Die guten Seiten der Corona-Krise

Wie wird die Welt nach Corona aussehen? Vielleicht werden wir die Natur dann wieder stärker schätzen. Foto: Getty Images
Manchmal fühle ich mich in diesen seltsamen Tagen so, wie sich Tarzans Jane gefühlt haben muss, als dessen riesige Pranke sie aus ihrem Leben gerissen und in den dunklen Dschungel gehoben hat, wo keines der ihr bekannten Gesetze noch galt. Denn wie die zappelnde Blondine wurden wir die letzten Wochen alle aus unserem Alltag und unseren Strukturen gerissen, ohne zu wissen, was die unbekannte Welt für uns bereithalten wird.
Wenn ich aber zu stark zur Jane mutiere, erinnere ich mich und die Kinder jeweils gebetsmühlenartig daran, dass Corona für sie und uns gesunde Erwachsene in der Regel nicht gefährlich ist und wir diesen rigorosen Rückzug aus Solidarität zu den Geschwächten und Alten unserer Gesellschaft und zur Sicherstellung des Gesundheitswesens tun. Und ich erinnere sie und mich an die malträtierte Natur, für die jede Minute dieses Stillstands das Beste ist, was ihr hat passieren können – was uns beispielsweise der Himmel, der sich in einem smogfreien Blau zeigt, gerade eindrücklich beweist.
Das Coronavirus geht, der Klimawandel bleibt
Ja, das Coronavirus kann angesichts der weltweiten Opferzahlen Angst machen. Doch ich vertraue darauf, dass unsere Solidarität Früchte trägt und uns, in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft, die Normalität zurückbringen wird. Der Klimawandel hingegen wird ohne eine weltweite Einschränkung von Konsum, Industrie und Mobilität unaufhaltsam voranschreiten und das Leben kommender Generationen auf den Kopf stellen. Die momentan anspruchsvolle Situation macht nun genau jenen wichtigen Verzicht möglich, der bis vor kurzem noch undenkbar gewesen wäre. Denn der Wohlstand in unserem Land ist zwar ein riesiges Geschenk, hat uns aber nicht gelehrt, uns einzuschränken, Unsicherheiten auszuhalten, Kontrolle abzugeben und zu erkennen, wie klein und verletzlich wir letztlich sind.
Immer schneller, höher und besser lautete die Devise.
Unsicher war das Leben ja schon immer und die Welt bedrohter denn je, was sich am fetten Buffet unserer Breitengrade aber jeweils ganz gut wegschieben liess. So wird dieses Virus auch zur Projektionsfläche verdrängter Verletzlichkeit und Ängste, die es an die Oberfläche spült.
Geplatzte Sicherheitsblase im Zeitalter der Machbarkeit
Sehr lange durften wir in der Schweiz in einer Sicherheitsblase leben, während an vielen Orten der Welt das Elend tobte. Wir aber erlebten das Zeitalter der Machbarkeit: Immer schneller, höher und besser lautete die Devise. Selbst wenn viele von uns ein zunehmendes Unbehagen beschlich, schien es doch aussichtslos, sich diesen Gesetzen zu entziehen und uns nicht immer noch etwas mehr anzustrengen. Die Uhren diktierten uns ja nicht nur die Zeit, sondern auch, wie viele Schritte wir noch machen müssen, um unseren körperlichen Optimalzustand zu erreichen. Und wir waren stets darum bemüht, eine immer noch bessere Variante von uns selbst, der Firma und auch aus unseren Kindern zu pressen.
Nun wurden all diese Mechanismen jäh gestoppt. Wir werden auf uns selbst und das Rudimentäre zurückgeworfen, und das Virus bietet uns damit auch die Chance zu erkennen, was wirklich zählt.
Lasst uns also bei aller Verunsicherung immer wieder an das Gute glauben, das dieser Stillstand mit sich bringt. Denn wer weiss: Vielleicht lernen unsere Urenkel ja dereinst in der Schule, dass dieses beunruhigende Virus zwar viele Opfer verursachte, aber unserer Welt auch den dringend notwendigen Wandel brachte. Bleibt also zu hoffen, dass nach überstandener Krise nicht einfach alles zurück an den Start geht – und sich die gemachten Erkenntnisse festigen.
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94 Kommentare zu «Die guten Seiten der Corona-Krise»
„… lasst uns wieder an das Gute glauben…“
Wie viele der Kommentatoren, die der Autorin jetzt zustimmen, sind über die Gutmenschen hergefallen, weil diese sich für Flüchtlinge eingesetzt haben?
Gerade in der Schweiz ein Land, wo man Schweizern Denkmäler baut, die ihr Leben für Tyrannen opferten (siehe Löwendenkmal Luzern, Vereidigung der Schweizer Garde in Rom) und jene Schweizerinnen und Schweizern, die sich für Frieden oder für die Verfolgten oder Schwachen einsetzten (Max Dätwyler, Paul Grüninger, Carl Lutz,…), wie Aussätzige behandelte.
Die Realität ist:
Der Bordellbesitzer hält am Sonntag in der Kirche eine Predigt über Keuschheit und nach der Predigt geht er in sein Bordell und denkt wieder ans Geld verdienen.
Die Hoffnung stirbt als letztes.
Gibt es irgend ein Land wo das anders wäre?
War klar: Es wird Solidarität und Verzicht gepredigt und eingefordert. Weil es um Gesundheit geht, wird das ertragen, weil mittels Pandemiegesetz durchgesetzt.
Nach der Pandemie wird es aus Solidarität höhere Mehrwertsteuern, Steuern, sonstige Abgaben geben. Und es wird vom Volk verlangt werden, dies zu tragen.
Und dann werden die FFF und ihre Entourage ankommen und den selben Verzicht und die selben Einschränkungen verlangen, weil ja auch das eine Katastrophe sei.
Unglaublich absehbar.
Spricht mir aus dem Herzen. Danke fürs Formulieren.
Der Text ist ziemlich naiv. Die Pandemie ist so ziemlich das schlimmste was dem Klima passieren konnte.
Wir müssen nicht ein bisschen weniger CO2 produzieren, sondern es auf Null bringen. Und das Bedarf des Umbaus sämtlicher Wertschöpfungsketten egal ob es um die Produktion eines Kugelschreibers geht, Flugreisen oder Netflix geht.
Leider sind jetzt die dafür nötigen Mittel in Krediten gebunden, die die Menschheit die nächsten 10 Jahre abzahlen muss.
Ich halte den ganzen Beitrag für sehr naiv.
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Selbstverständlich lebe ich viel lieber ohne all diese virusbedingten Einschränkungen. Und genau das werde ich sobald möglich und erlaubt auch wieder tun.
Ich finde nicht, dass es auch nur 1 Gute Seite an dieser Seuche gibt.
Alles andere ist imho Schönfärberei.
Ich meine, wenn wer überlebt und dabei vielleicht einen Input zu einer etwas anderen Lebensgestaltung findet, so ist das ja schön und gut.
Aer wenn wer dazu erst mal diese Seuche braucht, ist’s irgendwie- ich sag mal ganz brav: etwas komisch.
Und wenn das denn auch noch von allen Anderen erwartet wird, kippt’s definitif.
Liebe Frau Sommer,
Sie sprechen mir aus dem Herzen! Toller Beitrag! Bleibt zu hoffen, dass uns dieser „Schuss vor den Bug“, endgültig wach gerüttelt hat. Vor allem auch unsere Politiker und Wirtschafts-Leute. Weltweit!!! Und wenn wir schon in der Passionszeit sind, auf sie folgt Ostern….
Und die Weltbevölkerung nimmt weiterhin EXPONENTIELL zu. Wohin das führt, das wird vehement verdrängt, ist doch das verheerende biblische „mehret euch“ unauslöslich eingebrannt ist jedes Menschen Hirnzellen. Da hilft alles Lernen nicht: Auf die nächsten Generationen kommen so oder so fatale Zeiten zu, Pandemien, welche die jeweils letzte in den Schatten stellen werden, um vom Rest ganz zu schweigen, die Erde lässt sich eh nicht erweitern bzw. ausbauen wie ein EFH auf einem ausgedehnten Grundstück … mich dünkt, noch die beste aller Zeiten erwischt zu haben zum Leben und auch den besten Ort. Früher war es keineswegs besser als heute – auch nicht hierzulande – und ein Blick in die Zukunkt würde mich erschauern lassen …
Die Weltbevölkerung nimmt überhaupt nicht exponentiell zu, sondern schon seit Jahrzehnten schlimmstenfalls linear. Exponentiell nimmt beispielsweise die Zahl der Corona-Infizierten zu, wenn man keine Gegenmassnahmen ergreift. Daher: Prioritäten setzen wo sie hingehören (heute grad nicht bei Ecopop). Korrekte Mathematik ist der erste Schritt.
Die Weltbevölkerung nimmt nicht einmal mehr linear zu. Die Wachstumsraten fallen. Die globale Demografie ist unterkritisch und hat in allen Szenarien wie Klima oder Viruspandemien keine Bedeutung mehr.
@Sonusfaber: „Und die Weltbevölkerung nimmt weiterhin EXPONENTIELL zu.“
Nein, das Wachstum der Weltbevölkerung verlangsamt sich.
Da können Sie Ihre Grossbuchstaben auch noch mit 3 Ausführungszeichen verzieren, es wird dennoch nicht wahr.
Im nahen Osten und Afrika liegen die Geburtentaten immer noch bei 4-7 Kindern pro Frau, da ist der Begriff Exponentiell schon angebracht.
@ Anh Toàn – Es ist wie an der Börse: Es gibt einen Trend, eine Hausse etwa, und dazwischen von Zeit zu Zeit eine kurze Gegenbewegung. Ergo wird mir die Zeit Recht geben. Aus Vernunft bzw. freiem Willen wird der Mensch jedenfalls nicht aufhören, sich selbst zu reproduzieren. Die Weltbevölkerung wird daher weiterhin zunehmen. Ja, vielleicht nicht mehr exponentiell – es ist ja auch nicht mehr nötig, um ein Desaster zu verursachen . Einen Dämpfer kann nur von auswärts kommen, wider des Menschen Willen, und er wird brutal schmerzen …
Ich glaube, das die Schere zwischen arm und reich durch den CV noch weiter auseinanderklaffen wird. Viele kleine Selbstständige werden es schwierig haben, wieder auf die Beine zu kommen. Wogegen die Reichen ihr Portfolio jetzt mit all‘ den günstigen Aktien vollstopfen, die wieder ansteigen werden, wenn wir den CV in den Griff bekommen haben und fetteste Gewinne einstreichen.
Und liegt es nicht in der menschlichen Natur, wenn ihm Zwangsmassnahmen verordnet werden, nachher alles das wieder aufholen zu wollen, was ihm vorher untersagt war ? Man denke nur an sich selber, wenn man mal wegen Masern etc. in Quarantäne war…
Daher glaube ich nicht so wirklich daran, das man nach CV über die Bücher geht, und etwas reduzierter weiter macht. Eher andersrum befürchte ich.
Danke für diesen Text! Auch wenn es eine leise Hoffnung bleibt, sind solche Gedanken wichtig. Je länger die Krise dauert, desto mehr kann/soll/muss man sich Gedanken machen, wie es weiter gehen soll. Dabei geht es nicht darum, den Lockdown zu glorifizieren aber zu überlegen, welche Aspekte durchaus positive Seiten haben. ZB Homeoffice: Mehr Homeoffice heisst weniger Verkehr. Also wieso nicht in Zukunft (wenn die Kinder auch wieder zu Schule gehen..) mehr zu Hause arbeiten? Oder die Fliegerei: Wieviel davon ist nötig, wenn man Sitzungen auch via zoom abhalten kann? Manchmal braucht es eine Krise, um aus eingefahrenen Situationen herauszufinden. Was ich auch extrem positiv finde, ist die Innovationskraft, die eine solchen Krise auslöst. Das kann man auch auf andere Situationen übertragen.
Das Gros der Menschen lernt nicht aus seinen Erfahrungen und nur die wenigsten verfügen über eine gute „memoria storica“. Der Mensch ist im Grunde ein Wiederholungstäter. Absolut unbelehrbar. Ergo werden sich die meisten von uns weiterhin so verhalten wie bisher – wenn nicht sogar „schlechter“. Während einige wenige ihr Verhalten und ihre Lebensweise nachhaltig verändern werden. Immerhin.
Ja, jetzt feiern die Realitätsfremden fröhliche Urständ. Sie schauen – wie ich – zum Fenster raus und denken: es geht ja auch ohne! Hurra! Keine Arbeit, trotzdem Geld.
Die Zeitungen schreiben ja auch nichts von Kriegen oder Flüchtlingen = alle Probleme gibt es nicht mehr, bis auf die paar Tausend Toten wegen dem Virus. Und nun meinen die Realitätsfremden, dass es all das nicht mehr gebe, dass Menschen weltweit nicht mehr alle Arbeit und Einkommen brauchen. Einfach mal in die Elendsviertel dieser Welt gehen, dort sieht man was passiert, wenn es keine Arbeit und Wirtschaft mehr gibt: Herrschaft der Gewalt, Kriminalität, kein Gesundheitswesen, keine Bildung, keine Technologie und Infrastrukturen um Krisen zu meistern.
@RoXY: Komme gerade nicht mit. Wo und wer sind hier die „Realitätsfremden“?
Im Text geht es unter anderem darum, dass wir jetzt erstmals seit langem selber betroffen sind, und nicht nur aus der Zeitung von fernem Unglück lesen. Und dass dies zu einem Umdenken, mehr Solidarität und Verzicht führen könnte. Vielleicht auch über die Landesgrenzen hinaus?
Ich glaube zwar nicht daran, aber ich halte Ihren Vorwurf dennoch für nicht passend. Im Gegenteil.
@Brunhild
weltweit sterben täglich 150000 Menschen.
Das ist uns nicht bewusst weil die Zeitungen nicht täglich all diese Toten auflisten.
Wieviele Menschen mittelfristig sterben werden, weil es keine Arbeit gibt, weil Gelder für Gesundheitswesen und Bildung fehlen werden, werden wir wohl nie erfahren.
Ich denke auch an all die Krisenfamilien, in denen toxische Beziehungen herrschen, welche über Wochen eingepfercht sind – weltweit. Diese Dramen werden nicht gefilmt, kommen nicht auf die Newsflash.
Ich sehe nur, wie sehr wir Menschen aus der froschperspektive unseres Medienkonsums die Weltlage beurteilen. Und die hat mit der Realität sehr sehr wenig zu tun.
@Reincarnation of XY
„Die Zeitungen schreiben ja auch nichts von Kriegen oder Flüchtlingen = alle Probleme gibt es nicht mehr, bis auf die paar Tausend Toten wegen dem Virus.“
nicht mehr, oder auch noch gar nie wirklich ausdauernd über x Krankheiten die vermeidbar wären, auch bei uns hohe Opferzahlen fordern, Betten (auch in Intensivabteilungen) belegen usw usw. Bspw die 25 Tabaktoten/Tag/CH
SP – „ich glaube zwar nicht daran“
dann sind wir uns ja einig
2. Wir sind doch (noch) gar nicht in der Krise. In unseren kleinen Blasen, ist doch alles bestens. Wir haben essen, Heizung, Medikamente …. alles wie gehabt. Da lässt sich leicht über „Solidarität“ reden.
Aber falls der Lockdown zu einer substanziellen Krise führt, und wir uns dann tatsächlich solidarisch mit all den insolventen Kleinunternehmern und Arbeitslosen aus verschiedensten Branchen sind, dann fehlen dann die Milliarden für die tatsächlichen Krisenregionen, wo es kein Sozialnetz gibt, welche diese Ausfälle auffangen können.
Nach 2-3 Wochen in unserer Wohlfühlblase ist es einfach nur blauäugig, schon mal von der guten Seite zu reden.
Wenn es wieder „normal“ läuft, werden uns wohl in erster Linie die finanziellen Konsequenzen beschäftigen. Das ist vermutlich keine gute Grundlage, um eine neue Politik zu gründen.
Genau. Und wahrscheinlich wird nur auch unsere unsägliche Gesundheitspolitik weitergeführt. Um einer nächsten Pandemie begegnen zu können braucht es Reserven an IPS-Personal und -Betten sowie eine grosse Reserve an Beatmungsgeräten, das alles kostet entsprechend.
Aber keine kleinen Regionalspitäler ohne IPS-Kapazitäten sowie Spezialisten und keine auf Profit ausgerichtete Privatkliniken, die sich gar nicht an der Pandemiebewältigung beteiligen, sondern Kurzarbeit anmelden.
Ich befürchte, die SARS-CoV-2-Pandemie wird nun von einer „unheiligen Allianz“ von Links und Rechts benutzt, die bestehenden, unguten Strukturen zu zementieren (insuffiziente öffentliche Klein-Spitäler und gleichzeitig gewinnorientierte Privatkliniken, welche unsere Prämiengelder in Shareholder Value umwandeln).
Man muss davon weg kommen, das das Gesundheitswesen sowie der ÖV wie ein normales Unternehmen geführt werden kann, was zum Jahresende immer mit einem Gewinn abschliessen muss. Das kann hier nicht gelten. Beim ÖV muss es z.B. auch Routen geben, die kein gewinn machen – ebenso wie es Krankenhäuser geben muss, die deutlich mehr Betten und Pflegepersonal haben, als genutzt werden.
Nur weil das extrem runtergefahren wurde, sind die Kliniken und das Pflegepersonal jetzt am Limit.
@L.T.
fast mit allem einverstanden, aber gerade regionale Kleinspitäler könnten, da wo noch vorhanden, der Entlastung dienen indem man alle die verlegbar sind, in diese auslagert um in den Zentrumsspitälern eine entsprechende Zweitinfrastruktur schaffen zu können. Oder von Beginn weg Feldspitäler zur Raumentlastung.
@ Maike
Die allermeisten Routen im ÖV werfen keinen Gewinn ab, die SBB darf nur in der Division Immobilien Gewinn erwirtschaften, und der Grösste Teil der SBB Finanzierung kommt aus Steuergeldern.
„Das ist vermutlich keine gute Grundlage, um eine neue Politik zu gründen.“
Eigentlich ist das die einzige Grundlage aus der neue Politik hervorgeht. Keiner kommt in guten Zeiten und sagt: Uns geht es so gut, lass uns etwas ändern. Was auch einer der Gründe ist, warum in der Schweiz seit 1848 so wenig geändert wurde. Dass es dieses Mal anders wird, bezweifle ich jedoch sehr. Spannend wäre es höchstens, wenn es ein Wahljahr wäre.
@13: Du findest, die Schweiz 1848 sei vergleichbar mit der Schweiz heute? Es habe praktisch nichts geändert?
Die Änderungen, die hier gewünscht werden, kosten alle viel Geld und sind auf der Bedürfnispyramide weit oben angesiedelt. Man muss sich das erst leisten können.
@ Sp
Doch, es hat sich schon ein bisschen was verändert: sehr wenig und sehr langsam. Zu grossen Umbrüchen kam es nicht. Das begründe ich mit dem Lebensstandard, der hier herrscht. Ich werte das auch nicht, sondern sehe es eher als Fakt an.
Aber ganz allgemein: Was man sich leisten kann, hängt immer vom System ab. So mehr reinkommt, kann auch mehr rausgehen, die Frage ist noch wohin. Da jedoch Steuernerhöhungen hierzulande sehr unwillkommen sind, erst recht für Firmen, wird auch die Ausgabeseite tief gehalten und auch jetzt nur vorübergehend erhöht. Darum sage ich doch, es wird sich nicht ändern. Auch das werte ich nicht, sondern stelle lediglich fest.
@13: Nüchtern betrachtet hat sich die Staatsquote seit 1848 gewaltig entwickelt. Und es geht immer nur in eine Richtung. Auch die Staatsausgaben steigen immer weiter an.
Sportpapi hat recht.
Die Staatsquote in der Schweiz geht nur in eine Richtung.
Allerdings befindet sie sich immer noch in einem vernünftigen Bereich. Und weil die Schweiz jahrelang recht gut haushaltete und eine tiefe Staatsverschuldung hat, kann sie jetzt auch relativ problemlos tief in die Tasche greifen und bleibt dadurch handlungsfähig.
Auch Staaten können am Ende des Tages nicht mehr ausgeben als sie einnehmen, ausser man will durch die Inflation das Vermögen der Bürger schleichend vernichten.
2/
ich freue mich für Alle die gute Seiten daran entdecken und denen neue Freiräume geschenkt worden sind.
Mir persönlich sind aber, auch umfeldbedingt, besonders diejenigen präsent welche den grössten Teil der Ressourcen um halbwegs gut durch die Tage zu kommen, nicht mehr haben.
Und ich frage mich wieviel Opferzahlen wir da am Ende zu beklagen haben werden.
Naja, die nächste Pandemie wird zeigen was und wieviel wir wirklich gelernt haben, bspw von Beginn weg Beobachtungen ernstzunehmen, nicht nur lokal zu informieren sondern unmittelbar zur WHO; und vor allem keine Liveticker! Oder wenn schon, dann auch konsequent alle Todesfälle des jeweiligen Landes erfassen, das würde- auch wenn dieses Virus bez Risiko für bestimmte Personengruppen hochgefährlich ist- doch auch einiges relativieren… .
Die Zeit wird zeigen ob die Welt mehr gelernt hat als aus der Bankenkrise, wo es auch mal hiess „jetzt muss alles anders werden“ oder so ähnlich, und wieviel genau ist anders geworden?
„Die Zeit wird zeigen ob die Welt mehr gelernt hat als aus der Bankenkrise, wo es auch mal hiess „jetzt muss alles anders werden“ oder so ähnlich, und wieviel genau ist anders geworden?“
In der Tat. Dass man nicht bereit ist, aus Fehlern zu lernen, erkennt man daran, wie wenig man aktuell bereit ist, Kritik auszuhalten, Fehler nur schon einzuräumen, über die Bücher zu gehen, und die Verantwortlichen beim Namen zu nennen oder gar für ihr Fehlverhalten zu behaften. Das Gegenteil ist der Fall, man suhlt sich in altbekannter CH-Selbstgefälligkeit, verbittet sich Kritik, und redet Statistiken schön. Die selbstverursachten Defizite dienen dabei als Leitschnur für Empfehlungen, anstatt dafür Erkenntnisse und Empfehlungen von Experten zu beachten.
Aus der Geschichte lernen? Wir doch nicht.
@Martin Frey: „Dass man nicht bereit ist, aus Fehlern zu lernen, erkennt man daran, wie wenig man aktuell bereit ist, Kritik auszuhalten, Fehler nur schon einzuräumen, über die Bücher zu gehen, und die Verantwortlichen beim Namen zu nennen oder gar für ihr Fehlverhalten zu behaften.“
Geht das auch konkreter? Sprechen wir wieder von fehlenden Masken und fehlenden Tests? Wer hätte denn hier was tun sollen?
@SP
Es geht darum, dass eine GDK Präsidentin sich wie auch andere Verantwortungsträger pauschal „Manöverkritik „verbittet (weshalb?). Dass es zwar einen Pandemieplan gab der aber nur in Empfehlungen mündete die niemand umsetzte (weshalb?). Dass es Arbeitsgruppen gab die zuhanden von Bund und Kantonen auf die Defizite hinwies, aber schlichtweg ignoriert wurden (weshalb?). Dass das mittlerweile einzige Militärspital für solche Fälle nicht zu gebrauchen ist (weshalb?). Dass die Schweiz sogar die eigene Sauerstoffproduktion an den Nagel hängte (weshalb?). Dass die Sanitätseinheiten beim Zivilschutz wegrationalisiert wurden (weshalb?).
Und ja, wir haben zuwenig Masken, wie auch sonst zuwenig von ganz vielem welches nun dringend gebraucht würde, um das umzusetzen, was nötig wäre.
Nur ein Bsp. Oesterreich, ein durchaus vergleichbares Land, zwar mit weniger finanziellen Möglichkeiten und dafür mehr Einwohnern versehen, ist viel proaktiver, hat die Grenzen zu Italien geschlossen als noch wochenlang ICE Züge direkt nach Mailand verkehrten, trotz Lockdown in der Lombardei, macht mehr Tests, hat weniger Dunkelziffern (aka „Tappen im Dunkeln“) und ist in der Lage, eine Maskenpflicht für Einkäufe zu verhängen.
Natürlich tun wir das nicht, wo kämen wir auch hin, von anderen zu lernen? Aber wir sagen nicht, dass es damit zu tun hat, dass wir zuwenig Masken haben, sondern verwedeln es mit anderen Argumenten.
Wollen Sie heute in die CH einreisen? Die Zöllner kontrollieren Sie ohne Maske/Handschuhe, Corona interessiert die nicht, nur wieviel Fleisch Sie mitführen.
@Martin Frey: Sie sammeln offenbar Negativmeldungen aller Medien, die aus heutiger Sicht beurteilen, was früher (aus guten Gründen) entschieden wurde. Im Nachhinein ist man immer schlauer, wobei man manches wohl erneut gleich entscheiden würde.
Und die GDK-Präsidentin hat SRF ein gutes, fundiertes Interview gegeben, in dem sie keineswegs Manöverkritik verboten hat. „Es ist klar, dass es Manöverkritik braucht“, Zitat. Sie hat aber zu recht darauf hingewiesen, dass nicht heute die richtige Zeit dafür ist.
Heute geht es darum, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Und da sehe ich als Laie wenig Fehler. Auch Sie weisen ja nur auf historische Versäumnisse hin, was aktuell gerade gar nichts bringt!
Also: was müsste man heute anders tun, um jetzt zu reagieren?
@SP
Ich sammle keine Negativmeldungen, sondern das ist einfach die Realität. Und diese Versäumnisse stammen nicht aus 1875 (so von wegen“historisch“) sondern aus letzten Monaten bis Jahren.
Klar verbittet man sich Manöverkritik, es ist bekanntlich nie der richtige Zeitpunkt, schon gar nicht dann, wenn die Leute alert sind und gerne wissen würden, inwiefern mit ihrem Schicksal gespielt wird. Dann doch lieber Gras über die Sache wachsen lassen.
Aber ich habe weder Zeit noch Lust, mit Ihnen in eine der berüchtigen SP-Endlosschlaufen zu geraten, ein paar Bsp. habe ich genannt. Nur zwei Abschlussfragen: Wann wäre dann der richtige Zeitpunkt? Und weshalb hat Oesterreich nur halb soviel Coronafälle wie wir, trotz wohl tieferer Dunkelziffer.
Schönen Tag auch, und passt auf Euch auf. Lg.
@Martin Frey: Sind Sie denn sicher, dass die benötigten Masken in Oesterreich vorhanden sind?
Nach meinem Wissen ist das nicht der Fall.
Und dass Österreich ansonsten so viel besser entscheidet als wir, sehe ich gerade auch nicht. Siehe Ischgl…
@Sportpapi
„Auch Sie weisen ja nur auf historische Versäumnisse hin, was aktuell gerade gar nichts bringt!“
Martin Frey hat – wie ich selbst auch – schon zum Zeitpunkt als die genannten Entscheidungen getroffen wurden, darauf hingewiesen, dass einige dieser Entscheidung absurd und wenig sinnvoll sind. Uns jetzt Vorzuwerfen alles „nur“ im Nachhinein zu kritisieren, halte ich daher für unangebrcht.
.
„Also: was müsste man heute anders tun, um jetzt zu reagieren?“
Endlich konsequente Massnahmen(Ausgangssperre!) umsetzen und nicht weiter auf die Selbstverantwortung der Bevölkerung bauen.
@Martin Frey: Ja, ich lasse ungern Aussagen stehen, die gelinde gesagt höchst fragwürdig sind. Ob und wo Oesterreich das Problem besser im Griff hat als die Schweiz, kann ich nicht beurteilen. Aber mit einem Maskenobligatorium (das nur gilt, wenn die Masken auch verfügbar sind), werden noch keine Masken beschafft. Schauen wir mal, was daraus wird. Und ich sehe auch keine Hinweise, dass Oesterreich mehr testet als die Schweiz. Wo? Richtig ist nur, dass die Grenzen früher dicht gemacht wurden nach Italien. Aber es gab ja auch einen Grund, warum das Tessin die Grenze offen halten wollte.
Meine wenigen Kollegen, die sich angesteckt haben, haben das allerdings alle in österreichischen Partynächten getan. Vielleicht hätte man die Grenze nach Oe schneller schliessen müssen?
Ach ja, noch zum richtigen Zeitpunkt von Manöverkritik: Nach Abschluss, wenn man Zeit hat, das Thema aufzuarbeiten, und nicht mit der Aktualität beschäftigt ist.
Und dann gehört es auch dazu zu fragen, warum man gewisse Massnahmen nicht getroffen hat. Und wer dafür Verantwortung hat. Könnte ja sein, dass viele Massnahmen politisch absolut chancenlos waren, weil man nicht ganz viel Geld für einen sehr unwahrscheinlichen Fall ausgeben wollte.
@Röschu: Die meisten der angeführten Entscheidungen wurden vor Jahren getroffen. Ich weiss nicht, ob Sie oder Martin Frey sich damals dazu geäussert haben. Radikale Massnahmen wie (früher) Grenzen schliessen, Ausgangssperren. Dieser Meinung kann man sein. Ich weiss aber auch, wie umstritten schon das Veranstaltungsverbot von 1000Tn war. Und wie viele, unter anderem auch Ärzte, schon die heutigen Massnahmen für völlig übertrieben halten. Und was alles zu beachten ist, wenn man die Wirtschaft noch weiter lahmlegt, ohne dafür einen Endtermin setzen zu können. Würden Sie wirklich so entscheiden? Und hätten Sie in der Schweiz dafür die Mehrheit? Zumal der Nutzen sehr umstritten ist!
Nein, ich denke, man macht aktuell vieles richtig.
@SP
Oesterreich hat es mit Ischgl verkackt, wir dafür mit Samnaun, mit dem Berner Oberland, nochmals: mit dem Heiligtum SBB, mit den wunderbaren illegalen und trotzdem selbstredend tolerierten Demos, usw undsofort.
Dass Sie den Unterschied nicht sehen wollen verstehe ich, was kümmern mich schon Fakten und Zahlen, wenn man sich selbstzufrieden auf die Schultern klopfen kann.
@Röschu
Leider kommt es wie es kommen muss. So sehe ich das zumindest. Auch bei uns gibt es halt Tausende bornierter Menschen die denken, all das gelte für sie nicht. Weil sie auch sonst der Ansicht sind, Regeln gelten für sie nicht. Ein weiterer Kontrast zu Ostasien.
Das nächste Wochenende wird schön, die Leute werden sich draussen tummeln und den Frühling geniessen. Und Koch wird Tage später was konstatieren?
@Röschu: Und wenn ich mich richtig erinnere, war Martin Freys Hauptforderung vor Wochen: Mehr testen.
Ja wer würde sich das nicht wünschen, dass jeder Schweizer alle drei Tage getestet werden könnte – dann hätten wir das Problem schnell im Griff.
Aber wie das konkret laufen sollte, woher diese Testkapazitäten plötzlich kommen sollen, darauf hätte ich dann schon gerne mal eine Antwort.
Wenn das möglich wäre, hätten wir das längst. Und wenn es Masken gäbe für alle, diese 4Mio pro Tag, dann könnten wir auch ernsthaft über Maskenpflicht diskutieren.
@Sp
Ja, mehr testen, sage ich nach wie vor, die CH hat das nun mit Verzögerung an die Hand genommen. Weil sie erkannt hat, dass sie hier sträfliche Fehler begangen hat. Wie sonst auch an allen Ecken und Enden. Nochmals, für ein Land wie die CH ist das peinlich, und wir wurden und werden dafür auch immer wieder deutlich kritisiert. Wenn man das denn hören will. Vielleicht sollten Sie sich mal überlegen, was die Länder besser machen, die das Problem besser im Griff haben? Das war auch schon vor Wochen meine Aussage.
Zu Oesterreich nur ganz kurz, dann können wir das Thema schliessen. Das Land macht nicht alles besser, die Verdoppelungszeit ist ähnlich, ABER:
Stand 15:15 Uhr:
9876 Fälle, 128 Tote.
CH: 16176 Fälle, 373 Tote
Die Fehler wurden eben vorher begangen, daher die Kritik.
@Sportpapi
Im Grunde genommen habe ich letzlich nur eine einzige Forderung: Konsequenz. Kompromisse werden letzlich nicht funktionieren und machen daher die Leidenszeit für alle (!) länger als eigentlich notwendig wäre. Auch Sie werden zugeben müssen, dass einige Entscheide/Weisungen echt absurd waren/sind.
@Sportpapi
Einige Beispiele:
Absurd ist …
– … wenn Anlässe ab 1000 Zuschauern verboten werden und an der gleichen PK kommuniziert wird, dass es beim ÖV keine Einschränkungen brauche;
– … wenn die Grenze zu Italien geschlossen wird, gleichzeitig aber noch Züge ins Epizentrum rein- und rausfahren und tausende Menschen pendeln dürfen;
– … wenn vor der Migros kontrolliert wird, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Laden sind und dann drinnen alle dichtgedrängt beim Gemüse stehen;
– … wenn Schulen geschlossen werden und die Familien sich dann auf dem noch geöffneten Spielplatz treffen;
– … wenn nur halbherzige Massnahmen verordnet werden und man sich dann wundert, dass diese nicht wie gewünscht wirken.
@Martin Frey: Zahlen und Fakten, bleiben wir doch dabei.
Oesterreich hat mehr Tests als wir?
Ansonsten sehe ich gerade mehr Parallelen als Unterschiede. Ob es aber letztlich Oesterreich besser gelingt durch die Krise zu kommen werden wir sehen. Und die Gründe dafür vermutlich irgendwann auswerten können.
@Röschu: Konsequenz ist gut, aber in einem freien Land wie der Schweiz fast nicht umsetzbar. Nicht gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, die von Corona ja nach wie vor vor allem aus den Medien hört.
Das Veranstaltungsverbot über 1000Tn war sehr umstritten, und wurde massenhaft umgangen. Insofern hat man sich am Machbaren orientiert und Schritt für Schritt die Schraube angezogen.
Selbstverständlich wundere ich mich, dass die Schulen geschlossen sind, aber die Mehrheit der Eltern nach wie vor zur Arbeit geht. Aber weitere Schritte sind offenbar politisch nicht umsetzbar. Schon wird ja wieder eine Lockerung verlangt.
Und viele werden auch nach einer Ausgangssperre weiterhin zur Arbeit, weil sie ja überlebenswichtige Jobs (?) ausführen.
Übrigens: Interessanterweise verlangen jetzt viele nach hartem Durchgreifen. Aussetzen von demokratischen Rechten, schnelles und entschlossenes Handeln durch den Bundesrat. Aber natürlich nur, wenn dieser dann auch so handelt, wie man es sich selber wünscht.
Wir sind aber nicht in Asien, und ich wünsche mir auch in der Krise kein autoritäres Regime. Mir reicht es, dass tatsächlich auf den Spielplätzen im Dorf im Moment regelmässig die Polizei patrouilliert. Und selbst einzel spielende Kinder wegweist, weil die Plätze ja geschlossen sind.
@ MF. Ihre Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, da wir den Nenner meist nicht kennen und ehrlicherweise nicht mal den Zähler mit Sicherheit.
Könnte man z.B. zudem nicht auch noch vermuten, dass Diktaturen genau die Covid-19-Zahlen publizieren, die sie publiziert haben wollen?
Zwar macht ein Vergleich zwischen den verschiedenen Ländern Sinn, er muss aber unter diesen Prämissen interpretiert werden.
Hier noch das Neuste zu den Tests in Oesterreich: https://orf.at/stories/3160223/
@Steinadler.
Ich vergleiche soweit möglich nur gleiches mit gleichem, die Länder die ich erwähne sind durchwegs Demokratien. Zahlen aus Ländern wie Iran und dergleichen kann man bestenfalls rauchen, das ist klar. Meine Quellen sind CDC, John Hopkins usw.
MF: stimmt sicher, nur ist der Nenner auch da nicht gleich.
Auch John Hopkins berichtet nicht, welches Land wie viel testet. Das ist – Ihnen natürlich klar – total entscheidend wie hoch die Infektionsrate und die Todesrate ist. Und daraus leiten die Länder doch ihre Massnahmen ab, oder?
China hat ja erstaunlich geringe Zahlen, die Alarmglocken hätten wegen was ganz anderem trotzdem klingeln müssen (haben sie aber nicht): dass sie innert Tagen Millionenstädte abriegeln, da hat was ihnen gewaltig Angst gemacht – was sehen wir jetzt in Norditalien.
Und – so traurig es auch ist – : ich gehe davon aus dass nicht mal die Zählweise der Todesfälle überall gleich ist. Ist jeder Todesfall der Corona positiv ist an Corona gestorben? Wer weiss das schon aufgrund der gemeldeten Zahlen
@ MF:
Als Ergänzung übrigens auch noch umgekehrt:
In Italien zählt man offenbar nicht alle Covid-Opfer zu den Todesfällen, nämlich die welche zu Hause gestorben sind.
In Bergamo könne man so noch ungefähr 2000 Fälle dazuzählen (Quelle TA).
Ich bleibe dabei: in den meisten Ländern ist weder der Zähler noch der Nenner bekannt.
Warum hat Neuseeland eine Mortalität von 1:700 und Italien 1:10? Das kann ja nur an der verwendeten Daten Grundlage liegen, alles andere ist nicht plausibel.
Uebrigens: einige der ARDS-„Päpste“ kommen aus (Nord)-Italien, die wissen genau was zu tun ist und machen ganz sicher eine sehr gute Medizin!
@AC
Ich kenne die Verhältnisse in Italien relativ gut, und mir ist sehr bewusst, dass die dortige Spitzenmedizin in vielen Bereichen Weltspitze ist. Wohingegen die breite medizinische Versorgung in Italien oft zu wünschen übrig lässt. Entgegen der landläufigen Vorstellungen nicht nur im Süden.
Aber Sie sprechen zwei Dinge an über die ich mir viele Gedanken mache. Weshalb hat Italien, aber auch Spanien, eine völlig andere Mortalitätsrate als andere Länder (so D, weniger weit weg als NZ)? Und weshalb flacht in Italien die Kurve nicht ab, trotz äusserst drastischer Massnahmen?
Die Italiener behaupten gerne, dass niemand soviel testet wie sie (was ich nicht glaube). Und gerne wird auf die Ueberalterung verwiesen (wie wenn in D nur Jungspunde leben würden)
Für mich greift das zu kurz.
@AC
Ich denke ebenfalls, dass dies viel mit der Methodik zusammenhängt (aber nicht nur). Umso mehr man testet, umso mehr findet man. Umso mehr leichte Fälle man findet, umso tiefer liegt die Todesrate prozentual, was (für Sie sowieso) selbsterklärend ist.
Darum plädiere ich ja wie viele andere für möglichst breites Testen. Und darum ärgere ich mich ja so sehr über die Versäumnisse von Bund und Kantone, nicht nur bei der Methodik, den Tests, auch bei der Kommunikation (jüngstes Bsp. der irrlichternden Rückenschuss bezüglich Arbeitsfähigkeit von Risikopatienten) Obwohl sie gerne gerühmt wird.
@SP extra für Sie aus der Laienpresse, quasi die Spitze des Default-Eisberges:
https://www.tagesanzeiger.ch/krisenbudgets-der-kantone-geben-raetsel-auf-318731292464
@ MF: ich schliesse mich gerne Ihren beiden letzten Posts an, kann allerdings die Verhältnisse im italienischen Gesundheitsweisen ehrlicherweise nicht beurteilen.
Ich weiss einfach aus eigener Erfahrung, dass z.B. der NHS um Welten besser ist, als er in den hiesigen Medien dargestellt wird. Ich würde mich dort sofort behandeln lassen, für gewisse Dinge lieber dort als hier.
Daher bin ich immer skeptisch, wenn deutschsprachige Medien über ausländische Gesundheitssystem herziehen. Gerade die deutschen Medien haben ja gegenüber Grossbritannien einen kleinen Minderwertigkeitskomplex.
Aber wenn Sie das italienische System persönlich kennengelernt haben, glaub ich Ihnen gern.
Ich treffe auf jeden Fall immer hervorragende italienische Kollegen an Kongressen.
@AC
Zum NHS kann ich mich wiederum nicht äussern, stand ich noch nie in einem britischen Spital. Mehrere Ex-Mitarbeiter von mir jedoch schon. Und was ich von ihnen aus 2. Hand hörte, war jetzt nicht beeindruckend, aber das beruht wie gesagt auf 2. Hand sowie subjektiven Schilderungen. Das UK macht sicher eine sehr viel weniger teure Medizin, was oft, aber nicht zwingend auf Kosten der Qualität geht. Bei uns wird dies gerne gleichgesetzt, was natürlich Unsinn ist (s. USA). Ob der NHS der aktuellen Herausforderung gewachsen ist, kann ich nicht beurteilen, habe aber doch einige Zweifel. Insofern würde mich Ihre Einschätzung interessieren.
In Italien liegt das Problem nicht an Einzelpersonen, sondern am System. Das beginnt schon bei der Ausbildung, bzw. der Auswahl dazu.
@ MF: interessanter Austausch! Meine Erfahrung mit dem NHS besteht aus n = 2 Spitäler im OP-Bereich. Die Leute sind top ausgebildet, die Facharztausbildung ist viel härter als bei uns. Kaum postoperative Infektionen, ich habe dort als Facharzt Dinge gelernt, von denen ich mit der CH-Ausbildung keine Ahnung gehabt habe. Jeder Patient wurde zeitgerecht top versorgt wo nötig (z.B. Tumor, Polytrauma). Sie haben aber weniger gemacht als hier (Da viele Privatspitäler in der CH nun umgehend Kurzarbeit anmelden da sie nur noch „dringlich elektives“ operieren dürfen, stellt sich schon die Frage, was sie denn sonst eigentlich zu Lasten der Prämienzahler gemacht haben).
Zurück zum NHS: Kinder werden top versorgt, meines würde ich lieber dort als hier operieren lassen.
@ MF:
Die Situation ist beängstigend im UK, klar. Die Verdoppelungsrate ist immer noch bei rund 5 Tagen gemäss TA.
Meine dortigen Kollegen sind etwas skeptisch, aber das waren sie schon immer (ich habe ihnen als CHler immer erklärt, dass der NHS in meiner Einschätzung viel besser ist als der Ruf!).
Aber: sie haben eine Woche vor der CH die elektiven Programme gestoppt. Sie haben zumindest im NHS die Situation voll erfasst und hatten nochmals eine Woche länger Vorlaufzeit. Persönlich denke ich mit ihrer pragmatischen Art wird das System nicht kollabieren. Ich hoffe ich täusche mich nicht.
Ein Vorteil des NHS ist, dass er relativ zentral gesteuert ist. Wenn entschieden wird, auf „Covid“ umzustellen, macht das ganze Land mit – und nicht die Hälfte der Spitäler auf Kurzarbeit wie hier.
@ MF:
Noch ein (zugegebenermassen) etwas plakativer Nachtrag, warum ich den NHS gut finde:
Als ich von der CH ins UK zog dachte ich es sein normal, dass zum Beispiel Laparotomien häufig revidiert werden müssen.
Heute weiss ich dank dem NHS, dass dies nicht der Fall sein müsste.
@AC
Ah, die schneidende Zunft! 🙂
Dazu zähle ich nicht. Daher vielleicht auch eine etwas andere Perspektive, und ein etwas anders gelagerter Erfahrungsschatz.
Bei den Briten befürchte ich einfach, dass sie wertvolle Wochen verloren haben, die sie nicht mehr aufholen können. Nicht bei dem Virus. Dafür verantwortlich sind ja nicht die Experten sondern der irrlichternde Blondschopf an der Spitze. Andere Länder versuchen ja auch verschiedene Wege, bis sie merken werden, dass es nicht funktionieren kann.
Zu den erwähnten Revisionen eine provokante These von mir: ist es nicht so, dass es die Umsicht doch eher fördert, wenn man haushälterisch mit Ressourcen umgehen muss?
Bei uns sind es ja nicht selten auch private Kliniken die hier nicht glänzen. Wo Geld bekanntlich wenig relevant ist.
@Martin Frey: Danke für den Hinweis. Wir wissen also, dass die Kantone den Empfehlungen des Bundes nicht gefolgt sind. Weil überall gespart werden musste.
Könnte man nun Versagen der bürgerlichen Politik nennen. Und zeigt das Problem des Föderalismus einmal mehr auf – so wie ich es aus der Bildung kenne, wo alle ein einheitliches System wollen, aber nur so, wie es im eigenen Kanton umgesetzt ist.
Aber noch einmal: Was haben wir heute davon, wenn wir auf vergangenen Fehlern herumreiten? Es geht heute darum, best möglichst Corona zu überstehen. Und da warte ich auf gute Vorschläge, die auch realisierbar sind.
Das einzige, was mich wirklich irritiert, ist, dass Kliniken und Ärzte Kurzarbeit eingeben, wo sie an anderer Stelle so dringend gesucht werden.
@ MF:
An ihrer These könnte was dran sein, mit den Ressourcen wird sicher haushälterisch umgegangen, und alles sehr evidenzbasiert gemacht.
Im GHSI liegt das UK vor z.B. Deutschland, wie der Spiegel heute zerknirscht schreiben musste (war mir inklusive diesem Index auch neu, erstaunt mich aber auf Grund meiner Erfahrungen nicht).
@ SP: das irritiert mich auch, bedeutet aber eigentlich folgendes: Entweder machen diese Kliniken in normalen Zeiten zuviel Unnötiges, oder die Rest-Bevölkerung ist jetzt unterversorgt weil alle Ressourcen der Corona-Bewältigung gewidmet werden. Beides für mich fragwürdig.
Man muss aber ehrlicherweise auch sagen: Es braucht nun vor allem Personal mit Erfahrung in Intensivmedizin. Viele Fachrichtungen können momentan nicht so viel helfen.
@SP
„ Wir wissen…. Weil überall gespart werden musste.“
Das ist eine reine Annahme, und selbst wenn: für viele Defizite liegt die abschliessende Verantwortung beim Bund. Wie er sie jetzt reichlich spät ja zu wahrnehmen versucht. Es ist an ihm, den eigenen Vorgaben Nachdruck zu verschaffen, sich rein auf Empfehlungen zu beschränken und dann wie pontius pilatus abzuwenden reicht halt nicht. Bsp für Bundesverantwortung habe ich genannt.
Zur Kurzarbeit: man unterschätzt, wie drastisch die auferlegten Einschnitte gerade für Spezialisten sind. Zudem können Sie Dermatologen/Psychiater/Rheumatologen nicht einfach so in der Intensivmedizin einsetzen. Diese Vorstellung ist zu einfach. Ob diese Zwangspause Sinn macht, bezweifle ich in hohem Masse. Es gibt medizinische Bedürfnisse nebst Covid.
@Martin Frey: Natürlich reine Annahme, aber offensichtlich. Was wäre denn die Gegenthese? Dass die Kantone von diesen Vorgaben gar nichts gewusst haben? Und nein, nach meinen Erfahrungen kann der Bund bei den Kantonen praktisch gar nichts durchsetzen. Nicht in „guten“ Zeiten. Und schon gar nicht, wenn sich praktisch alle Kantone verweigern.
„Zudem können Sie Dermatologen/Psychiater/Rheumatologen nicht einfach so in der Intensivmedizin einsetzen. “ Das stimmt. Aber es sind immerhin Profis, im Gegensatz etwa zu den Sanitätssoldaten. Und es geht nicht nur um die Ärzte, sondern auch das Pflegepersonal etc. Kommt dazu, dass dort offenbar teilweise noch nicht benutzte, nicht gemeldete Beatmungsgeräte (mit Personal dazu) herumstehen.
@Martin Frey: „Ob diese Zwangspause Sinn macht, bezweifle ich in hohem Masse. Es gibt medizinische Bedürfnisse nebst Covid.“
Das stimmt. Vielfach sind die aber offenbar nicht so dringend. Aber klar, auch in diesem Bereich kommen immer mehr Forderungen nach Lockerungen des harten Stillstands. Wie in fast allen Branchen, und vor allem auch in der Schule. Nur ist das ein Gegensatz zur Forderung vieler, noch konsequenter durchzugreifen.
Persönlich glaube ich immer noch, dass die Verantwortlichen in der Schweiz einen guten Job machen. Und solange die Ansteckungsrate (noch) stabil ist, und nicht deutlich sinkt, werden sie wohl kaum die Zügel lockern können. Auch nicht mit Maskenobligatorium etc.
@SP
„ Was wäre denn die Gegenthese?“
Nonchalance, Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Ignoranz, falsche oder schlicht anders gelagerte Prioritäten. Wenn Sie ohne Wohlwollen die Verfehlungen auf allen Ebenen (von Gemeinden bis Bund) unter die Lupe nehmen, werden Sie genau das feststellen. Durch alle Parteien hinweg (nur so von wegen bürgerlich).
Nur weil man Massnahmen, Abklärungen oder Therapien verschieben kann, heisst das noch lange nicht, dass sie nicht wichtig oder indiziert sind. Vielmehr wird es zu einem enormen Stau kommen umso länger es geht. Paradoxerweise sitzen jetzt ganze Teams herum weil sie nicht dürfen. Und die Coronapatienten kommen weder zu ihnen noch zu ihren Beatmungsgeräten.
Apropos Kantönligeist: da macht die Volksschule grad auch keine gute Figur, so mein Eindruck.
@Martin Frey: „Nonchalance, Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Ignoranz, falsche oder schlicht anders gelagerte Prioritäten.“ Wie auch immer. Im Nachhinein ist man immer schlauer.
„Nur weil man Massnahmen, Abklärungen oder Therapien verschieben kann, heisst das noch lange nicht, dass sie nicht wichtig oder indiziert sind.“ Nein, heisst es nicht. Sie sind so wichtig wie der Haarschnitt (und vieles andere), der ja auch aus gutem Grund verboten ist.
Aber natürlich wäre es klug, die Teams nicht herumsitzen zu lassen. Sondern sie auf den Noteinsatz vorzubereiten. Italien zeigt, wie dringend Ablösung sein kann im Notfall.
Das mit der Volkssschule verstehe ich gerade nicht. Welche Kantone machen da einen schlechten Eindruck? Warum?
Und zu guter Letzt, SP
https://www.tagesanzeiger.ch/wie-der-bund-den-desinfektionsmittel-engpass-verursachte-648183807215
Wie ich sagte, ein letztendlich unfassbares Versagen auf allen Ebenen. Bund inklusive.
Wegen der Gründe können Sie sich was aussuchen, nur mit etwas hat das alles nichts zu tun: Mit dem Kampfbegriff „bürgerliche Sparwut“.
Und Sie wollen immer noch sagen, es nicht der Moment, hinzuschauen, für Manöverkritik? Es ist der Moment! Denn deswegen sterben jeden Tag Menschen.
Schöne Woche, bleiben Sie gesund!
@SP
„Das mit der Volkssschule verstehe ich gerade nicht. Welche Kantone machen da einen schlechten Eindruck? Warum?“
Nun, da kann ich nur von mir reden, sowie meinem Umfeld. Aber allein schon der Umstand, dass im Kt. Zürich Ferien Ferien sein sollen, im Kt. Aargau aber offenbar nicht, spricht schon Bände. Wie Homeschooling umgesetzt wird, scheint ebenfalls ein bisschen Jekami zu sein. Bei uns gibt es Fächer wo man bemüht ist um eine strukturierte Aufgabenstellung. Andere hingegen glänzen hingegen durch totale Funkstille, oder es gibt wie im Englisch gerade mal eine Aufgabe (bei mittlerweile 3 Wo Lockdown).
Ich kann das ja nicht beurteilen, aber da frage ich mich schon: Was machen die? 🙂
Auch auf Gymistufe habe ich das gehört: Wenig Beschäftigung vs. Zudecken von Morgen bis Abend.
@Martin Frey: Ok, hier war es vermutlich nicht Sparwut. Da kenne ich mich nicht aus, und ich weiss auch nicht, was der Hintergrund der Privatisierung war. Es bleibt aber, dass die Kantone vorwiegend bürgerlich regiert sind, und sie offenbar andere Prioritäten hatten, als teure Vorkehrungen zu treffen.
Ich bin aber auch überzeugt, dass viele Massnahmen auch beim Volk keine Zustimmung gefunden hätten. Teure Reserven anlegen für einen Fall, den es seit 100 Jahren bei uns nicht mehr gegeben hat?
Und es kommen ja noch ganz viele andere Szenarien dazu, für die ebenfalls Massnahmen verlangt werden. Die feuerpolizeilichen Massnahmen, Erdbebensicherheit, usw. Alles geht nicht.
@Martin Frey: „Und Sie wollen immer noch sagen, es nicht der Moment, hinzuschauen, für Manöverkritik? Es ist der Moment! Denn deswegen sterben jeden Tag Menschen.“
Wenn Sie mir zeigen können, wo eine aktuelle Manöverkritik jetzt Menschenleben retten kann, dann bitte. Bis jetzt sehe ich nur Kritik für vergangenen Entscheidungen, die für die aktuelle Krisenbewältigung gar nichts bringt. Im Gegenteil.
Zu den Schulen: Föderalismus ist gewollt, und dass es gute und schlechte Schulen und Lehrpersonen gibt ist auch klar. Und bezüglich Digitalisierung sind sie an völlig unterschiedlichen Orten. Wie übrigens die Schüler/innen und Eltern auch. Manche haben gar keinen brauchbaren Computer zuhause.
Aber auch da: Man macht, was man kann, und entscheidet richtig, meiner Meinung nach.
Die vorauseilende, durch nichts gesicherte Berichterstattung ist peinlich. Aktuell ist überhaupt noch nichts absehbar, weder Dauer, noch Umfang der Pandemie, noch passendes antiepidemisches Regime. Die Zeitungsartikel kann man nicht mehr lesen. Durchhalteparolen, Kitsch wie Klatschen für ‚Helden‘ und unhaltbare Prognosen.
Todesfälle zu analysieren wäre auch Glaskugellesen. Ohne Obduktion weiss man nicht, ob an oder mit dem Virus gestorben wurde und wegen statistischen Interesses hochinfektiöse Leichen zu obduzieren, ist Leichtsinn. Derzeit kann man alle Zahlen nur zur Kenntnis nehmen. Das einzige, was man interpretieren kann ist die Änderung der Anstiegsgeschwindigkeit der Infektionen und die sieht in CH jeden Tag besser aus.
@Brunhild Steiner
„Die Zeit wird zeigen ob die Welt mehr gelernt hat als aus der Bankenkrise, wo es auch mal hiess „jetzt muss alles anders werden“ oder so ähnlich, und wieviel genau ist anders geworden?“
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Nun ja, meiner Meinung nach wurde sehr vieles anders. Die gesamte Finanzbranche ist heute um ein vielfaches mehr reglementiert und überwacht als vor der Bankenkrise.
Dass jetzt der Fortschrittsskeptizismus Hochkonjunktur feiert, ist zwar verständlich, aber völlig fehl am Platz. Nur als Beispiel: die Folgen von Corona für uns wären massiv schwerwiegender, hätten nicht in den letzten zwei Jahrzehnten Menschen in einem Anfall von Machbarkeitswahn ein enormes und hochkomplexes – immer schnelleres und besseres – Kommunikationsnetz aufgebaut. Nur deswegen können jetzt hunderttausende ihre Arbeit von daheim erledigen, Senioren ihre sozialen Kontakte via Videocall pflegen, und Hilfsangebote online organisiert werden. Das Zeitalter der Machbarkeit hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es uns jetzt auch in der Krise so gut geht.
Ziel der durchaus von der Mehrheit getragen Politik ist, dass möglichst schnell alles wieder genauso läuft wie vorher. Darum werden Arbeitsplätze subventioniert (Kurzarbeit), statt die Menschen unterstützt (Grundeinkommen), die Kleinunternehmer bekommen Kredite, damit die Banken und Vermieter, das Kapital, ihre Rendite bekommt, die einen stottern die dann ab als Schuldknechte, die anderen gehen trotzdem pleite und der Steuerzahler zahlt, nein, nicht die Pleitiers,. die Rendite der Banken und Vermieter, da landete das Geld das der Steuerzahler nun abschreiben muss: Man rettet das Kapital, sonst wäre ja Sozialismus, da würde man die Menschen retten, aber das ist Teufelszeugs. Rettet die Forderungen der Banken, der Vermieter, rettet das Kapital und seine Rendite!
Der Sozialismus rettet Menschen? Guter Lacher gleich zum Frühstück.
Neuestes Beispiel? In Venezuela hat der Sozialismus und die „Verstaatlichung“ der „Produktionsmittel“ das erdölreichste Land der Welt in kürzester Zeit in Grund- und Boden gewirtschaftet, während es das nicht-sozialistische Norwegen mit wesentlich weniger Oel es schafft, einen Wohlfahrtsstaat für alle zu errichten.
Aber klar: wenn das Grundeinkommen realisiert wird, höre ich auch auf zu Arbeiten. Bin doch nicht blöd.
Da ist mir unser heutiges System lieber, das Arbeitslosengeld und Sozialhilfe an die Bedürftigen auszahlt.
Wissen Sie, die Meisten in Saudi Arabien haben nicht mehr als die in Venezuela, die meisten da sind Ausländer, Billiglohnarbeiter: Habe in Eritrea einen Saudi getroffen, er mache Geschäfte in Eritrea, meine erstaunte Frage, womit man da Geschäfte machen könne, hat er beantwortet, mit Hausangestellten die in Saudi Arabien arbeiten.
Gut, denen mit dem Saudischen Pass geht es besser, ausser sie werden ermordet.
Letztlich hat im Kapitalismus, wie beim Monopoly, am Schluss einer alles, also alle ausser einem nichts, im Kommunismus haben alle nichts, der Unterschied erscheint mir marginal, ich denke nicht, der zu sein, der alles hat.
Gib dem Kapital seine Rendite
Das nie vergibt den Schuldigen
Und hüte uns vor dem Sozialismus
Weil der Markt war Anbeginn und
wird sein in Ewigkeit,
Amen.
PS: Alle Götter waren unsterblich (Janislaw Jercy Lec)
Ich schrieb Norwegen, nicht Saudiarabien.
Verstehe Ihre letzten beiden Kommentare nicht ganz.
Die allermeisten Staaten mit einem hohen Wohlstand sind liberale Demokratien die sich der freien Marktwirtschaft verpflichtet fühlen (mit sozialer Abfederung). Ich wüsste jetzt nicht gerade, welches Modell besser ist. Auch Umweltschutz und Gleichberechtigung findet nur in diesen Staaten statt (wenn überhaupt irgendwo).
Wenn sozialistische Staaten so toll und menschenfreundlich sind wie Sie schreiben, frage ich mich warum dort die Menschen fliehen wenn sie können, in Lagern umerzogen werden wenn sie nicht spuren und die Massen verarmen (wenn sie nicht schon arm sind).
Jetzt mit Saudiarabien zu argumentieren ist klassischer Whataboutismus.
@Glasmost: Wieso machen Sie es nicht schon heute?
Wenn es für Sie blöde ist weiterzuarbeiten, wenn der Staat für einen aufkommt, dann sind Sie bereits heute der Blöde, weil Sie dies heute schon machen könnten 😉
„Alle Götter waren unsterblich“
Logisch. Um zu sterben, müssten sie ja zunächst existiert haben…
@Glasmost: Aber Norwegen ist doch sozialistisch, habe ich wiederholt gelesen in Kommentarspalten.
@Glasmost
Schliesse mich dem Kommentar von 11:49 Uhr vorbehaltlos an. Auf den Punkt gebracht.
Wenn es überhaupt Länder gibt die das Potential haben diese Krise halbwegs zu meistern, dann sind es Länder wie unseres, Deutschland, Norwegen, sprich liberale Demokratien westlicher Prägung. Aber sicher nicht die anderen. Für die sehe ich schwarz. Theokratien inklusive.
@ tststs
Ich mache es nicht, weil ich nicht bedürftig bin. Unsere Sozialwerke sind so organisiert, dass sie nur von denen benutzt werden sollten, die temporär oder langfristig kein eigenes Einkommen generieren können (aus was für Gründen auch immer). Das bedeutet umgekehrt, dass es Nicht-Bedürftige nicht in Anspruch nehmen.
Wenn der Staat aber neu jedem ein bedingungsloses Grundeinkommen anbietet, werde ich dieses gerne in Anspruch nehmen und wenn es reicht, auch nicht mehr arbeiten. Die Finanzierung sei ja kein Problem, wie Befürworter immer versichern (wie auch immer diese Finanzierung auch aussieht, das konnte mir bislang noch kein Befürworter schlüsdig erklären. Aber das ist dann ja nicht mein Problem, ich habe ja nie behauptet dass es funktioniert).
Ob ein generelles bedingungsloses Grundeinkommen sinnvoll ist, bezweifle ich auch, viel mehr aber, weil manche die auf Unterstützung angewiesen sind, mehr, teilweise vielmehr wirklich brauchen und dann müssen noch immer viele Formulare ausgefüllt werden.
Ob man aber nicht gerade in diesem Ausnahmefall, für eine begrenzte Zeit ein Grundeinkommen, gewähren soll, beurteile ich anders: Wer nachweist, dass auf seinen Konten, (Kopie Wertschriftenverzeichnis mitbringen) keine Geldeingänge sind, oder massiv weniger als üblich, bekommt den Sozialhilfesatz + Miete + Krankenkasse.
So sozialistisch bin ich nicht, habe auch einen Verpächter eines Restaurants unter meinen Kunden, und die Pacht ist seine Rente, und der Pächter schreibt ihm genau die Argumentation, die ich hier vertreten habe…
Grundeinkommen haben wir ja, aber kein bedingungsloses. Bisherige Modelle setzten alle auf Abschaffung der Sozialversicherungen und das kanns nicht sein, denn IV Bezüger brauchen nicht selten mehr. „Dann behalten wir die EL“ nur einfach ein Teil des Sahnehäubchens enteignen