Best of: Was Neu-Eltern nie mehr hören wollen

Vom Schlaf bis zum Sex: 13 Themen, die frischen Vätern und Müttern garantiert die Laune verderben.

In dieser Woche publizieren wir Texte, die im vergangenen Jahr besonders zu reden gaben. Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. September 2019. Wir wünschen ein gutes neues Jahr, die Redaktion.

Die Ratschläge der Freundinnen sind meist gut gemeint, aber manchmal deplatziert. Foto: iStock

Zur Geburt eines Kindes bekommt man nicht nur viele Geschenke, sondern mindestens genauso viele gut und schlecht gemeinte Ratschläge, Fragen und Kommentare um die Ohren gehauen. Falls Sie weiterhin mit den Neu-Eltern befreundet bleiben möchten, vermeiden Sie am besten folgende Sätze:

«Schläft das Baby durch?»
Glauben Sie mir, wenn das Kind durchschlafen würde, wüssten Sie es. Schlaue Eltern antworten auf diese Frage am besten einfach mit «Ja, klar!» und wechseln schnell das Thema. Erstens will der Fragende höchstwahrscheinlich das Rumgeheule über schlaflose Nächte nicht wirklich hören, und zweitens wollen die Eltern eh nicht darüber reden. Dazu sind sie viel zu müde.

«Vermisst du dein Kind nicht?»
«Nein, ich bin so froh, dass ich dieses kleine, süsse Gesichtchen den ganzen Tag nicht sehen muss.» Diese Frage tut weh. Mamas und – Newsflash! – auch Papas vermissen ihr Kind natürlich, und viele wären lieber daheim, als sich ihren Hintern auf einem Schreibtischstuhl platt zu sitzen. Ich habe schon Frauen weinend auf der Toilette angetroffen, die ihr Kind schrecklich vermisst haben. Aber irgendeiner muss die ganzen Pampers ja bezahlen, oder wie haben Sie sich das vorgestellt? Und falls sie ihr Kind tatsächlich nicht vermissen, sondern einfach total viel Bock auf ihren Job haben, ist das Letzte, was diese Neu-Eltern brauchen, ein Vibekiller, der ihnen ein schlechtes Gewissen macht.

«Wie läuft es mit dem Stillen?»
Stillen ist eine verdammt persönliche Angelegenheit. Wenn es mit dem Stillen nicht klappt, kann das für manche Neu-Mamas sehr belastend sein. Und wenn die Frau (Achtung, Skandal!) nicht stillen will, dann hat sie bestimmt keine Lust auf Ihr betretenes Gesicht, während sie das verkündet. Stillen ist ein bisschen wie die Sache mit den Rolling Stones und den Beatles – es gibt zwei Lager, und man wird sich wohl nie einig sein. Also lassen Sie es einfach. Ebenfalls eine Abmahnung gibt es für die Frage «Und, wie sehen deine Brüste jetzt aus?».

«Ich bin total müde!»
Klar, auch kinderlose Menschen sind aus diversen, vollkommen legitimen Gründen müde. Aber: Neu-Eltern haben nun mal das Gefühl, dass nur sie das Recht darauf haben, wirklich, wirklich erschöpft zu sein. Und ich spreche von einer Erschöpfung, die einen Dinge wie «meine Haare tun weh» sagen lässt. Monatelang gestörter Schlaf hinterlässt seine Spuren und kann ernste gesundheitliche Konsequenzen haben, ganz zu Schweigen von einer schockierenden Aggressionsbereitschaft. Wenn Sie also einfach müde sind, weil sie womöglich etwas zu viel gefeiert oder zu exzessiv Zumba getanzt haben – erzählen Sie es dem Nachbarn. Vorausgesetzt, der ist nicht gerade Vater geworden.

«Habt Ihr schon wieder Sex?»
Ist der Papst Moslem?

«Wie machst du das nur alles?»
Vielleicht ist diese Frage als Kompliment gemeint. Aber das Problem ist, dass da immer auch ein hässliches «Also ich würde mein Kind ja nie so oft allein lassen und so viel arbeiten wie du» mitschwingt. Oder ein Subtext wie: «Gib doch zu, dass das alles nur perfekte Fassade ist, dein Kind seit Monaten den gleichen vollgekackten Body trägt und dein Mann eine Affäre mit der Nanny hat.»

«Es dauert neun Monate, bis der Bauch weg ist.»
Langsam glaube ich, dass das wirklich die traurige Wahrheit ist. Aber selbst wenn dem so sein sollte, will das niemand wissen. Jede Frau hätte am liebsten, dass sie nach der Geburt gleich wieder aussähe wie zehn Monate zuvor. Auch wenn viele Frauen extra laut betonen, dass sie sich nun besonders feminin fühlten, gilt doch in den meisten Fällen: Wer vorher keinen Bauch hatte, will auch nachher keinen Bauch. Fakt ist, dass die Beziehung zum eigenen Körper nach der Schwangerschaft eine emotionale Sache ist. Es braucht Zeit, sich einzugestehen, dass man vielleicht nie mehr so aussehen wird wie früher. Nicht hören möchte man übrigens auch den Satz «Die letzten fünf Kilos gehen auch noch weg!». Er bedeutet nämlich, dass die letzten fünf Kilos offensichtlich eben noch nicht weg sind.

«Sie gleicht euch gar nicht!»
Es ist narzisstisch und idiotisch, sich ein Mini-Me zu wünschen, aber manchmal tun wirs eben trotzdem. Das mit der Eitelkeit ist eine perfide Sache. Irgendwie wünscht man sich doch, dass andere das eigene Baby süss finden. Deswegen empfehle ich auch folgenden Satz nicht: «Oh, euer Baby hat ja gar keine Haare!»

«Oh, ein Zähnchen! Fehlen nur noch 19!»
Wenn Sie keine Kinder haben, wissen Sie vielleicht nicht, welche Qual das Zahnen sein kann. Für das Kind und für die Eltern. Manchmal schreit das Baby wochenlang nur wegen eines lächerlichen Milchzahns. Zu erwähnen, dass eine Familie das in unmittelbarer Zukunft noch 19-mal durchmachen muss, könnte schwerwiegende Folgen haben. Zum Beispiel ein blaues Auge.

«Entspannte Eltern haben auch entspannte Babys.»
«Wir sind entspannt! Fuck off!»

«Warum trägst du Seide?»
«Nun, weil ich mich eh schon wie ein Zombie fühle, nach Babyspucke rieche und öfter Trockenshampoo als flüssiges Shampoo verwende, habe ich gedacht: Ich ziehe endlich mal was anderes als ein Stilltop an.» Wird man nun schon angefeindet, wenn man als Mutter zwischendurch mal nicht mitgenommen aussieht? Ich empfehle stattdessen ein Kompliment wie «Du siehst wahnsinnig schön aus in deiner neuen Bluse. Darf ich dein Baby halten, damit es statt dich mich anspuckt?»

«Am Anfang kannst du als Vater eh nicht viel machen.»
Eines der hartnäckigsten Klischees überhaupt. Die Wahrheit ist: Als Vater kann man alles machen, ausser genau einer Sache. Junge Väter regen sich also zu Recht über diesen Satz auf, weil er sie aussehen lässt wie ahnungslose Deppen, die nur danebensitzen, während die Mama ihre Brüste auspackt. Ausserdem: Stillen braucht am Anfang zwar viel Zeit, aber es ist trotzdem nur ein kleiner Teil der Arbeit, die getan werden muss. Glauben Sie mir!

«Wann kommt das Zweite?»
«Nie!!! Es wird nie kommen!!! Niemals!!!! Deal with it!» (Oder fragen Sie mich frühestens in zwei Jahren noch mal …)

4 Kommentare zu «Best of: Was Neu-Eltern nie mehr hören wollen»

  • Patrik Peter sagt:

    Kein Nicht-Eltern Mensch kommt auf dermassen absurde und lächerliche Fragen. Das sind alles Eltern die solche spezifische Fragen auf Lager haben. Also exakt die Zielgruppe, dies eigentlich besser wissen sollte.

    Kann man sich nicht ausdenken.

    Als Vater einer Tochter muss ich gestehen, dass der Artikel für mich fern meiner Lebensrealität liegt.

  • Suzette sagt:

    Was für ein humorloser Beitrag. Sind Neueltern wirklich so zickig? Ich kann mich nicht erinnern, jedes Wort auf die Goldwaage gelegt zu haben.

    • Nadine sagt:

      Hat was! Aber man darf auch nicht alles zu ernst nehmen. Sollen andere doch fragen was sie wollen, man macht es eh gut und was man kann. Richtig ist, dass es den Vater definitiv auch am Anfang braucht.

  • Auch Mama sagt:

    Liebe Neueltern, wollt ihr eigentlich überhaupt angesprochen werden? Ich finde die vielen Blogs über all die Tabuthemen müßig und etwas bemüht. Konversation passiert über gemeinsame Interessen und bei Eltern sind das oft die Kinder.

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