«Trennungen werden noch immer tabuisiert»

Kinder bleiben bei Scheidungen oft ungehört: Im Dokfilm «Where We Belong» lässt Filmemacherin Jacqueline Zünd ausschliesslich sie zu Wort kommen.

Trotz hoher Trennungsrate werden Trennungen hierzulande tabuisiert: Szene aus «Were We Belong». Foto: PD

Jacqueline Zünd, Sie haben für Ihren Dokumentarfilm «Were We Belong» während dreier Jahre mit zahlreichen Trennungskindern geredet. Womit hatten Sie am wenigsten gerechnet?
Am meisten überraschte mich, wie stark sich die Kinder um das Wohlbefinden ihrer Eltern kümmern, ihr eigenes Wohl aber hintanstellen – das war bei den kleineren Kindern spürbar genauso wie bei den Teenagern. Die Kinder in meinem Film haben eine regelrechte Sensorik entwickelt, was die Gefühlslage ihrer Eltern betrifft – obwohl es doch eigentlich umgekehrt sein müsste.

Sie porträtieren Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Wirkt sich der soziale Hintergrund letztlich auf das Befinden der Kinder nach einer Trennung aus?
Der soziale Hintergrund spielt meiner Meinung nach keine grosse Rolle. Viel eher geht es darum, wie die Gesprächskultur im Elternhaus angelegt ist. Also darum, wie offen man mit dem Thema Trennung umgeht und ob grundsätzlich eine Bereitschaft zum Gespräch besteht. Der Bauernbub Thomas aus meinem Film wurde beispielsweise während Monaten im Glauben gelassen, dass seine Mutter eine längere Reise unternehme. Ihn hat niemand darüber aufgeklärt, dass sich seine Eltern getrennt haben. Das hat bei ihm definitiv Spuren hinterlassen. Im Gegensatz dazu haben die Zwillingsmädchen aus dem Welschland ein sehr offenes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie diskutierten etwa mit ihrer Mutter darüber, wer nun wen betrogen hat. Für manch einen geht das vielleicht schon einen Schritt zu weit …

Weshalb haben Sie sich gerade dem Thema Trennung gewidmet?
Weil ich leider immer noch das Gefühl habe, dass Trennungen in unserem Land tabuisiert werden – und dies trotz einer hohen Trennungsrate. Wir scheinen unfähig zu sein, wirklich offen darüber zu reden. Mein Sohn selbst ist an zwei Orten aufgewachsen – sein Vater und ich haben uns relativ früh getrennt. An der Schule meines Sohnes schien es keine anderen Trennungskinder zu geben, was mich sehr erstaunt hat. Bis ich schliesslich herausfand, dass viele nach aussen hin einfach weiterhin das heilige Bild von Familie aufrechterhalten, obwohl dies schon längst nicht mehr der Wahrheit entspricht. Das hat mich geärgert, deshalb wollte ich dem Thema näher auf den Zahn fühlen. Wir sind in Sachen Trennung ein totales Entwicklungsland.

Man hört öfter, dass sich Kinder an der Trennung ihrer Eltern mitschuldig fühlen – wie ist das bei den Porträtierten in Ihrem Film?
Die Protagonisten in «Where We Belong» haben nicht das Gefühl, dass sie an der Trennung ihrer Eltern Schuld tragen. Gerade aber die jüngeren Kids glauben, dass sie etwas hätten unternehmen können, damit ihre Eltern weiterhin zusammenbleiben. Bei den Teenagern war das jedoch überhaupt nicht mehr der Fall. Im Gegenteil: Sie wagten öfter einen kritischen Blick auf ihre Eltern, statt Selbstkritik zu üben – zum Glück. Letztlich spielt die Schuldfrage in meinem Film aber bewusst keine Rolle. Das habe ich auch den Eltern meiner Kinder in den Vorgesprächen so vermittelt. Ich wollte mir einen möglichst neutralen Blick bewahren.

Sie haben ja auch bewusst darauf verzichtet, im Film die Eltern zu Wort kommen zu lassen. Warum?
Hauptsächlich wird das Thema Trennung in unserer Gesellschaft ja unter Erwachsenen geführt. Getrennte reden mit Anwälten, Richtern, Psychologen und Freunden. Die Kinder hingegen bleiben wortlos. Das wollte ich ändern.

Wie verändert sich der Begriff Liebe für Kinder nach einer Trennung?
Sie verlieren einen unschuldigen Blick auf die Liebe, bekommen dafür aber ein Gefühl von Sicherheit. Ein Vertrauen, dass Dinge im Leben auch weitergehen können, wenn die Liebe zu Ende geht. Vor allem, wenn sie sehen, dass man trotz allem weiterhin eine Familie, ein Team bleiben kann.

Filmemacherin Jacqueline Zünd. Foto: Wolfgang Schmidt Ammerbuch

Die Eltern in Ihrem Film kommen ja nicht nur «gut» weg. Wie haben Sie es geschafft, das Okay für die filmische Arbeit mit den Kindern zu bekommen?
Bereits während meiner Recherchen war es mir ein Anliegen, den Eltern zu vermitteln, dass wir alle Fehler machen und es mir überhaupt nicht darum geht, sie blosszustellen. Glücklicherweise schenkten mir alle grosses Vertrauen. Am meisten gerührt hat mich die Mutter der Zwillingsmädchen, die sagte: «Jetzt ist es an der Zeit, zuzuhören!»

Und wie haben die Eltern letztlich auf den Film reagiert?
Ich hatte das Glück, dass mein Film «Where We Belong» an der Berlinale Premiere feiern durfte, was für alle Beteiligten für grosse Aufregung sorgte und die Eltern meiner Kids mit unglaublichem Stolz erfüllt. Vor allem auch, weil sie gesehen haben, dass das Thema das Publikum sichtlich bewegt.

Und wie haben die Kids den Film aufgenommen?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich meine Protagonisten nicht als Opfer ihrer Situation darstellen werde. Weil sie das auch nicht sind. Sie kommen als starke und schöne Persönlichkeiten rüber. Das haben auch die Kinder so empfunden, und das hat sie mit gewissem Stolz erfüllt. Mich persönlich hat vor allem berührt, dass so viele junge Menschen im Publikum vom Film begeistert waren. So zählt der Filmpreis Young Eyes Film Award, der mir vor ein paar Tagen von der Jugend-Jury Leipzig verliehen worden ist, mitunter zu den grössten Komplimenten für meine Arbeit.

Der Film «Where We Belong» ist seit dem 14. November in zahlreichen Schweizer Kinos zu sehen. Infos: Filmcoopi

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71 Kommentare zu ««Trennungen werden noch immer tabuisiert»»

  • Esther sagt:

    Man sollte eben die Kinder nicht zu jung habe aber in einer Phase wo man Zeit für sie hat. Es gibt viele verwahrloste Kinder und Jugendliche : es ist einfach nie jemanden zuhause dem sie sich anvertrauen könnten, also gehen sie raus.

    • Muttis Liebling sagt:

      Man kann gar nicht jung genug für Kinder bekommen sein. Der Mensch ist evolutionär über wenigstens 2 Mio. Jahre auf eine Lebensdauer von 30 Jahren optimiert.

      Wir leben inzwischen zwar länger – leider -, aber das Optimum ist ab 30 überschritten. Alle Leistungsparameter, auch die Fähigkeit, Kinder zu erziehen, gehen ab 30 zurück.

  • Indigo sagt:

    Es wäre so wichtig offen zu kommunizieren, genau um den Prozess der Neuorientierung zu fördern. Genauso kann es den Kindern besser gehen. Nicht lügen liebe Eltern seid ehrlich zu euren Kindern.. Auch wenn du es als einzige oder einzigster überhaupt schaffen willst, Kommunikation ist sooo wichtig. Fehler zugeben hilft dir dich alleine ohne Partner zu lösen.

  • Esther sagt:

    Darum sollten speziell Einzelkinder einen Hund oder ein Büsi haben welches sie tröstet.

  • maya sagt:

    Manchmal ist man als Verlassene(r) und Betrogene(r )schlichtweg nicht in der Lage sich nur um die Kinder zu kümmern . Man ist selber in einer Extremsituation und ist sich aber sehr bewusst , dass die Kinder auch leiden. Diese Zerrissenheit macht einem leider auch sehr zu schaffen. Ich hätte es sehr geschätzt wenn mein Ex sich in den ersten Monaten ein wenig um die Kinder gekümmert hätte und nicht nur sein neues Leben mit seiner kinderlosen Neuen genossen hätte. Weil heute eine Scheidung/Trennung kein Tabu mehr ist , wird von vielen angenommen, es sei für alle nur noch Routine.
    Ich finde das sehr schade.

  • 13 sagt:

    Es gibt dazu noch zwei Aspekte, die zu erwähnen sind. Erstens besteht auch heute noch, man glaubt es kaum, aber es ist so, ein gesellschaftliches Stigma getrennter Familien. Auch wenn seltener mit religiösen Gründen argumentiert wird, so ist doch die häufige Meinung, dass man etwas dagegen hätte tun können und auch sollen. Das führt zu Scham der Eltern und dem Wunsch die Kinder möglichst raus zu halten, um ihnen dieses nicht auch aufzubürden.
    Der zweite Aspekt ist der Umstand, dass es eine Ausnahmesituation ist, auch für die Eltern. Viele sind derart in ihrer eigenen Gefühlswelt von verletzten Gefühlen, Enttäuschung und Ängsten gefangen, dass sie zu einer kindergerechten Auseinandersetzung mit den Kindern nicht mehr in der Lage sind. Das braucht Kraft, die schlicht fehlt.

    • 13 sagt:

      Das nur zur Erklärung, wie es zu diesem Tabu kommt. Dass es für die Kinder nicht das Richtige ist, wird schnell deutlich. Entsprechend brauchen sie Hilfe. Wenn nicht durch die Eltern, weil diese es gerade nicht schaffen, dann durch andere Bezugs- oder Fachpersonen. Schön, wenn hier ihre Perspektive auch aufgezeigt wird.

    • Sportpapi sagt:

      @13: „So ist doch die häufige Meinung, dass man etwas dagegen hätte tun können und auch sollen.“ So ist es. Der Zeitgeist hingegen sagt, Trennung ist das neue normal, und wer nach 10 Jahren noch zusammen ist, hat sicherlich einfach noch nicht den Mut zur Trennung gefunden, und schadet letztlich den Kindern noch viel mehr.
      Persönlich finde ich es gut, wenn man die Auswirkungen auf die Kinder ins Zentrum rückt, statt das immer zu verharmlosen.

      • 13 sagt:

        „Persönlich finde ich es gut, wenn man die Auswirkungen auf die Kinder ins Zentrum rückt, statt das immer zu verharmlosen.“
        Wer würde dem schon widersprechen? Und doch stellt sich immer die Frage, ob es den Kindern in einer lieblosen Beziehung der Eltern und deren Frustration mit dieser Beziehung wirklich gut geht und auch, welche Beziehung sie da vorgelebt bekommen. Welche Auswirkungen hat das auf sie? Aber das kann man wohl nur im Einzelfall beurteilen und gerade darum sollte man sich hüten, ein Urteil über eine Beziehung/Familie/Trennung zu fällen, wenn man nicht selber in genau dieser gesteckt hat. Wer aber Geschiedene verurteilt, tut genau das. Weder eine Scheidung noch ein Zusammenbleiben ist per se schlecht oder gut.

      • 13 sagt:

        Ein Freund von mir starb vor drei Jahren sehr plötzlich und unerwartet und seine Frau sagt heute klar, dass sie das immer wieder schockiert. Wie die Leute darauf reagieren, dass sie alleinerziehend ist. Und wie leid ihnen ihre Reaktion tut, wenn sie erfahren, warum sie alleinerziehend ist. Ja, aber warum reagieren sie denn so? Nie hätte sie zuvor geglaubt, dass das Stigma heute noch so besteht.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Du verstrickst dich erneut in der gleichen Argumentation.
        Ich spreche von der grossen Zahl, die argumentierst mit dem Einzelfall. Ich würde nie den Einzelfall verurteilen, finde aber die Anzahl Trennungen grundsätzlich viel zu hoch.
        Und eben: „ob es den Kindern in einer lieblosen Beziehung der Eltern und deren Frustration mit dieser Beziehung wirklich gut geht und auch, welche Beziehung sie da vorgelebt bekommen.“ Hier ist die Frage wieder, ob es nur schwarz/weiss gibt. Oder könnte es sein, dass vielleicht die Erwartungen an den Partner und das Glück im Leben einfach immer höher, unerreichbarer werden? Und konkret: Wie viele Trennungen erfolgen „nur“ wegen Sex, sei es fehlendem oder Fremdgehen? Muss das ein Trennungsgrund sein, allein für sich?

      • 13 sagt:

        @ Sp
        Ich „verstricke“ mich nicht, ich bleibe beim Thema und argumentiere nicht bei der Frage, wie man Kindern helfen kann, damit dass es mich stört, wenn jemand die Schweiz kritisiert und es mir im Allgemeinen nicht gefällt, dass viele sich trennen.
        Man kann den Grundsatz nie vom Einzelfall trennen. Wer grundsätzlich der Meinung ist, es gibt zu viele Trennungen, der wird auch im Einzelfall einer getrennten Frau/Mann nicht vorurteilslos begegnen können, denn auch ihr/sein Fall führt ja zu der Quote. Daraus folgt das von mir angesprochene Stigmata.

      • 13 sagt:

        Zu der Quote im Allgemeinen habe ich unten etwas geschrieben.
        Ob Sex ausreicht, kann ich nicht beurteilen. Ich behaupte mal, Sex ist häufiger ein Symptom als eine Ursache. Dahinter sind Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden. So steckt hinter fehlendem Sex ja oftmals bei einem (oder beiden) das fehlende Bedürfnis nach Nähe, das sich auf die Beziehung im Allgemeinen auswirken kann und evtl. beim anderen das nicht erfüllte Bedürfnis, begehrt/gewollt/geliebt zu werden. Bei Fremdgehen stehen Vertrauen, Lügen, Verlässlichkeit im Vordergrund, nicht unbedingt der Sex. Aber willst Du eine Partnerin, die Dich ständig anlügt und sich an nichts hält, was ihr abgemacht hat? Oder die Deine Nähe nicht will? Bei der Du hoffst, dass sie gerade keine einfordert? Schwierig.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich weiss nicht konkret, was du mit Stigma meinst. Aber ja, Vorurteile kann es geben. Vor allem dann, wenn man das Paar kennt, und sich ein Bild macht, wer da nun schuld ist. Vor allem, wenn man dann noch einseitig informiert wird.
        Und nein, ich will keine Frau, die mich anlügt. Aber ich bin ja auch ein toleranter Mensch, der bis zu einem grossen Grad Ehrlichkeit erträgt. Das scheint mir in diesem Zusammenhang nicht Standard zu sein.
        Und eine gute Partnerschaft mit Kindern hinschmeissen, nur wegen eines Fehlers der Partnerin? Da ist weit weniger als „in guten wie in schlechten Tagen“!

      • 13 sagt:

        Wer einseitig informiert wird, kann sich nicht ein genaues Bild machen. Und wer in diesem Zusammenhang von „Schuld“ spricht, wird kaum sooo tolerant sein. Mal ganz davon abgesehen, dass du ja klar nicht tolerant gegenüber Menschen bist, die sich in Situationen trennen, wo du dich nicht trennen würdest. Wie auch immer, ich glaube nicht, dass einer die Schuld trägt, aber eben, dass durchaus viele noch Vorurteile haben und die Toleranz nicht so gross ist, was man den Betroffenen klar zu spüren gibt. Obwohl das eigentlich niemanden etwas angeht.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Wie heisst es hier jeweils so schön? Keine Toleranz gegenüber Intoleranz?
        Und ja, meistens geht es uns nichts an. Andererseits wird hier verlangt, dass man jegliche Gewalt gegen Kinder hart ahndet, während man offenbar eine schlimme Trennung der Eltern einfach als unveränderliche (Natur-) Katastrophe hinnimmt.
        Kommt dazu, dass die Gesellschaft auch in finanzieller Hinsicht teilweise die Folgen mitträgt.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Ja, das heisst es, aber was hat es hiermit zu tun? Sind getrennte Elternpaare irgendwie intolerant? Kaum. Du bist es aber, wenn du sie verurteilst. Weisst du, es reicht nicht zu sagen, man sei tolerant, man muss es auch wirklich sein.
        Natürlich kann kein Mensch verpflichtet werden, in einer schlechten Beziehung zu bleiben. Man darf es, muss aber nicht. Aber gerade damit die Trennung nicht zu einem Trauma beim Kind führt, muss da sensibel vorgegangen werden.
        Den finanziellen Aspekt lasse ich nicht gelten. Solange sich die Schweiz Einverdienerfamilien leisten kann, kann sie sich auch solche Trennungen leisten. Wenn nicht, wäre da anzusetzen!

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Sind getrennte Elternpaare irgendwie intolerant?“ Warum kaum? Ja, mir scheint, dass die Ansprüche ans Gegenüber tendenziell hoch sind, und die Toleranzschwelle dessen, was zur Trennung führt, entsprechend tief. Die umgehende Trennung wegen einem sexuellen Fehltritt habe ich bereits als Beispiel angeführt.
        Und natürlich kann niemand gezwungen werden, in einer schlechten Beziehung zu verbleiben. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn wir die Paare unterstützen würden, die Beziehung zueinander zu verbessern, statt die Aufgabe als normal und gar noch im Sinne der Kinder zu bezeichnen. Heisst selbstverständlich nicht, dass diese für jedes Paar gilt. Ich habe ja bereits deklariert, dass mich die Masse an Trennungen irritiert, nicht das einzelne Paar, das nicht mehr miteinander kann.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Solange sich die Schweiz Einverdienerfamilien leisten kann“. Ich sehe gerade den Zusammenhang nicht. Wir können niemanden zur Arbeit zwingen, der sich finanziell selber versorgt. Wie sollte das gehen? „Wir“ leisten uns da gar nichts.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Und du fragst mich alle ernstes, was ich mit Stigmata meine? Nun, ehrlich gesagt, Menschen wir Dich, die pauschal verurteilen.
        Man sollte Menschen unterstützen, zusammen zu bleiben? Warum? Um deinem Weltbild zu entsprechen? Warum sollte man Menschen nicht unterstützen, eigene Entscheidungen zu fällen?
        Dass das Armutsrisiko bei einer Scheidung für Einverdienerfamilien grösser ist, ist kein Geheimnis und wenn man die Vereinbarkeit erschwert, dann fördert man diese eben. Menschen entscheiden nie völlig losgelöst vom System indem sie sich bewegen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Warum sollte man Menschen nicht unterstützen, eigene Entscheidungen zu fällen?“
        Ich bin der erste, der den Menschen grundsätzlich freie, eigene Entscheidungen zubilligt. Das heisst nicht, dass diese Entscheidungen immer richtig sind, und nicht bewertet werden können.
        Während du ja stetig für staatliche Eingriffe plädierst, um die Leute umzuerziehen.
        Hier geht es aber eben nicht nur um die freie Entscheidung einer einzelnen Person oder von mir aus eines Paars (dieses „es braucht immer zwei“ ist ja auch nicht immer wahr!). Sondern es sind Kinder betroffen, vielfach sogar stark. Und da stellt sich dann eben die Frage der Verantwortung. Noch einmal: Eine Scheidung ist keine Naturkatastrophe, die gar nie verhindert werden könnte.

      • Sportpapi sagt:

        Und meine Frage war, wie sich dieses Stigma äussert. Welche Vorurteile erleben Alleinerziehende, die völlig unberechtigt wären? Und ist es nicht so, dass heute die Alleinerziehenden Eltern praktisch als Normalfall gesehen werden, aber besonders unterstützt werden sollen?

  • tina sagt:

    meiner meinung nach wird definitiv tabuisiert, dass trennungen leider zum grossteil nicht aus einer emotional-distanzierten, vernünftigen haltung geschehen. man liebt, man hat einen lebenslangen plan der so viel einsatz fordert wie sonst nichts im leben, nämlich familie. wenn das kaputt geht, ist es sehr selten, dass das ohne schäden geht, das liegt einfach in der natur der sache.
    allerdings ist es ja nicht so, dass ungetrennt lebende eltern, respektive deren kinder, automatisch oder grösstenteils vor genau den selben problemen verschont wären, womöglich weil sie vernünftiger sind oder sonst irgendetwas besser machen.

  • Röschu sagt:

    Dass Trennungen tabuisiert werden, hängt mMn mit der völlig überhöhten Idealvorstellung des Lebensmodells „Familie“ zusammen. Wer im Alter von 35 oder 40 Jahre offen zugibt alleinstehend zu sein, erntet oft Unglauben oder gar Mitleid.

    • tststs sagt:

      Vor allem muss man sich mal vor Augen führen, dass dieses «bis dass der Tod Euch scheide» bei dessen Einführung einen Zeitraum von ungefähr 15 Jahren meinte.

  • Adina sagt:

    Es steht schon im ersten Satz:
    „Am meisten überraschte mich, wie stark sich die Kinder um das Wohlbefinden ihrer Eltern kümmern, ihr eigenes Wohl aber hintanstellen“
    Ihr eigenes Wohl tun die Kinder also als weniger wichtig betrachten im Vergleich zum Wohl ihrer Eltern.
    Nicht gleich wichtig. Sondern weniger wichtig.
    Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, das Interview hätte gerade damit aufhören können. Damit wir darüber, und nur darüber, etwas nachdenken können.

    Einen riesen Dank an Frau Zünd, dass sie NUR die Kinder hat zu Wort kommen lassen, und nicht auch deren Eltern noch.
    Ja, jetzt ist es tatsächlich an der Zeit, den Kindern zuzuhören.

  • Martin Frey sagt:

    Das Interview wäre spannend, die eingenommene Perspektive wichtig, wenn nur dieser eine Satz nicht wäre:
    „Wir sind in Sachen Trennung ein totales Entwicklungsland.“
    Keine Ahnung, was die Dame da wieder geritten hat. Denn Erläuterungen zu dieser unqualifizierten Pauschalaussage bleibt sie schuldig, und die Interviewerin lässt die Steilvorlage ebenso verstreichen. Klar, Gesetzeslage und va Rechtssprechung sind in der CH in der Tat verbesserungswürdig. Aber immerhin wird niemand gezwungen, bei einem Vergewaltiger zu bleiben, Scheidungen und Trennungen sind anstandslos möglich, Ehrenmorde und Zwangsheiraten sind illegal und bleiben Subkulturen vorbehalten.
    Es wäre eigentlich bei dem Thema, das primär Verlierer zurücklässt, interessant zu wissen, inwiefern wir uns entwickeln sollten.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Das Gute aber überwiegt.: die offene Perspektive.
      Da habe ich über diesen Satz glatt weggelesen.

      „Entwicklungsland“ verstand ich so, dass unsere Fähigkeit zu Offenheit und die Kinder zu Wort kommen lassen, noch total entwicklungsbedürftig sind. Das stimmt auf jeden Fall.

      Dennoch haben Sie recht, es ist die falsche Wortwahl, denn sie suggeriert, dass dies in anderen Ländern viel besser sei.
      Das stimmt sicher nicht. Die menschliche Emanzipation ist weltweit total entwicklungsbedürftig.

      • Martin Frey sagt:

        Das meinte ich, RoXy.
        Die positiven Aspekte überwiegen für mich auch. Insbesondere der Ansatz mit der Kinderperspektive, nämlich die Stimme die sonst als irrelevant betrachtet wird, überzeugt.
        Aber die Frage muss gestattet sein, wer auf diesem Planeten was soviel besser macht. Insbesondere in Sachen Kinderrechte und -perspektiven…
        Zudem frage ich mich, weshalb gewisse Leute es anscheinend einfach nicht schaffen, genug professionell zu sein, auf unqualifizierte Rundumschläge zu verzichten die den eigenen Anspruch eher ad absurdum führen.
        Das Thema ist zu wichtig dafür.
        Was mir persönlich aufgefallen ist: dass Kinder anscheinend versuchen, die Defizite der Eltern auszubügeln, dafür ihr eigenes Wohl hintanstellen, und somit auch die eigenen Rechte. Dies sollte zu denken geben.

      • tina sagt:

        als ich mich trennte waren, wie übrigens bei den meisten trennungen, die kinder noch zu klein um das in worte zu fassen. wenn man dann kindern – mit den besten absichten vermutlich – einen kinderanwalt zuteilt oder sie bei der kesb antanzen lässt, um sie anzuhören, versuchen die kinder doch ja nichts falsches zu sagen, aus dem selben grund wie hier betont: sie wollen um keinen preis etwas sagen, was schlecht wäre für ihre eltern. sie sagen, was sie vermuten, sei das beste. so behaupteten meine kinder hartnäckig, ihrem vater gehe es gut, dabei war das ganz offensichtlich nicht der fall (man merkte es daran, dass er seine wohnung vermüllen liess, nicht einkaufen ging, mangelnde körperpflege, schlaflosigkeit)

      • tina sagt:

        man zwingt die kinder stellung zu beziehen und sie haben eine höllenangst, damit weichen zu stellen. man lädt ihnen eine verantwortung auf.
        das ist die kehrseite von „kinder anhören“

      • Martin Frey sagt:

        @tina
        Anhörung, sprich Zuhören, heisst nicht, Verantwortung aufladen. Kinder sind nie schuld an der Misere ihrer Eltern, und es ist auch nicht an ihnen, etwas zu kitten oder ihre Eltern besser dastehen zu lassen. Trotzdem wäre es wichtig, bei all den oft ich-bezogenen Infights der Eltern sich immer wieder bewusst zu werden, dass es eine Kinderperspektive gibt. Kinder sind nämlich total wertkonservativ, und wünschen sich sowas nie.
        @Steiner
        Angebote sind immer nur so gut wie die Leute, die sie in Anspruch nehmen sollten. Das ist ja oft die Crux. Eine faktisch zwingende Trennungsbegleitung ist von der Idee her sicher einleuchtend, wäre aber flächendeckend implementiert aufwendig. Und ob so etwas überhaupt juristisch machbar ist, müsste jemand anders (@13) beurteilen.

      • tina sagt:

        mf, was sie hier nicht verstehen (vielleicht verstehen wollen): doch. durch das anhören lädt man ihnen verantwortung auf. aber DAS ist ein tabu

      • 13 sagt:

        @ Martin
        Ich muss hier Tina im Grossen und Ganzen recht geben. Es ist ein zweischneidiges Schwert und schon der Umstand, dass Kindesanhörungen eigentlich einfach immer stattfinden sollten, aber sie stattdessen als „Beweismittel“ eingesetzt werden, ist sehr problematisch. Denn wenn ich ein Beweismittel eingebe, will ich doch, dass es mir nutzt. Habe ich Angst, dass es mir schadet, bekämpfe ich es oder versuche es zu meinen Gunsten auszulegen. Einerseits ist es natürlich wichtig, Kinder einzubeziehen, aber gerade dadurch übergibt man ihnen oft die Verantwortung, die sie nicht tragen können und nicht sollen. Auch gerade Anhänger des flexiblen Besuches, lassen diesen Aspekt ausser Acht.

      • 13 sagt:

        Rechtlich sind angeordnete Mediationen (also vom Gericht angeordnet, nicht freiwillig von den Parteien gewünscht) möglich, eine Pflicht, diese anzuordnen, gibt es nicht. Psychologen streiten sich darüber, ob solche Sinn machen. Und bei den Juristen sind die Prozessökonomie und die Verfahrensdauer wichtige Themen.
        Ich kann nur vergleichen, dass es in meinem ersten Heimatland genau das gibt und sofern ich beurteilen kann, gibt es weniger Streit um die Kinder. Ich bin nicht sicher, ob das ein Zusammenhang besteht, ich selber sehe den Grund eher darin, dass das „klassische Familienmodell“ so praktisch unbekannt ist/war, was weniger finanzielle Abhängigkeit bedeutet und weniger Mutter-Kind-Symbiosen, aber ausschliessen würde ich es nicht.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich halte die Verfahrensdauer auch für zentral. Und letztlich, einmal mehr, sollten die Folgen einer Trennung für die Kinder soweit möglich erleichtert werden. Mit freiem Umgang mit beiden Elternteilen, mit räumlicher Nähe.

      • Martin Frey sagt:

        @tina/13
        Das verstehe ich schon. Es ist ein zweischneidiges Schwert, und wie jede Massnahme nur so gut wie die Umsetzung. Daher bin ich auch so skeptisch, gegenüber Mediation sowieso, aber auch wenn in einem Blog wie diesem pauschal andere Länder als so viel fortschrittlicher dargestellt werden, ohne dies näher zu begründen.
        Im Krieg, und in der Liebe (aka Scheidung) ist ja faktisch alles erlaubt, und so wie im Krieg die Kinder als erste leiden, ist es auch in vielen Scheidungskriegen der Fall. Darum warne ich ja so vor Verantwortung abwälzen (aka Instrumentalisierung). Ich plädiere lediglich dafür, den Fokus der Kinder nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Wie man das in der Praxis umsetzen soll, keine Ahnung.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Martin Frey

        richtig, nur …, solange immer noch davon ausgegangen wird dass Partnerschaft ja „ein Klacks“ ist über das man weder gross nachdenken oder sonstwas tun muss, weils irgendwie von alleine funktionieren wird; werden wir auch keine Veränderung zum Besseren erleben!
        Bspw könnte man in den Zivilstandesämtern entsprechende Flyer abgeben, kleine Stichwortgeber was Fallstricke sein könnten, Adressen zwecks Vorbereitung/Unterstützung/Beratung.
        Die jetzige Strategie: alle einfach machen lassen, ist alles nur privat und geht den Rest nichts an scheint sich jedenfalls nicht positiv auf die Trennungs/Scheidungszahlen auszuwirken.
        Wenn wir das ändern möchten (bes den Kindern zuliebe), dann wäre es vielleicht nützlich da zu investieren.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Dieser freie Umgang tönt immer schön und super, wo es klappt, aber dieser kann gerade zu einer Abwälzung der Verantwortung an das Kind bedeuten. Jedes Entscheidungsrecht beinhaltet gleichzeitig eine Entscheidungspflicht. Ein Kind, das frei wählen darf, wo es heute ist, muss sich gleichzeitig auch entscheiden. Und jede Entscheidung des Kindes kann und wird sehr häufig zu einer Reaktion der Eltern führen, die für das Kind positiv oder negativ ist und letztlich auch seine Entscheidung beim nächsten Mal beeinflusst. Wie gesagt, es gibt Familien da klappt das gut, nur ein Allheilmittel ist es nicht.

      • 13 sagt:

        Nicht zuletzt auch dann nicht, wenn die Kinder die Situation für sich ausnutzen, was öfters vorkommt als man denkt. Ich kenne ein Mädchen (12), das jedes Mal zum Vater wechselt, wenn die Mutter etwas verbietet und umgekehrt, manchmal auch mehrmals pro Tag. Da beide sich darauf geeinigt haben, dass sie jederzeit das Recht haben soll, zu dem Elternteil zu gehen, wo sie will, spielen sie das Spiel mit. Unter der Scheidung leidet sie nicht, ob es aber pädagogisch wirklich das Beste ist, bezweifle ich sehr. Ich persönlich würde das nicht so machen, sondern unter Erwachsenen ein Grundsetting festlegen, eine Basis, an der sich die Kinder orientieren können, mit der notwendigen Flexibilität im Einzelfall, sofern das geht.

      • 13 sagt:

        @ MF
        Nun, wenn es einfach wäre, würde man es ja so machen. Das Problem ist und bleibt, dass jeder Fall anders ist.

        @ BS
        Durch die Verpflichtung der Kantone kostengünstige Familienberatungsstellen einzurichten, wurde genau dieses Ziel umgesetzt. Die Adressen findet man beim Zivilstandesamt, bei der Gemeinde und im Internet. Nur zwingen kann man niemanden. Ehevorbereitungen gibt es nachwievor von den Kirchen, vielleicht könnte es auch staatliche geben. Ich fand es sehr spannend. Was soll man denn sonst tun? einmal pro Jahr eine KESB-Person schicken, die prüft, wie die Beziehung der Eltern ist und ob Handlungsbedarf besteht?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @13
        die Angebote ein bisschen offensiver kommunizieren, ans Herz legen; man könnte den Meldetermin beim Amt mit so einer mündlichen Info verbinden und noch schriftliches abgeben.

        Bei Trennung sollte man nach dem ersten verpatzten Besuchstermin zwingend eine Begleitung organisieren können, bei Nichtkooperation allenfalls ein Bussensystem.
        Ich setze irgendwie immer noch darauf dass das Einverständnis dazu (vielleicht nie bei allen, aber bei mehr als heute der Fall) höher ausfallen könnte wenn so eine Begleitung einfach normaler Standart wäre und für Alle schon im Voraus klar dass es so laufen wird. Dazu braucht es natürlich auch einen Bewusstseinswandel.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Freier Umgang heisst nicht, dass das Kind den Eltern auf der Nase herumtanzt. Obwohl ich solche Beispiele auch kenne. Du beschreibst es ja selber mit dem Grundsetting. Aber grundsätzlich ist ein Kind ja frei, wo es die Freizeit verbringt. Und wenn es da mal zum Vater/zur Mutter geht, ist das seine Entscheidung.

      • maia sagt:

        @13: Wie kommen Sie darauf, dass das Mädchen unter der Scheidung nicht leidet? Mir war das der erste Gedanke, der auftauchte, als ich las, wie sie sich verhält.

      • Anh Toàn sagt:

        @Brunhild Steiner „Bei Trennung sollte man nach dem ersten verpatzten Besuchstermin zwingend eine Begleitung organisieren können, bei Nichtkooperation allenfalls ein Bussensystem.“

        Auch ohne Trennung sind Kindern oft Schlimmen ausgesetzt, manchmal sind die ungetrennten Eltern noch ausgelieferter, wenn die Eltern bei Schlimmen irgendwie kooperieren. Sollte man nicht allen Eltern eine Begleitperson zuteilen, und wenn die nicht gehorchen, die büssen? Sollte man nicht einfach alle Eltern teilentmündigen, ihnen einen Beistand geben, bis die Kinder gross sind? Warum warten, bis Kindern etwas Schlimmes passiert, lieber vorsorgen? Wer das Wohl seiner Kinder will, kann sich doch daran nicht stören. Und wer sich stört, beweist, nicht das Wohl seiner Kinder zu wollen.

      • 13 sagt:

        @ maia
        Nun, es bestehen keine wirklichen Symptome, dass sie es tut, zumal diese auch schon länger her ist. Sie versteht sich auch super mit dem neuen Partner der Mutter und seiner Familie. Nur dass gerade in der Pubertät Eltern oft ein Machtwort sprechen müssen, gefällt ihr nicht und so umgeht sie dieses.

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Martin Frey
      da habe ich einen Vorschlag: zwingende Mediation/Trennungsbegleitung durch Fachpersonen nach dem ersten fehlgeschlagenen Besuchstermin, am liebsten schon ab Einreichung der Trennung.

      Betroffene müssen sich damit konfrontiert sehen dass es nicht nur Privatsache ist, denn im schlechteren Fall ist der Preis für Alle viel zu hoch.

      Dazu braucht es dringend einen Bewusstseinswandel und daher plädiere ich einmal mehr für Prävention in Form von Angeboten zur Partnerschafts&Familienunterstützung/Stärkung.

      • tina sagt:

        ich glaube, am meisten hat mir ein mediator geschadet, der meinen ex in der sitzung einfach ungebremst wüten liess verbal. wohl in der annahme, dass man den armen mann mal zu wort kommen lassen muss. und solche situationen gab es bestimmt hunderte. für mich war das einfach einmal mehr, wo ich vor publikum sozusagen vergewaltigt wurde. der fachmann grinste noch dazu. danach hatte ich einen heulkrampf, aber das war ja nicht das erste mal. allein natürlich. bevor ich wieder zu den kindern ging oder arbeiten.
        bildet euch doch nicht immer ein, mit dem beizug von fachpersonal sei alles gut.

      • tina sagt:

        der mediator hat danach seinen fehler bemerkt und sich wirklich sehr entschuldigt. immerhin. du denkst vielleicht, dann wäre alles gut. aber wenn du eh schon am boden bist, dann erträgt es sowas einfach nicht auch noch. schon gar nicht von einer fachperson. ich hatte grosse hoffnungen in die mediation, da schmeisst man sich rein, da ist man offen. umso tiefer triffts einen

      • Brunhild Steiner sagt:

        @tina

        es tut mir leid für Sie dass Sie an einen überforderten Mediator geraten sind, wie in allen Berufen sind leider nicht alle „top“.

        ABER, ja, ich denke nach wie vor dass es der Entlastung dienen kann wenn Betroffen von Beginn weg wissen: „dieser Trennungsprozess wird begleitet werden, wir werden nicht alleine gelassen wenn wir nicht zu gütlichen Lösungen kommen. Und zwar nicht erst dann wenn schon zuviel Scherben rumliegen“.

      • tina sagt:

        das war ein sehr guter mediator. er hat sich einfach verschätzt. das passiert aber halt leicht. ist auch nicht so, dass nicht versucht hätte, lange vor der trennung mit fachleuten die lage zu retten und die kurve zu kriegen (ich, weil mein damaliger mann halt schon ausser betrieb war, aber das war niemandes schuld und sah man auch nicht kommen. es war ein zusammenbruch, und wie wir alle wissen, kommen zusammenbrüche nicht selten vor).
        es ist ja sowieso nicht so, dass eine trennung privatsache ist. es war ein riesen schock, festzustellen, dass ich statist bin bei meiner eigenen scheidung.
        ich fände ein wenig weniger hochmut seitens jener mit zufällig gelungenen lebensläufen nicht verkehrt. vom hohen ross fällt sichs tief (und ja, ich weiss selber, dass glück nur ein faktor ist)

      • tina sagt:

        welche kosten für die gesellschaft meinst du eigentlich, brunhild? die rechnung für die scheidung selber ist lächerlich klein und kann wohl von den meisten selber bezahlt werden.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @tina

        an wen geht das „hohe Ross“?
        Mit den Kosten meine ich eigentlich vor allem die langfristigen für alle Beteiligten, besonders alle Folgekosten für Kinder die unter schlecht laufenden Trennungs/Scheidungsverfahren leiden und viel Ballast in ihr weiteres Leben mitnehmen, also nicht nur materielle Aufwendungen sondern auch immatrielle Schäden.
        Plus die üblichen bekannten Folgen wenn plötzlich zwei Haushalte finanziert werden müssen, Armutsrisiko, Gesundheitsrisiko und mehr.

      • tina sagt:

        brunhild. hohes ross: wenn jemand wie du hier beispielsweise solche ideen ausformuliert, wie, trennungen seien nicht privatsache.
        wenn man so denkt wie du, müsste man doch zum schluss kommen, dass beziehungen (jeglicher art) keine privatsache sein dürften, weil sie ja kosten für die allgemeinheit erzeugen könnten. und wo du schon da bist in gedanken: da könntest du ja gleich zum schluss kommen, dass alles, was die allgemeinheit kostet, keine privatsache ist. ja, man kann so denken. da macht ja auch big data sinn….. mich schaudert dabei jedenfalls. zum glück läuft es in diesem land anders. kosten für die allgemeinheit: zum glück zahlen alle so gern steuern…..

    • Sportpapi sagt:

      Eigentlich ist die Botschaft ja: Wer sich noch nicht getrennt hat, der hat sich einfach noch nicht getraut. Denn auch bei den nicht getrennten Familien läuft es schief. Und die Entwicklung also: Spätestens nach 10 Jahren muss die Trennung her, und vermutlich noch applaudiert werden dazu.
      Ernsthaft jetzt: Die steigende Trennungsrate halte ich, gerade mit Blick auf die Kinder, nicht für eine positive Entwicklung. Und nein, die Alternative sind nicht zwingend verkrachte, leidende Eltern, das das Leben der Kinder noch viel mehr beeinträchtigen.

      • 13 sagt:

        @ SP
        „Und nein, die Alternative sind nicht zwingend verkrachte, leidende Eltern, das das Leben der Kinder noch viel mehr beeinträchtigen.“
        Nicht zwingend, aber möglich….

        Ansonsten: Die Botschaft kenne ich so nicht. Wo hört man denn diese?

      • Sportpapi sagt:

        @13: Hier. Im Ursprungstext. Jedenfalls kann ich das nicht anders interpretieren.

      • 13 sagt:

        Wo denn? Ich lese diese im Text nicht…

  • Sportpapi sagt:

    Schon wieder sind wie also ein Entwicklungsland. Steinzeit fehlte noch. Obs immer so schlimm ist?

    • Muttis Liebling sagt:

      ‚…Film «Where We Belong» an der Berlinale Premiere feiern durfte, was für alle Beteiligten für grosse Aufregung sorgte und die Eltern meiner Kids …‘

      Nein, die Geschichte handelt irgendwo im englischsprachigen Ausland. Schweiz kann nicht gemeint sein. Kids gibt es hier nicht.

    • 13 sagt:

      Können wir nicht über Kinder anstatt über die verletzten patriotischen Gefühle Erwachsener sprechen? Ja, der Satz ist fragwürdig, aber geht es hier wirklich um diesen?

      • Sportpapi sagt:

        @13: Es hat eigentlich wenig mit patriotischen Gefühlen zu tun, sondern mit Kritik an der Grundhaltung. Persönlich würde ich es begrüssen, wenn man eine Trennungsquote von 50 Prozent nicht als gegeben, modern oder gar erfreulich (endlich können die Frauen frei entscheiden…) bezeichnen würde, sondern als ernsthaftes Problem, insbesondere für die Kinder. Aber auch für die Gesellschaft, die finanziell teilweise auch in die Bresche springen muss.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Die Scheidungsquote (nicht Trennungsquote!) betrifft ja nicht allesamt Familien mit Kindern, sondern sehr oft kinderlose Paare, teilweise auch Paare mit erwachsenen Kindern. Zudem sinkt sie ja seit Jahren und beträgt inzwischen einiges unter 50%. Gesamt betrachtet sind aber 50% aber sehr tief. Bei einem Durchschnittsheiratsalter um die 30 und einer Lebenserwartung von über 80 bedeutet das, dass mehr als die Hälfte der Ehepaare es schaffen, 50 Jahre und mehr verheiratet zu bleiben, auch dann, wenn sie es heute eigentlich nicht mehr müssten. Das ist doch beachtlich.

        Niemand würde wohl eine Senkung negativ betrachten, aber wie sollte das Deiner Meinung nach gehen? Wer entscheidet, welche Ehe geschieden werden sollen, welche nicht? Scheidung nur bei guten Gründen wie früher?

      • Sportpapi sagt:

        @13: Das entscheiden nach wie vor nur die Beteiligten. Selbst dann, wenn sie sich eine Scheidung eigentlich gar nicht leisten können.
        Aber die Einstellung/Haltung zum Thema Partnerschaft ist nun mal mitentscheidend. Es macht einen Unterschied, ob man heiratet „bis dass der Tod uns scheidet“ und man als Konsequenz sich ständig bemühen muss, diese Partnerschaft sinnvoll am Leben zu halten. Oder ob man immer in Optionen denkt, von Lebensabschnittspartner spricht und die Scheidung als neues normal betrachtet.
        Insofern doch, gerade mit Blick auf die Kinder, dürfen die Erwartungen an die Eltern doch grösser sein, als sie aktuell sind, Stigma hin oder her. Und das heisst eben auch, nicht immer so zu tun, als wäre die Scheidung als „kleineres Übel“ quasi immer zum Wohle der Kinder.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Gerade wenn das Zusammenbleiben „nur“ eine Option ist, bemüht man sich, dass es klappt. Niemand wünscht sich eine Scheidung. Wer heiratet, bis dass der Tod die Ehe scheidet, muss ja nichts an der Beziehung machen. Heirat reicht. Nun, ich bin lieber mit meinem Mann zusammen, weil ich mich hier und heute und immer wieder (unbewusst) für ihn entscheide und er für mich als darum, weil wir das vor 13 Jahren mal so versprochen haben.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Das kann man auch so sehen.

  • Muttis Liebling sagt:

    «Trennungen werden noch immer tabuisiert»

    Nein, es gibt seit Jahrzehnten keine Tabus mehr. Leider muss man sagen, aber die Kultur ist eben dahin gestaltet worden, alles irgendwie zu normalisieren. Das Wort ‚Tabu‘ benutzt nur noch die stark zunehmende Kategorie der Aufmerksamkeitshascher.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Tabu ist die falsche Wortwahl.
      Es wäre schön, wenn Journalisten sich etwas mehr mit Sprache beschäftigen würden.
      Es geht nicht um Tabu, sondern eher um mangelnde Perspektive und oberflächliche Verarbeitung.
      Aber, was man nicht versteht, etikettiert man einfach mit einem Wort, das man ebenfalls nicht wirklich versteht.

      • Muttis Liebling sagt:

        Ja, nur mal zur Erinnerung:

        ‚…Tabus sind unhinterfragt, strikt, bedingungslos, sie sind universell…‘ steht dazu sogar auf Wikipedia. Tabus sind ausserordentlich starke Regelwerke, die in Europa nach 1945 als Ausdruck eine Art Neoaufklärung regelrecht geschliffen wurden. Das war falsch, aber ist erst einmal der Status quo.

        Eine Kultur braucht starke Regeln, die unhinterfragt, strikt, bedingungslos, universell sind. Die auch dann gelten, wenn kaum jemand die versteht oder will. Tabus kann man nicht demokratisch legitimieren, was ganz wichtig ist.

        So schwache Regeln wie im Blog beschrieben, erreichen nicht mal den Sockel eines Tabus.

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