«Brownie-Gate» im Hallenbad

Warum unser Autor beim Hallenbadbesuch mit Kleinkindern zur Vorsicht mahnt. Gerade jetzt, im Advent.

«Nicht trinken!» Kleinkinder schlucken im Hallenbad ziemlich viel Wasser. Foto: iStock

Ein 190 Tonnen schwerer Blauwal trinkt pro Schluck etwa 80’000 Liter Wasser. Krass. Es gibt aber eine Spezies, die im Verhältnis zu Grösse und Gewicht und in bestimmter Umgebung noch mehr Flüssigkeit zu sich nimmt als ein Blauwal im Meer: das Kleinkind im Hallenbad. Diese Geschichte hat sich vor drei Jahren exakt so abgespielt – in einem Hallenbad in der Region Zürich.

«So, Bub», sage ich, «nun gehen wir aber raus, nach Hause.» Eine Ansage, die im Falle meines Juniors nirgendwo schlechter funktioniert als im Hallenbad. «Papa, noch fünf Minuten», blubbert der Bub und nimmt nochmals einen kräftigen Schluck Hallenbadbrühe zu sich. «Du sollst das Wasser nicht trinken», sage ich schon zum x-ten Mal, «stell dir vor, wer da alles schon und was da alles schon und überhaupt!» Junior störts nicht die Bohne.

Gut zu wissen: Die Wasserqualität in Zürcher Hallenbädern sei ausgezeichnet, hat mir mal ein Bademeister versichert. Das Wasser befindet sich irgendwie in einem Kreislauf, wird ständig umgewälzt, ausgetauscht, ordentlich zugechlort und dann gehts, glaube ich, noch zweimal durch den «Entspermisator» oder so. Kurzum: Es ist sauber.

Der Bub will also bleiben. Fünf Minuten später: «Jetzt gehen wir, die schliessen bald.» Der Kleine geht blitzartig auf Tauchstation. Die neue Taucherbrille ist noch zu gross und erfüllt ihren Zweck deshalb nur bedingt. Und der dazugehörige Schnorchel dient dabei eher als Trinkhalm. Klar, dass da Flüssigkeitsmengen blauwalschen Ausmasses ins Kind reinfliessen. «Trink das n…!» Aber da taucht er schon Schluck für Schluck zwischen meinen Beinen hindurch.

Was tun? Abtauchen und an Land schwimmen?

Nachdem sich Junior in die fünfte Verlängerung geschnorchelt hat, passierts. Es schluckt und röhrt neben mir – und der Bub explodiert. Guetsli zum Zvieri, kombiniert mit literweise Hallenbadwasser: eine explosive Mischung. Ohne allzu sehr ins Detail gehen zu wollen, aber diese kraftvoll-vulkaneske Performance war auf ihre Weise durchaus imponierend. «Rööööhr!» Ein zweiter Brownie-Torpedo schiesst aus dem Mund des Buben rein in öffentliches Gewässer. Ausgeplanscht.

Was tun? Abtauchen und an Land schwimmen? Blick rechts, Blick links – noch hat uns keiner entdeckt. Hastig versuche ich mit den Händen, den Teil der Suppe abzuschöpfen, der da nicht reingehört. Gelingt überhaupt nicht. Da, am Beckenrand, eine herrenlose schwarze Badekappe! Ich schnappe die Kappe und intensiviere die Reinigungsversuche. Bringt nichts. Da hilft nur noch eines: Den Brownie-Fluten entsteigen und das Hallenbad fluchtartig verlassen.

Ehrlich, ich hinterlasse die Dinge gerne so, wie ich sie angetroffen habe. Das gilt in aller Regel auch für Hallenbäder. Ich würde heute auch anders reagieren und den Bademeister mit seinem Reinigungsnetz holen. Aber auch wenn ich mich damals etwas zweifelhaft angestellt habe, lassen Sie mich Ihnen Folgendes mit auf den Weg geben: Füttern Sie Ihrem Kind vor dem Baden keine Brownies. Und lassen Sie Ihre Badekappe niemals unbeaufsichtigt am Beckenrand liegen.

Weitere interessante Postings:

25 Kommentare zu ««Brownie-Gate» im Hallenbad»

  • sara sagt:

    karl Heinz

    flossen und ein hang zu ADHS vertragen sich nicht?
    Aehm ich sehe den zusammenhang gerade nicht wirklich

  • Alex sagt:

    Bestätigt so ziemlich mein Bild von vielen Eltern heutzutage. Hat man selber was verbockt, sich feige aus der Verantwortung stehlen, bei Fehlverhalten anderer dafür umso lauter reklamieren. Man hätte ja auch den Bademeister informieren können. Eklig, erbärmlich.

    • Maru sagt:

      @Alex: Sie sagen es genau richtig. Typische Reaktion – mit dem Bengel nach getaner Sauerei einfach abhauen – nach uns die Sintflut. Ob das Ganze sich nun tatsächlich so zugetragen hat, oder nur erfunden ist, sei dahingestellt. Dem Typen mit dem verwegenen Blick da oben, würde ich es allerdings durchaus zutrauen.

  • Aber Hallo sagt:

    Gratuliere Herr von Bergen! Normalerweise lache ich nur bei den Blogs von Herrn Tschannen so ausgiebig. Wie kann ich ihnen nachfühlen! Bei meinen Jungs kommt das Brownie regelmässig hinten raus im Hallebad…da meine „leider“ locker 5mal täglich können, ist das nur schwer zu verhindern, weshalb ich am liebsten frisch ausgekackt gehe…nützt leider auch nicht immer. Schön geht es auch anderen so wie mir :-)))

    …und jetzt warte ich mal auf den Shitstorm auf mich, da ich meinen Kindern bis 2.5j. noch keine Kackmanieren beibringen kann.

  • Thomas Maurer sagt:

    Beim Begriff „Brownie“ im Zusammenhang mit Hallenbädern dachte ich zumächst an etwas ganz Anderes…

  • asouka sagt:

    Ich wundere mich ziemlich über die humorlosen Kommentare hier. Erstens hat wohl jeder mal in einer Situation nicht optimal reagiert – den Autor deshalb moralisch aufzuhängen finde ich jetzt etwas übertrieben. Das ist die Sache mit dem Glashaus und den Steinen… Zum anderen kennen sicher auch alle Situationen, in denen man irgendetwas machen will, die Kinder aber nicht. Wenn jetzt nicht gerade Leben und Tod davon abhängt, hat der eine oder andere sicher sein Kind auch schon ein wenig z.B. weiterspielen lassen. Da jetzt ein gravierendes Erziehungsmanko festzustellen ist ja auch etwas des Guten zu viel. Ich war gerne das Kind von nich-perfekten Eltern – die perfekten klingen hier etwas sehr autoritär… Ach ja, und ich fand den Text unterhaltsam.

  • Lisa sagt:

    Ich kann mich nicht entscheiden, was ich gerade amüsanter finde – den Artikel oder diverse Kommentare 😉

  • diva sagt:

    abgesehen davon, dass der autor seinen junior nicht im griff hat, was benimm im öffentlichen bad angeht, bleibt so einem fall nur eines: den bademeister rufen und dazustehen, was passiert ist. der kann und muss dann entscheiden, ob die anderen badegäste das becken verlassen müssen, bis das wasser umgewälzt und gereinigt ist. alles andere ist einfach nur unverschämt.

  • tststs sagt:

    Hihi, ach haben wir doch alle… hektoliterweise Chlorwasser geschluckt. Haben es trotzdem überlebt.
    Und viereckige Augen haben wir auch nicht bekommen.
    Und auch kein Kaugummibandwurm.
    😉

  • Karl-Heinz sagt:

    Mir ist noch was eingefallen. Ansagen an Kinder müssen immer Auge in Auge
    geschehen, die Info kommt nur bei direktem Blickkontakt an. Ins Eck oder während dem Surfen im Smartphone gesprochen hört höchstens Siri.
    Ganz Harte lassen sich die Ansage wie in der Gastroküche oder auf der Kommandobrücke wiederholen.

  • dres sagt:

    Unsere Kinder saufen also definitiv keine Chlorbecken leer. Die mögen nur Salzwasser. Aber gekotzt wird auch ins Meer nicht. Bringen Sie Ihren Kids mal anständig Schnorcheln bei.

    • Hans Hasler sagt:

      Moment! Im Meer wird gekotzt. Tribut an Neptun. Wundern Sie sich bitte nicht, wenn Ihr Boot untergeht! Anfänger 🙂

  • Chris Bachmann sagt:

    LOL

    die blöden Badewindeln halten auch nicht dicht, auch nicht beim dicken Geschäft.

    Viel Spass in der Badi!

    • diva sagt:

      kinder, die ihre ausscheidungen noch nicht beherrschen gehören auch nicht ins freibad!

      • Chris Bachmann sagt:

        tja, dann gehen sie mal in ein beliebiges Freibad (Nichtschwimmerbecken) und sehen sie sich die Hinterteile der Kids an – die Hälfte trägt eine Badewindel.

        Willkommen im 21. Jh…..

  • Claudia sagt:

    made my day! wir waren dauernd in der badi oder im hallenbad. ich kann dazu nur sagen, was süsses gibts immer nur am schluss wenn man geht. sonst ein brötchen mit aufschnitt oder einen apfel zwischendurch, dann kann der hallenbad besuch auch gerne drei stunden dauern. ich fands immer eine tolle sache mit den kindern. und nur mineralwasser trinken!

  • Amanda sagt:

    Aha, das mit dem Blauwal wusste ich nicht. Für mich das einzig Interessante in diesem Blogbeitrag.

    • Lea sagt:

      Streng genommen stimmt dies jedoch nicht. Wale trinken das Wasser nicht, sondern füllen nur den Mund mit Kleinstlebewesen (zB. Krill), welche im Wasser schwimmen. Das Wasser stossen sie zum grössten Teil durch Haarartige Zähne (Barte) direkt wieder aus, um Nahrung mit möglichst wenig Wasser zu schlucken.

  • Karl-Heinz sagt:

    Der vernünftigste Badibesuch ist mit einem Minimum an Equipement: Hose, Handtuch, Schwimmbrille, fertig. Vorher und im Bad: nicht essen, keine Brownies, Guetsli, Kekse usw.. Für Buben vor allem keine Flossen. Flossen und einen Hang zu ADHS vertragen sich nicht. Sie dürfen mir glauben, ich weiß wovon ich rede, seit mehr als zehn Jahren mache ich den Job am Beckenrand.
    Noch was, wenn Kinder frieren, gibt es nach meiner Statistik zwei Gründe:
    1. Sie bewegen sich im Wasser zu wenig. 2. Mama oder Papa zwingen die Kinder zu Schwimmlernlektionen.

    • Astrid Meier sagt:

      Auch hilfreich: haben Sie einen Zeitplan. Eine Viertelstunde vor Aufbruch machen Sie die erste Ansage: „noch 15 Minuten!“. Das wiederholen Sie bei zehn und bei fünf Minuten vor Schluss, wobei die letzten fünf Minuten sehr empathisch angesagt werden „mach noch mal dies und das, in fünf Minuten müemer gaah!“. Hilft ganz sicher, ich habe jahrelange Erfahrung. Überraschende Ansagen treffen immer auf nachvollziehbaren Widerspruch.

    • Sportpapi sagt:

      Mein Jüngster hat auch immer mal gefroren. Die erwähnten Gründe waren aber nicht die Ursache.
      Ausserdem braucht es in irgendeiner Form Schwimmlektionen, wenn nicht bei den Eltern, dann im Kurs. Wenn die Kinder frieren, machen die Kursleiter aber ihren Job nicht gut…

    • Heinz sagt:

      Na sowas, erst drei Jahre nach dem Vorfall beichten Sie. Ich hoffe, dass Sie Weihnachten nun unbeschwert geniessen können.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.