Mein Sohn, der Beisser

Das Kind unserer Autorin war ein berüchtigter Beisser – und sie schämte sich für dieses Verhalten. Was sie bei Beissattacken heute anders machen würde.

Spielplatzbesuche wurden wegen der Beissattacken des Jungens regelmässig zur Qual. Foto: iStock

Als unser Sohn etwa zwei Jahre alt war, gab es eine Zeit, da war ich für jeden Tag dankbar, an dem es in Strömen regnete und der von ihm so begehrte Spielplatzbesuch ins Wasser fiel. Auch ein netter Nieselregen stimmte mich schon froh. An diesen Tagen stapften wir zwar zum Spielplatz, dort waren aber kaum Menschen unter 100 cm anzutreffen. Und schon gar keine putzig hergerichteten, herzigen Meitlis. Denn diese waren die liebsten Objekte meines Sohnes und seiner neu entdeckten Leidenschaft: des Beissens.

Oh ja, er biss. Und wie er biss. Fast jedes Zusammentreffen mit Kindern seines Alters und jeder Kampf um einen Bagger endete mit seiner unglücklichen Strategie, sich Gehör zu verschaffen.

Meine Schuldgefühle

Am meisten hatte er es auf Frederike abgesehen, die vis-à-vis von uns wohnte. Wenn sie nur schon den Kopf aus dem Fenster streckte und zufälligerweise einen Blick auf seinen ollen Plastikdino warf, fletschte er jeweils bereits die Zähne – was die Beziehung zwischen uns Müttern, sagen wir mal, etwas abkühlte. Ich weiss noch, wie ich mal verzweifelt in den Supermarkt rannte und Frederike einen riesigen Osterhasen kaufte, weil ich ein dermassen schlechtes Gewissen hatte. Denn ja, ich fühlte mich schuldig. Glaubte, etwas falsch zu machen, dass sich mein Kind so unmöglich benimmt.

«Säg Entschuldigung!», sagte ich pflichtbewusst zu meinem Kind.

Doch all meine Versuche, das Verhalten meines Sohnes zu ändern, bewirkten rein gar nichts. Egal, ob ich schimpfte, das Kind wegriss, ihm sagte, dass er nicht beissen darf, oder ihm zur Strafe eine Glace verbot: Der Junge biss weiter.

Für mich war es hauptsächlich das Zusammentreffen mit den Müttern der Beissopfer (die Väter erlebte ich in dieser Situation tatsächlich oft entspannter), das mich zunehmend unter Druck setzte: Mein Kind biss, das gebissene Kind schrie wie am Spiess, die Mutter des attackierten Kinds kam angerast, als wäre dieses des Lebens bedroht, und strafte uns mit entsetzten Blicken. In der Regel folgte darauf dann die Nummer, bei der sich mir noch heute der Magen verkrampft: Das Einfordern der Entschuldigung. «Säg Entschuldigung!», sagte ich pflichtbewusst zu meinem Kind, nachdem die Wunde des Beissopfers inspiziert war, die es meistens gar nicht gab.

Soziale Ordnung wiederherstellen

Doch jedes Mal sah ich in dem verzweifelten Gesicht meines Sohnes, dass dieses Entschuldigen zwar der sozialen Ordnung nützte. Aber es trug nichts dazu bei, sein Verhalten zu ändern. Im Gegenteil. Ich sah dem Zweijährigen an, dem Reflexion erst bedingt möglich war, dass es demütigend für ihn war, als Sündenbock vorgeführt zu werden. Denn er musste sich für etwas entschuldigen, das er scheinbar noch gar nicht steuern konnte.

Und dieses ohnmächtige Gefühl schien die nächste Beisserei geradezu anzuheizen, weil noch ein Stück Restwut in ihm schlummerte. Trotzdem forderte ich ihn immer und immer wieder zum Entschuldigen auf. Weil man das eben so macht, es doch seine Richtigkeit hat und ich nicht den Mut hatte, mich über dieses eiserne Gesetz hinwegzusetzen. Bis ich eines Tages auf eine Mutter eines Beissopfers traf, die anders reagierte und sagte: «Oh, das kenne ich. Das war bei unserem Grossen auch so. Mach dir bloss keinen Stress!» Diese kleine Begegnung bestärkte mich, auf mein Gefühl zu hören, und ich begann, es von nun an anders zu machen.

Die Kehrtwende

Ab sofort wandte ich mich in solch einer Situation ausschliesslich dem gebissenen Kind zu, sagte nur ganz kurz «Nei!» zu meinem Sohn – und verzichtete mutig auf die Schimpf- und Entschuldigungs-Nummer. Denn ich wusste, dass er in dieser adrenalingeschwängerten Situation ohnehin nicht aufnahmefähig sein würde. Stattdessen redete ich später in einem ruhigen Moment mit ihm darüber. Zusammen sammelten wir Ideen, was er denn statt Beissen machen könnte, wenn er ausgerechnet jene wunderbare blaue Schaufel möchte, die ein anderes Kind genauso heiss begehrt. Diese kleinen Gespräche halfen uns beiden, entspannter und selbstsicherer zu werden. Und eines Tages, wahrscheinlich auch mit dem Heranreifen seiner Sprachfähigkeit, war es einfach vorbei. Seit vielen Jahren beisst der mittlerweile Zehnjährige nur noch in Lebensmittel.

Darum, liebe Eltern beissfreudiger Kinder: Ihr seid nicht schuld. Und eure Kinder genauso wenig. Sie brauchen Zeit zum Reifen und jemanden, der ihnen andere Strategien aufzeigt. Aber Beissen kann gefährlich sein und ist wirklich keine gute Sache. Es ist wichtig, das den Kindern klarzumachen. Doch manchmal braucht es etwas anderes, um unerwünschtes Verhalten abzugewöhnen, als auf das gängige «Was man halt so macht»-Verhalten zurückzugreifen. Steht zu euren Überzeugungen, auch wenn diese vielleicht den Unmut des Umfeldes auf sich ziehen, weil man das eben «nicht so macht».

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81 Kommentare zu «Mein Sohn, der Beisser»

  • Soene sagt:

    Meine erste Reaktion auf den Artikel war: Hallooo? Ich lese wohl nicht richtig?

    Wer hat gesagt, dass Erziehung einfach ist? Wir alle erleben schwierige Situationen mit unseren Kindern, bei welchen wir nicht sofort richtig reagieren, gar im ersten Moment hilflos sind.

    Aber beissen geht nun mal. In diesem jungen Alter muss nicht das Kind sich entschuldigen sondern die Mutter/der Vater, die/der das Kind beaufsichtigt und wenn das Kind nicht aufhört den Spielplatz verlassen.

    Die Beschreibung ‘putzig hergerichtete herzige meitli’ ist wirklich sehr ärgerlich. Finde die Autorin sollte sich dafür entschuldigen.

  • eam sagt:

    wer einen beisser hat und lust auf gute lektüre hat: „auch kleine kinder haben grossen kummer“ von aletha solter,entwicklungspsychologin. eine herangehensweise an probleme von kindern die für alle sehr beflügelnd sein kann.alles gute den eltern!

  • Karen sagt:

    “ die Mutter des attackierten Kinds kam angerast als wäre dieses des Lebens bedroht“, „die Wunde die es meistens nicht gab“.Dieses Runterspielen geht zu weit. Meine Tochter war die beliebte Opfer eines beissenden Mädchen in der Kita. Nach 3 Beissattacken hat sie Angst von Kita entwickelt, sich isoliert und die Kita verweigert. Bis eine Kita Betreuerin das beissende Kind ganze Zeit verfolgt hat und in die Situationen eingegriffen bevor sie passiert sind. Solche Beissatacken kommen meistens nicht einfach so. Es gibt oft eine Vorwarnung. Ja, es ist anstrengend das Kind ständig zu beobachten, zu Helikoptern und Spielplatz Besuch zu begrenzen. Die Entschuldigung war meiner Tochter egal. Aber dass sie nicht ins Kita konnte und Angst hatte war aber traumatisierend

  • Karin Stepi sagt:

    Bei der Beissphase unseres älteren Sohnes machten wir vieles falsch und nichts half. Beim Jüngeren wohnten wir in einem Gebäudekomplex mit Innenhof, wo stets die selben Kinder spielten. Wir vereinbarten unter uns Mütter und mit den grösseren Kindern folgendes Vorgehen: nach dem Biss kein Aufhebens, „nur“ trösten des Gebissenen. Den Beisser haben wir kommentarlos 30 min ins Kinderzimmer gesteckt. Danach durfte er wieder zur Gruppe. Dies beendete die Beissphase unseres und nachfolgender Kinder in kürzester Zeit.
    Ps. Ich kenne auch eine Grossmutter die eine Beissphase eines Enkels durch sofortiges Zurückbeissen beendet hat. Pädagogisch wohl nicht korrekt, aber offenbar wirksam:-)
    Ps2. Dieses Kind ist heute erwachsen, wohlauf und hat ein super Verhältnis zur hochbetagten Grossmutter;-)

    • Grossmami sagt:

      Wie die Grossmutter hab ich es bei meinem Sohn damals 2 jährig auch gemacht als er den gleichaltrigen Sohn von unseren Freunden gebissen hat. Er ist so erschrocken, beide haben geschrien aber er hat nie mehr ein anderes Kind gebissen. Er ist heute selber Vater eines bald 3 jährigen Sohnes, er hatte auch mit 2 Jahren einmal Lust sein Grosi zu beissen, habe ihm gesagt, dass das Grosi weinen müsse,weil das so fest weh mache.
      Dem Kleinen kamen dann schon fast die Tränen.
      Was lernt so ein kleiner Beisser wenn er sich entschuldigen soll ? Besser soll er mal in sein Händchen beissen und lernt ,dass das nicht angenehm ist.

  • Stefan W. sagt:

    Das Entschuldigen-Zwingen wird wohl kaum zu Einsicht führen. Was aber sehr gut wirksam ist: Wenn ein Kind realisiert, dass die gewählte Strategie nicht zum gewünschten Ziel führt. Wenn es also etwas Unpassendes tut, um im Sandkasten an die schöne blaue Schaufel zu kommen, oder dem „härzigen Meitli“ den Macho zu zeigen, dann wäre meine Reaktion schlicht: „Wir gehen nach Hause“. Spätestens beim dritten Mal wird auch ein Zweijähriger realisieren, dass er eine andere Methode ausprobieren muss. Ein Kleinkind kann durchaus verstehen, dass seine Handlungen Konsequenzen haben, dass man es also in gewisser Weise Ernst nimmt.

    • tststs sagt:

      Wenn man das Entschuldigen so meint, dass das Kind Unrecht einsieht und sich dementsprechend verhalten muss, ja dann ist das Habakuk.

      Wenn man das Entschuldigen aber als Strafe* für das Fehlverhalten nimmt, dann passt es ganz gut.

      *Es ist deshalb eine Strafe, weil es für das Kind eine unangenehme Situation ist (genauso wie das frühzeitige Heimgehen). Wenn man der Theorie anhängt (und dazu gehöre ich z.T. auch), dass ein Kind gewisses Verhalten einstellt, weil es die unangenehmen Konsequenzen vermeiden will, dann finde ich dieses zur Entschuldigen zwingen gar nicht so schlecht (es wird nicht nur bestraft, sondern lernt auch gleich noch was für die Zukunft).

  • Baba sagt:

    Und die Erwachsenen hier streiten sich weiter und beissen sich mit Worten (vorerst noch), kanzeln ab und zeigen gegenseitig auf Schuldige. Beschwöhren Zeiten in denen alles besser war und beschreiben die Zukunft welche vor die Hunde geht…

    Alles wie eh und je. Kein Grund zur Sorge.

  • tststs sagt:

    In einigen Kommentaren werden Methoden erwähnt, die dann von anderen als „nicht gut“ befunden werden, weil sie beim Kind Angst erzeugen. Und dies sei nicht gut?
    Ich behaupte genau das Gegenteil: Angst ist ein sehr frühes Gefühl, das auch Kinder schon kennen. Es ist also einiges kindgerechter, das Kind bei seiner Angst zu packen als z.B. bei seiner Vernunft.
    Die Aussage „Achtung heiss, pass auf, sonst verbrennst du dich“ beim Herd ist schlussendlich auch nichts anderes als Angstmacherei!

    • Anh Toàn sagt:

      Meine Kinder sollen vor manchem Angst haben, aber nie vor mir.

      • tststs sagt:

        Nein nicht Sie als Person; aber wenn Sie Ihre Kinder lieben und das auch zeigen (und davon gehe ich bei Ihnen eh aus), dann werden die Kinder automatisch fürchten (Furcht! Nicht Angst!), diese Liebe zu verlieren. Nicht ständig und nicht als Grundgefühl; aber es ist ein urmenschlicher Trieb, sich vom Verlust dessen zu fürchten, was man am meisten liebt.

        Nur Jedis stehen da drüber 😉

    • tststs sagt:

      Sorry, ich habe einen Fehler gemacht!
      Was ich natürlich meinte, ist „Furcht“.
      Dies ist das Gefühl, womit man IMHO bei Kindern arbeiten kann. Auf keinen Fall Angst!

    • Momof4 sagt:

      Das mit dem Herd ok aber wenn andere meinen ein beissendes Kind mit 2 Jahren, zurück beissen zu müssen oder gar zu schlagen um ihm sein Fehlverhalten abzugewöhnen dann sage ich ganz klar, Nein!, das ist der falsche Weg. Ich wurde früher von meinem Vater so gezüchtigt, ich weiss noch genau wie ich mich gefühlt habe. Ich konnte meinen Vater deswegen kurz vor seinem Tod nichtmal umarmen da unsere Beziehung so gestört war, auch wenn ich ihn trotzdem geliebt habe. Aber so eine Angst-Beziehung möchte ich mit meinen Kids niemals haben.

      • tststs sagt:

        Selbstverständlich ist das Objekt der Furcht auch relevant. Furcht vor körperlicher Gewalt durch die Eltern (weil schon so erlebt) ist ganz klar Kindsmisshandlung.

    • Baba sagt:

      Nein, Furcht ist meistens ein schlechter Ratgeber und mitunter, meiner Meinung nach, Ursache so manchen Übels in der Welt. Menschen die sich Fürchten tun in ihrer Furcht schreckliche Dinge und Furcht lässt Menschen einfacher manipulieren und dann marrschieren sie en Ehr-Furcht.

      Das Ziel sollte wohl eher der Respekt sein. Ich meine nicht die Floskel, sondern echten Respekt vor den Mitmenschen, der Natur und den Dingen die einen umgeben.

      Und ja, davon mangelt es zum Teil auch ein bisschen, in diesem Post.

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Dass ein zweijähriges Kind nicht weiss, was es da tut, ist mit klar. Was mir aber sauer aufstösst ist die Bemerkung über die Ispizierung der Beisswunde, die angeblich meist nicht vorhanden war. Sorry, hier wird einfach der Schaden des Opfers heruntergespielt und lächerlich gemacht, um die Bisse des eigenen Kindes zu verharmlosen.

    Von einem Elternteil erwarte ich einfach, dass es den Beisser nach „begangener Tat“ vom Tatort entfernt. Es genügt, dem Kind zu erklären, dass man halt nun nachhause gehen müsse, weil es anderen Kindern wehgetan hat, Punkt.

    • Aber Hallo sagt:

      Liebe Tamar
      Falsch. Wahrscheinlich hatten Sie nie ein solches Kind. Mein Kind hat anderen die Augen eingedrückt. Sich vom Tatort entfernen hat NICHTS gebracht. Bestrafen auch nicht. Habe alle noch so weisen Ratschläge (wie dieser hier von Ihnen ) befolgt. ALLES. Währen einenhalb Jahren. Sogar Kinesiologie aufgesucht. Etc. Es verschwand dann plötzlich von einem Tag auf den anderen, ohne irgendwelche Massnahmen. Ab dem 3. Geburtstag hat das Kind nicht mehr so gehandelt. Es ging einfach vorbei. Deshalb bitte aufhören, mit diesen Besserwissereien von Leuten, die es selber nie erlebt haben.

      • tststs sagt:

        Ich glaube, Sie tun‘ TvS unrecht. So wie ich es verstehe, meint sie genau das, was sie sagen: Je nach Fall nützt eh nix. Also ist alles was man machen kann: weggehen.

      • Peter S. Grat sagt:

        Was hätte Kinesiologie hier bringen sollen?

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ tststs

        Genau. Man geht und entschärft die Situation, oder man steht daneben und verhindert im Voraus den vollendeten Zubiss. Wenn es sein muss, 1.5 Jahre lang. Es kann nicht sein, dass man anderen zumutet, gebissen zu werden.

        Mein Sohn war drei Jahre, als er einmal Kieselsteine nach anderen Personen geworfen hat. Ich habe ihn zwei Mal gewarnt, beim 3. Mal ging ich nachhause und er hat das nie mehr gemacht.

        Ich glaube auch, dass bei Aber Hallo die immer selbe Konsequenz mehr gebracht hätte, als die „Korrekturen“ zu wechseln. Ich kann auch verstehen, dass es schwierig ist mit einem Beisser. Dass man dann aber andere massregelt, welche Konsequenzen fordern ist frech. Jeder hat Themen mit seinen Kindern, mit denen man fertig werden muss.

      • Aber Hallo sagt:

        Peter:Kinesiologie wurde mir von einer Kita-Mitarbeiterin empfohlen. Nützt nichts so schadets nicht. Nutzte nicht, schadete aber auch wirklich nicht.
        Und nein, ich massregle keine andern. Aber ich habe nun Verständnis, wenn meine Kinder nun gebissen/attackiert werden von zweijährigen. In dem Alter absolut normal und vergeht von selbst. Und ich war konsequent. Aber wenn nach 10 mal etwas nichts gebracht hat, hat man halt das nächste versucht. Und wenn man um solche Kinder „herumhelikoptert“, gibt es immer Eltern, die das auch verurteilen und meinen, man soll das Kind einfach machen lassen – bis es zur Attacke kommt. Wie schon gesagt. Das vergeht von selbst und ist alles nur eine Phase. Nur weil das eigene Kind das nicht macht, heisst es nicht, dass die anderen etwas falsch machen

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Aha

        Ich habe nicht gesagt, dass Kinder beissen, weil die Eltern etwas falsch machen, sondern dass ich erwarte, dass Beissereltern alles dransetzen, dass eben NICHT gebissen wird. Wenn das heisst, dass Eltern auswärts ständig neben dem Kind stehen müssen, um vorbeugend eingreifen zu können, ist das eben so. Bei den wenigen Malen, bei denen meine Kinder Beissopfer wurden, war es den Beissermüttern aber völlig egal und das geht gar nicht!

        Inwiefern beissen normal ist, will ich nicht kommentieren, aber auf jeden Fall ist es NICHT normal, dass Eltern solche Attacken ihrer Kinder ignorieren, oder noch stolz drauf sind, a la „er weiss halt, was er will“.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Aha Teil 2

        Beissen ist ein unerwünschtes Verhalten (wie Tiere quälen) und dieses haben die Eltern bestmöglichst zu verhindern. Auf dem Bänkli sitzen und meinen, die anderen Kinder müssen sich halt wehren, zurückbeissen ect ist dreist und ignorant. Geht auf dieselbe Schiene, Frauen sollen sich bei Übergriffen halt besser wehren.

  • Jessas Neiau sagt:

    Auch hier einmal mehr: Die Sorge um den Täter überwiegt bei weitem den vernachlässigten Schutz des Opfers. Heute werden solche asozialen Beisser lieber gebibäbelet und man schreibt herzerwärmende Artikel über sie, um das Gefühl zu haben, niemand aber auch niemand können etwas dafür oder müsse ernsthaft etwas dagegen unternehmen. Solche Kinder gehören nicht in die Öffentlichkeit. Früher hätte es für solches Verhalten ganz einfach eine ordentliche Ohrfeige gegeben und das Verhalten hätte sofort aufgehört. Oder wie wär’s wenigstens mit einem Maulkorb?

    • Momof4 sagt:

      Hallo, der Junge war erst 2 jahre alt. Sie haben auch keine Ahnung von Erziehung. Ich wurde früher selbst verprügelt von meinem Vater und ich weiss noch genau was das in mir auslöste. Über die abgekühlte Beziehung zu meinem Vater brauche ich hier gar nicht erst zu reden. Eltern sollten Vorbild sein.

    • Anh Toàn sagt:

      „Früher hätte es für solches Verhalten ganz einfach eine ordentliche Ohrfeige gegeben und das Verhalten hätte sofort aufgehört. “

      Also wurden früher Kinder kaum gebissen, alle haben höchstens ein einziges Mal gebissen, dann gabs auf die Mütze und dann war gut. Und darum haben die dann früher in der Schule auch nicht gemobbt, da wurde nur gehänselt, eben weil die wussten, sonst gibt’s auf die Mütze: Früher gab es kaum Schlägereien, es gab kaum Gewalt in der Gesellschaft, alle haben schon früh gelernt, das ist falsch, weil sie schon klein gleich auf die Mütze bekamen, und daraus lernten, Schmerzen zufügen ist falsch.

      Jesses aber au!

  • Sabine sagt:

    „Und schon gar keine putzig hergerichteten, herzigen Meitlis. Denn diese waren die liebsten Objekte meines Sohnes und seiner neu entdeckten Leidenschaft: des Beissens“

    Tja, liebe Mutter. Sie erziehen grad einen Patriarch zu einem alten weissen Mann. Viel Spass dabei.

  • Momof4 sagt:

    Oh ja das kenn ich und das Fefphl der Ohnmacht und Scham ebenso. Unser Sohn biss sogar uns. Sowas kannte ich von seinen 3 grösseren Schwestern nicht. Ich denke auch das es von ihm ein Ausdruck war das er anders nicht regulieren konnte evtl. oder fast sicherlich auch deshalb weil sein Wortschatz noch nicht allzu gross war in dem Alter. Uns riet mal jemand, zurückzubeissen. Sie hätten das bei ihrem Sohn auch gemacht und es funktionierte. Nun, sowas halte ich für keine gute Idee, sind wir doch die Vorbilder und für seine kleine Welt Alles, sein Schutz, seine Zuflucht.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Ratschläge zu Gewalt sind ja auch jenseits. Wie Sie richtig schreiben, drückt das Kind mit beissen ja etwas aus, was es verbal noch nicht kann. Sich mit dem Kind vom Tatort entfernen, ohne Gedöns bringt sicher mehr, als mit zubeissen zuschlagen dem Kind beizubringen, dass der Stärkere recht hat.

  • Dahlia Meier sagt:

    „Putzig hergerichtete Meitlis“ wow! Da wird hier im Mamablog dauernd über den Genderwahn gebloggt und sie habens voll drauf.
    Im Gegensatz wohl zu ihrer Erziehung wenn sie nicht fähig waren einen Zweijährigen davon abzuhalten immer und immer wieder zu beissen.

    • Anna Meier sagt:

      Schön, dass Sie alles so gut im Griff haben.

    • L.T. sagt:

      Wenn es um ihre Sohnemänner gehen, verlieren manche Mütter jegliche Reflexion und Selbstkritik. Da kann frau sonst noch so für Genderthemen, Frauenrechte und Gleichberechtigung einstehen. Wenn um es das eigenen Söhnchen geht, zählt dass alles nicht mehr. Da kommen die Söhnchen-Rechte zuerst. Daher kommt wohl die etwas abschätzige Bemerkung über die „putzigen Mädchen“ auf dem Spielplatz.
      Ich glaube, wir Väter haben in der Schweiz ein entspannteres Verhältnis zum Geschlecht unserer Kinder – egal welches.

  • Nicole D. sagt:

    Meine Tochter hatte auch eine Beissphase. Eines Tages wollte sie meiner Mutter (ihrer Großmutter) nicht die Hand geben, um die Straße zu überqueren und biss meiner Mutter in die Hand. Die Reaktion meiner Mutter? Sie biss ohne Vorwarnung zurück, in das kleine Händchen meiner Tochter! Der Schock und kleiner Schmerz waren so tief, dass meine Tochter von diesem Moment an niemanden mehr biss. Ob das pädagogisch sinnvoll war, weiß ich nicht, aber ich war dankbar, dass diese Beissphase ein Ende nahm.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Meine Mutter hätte nach so einem Vorfall meine Kinder bis zu ihrem 18. Geburtstag nur noch auf Fotos bestaunen dürfen. Als Erwachsene zubeissen, gahts no? Und Sie stehen daneben und sagen nichts dazu?

      • Anna Meier sagt:

        @Tamar von Siebenthal:
        Wie wäre denn Ihr Vorschlag für eine Lösung?

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Anna Meier

        Sorry, wenn es eine erwachsene Person nicht schafft, ohne Gewaltanwendung mit einem Kleinkind die Strasse zu überqueren, ist sie wohl als Obhut nicht (mehr) geeignet. Wenn meine Kinder meiner Mutter die Hand über die Strasse geben möchte, geben sie sie halt mir. Hütet meine Mutter meine Kinder und „muss“ zu solchen Massnahmen greifen, muss ich eine andere Betreuung finden.

        Mein Ältester hat auch wenige Male geschlagen (und einmal gebissen). Da hielt ich seine Hand fest und sagte, dass mir das weh tut. Fertig.

        Frage: wenn Sie Gewaltanwendung bei Eltern/Grosseltern gegen (Klein-) Kinder legitimieren, dürfen dann auch KITA Mitarbeiterinnen, Kinderhärtnerinnen und Lehrer zuschlagen/zubeissen? Wenn nein, warum nicht?

      • tststs sagt:

        Sorry fürs einmischen, aber auch hier treffen wohl zwei total unterschiedliche innere Bilder: Während Nicole & Anna eine schnappende Oma sehen, die das Kind vorallem überrascht/erschreckt, sieht TvS ein fast blutiggebissenes Kinderhändchen…

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ tststs

        Sorry, nach allem was ich schon selber erlebt habe und zu solchen Themen gelesen habe, glaube ich nicht an ein „sanftes“ Zuschnappen durch das Omilein..

        Und auch wenn: nie hätte es jemand wagen müssen, meinen Kindern gegenüber handgreiflich zu werden. Nicht ich, nicht mein Ex, nicht die Grosseltern und auch sonst niemand.

  • 13 sagt:

    Ich habe das stets (bei uns war es halt nicht das Beissen, aber andere Dinge) so gehandhabt, dass ich gesagt habe, dass es mir leid tut. Das war ja auch so, mir tat das Kind leid, dem mein Kind weh getan hat, egal ob schuld oder nicht. Ich wünsche ja keinem Kind Schmerzen. Mein Kind habe ich nie zur Entschuldigung aufgefordert. Wozu auch? Meistens waren dann auch die anderen Eltern damit zufrieden. Sie wollen ja meistens nur, dass man es bemerkt und reagiert.

    Ein 2-jähriger kann keinen Perspektivenwechsel vornehmen, es weiss schlicht nicht, dass es dem anderen Kind weh tut. Aber es kann lernen, dass man die Dinge anders lösen kann. Von daher ist das Anbieten von Alternativen, wie die Autorin es gemacht hat, die einzig logische Lösung.

    • Anh Toàn sagt:

      Mache ich auch so, ich bitte um Entschuldigung.

      Wenn meiner einem Kind Spielzeug wegnimmt, sage ich der Mutter, sei halt ein Vietcong, für ihn gibt’s kein Privateigentum (er lässt (meistens) anderen seine Sachen genauso selbstverständlich, wie er die anderer in Besitz nimmt). Und ich mache mein Kind darauf aufmerksam, dass das andere weint: Dann gibt er das Spielzeug, aber nicht aus Einsicht, er würde auch sein eigenes Spielzeug einem anderen Kind geben das weint darum: Ich vermute, er entschuldigt sich nicht, er hat kein Unrechtsbewusstsein, er hat ein Helfersyndrom, (Feuerwehr Krankenwagen Polizei, Abschleppauto). Wenn ein Kind heult, will er helfen, dann ist er ein Superheld.

  • Dana Wecker sagt:

    Die erste Generation waschechter NarzistInnen hat nun Kinder.. Entscheidend ist nicht etwas zu tun was dem Kind in seiner sozialen hilft sondern wobei sich Eltern „gut fühlen“ oder was ihre persönliche politische Agenda und Psychohygiene bedient. Wenn Eltern, aus was für Gründen auch immer, nicht willens bzw. fähig sind ihren Kindern elementarsten Umgangsformen zu vermitteln, werden selbstredend die Kinder selbst die Leidtragendsten sein. Aber eben, das interessiert NarzistInnen – jenseits des politisch korrekten Gewäschs und Selbstbetrugs – nicht im Geringsten.

  • David sagt:

    Also wenn ich als Vater dieses Problem hätte, dann würde ich mein Sprössling mal kräftig beissen. Dann würde er verstehen das es wehtut, gebissen zu werden. Ist doch wirklich ganz einfach…

    • Momof4 sagt:

      Er würde es nicht verstehen aber aus Angst nicht mehr tun. Tolles Vorbild

    • Zeline sagt:

      Nicht unbedingt. Mein Sohn (2) hatte auch eine Beissphase. Er wurde aber in der Kita auch von anderen Kindern gebissen, was aber nicht dazu geführt hat, dass er das Beissen eingestellt hätte.

  • Pat sagt:

    Ein langjähriger Freund hat vier Kinder. Eines der Mädchen hat zugebissen. Bei mancher Gelegenheit. Aber nicht lange: Der Vater hat seine Tochter, so hat er mir berichtet, gewarnt, Beissen tue weh, und wenn sie ein Kind beisse, werfe er sie, in den Brunnen neben dem Spielplatz. Die Tochter hat sich gestritten, heftig zugebissen, der Vater hat die Tochter gepackt, in den Brunnen gesteckt, wieder rausgezogen und ist mit ihr heim. Seitdem hat die Tochter nie mehr gebissen.

    Und jetzt höre ich bis zu mir das Brüllen der Leserinnen hier, das sei Gewalt, und Gewalt erzeuge Gewalt etc. usw. usf. Dann jammern Sie halt. Wisssen Sie was? Das Kind ist effektiv und effizient und nachhaltig und ohne Schaden belehrt worden – zum eigenen und zum Nutzen Dritter . Es habe nie mehr gebissen. Gut so.

    • Sportpapi sagt:

      Gut so.

    • 13 sagt:

      Natürlich hat das Kind nicht mehr gebissen. Aus purer Angst. Ohne Schaden stimmt damit so ja nicht, denn ein Kind sollte sich nie vor einem Elternteil fürchten müssen. Richtig ist hingegen, dass Gewalt Gewalt erzeugt. Sehr wahrscheinlich hatte Ihr Freund keine gewaltfreie Kindheit, wenn er zu so etwas imstande ist. Und Sie vermutlich auch nicht, wenn sie das weiterempfehlen.
      Sehen Sie, ich kenne (leider) durchaus Menschen, die ihre Kinder körperlich strafen, aber nicht ein einziger davon, wurde als Kind nicht selber Opfer. Und wenn ich bedenke, dass vermutlich an dem Tag noch andere Menschen anwesend waren und das nicht verhinderten, gebe ich Ch. Bögli zu 100% recht, wenn er (weiter unten) von „Generationen seelischer Krüpel“ spricht. Hoffen wir, das Mädchen macht es mal besser.

      • tststs sagt:

        Wir könnten hier wohl ewig und drei Tage darüber diskutieren, ob dieses Brunnenwerfen unter Gewalt läuft oder nicht.
        Wenn ich davon ausgehe, dass das Kind nicht verletzt wurde (es war ein warmer Tag, innert Minuten war es zuhause in trockenen Kleidern etc), sondern es um einen „Schreckmoment“ ging, dann muss ich sagen, finde ich das ganze nicht so falsch.
        Ein Kind kann mit einem Brunnenwurf (Drohung und Ausführung) sicher besser umgehen als mit abstrakten Drohungen wie „ohni Znacht is Bett“

    • Gabriel sagt:

      es kommt auf die Details drauf an – war es der 12 Meter Zieh-Burgbrunnen der Kyburg? Respekt für das Engagement aber eventuell ist ein Psychologe angebracht, bevor sich das Trauma durch irgendwelche anderen Verhaltensauffälligkeiten äussert – gerade Mädchen sind hier sehr einfallsreich.
      Oder war es der Dorfbrunnen im Sommer? Nur zu, man kann gar nicht genug oft seine Kinder da reinwerfen (auch prophylaktisch). Der Lerneffekt ist wirklich mit keiner anderen Erziehungsmethode zu vergleichen.

    • Lorena sagt:

      Alles richtig gemacht.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Na und?
      Das kann ja sein. Das hat vielleicht dort genauso gepasst.
      Aber selbst ihnen sollte einleuchten, dass nicht alle Eltern die geborenen Brunnenwerfer sind.
      Ich mache mit meinen Jungs gewisse Spässe, die nur möglich sind, weil ich, ich bin und unsere Beziehung genau diese Konstellation hat, in der diese Spässe reinpassen.

      Die Autorin ist mutig. Dass sie das hier schreibt und sie hat einen Weg gefunden, das Problem zu lösen und schildert uns, wie es nicht geklappt hat.

      Ich bin für solche Berichte dankbar. Manchmal stehe ich auch an, mit althergebrachten Erziehungstechniken.

    • Martin Frey sagt:

      @Pat
      Und wenn das Kind erneut gebissen hätte, was machen Sie dann? Wie wäre dann Zucht und Ordnung wiederherzustellen?
      Das einzige, was ich dem Bsp. positives abgewinnen kann, ist der Umstand, dass das Kind eine unmittelbare Konsequenz spürte, und dass der Vater offenbar Dinge in den Raum stellte die er auch umzusetzen bereit war. Die Wahl des Mittels jedoch ist in meinen Augen jenseits, da damit kein Einsehen sondern lediglich Angst vermittelt wird. Apropos, die Folgen solcher Methoden manifestieren sich erst Jahre später. Bis dahin kann man sich ja mit Gleichgesinnten auf die Schulter klopfen, und später immer noch sagen, es nutzte trotz bester Methoden alles nichts/das Kind sei anderweitig verdorben worden… 😉
      @13
      „Hoffen wir, das Mädchen macht es mal besser“
      Ich fürchte nein.

      • 13 sagt:

        @ Martin
        Na ja, da jede Generation immer mehr von Körperstrafen wegkommt, bleibt die Hoffnung. Ich kenne tatsächlich keinen Menschen, der als Kind nie geschlagen wurde, aber heute schlägt. Hingegen kenne ich durchaus einige, die so ihre Erfahrungen mit Körperstrafen gemacht haben, und es heute anders machen. Mich eingeschlossen.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Die Hoffnung stirb ja bekanntlich zuletzt, und in einzelne starke, hoffnungsvolle Individuen muss man auch seine Energie stecken wenn man etwas bewegen will. Und nicht in die Meute der Leute, die nicht bereit sind, etwas an den eigenen Mustern zu ändern. Es braucht nämlich ein hohes Mass an Kritikfähigkeit, Selbstreflexion und Intelligenz, zudem eine gewisse Stärke, mit tradiertem Verhalten zu brechen. Nicht umsonst werden solche Erziehungsmethoden durch Generationen weiter gegeben, und halten sich in gewissen Schichten völlig unbesehen von der Haltung einer Mehrheitsgesellschaft noch sehr lange. Denn unter Druck, wenn die Instinkte regieren, greifen leider sehr viele Leute darauf zurück, was ihnen in der Kindheit beigebracht wurde. Auch wenn es falsch oder dysfunktional ist.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Ich kenne tatsächlich keinen Menschen, der als Kind nie geschlagen wurde, aber heute schlägt.“ Wäre tatsächlich verwunderlich.
        Die Frage ist allerdings schon, ob man das im Sommer in den Brunnen werfen mit Schlagen gleichsetzen soll. Und ob etwas aus Überforderung passiert, aus Wut, oder ob man wie im Beispiel aus eigener Erfahrung daran glaubt, dass eine Strafe eine heilsame Wirkung erzielt.
        Die Welle der antiautoritären Erziehung ist ja längst vorbei, die so erzogenen Kinder haben das Pendel entschlossen in die andere Richtung schwingen lassen. Ob nun das neue Experiment der sehr weit gehenden „gewaltfreien“ (und straffreien) Erziehung bessere Menschen hervorbringt, wird sich weisen. So zu tun, als ob die heutige Generation alle schwer gestört wäre, ist sicher falsch.

      • tststs sagt:

        @13 und MF: Setzen Sie diesen Brunnenwurf gleich mit Schlagen?
        Dann bin ich bei Ihnen.

        Ich sehe diesen Brunnenwurf eher in der Kategorie „Körperlichkeit“. Ich bin ja grosser Fan von der Methode, dass wenn Kleinkinder sich im Frust verlieren, sie via Physis ins Hier und Jetzt zurückzuholen – Worte nützen IMHO da nichts. In die gleiche Kategorie fällt zB ein Kind so lange so fest halten, bis es sich beruhigt oder von einer Situation wegziehen.

      • Martin Frey sagt:

        @tststs
        Ich bin nicht grundsätzlich gegen Physis, und auch nicht gegen Strafen per se. Aber sie müssen verhältnismässig sein, und im Sinne einer direkten Konsequenz mit dem Fehlverhalten in einem Zusammenhang stehen. Das von Ihnen erwähnten Festhalten gehört in diese Kategorie, das Entfernen vom Ort und damit der unmittelbare Abbruch des Spielens (wäre am ehesten meine Wahl gewesen) ebenfalls.
        Ein Werfen in den Brunnen ist definitionsgemäss ein Gewaltakt einer körperlich überlegenen Person ohne jeglichen Zusammenhang mit dem Fehlverhalten des Kindes, ein reiner Machtakt. Das Kind wird keinen Zusammenhang mit dem eigenen Handeln erkennen, aber Angst haben, und dabei aber mitnehmen, dass bei körperlicher Ueberlegenheit derartiges anscheinend in Ordnung geht.
        Wollen wir DAS erreichen?

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Sportpapi

        Hat das Kind zB Angst vor Wasser, ist dieser Übergriff ganz klar Misshandlung. Mag es Wasser, findet es das lustig und wird das unerwünschte Verhalten widerholen.

        Warum kann man sich nicht einfach mit dem Beisser entfernen, ohne Gedöns, sondern mit der Erklärung, dass es nicht ok ist, anderen wehzutun?

      • tststs sagt:

        „ein Gewaltakt einer körperlich überlegenen Person ohne jeglichen Zusammenhang mit dem Fehlverhalten des Kindes, ein reiner Machtakt“

        Und das Wegzerren vom Spielplatz ist es nicht?

        Ich glaube, wir haben ganz unterschiedliche innere Bilder dieses Brunnenwurfs.

      • Martin Frey sagt:

        @tststs
        Lesen Sie doch bitte etwas genauer.
        Natürlich bedingt Wegzerren auch eine körperliche Ueberlegenheit, sowie eine gewisse Gewaltanwendung, ansonsten funktioniert es nicht. Aber weder basiert es auf Abschreckung durch Angst, noch ist es unverhältnismässig oder gar völlig ohne jeden Zusammenhang mit der eigenen Tat wie das Werfen in den Brunnen (ob das Kind schwimmen konnte oder gar wasserscheu war lassen wir mal aussen vor). Wegzerren ist dagegen ein unmittelbares Spürenlassen einer Konsequenz des eigenen Handelns, mehr nicht. Eine gelungene Abwehr eines Faustschlages ist auch nicht dasselbe wie ein Faustschlag ins Gesicht des anderen, meinen Sie nicht? Dennoch basiert beides auf Körperlichkeit und Physis.
        Ich verstehe echt nicht, weshalb das so schwierig zu unterscheiden ist.

      • 13 sagt:

        @ Martin
        Ich glaube, sie haben sich so lange gehalten, weil sie halt funktionieren. Ja, ich glaube sofort, dass dieses Mädchen nicht mehr gebissen hat. Sich mit der Ursache und Bedürfnissen auseinandersetzen, braucht halt mehr Anstrengung als eine Ohrfeige.

        @ Brunnen
        Ich schliessen mich da Martin an und möchte noch ergänzen, dass es neben der physischen noch eine psychische Komponente dazu kommt. Die Situation ist, v.a. beim vollen Spielplatz, für das Kind sehr demütigend. So vorgeführt zu werden, verletzt. Ich persönlich glaube auch nicht, dass das Mädchen aus der Situation gelernt hat, dass beissen schlecht ist. Wie auch? Es landete ja nicht im Brunnen, weil es biss, sondern weil Papi stärker ist als sie und mehr Macht hat.

      • 13 sagt:

        Die einen Kinder würden versuchen, das zu vermeiden und das Beissen lassen, einfach um es nicht mehr zu erleben. Die zweiten würden sich in erster Linie nicht mehr erwischen lassen. Und die Dritten bei der nächsten Gelegenheit ihren kleinen Bruder in den Brunnen befördern, einfach weil sie ja da die stärkeren sind. Aber Empathie gegenüber dem gebissenen Kind? Kaum. Wie auch?

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Was bedeutet „sehr weit gehenden „gewaltfreien“ (und straffreien) Erziehung „?

      • Sportpapi sagt:

        Lustig in diesem Zusammenhang ist ja, dass man auf der einen Seite ausführt, dass das Kind noch gar nicht versteht, was es falsch macht. Und auf der anderen Seite aber darauf beharrt, dass man es über Gespräche zur Einsicht bringen kann.
        Die logische Konsequenz auf dem Spielplatz ist, dass der Beisser vom Opfer eine Schaufel über den Kopf gezogen bekommt. Oder schlicht früher oder später keine Spielkameraden mehr hat.
        Nun kann man natürlich wie beschrieben immer daneben sitzen, das Kind immer wieder beissen lassen, dann weglaufen (mit körperlicher Gewalt, selbstverständlich), lange Gespräche führen und warten, bis es sich vielleicht auswächst.
        Oder einmal eine drastische Massnahme ergreifen, die hoffentlich wirkt. Und nein, kein Trauma verursacht!

  • Anh Toàn sagt:

    Das Aufsagen der Entschuldigungsfloskel ist Strafe, Pranger, Selbstbeschuldigung, nicht bitte um Entschuldigung:

    Ein Zweijähriger braucht nicht um Entschuldigung zu bitten, er hat keine Schuld, ist zu klein. Er kann aber auch nicht um Entschuldigung bitten, da er das Konzept von Schuld nicht versteht. Er kann nur eine Floskel aufsagen, die ihm sagt, er etwas Unrechtes getan: Von einem Zweijährigen zu verlangen, sich zu entschuldigen, ist wie wenn in politischen Strafprozessen von den Angeschuldigten verlangt wird, sich als schuldig zu bekennen. Kennt man doch aus Diktaturen.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Wenn, wie geschildert, kein Bewusstsein da ist, haben Sie recht.
      Ich würde mich allerdings davor hüten eine fixe Altersgrenze zu setzen. Ich denke, das Unrechts/Schuldbewusstsein kann ganz verschieden entwickelt sein. Unsere Jungs waren in dieser Hinsicht äusserst wiff.
      Man muss individuell das Kind genau beobachten, dann sieht man, wo es bereits Verständnis hat und wo nicht.

    • Helen sagt:

      Mich stört, dass behauptet wird, ein Zweijjähriger wisse nicht, was richtig und falsch ist. Natürlich versteht das Kind, dass es etwas Dummes gemacht hat, denn er sieht ja das andere Kind schreien bzw. die Reaktion auf sein Verhalten. Und auch ein zweijähriges Kind versteht eine Entschuldigung. Die Eltern haben einfach nicht den Mumm, dem Kind zu sagen, dass sich so etwas nicht gehört. Oder sind nicht konsequent. Beissen darf einfach nicht akzeptiert werden, punkt. Bei einem Baby ist das was anderes, aber 2 Jahre? Come on…

      • Anh Toàn sagt:

        „Natürlich versteht das Kind, dass es etwas Dummes gemacht hat, denn er sieht ja das andere Kind schreien bzw. die Reaktion auf sein Verhalten. “

        Ein zweijähriges Kind weiss, dass Beissen weh tut, darum beisst er. Er weiss aber nicht, warum er nicht weh tun soll, wenn ihm danach ist. Er kennt weder das Strafgesetzbuch noch den kategorischen Imperativ. Er versteht auch nicht, dass er damit nicht erreichen kann, was er eigentlich will, dass Zufügen von Schmerzen kein taugliches Mittel zur Erreichung seiner Ziele ist.

      • Lina Peeterbach sagt:

        Es mag ja sein, dass ein 2Jähriger viele der hier diskutierten Aspekte nicht versteht. Aber trotzdem kann man ihm beibringen sich zu entschuldigen. Am Anfang ist es eine Floskel, aber mit der Zeit wird es zunehmend verstanden. Das ist doch mit allem so: ein 1Jähriger versteht den Sinn und die Höflichkeit von Danke, Hallo und Tschüss auch nicht – erlernt aber duch Konditionierung / Nachahmung und andere Prozesse diese soziale Norm. Für mich geht das Entschuldigen in die gleiche Richtung.
        Alle anderen Konsequenzen sind auch nur Konditionierung: wenn du nicht spurst, dann gehen wir heim, bekommst du kein Dessert etc. Fehlendes Unrechtsbewusstsein und mangelnde Empathiefähigkeit wachsen ja nicht im Schlaf, sondern formen sich durch eben genau diese Erfahrungen der (neg.) Konsequenz.

      • Anh Toàn sagt:

        „Am Anfang ist es eine Floskel, aber mit der Zeit wird es zunehmend verstanden. “

        Floskeln führen eben gerade dazu, nicht zu verstehen, nicht zu hinterfragen, nicht zu lernen.

        Und weil es so viele nicht verstehen, glauben so viele, man könne sich entschuldigen mit dem Aufsagen einer Floskel. Eben nichts gelernt.

  • Coco sagt:

    Mir stösst die Asymmetrie zwischen „mein Zweijähriger war noch gar nicht einsichtsfähig“ und dem Mitgefühl für empfundene „Demütigung des als Sündenbock Vorgeführten (sic!)“ sauer auf. „Putzig hergerichtete, herzige Meitli“ beissen bedeutet nun einmal Schmerz/Verletzung verursachen. Ich bezweifle, dass ein „Nein“ post mortem hinreicht, um das unerwünschte Verhalten zu unterbinden und der sozialen Situation gerecht zu werden.

  • Markus Keller sagt:

    @sonusfaber: Weil es wohl komisch ausgesehen hätte, wenn der Sohn mit einem Maulkorb gespielt hätte. Gerechtfertigt hat die Autorin übrigens nichts. Sie hat versucht den konstruktivsten Umgang mit dem Verhalten ihres Sohnes zu finden. Was schlagen Sie vor, sollen Väter und Mütter in solchen Situationen machen?

    • Lina Peeterbach sagt:

      Das Kind aus der Situation nehmen (=heimgehen). So lernt das Kind Konsequenzen zu tragen.
      Ein moralisches Korsett entsteht nicht im Schlaf, sondern durch Erfahrung. Welche Handlungen sozial akzeptiert sind und welche nicht muss ein Kind von uns lernen. Da die Fähigkeit zu Selbstreflexion in diesem Alter tatsächlich nicht gegeben ist, muss es eben über Konditioniering passieren. Ich verstehe einfach nicht, was an „wenn… dann“ Botschaften so schädlich sein soll. Das ganze Leben ist so aufgebaut!

  • sonusfaber sagt:

    Warum haben Sie es zugelassen, dass Ihr Kind derart auf seinesgleichen losging? Es macht mich sprachlos, ja, ich finde es verstörend, dass man so was duldet, noch zu rechtfertigen versucht. Die moderne Pädagogik ist eine Unverschämtheit …

    • Anna sagt:

      Sie haben absolut recht sonusfaber. Sie hätte das kind in den keller spetrren und ihm den mund verbinden sollen, statt mit ihm wege zu suchen und offensichtlich auch zu finden wie er anders mit seinem gefühlem umgehen kann. Wirklich ganz furchtbar diese moderne pädagogik

      • sonusfaber sagt:

        @ Anna & Bögli -Sie legen mir Aussagen und Absichten in den Mund, die mir fremd bin. Ich hätte mich wachsam in der Nähe meines spielenden Kindes aufgehalten, um jede Beissattacke zu verunmöglichen – dies setzt aber eben Wachsamkeit voraus.

        Eure wunderbaren bzw. kindgerechten Theorien würden in sich zusammembrechen, wäre das Opfer der Beissattacken ihr Sohn oder ihre Tochter – aber solange man nicht direkt betroffen ist, zeigt man sich gern verständnisvoll …

    • Christoph Bögli sagt:

      Wie bitte wollen Sie denn so etwas verhindern? Im Keller einsperren? Einen Maulkorb anlegen? Vom Helikoptern in den permanenten Nahflug-Modus gehen?

      Rätselhaft ist auch, welch andere (unmoderne?) Pädagogik in solchen Fällen denn derart erfolgreicher war/wäre. Bitte erläutern Sie doch Ihre Methoden, statt nur zu kritisieren. Was also schwebt Ihnen als Lösung vor? Etwa dem Kind, wie in den „guten, alten Zeiten“, das Fehlverhalten mit Strafe oder – schön traditionell – Prügel austreiben zu wollen? Mal abgesehen davon, dass solche Ansätze per se bedenklich sind, dürfte das angesichts der beschriebenen Problematik erst recht kontraproduktiv bis traumatisierend sein. Die „traditionelle“ Pädagogik hat nicht grundlos Generationen seelischer Krüpel produziert.

      • Annika sagt:

        In einem solchen Fall ist man der „Bodyguard“ vom Kind, steht in der unmittelbarer Nähe und reagiert frühzeitig, damit so was nicht passiert. Ist das (aus irgendeinem Grund) nicht möglich, dann ja – man verlässt die Situation zum Schutz der anderen aber auch des Kindes (das Kind braucht Erwachsene, die ihm mit seinen Impulsen helfen!).

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