Mein Zauber, Mamas Stress

Geschenke, Deko und Kalender: Vor lauter Weihnachtseinkäufen riskieren Eltern, das Allerwichtigste zu vergessen.

O du fröhliche Weihnachtszeit! Eltern sollten die strahlenden Augen ihrer Kinder geniessen. Foto: Getty Images

Adventskalender, Wichteln, Geschenke, Familienfeste. Die Advents- und Weihnachtszeit ist sicherlich der Höhepunkt im Familien-Jahreskalender und kann vor allem Mütter in einen Koordinations-Wettlauf bringen. Trotz Höchstleistung sollten wir den Zauber und Sinn von Weihnachten nicht verlieren und dem Geschenkewahn die Stirn bieten.

Es dunkelt früh, die Tage sind kalt. Überall verbreitet sich der süsse Duft von Zimt, Lebkuchen und Sternanis. Die Kinder freuen sich auf die gemeinsamen Weihnachtsferien, den Schnee, die glitzernden Familienfeste und natürlich die Geschenke.

Die Ansprüche an ein «perfektes Weihnachten» sind hoch, und wo Familien aufeinandertreffen und der gewohnte Rhythmus pausiert, sind auch Streitereien und Enttäuschung nicht weit. Wir Eltern sind noch mitten im Arbeitsstress, bei Jahresabschlüssen und unter Druck, an alles gedacht zu haben. Weihnachtswunschlisten, Samichlaussprüchli, Adventskalender, Adventskranz, Kerzen, Deko und Geschenke. Habe ich etwas vergessen? Durchaus möglich. Der Schnee liegt Gott sei Dank ausserhalb unserer Zuständigkeit – wir dürfen aufatmen.

Bereits 24 Päckli vor Weihnachten

In der Vorweihnachtszeit sind die Einkaufslisten lang. Foto: iStock

Was haben wir uns für die Adventszeit auch eingebrockt. Wer kam bloss auf diese Wahnsinns-Idee, dass wir bereits die Advents-, also die Wartezeit auf den Weihnachtsabend, mit kleinen Aufmerksamkeiten versüssen «müssen»? Also noch mehr. Dabei wollten wir doch alle weniger kaufen, sparen und nachhaltiger leben. Fehlanzeige. Vor allem Frauen nutzen die Mittagspause oder den Feierabend, um kleine, möglichst nützliche Sachen zu finden und diese anschliessend in die dafür vorgesehen Schächtelchen und Tütchen zu würgen. 24-mal.

Basteleien und Deko mit Jö-Effekt werden uns zuhauf angepriesen. In allen Variationen. Doch ist das alles wirklich nötig für eine besinnliche und frohe Adventszeit? Brauchen wir diese Berge an Prinzessinnen-, Elfen- und Glitzer-Zubehör? Sollten wir nicht einfach damit aufhören, oder noch besser gar nie damit beginnen, Staubfänger zu verpacken, nur weil der Einzelhandel uns vorgaukelt, wir bräuchten den ganzen Kram?

Zeit, Nerven und Geld sparen

Für mich haben Checklisten die nötige Erlösung gebracht. Tönt erstmals nach sehr wenig Zauber, schon klar. Hat man eine solche aber einmal erstellt, werden die Ideen für Dekoration, Einladungen und Geschenke konkret. Auch die Aufgaben können jetzt wunderbar mit dem Partner* geteilt werden. Der Zauber liegt im Delegieren, Aufteilen und Organisieren. So werden Zeit, Nerven und Geld beim Einkaufen geschont. Wir wissen genau, was wir brauchen, und können gezielt in Geschäfte gehen, Unnützes weglassen und besser fokussieren. Wer die Listen aufbewahrt, kann diese als Basis fürs nächste Jahr nutzen. Das Rad muss nämlich nicht jährlich neu erfunden werden. Viel besser ist es, wenn wir auf unseren Ideen aufbauen und diese nur noch optimieren.

Wer die Familien-Agenda mit besonderem Augenmerk führt und bekannte Daten stets sorgfältig einträgt, kann Aktivitäten und Ruhephasen viel bewusster einteilen. Es wird ersichtlich, wann Einkäufe ungestört erledigt werden können und wann man mit den Kindern den Weihnachtsmarkt besuchen kann. Vielleicht muss fürs Kerzenziehen ein eigener Tag reserviert werden, und das Guetslibacken gelingt sicher besser an einem Sonntagmorgen, wenn alle ausgeruht sind. Im Anschluss kann man auf einem Waldspaziergang gemeinsam Dekomaterial suchen und frische Luft tanken.

Diese Zeit kommt nicht mehr zurück: Geniessen Sies!

Eines sollte uns sowieso allen klar sein: Wir sollten diese Zeit in vollsten Zügen geniessen. Denn wenn unsere Kinder älter werden, verfliegt der wunderbare Zauber der Weihnachtszeit. Die strahlenden Augen, wenn überall Kerzen und Lichter brennen, werden nicht mehr dieselben sein. Es kommt kein Samichlaus mehr nach Hause, und die herzigen Sprüchli geraten in Vergessenheit. Die Neugier, ob der Weihnachtsbaum nun bereits wunderschön geschmückt mit allen Gaben das Wohnzimmer ziert, erlischt. Und die Spannung, was sich in den schön und mit Liebe verpackten Päckchen versteckt, ebenfalls. Die Magie verwandelt sich in Rationalität, die Geschenke der heranwachsenden Kinder in Briefumschläge mit Banknoten.

Eine Lösung für eine vollkommene Weihnachtszeit bekommen wir niemals. Brauchen wir aber auch nicht. Denn genau das macht die Weihnachtszeit so unbezahlbar und einzigartig. Es ist eine wunderschöne Zeit. Jedes Jahr. Ich mag es, Weihnachtsrezepte auszusuchen. Liebe es, mit den Kindern durch die beleuchteten Gassen zu flanieren. Die Dekoration zu Hause immer wieder etwas zu verändern. Das gemeinsame Guetslibacken oder am neusten Gewürzkakao zu experimentieren. Das ist unsere gemeinsame Zeit, die nie mehr zurückkommt.

In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche und verzauberte Weihnachtszeit.

Weitere interessante Postings:

21 Kommentare zu «Mein Zauber, Mamas Stress»

  • Pippi Langstrumpf sagt:

    Der Dezember war immer der strengste Monat, solange ich Kinder im Haus hatte. Mit dem Päcklikalender ging’s los und hörte nicht auf bis zum 28., dann kam das Aufschaufen. Es war nie so perfekt, wie ich es wollte, nur zwei Sorten Güetzi anstatt 4, nur eine Vorspeise beim Weihnachtsessen anstatt zwei etc., aber trotzdem unvergesslich. Ja, geniesst die Zeit, ihr jungen Eltern, sie kommt nicht wieder. Schöne Adventsgrüsse an alle, besonders die alten Bekannten.

  • Susanne Bühlmann sagt:

    Unser Kalender: Jeden Tag kommt eine neue Krippenfigur hervor, die Landschaft entsteht mit der Zeit. Krippenfiguren 1x eingekauft, jedes Jahr wieder neu verpackt. Unser Sohn (4) findets super!
    Unser Adventskranz: Auch jedes Jahr gleich!
    Unser Tannenbaum: Aus Birkenstämmen, auch jedes Jahr gleich.
    Für mich ist der Stress so minimal und der Zauber liegt darin, dass wir uns auf die schönen Dekodinger freuen können. Wir teilen die Wiedersehensfreude und geniessen zusammen das Dekorieren und aufstellen. Ohne Einkaufsstress!

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Ich habe keine Ahnung, warum man im Advent jeden Tag schon schenken muss und schon zum Samichlaus Velos, Skis und weitere teure Gaben macht. Bei uns werden nur die „Kinder“ beschenkt und das während den 3 Weihnachtstagen.

    Dieses Jahr leidet sogar unsere Weihnachtsdekoration, bzw es gibt keine. Wir haben einen jungen, kreativen Hund, vor dem nichts in seiner Reichweite sicher ist und diese wird täglich grösser.

    Auch Ostern verstehe ich den Konsumwahn nicht: da gibt es Schoggihasen und Eier.

  • tina sagt:

    „wir sollten geniessen“ ist ein widerspruch in sich. das ist wie wollen müssen.
    „Denn wenn unsere Kinder älter werden, verfliegt der wunderbare Zauber der Weihnachtszeit. Die strahlenden Augen, wenn überall Kerzen und Lichter brennen, werden nicht mehr dieselben sein.“ ui. also ich find nichts schlechtes daran, dass die kinder nicht mehr klein sind. ich mache ihnen sogar gerne adventskalendermässige mini-gschänkli und sie freuen sich eigentlich mehr darüber, als über das geld als weihnachtsgeschenkt und auch mehr als früher über den lego-adventskalender. und wenn ich es vergesse, ihnen etwas auf den tisch zu legen, dann sagen sie nur „ach macht doch nichts! mach dir keinen stress“ :).

  • Maike sagt:

    Das sind doch alles 1a hausgemachte Probleme ! Wer sich von diesem ganzen Stress anstecken lässt – selber schuld. Adventskalender sind bei uns noch nie ein Thema gewesen. Da gibt es diese Kalender mit Glitzer und in Papierform, wo man ein Türchen öffnet. Fertig. Und wer am 05.12. einen geputzten Schuh vor die Tür stellt, bekommt ihn am 6. morgens mit ein paar Leckerli zurück.
    Eine Woche vor Weihnachten wird der Baum gekauft und am 24. unter voll dröhnender Weihnachtsmusik geschmückt. Am 24. Abends gibt es nach der Bescherung lecker Lachs, die Tage drauf die klassische Weihnachtsgans mit selbstgemachtem Rotkohl und Klösse.
    Haben wir so von unseren Eltern übernommen. Oma und Opa werden angerufen, fertig.
    Und die Geschenke werden schon das ganze Jahr über gekauft.

  • Dahlia Meier sagt:

    Also Weihnachtsstress macht man sich ja selber. Und anstelle darüber zu lamentieren hätte man gut etwas gebacken ohne Stress. Mich nerven diese „ach dieser Stress immer“ Leute. Mit den Worten meiner Teenies würd ich sagen, „chills mal“. Dann kommt auch der Weihnachtszauber sehr schnell zurück.

  • Isabel sagt:

    Danke, Frau Hager! Als berufstätige & weihnachtsbegeisterte Mama mit zwei Söhnen habe ich mittlerweile auch ein paar Tipps beizusteuern für eine relaxte Vorweihnachtszeit: 1) Weihnachtsguetzli können problemlos bereits Mitte November gebacken und eingefroren werden. Geschmack einwandfrei! 2) Guetzlitausch mit Freundinnen: jede macht 2 ihrer Lieblingssorten, danach wird geteilt. 3) Dieses Jahr haben wir im Sommer eigene Erdbeerkonfi hergestellt, was bereits ein Teil unseres Geschenklis an Götti/Gotti ist. Warum muss man alles in den letzten 2 Wochen erledigen? Auch in den Sommerferien lässt sich gut basteln. 4) Geschenke für die Kinder werden online am black friday eingekauft. 5) spätestens Mitte Dezember tut man (fast) nichts mehr ausser Geniessen und teilt die Vorfreude der Kinder!

  • Anh Toàn sagt:

    „Die Ansprüche an ein «perfektes Weihnachten» sind hoch,….“

    Ach was, es braucht etwas Gutes und genug davon zu essen und Getränke, Alkohol in gemässigten Dosen für die Erwachsenen hilft, ein paar Geschenke mit kleineren Kindern, und, um es ganz kitschig zu sagen, viel Liebe. Alles andere ist Klimbim.

  • Helen sagt:

    Tja, Fridays for Future fängt zu Hause an: einfach mal das ganze überflüssige Zeug vergessen statt alles mit Weihnachtsschmuck vollzumüllen. Auch Bioabfall ist Abfall.

  • karpfen sagt:

    Unsere lösung zum thema adventskalender: ein kalender für die ganze familie (inkl. hund), auch die kinder basteln und jeden tag darf ein familienmitglied ein päckchen öffenen, wenn alle durch sind, geht’s von vorne los. so kommen auch mama und papa auf ihre kosten und das zusammen basteln macht spass.

  • Colisa sagt:

    Jeder ist frei zu machen was er will. Man muss einfach mit den Konsequenzen leben, die aus dem Handeln oder eben auch nicht-Handeln entstehen. Wer über Weihnachtsstress klönt, ist selber schuld, es wird niemand zu all dem gezwungen.

  • Cybot sagt:

    Das klingt für mich sehr nach Problemen gelangweilter Hausfrauen, als arbeitende Eltern hat man für das ganze Klimmbimm zum Glück gar keine Zeit. Ein paar Geschenke, an den Adventssonntagen Guezli backen, ein Weihnachtsstern an der Tür und ein paar Lämpchen, das kostet insgesamt nicht viel Zeit. Keine Ahnung, warum sich manche so einen Stress machen. Sind wahrscheinlich die gleichen Leute, die für die Organisation der Hochzeit schon einen Wedding Planner brauchten. Weniger ist mehr.

  • Lace sagt:

    Ich liebe die Adventszeit!Noch mehr seit wir wieder in der Schweiz leben.Als wir am Meer lebten,fanden wir die Weihnachtszeit eher trostlos und kitschig.Und sich in der Vorweihnachtszeit zu organisieren ist doch absolut nachvollziehbar. Ein schöner Text!

  • Ladina G sagt:

    Eines erstaunt mich jedes Jahr aufs Neue: Fast alle klönen vom Weihnachtsstress und den Familienzwängen (etwas reduzieren will dann offenbar doch nicht recht gelingen?), trotzdem ernte ich allermeistens Unverständnis und manchmal Kopfschütteln, wenn ich von unseren Weihnachten erzähle…
    Wir halten diese Feiertage seit Jahren bewusst sehr schlicht: Keine Geschenke (wirklich keine), die Dekoration natürlich und zurückhaltend (mit Naturmaterialien lässt sich Wunderschönes herstellen), dafür trifft man sich mit Freunden zu einem feinen und gemütlichen Essen.
    Also das, was uns wirklich guttut und gefällt.

    • Jeanne sagt:

      Finde ich super!Wir machen seit Jahren keine Geschenke unter Erwachsenen.Bei den Kinder stelle ich es mit schon schwieriger vor.Ich könnte es nicht!

    • Maike sagt:

      Wieso brüstetet man sich immer gerne damit, das man zu Weihnachten keine Geschenke macht ? Lebt Ihr alle denn mit Menschen zusammen, die keine Wünsche haben ? Oder seid Ihr nicht empfänglich für das, was Eure Mitmenschen so sagen ?
      Oder macht Ihr aus der Not eine Tugend ? Ich habe keine Probleme, weder mit dem Schenken noch mit den Geschenken. Für jeden aus meiner Familie wüsste ich immer was…

      • Papperlapapi sagt:

        Sowohl meine Frau, wie auch meine Eltern und Schwiegereltern und meine Geschwister wie auch ich verdienen genug, dass wir uns selbst kaufen können, was wir brauchen.
        Wieso sollen wir uns etwas schenken?
        Zusammen ein schönes Essen ist toll, den ganzen Geschenkklimbim braucht (unter Erwachsenen) kein Mensch.

  • Christel sagt:

    Liebe Frau Hager
    Ein super Tipp mit dem Backen am Sonntag – so einfach, man müsste eigentlich selbst drauf kommen!
    Werde ich direkt übermorgen umsetzen.
    Und ja, der Perfektionsanspruch – diesen zumindest zu verkleinern wäre doch ein guter Vorsatz für 2020. 😉

    • Nala sagt:

      Nur blöd, wenn wie bei uns die Mehrheit der Guetsli über Nacht trocknen müssen und man sie erst am nächsten Tag backen kann. Daher fänd ich jetzt guetsle eher die Samstagabend Beschäftigung 🙂 Aber ich hab keine kleinen Kinder mehr und Guetsli sollte ich eh keine essen. Daher wird alles sehr klein gehalten.

  • dres sagt:

    Um Himmelswillen, einen solchen Masterplan würde ich extern vergeben. Es gibt bestimmt zuhauf Consulting Buden, welche Ihnen Weihnacht XXL perfectPlus ins Wohnzimmer bringen. Ja, wir setzen Ihren letzten Untertitel („Geniessen Sie es!“) in Tat um. Idealerweise mit den Kids am Strand, wenn das Wetter mitspielt. Natur, Strand, Stadt, Geschenke für fröhliche Kids und leicht angetrunkene, Eltern. So sieht meine Checkliste aus. Get a life…

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.