Schulzuteilung per Algorithmus?

Ob eine Schule 20 oder 80 Prozent Ausländeranteil aufweist, wirkt sich auf das Leistungsniveau aus. Foto: Ennio Leanza (Keystone)
Als ich in die erste Klasse kam, war die Sache mit der Zuteilung ziemlich simpel. Ich wuchs in einem Dorf auf, und es war von vornherein klar, in welchem Schulhaus ich landen würde, denn es gab nur eines. Die einzige Frage war also, auf welche Lehrperson ich treffen würde.
Heute wohne ich mit meinen Kindern in einem grösseren Ort mit mehreren Kindergärten und zwei Schulhäusern in der näheren Umgebung. Alle sind von der Distanz her gut machbar. Doch während man den einen Kindergarten nach einem Spaziergang durchs Quartier erreicht, gelangt man nur über einen steilen Waldweg zum anderen. Grund genug, dass die Eltern aus unserer Nachbarschaft sehr erpicht darauf sind, dass ihre Kinder im erstgenannten Chindsgi landen. Auch ich habe bei Tochter und Sohn jeweils vor dem Kindergartenstart ein Gesuch an die Schulleitung geschrieben und wurde glücklicherweise erhört.
Die Mischung machts
Künftig könnte das ganz anders ablaufen. Wie die «SonntagsZeitung» berichtete, arbeitet ein der Universität Zürich angeschlossenes Forschungszentrum zurzeit daran, einen Algorithmus zu programmieren, der die Kinder den Schulhäusern zuteilt. Der Grund: Besonders in grossen Städten wie Zürich sind die Schulklassen sozial schlecht durchmischt. Am Zürichberg etwa machen fremdsprachige Kinder und solche aus bildungsfernen Familien weniger als 20 Prozent der Schüler aus. In anderen Quartieren hingegen finden sich 75 Prozent Fremdsprachige pro Klasse. «Das ist problematisch, weil sich die soziale Zusammensetzung von Schulen nachweislich auf die Leistungen der Schüler auswirkt», sagt Projektleiter Oliver Dlabac gegenüber der «SonntagsZeitung».
Nun kann man die Kinder natürlich nicht jeden Tag quer durch die Stadt jagen, bloss um die Klassen besser zu mischen. Es braucht also ein ausgeklügeltes System, damit einerseits eine gute Durchmischung stattfindet, andererseits aber auch die Schulwege in einem zumutbaren Rahmen bleiben. Der Algorithmus wurde deshalb nicht nur mit Volkszählungsdaten gefüttert, sondern auch mit Infos zur Verkehrsbelastung, zum Trottoirnetz, zu Unterführungen und Fusswegen. So soll die optimale Verteilung der Kinder berechnet werden.
Jedes Kind soll die gleiche Chance bekommen
Die Grundidee gefällt mir. Denn jedes Kind sollte in der öffentlichen Schule dieselben Chancen bekommen, und wenn eine bessere soziale Durchmischung dazu beiträgt, ist eine solche auf jeden Fall anzustreben. Ausserdem tut es Kindern meiner Meinung nach sowieso gut, mit unterschiedlichsten Menschen aufzuwachsen und so Fremdem gegenüber offenzubleiben.
Und doch bleibt da ein Aber. Denn wenn nur noch aufgrund von Daten entschieden wird, kann auch ganz viel kaputtgehen. Ein Kind verliert vielleicht seine ganze schulische Motivation, wenn es als Einziges aus dem Freundeskreis ins weiter entfernte Schulhaus zugeteilt wird. Eine Familie ist plötzlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, wenn die Kinder zum Wohl der Durchmischung in verschiedene Schulhäuser und folglich auch unterschiedliche Horte eingeteilt und am Abend an diversen Orten eingesammelt werden müssen. Und bloss weil ein Kind auf dem Papier gut ins Schulhaus im Nachbarsquartier passen würde, ist es vielleicht aufgrund seiner Persönlichkeit überhaupt nicht dafür gemacht, jeden Morgen diesen Weg auf sich zu nehmen.
Gesunden Menschenverstand miteinbeziehen
Wenn man tatsächlich mit dem Algorithmus zu arbeiten beginnt, wäre es meiner Meinung nach deshalb wichtig, den Menschen immer noch mitreden zu lassen. Also Einschätzungen von bisherigen Lehrpersonen miteinzubeziehen und berechtigte Anliegen der Eltern nicht mit Zahlen und Formeln abzuschmettern.
Wie sehen Sie das?
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115 Kommentare zu «Schulzuteilung per Algorithmus?»
Soziale Durchmischung ? Sind wir ein kommunistisches Land ? Seit eh und je hat es 3 Klassen gegeben. Nun will man dies künstlich ändern ? Ich glaube keine Sekunde dass dies ein Erfolg wird ! Zu viele Erziehungsverschiedenheiten usw.
Diese ewigen Weltverbesserer, jetzt spielen sie auch noch mit dem Kinderschicksal, unter dem Vorwand, das bisherige Schicksal in ein besseres (hier: durchmischteres) Schicksal zu verwandeln, ohne zu begreifen, dass es einfach neue Probleme geben wird, von denen wir noch nicht mal eine Ahnung haben. Ich möchte nicht, dass solche Entscheide durch Algorhythmen (oder durch Losziehung, auch ein Algorhythmus übrigens) gefällt werden. Es sollen jene dorthin kommen, die dort wohnen und jene, die sich um einen Schulort bemühen. Für alle anderen ist Pech, die müssen sich halt später hochkämpfen. Das ist auch gut für die Gesellschaft.
Klar, die (obere) Mittelschicht wird immer ein paar Haken finden, um keinen Beitrag zu gerechteren Bildungschancen für alle Kinder, die hier aufwachsen, leisten zu müssen:
die Angst der Minderung der Chancen der eigenen Kinder ist zu gross (oder die Bereitschaft, mehr zur Chancengleichheit beizutragen echt zu klein).
Meine inzwischen erwachsenen Kinder hatten in Schwamendingen-Mitte alle Chancen, nicht aber ihre Gspöndli, die, obwohl hier geboren, schon nur die Sprache nicht richtig lernen konnten, da dies die schlechte Durchmischung nicht zuliess. In den umliegenden (nahe gelegenen) Schulhäusern in den „besseren“ Gebieten (Unterstrass + Oerlikon) war die Durchmischung umgekehrt proportional. Ich bin überzeugt, dass mit einer guten Durchmischung allen Kindern gedient gewesen wäre.
ligo : die Erziehung dieser Kinder ist nicht dieselbe. Sozialklassen zu vermischen das geht nie ! Oder dann braucht es mehrere Generationen.
Klar bin ich nicht bereit die Schulbildung und damit die Zukunft meiner Kinder für irgendwelche Sozialexperimente zu opfern – da können sich gerne jene vordrängen, die die Zustände zu verantworten haben, welche in weniger privilegierten Schulkreisen herrschen.
Abgesehen davon ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder in ein nahe gelegenes Schulhaus zur Schule gehen können, wo sie den Schulweg zu Fuss zurücklegen und Freundschaften zu Kindern aus ihrer Nachbarschaft knüpfen können.
@Martin Maletinsky: Von was für Sozialexperimenten sprechen Sie? Es findet einfach eine Schulzuteilung statt, wie seit eh und je. Nur vielleicht etwas objektiver und mit mehr Kritierien.
Und wer ist denn zuständig für die „Zustände“ in jenen Schulkreisen? Die Immobilienbesitzer? Die Politiker, die Integrationsmassnahmen verweigern? Oder wer?
Klar, wer weiss besser als ein Algorithmus, was gut für die Kinder ist! Es ist doch eigentlich eine Frechheit, wenn sich irgendwelche „Forscher“ erdreisten, ihre Experimentierfreudigkeit an Kindern auszuleben, und ihnen ihr Recht auf eine schöne und unbeschwerte Schulzeit im Interesse von irgendwelchen Ideologien vorzuenthalten.
Kinder sollten möglichst nahe ihres Wohnortes zur Schule gehen, um ein soziales Netz mit Kindern zu knüpfen, die sie auch ausserhalb der Schulzeiten sehen können und um den Schulweg in vertrauter Umgebung und zu Fuss zurücklegen zu können. Das hat sich in der Schweiz Jahrzehnte bewährt, ich habe dies selber und bei meinen Kindern so erlebt und sehr geschätzt und gönne dies auch zukünftigen Generationen von Schulkindern (und vielleicht dereinst meinen Enkeln).
@ Martin Maletinsky
Eigentlich haben Sie recht, aber gerade in Städten gibt es halt die Segregation zwischen arm und reich. Die Reichen bleiben in den besseren Vierteln unter sich. Diese fördern ihre Kinder besser. Übertritt ans Gymnasium mit nachfolgenden Studium ist fast Pflicht. Die Eltern geizen auch bezüglich teuren Nachhilfestunden nicht. Die öffentlich Volksschule hat daher häufig ein höheres Niveau. Während bei der ärmeren Bevölkerung auf die Bildung der Kinder kein Wert gelegt wird. Spreche da aus eigner Erfahrung.
@Leila Taleb: Diese Probleme sind aber durch die heutigen Politiker verursacht. Selber habe ich meine Primar- und Sekundarschulzeit in Obersiggenthal / AG verbracht. Dies war kein speziell privilegiertes Umfeld, die wenigsten Leute dort waren besonders reich und ich würde auch denken, dass der Anteil Akademiker unter den Eltern nicht besonders hoch war. Dennoch habe ich dort eine wunderschöne Schulzeit verbracht und eine erstklassige Schulbildung erhalten, die mich auf den weiteren Bildungsweg ausgezeichnet vorbereitet hat.
Wenn dies heute in weniger privilegierten Quartieren nicht mehr möglich ist, so ist die Schuld bei einer völlig verfehlten (Bildungs-)Politik zu suchen, welche die falschen Prioritäten setzt und sich in Experimente wie diese algorithmische Schulzuteilung verrennt.
Wieder mal ein tolles Beispiel dafür, das jeder Hans und jede Heidi sich berufen fühlt, am Schulsystem rumzuschrauben mit der Begründung, das man selber mal Schüler gewesen ist.
Jetzt eine Schulzuordung nach einem Verteilschlüssel – was dazu führen würde, das Eltern ihren Nachwuchs quer durch die Stadt karren müsste.
Und das vermutlich nicht nur zur Schulzeit, sondern wohl auch in der Freizeit – wenn man sich mal mit seinen Klassenkameraden treffen will beispielsweise.
In der Theorie tönt ein solcher Algorithmus schön und gut. Eine Durchmischung ist aber nicht immer gewünscht (va auf Seite der gutbürgerlichen Mittel- oder Oberschicht). Häufig wählt man zwischen folgen 2 Optionen. 1. Teure Miete, dafür gute öffentliche Schule oder 2. Eher tiefere Miete, dafür Privatschule
Wieso es nicht über das Geld regeln?
Je tiefer der Ausländeranteil, desto tiefer der finanzielle Zustupf.
Ein wenig polemisch ausgedrückt: Die Züribergklasse muss auf der Schulreise nicht die Vierwaldstättersee-Luxusdampfer-Rundfahrt buchen – ein Marsch auf den Üezgi tut es auch – dafür erhält die Chreis-Cheib-Klasse zusätzliche Mittel für Fördermassnahmen…
Die Züribergklasse geht auch in den Wald oder auf den Üetzgi.Es ist eine ganz normale öffentliche Schule.Die Superreichen vom Züriberg schicken ihre Kinder eh auf Privatschulen….
@ Lace
Die Zürichbergschule gilt als beste Primarschule in der Stadt Zürich. Prozentual gesehen ist die Chance um einiges höher das Gymnasium besuchen zu können als an anderen Schulen.
Okeeee, ein bisschen sehr polemisch ausgedrückt 😉
Die erhöhten Gymiquoten liegen nicht an der Qualität der Primarschule. Meine These. Sondern eher daran, dass die Eltern mitbilden und nicht zusehen, wenn die Kinder jahrelang nie einen Aufsatz schreiben müssen.
@Leila Taleb,ja sicher eine der besten der Stadt Zürich.Die Lehrpersonen sehr engagiert,aber vorallem werden die Kinder von den Eltern gefördert und gepusht!Man befindet sich hier schon in einer Blase.Eine Durchmischung täte vielen gut!Aber wohl kaum erwünscht!
@ Mina Peter
Die Qualität des Unterricht wird ja höher, wenn Eltern ihre Kinder puschen. Die Lehrperson muss sich weniger mit „Problemschüler“ herumschlagen und hat dadurch mehr Zeit für die gesamte Klasse und kann auch die „normalen“ sowie die guten Schüler fördern. Ist ein gewisser Anteil der Schüler eher schwach z.B. durch mangelnde Sprachkenntnisse absorbiert dies eine Menge der Zeit der Lehrperson.
Die Kritik zielt ja im Wesentlichen darauf ab, dass die individuellen Bedürfnisse einzelner Kinder nicht angemessen berücksichtigt werden, und dass Geschwister und Freunde auseinandergerissen werden könnten.
Aber im Artikel steht, dass es im Wesentlichen darum geht, die Einzugsgebiete der Schulhäuser etwas zu verschieben bzw. neu zu zeichnen. Also sind die Befürchtungen eigentlich gar nicht gerechtfertigt.
Das passiert aber auch beim herkömmlichen System. Jedenfalls in Zürich. Bei uns werden Gesuche nicht berücksichtigt ausser es geht um wirklich wesentliche Dinge. Geschwister und vor allem Freunde sind kein Grund für ein Gesuch. Finde ich auch richtig. Eltern, die noch bei der Einteilung von 4.Klässlern ein Gesuch schreiben, damit die Kinder keine Strasse überqueren, nicht vom Freund getrennt oder ins gleiche Schlulhaus wie ein Geschwisterkind kommen, verstehe ich eh nicht. Bei Kindergärtner und Erstklässler kann man sich ja noch streiten darüber.. Übrigens werden bei uns auch jetzt schon die Einschätzungen von LehrerInnen mehrheitlich ignoriert (was ich viel problematischer finde, als dass die Gesuche der Eltern nicht erhört werden..)
In unserem Quartier in Winterthur hat die Schulleitung auch schon seltsame Entscheide gefällt. Eine Erstklässlerin musste ins weiter entfernte Schulhaus, der Weg dorthin führte am Quartierschulhaus vorbei (wo auch ihr Bruder zur Schule ging). Die Schulleitung konnte nicht erklären, weshalb man dies so eingeteilt hatte. Es hatte jedenfalls nichts mit Durchmischung zu tun.
Und wieder negative Faktoren durch unkontrollierte Zuwanderung. Das Schulsystem muss umgebaut, die Anforderungen nach unten angepasst werden. Die Kinder der Urschweizer werden zu Integrationshelfer und Sprachlehrern. Auch werden wir dazu gezwungen Kinder welche noch nicht einmal hier gemeldet sind, deren Eltern schwarz arbeiten, zu schulen und für alle Kosten aufzukommen. Ein Umstand welcher sich nur ein absolutes Wohlstandsland leisten kann, das gibt es so nicht oft. Wir sind ein eigentliches Entwicklungsland und der gemachte Vorschlag zielt genau in diese Richtung. Nun werden auch unsere Kinder als Entwicklungshelfer missbraucht und wir Eltern weiter entmündigt. Über diese versteckten Transferleistungen wird aber nie ein Artikel erscheinen. Aus welchem Grund wohl?
Ich kenn mich da nicht aus. Haben Sie als Orientierung irgendwelche Zahlen? Von welcher Menge gehen Sie aus? Und kommen Sie mir bitte nicht mit, jeder Fall ist einer zu viel.
Die Zahlen der Papierlosen werden von den Städten geschätzt. In Basel waren es gegen 7`000 in der ganzen Schweiz werden es mit den Flüchtlingen zusammen mehrere 10`000 sein. Wenn nur 20% davon Kinder sind, reden wir hier nur im schulischen Bereich von mindestens 15`000 Kinder. Wenn ein Kind pro Schuljahr ca. 15K Kostet sind das 225 Mio. welche von den nichtsahnenden Bürgern automatisch übernommen werden. Lehrerhonorar von ca. 180K inkl. Sozialleistungen etc. plus Schulhauskosten etc. Pro Klasse 300K verteilt auf 20 Schüler im Schnitt. Ergibt 15K, das ist inklusive Schulleiter, Abwart, Unterhaltskosten etc. etc. Es handelt sich also um sehr hohe Beträge welche uns abgenommen werden und dies aus meiner Sicht Illegal!
Im Jahre des Herrn 1989 kam Alfonso in unsere 3.Primar-Klasse. Er war ca. Nr. 12 in unserer Klasse, der in die Kategorie Ausländer/Migrationshintergrund fiel. Wohlverstanden: wir sprechen hier von einer Schule auf dem Dorf.
Als Klassenprimus durfte ich, sobald ich mit meinen Aufgaben fertig war, mit ihm Deutsch lernen. Habe mich nicht missbraucht gefühlt. Im Gegenteil.
Also so wahnsinnig „unkontrolliert“ geht es in der Schweiz nicht zu und her.
Wer sich der Illusion hingibt , man könnte jedes Problem (Herausforderung) einfach wegkontrollieren, träumt von einer Diktatur.
Diktaturen haben meist viiiel weniger Ausländer und offiziell kaum Probleme, nur wollen die Nörgler dort dann auch wieder nicht leben.
@tststs
„Als Klassenprimus durfte ich, sobald ich mit meinen Aufgaben fertig war, mit ihm Deutsch lernen. Habe mich nicht missbraucht gefühlt. Im Gegenteil.“
Ich bin nicht der Meinung, dass diese Art der Gleichmacherei erstrebenswert ist. Etwas weniger euphorisch/positiv übersetzt, bedeutet dies nämlich: Der Lehrer/die Lehrerin schiebt eine Aufgabe, für welche er/sie entlöhnt wird, auf eine Schülerin ab. Die Schülerin widerum hat dann durch die Erfüllung dieser Aufgabe keine Zeit mehr sich selbst noch mehr Wissen/Bildung anzueignen.
Röschu – 1. Man lernt am meisten, wenn man andere lehrt. Und 2. mit „Gleichmacherei“ hat das … rein gar nichts zu tun. Eher mit eine Win-Win Situation.
Ist ja schon lustig: Sie argumentieren GEGEN soziale Durchmischung (Fremde?), weil sie gegen „Gleichmacherei“ sind.
Man ist also gegen Diversität, um Gleichmacherei zu verhindern? Hä?
Wir sprechen hier davon, möglichst allen Kindern Chancengleicheit zukommen zu lassen. Das ist ein Grundpfeiler der liberalen Gesellschaft. Es sorgt dafür, dass möglichst alle Talente am Wettbewerb teilnehmen können.
@RoXY
„Man lernt am meisten, wenn man andere lehrt“ Das sehe ich anders.
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„mit „Gleichmacherei“ hat das … rein gar nichts zu tun“
Doch. Das Wissensniveau des schwächeren Kindes wird erhöht, während das Wissensniveau des stärkeren Kindes stagniert. Die beiden Niveaus rücken also näher zusammen, sprich sie gleichen sich an.
@RoXY
„Sie argumentieren GEGEN soziale Durchmischung (Fremde?), weil sie gegen „Gleichmacherei“ sind.“
Es geht um eine zeitliche Abfolge. Soziale Durchmischung ist der Ansatz/Ausgangspunkt. Ziel: Abschaffung der sozialen Unterschiede, die eine Durchmischung überhaupt erst nötig machen. Grundsätzlich bzw. in der Theorie ist dies natürlich zu begrüssen. Wenn die Umsetzung in der Praxis aber dazu führt, dass stärkere Kinder benachteiligt/zurückgebunden werden, dann läuft etwas schief.
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„Es sorgt dafür, dass möglichst alle Talente am Wettbewerb teilnehmen können.“
Alle dürfen (bz. müssen!) teilnehmen, aber niemand soll/darf leistungsmässig herausragen. Ein weiteres Indiz für Gleichmacherei.
@Röschu: Vermutlich haben beide recht. Meine Erfahrung ist auch, dass man viel lernt, wenn man den Stoff weitergeben muss. Aber natürlich sollte das nicht den Hauptteil der Schulzeit umfassen, sondern man sollte auch selber „Futter“ erhalten. In der Regel läuft das auch so.
Wie wird der Fakt berücksichtigt, dass 70-80% des Schulerfolgs das Elternhaus betrifft? Chancengleichheit existiert nicht, denn bereits während der Schwangerschaft kann die Hirnentwicklug beeinflusst werden. Die wichtigsten Determinanten, die Lern- und Leistungsmotivation, Selbstregulation und Attribution entwickeln sich in den ersten Lebensmonaten und-jahren. Für den Schulerfolg ist Intelligenz sekundär und das Hirn entwickelt sich nur optimal wenn das Kind sich anstrengt und in der Zone der nächsten Entwicklung abgeholt wird.
Ähm, soweit ich es verstanden habe, werden die Kinder gemäss ihrem Hintergrund (aka Elternhaus) eingeteilt. ..
Aber ja, wie an anderer Stelle bereits geschrieben wurde: der Begriff „Ausländer“ ist hier schlicht falsch; ein Expat-Kind gehört sicher nicht in diese „gemeinte“ Kategorie…
Das ganze ist viel Aufregung um nichts, denn ehrlicherweise hat so ein Anliegen doch von vornherein keine Chance. Die Leute, die so etwas in die Wege leiten müssten, sind garantiert nicht die Leute, deren Kinder von der Durchmischung profitieren würden. Ich würde daher jede Wette eingehen, dass diese Idee ziemlich bald in irgendeiner Schublade verstauben wird, damit sich die wohlgebildeten Schweizer Eltern in den guten Wohngegenden weiter darüber freuen können, dass ihre Kinder nicht mit den weniger privilegierten in einer Klasse sitzen müssen.
Die Kinder einsammeln? Vielleicht könnte man die Kinder auch einfach selbst nach Hause laufen lassen, ging früher ja auch. Dann würde man den Verkehr entlasten, weniger Kinder gefährden und hätte auch weniger Stress. Dann wäre es auch egal, wo die Kinder zur Schule gehen. Und es muss nicht alles immer perfekt auf jedes Individuum ausgelegt sein, das ist eine gute Schule für später im Leben, wo auch nicht alles immer perfekt läuft.
Ja natürlich, je nach Alter und Weg können die sehr gut alleine nach Hause laufen. Aber nicht jedes KIndsgi-Kind traut sich, am Abend eine halbe Stunde alleine durch die Dunkelheit zu laufen. (Ich rede übrigens von einsammeln zu Fuss…)
Es ist sicherlich ein komplexes, schwieriges Thema. Aber Integration&Förderung sind m.M.n. nicht algorhythmierbar.
Tatsache ist doch, dass mit Zwangsmassnahmen noch selten positive Ergebnisse erzielt wurden. Bleibt auch offen, was in diesem Fall „integriert“ werden soll, ob es ein „besser“ oder „schlechter“ überhaupt gibt. Ist eine erzwungene Durchmischung überhaupt sinnvoll? Das klingt für mich sehr verdächtig nach Sozialismus, der ja historisch nicht gerade als Erfolgsmodell geglänzt hat. Elitenbildung ist bestimmt für die nicht-Dazugehörenden suboptimal, aber es lässt sich wohl in einer freien Gesellschaft nicht verhindern.
Immerhin gilt in der CH jeder Schulabschluss einigermassen gleich (Matura = Matura) – nicht wie im Angelsächsischen. Das muss aufrecht erhalten werden!
@Lina
„Das klingt für mich sehr verdächtig nach Sozialismus, der ja historisch nicht gerade als Erfolgsmodell geglänzt hat.“
Und bist Du nicht willig, so braucht es (sanften) Druck, denn wir wissen am besten, was für Dich gut ist. 😉 Dabei sind gerade auch sozialistische Systeme selber weit weg davon, „elitefrei“ zu sein, im Gegenteil.
Der Ansatz ist meines Erachtens schon falsch. Man muss sich für Chancengleichheit einsetzen und verhindern, dass sich soziale Brennpunkte und Problemviertel überhaupt bilden. Der Staat darf sich auch nicht daraus zurückziehen sondern muss dort mehr präsent sein, wo es brennt, oder halt sonstwie schwierig wird.
Schüler jedoch mit Zwangsumteilung zu beglücken wird nicht nur nicht funktionieren, sondern wäre reine Symptombekämpfung für die Kulisse.
@Martin
„Dabei sind gerade auch sozialistische Systeme selber weit weg davon, „elitefrei“ zu sein, im Gegenteil.“ Das stimmt natürlich.
Das mit der Chancengleichheit ist eben so ein Thema… manchmal frage ich mich, ob wir dort nicht auch häufig die falschen Fragen / Ansätze wählen. Soziale Brennpunkte wird es immer geben. Und die Welt ist im Kern nicht fair und egalitär. Je früher wir dies verinnerlichen, desto besser. Klar sind wir in der CH privilegiert, und können uns daher integrative und fördernde Massnahmen leisten – was ich absolut befürworte. Aber wir müssen uns von der Utopie verabschieden. Evtl. muss man einfach den folgenden Satz als Kernkompetenz im LP21 verankern: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Damit wäre vielen weniger privilegierten schon mächtig geholfen…
@Martin Frey: „Der Staat darf sich auch nicht daraus zurückziehen sondern muss dort mehr präsent sein, wo es brennt, oder halt sonstwie schwierig wird.“
Wobei dann wieder jede konkrete Massnahme bekämpft wird?
Wo sollte denn der Staat aktuell mehr tun? Selbstverständlich ohne irgendwelchen „sozialistischen“ Zwang auszuüben?
„Man muss sich für Chancengleichheit einsetzen und verhindern, dass sich soziale Brennpunkte und Problemviertel überhaupt bilden.“
Total bei Ihnen. Und wie macht man das „am einfachsten“?
Über Bildung. Es ist also nur logisch, dass das ganze Repertoir an Massnahmen schon auf die Kleinsten angewendet wird. Oder anders gesagt: die Durchmischung von Klassen ist per se nicht
nur Symptombekämpfung, sondern packt das Übel an seiner Wurzel.
@Lina Peeterbach: „Tatsache ist doch, dass mit Zwangsmassnahmen noch selten positive Ergebnisse erzielt wurden.“
Diese Tatsache würde ich stark bestreiten! Viele Fortschritte wurden mit Geboten und Verboten erzwungen.
@Sportpapi
Merci, jetzt haben Sie mich tatsächlich ins Nachdenken gebracht. Eine spannende philosophische Frage: wo beginnt die Freiheit des Einzelnen, wie viel Einflussnahme von Autoritäten ist legitim. Wo verläuft die Grenze zwischen Libertarismus und Sozialismus. Warum empfinden wir Bestehendes (z.B. Schulpflicht) als ok, aber Neues (z.B. den neuen Algorhythmus zur Einteilung) als Eingriff? Denn Sie haben natürlich durchaus einen Punkt: Schulpflicht grundsätzlich bspw. ist ein Erfolgskonzept. Ich muss mal noch ein wenig nachdenken, um meine Argumentation zu pointieren…
@Lina: ist denn jede Art von staatlicher Vorgabe Sozialismus? Wie begründen Sie diese Aussage?
@ Frank Lauer
Nein, selbstverständlich ist nicht jede Art staatlicher Regulierung Sozialismus. Aber künstliche, konstruierte, staatlich verordnete „Gleichmacherei“ geht schon in diese Richtung. Mich erinnert es z.B. an die Regelung in der DDR: Wenn die Eltern studiert haben, darf das Kind nicht, und umgekehrt. Übersetzt für das vorliegende Thema geht das (überspitzt ausgedrückt) in folgende Richtung: Wenn die Eltern an der Goldküste wohnen, muss das Kind in eine Brennpunktschule – und umgekehrt. Und das hat für mich durchaus sozialistische Züge.
@Lina Peeterbach: Die Kinder wurden doch schon immer einem Schulhaus zugeteilt, nach bestimmten Kriterien. Nun werden diese allenfalls noch etwas erweitert, bzw. das Einzugsgebiet einer Schule etwas anders definiert. Dabei geht es nicht darum, die Kinder durch die ganze Stadt zu verschieben, sondern unter Berücksichtigung der Erreichbarkeit der Schule Feinkorrekturen vorzunehmen.
Heute werden bei den Klasseneinteilungen, z.B. innerhalb des Schulhauses, doch auch verschiedene Faktoren verwendet, um z.B. eine gleichmässige Verteilung nach Geschlecht, Schulleistungen, Auffälligen, etc. zu erreichen. Das ist doch nicht Sozialismus, sondern nur gesunder Menschenverstand.
@SP: Absolut nichts gegen gesunden Menschenverstand. Aber wenn doch alles sowieso schon passiert, was ist dann beim neuen Verteilkonzept anders? Im Moment liegt ja trotz allem der Schwerpunkt auf der geographischen Nähe / Erreichbarkeit zu Fuss. Wenn ich den Artikel richtig verstehe, soll dies nun zugunsten einer sozialen Durchmischung (was immer das ist) aufgeweicht werden. Und doch, ich empfinde dies als sozialistische Tendenz: Was nicht gleich ist, wird gleich gemacht, wenn nötig eben entgegen dem gesunden Menschenverstand (geographische Nähe). Mal davon abgesehen, wie auch schon mehrmals kommentiert: Wer immer es kann, wird sich definitiv dagegen wehren, dass die eigenen Kinder ins weiter entfernte und dazu noch sozial „schwierigere“ Schulhaus geschickt werden.
Lina hat schon recht, SP. Wenn Kinder durch die ganze Stadt herumgescheucht werden, nur weil gewisse Gremien sich damit eine Gleichmacherei (natürlich immer nur zu Gunsten von Brennpunktklassen und -bezirken) erhoffen die als nicht existierende Gleichstellung verkauft wird, dann liegt der Fokus nicht mehr beim Wohlergehen des Kindes, oder des Klassengefüges, sondern bei sozialpolitischen Zielen. Und das ist nun mal ein Paradigmenwechsel, mit sozialistischem Touch (Gleichmacherei, keine Eliten/Klassen/Schichten, dirigistischer Zwang von oben).
@Lina Peeterbach: Neu ist, dass weitere Faktoren einbezogen werden, und dass es objektiver abläuft.
@Martin Frey: Durch die ganze Stadt herumgescheucht werden?
Beschrieben wird die konkrete Handlung: Es werden die Grenzen der Einzugsgebiete verschoben um „Strassenblöcke“.
Und, Zitat: „Es geht uns nicht darum, die Kinder mit öffentlichen Verkehsmitteln oder Schulbussen in andere Quartiere zu verfrachten, sondern um kleinräumige Anpassungen.“ Deshalb werden extra auch Verkehrswegfaktoren erfasst.
Ziel bleibt der Schulweg zu Fuss.
Fakt ist aber, dass es in Zürich Schulhäuser in nächster Nähe zueinander gibt, die ganz unterschiedliche Schülergruppen aufweisen. Da könnte man wirklich etwas machen, und es wäre sinnvoll.
Aber offenbar getrauen sich die Politiker ja gar nicht.
Ach ja, noch etwas letztes: „nicht beim Wohlergehen des Kindes, oder des Klassengefüges, sondern bei sozialpolitischen Zielen.“
Würde mich interessieren, wo da der Unterschied besteht. Sozialpolitische Ziele dienen dazu, das Wohlergehen der Menschen, hier Kinder, zu verbessern. Allerdings natürlich nicht auf das einzelne Kind bezogen.
@SP
„ Würde mich interessieren, wo da der Unterschied besteht.“
Ganz einfach, bei sozialpolitischen Zielen geht es nicht mehr darum, eine Klassenzusammensetzung nach für die Kinder wichtigen Kriterien festzulegen, sondern um zb ein Quartier aufzuwerten, heikle Konstellationen in Schulhäusern zu entschärfen, usw. Wie bereits erwähnt.
Dies wäre insofern ein Paradigmenwechsel, weil das Leitkriterium nicht mehr das Wohl der Kinder in der möglichst sinngebenden Klassenzusammensetzung wäre.
Dass man Parameter etwas verschiebt und Einzugsgebiete punktuell erweitert wäre wohl noch kein Stein des Anstosses. Naiv nur wer glaubt, dass es dabei bleibt.
Nochmals, in aller Form und Deutlichkeit: es ist nicht Aufgabe unseres Nachwuchses, für die Stadt sozialpolitische Probleme zu lösen.
@Martin Frey: Verstehe ich sie richtig? Es dient NICHT dem Wohl des Kindes wenn das Quartier in dem es lebt aufgewertet wird oder „Heikle Konstellationen in Schulhäusern entschäft“ werden?
@Martin Frey: Ich kann nicht folgen. Nein, es geht doch nicht um Quartieraufwertungen und dergleichen. Abgesehen davon, dass in Zürich sowieso viel zu wenige Schulhäuser stehen und sie mit bauen immer hinterherhinken, weshalb immer häufiger in Pavillions unterrichtet wird und sowieso die Einzugsgebiete in Bewegung sind. Natürlich geht es insbesondere um „das Wohl der Kinder in der möglichst sinngebenden Klassenzusammensetzung.“ Nun Kinder hier im Plural, nicht auf jedes einzelne Kind bezogen. Es geht also darum, dass alle Kinder in einer guten, lernfördernden Umgebung in die Schule dürfen. Ich verstehe gerade nicht, was daran so schwierig zu verstehen ist.
@maia/SP
Zumindest nicht zwingend. Es geht um den Fokus, der nicht mehr beim Kind/bei der Klasse liegt.
Ein „blödes“ Beispiel: wenn es einen neuen Kreisel und Bäume vor dem Schulhaus gibt, wird auch das Quartier aufgewertet, das Kind hat aber deswegen nicht zwangsläufig etwas davon. Oder wenn die Schulsozialarbeit mehr in Drogenprävention investiert/Veranstaltungen durchführt, wo ist dann der direkte Benefit der Kinder, die das nicht tangiert?
Den Ansatz verstehe ich schon, ich wehre mich lediglich gegen die Gleichung (Gleichsetzung). Nur weil es dem abgehängten Brennpunktkind (vielleicht!) mit der Massnahme besser geht, heisst das noch lange nicht, dass das für mein Kind, und dessen Klasse, von Vorteil ist.
Die Prioritäten der Stadt sind anders gelagert als die der Eltern.
Tönt natürlich auf den ersten Blick nachvollziehbar, aber eben nur auf den ersten, denn zwei Probleme stechen halt sofort ins Auge. Das erste nennen Sie schon selber. Man will angeblich Durchmischung, aber nur dann, wenn alle anderen Faktoren wie Schulweg etc. für einen selber immer noch super sind. Nun, das geht eben oft nicht. Unsere Gemeinde hat aufgegeben, Gesuche entgegenzunehmen. Es gibt einfach eine Einteilung und gut ist. Dass man Kinder nicht kreuz und quer durchs ganze Dorf schickt, weiss ja die Schule selber und achtet darauf. Nachgefragt, was besser wäre, wird nur, wenn die Frage im Raum steht, ob Geschwister zusammen in die Klasse kommen oder nicht.
Das zweite Problem sprachen etliche hier an: Woran machen Sie denn „andere Kultur“ oder „andere Schicht“ fest? Sprache? Ok, ja da macht die Durchmischung teilweise Sinn, wobei von den Sprachkenntnissen auf soziale Schichten zu schliessen, gefährlich sein dürfte. Gilt dann das Kind eines Expats als bildungsfern?
Name? Aussehen? Was soll das aussagen?
Sollte man bei der Einschulung die Lebensläufe und Lohnabrechnungen der Eltern beilegen? Oder von ihnen einen IQ-Test verlangen? Ein Test in Allgemeinbildung?
@13
Natürlich ist die Gleichung „fremdsprachig = bildungsfern“ absoluter Blödsinn. ABER: Sprache ist ein wichtiges, wohl sogar DAS zentrale Element, wenn es um Chancengleichheit in Sachen Bildung geht. Bevor ein Kind in eine reguläre Klasse eingeteilt wird, sollte daher mMn zunächst sichergestellt werden, dass das Kind sattelfest in der Sprache ist, in welcher der Unterricht (hauptsächlich) durchgeführt wird.
.
Oder anders ausgedrückt: Was nützt es dem genialen, polnisch sprechenden Wunderkind, wenn es über Wochen/Monate nichts vermittelt bekommt, weil der Unterricht komplett in deutsch stattfindet.
@ Röschu
Ich bin zu 100% einverstanden und befürworte auch zeitlich begrenzte Integrationsklassen, die den Spracherwerb zum Ziel haben. Ich habe sogar selber eine solche besucht und startete danach natürlich mit ganz anderen Voraussetzungen in die nächste Klasse. ABER mit „sozialer Durchmischung“ hat das wenig zu tun, da das Sprachproblem das eritreische Flüchtlingskind gleich wie das Kind des Genfer Professors treffen kann. Man sollte das eine nicht mit dem anderen vermischen.
@13: Ein Dauerproblem, dass man zwar Chancengleichheit und klare Regeln, die für alle gleich gelten, möchte.
Aber nicht zum eigenen Nachteil, selbstverständlich.
Und eigentlich ist es ja auch nicht zielführend, wenn das Übermass an Gesuchen letztlich dazu führt, dass diese nicht mehr angeschaut werden.
Zum zweiten: Ganz so unmöglich wie dargestellt ist es ja nicht, und schon heute wird die Klassen- und Schulhauszuweisung nach bestimmten Faktoren gemacht. Und es gibt später IF-Kontingente, in Zürich QUIMS-Schulen etc., die ebenso darauf aufbauen.
@ Sportpapi
Das ist die offizielle Haltung der Schule, die ich gut nachvollziehen kann, denn letztlich bedeutet ein Gesuch, dass man es der Schule nicht zutraut, selber auf XY zu kommen. Wie oben mit dem Schulweg und das obwohl beide zumutbar wären. Ob es gar nicht gelesen wird, glaube ich in der Praxis gar nicht, aber da ich Gemeinden kenne, wo es soviele Gesuche gibt, dass das eigene Kind im Nachteil ist, wenn keines gestellt wird, finde ich die Aussage gut.
Natürlich kann man irgendwelche Kriterien beiziehen, nur werden diese nie ganz aufgehen, es sei denn man macht Einschulungstests, wo ein*e Schulpsycholog*in alle Kinder vorab anschaut und einen Bericht abgibt, wie es andere Länder kennen. Ob man das wirklich will, ist eine andere Frage.
Mein eigenes Kind kam so z. Bsp. auf die DAZ-Liste. Das konnte natürlich schnell aufgelöst werden. Aber vermutlich wird es mittels irgendwelcher Kriterien als „Ausländerkind“ gezählt, die „soziale Durchmischung“ so geregelt und das obwohl es sich vom Ur-Schweizerkind nur durch den Namen und einige Grundkenntnisse einer Zweitsprache unterscheidet. Die Muttersprache, die Kultur und der Bildungshintergrund ist der Gleiche.
Eine Freundin geriet in Panik, weil ihr mitgeteilt wurde, dass ihr Kind das einzige Schweizerkind und einziges Kind mit deutscher Muttersprache in der Klasse sein wird. Tatsächlich sprachen aber rund 2/3 der Kinder fliessend schweizerdeutsch und waren teils 3. oder sogar 4. Generation in der Schweiz, aber hatten einen ausländischen Namen.
@13: Zuerst kommen die Kinder im Idealfall in den Quartierkindergarten. Da lernt man sie spätestens kennen.
Aber auch danach steht nur im Raum, die Einzugsgebiete der Schulen anders zu zeichnen, und nicht jedes einzelne Kind zuzuweisen, wenn ich das richtig verstanden habe.
Warum dein Kind auf der kommunizierten DAZ-Liste stand weiss ich nicht. Aber es ist klar, dass die Schule einen Pensenplanung vornehmen muss, bevor die Kinder erstmals im Kindergarten erscheinen. Bei uns z.B. wurde mal die Psychomotorik ausgebaut, weil man aus einem bestimmten Quartier (aus was für Gründen auch immer) mehr Handlungsbedarf erwartete. Schulraumplanung funktioniert ja ähnlich, da wo sie überhaupt ernsthaft betrieben wird.
@SP „Ein Dauerproblem, dass man zwar Chancengleichheit und klare Regeln, die für alle gleich gelten, möchte.
Aber nicht zum eigenen Nachteil, selbstverständlich“.
Die Frage ist doch auch, wie man Chancengleichheit definiert. Man könnte auch sagen in der Schweiz herrscht bereits Chancengleichheit, da die Volksschule für alle offen und sogar obligatorisch ist. Nun liegt es am Einzelnen, aus dieser Chance etwas zu machen.
@ Sp
Nun, Quartierkindergärten werden aus guten Gründen immer mehr abgebaut. Neubauten finden ja immer öfters in Schulnähe statt, was auch Sinn macht. Wir haben hier 5, 3 an einem, 2 am anderen Standort. So kann man durchaus trotz Berücksichtigung des Schulwegs noch andere Kriterien für die Zuteilung beiziehen. Wie der Algorithmus gefüttert wird, weiss ich nicht.
Es war eine schulinterne Liste. Dies weil man davon ausging, dass wir unser Kind aus Nicht-Verstehen des Anmeldetalon nicht angemeldet haben. Dass gleichzeitig schweizerdeutsch als Muttersprache angegeben war, ist ihnen nicht aufgefallen. Gelöscht wurde sie, weil mich eine LP zufällig kannte. Ich erfuhr durch die KLP davon. Das meine ich aber, entweder schaut man bei jedem genau hin oder aber es führt zu Fehlern.
@13: Was sind denn die guten Gründe, Quartierkindergärten abzubauen?
Dies ist fast zwingend, wenn man Basisstufe/Grundstufe einführen möchte, die bevorzugt beim oder im Schulhaus angeboten werden.
Was mit ein Grund war, die Grundstufe in Zürich aus guten Gründen abzulehnen.
@ SP
Die Argumente für die Integration der Kindergärten in Schulnähe sind nicht nur Basisstufen (haben wir hier auch nicht), sondern:
– keine LP ist alleine mit 25 Kindern in einem Gebäude
– die Kindergartenkinder haben auch die Möglichkeit von der Infrastruktur zu profitieren (wie Schulküche, Aula)
– vereinfachte Organisation mit dem Hort
– mehr Möglichkeiten für klassenübergreifende Projekte, auch ohne Basisstufe
– platzsparendere Bauten
– grössere Flexibilität bei Klassenschliessungen/-eröffnungen
– gleicher Schulweg von Geschwisterkinder
– Kinder gewöhnen sich schon an Weg, Schulareal etc., was die Einschulung erleichtert
Gerade mit LP21 und Stufenlernziele macht die Separation keinen Sinn.
„Ausserdem tut es Kindern meiner Meinung nach sowieso gut, mit unterschiedlichsten Menschen aufzuwachsen und so Fremdem gegenüber offenzubleiben.“ Halte ich für eine im Kern rassistische Aussage: Unbekannte Schweizer Kinder sind einem Kind nicht weniger fremd, als unbekannte Kinder mit Eltern einer anderen Nationalität. Der Satz suggeriert, es gäbe Unterschiede zwischen Schweizer und anderen Kindern: Die Schweizer Kinder seien einem Kind vertraut, die mit ausländischen Eltern seien unterschiedlich, unbekannte, fremde Wesen.
Gerda zum vergangenen Wochenende war ein Artikel in der Baz, über eine vor knapp hundert Jahren gegründete Wohnbaugenossenschaft für Familien mit vielen Kindern (also untere Mittelschicht), „Chindlihäuser“: Die bereits bestehende Wohnbaugenossenschaft daneben, war gar nicht erfreut über den Plan: „….so ist doch andererseits die Gefahr einer unangenehmen Nachbarschaft für unsere Genossenschaft vorhanden.“ Man wollte sich sozial gegen unten abgrenzen, heute sind unten Ausländer, die sind gemeint, von denen will man sich abgrenzen, die Ausländer oben, die Kinder der Expats am Züriberg oder auf dem Bruderholz sind kein Problem, die sind nicht fremd, die sind reich wie wir!
Sehr scharfsinnige Beobachtung!
Gut erkannt, Anh Toàn! Das ist der alltägliche Rassismus, der in uns steckt, und dessen wir uns meist nicht bewusst sind. Er ist seit Generationen tief in unserer Sprache und Denken verankert, so dass er oft auftaucht, ohne dass der/die Träger/in sich dessen bewusst ist. Dass er aber heute in einem journalistischen Beitrag auftaucht, ohne dass das dem/der Schreiber/in auffällt, geht nicht.
Der gesamte Artikel ist ein Schnellschuss. Thema aufgeschnappt, über Thema geschrieben. Etwas mehr Mühe und Überlegung wäre mehr als angebracht.
Ebenso kritisch sehe ich die Behauptung, dass es Schulen mit 75% fremdsprachiger (oder bildungsferner, um hier im Sinne des Artikels zu bleiben) gäbe. Das ist niemals die Regel und kommt, wenn überhaupt, nur in den seltensten Fällen vor.
Meine Güte…..meine Kinder lernen viele andere Kulturen kennen dank der Durchmischung, das habe ich damit gemeint. Andere Feierlichkeiten etc.
Frau Kuster, ich verstehe Sie sehr gut, und eigentlich würde ich wegen einer solchen Formulierung kein Fass aufmachen. Aber im Kontext ist die Frage schon berechtigt: Denn es gibt ja noch viel mehr *Fremdes* neben der Sprache / Herkunft. Schlussendlich ist jede Familie ein eigenes System, und für Kinder ist nur dieses wirklich vertraut. Nur schon wie eine andere Familie ihre Rösti zubereitet kann für Kinder interessant sein. Insofern bleibt m.M.n. die Frage durchaus legitim: was wird denn womit vermischt? Sprachen? Kulturen (Definition?!)? Einkommensverhältnisse? Eigenheime / Mietobjekte? Viele / wenige Geschwister? Dachwohnung / Parterre? Blond / dunkelhaarig? Viel / wenig Gemüse zum Zmittag? Kinder lernen fast überall etwas neues…
Redigieren Sie doch bitte den Artikel, Frau Kuster! Wenn Sie es nicht so gemeint haben, sollten Sie es auch nicht so ausdrücken. „Meine Güte“, sagen Sie? Trifft eher auf Ihren Artikel zu, als auf die nun schon mehrfachen Hinweise auf dieses sehr problematische Zusammenbringen von fremd = ungebildet. Ganz zu schweigen davon, dass der Aufhänger „Schulzuteilung durch Algorithmus“ im Text viel zu wenig ausgeleuchtet wird, der Artikel unausgegoren und oberflächlich ist.
Wenn es um Frau vs. Mann geht, ist der Mamablog sehr pedantisch, wenn es um andere Themen geht, wird er oft sehr oberflächlich.
Ich stimme im Grunde zu, Ahn Toàn. Allerdings möchte ich hinzufügen, dass Sprache sehr wohl verbindet. D.h. die fremden Kinder mit der gleichen Sprache sind weniger fremd als die anderen.
@Toàn: das ist doch sehr aus dem Bauch heraus gedacht. Es kann sein, dass es keine Unterschiede zwischen Schweizer und ausländischen Kindern gibt, es kann aber auch sein, dass es welche gibt, zB bei den Sprachkenntnissen. Ist dann diese Tatsache rassistisch?
Wie erklären Sie einem fünfjährigen Genfer Kind den Unterschied zwischen einem Kind aus dem Rheintal und einem aus dem Vorarlberg. Das eine soll ihm mehr fremd sein als das andere.
Ja, es ist rassistisch, darüber zu reden, dass Ausländer die ortübliche Sprache nicht können, wenn Schweizer die ortsübliche Sprache auch nicht sprechen.
Die Privatschulen werden sich freuen sollte sich dieser Vorschlag durchsetzen. Es wird dann auch viel mehr Fahrkilometer geben, da die Eltern ihre Kiddies zur Schule fahren werden.
Naheliegender wäre es, Vorschulkinder ausbildungsfernen Familien zusammen mit ihren Eltern zu Deutschkursen zu verpflichten. Damit könnten Unterschiede beim Schulstart ausgeräumt werden. Die Lehrerinnen und Lehrer sind mit ihrem Bachelor Diplom eigentlich nicht dafür ausgebildet, fehlende Deutschkenntnisse und fehlende Kenntnisse der hiesigen Kultur beim Schulstart aufzufangen.
Grundsätzlich ist natürlich zu empfehlen, sich um die Sprachkenntnisse der Kinder zu kümmern, bevor sie eingeschult werden und es ist nur zugunsten jeder Gemeinde ein entsprechendes Angebot anzubieten, aber ich frage mich immer, auf welcher Grundlage denn eine solche Verpflichtung basieren kann. Schulpflicht ab 4, aber für fremdsprachige Kinder ab 2? Schulpflicht für Eltern? Wie macht das BS?
schon mal was von DAZ gehört? Deutsch als Zweitsprache, gibts bereits in jedem Kindergarten, von ausgebildeten Fachpersonen.
@ regula
Das ist eben die Frage. Reicht das, wenn es im Kindergarten ist? Seit der Kindergarten verschult wurde und es nun auch im Kindergarten Lernziele gibt, die erfüllt werden müssen, haben die Kinder damit schon genug zu tun und es ist für viele eine Herausforderung auch ohne dass das Erlernen einer Fremdsprache noch dazu kommt. Darum hätte es bestimmt Vorteile, wenn es vorher ist. Insbesondere bei Eltern, die selber Deutsch beherrschen, kann ich es kaum verstehen, dass man sich auf das DAZ verlässt, sowohl für die Kinder, die damit benachteiligt werden wie auch für die Allgemeinheit. Wer es selber nicht kann, bei dem ist es natürlich nachvollziehbar. Im Tessin herrscht eine andere Kultur. Kindergärten wie da, wären hier nicht umsetzbar. Leider.
@13
Es gibt sie leider, die Kinder die bei Kindergarteneintritt wirklich kein Wort Deutsch verstehen, obwohl sie hier aufgewachsen sind. Meines Erachtens sind hier die Weichen bereits falsch gestellt. Von Ausnahmen abgesehen wird nämlich ein solches Kind, welches ja zumeist auch aus einem bildungsfernen Milieu stammt, diesen Nachteil nie mehr aufholen können.
Uns war es sehr wichtig, mit unserem Nachwuchs gar nie auf die DAZ-Schiene zu kommen. Denn nicht nur fehlen die so geförderten Kindern andernorts im Unterricht, sie sind auch früh auf einer Sonderlocke von der manchmal nur schwer herunterzukommen ist, dies je nach Schule, und Auslastung der entsprechenden LP, so mein Verdacht.
Persönlich kann ich nicht verstehen, wie man sich auf so etwas wie DAZ „verlassen“ kann.
@ Martin
Ja. Zwar müssen wir uns zwischendurch Kritik anhöreN, weil sie ihre angebliche Muttersprache so schlecht sprechen (ich kam mit 8 in die CH, habe dann deutsch gelernt, bin zweisprachig, aber in deutsch einiges stärker….was ist also die Muttersprache meiner Kinder?), aber solche Menschen nehmen wir nie ernst. Ich hätte mich geschämt in meiner Situation meine Kinder auf Staatskosten deutsch lernen zu lassen….
Nicht einverstanden bin ich aber mit dem nicht-aufholen resp denke, dass das v.a. von der Bildungsnähe abhängt. Wir kamen mit vielen anderen in den 80er Jahren, eine Gruppe Kinder schon in Schulalter, ohne Deutschkenntnisse (und damals gab es weniger DAZ-Programme), aber aus Akademikerfamilien. Rund 90% dieser Kinder haben heute einen Uniabschluss.
@Martin Frey: Es gibt auch Kinder von gut gebildeten Eltern, die beim Kindergarteneintritt kaum deutsch können. Allerdings sprechen sie ihre eigene Sprache gut (Wortschatz, Regeln), und lernen es dann auch schnell.
@13
„Nicht einverstanden bin ich aber mit dem nicht-aufholen resp denke, dass das v.a. von der Bildungsnähe abhängt.“
Ich sagte ja „von Ausnahmen abgesehen“. Und Du sagtest „aus Akademikerfamilien“. 😉
In Deinen Augen ist das normal und machbar, ich sage dazu nur „Blase“, Begabung und Biss. Aber das Gros der Bevölkerung, für welches Du nicht repräsentativ bist, schafft das nicht.
Selber bilde ich gerade eine junge Frau vom Westbalkan aus, die kam noch später in die CH als Du, mit wenig Ressourcen. Sie spricht bereits Mundart ohne Balkanslang, bis auf den etwas kleineren Wortschatz merkt man nichts. Aber sie hat auch herausragende Eigenschaften.
Auf die Sprüche wg Heimatsprache („kann nicht mal mit der Baka reden“) würde ich pfeifen. Hier ist der Lebensmittelpunkt.
@ Martin
Unsere „Baka“ spricht sehr gut deutsch…Akademikerfamilie, schon vergessen? 😉 Nein, im Ernst: es geht nicht um Blasen, nicht einmal um Zahlen, sondern um Kriterien. Es ist Dein Eindruck, dass nicht-deutschsprechende in erster Linie aus bildungsfremden Familien stammen und Du darum die „Akademikerfamilien“ als „Ausnahme“ betrachtest. Ich sage lediglich, dass dein Kriterium „fremdsprachig“ falsch resp. zweitrangig ist, da „bildungsfern“ viel entscheidender ist. Es ist auch kein Geheimnis, dass Kinder, die ohne Deutschkenntnisse in den Kindergarten kommen, aber aus bildungsnahen Familien stammen wohl immer noch die grössere Chance auf eine höhere Bildung haben als Schweizer Kinder aus bildungsfernen Familien.
@13
Ausnahmen widerlegen die Regel nie, 13, auch nicht in Deinem Fall. 😉 Das Gros der Einwanderung in die CH stellen nun mal keine Akademikerfamilien, sondern sind in relativ vielen Ländern wohl eher eine „Negativauswahl“, wenn schon. Deine Beispiele daher nicht wirklich repräsentativ.
Notabene, ich habe nicht von DAZ Kindern gesprochen, sondern von Kindern die nicht mal Grüezi verstehen, obwohl sie in der CH aufgewachsen sind. Dass diese bessere Chancen auf eine spätere Akademikerkarriere haben als CH-Kinder, glaube ich schlicht nicht. Denn typischerweise geht das Bildungsferne und das Sprachferne eben doch Hand in Hand. Ein Kind, das in der CH aufwächst, und kein Wort einer Landessprache spricht, wurde gezielt abgeschottet. Anders ist dies nicht zu erklären.
@ MF
Nochmals: Es geht mir nicht um die Frage, wie oft beides zusammenfällt, sondern um diejenige, welches Kriterium schwerer wiegt, wenn sie nicht zusammenfallen. Worauf kommt es wirklich drauf an? Und da habe ich eine klare Meinung dazu, nämlich dass der Familienhintergrund viel schwerer wiegt als auf die Sprache. Wo beides zusammenfällt noch mehr, klar. Wir haben hier einen sehr kleinen Anteil fremdsprachiger Kinder, ganz ohne Kenntnisse, aber viele aus schwierigen Familienverhältnissen, darunter sehr viele Schweizer Familien. Diese Kinder werden nie die gleichen Chancen haben, Deutschkenntnisse hin oder her.
„Grüezi“ hingegen ist im schönen Kanton Bern tatsächlich eher seltener 😉
schon mals was von DAZ gehört? Deutsch als Zweitsprache, gibt es bereits in jedem Kindergarten von ausgebildeten Fachpersonen geleitet. Im Tessin gibt es diese Probleme übrigens nicht, weil der Kindergarten ab 3 freiwillig ist, somit können fast alle wenn sie 5 sind Italienisch.
Besser wäre es, den Wohnungsmarkt besser zu regeln. ZB günstiges Wohnen auch am Züriberg zu ermöglichen für Familien mit Migrationshintergrund. Sonst findet entweder eine Landflucht statt oder der Wechsel in Privatschulen, was ich für unser System noch viel schlimmer fände.
Es gibt in jedem Quartier Genossenschaftswohnungen,auch am Züriberg!
Das heisst nicht, dass dort nicht Akademiker drin wohnen…
Ich wehre mich etwas gegen die Gleichung mehr Ausländer-mehr Probleme-tieferes Niveau. Aber klar, tendenziell gilt schon: umso homogener die Zusammensetzung, umso grösser die Gefahr von Gruppenbildungen, umso bildungsferner und umso archaischer, umso schlechter oft auch die Ressourcen. Analog der Gesellschaft an sich gibt es irgendwo einen cutoff wo sich der Integrationsdruck aufzuheben beginnt oder gar ins Gegenteil kehrt. Dies aber allein an der numerischen Zahl festzumachen wäre mE falsch. Ich ging auch in eine Primarschule mit mehr als 50% Ausländern, und es hat weder mir noch meinen Perspektiven geschadet. Aber es waren auch Kinder rechtschaffener Eltern aus Europa, mehrheitlich Italiener, Christen, die in der Schule primär keine Probleme und im Leben etwas erreichen wollten.
Eine gewisse Segregation gab es schon immer, auch vor hundert Jahren gingen die Leute vom Züriberg nicht in dieselbe Schule wie die vom Chreis Cheib. Es wäre aber ein Fehler zu denken, dass die Stadt Zürich das, was sie integrationspolitisch vermasselt hat, nun über die Schulwahl korrigieren kann. Denn auch Cüplilinke im Seefeld wollen nicht, dass ihre Kinder in Problemschulen gehen. Oder anders formuliert: Zum Libanesen essen gehen ist etwas anderes, als mit ihm die Schulbank drücken.
Wenn man derartiges von oben über alle Köpfe hinweg aufoktroyiert, führt dies eher zu noch mehr Segregation: die Idealisten und die Bildungsfernen werden dies akzeptieren, wohingegen der juristische Erklärungsbedarf der Schulen, wie auch die Mitgliederzahlen der Privatschulen explodieren werden.
@Martin Frey: Was hat denn die Stadt Zürich integrationspolitisch vermasselt? Bzw. was hätte sie mehr tun können und müssen?
Und von wegen „Cüplilinke“: Wasser predigen und Wein trinken finde ich auch verwerflich. Aber ob dieser Dauervorwurf an SP-Politiker wirklich angemessen ist? Oder doch mehr ein Klischee?
Wichtiger wäre ja sowieso, „Problemschulen“ zu entschärfen, bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Schülerzuteilung ist ein mögliches Instrument dazu. Was wären denn Alternativen?
@Sportpapi
Klischees haben immer einen wahren Kern, sonst würden sie sich erschöpfen und irgendwann aussterben. Beispiele für die von mir beschriebene Abschottung der Arrivierten in Zürich gibt es zu genüge.
Ich habe an sich keine Einwände gegen Schülerzuteilungen in einem gewissen Rahmen, nur kann das m. E. weder flächendeckend noch pauschal Sinn machen. Bei Problemklassen oder Problemschülern wäre ich jedoch sehr wohl dafür. Nur, dort passiert es nicht. Es kann in meinen Augen nicht sein, dass die Opfer von übergriffigen Schülern das Schulhaus verlassen müssen, und die Täter in ihrem gewohnten Setting verbleiben können.
Jede Provinzschule in kleinen Käffern ist sich bewusst, dass man „schwierige“ aber als Duo/Trio/… infernale eingespielte Schüler trennen muss.
@Martin Frey: Oder Klischees entstehen als bewusste politische Diffamierungskampagne. Gerade wenn es um politische Parteien und Politiker geht.
Sehr problematisch im Artikel ist folgender Satz: „Am Zürichberg etwa machen fremdsprachige Kinder und solche aus bildungsfernen Familien weniger als 20 Prozent der Schüler aus. In anderen Quartieren hingegen finden sich 75 Prozent Fremdsprachige pro Klasse.“
Fremdsprachig und bildungsfern in einem Satz und dann sogar zusammen zu verwenden ist diskriminierend und entspricht nicht der Realität. Es gibt fremdsprachige bildungsferne Familien und es gibt fremdsprachige bildungsnahe Familien. So ein Satz in einem viersprachigen Land? Ah, Züri plant ja auch das Schulfranzösisch abzuschaffen(?).
Der gesamte Artikel kommt etwas abgehoben und elitär daher. Warum sollte ein Algorithmus den Wohnort und die Dauer des Schulweges nicht mit berücksichtigen?
Der Artikel ist zu schnell hingeschrieben.
Genau!
Und wieso soll ein Algorithmus Geschwister in unterschiedliche Schulhäuser und Horte einteilen?
Und wieso jetzt schon das neue Programm kritisieren bevor es getestet wurde?
Die Zahlen stammen aus der SoZ und es gab leider keine weitere Info dazu, wieviele Kinder fremdsprachig sind, wieviele als bildungfern eingeteilt werden. Ich gebe Ihnen recht, fremdsprachig bedeutet bestimmt nicht automatisch bildungsfern.
Ich finde übrigens nicht, dass ich das Programm kritisiere, ich denke nur darüber nach und äussere gewisse Bedenken.
@ Jan Holler
Expats schicken ihre Kinder meist in Privatschulen, da der Arbeitgeber häufig die Schulkosten übernimmt. Die Expats sind auch nur einige (wenige) Jahre in der Schweiz. Danach ziehen die weiter. Ein Besuch in der regulären, Schweizer Primarschule wäre gar nicht möglich (uneinheitlicher Lehrplan, nicht kompatibel mit dem Ausland). Die fremdsprachigen Kinder in der Volksschule stammen halt häufig aus eher bildungsfernen Familien. Politisch wahrscheinlich nicht korrekt, aber….
Wenn man gut durchmischte Schulen haben will
sollte man sich besser für gut durchmischte Quartiere starkmachen!
Nicht nur die Schulen, sondern auch attraktive Treffpunkte ohne Konsumzwang für alle Kinder/Jugendlichen und deren Eltern sind wichtig!
Unser heutiges Konzept von Bodenbesitz in Kombination mit Gewinnmaximierung, Luxussanierungen usw wird das ausgeklügelste Algorithmusprogramm an die Wand fahren…,
anstatt an den Computer zu delegieren längst fällige Massnahmen rigoros durchsetzen und wir hätten kein „Schichtenproblem“.
@Steiner: die Quartiere in Zürich sind gut durchmischt. Die Segregation ist auf einem international minimen Niveau.
Hm. Was wohl berechtigte Anliegen der Eltern sind? Heute ist es doch so, dass eine gewisse Gruppe von Eltern versucht, ihren Kindern durch Gesuche einen Vorteil zu verschaffen. Und dies vielfach auch gelingt, auf Kosten von anderen Kindern, deren Eltern das nicht wollen oder vor allem nicht können.
Scheint mir sinnvoll, dass die Einteilung nach klaren Kriterien passiert. Und dass nur Elternanliegen berücksichtigt werden, die durch diese Kriterien nicht erfasst wurden.
Klar ist hingegen, dass alle Kinder einer Familie in das gleiche Schulhaus sollen. Aber das wird vermutlich eine der ersten einschränkenden Vorgaben sein, die programmiert wird.
Finde es auch ein bisschen befremdlich wie die Autorin sich zwar oberflächlich für Chancengleichheit ausspricht und gesunden Menschenverstand fordert, auf der anderen Seite aber durch ein Gesuch bei der Schulleitung ihren Kindern den komfortableren Kindsgiweg verschafft auf Kosten von bildungsfernen und ausländischen Familien die den Kontakt mit der Schulleitung nicht suchen wollen oder können. Diese „Versuche“ – wie sie es nennen – sich durch Gesuche einen Vorteil zu verschaffen, zieht sich durch die gesamte (obligatorische) Bildungslaufbahn hindurch.
Ich vermute ehrlich gesagt, dass meine Kinder sowieso dort eingeteilt worden wären. Das Gesuch habe ich auch gestellt, weil sie am Mittag in die Kita gingen und dieser Weg vom andere Kindsgi aus nicht machbar gewesen wäre.
Unsere Schule hat uns Eltern in einem anderen Fall übrigens auch schon ganz aktiv dazu aufgerufen, ein Gesuch zu stellen, wenn wir Schule A gegenüber Schule B bevorzugen würden. Das wird also nicht als Einmischung verstanden.
Der Punkt ist, Leute, die sich zu wehren wissen, werden das auch weiterhin tun, und auch die Mittel dafür haben. Leute jedoch, die nicht mal wissen, wie man das Wort „Rekurs“ buchstabiert, geschweige denn gar nicht wagen würden, je das Wort einer Schulleitung oder Behörde in Frage zu stellen, werden wie auch sonst alles hinnehmen was kommt.
In diesem Kontext von Chancengleichheit zu sprechen ist absurd.
Nicht alles was gut gemeint ist, ist auch gut.
Ist das so? Zum einen stand bei uns die Möglichkeit im Raum, dass die Kinder auf unterschiedliche Schulen geschickt werden. Sind sie aber nicht (ohne Gesuch unsererseits). Zum anderen wurde uns mitgeteilt dass Gesuche sowieso nicht berücksichtigt werden. D.h. Eltern haben oftmals das Gefühl, aufgrund ihres Gesuchs etwas erreicht zu haben. Dabei hat der bestehende Algorithmus das gelöst, per Zufall zum Gefallen der Eltern…
@Punix: Die Konsequenz auf ausufernde Gesuche ist es meist, diese grundsätzlich nicht mehr zu berücksichtigen.
Was ja auch nicht gut ist.
Wäre ja interessant zu wissen, nach welchen Kriterien dieses quasi-racialprofiling Programm die Schüler und ihre Elternhäuser beurteilt, um diese danach einzustufen, ob diese einen negativen oder positiven Einfluss auf die Klassenzusammensetzung haben. Allein bleibt es ein Irrglaube, dass die negativen Folgen, verursacht von nichtdurchsetzungsfähige Lehrpersonen und wegsehenden Schulbehörden sowie durch eine Vogel-Strauss Schul-, Sozial-, und Einwanderungspolitik, nun dadurch korrigiert werden könnten, dass man an den Klassenzusammensetzungen etwas herumkittet. Dieses Feigenblattprogramm, welches nun erlaubt, das Problem überhaupt auf den Tisch zu bringen und anzusprechen, wird gar nichts verbessern.
Na ja,gut für Privatschulen!Am Züriberg kostet eine ganz normale 4 Zimmerwohnung 5000.- aufwärts.Teuer Wohnen und dann durchmischte Schulen passt leider nicht!
Da wird, zumindest in Bern, Rot/Grün dagegen sein. Da will man seine Kinder nicht im Westen wissen und lieber vor die Privatschule karren. Sozialen Kontakt will man nur in auserwählten Quartieren und sich selber. Schauen sie mal wie viele Politiker im Westen von Bern wohnen.
Wenn man in den Klassen mit mehrheitlich Kultur-Bereicherern das Niveau heben will, und dazu mehr Einheimische einmischt, würde das aber nur bedeuten, dass die Kultur-Bereicherer „minderwertig“ in Bezug auf die Einheimischen sind. Und es belegt auch, dass alle beteiligten Kulturen ungleich sind.
Desweiteren findet bei den Einheimischen durch die künstliche und stärkere Durchmischung eine Benachteiligung statt.
Ja klar! Machen wir das Leben für Eltern in der Schweiz doch noch unattraktiver! Wir haben es ja nie geschafft annehmbare Lösungen für die Vereinbarung von Beruf und Familie zu erarbeiten, da können wir es ja gleich bleiben lassen und sollten Eltern sowie deren Kinder weiter mit dieser modernen Form der administrativen Versorgung schikanieren. Kontakt zu drei verschiedenen Schulen, Kinder nur noch für Organisationstalente? Irgendwann müssen die unrealistischen Forderungen nach ständiger, pädagogischer Optimierung durch Einzelne aufhören, zugunsten von Eltern, die für ihre Familie beide um 6 Uhr aus dem Haus müssen und einfach froh sind, wenn ihre Kinder unkompliziert und ohne sozialpädagogische Kapriolen normal zur Schule gehen können.