Ich will kein Familienvater sein

Er geht wohl als Familienvater durch: Al Bundy, das Oberhaupt der «schrecklich netten Familie». Foto: Filmstill
Ist eine dreifache Mutter dreimal mehr Mutter als eine einfache Mutter? Und ein Teilzeitvater? Geht er kinderlos durch die Hälfte seiner Woche?
Rund um die Elternschaft denken sich Menschen absurde Wörter aus: Kugelzeit, Bauchzwerg oder Göttergatte zum Beispiel. Begriffe wie aus einem Fantasy-Film. Lord of the Beissrings.
Manche Wörter haben ihren Zweck, selbst wenn sie auf den ersten Blick wie Pleonasmen klingen. Der «Kindsvater» und die «Kindsmutter» sind solche Fälle. Wenn eine Mutter sagt, sie habe keinen Kontakt zum Vater mehr, weiss man eben nicht, ob zum eigenen Vater, dem Vater des Kindes oder dem Vater des Golden Retrievers. Übrigens hätte ich erwartet, dass «Kindsvater» ein typisch juristischer Begriff ist. In der systematischen Rechtssammlung des Bundes kommt er allerdings nicht vor.
Ein Wort wie von Albert Anker gemalt
Doch etwas habe ich nie verstanden: Was genau ist ein «Familienvater»? Der Vater einer ganzen Familie – also auch der Mutter? Das klingt mindestens verboten. Es fällt auf, dass die Familienmutter kaum existiert. Zumindest kam sie mir bisher nie unter die Lesebrille. Dient der Familienvater vielleicht zur begrifflichen Abgrenzung vom Weglaufvater, der sich nach der Geburt verabschiedet und zwar technisch noch Vater ist, aber ohne Familie dasteht? Nicht zu verwechseln mit dem Marathonvater in der Midlife-Crisis, der nach 42 Kilometern wieder zurückkehrt.
Wikipedia und der Duden legen eine romantisch patriarchal-historische Bedeutung nahe. Der Familienvater sei ein Vater (AHA!) «besonders im Hinblick auf die Fürsorge für seine Familie». Bin ich Journalist, möchte ich das Wort «Familienvater» natürlich korrekt anwenden können. Der Duden schlägt als Beispiel diesen Satzbaustein vor: «ein treu sorgender, ordentlicher Familienvater». Wie schön. Der Familienvater ist also einer von den Guten. Er möchte, dass es seinen Liebsten an nichts mangelt, und er wirft seine getragene Kleidung farbsortiert in den Wäschekorb. Man gerät ins Schwelgen: Hach, die Familie als «kleinste Zelle der Gesellschaft». Darauf einen Schluck Demeter-Kamillentee.
Blut, Sperma und Reifenabrieb
Doch die Praxis sieht anders aus – das zeigt ein Blick in die Presse. Ist Ihnen aufgefallen, wann ein Mensch medial zum Familienvater wird? Er muss dem Tode mindestens nahe sein, dafür gesorgt haben, dass jemand anderes dem Tode nahe ist, oder als ehrloser Lump durchs Leben gehen. Kurz: An Familienvätern klebt Blut. Entweder das eigene, fremdes oder beiderlei.
Ich habe mehrmals «Familienvater» in die News-Suche von Google getippt. Mit immer ähnlichen Resultaten. Familienväter werden von Covid-19 dahingerafft, sie vergewaltigen, missbrauchen, betrügen, werden im Sturm von Tannen erschlagen, und überfahren sich gegenseitig. Auch im Nachbarschaftsgeschwätz kommt der Familienvater nie gut weg. «Hast du gehört? Vorgestern hat unten bei der Autobahnausfahrt das Puff ‹Zur flotten Peitsche› gebrannt. Die Feuerwehr musste den Gemeindepräsidenten, den Pfarrer und vier Familienväter retten.»
Der Familienvater ist ein Begriff, der immer dann hervorgeklaubt wird, wenn es etwas zu dramatisieren gibt. Wenn der Schlagzeile oder dem Klatsch noch ein paar Umdrehungen aus der Skandalmühle guttun. Als Familienvater wird ein Opfer noch bedauernswerter und ein Täter noch mehr zum Sauhund.
Nennt mich zweifacher Vater, meinetwegen auch Götterkugelzwerg – ich will einfach nie ein Familienvater sein.
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88 Kommentare zu «Ich will kein Familienvater sein»
Wenn ich „Familienvater“ lese, denke ich an einen Vater, der mit seiner ganzen Familie zusammenwohnt und die Vaterrolle aktiv ausübt. Sind die Kinder ausgeflogen und eventuell auch die Ehe geschieden, wird aus dem Familienvater dann wieder ein „gewöhnlicher“ Mann. Oder im Zusammenhang mit erwachsenen Kindern nur noch ein „Vater von XY“, da die Familie zwar noch existieren mag, aber unwichtig geworden ist. Die häufige Erwähnung von „Familienvater“ im Zusammenhang mit Unglücksfällen und Verbrechen ergibt sich daraus, das man einem Familienvater ein Verbrechen eben weniger zutraut als einem kinderlosen Mann und deshalb dieses Detail oft erwähnt wird. Ist der Familienvater das Opfer, verstärkt es natürlich die Tragik des Ereignisses und wird ebenfalls erwähnt.
Verbesserungsschritt 1: umbenennen der Rubrik „Mamablog“ zu „Elternblog“
Mich stört eher der Begriff „Familienmanagerin“ (gerne verwendet in Wahl-Werbungen).
Familienvater ist zugegebenermaßen etwas veraltet. Das Bild welches dabei entsteht ist aber irgendwie klar.
Dann gehen Sie nochmals zurück zu Wikipedia und geben „Pater familias“ ein und Sie werden sich (hoffentlich) mit dem Begriff „Familienvater“ versöhnen.
Naja, mein Problem liegt ja eher in der aktuellen Verwendung des Begriffs, nicht in seiner historischen Bedeutung.
Herr Tschannen, ich lese Ihre Beiträge immer mit grossem Vergnügen und Gewinn.
Ich hoffe, gewisse Kommentare lassen sie kalt. Über die Arroganz gewisser Leute kann man nur staunen. Gerne würde ich etwas über den Begriff Arbeit lesen. Zum Beispiel: Mami geht jetzt arbeiten. Wie unsere Gesellschaft mit diesem Begriff umgeht, lässt ja auch tief blicken.
Danke für das Kompliment und den Wunsch, ich freue mich immer sehr über Themenideen.
Ou mann, der Typ hat Probleme
Ich gebe zu, am Anfang haben mich solche Kommentare genervt. Inzwischen freuen sie mich. Da investieren Menschen ihre kostbare Zeit, einen Kommentar darüber zu schreiben wie ich doch keine Probleme habe und wie viel Wichtigeres auf der Welt es gebe. Also entweder ist das aufopferungsvoll oder eine Art Performancekunst. Beides verdient Respekt.
Der Begriff „Kindsvater“ stammt aus Gotthelfs Zeiten. Der Kindsvater ist der biologische Vater des Kindes, der Familienvater oder einfach Vater ist der verheiratete Mann.
Da Sie sich genötigt fühlten sich an dem Begriff Familienvater abzuarbeiten, muss ich Ihnen dringendst die Serie Family Guy auf Netflix ans Herz legen. (Englisches Pendant zu Familienvater: Family man oder Family Guy.) In dieser pädagogisch wertvollen Serie wird man über sämtliche Aspekte zu diesem Thema aufgeklärt.
PS Die Serie wurde mir von meinen Kindern empfohlen. (Das ist der Vorteil, wenn man mit den Kindern auf Augenhöhe verkehrt: Bildung und Prägung geschieht gegenseitig und ist nicht eine blosse Einbahnstrasse.)
Danke, Family Guy kenne ich, bin aber eher der Typ Simpsons.
Es dauert eine Weile, bis man hineinkommt…. Ich hatte anfänglich auch meine Mühe. Aber meine Jungs blieben hartnäckig. Mittlerweile finde ich, dass die Satire von FG viel mehr das Mark trifft. Schonungslos, Vorurteilslos.
Ich finde auch, dass es auf meine Jungs bildend wirkt . (Nur die Kindsmutter fand es alles andere als lustig… )
Wenn ich die Kindersendungen nur meinen Kindern zu liebe mitanschaue, weil Sie Papi zeigen möchten was sie interessiert…. in welche Kategorie fällt das denn? Auch Augenhöhe, oder „bloss“ Empathie?
Kann man auch auf Augenhöhe sein ohne dieselben Vorlieben im Fernsehen zu haben?
Warum ist Ihr Beispiel ein Merkmal um „auf Augenhöhe zu verkehren „?
Wo hört Beziehung auf und wo fängt väterliche Anbiederung an?
Nein, ich interessiere mich für die Interessen der Menschen welche mir wichtig sind.
Das ist eben auch Respekt.
Und die Kinder interessieren sich darum auch für das was mir wichtig ist.
Und Family Guy ist keine Kindersendung. Es ist Satire, welche sogar die meisten Erwachsenen überfordert.
Kurz: meine Kinder haben meinen kulturellen Horizont erweitert. Dieses Glück erleben die Eltern, welche …. (ach, ich wiederhole es jetzt nicht nochmals.)
PS Anbiederung ist kein Respekt. Es ist eine Form der Manipulation, die von Kindern normalerweise durchschaut wird.
Die Krux ist: Viele Menschen sind nicht zu echtem Respekt fähig. Wer kein Interesse am Gegenüber hat, kann nur Interesse vorheucheln oder sein Desinteresse ausleben. Das Problem dieser Leute ist folgendes: weil sie nur diese zwei Varianten kennen, unterstellen sie Menschen mit echtem Interesse und echter Wertschätzung des Gegenübers, sie würden diese nur vorheucheln.
Traurig, aber wahr.
„…ich interessiere mich für die Interessen der Menschen welche mir wichtig sind“
Einverstanden. Abgesehen davon, dass whs dann auch mal der Zeitpunkt kommt wo meine Kinder nicht mehr wollen, dass Papa bei allem dabei ist.
Ansonsten überzeugt mich Ihr „Augenhöhe-Konzept“ – welches Sie hier tatsächlich wiederholt zum Besten geben – nicht ganz.
Ich halte mich eher an mein Empathie-Konzept, weil man so Kinder gerecht werden kann.
Augenhöhe bedeutet ja „gleiche Rangordnung“. Ich glaube nicht, dass es Kindern dient wenn die Eltern so tun als ob es keine Unterschiede gibt. Nur schon die Fürsorgepflicht verlangt, dass man/frau nicht alles mit den Kindern aushandeln kann. Unsere Kinder (unter 10) verstehen das übrigens… Vielleicht gerade weil wir emphatisch sind.
Das ist Ihre Interpretation.
Ich habe gesagt: Augenhöhe = wir sitzen im selben Boot. Sie sind Menschen, wie ich.
Nach Ihrer Interpretation gibt es NIE Augenhöhe. Kein Mensch ist in allen Ebenen auf absolut gleicher „Ranghöhe“ wie der andere.
Nein Augenhöhe ist dort, wo wir uns unabhängig unseres „Ranges“ eben als MENSCHEN auf Augenhöhe begegnen.
Meine Kinder wollen nicht immer dass der Papa dabei ist, genauso wie ich nicht will, dass die Kinder immer dabei sind. Das ist bei Menschen so üblich, dass man Nähe und Distanz braucht.
(Augenhöhe – wir sind alles Menschen)
Jeder Mensch sehe ich als Mensch – wer nicht.
Das scheint mir jetzt nicht gerade weltbewegend.
Empathie ist der Schlüssel. Whs sind Sie das sogar und verwechseln es mit Augenhöhe.
Und klar bin ich mit vielen Menschen auf Augenhöhe (nach der korrekten Definition): Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde, Geschwister etc…..
@RoXY: Augenhöhe ist da, wo es eben keine Rangunterschiede gibt. Zumindest in einem bestimmten Bereich. Eigentlich meistens der Normalfall, oder? Aber eben vielfach nicht zwischen Eltern und Kindern. Nicht, solange die Eltern für die Kinder sorgen müssen. Aber auch da gibt es sicherlich Bereiche, die auf Augenhöhe ausgehandelt werden können.
Hobbyvater -ein ähnliches Gespräch führte ich bereits mit SP.
Schnell wird gesagt: „Das ist alles? Ja das tun wir ja auch.“
Aber dann wird wieder darüber geredet, dass Kinder oder Teenies „als Masse/Gruppe“ nicht zu trauen sei, sie per se unvernünftiger, unmoralischer oder sonst was seien, als Erwachsene. Wenn man den Sprüchen der Erwachsenen zuhört, hört man deutlich das hierarchische Denken, den Mangel an echtem Respekt.
Genauso, wie dass man die Interessen des Kindes geringschätzt, sie bestensfalls uninteressant findet, sie meistens aber geradebiegen oder verbieten will.
etc. etc.
SP – es gibt IMMER Rangunterschiede.
Selbst bei gleichgestellten. Einer hat mehr Erfahrung, mehr Verdienste, ein anderer mehr Wissen, etc.
Und ja, das normale in der Gesellschaft sind denn auch horizontale Beziehungen. Man begegnet sich grundsätzlich nicht auf Augenhöhe. Man bewertet, handelt die Rangordnung aus etc.
Unsere Gesellschaft war über Jahrtausende hierarchisch organisiert. Das ist auch mit der Demokratisierung der Gesellschaften nicht automatisch verschwunden. Auch wir wurden mehrheitlich hierarchisch sozialisiert. Und es ist einfach nur normal, dass wir das automatisch so weiterleben.
@ Roxy
„Aber dann wird wieder darüber geredet, dass Kinder oder Teenies „als Masse/Gruppe“ nicht zu trauen sei, sie per se unvernünftiger, unmoralischer oder sonst was seien, als Erwachsene“
Wer behauptet denn sowas? Ich auf jeden Fall nicht und auch niemand den ich kenne.
Sie sollten dringend Ihr Umfeld überprüfen.
Hier im MB wurde das behauptet, von genau denjenigen welche den „modernen Methoden“ widersprechen. Vielleicht nicht so zugespitzt aber letztlich sinngemäss genau so.
Und btw Auch Sie vermuteten gleich Anbiederung hinter meinem Interesse an den Serien meiner Kinder…. das ist genau die Einstellung, die verrät dass man eben Kinder nicht für gleichwertig hält. Klar, das würde natürlich niemand so zugeben, nicht mal sich selbst gegenüber, aber unsere wahren Einstellungen werden durch unsere Worte und Taten sichtbar
@ Roxy:
„Und btw Auch Sie vermuteten gleich Anbiederung hinter meinem Interesse an den Serien meiner Kinder…“
Aber das stimmt doch nicht. Ich frage mich einfach wo die Grenze dazwischen ist. Das unterstelle ich doch nicht Ihnen.
„Hier im MB wurde das behauptet, von genau denjenigen welche den „modernen Methoden“ widersprechen.“
Ach ja, wer denn?
Bei allem Respekt: es kommt mir vor, wie wenn Sie für sich im kleinen Kämmerchen den einzig heilbringenden Umgang mit Kinder gefunden hätten, und nun missionarisch durch den Blog ziehen und allen niedere Motive unterstellen, die (whs nur minime) andere Ansichten haben.
Und die Diskussion ist natürlich schwierig, wenn ich Kinder als gleichwertig erachte, Sie mir nicht glauben und behaupten ich würde es bloss nicht zugeben.
@RoXY: Das ist eben so eine Sache. Die meisten widersprechen nicht den neuen Methoden, sondern reflektieren Vor- und Nachteile kritisch, widersprechen aber dem ständigen Vorwurf, dass man früher alles falsch gemacht hat, bis hin zu es wurden seelische Krüppel produziert.
Und ein Problem ist auch, was Sie immer wieder „sinngemäss“ empfinden, so aber nirgends steht und so explizit meist auch nicht gemeint war.
Aber ja, es gibt Bereiche, in denen ich noch klüger bin als meine Kinder, in denen ich mehr weiss. Und ja, vielfach handle ich auch vernünftiger. Das ist vermutlich auch der Grund, warum wir Eltern Verantwortung tragen für unsere Kinder, und (noch) nicht umgekehrt.
Über das „unmoralischer“ z.B. könnten wir aber gut diskutieren.
Einfach herrlich dieser Blog! So was von wahr.
Götterkugelzwerg. You made my day.
Ursprünglich war der Begriff „Familienvater“ wohl positiv gemeint, weil als Abgrenzung zu „Familienoberhaupt/-vorsteher“, um nicht zu sagen „Familientyrann“.
Insofern wäre das ja eigentlich ein gutes(?) Zeichen, wenn dieser Ausdruck heute so ziemlich vollbescheuert klingt …. .
Aber, mit Blick auf einen anderen Artikel hier:
Wirklich jenseitig bis despektierlich bis toxisch finde ich die Wörter „Stiefvater/Stiefmutter“.
@fufi: was genau ist an „stief-„irgendwas toxisch oder despektierlich?
Der Begriff „Stief-“ ist so dermassen negativ konnotiert (hauptsächlich durch fiktive Erzählungen wie Märchen), dass ich auch seeehr ungern von meinem Stiefvater spreche…
Der Begriff ist eigentlich per se neutral, aber eben, Sprache ist aufgeladen (so als kleiner Hinweis in die andere Diskussion, ob und wie Sprache uns prägt…)
Hoppla! Ich hab die Stiefkinder vergessen … . Na sowas?
@antha
lesen Sie doch mal das da, aus dem Tagi:
https://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/willst-du-nicht-auch-ein-richtiges-kind/story/28305584
@tststs
Leider waren das früher eben oft nicht nur fiktive Erzählungen, sondern bitterste Realität.
Aber was die Prägung durch Sprache angeht, haben Sie natürlich völlig recht.
Eine krasse Banalität in der aktuellen Zeit. Ob der Begriff stört ist rein persönlich. Eine Diskussion darüber praktisch sinnlos.
Ok
ich lese deine berichte regelmässig, sie sind einfach genial und gespickt mit humor… super!!!!
Danke Madeleine, freut mich sehr.
Bleibt noch die Frage offen, wie es um die Entwicklung des Familienvater in Zeiten der Working Mums bestellt ist… 😉
Danke für den Ausdruck marathonvater – so schön bildlich.
Korrekterweise muss man feststellen, dass die finanzielle Fürsorge für die Familie in unserer Gesellschaft zu grossen Teilen bei den Vätern liegt. Das gilt sowohl für intakte wie auch für getrennte Familien.
Vielleicht sollten sich die Väter, die hier wieder denunziert werden (Patriarchen) einfach mal dieser „Pflicht“ entziehen. Dann können jene, die die Leistungen der Väter andauernd geringschätzen, ja mal schauen, wer dann für die Familie aufkommt.
Dafür braucht es kein Streik, die Antwort ist ganz einfach: der Staat. (Tut er übrigens schon heute.)
Papa Staat…
@ Sportpapi
Papa Staat, in dem übrigens auch FRAUEN Steuern bezahlen.
Ich als Mutter komme für die Familie auf, wo liegt das Problem?
Sie fühlen Sich durch diesen Beitrag denunziert, Herr H?
Hi Folks, ich konnte mir den Familien Vater nie vorstellen.
Heute bin ich fünffacher Groß Papa.
A läuft’s garantiert !
Altorfer Spezial
Diese Probleme möchte ich haben, in Zeiten von Corona und zusammenbrechender Wirtschaft… Ich würde sagen: Sich einfach nicht so wichtig nehmen und ein guter Papi (und Ehemann) sein. Dann stören auch die Begrifflichkeiten weniger…
Leider muss ich Ihre Prioritätensetzung ebenfalls in Frage stellen, Herr Forgfey. In der Zeit, als Sie diesen Kommentar schrieben, hätten Sie in einer öffentlichen Einrichtung locker drei Desinfektionsmittelspender abschrauben können.
Boom! Der sitzt.
Herr Tschannen, ihre Schlagfertigkeit ist wunderbar.
Willkommen in der BZ Markus ! Das ist schon lange her ! Was den Familienvater betrifft, ich finde es würdevoll, mit Verantwortung gebunden.
Dieser Text erinnert mich an Leute die unbedingt NICHT Mami oder Papi heissen wollen, sondern mit ihrem Vornamen angesprochen werden wollen von ihren eigenen Kinder. Etwas stimmt nicht mehr. Ist man nicht mehr stolz auf seine Kinder ?
Oh und ob die meisten Eltern stolz auf ihre Kinder sind, dort liegt glaub ich nicht das Problem. Und nichts gegen würdevolle Begriffe, aber der „Familienvater“ wird schon lange nicht mehr würdevoll verwendet, sondern nur als Skandalverstärker. Oder haben Sie in letzter Zeit viele positive Verwendungen dieses Wortes gesichtet?
Also in Berichten über Promis aus jedweder Sparte ist dauern die Rede von „der dreifachache Familienvater ist….“ oder YX ist nicht nur ein hervorragender Politiker, sondern auch ein engagierter Familienvater“ usw Was an dieser Bezeichnung negativ sein soll, erschliesst sich mir nicht.
@TvS
„Was an dieser Bezeichnung negativ sein soll, erschliesst sich mir nicht.“
Es ist die Brille, die man trägt. Sie färbt die Wahrnehmung.
Vielleicht lese ich zu wenig Prominews. Mir begegnet der Familienvater immer nur bei Gewalttaten, Unfällen und dergleichen.
Hat ein dreifacher Familienvater eigentlich drei Familien?
Ich lese Prominews auch nur beim Coiffeur und im Wartezimmer beim Arzt.
Ich rate zur Gelassenheit. Im Gegensatz zum heute oft vertretenen Anspruch, dass man sich aussuchen könne, wie man bezeichnet werden will („native American“ statt „Indianer“), hat man schlussendlich doch keinen wirklichen Einfluss auf die Bezeichnung, die andere Leute für einen nutzen.
Solange es nicht schwer beleidigend ist, sollte man das auch einfach hinnehmen. Das Motto des heiligen Ignoratius lautet doch: „Wenn die ander´n sich nicht ärgern, kann man noch so sehr berserkern…“
Mir gefällt Familienvater. Das Äquivalenz „Erzeuger“ findet ich hingegen schlimm…
Vater/Papi/Familienvater ist man, wenn man sich um seine Familie kümmert. Erzeuger ist man, wenn man ausser der Zeugung nichts zum Kindswohl/Familienwohl beiträgt. Ein Erzeuger ist also nicht unbedingt Papi/Familienvater und ein Papi/Familienvater ist nicht zwingend auch ein/der Erzeuger.
Für Mütter gilt dasselbe, nur gibts kein deutsches Gegenstück zu Erzeuger. Vielleicht Gebärfrau?
Kinder zeugen/bekommen kann jeder, aber Eltern/Vater/Mutter ist ein Titel, den man sich verdienen muss.
„Für Mütter gilt dasselbe, nur gibts kein deutsches Gegenstück zu Erzeuger. Vielleicht Gebärfrau?“
Gebärmutter? 😉
Auch das Wort Erzeuger ist Zeuge einer Zeit, als man noch dachte, der Mann alleine „macht“ das Baby. Die Mutter ist lediglich das Austragungsgefäss.
@ tststs
Ok und das biologische Gegenstück zu Gebärmutter wäre korrekt bezeichhnet dann Piep, Piiep, oder Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep….
@Tschannen
Von Familienvater zu Familienvater, ist heute wieder Tag der Semantik? 😉 Anstatt über Themen zu reden die uns wirklich unter den Nägel brennen?
Wie Herr Kohler richtig sagt, stammt der Begriff aus dem Lateinischen, und bezeichnet als „Pater Familias“ das Familienoberhaupt im partriarchal geprägten Familiensystem. Was Sie naturgemäss am meisten stören und Stein des Anstosses für den heutigen Beitrag sein dürfte, wie ich Sie einschätze.
Der Familienvater ist mehr als nur der biologische Vater der Kinder, an ihn werden aber auch andere Erwartungen gestellt. Insofern bezieht er sich immer auf einen moralischen Imperativ in den Verwendungen des Begriffes. Ein weibliches Pendant gibt es daher naturgemäss nicht, am nähesten kommt ihm die moralisch überhöhte „gute Mutter“.
Weise Worte!
Jaja, was machen wir uns Gedanken über die Sprache und wie sie uns prägt.
Ist ja nicht so, dass sie tagtäglich angewendet wird, sowohl privat wie auch beruflich.
Der Einfluss der Sprache auf unser Denken und Fühlen ist hinlänglich bewiesen.
@tststs
Den der Realität entrückte Schöngeist erkennen Sie daran, dass er detailbeflissen Farbe und Textur des Pochettli mit der Krawatte abzustimmen versucht, während sich die Leute draussen um die letzten Plätze im Rettungsboot streiten….
Aber er wird zweifelsohne auch auf dem untergehenden Dampfer die richtigen, da politisch korrekten Worte finden! 😉
Wie kann man den Einfluss der Sprache auf das Denken und Fühlen beweisen? Ich halte das für völlig ausgeschlossen, lerne aber gerne zu.
Naja, wenn Sie dann auf dem untergehenden Dampfer in der 3. Klasse zwangsläufig zum Ertrinken verdonnert sind, werden Sie sich sicherlich auch keine Gedanken darüber machen, wie die Sprache zur Festigung von Schichten und Schichtdenken beigetragen hat. Da haben Sie schon recht…
Aber jetzt ernsthaft: Wer sich keine Gedanke um die Sprache macht bei der Kindererziehung, kann auch gleich alles andere bleiben lassen.
@ml: Am einfachsten wäre: googeln.
Aber ich gebe Ihnen rasch den Klassiker: Wenn man für bestimmte Menschen einen anderen Begriff als Mensch verwendet, entsteht automatisch ein Graben, ein „Wir-Andere“. Glauben Sie, es macht einen Unterschied, ob man vor den Kindern von Menschen oder von Negern spricht?
Und nur damit wir uns richtig verstehen: Sprache heisst in diesem Zusammenhang das Gesamtpaket: Lexikon, Tonfall, Grammatik, Breite, Tiefe etc.
Oder ein ganz anderes Beispiel, um das Denken anzuregen:
Frauenstimmen (in der Öffentlichkeit) sind in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Oktave tiefer geworden, Männerstimmen nicht.
Wieso? Was steht dahinter?
@tsts: das unser Denken und Fühlen durch Sprache stark beeinflusst wird, wird als Sapir Whorf Hypothese bezeichnet. Empirisch gilt sie nur sehr begrenzt und wird in der neueren Forschung zumeist verworfen.
@Flori Antha
Das ist EINE These, die EINEN Bereich der Sprache betrachtet.
Ein bisschen tiefer muss man schon googlen 😉
@tststs
„Frauenstimmen (in der Öffentlichkeit) sind in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Oktave tiefer geworden, Männerstimmen nicht.
Wieso? Was steht dahinter?“
Sie meinen den unsäglichen Trend „vocal fry“ im angelsächsischen Sprachgebiet? Eine weitere linguistische Unsitte erster Güte, in meinen Augen hochnotpeinlich. Aber wir können gerne darüber diskutieren… 😉
Noch ein paar Denkanregungen:
Was sagt es über eine Gesellschaft aus, wenn ihre Sprache über so etwas wie ein Futur 2 verfügt?
Wieso verändern die meisten Menschen die Tonlage, wenn sie mit Kindern sprechen? Weshalb machen uns piepsige Frauenstimmen schneller aggressiv?
Wieso brauchen wir keinen Ablativ?
Wieso wird derselbe Sachverhalten in verschiedenen Sprachen unterschiedlich ausgedrückt?
@tsts: mir ist nicht klar, was Sie mit Bereich meinen. In fast allen Bereichen der Semantik wurde diese These diskutiert und wird dort mittlerweile verworfen. Übrigens gibt es auch in der kognitiven Anthropologie zu vergleichbaren Resultaten. Aber vielleicht haben Sie ja etwas ganz anderes im Sinn.
@tsts: sorry, ich habe die anderen Kommentare zu spät gesehen. Mir scheinen aber Ihre Beispiele Ihre These überhaupt nicht zu belegen.
Meine Lieblingsvokabel aus dem Elternuniversum: Saugverwirrung.
Ansonsten: völlig einverstanden punkto Familienvater.
Familienvater kommt von pater familias und ist ein Begriff aus dem römischen Recht. Der pater famlias war der Kopf der römischen Familie. Das hat wohl mit Patriarchat, aber auch mit Pflicht und Verantwortung zu tun. Die feministischen Frauen haben keine Zeit für die Familie, da sie einen Job suchen der mindestens 200’000 pro Jahr abwirft bei einem 20% Pensum. Die dazugehörenden XY chromosomalen Person*Innen sind damit beschäftigt zu diskutieren, ob Windeln gewaschen oder kompostiert werden sollten. Die KITA-Mitarbeiterinnen, die alle CEOs sind, müssen sich um die extrem komplexen Lehrpläne kümmern. Aber neben der Organisation von Klimastreiks können Kinder*Innen wie Brecht und Beebers sehr wohl die komplette Verantwortung für sich tragen,sie sind filiae familias.
Gute Satire ist schwierig. Manchmal ist besser, wenn man es sein lässt.
@ kohler: hab mich köstlich amüsiert. danke.
Auf den (satirischen) Punkt gebracht. Danke!
Also ich bin mit meinen 120‘000 bei 20% völlig zufrieden. Die 200‘000 erscheinen mir doch etwas übertrieben.
Völlig einverstanden, ein fürchterlicher Begriff. Da kommen mir gleich zwei weitere in den Sinn: Hausfrau und Hausmann, als ob es umgekehrt die Arbeitsfrau gibt oder gar den Teilzeit(arbeits)mann gäbe.
Den Vogel schiessen die Schweizer auch mit dem Ausdruck „das Mami“ ab, mit Betonung auf „das“. Das Wesen hat kein Geschlecht (mehr), sondern nur noch eine einzige Funktion: Mamisein.
Hobbyvater und Bärenvater finde ich auch schlimm.
Oh ja, und Löwenmama! Ansonsten: Erfrischend wie immer, Herr Tschannen, sprachlich wie inhaltlich eine Wohltat!
@ Jan Holler
Warum so einen Terz? S Mami ist für ihre Kinder eh ein Neutrum. Warum also soll ich mich an diesem Ausdruck stören? Mueter und Vater finde ich hart, Mami, Papi, Daddy usw tönt liebevoller.
@TvS: Das eigentlich Spannende daran ist ja, dass es im Gegenzug aber eben nicht s’Papi heisst.
Ich weiss, für viele Menschen sind dies abgehobene Diskussion. Aber für Interessierte und Sprachwissenschaftler tut sich da einiges auf! Die Sprache sagt eben doch viel über eine Gesellschaft aus…
@ tststs
Ich verstehe Ihren Einwand bez dessen, dass der Papi sein männliches pronomen behalten darf, aber für mich tönt Mami halt trotzdem liebevoller als Mueter und Vater. Mueti und Vati finde ich auch schrecklich, obwohl das in einigen Kantonen gang und gäbe ist. Oder Mere und Pere im Urnerland und Wallis. Finde ich ebenfalls unschön.
Ich glaube einfach, dass die heutige Bezeichnung ds Mami keine genderpolitischen Diskussionen mehr wert ist, weil es schlicht und einfach dem Dialekt geschuldet ist.
Berner sagen übrigens zB DER Schoggi, da kommt es auch keinem in den Sinn, die weibliche Form dafür zu reklamieren. Innerschweizer sagen auch EN Maa und EN Frau, obwohl das korekt E Maa und EN Frau heissen muss. Hat nichts mit political Corectnes zu tun, sondern mit Dialekt
In den postlateinischen, bzw. den christlich geprägten Kulturen hat das Wort ‚Vater‘ eine weit über die Elternschaft hinaus gehende Bedeutung. ‚Familienvater‘ meint nicht den Vater der Kinder der Familie.
Kluge und erklärende Antwort. Man kann aber auch alles immer zerreden….
Da scheint es Ihnen und Ihrer Familie aber mehr als prächtig zu gehen lieber Herr Tschannen, wenn Sie sich an solchen Dingen reiben…