Was sind gute Eltern?

Diese Frage lässt sich kaum beantworten. Unser Papablogger hat trotzdem nachgefragt – und die spannendsten Meinungen gesammelt.

Elternsein ist keine angeborene Begabung – und in stetigem Wandel. Foto: iStock

Mein letzter Mamablog-Beitrag über «Bärenväter» kam nicht sehr gut an. Asche und Grillkohle über mein Haupt. Ich hatte mich zu wenig differenziert ausgedrückt, und so entstand der Eindruck, ich würde auf Vollzeit arbeitende Väter oder gar grundsätzlich auf Väter einprügeln. Das war natürlich nicht meine Absicht. Da müsste ich mir ja selber aufs Maul hauen.

In den Kommentaren wurde ich gefragt, was mich denn so viel besser mache als den Durchschnittsvater.

Wie bitte? Ich halte mich sicher nicht für einen überdurchschnittlich guten Vater. Ich habe meine Stärken plus ein erlesenes Sortiment an Schwächen. Es gibt in meinem Umfeld sehr viele Eltern, die ich bewundere und deren Elternqualitäten ich wohl nie erreichen werde. Zum Beispiel die Mutter eines Brecht’schen Klassengenossen. Eine durch und durch positive und herzliche Person, die nur von ihren Kindern noch übertroffen wird. Ist sie eine gute Mutter? Sehr wahrscheinlich, aber wer bin ich, das zu beurteilen?

Die Unterteilung in gute und schlechte Eltern passiert im Small Talk schnell: «Sie ist eine gute Mutter» oder «Er ist ein guter Vater» haben wir alle schon gehört. Als ehrliche Anerkennung oder auch, um ein empfundenes Fehlverhalten zu relativieren. Aber was bedeutet das, gute Eltern zu sein?

Anwesenheit alleine macht noch keinen guten Vater. Das ist es, was ich in meinem letzten Beitrag sagen wollte. Umgekehrt gilt natürlich auch: Ein beruflich oft abwesender Vater ist noch längst kein schlechter Vater. Es gehört ja so viel mehr zum Elternsein als die Zeit, die wir zur Verfügung haben.

Eine schwierige Frage mit gefährlichen Begriffen

Ich habe ein Empfinden für «gute Elternschaft», aber es in Worte zu fassen, fällt mir schwer. Also lasse ich das andere erledigen. Ich fragte meine hoch geschätzten Follower*innen auf Twitter: «Was macht für euch gute Eltern aus?»

Zuerst stiess die Frage auf Skepsis. Zu individuell seien die Ansichten, verfälscht die Selbstwahrnehmung von Eltern, die Bedürfnisse von Kindern unterschiedlich. Manchmal schwanke die Qualität der Elternschaft gar im Zeitverlauf wie die Füllhöhe einer Packung Frosties.

Klar, alleine der Begriff «gute Eltern» ist gefährlich. Denn wo es gute Eltern gibt, da sind auch schlechte Eltern. Dieses Label ist spätestens dann problematisch, wenn Schwächen nicht selbst verschuldet sind.

Aber ob selbst verschuldet, mit böser Absicht oder nicht: Es gibt zweifellos Eltern, die den Bedürfnissen ihrer Kinder nicht nachkommen – sie vernachlässigen oder ihnen durch krasses Fehlverhalten Schaden zufügen.

Gut genug statt Perfektion

Mehrere Personen sind der Ansicht, dass der grosse Rest als gute Eltern einzustufen sei. Warum sollte man das Prädikat «gut» auch als Götzenkalb so von der Decke einer Altbauwohnung hängen, dass kein Durchschnittsmensch drankommt? Wer Willens und, ja, zumindest in den Grundzügen fähig ist, für seine Kinder zu sorgen, beweist Elternqualitäten. «Elternqualitäten», um endlich vom toxischen Begriffspaar «gut/schlecht» wegzukommen.

Hier könnten bereits ein paar gesalbte Schlussworte stehen. Aber dann entgingen Ihnen viele gute Antworten auf meine Twitterfrage. Für die eigene Weiterentwicklung finde ich es wertvoll, sich mit Elternqualitäten zu beschäftigen. Eltern sein ist ja nicht einfach angeborene Begabung. Es bedeutet, sich immer wieder zu orientieren, zu lernen und zu hinterfragen. Welche Bedürfnisse haben meine Kinder? Biete ich ihnen, was sie brauchen? Da können ein paar Anregungen von aussen nicht schaden:

https://twitter.com/casparloesche/status/1200847655594856449

https://twitter.com/stoffeldear/status/1200893124220014595

Es scheint, als gingen die Vorstellungen von guter Elternschaft gar nicht so weit auseinander.

Wer kennt schon das ganze Bild?

Bin ich nun ein guter Vater? Ich gebe mir Mühe. Ob das reicht, weiss ich nicht, und niemand kann es beurteilen. Aussenstehenden fehlt das Gesamtbild, den eigenen Kindern der Vergleich und die Weitsicht. Ohnehin wäre niemand objektiv.

Noch am ehesten wird die Zeit es zeigen. Aber auch die Zukunft meiner Kinder ist ein schlechtes Thermometer für meine Vaterqualitäten. Zu viele andere Einflüsse spielen rein. Auch vernachlässigte Kinder können schliesslich glücklich und erfolgreich werden. Und selbst die besten Eltern sind keine Garantie für ein schönes Leben.

«Was sind gute Eltern?» Eine Frage, die sich ergründen, aber nicht beantworten lässt.

Danke an alle, die sich an der Twitterdiskussion beteiligt haben. Ich freue mich auf den weiteren Austausch hier in den Kommentaren.

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41 Kommentare zu «Was sind gute Eltern?»

  • Sandra sagt:

    Lieber Markus, das Feedback zum letzte Artikel hast du mit deiner Umfrage und diesem Artikel sehr schlau pariert und elegant gelöst. Gratuliere. Aber ich lese lieber lustige Blogs von dir 🙂 Bitte wieder mehr davon.

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Kinder brauchen Liebe, Fürsorge, Schutz, Zuspruch, Wohlwollen, Respekt, Zuneigung, Grenzen, Konsequenz, Leitlinien und Werte, die ihnen von den Eltern VORGELEBT, nicht vorgebetet werden.

  • Peter S. Grat sagt:

    Vielleicht fängt gute Elternschaft damit an, sich selber zu reflexieren – was einigermaßen schwierig ist.
    Ich behaupte mal: wer mit einem starren Denkrahmen durch‘s Leben läuft und andere Vätern mit einem anderen Lebensstil in Klischees presst wie „Hobbyväter“ und „Bärenväter“, ist auch gefährdet, seinen Kindern feste Rollen zuzuordnen. Und entsprechend enttäuscht, wenn sie diese dann nicht erfüllen.

    Da ändert für mich auch eine Twitterumfrage nichts daran. Mehr als ein paar Allgemeinplätze kam ja nicht raus.
    In unserer Blog-Leser-Wohlstandsblase vergessen wir ja leicht, dass für die allermeisten Eltern das wirtschaftliche Wohlergehen der Familie die zentrale Aufgabe ist. Mit diesem Hintergrund ist die unsägliche 50/50-oder-ist-auch-40/70-noch-ok?- Diskussion sowieso müssig.

  • Deborah sagt:

    Meine aktuelle Definition ist etwa so: Die besten Eltern sehen Elternsein mit allen Herausforderungen als Wachstumsmöglichkeit und nicht als Kampf. Sie sind genügend selbst mit Zufriedenheit, Energie und Inspiration gefüllt und können ihren Kindern darum locker grosse Portionen davon abgeben. Sie sehen ihre Kinder auch dann nicht als Gegner, wenn es echt anstrengend ist. Sie haben keine Vorstellung, wie und was ihre Kinder werden sollen, sondern konzentrieren sich einfach darauf, was sie grad jetzt im aktuellen Entwicklungsstand brauchen.

  • Hans Minder sagt:

    Gute Eltern sind jene, die stets das Beste für ihren Nachwuchs anstreben. Wenn Eltern davon überzeugt sind, das Beste sei eine Jägerausbildung im Wald mit der Schrotflinte, damit ihre (Kindes-)Kinder auch während des nächsten Y3K noch Nahrung finden können, dann ist dies gut. Niemand weiss heute, ob die Schrotflinten-Ausbildung zukünftig nicht wichtiger ist, als die Sechs in Mathe. Schlechte Eltern sind jene, ihren eigenen Bedürfnisen alles andere unterwerfen (z.B. faul rumsitzen, Trinken & Rauchen vor dem Fernseher) und dann rechtfertigen, dass endloses Spielen mit dem Computer & 3x pro Tag Fertigpizza sicher besser für ihre Kinder sei, als die gefähliche Wildjagt im Wald. Einige der „guten Eltern“ werden zukünftig falsch liegen, was OK. ist. Wir haben ja alle keinen Kristallkugel…

  • Lina Peeterbach sagt:

    Da ich heute eine gute Mutter sein will und am Mamatag das Natel möglichst wenig in der Hand habe, nur ein kleiner Kommentar von mir: Herr Tschannen, es ist immer wieder schön zu sehen, wie Sie mit Ihren Lesern in Kontakt treten, und heute z.B. Bezug nehmen auf das eher negative Feedback des Bärenvater-Beitrags! Ob Sie ein guter Vater sind, werden wohl irgendwann mal Brecht und Beebers befinden. Aber Sie sind jedenfalls ein guter Blogschreiber 🙂

  • Francesca sagt:

    „Wenn man eure Tochter (damals 5 Jahre alt) so sieht, spürt man sehr fest, wie sie geliebt wird.“ Diese Bemerkung eines Bekannten war für mich etwas vom schönsten, was ich als Mutter gehört habe. Und gab mir das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

  • Tagi Leser sagt:

    Erklären Sie mal der KESB oder einem Gericht was gute Eltern sind…
    dort bleibt immer noch die Meinung: wer die Kinder am meisten betreut, ist die erziehungsfähigste Person, auch wenn sie das Kind entführt hat… und ich lasse dreimal raten wer dieses Elternteil ist… Die Mutter natürlich!
    Es gibt noch einen riesen Fortschritt, der von der hiesigen Gesellschaft und Kultur gemacht werden muss damit beide Elternteile wirklich ihren Platz in dem Kindesleben erhalten.

  • Nina Uehlinger sagt:

    Danke für diese letzten Worte. Wir haben einen miserablen Vater (seit fast 20 Jahren nichts mehr gehört von ihm, und auch vorher hat er sich nicht wirklich für uns interessiert) und eine wunderbare Mutter, bei der wir aber leider nicht immer gelebt haben. Trotz schlechtem Vater sind wir heute alle glücklich. Wir haben uns unter Geschwistern Halt gegeben. Auch eine Variante 😉
    Mein Fazit: es gibt sie durchaus, die schlechten Eltern. Dies muss aber nicht zwingend heissen, dass man später nicht glücklich werden kann. Klar ist: jeder Fall ist individuell!

  • Barbara V.E. sagt:

    Schlechte Eltern sind für mich Menschen, die Kinder als Statussymbol „anschaffen“, die sich schmücken mit einem Kind. Oder Eltern die wollen, dass die Kinder ihre eigenen Träume (also die der Eltern) verwirklichen. Oder die ihre Eitelkeit via der Kinder stillen. Eltern die Kinder missbrauchen als Objekt und nicht als einen Menschen mit einer Seele, mit Bedürfnissen und Talenten sehen. Schlechte Eltern haben keine Liebe für die Kinder.
    Zweifelhaft ist für mich auch (ob das nun schlecht ist) wenn man die Kinder einfach sich selber überlässt. Keine Führung im Leben gibt. Ein Kollege sagte mal: ich erziehe mein Kind nicht, sollen die in der Schule oder später in der Lehre am Kind die Zähne an ihm ausbeissen. Ich streite nicht mit dem Kind und will keine Diskussionen. Das ist falsche Liebe.

  • tststs sagt:

    Noch ein Input: Man kann ein gutes Elternteil sein, und trotzdem ein schlechter Erzieher.

  • Emilio sagt:

    Was sind gute Eltern?? In der heutigen Zeit sind es diejenigen, die es nicht werden wollen. Ich lese gespannt…

    • tststs sagt:

      Oder anders gesagt: Gute Eltern stellen sich nicht die Frage „Bin ich ein guter Elternteil?“, sondern „Wie werde ich ein gutes Elternteil?“
      😉

  • Mona Della Torre sagt:

    Die Antworten sind sehr oberflächlich. Vielleicht ist dies dem Medium Twitter/Blog geschuldet, vielleicht können diese Leute auch nicht einer Sache auf den Grund gehen (weshalb sie auf Twitter kommunizieren).
    Alle Personen, ausser die ohne Kind, gehen von sich selber aus, von ihrem Selbstbild als Eltern. Sie weisen die Schuld von sich an der psychiatrischen Erkrankung ihres Kindes, an der Drogensucht, an der Gewalttätigkeit des Kindes, an der Kriminalität des Kindes, am mangelnden Selbstbewusstsein. Sie erkennen nicht, was sie mit der Zerstörung der Familie, der kaputten Bindung, ihrer Kälte, ihrer Gleichgültigkeit, ihrer Manipulation, etc. beim Kind anrichten.
    Selbstredend gibt es schlechte Eltern. Sonst gäbe es nicht so viele zerstörte Seelen.

    • Chris Bachmann sagt:

      Wir waren 3 Kinder, 2 Maturaabschluss, ein Kind in die Drogensucht abgerutscht, hat sich wieder gefangen. Waren meine Eltern jetzt gut oder schlecht? Für mich gut – inwieweit die Drogensucht mit der Erziehung und dem Elternhaus zusammenhängt, ist für mich eine gewagte Verbindung.

    • Barbara V.E. sagt:

      Bis zu einem gewissen Punkt gebe ich Dir recht, Mona. Aber es gibt auch Familien mit mehreren Kindern und nur eines hat psychische Probleme/eine zerstörte Seele. Resp. Es gibt echt schlechte Eltern und trotzdem gibt es Kinder, die sich zu gesunden Erwachsenen (natürlich mit Narben) entwickeln.
      Und natürlich sind die Antworten oberflächlich. Das Thema ist viel zu komplex um über Twitter oder eine Kommentarspalte tiefgründig angegangen zu werden.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Barbara V.E.
        Es ist ein grosser Denkfehler, wenn wir meinen „ja schau, der hat das auch erlebt und das hat ihm nicht geschadet“.
        1. Menschen sind verschieden. Ein Kind ist sensibler, ein anderes ist robuster.
        2. Nicht jeder „Schaden“ ist gleich sichtbar. Eine Familie – 4 Kinder. Eines nimmt Drogen und stirbt, die anderen 3 sind „normal“. Heisst noch lange nicht, dass die anderen nicht auch Schaden genommen haben.
        3. Auch wenn alle in derselben Familie aufwachsen, haben nicht alle dasselbe erlebt. Vielleicht bekam eines mehr ab, als alle anderen. Wer will das schon wissen.
        4. Es ist meistens nicht „Bosheit“ der Eltern, sondern vielmehr Unfähigkeit. Diese Unfähigkeit kann einem Charakter gegenüber grösser sein, als bei den anderen.

      • Barbara V.E. sagt:

        Reincarnation: ich hatte zu wenig Zeichen um tiefer zu gehen. Du hast es gut ausformuliert. Ich unterschreibe das. Danke

    • Mona Della Torre, ich habe ihren Kommentar nun dreimal gelesen, aber ich muss gestehen, ich verstehe ihn nicht.

  • tststs sagt:

    Hmmmm… kleiner Input: stellt Ihr Euch auch die Frage „Was sind gute Kinder?“

    • Astrid Meier sagt:

      Nein, denn Kinder kommen erst mal bedürftig und abhängig auf die Welt. Um gute Kinder werden zu können, brauchen sie erstmal genügend genuge Eltern. Solche, die die Verantwortung der Elternschaft annehmen können, nicht feindselig auf die grossen Ansprüche eines Säuglings reagieren, eine stabile Bindung anbieten können, und später klare Grenzen setzen. Wo die eigene Problematik alles überstrahlt, wird es für das neue Familienmitglied schwierig, zum guten Kind zu werten. Da Aufmerksamkeit für ein kleines Kind überlebenswichtig ist, wird es bei Bedarf halt negative Aufmerksamkeit produzieren, die immer noch besser ist, als gar keine.

      • Doris sagt:

        Schliesse mich an bei Astrid Meier.
        Und: das Kind nicht überbehüten, sondern ihm altersgemäss auch etwas zutrauen. Auf jedes Kind individuell eingehen, seine Besonderheiten erkennen, fördern, wo die Talente liegen und es nicht schwächen, indem man auf den Defiziten herumreitet. Da sein, verlässlich sein, das Kind lieben.

    • Barbara V.E. sagt:

      Nein, die Frage stelle ich mir nicht.
      Das Kind hat nicht entschieden geboren zu werden. Für seinen Charakter kann es nichts und für sein Verhalten kann es nur beschränkt (soweit seine kognitiven Möglichkeiten entwickelt sind) Verantwortung übernehmen. Sobald es erwachsen ist, ist es wieder anders. Dann ist es aber kein Kind mehr.
      Eltern haben entschieden das Kind zu zeugen/bekommen (abgesehen von den 0,x Prozent bei denen das Verhütungsmittel versagt hat). Sie haben mit diesem Entscheid Verantwortung übernommen. Und müssen sich gefallen lassen, dass jedermann sich die Freiheit nimmt zu urteilen ob sie gute oder schlechte Eltern sind. Ich bin Mutter und lebe auch damit, dass einige finden, ich mache es gut und andere finden, dass ich es nicht richtig mache.

  • Maike sagt:

    Was gut und was schlecht ist, bestimmt der Zeitgeist und das Umfeld in dem man sich bewegt.
    Überspitzt gesagt ist ein Kind des Obermafioso ein gutes Kind, wenn es den ersten Einbruch oder Erpressung erfolgreich durchgeführt hat. In den Augen eines Mainstreamers ist ein gutes Kind, wenn es sich unauffällig in der Masse aufhält. Das fiktive Kind von Albert Einstein wäre dann ein gutes Kind, wenn es den ersten Nobelpreis eingefahren hätte.
    Da kommt bei mir die Frage auf – was bringt es uns, wenn die Umwelt unsere Kinder als gute Kinder bezeichnen ? Bekomme ich dann einen Extrarabatt für gute Eltern bei COOP ?
    Uns war es immer egal, wie man unseren Erziehungsstil beurteilte. Uns war es wichtig zu versuchen, unseren Kindern das Rüstzeug für ihr kommendes, eigenständiges Leben mitzugeben.

    • tststs sagt:

      Ich glaube, so haben Sie es sicher nicht gemeint, aber ich würde behaupten, Eltern vom Typ „uns war es immer egal, wie man unseren Erziehungsstil beurteilte.“ gehören sicher nicht zu den guten…
      Reflexion ist IMHO ein unabdingbare Kriterium für „gut“

      • Lisa sagt:

        Die Stichwörter „Zeitgeist“ von Maike und „Reflexion“ von tststs sind mir ins Auge gesprungen, wobei die Reflexion (leider) erst zum aktuellen Zeitgeist gehört. Bis in die 70er-Jahre haben Eltern (wie generell) Erwachsene eher wenig reflektiert. Gut, dass das heute anders ist.

      • Maike sagt:

        Und wie ich das so gemeint habe, das uns die Bewertung unseres Erziehungsstiles durch xyz egal war. Wir haben unsere Mädels nicht so erzogen, das sie sich dem Mainstream entsprechend zu verhalten haben. Der Grossen beispielsweise haben wir keine Puppen aufgedrängt, sie wollte eine Gitarre – warum weiss der Gott. Und wir haben sie in die Gitarrenstunde geschickt mit dem Ergebniss, jetzt spielt sie in ihrer Freizeit die Sologitarre in einer professionellen Rockband und tingelt damit am Wochenende über die Dörfer.
        Natürlich orientierte sich unser Erziehungsstil an den allgemein gültigen Werten, das die Starken den Schwachen helfen, höflich zu sein etc. Aber wenn ungerechtfertigt geschubbst wurde, sollte sie auch zurückschubbsen.
        Äh, und was kann ich mit IMHO anfangen ???

      • L.T. sagt:

        In meiner Jugend wollte damals jeder Sologitarrist in einer Rockband sein, das war damals gerade so was von Mainstream.
        Ich war wahrscheinlich der einzige in meinem Umfeld, der nicht in irgendwas in irgendeiner Band spielte – ich war geradezu avantgardistisch.

        Zudem: Freizeitmusikerin in einer professionellen Rockband? Finde den Fehler.

  • Martin Frey sagt:

    Selbst wenn das eine selektive Auswahl sein mag, ein gewisser Eiertanz ist das ja schon. Offenbar macht gewissen Menschen heutzutage nur schon Wertung Mühe („toxisch“), wie wenn es nicht möglich oder auch nicht zulässig wäre, dazu eine Meinung zu haben. Denn natürlich gibt es gute und schlechte Eltern, genauso wie es gute oder schlechte Autofahrer gibt. Selbst ohne tiefe Einblicke in Familien ist anhand einfacher Parameter ab und an feststellbar, dass vieles falsch läuft, dass die nötigen Prioritäten nicht beim Nachwuchs liegen:
    https://m.tagesanzeiger.ch/articles/31476653
    Auch die erschreckenden Zahlen zu sexuellen und anderweitigen Übergriffen sprechen eine deutliche Sprache, genauso wie zu körperlicher und psychischer Gewalt als selbstverständliches Erziehungsmittel im Alltag.

    • Brunhild Steiner sagt:

      Dann füge ich doch gerne eine kleine Henri Guttmann-Sequenz an 😉

      YouTube (https://www.yo utube.com/watch?v=AEEoY2IqEio)
      Henri Guttmann – WIR ELTERN
      Interview mit Henri Guttmann zum Film: WIR ELTERN – von Eric Bergkraut und Ruth Schweikert

    • Muttis Liebling sagt:

      Gut und Böse gibt es nur in der Fantasie von Menschen. In der Realität gibt es Gewalt und Zuwendung, aber keine Bewertung von Gewalt und Zuwendung. Bewertungen sind immer kontextuell und sollten nur mit Vorsicht benutzt werden.

    • Anh Toàn sagt:

      „…. feststellbar, dass vieles falsch läuft, dass die nötigen Prioritäten nicht beim Nachwuchs liegen:“

      Ähm Moment einmal! Wie sollen Kinder gesellschaftsfähig werden, wenn die Prioritäten immer bei denen liegen?

      Ich mag den Kommentar auf Twitter der es ganz anders rum sagt: „Gute Eltern sind Menschen, die gut für sich selber sorgen können. Für das eigene Wesen, das eigene Sein. Das können die Kinder dann abschauen, übernehmen fürs eigene Sein und Werden.“

      Ergänzend würde ich nur, dass das Wohl meiner Kinder auch zu meinem Sein, zu meinem Wohl gehört: Aber ich halte es für falsch, dem Nachwuchs eine Priorität einzuräumen: Alle Familienmitglieder haben Bedürfnisse, jeder muss auch Abstriche machen, es geht um Ausgleich, nicht um Priorität.

    • Martin Frey sagt:

      @ML
      Wenn man wertet, braucht es nun mal Begriffe, die die entsprechenden Gegensätze repräsentieren. „Böse“ stammt nicht von mir und ist, wie Sie richtig sagen, ein Begriff der Märchenwelt. Aber gut und schlecht trifft es zweifelsohne nicht so schlecht. Ausser Sie hätten bessere Vorschläge.
      @AT
      In der Tat ist es wohl schwieriger zu beziffern, was gute Eltern ausmacht. Bei den schlechten dünkt mich da nicht so schwierig.
      Dass elterliche Prioritäten ausschliesslich bei den Kindern liegen sollen, stammt ebenfalls nicht von mir. Aber Kinder haben nun mal spezielle Bedürfnisse die es im Zweifelsfall zu priorisieren gilt, und wer diese systematisch mit Füssen tritt, handelt einfach falsch und muss sich diverse Vorwürfe gefallen lassen. Daran gibt es m. E. wenig zu rütteln.

      • Anh Toàn sagt:

        Ich halte es eben für falsch, Prioritäten Personenbezogenen zu setzen, weder Väter noch Mütter noch Kinder haben „spezielle Bedürfnisse die es zu priorisieren gilt“. Die Mutter z.B. muss nicht die noch so wichtigen Bedürfnisse ihrer Kinder priorisieren, bis sie in der Depression landet: Vorher sind ihre Bedürfnisse zu priorisieren, weil dies nicht zu tun, sie und damit auch die Bedürfnisse der Familie schädigt: Ihre Bedürfnisse werden dann insgesamt, objektiv wichtiger, prioritär.

      • Anh Toàn sagt:

        Konnten wir hier doch vor Kurzem vom Vater lesen, der seine Zeit für sich halt nur noch zwischen 2 und 3 Uhr morgens finden: Der sollte mal ein wenig seine Bedürfnisse priorisieren, und vielleicht geht das gerade jetzt wirklich nicht, weil andere in der Familie gerade noch dringendere haben, und er damit umgehen kann, belastbar ist, aber damit beginnen, seine Bedürfnisse zu priorisieren, nachdenken, reden, wie die besser erfüllt werden können, sollte er zumindest.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Schliesse mich MF und Brunhild an.
        Bei diesem Thema muss man ganz konkret sagen was nicht gut ist und was gut ist. Das hat rein gar nichts mit „gut“ und „böse“ zu tun. Dieser Einwand von ML vernebelt nur das Thema. Es geht darum, was schadet der gesunden Entwicklung von Kindern und was hilft ihnen – was ist gut und was ist schlecht?
        Misshandlung, Vernachlässigung, Unfähigkeit die wahren Bedürfnisse zu erkennen, ist schlecht. Objektiv und empirisch belegt.

        ATs Zitat könnte ich auch unterschreiben, steht aber keinesfalls im Gegensatz zu dem, was MF sagt. Denn NATÜRLICH sind nicht die Kinder in der Bringschuld, sondern die Eltern.

      • Punix sagt:

        @AT ich vermute ich verstehe was Sie meinen. Sie können aber auch so verstanden werden: “ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht!“ Das passiert wohl in kaum einer Familie mit Kindern. Da geht es eben schon darum, herauszufinden, wessen Bedürfnis die höchste Dringlichkeit mit sich bringt. Und das ist dann priorisieren.

      • tststs sagt:

        Könnte man sagen, dass in diesem Zusammenhang „gut/schlecht“ eher „richtig/falsch“ und nicht „gut/böse“ meint? (Und wiederum auf die Funktion von Eltern bezogen, und nicht auf ihre biologischen Merkmale)

      • tststs sagt:

        Anh Toàn: Bitte bedenken Sie, dass es Leute gibt, die gerade darin die höchste Befriedigung erfahren, wenn sie ihre eignen Bedürfnisse hintenanstellen; der Volksmund spricht auch vom „Helfersyndrom“.

      • Anh Toàn sagt:

        Ich sehe schon einen Widerspruch: Priorität ist höherer Rang: Die Bedürfnisse meiner Kinder haben nicht grundsätzlich einen höheren Rang als meine, ureigenen Bedürfnisse sag ich es mal, da auch das Wohl meiner Kinder, meine Beziehung zu meinen Bedürfnissen gehört. Die Prioritäten sind anhand der Dringlichkeiten der Bedürfnisse festzulegen.

        Ist ja eine äussert vielschichtige Sache mit Depressionen, aber das dauernde Zurückstellen eigener Bedürfnisse, und das grundsätzliche Priorisieren Bedürfnisse der Kinder, halte ich nicht für gute Elternschaft.

        Aber klar, primär sind die Eltern verpflichtet gegenüber den Kindern, da sie eben die Verantwortung tragen können (sollten). Aber die Kinder auch soweit ihnen die Übernahme von Verantwortung, Verpflichtung zumutbar ist.

      • Anh Toàn sagt:

        Jetzt mal ganz konkret: habe ich Bedürfnis nach einer Pause, etwas Ruhe, Stille, Zeit für mich, setzt ich den Kleinen vor den Fernseher und gehe auf den Balkon eine, manchmal sogar auch zwei, rauchen. (Das Bedürfnis nach Nikotin kann ich auch mit einem Kaugummi befriedigen, da könnte ich weiter mit ihm spielen). Da stelle ich meine Bedürfnisse über seine, wäre besser für ihn ich würde mit ihm spielen, aber ich habe nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei. Weil ich nicht glaube, es wäre insgesamt besser, für mich nicht und damit vielleicht auch für ihn nicht, ich würde immer seine Bedürfnisse über meine stellen.

        You can’t always get what you want
        But if you try sometimes, you find, you get, what you need.

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