wann bitte schön? Um 4.00 Uhr, wenn man eh nicht schläft?
Ein Vorbild sein und nicht zuviel am Laptop? Wenn man zwischen Fernunterricht und Homeoffice jongliert?
Noch mehr Hausaufgaben seitens Schule?
Tolle Ideen, ich bin beeindruckt. Die meisten Eltern werden zur Zeit wohl genug Tasks haben und wer Hampelmänner, Seilspringen und Gummitwist irgendwo zuhinterst auf die Prioritätenliste stellt, macht sicher nichts verkehrt….Leute, lasst Euch nicht stressen und bliebt im Team Pickert 😉
Zwischen all dem, was sie machen müssen, haben sie schon noch Zeit zum etwas trainieren.Also keine Ausreden!
Was heisst hier Ausreden? Ja, man könnte immer noch mehr. Man könnte eine Stunde später aufstehen, eine Stunde früher ins Bett, auf die Kaffe- oder Mittagspause verzichten etc. Nur, warum sollte man das tun? Sich noch mehr Stress aufbürden, um eine Stunde fürs Yoga freizuschaufeln, bei dem man entspannen soll, scheint mir doch etwas kontraproduktiv.
Sollte natürlich
….eine Stunde früher aufstehen und eine Stunde später ins Bett…..
heissen. So macht es dann auch Sinn.
@13: Wenn das für dich Stress ist, lass es doch einfach. Für andere ist das entspannend wie für dich vielleicht Kaffee trinken oder Gitarre spielen.
Im Wesentlichen ging es ja um die Grundbedürfnisse der Kinder. Und ja, da sind Bewegungshausaufgaben nicht abwägig. Und kommt bei vielen Eltern sehr gut an.
@13
😀
Am besten gefällt mir im Interview folgender Satz, der natürlich völlig kritiklos stehen gelassen wird:
„Nach so einem Start in den Tag kann mir nichts mehr passieren.“
Yoga gegen Corona, ein ziemlich cooler Slogan. 😉
@ Martin
Du lachst jetzt, aber die Vereinigung Yoga Schweiz empfahl ja nach der Schulschliessung tatsächlich die Kurse live weiter anzubieten und die Mitglieder zu bitte, die Hände zu waschen. Zudem soll man wenn möglich den Abstand gross halten. Begründung: Die Entspannung bei Yoga sei gerade in der Zeit sehr wichtig…..erst nach dem 2. Beschluss wurden auch diese aufgegeben. Zwangsläufig.
Gegen Yoga möchte ich grundsätzlich nichts sagen, 13, wobei ich immer wieder staune wieviel Yogalehrerinnen in Ausbildung es jeweils gibt. Yoga an sich finde ich eine gute Sache, habe es selber auch schon gemacht und empfehle es regelmässig. Da es auch zuhause gut machbar ist, sind das gute Inputs.
Wenn aber jemand nach Yoga, kaltem Duschen und Meditation tatsächlich behauptet, jetzt könne ihm nichts mehr passieren, dann ist das natürlich im Reich der Esoterik anzusiedeln. Erinnert mich etwas an ähnlich gestählte Group Fitness Junkies die bis zuletzt auf engstem Raum kollektiv gekeucht und transpiriert haben, und ebenso dachten, sie könnten damit dem Schicksal ein Schnippchen schlagen.
Covid 19 kann jeden treffen, auch Junge, und gesunde Menschen. Man kann das nicht genug betonen.
@ Martin
Ich habe nichts gegen Yoga. Ich habe auch schon Kurse besucht und mache es zwischendurch. Gerade in der Schwangerschaft brachte es mir viel mehr als jeder Vorbereitungskurs. Solange es nicht zu Gspürsch-mi wird, bin ich dabei. Ich staunte nur ab der Arroganz dieser Aussage. Schulen können geschlossen werden, aber Yoga ist also so wichtig, dass man darauf keinesfalls verzichten solle….denn zu Convid-19 habe ich eine sehr einfache Meinung: Da ich keine Ahnung habe, vertraue ich denjenigen, die es haben.
Damit hat er sicherlich nicht gemeint, dass Yoga gegen Corona wirkt, sondern nur dass damit der Tag gut gelingt.
Und das kann ich nachvollziehen.
Nach der Schulschliessung blieben bei uns auch z.B. die Hallenbäder offen. Und Schritt für Schritt wurden die Massnahmen konkretisiert.
Aktuell finden die Yogakurse (und viele andere) online statt, und sind ziemlich beliebt.
@13: Die verschiedenen Seitenhiebe sind völlig unangebracht. Der Mann hat sehr viel Erfahrung und durchaus auch einiges um die Ohren. Ändert nichts daran, dass es auch für Erwachsene und „Eltern mit primären Betreuungsaufgaben“ möglich sein sollte, sich eine kleine Auszeit zu nehmen, und sich mal zu bewegen. Wer die Prioritäten anders legt, darf das ja. Und ja, auch die Kinder haben einen Bewegungsdrang. Und hätten drei Stunden Sportunterricht in der Woche. Deshalb geben viele Lehrer/innen eben auch Bewegungshausaufgaben, z.B. über den angezeigten Kanal Loop_it. Scheint mir gerade eher wichtiger als französischwörter.
Kommt dazu, dass z.B. meine Kinder mit dem Schulstoff nach 2-3 Stunden durch sind.
„Der Mann hat […] durchaus auch einiges um die Ohren.“ In der Tat. 1 Stunde Zeit um, UNGESTÖRT VON DEN KINDERN, zu duschen und zu meditieren… Was denken Sie wohl, wer ihm dies ermöglicht? Ich bleibe dabei, entweder lebt sein Kind gerade nicht bei ihm oder seine Frau macht den Frühdienst.
@ Sp
Ja, offensichtlich sehr viel Erfahrung in sich morgens vor der Familienarbeit drücken. Aber das fällt vielleicht dann unter seinen beruflichen mental load? Was er beschreibt und propagiert ist einiges mehr als „eine kleine Auszeit“. Bewegen tun sich meine Kinder übrigens auch täglich. Nur nutze ich diese Zeit, um zu arbeiten, auch wenn ich dann mit Laptop angeblich ein schlechtes Vorbild bin. 8-9 Stunden Arbeit + 2-3 Stunden Schulstoff pro Kind + Lesen, Instrument üben, Wörtli (f/e) und Tagebuch + Haushalt gibt nämlich durchaus ein gewisses Pensum.
@Realitätscheck: Ich habe am Morgen eigentlich auch täglich eine ungestörte Stunde. Dafür stehe ich allerdings vor 6 Uhr auf. Und selbst wenn die Kinder auch schon auf sind, können sie gut lesend oder spielend daneben sitzen. Oder mittrainieren.
Und ja, möglicherweise macht auch die Frau den Frühdienst, und macht ihr eigenes Programm später Und wenn es so wäre?
@13: Dich stört dieses Sportprogramm am frühen Morgen? Du bist also tatsächlich jede freie Minute entweder an der Arbeit oder mit den Kindern beschäftigt?
Aber du sagst es ja. Schulstoff der Kinder, Instrumente üben, usw.
Warum kannst du also mit den Kindern Instrumente üben, findest es aber abwägig, mit ihnen Sport zu machen? Obwohl das doch im Schulprogramm obligatorisch vorgesehen wäre? Und vermutlich in der aktuellen Zeit wichtiger wäre als Hunderte Matheaufgaben.
@ Sp
Mich stören zur Zeit in erster Linie die zur Zeit x-fach gehörten Aussagen, was man unbedingt noch n dieser Zeit tun soll. Und selbstverständlich ist jeder davon überzeugt, dass gerade seins das Wichtigste sei. Ich und die meisten, die ich kenne, sind schon damit gefordert, Arbeit, Kinder inkl. Fernunterricht und Haushalt gerade so hinzubekommen. Mir ist es letztlich egal, ob dieser Mann morgens eine Stunde meditiert und abends noch eine joggen geht. Ich würde mich nur sehr bedanken, wenn mein Mann auf die Idee käme, morgens zu meditieren, anstatt anzupacken. Nur dieses Propagieren ist nun mal auf der Nervskala irgendwo bei Basteltipps und Onlinetutorials von Lebenscoachs.
@13: Vielleicht wäre dein Mann viel ausgeglichener und leistungsfähiger, wenn er auch mal noch eine Stunde am Tag für sich etwas tun könnte, statt immer „anzupacken“.
Richtig ist, dass der Sportbereich nur einer von mehreren ist, und man sich deswegen keinen Stress machen sollte. Gerade für die Kinder wüsste ich allerdings gerade nicht viel, was wichtiger wäre als die tägliche Bewegungssstunde.
@ SP
Meinem Mann geht es blendend. Danke. Er packt auch nicht „mit an“ sondern nur „an“ und Zeit für sich schaffen wir uns beide, allerdings nicht ganz in dem Umfang, der hier empfohlen wird. Und dann, wenn es passt. Nicht als „Morgenroutine“ oder als Muss. Aber jede*r wählt den Partner oder die Partnerin, die zu einem passt, oder?
@13: „Aber jede*r wählt den Partner oder die Partnerin, die zu einem passt, oder?“ Und nach Möglichkeit das Leben, das zu einem passt.
Also was sollen denn deine abwertenden Bemerkungen wie „sich von der Familienarbeit drücken“, „Mann mit zu viel Zeit ohne primäre Betreuungsaufgaben“. Und das ganze Gerede darum, dass ausserhalb dieser angeblich kleiner Blase, in der der Mann lebt, all diese guten Vorschläge völlig unmöglich sind. Und auch nicht sinnvoll.
Dass du dich so herausgefordert fühlst, und so extrem und auf persönlicher Ebene reagierst, spricht für sich. Und natürlich ist es eine Ausrede, wenn du so tust, also sei die Umsetzung der Vorschläge für die Mehrheit der Familien völlig unmöglich. Das stimmt schlicht nicht, es geht dabei meist um Prioritäten.
@ Realitätscheck und 13:
Ich stehe i.R. um 5.30 auf, um neben meinem 10-Stunden-Kader-Tag (hüstelhüstel) noch eine Stunde für mich lesen und Sport machen zu können. Die Frau und Kinder (alle unter 10) stehen um 7.00 auf. Das Frühstück ist dann auf dem Tisch, ich aber schon weg.
Den Abend (wie auch die WE) verbringe ich dafür vollumfänglich mit der Familie.
Was der Mann hier beschreibt ist völlig plausibel machbar, auch mit kleinen Kindern. Ohne das alles an der Mutter hängen bleibt.
Wenn ich dann frühmorgens draussen unterwegs bin, habe ich den Eindruck, dass ich nicht der einzige bin der es so macht.
Es äussern sich ja hier im Blog noch andere Väter so.
@ SP/Roxy (der Einfachheit halber auch gleich hier)
Vielleicht wäre mal eine Stunde Sport und dafür ein Buch mehr sinnvoll, fördert das Leseverständnis, das hier zu fehlen scheint 😉 Aber ich erkläre es gerne nochmals, allerdings auch ein letztes Mal: Das Problem ist weder sein Programm, noch das von irgendjemandem sonst. Wie gesagt, kann jede*r machen, wie er*sie will. Das Problem ist der (unnötige) Appell. Und nachdem ich schrieb: „Man kann alles machen, auch eine Stunde früher aufstehen….“ bringt es nichts zu schreiben: „Ich schaffe das, ich stehe vor 6.00 Uhr auf. Kann man, muss man aber nicht. Ich kuschle mich um die Zeit lieber an meinem Mann und geniesse die Paarzeit, bin daher umso froh, ist er dann da und nicht auf der Rennstrecke. Auch eine Ausrede? Gut!
@13: Mit dem Leseverständnis happert es eigentlich nicht.
Unser aller Problem war, dass du eben nicht nur den Appell an sich kritisiert hast. Sondern du hast den Mann persönlich angegriffen und mehrfach in den Raum gestellt, dass die Umsetzung seiner Vorschläge nur für Leute (in seiner „Blase“) möglich ist, die nicht richtig arbeiten, oder keine „primären“ Betreuungspflichten haben, oder sich vor Haushalt- und Betreuungspflichten drücken, und alles ihren Partnerinnen überlassen.
Unsere Antwort war: Doch, es geht (fast immer). Auch ohne Vernachlässigung anderer Pflichten. Aber natürlich nur, wenn man will.
Du führst ja auch den Musikunterricht deiner Kinder an. Warum soll dann Sport so völlig unmöglich sein?
Und ja, ich bin natürlich auch inhaltlich mit Wølner-Hanssen einverstanden, weil er ja nur anführt, was aus den Sportwissenschaften bekannt ist. Und was in der aktuellen Situation noch gestiegene Bedeutung hat.
Es ist dir natürlich freigestellt, andere Prioritäten zu haben. Aber die (zunehmend mehr) Lehrpersonen, die den Kindern auch Bewegungshausaufgaben geben, wissen schon warum.
Meine Frau hat übrigens „ihren“ Kindern Springseile verteilt, dazu einfache Übungsbeschreibungen und den Verweis auf ein Video von Wølner-Hanssen, das ihr ich schon letzte Woche gezeigt hatte. Auch das: kommt bei den Schülern offenbar gut an.
@ Sp
Finde ich gut, was deine Frau gemacht hat. Nur besteht ein kleiner, aber gewichtiger Unterschied zwischen: A) LP gibt den Kindern in den Hausaufgaben noch Bewegungsspiele. Und B) einem Appell an die Eltern: Macht mit Euren Kindern Sportunterricht UND macht daneben selber Sport (alleine), um ein Vorbild zu sein. Ich weiss, dass es nicht so gelingt, aber sollten die Aufgaben nicht so gelegt werden, dass es nicht die Eltern braucht? Wenn ein 12jähriges alleine ein Buch suchen kann, warum soll es dann nicht alleine Seilspringen? Zum Musikunterricht: Ich sorge dafür, dass meine Kinder üben und mit den Musiklehrern kommunizieren, ich höre mal zu, ich unterrichte nicht. Wie sollte ich? Mein Kind spielt besser als ich.
@13: Du musst so viel unterrichten wie in den anderen Fächern. Ermöglichen und ermuntern ist wichtiger.
Und Vorbild sein ist nun mal wichtig. Aber noch einmal: Wenn dir Sport nicht wichtig ist, für dich nicht und die Kinder nicht, dann musst du hier auch nichts unternehmen und kannst bei all den Appellen auf Durchzug stellen. Mache ich ja in anderen Bereichen auch.
meine Rede! Der Mann hat weder Kleinkinder noch einen normalen – sprich man muss tatsächlich 8.5h pro Tag arbeiten – Job.
Es gibt tatsächlich Leute die müssen arbeiten 🙂
@lara: Es braucht eigentlich nicht viel Recherchearbeit, um herauszufinden, was der Mann arbeitet. Aber richtig, ein „normaler“ Job ist es vermutlich nicht, er arbeitet auch häufig abends und am Wochenende. Wie so viele Dienstleister.