Der Sohn kommt, der Vater geht

Unsere Autorin verliert nur kurz nach der Geburt ihres Kindes ihren Vater – und erkennt die Parallelen von Geburt und Tod.

Niemand kann einen über die Trauer eines geliebten Menschen hinwegtrösten – auch nicht ein Baby. Foto: Getty Images

Nie. Niemals hätte ich gedacht, dass mein kleiner Sohn an seinem 4-Monate-Geburtstag bereits ohne seinen Grosspapi sein würde: Mein Vater ist drei Tage zuvor an einer Lungenembolie gestorben. Total unerwartet. Mit knapp 67 Jahren und einem Sportlerherzen.

Ich war gerade mit meiner Familie unterwegs im Zug, als mich meine Mutter anrief. Hiobsbotschaft: Mein Vater wurde nach einem Herzstillstand ins Kantonsspital geflogen. An jenem Tag und an den darauffolgenden klingelte mein Handy so oft wie sonst nie. Wir bewegten uns zwischen Hoffen und Bangen, das nach sechs Tagen sein Ende fand. Mein Vater ist gegangen. Er, der mit seinen Enkelkindern noch so viel hat erleben wollen: Fussball spielen, wandern oder durch den Wald streifen. Vieles hätte er ihnen erzählen können. Jetzt bin ich es und ihr Nani (meine Mutter), die meinen Kindern von ihrem Grosspapi berichten werden – davon, wie er war und was er gerne mit ihnen unternommen hätte.

Plötzlich scheinen die Rollen umgedreht. Ich leide mit meiner Mutter und mache mir zeitweise Sorgen um sie. Willkommen in der sogenannten Generation Sandwich. Froh bin ich um meine Schwester, die sich um einiges kümmert, und froh darum, dass ihre Kinder bereits grösser sind. Froh auch darum, zu wissen, dass unsere zwei Kinder im besten Falle auch einmal ihre Sorgen um ihre Eltern teilen können.

Meine dreijährige Tochter weiss, dass ihr Nani und ihre Mutter traurig sind. «Weil Grosspapi gestorben ist und jetzt im Himmel ist, bei Gott und den Engeln», so erzähle ich es ihr und rufe ihr in Erinnerung, was sie in den letzten Ferien mit ihrem Grosspapi erlebt hat.

Was wichtig war, wird unwichtig

Nach einem Besuch auf der Intensivstation wollte ich wie geplant mit Kinderwagen in den Zug steigen. Es fuhr aber ein Ersatzzug ein, sprich ein uralter Chläpper mit (zu) schmalen Türen und ohne Tiefeinstieg. Normalerweise hätte ich mich deswegen aufgeregt. Nicht aber an diesem Tag in meiner «Vielleicht stirbt mein Vater»-Blase. Was zuvor wichtig war, wird plötzlich unwichtig. Ähnlich erging es mir, als unser erstes Kind während des Weltcups – meiner liebsten Sportart – geboren wurde: Die Resultate interessierten mich nicht im Geringsten.

Nachdem mein Vater gestorben war, ging ich mit meinem kleinen Sohn an den See. Es war ein lauer Herbstabend, die Menschen sassen in Cafés, plauderten, lachten, genossen ihren Feierabend. «Hey, was sitzt ihr da und tut so, als wäre nichts geschehen? Mein Vater ist gestorben! Nichts wird mehr so sein, wie es war!» Das wollte ich hinausschreien. Und sie am liebsten an den Schultern packen und schütteln. Ganz ähnlich ist es mir ergangen, als ich das erste Mal als Mutter in der Stadt war: Allen wollte ich sagen – nein, zujubeln: Hey, ich bin jetzt Mami! Ich habe ein wunderbares Kind, und nichts ist mehr wie vorher. Eine Binsenwahrheit: Mit dem Tod eines lieben Menschen sowie mit der Geburt des eigenen Kindes beginnt eine neue Zeitrechnung. Wie wahr.

Trost und Trauer

Ob mich die Anwesenheit meiner Kinder nicht tröstet? Nein. Niemand und nichts kann einen über die Trauer eines geliebten Menschen hinwegtrösten, doch der frühe Tod meines Vaters knapp vier Monate nach der Geburt meines Sohnes erinnert mich zuweilen daran, dass im Leben nichts selbstverständlich ist; schon gar nicht der Umstand, neues Leben empfangen zu dürfen. Das macht mich dankbar. Und Dankbarkeit ist ja bekanntlich eine Ressource. Eine Lebenskraft.

Meine zwei Kinder helfen mir, oder besser gesagt, zwingen mich dazu, im Hier und Jetzt zu leben. Da bleibt wenig Raum für die Trauer – mit allen Vor- und Nachteilen. So, dass diese «unberechenbare Dame» mich unter anderem dann besucht, wenn ich mit meinen Kindern gerade am Singen oder Spielen bin. Unpraktisch, unbequem, schmerzhaft? Dreimal ja. Aber: Die Kinder lernen dadurch früh, dass die Trauer zum Leben gehört und man traurig sein darf.

Es sei doch sicher tröstlich für mich, dass mein Vater unsere Kinder immerhin noch kennen lernen durfte, meinte kürzlich eine Freundin zu mir. Einerseits ja, und andererseits trauere ich als Mutter doppelt: Ich habe meinen Vater und den Grosspapi meiner Kinder verloren. Nie hätte ich gedacht, dass mich der Tod meines Vaters eines Tages dermassen mitnehmen würde. Das liegt wohl daran, dass ich angenommen hatte, dass dieses «eines Tages» noch in sehr weiter Zukunft liegen würde und ich mich darauf einigermassen würde vorbereiten können. Je länger, je mehr komme ich zum Schluss, dass zum Leben viele verschiedene solche «Nie hätte ich gedacht, dass …»-Szenen gehören.

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31 Kommentare zu «Der Sohn kommt, der Vater geht»

  • Doris sagt:

    Ein dezent-feinfühliger Artikel. Kann der Autorin nachempfinden. Meine Mutter starb während meiner Schwangerschaft an ihrem Krebsleiden. Leben und Tod sind so nah beieinander, Freude und Leid. Nun ist es wieder ähnlich, ich habe jetzt mit 67 Jahren auch die Krankheit wie damals meine Mutter und unser Sohn ist mit seiner lieben Partnerin mitten in der Familienplanung. Wir bereden alles, wir haben es gut, aber es ist dennoch die Angst, dass sich alles wiederholen könnte. Mein Mann wird ein wundervoller Grosspapi sein. Und wer weiss, vielleicht erlebe ich es ja noch mit.

  • Angie sagt:

    Vielen Dank für Ihren Beitrag, Frau Sager – Bertschi. Das Zurückgeworfen werden auf die essentiellen Lebensthemen (Leben und Tod) lässt in der Tat alles andere in den Schatten treten. Ihr Text hört sich für mich einerseits nach der Trauer um einen geliebten Menschen an, andererseits auch nach Trauer um Zukunftswünsche für sich selber und für ihre Liebsten. Auch diese nun unerfüllbaren Wünsche dürfen betrauert werden.

  • Lila sagt:

    Mein Vater starb auch an einer Lungenembolie. Exakt eine Woche bevor mein Sohn geboren wurde. Ich sehe mich immer noch höchstschwanger an der Beerdigung. Es war nur krass!

  • Meier Pirmin sagt:

    Diese Einsicht über den Zyklus von Geburt und Tod und warum man überhaupt Kinder haben sollte, war den Neandertalern bekannter als denjenigen von heute, die glauben emanzipiert und gebildet zu sein.

  • Tamar von Siebenthal sagt:

    Wenn ich Kommentare lesen, dass man einen Unterschied macht, ob der Tod vorhersehbar war, oder plötzlich gekommen ist, werde ich einfach nur wütend.

    Sogar beim Sterben ist der eigene Egoismus im Vordergrund. Nur dem, der möglichst lange und viel gelitten hat, mit qualvollem Todeskampf gönnt man, dass er endlich „erlöst“ wurde. Aber wehe, es wagt jemand einfach so zu sterben, tot umzufallen, oder am Morgen nicht mehr aufzuwachen; da wird herumgejammert, dass man nicht darauf vorbereiter geweswn ist und man nicht „richtig“ Abschied nehmen konnte.

    Ich finde es einfach nur ekelhaft, wie man Menschen, von denen man behauptet dass sie einem etwas bedeutet, einen guten, schmerzlosen Tod gönnt.

    Shame, shame, shame on you

    • Lisa sagt:

      Bei Menschen, die längere Zeit leiden – wie bei meiner Mutter – begann die Trauer, das Ablösen, einfach schon vorher. Beidseitig. Dadurch war es für mich hinterher tatsächlich einfacher. Ist das Egoismus? Meinem Vater dagegen (Ü90) wünsche ich tatsächlich einen schnellen und schmerzlosen Tod. Ich weiss, dass für ihn eine längere Krankheitszeit einfach sehr schlimm wäre, und das möchte ich für ihn nicht. Ist das Egoismus? Wenn Sie meinen, Tamar… Und nein, ich schäme mich keineswegs für die Art und Weise, wie ich mit Trauer umgehe. Und ich urteile auch über keinen Menschen, der es anders handhabt.

    • maia sagt:

      Woher wissen denn Sie, dass die Hinterbliebenen den Verstorbenen keinen plötzlichen Tod „gönnen“? Ich kenne niemanden der jemandem einen qualvollen Todeskampf wünscht.

    • Carolina sagt:

      Hmmm, so ganz werde ich aus Ihrem Beitrag und Ihrer Wut nicht schlau: wo hat denn hier irgendjemand von ‘Gönnen’ gesprochen? Ich denke, das Zurückbleiben (hier: nicht der Tod oder das Sterben) hat soviele unterschiedliche Facetten, soviele verschiedene Wahrnehmungsmöglichkeiten, dass sich eine Be- und Verurteilung verbietet. Als langjährige Sterbe- und Trauerbegleiterin behaupte ich, dass das Beste und Würdevollste, das wir Hinterbliebenen entgegenbringen können, Verständnis, Nichtwertung und manchmal Schweigen sind – wenn Sie selbst in dieser Position sind, und das sind wir alle irgendwann, sind die Menschen in unserer Umgebung am wichtigsten, die Trauer in all seinen manchmal merkwürdigen Formen ertragen und verstehen, wie individuell sie ist.

      • Lisa sagt:

        Carolina, du sprichst zwei wichtige Dinge an. Erstens dass es in diesem Artikel nicht um Tod und Sterben, sondern um den Verlustbewältigung der Zurückgebliebenen geht. Zweitens, dass die Trauer manchmal merkwürdige Formen annimmt. Ich fand es beispielsweise sehr merkwürdig, dass ein guter Freund bereits ein Tag nach dem Tod seiner Frau alle ihre persönlichen Gegenstände (Kleider, Schuhe, Waschzeug) aus der Wohnung entfernt hat. Aber es war halt seine Art, damit umzugehen – und es ist völlig belanglos, ob ich das verstehe. Ich hatte nur kurz eingegriffen um zu verhindern, dass alles auf dem Müll landet, bevor seine Töchter angereist waren. Ansonsten habe ich einfach geschwiegen. Denn es war seine Art der Trauerbewältigung, und davor habe ich Respekt.

    • 13 sagt:

      Sie hätten, bevor Sie wieder einmal zu Ihren beliebten Rundumschlägen ausholen, auch einfach lesen können. Es ist im Empfinden der Hinterbliebenen ein Unterschied, ob jemand stirbt, weil seine Zeit gekommen ist, wie beschrieben mit 90 oder jemand plötzlich und viel zu früh aus dem Leben gerissen wird. Hatte man mit jemanden Zeit, so ist die Trauer da, dass sie vorbei ist, aber man hatte sie. Im zweiten Fall kommt neben der Trauer um den Verlust noch die Trauer, auch Wut, darüber, dass man diese Zeit nicht erleben durfte. Und nein, so hätte ich zum Beispiel einem vor Kurzem verstorbenen gutem Freund sicher keine lange Leidenszeit gewünscht, aber durchaus, dass er seine Kinder noch hätte aufwachsen sehen können. So ist es schwieriger, sich mit dem Tod abzufinden.

      • 13 sagt:

        Bei einer langen Krankheit findet oft ein Teil der Trauerarbeit schon während des Lebens statt. Man weiss, was kommt, bereitet sich darauf vor, findet sich damit ab. Es ist einfacher. Trotzdem haben wohl schon die meisten von uns schon mal über jemanden gesagt: „Ich freue mich für ihn, musste er nicht lange leiden, aber mir ging es zu schnell“. Das ist nicht egoistisch, sondern menschlich. Und ja, es ist auch Liebe, wenn man sich einfach gewünscht hätte, etwas mehr Zeit mit einem Menschen verbringen zu können.

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Tamar
      ich finde diesen Vorwurf nicht fair.
      Wenn jemand beide Varianten erlebt hat, und mit der einen besser klargekommen ist, dann ist das so und erstmal wertfrei.
      Mit Egoismus und rumjammern hat das nun wirklich nichts zu tun.
      Erst grade haben Sie Respekt eingefordert, wo ist jetzt Ihrer?
      Sie wissen dass ich Ihnen, wenns hart auf hart kommt meistens zur Seite stehen, aber das hier befremdet mich schon ein bisschen, ich finde es dem Thema und den Leidtragenden gegenüber nicht gerecht.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        Sorry, ich erlebe bei Beerdigungen fast ausschliesslich folgende Varianten:
        entweder, ach ich Arme, ich konnte mich nicht darauf einstellen, es ging zu schnell.
        oder: du konntest dich immerhin darauf vorbereiten, weil xy ja lange krank war, während mein xy einfach tot umgefallen ist und das ist viiiiel schwerer.
        oder: ich bin froh, dass ich mich darauf vorbereiten konnte, weil es sich bei xy schon lange abgezeichnet hat. Für mich als seine Frau/Tochter/Sohn/Ehemann/Geschwister ist es so einfacher.

        Tja doch: es geht immer nur um einen selber.

        Keine Ahnung, was das anderes sein soll, als Egoismus.

      • 13 sagt:

        „Keine Ahnung, was das anderes sein soll, als Egoismus.“
        Selektives Hinhören?

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Tamar
        für mich klingt es eher so dass die Menschen nicht frei sein dürfen in einer sehr belasteten Zeit ihr Herz auf der Zunge zu tragen.
        Und was gesagt wird gnadenlos durch den Filter geschickt wird.

        Was ist so negativ daran? Selbstverständlich geht es in einem Todesfall auch um einen selbst, denn jemand fehlt nun für immer. Sie bekommen ja auch nur die jeweiligen Ausschnitte mit und haben nicht das ganze Bild.

      • John sagt:

        Tamar, natürlich geht es in der Trauer nur um einen selber. Ich kann, psychische Gesundheit vorausgesetzt, ja nicht stellvertretend trauern. Die Trauer ist etwas Höchstpersönliches – da ist kein Momentum des Egoismus vorhanden. Ich kann Ihre drückende Blase auch nicht stellvertretend für Sie entleeren. Und wenn Sie sie entleeren, ist das kein Egoismus.

  • E.W. Forster sagt:

    Mein Vater musste zu einer Nachbehandlung kurz in den Spital. Bei meinem Besuch eröffnete ich ihm, dass er nochmals Grossvater wird. Tags darauf ist er absolut unerwartet dort verstorben. Als unser Kind zur Welt kam und noch in den ersten Lebensjahren, hatte es sehr viele höchst erstaunliche Ähnlichkeiten mit ihm. Später haben sich diese aber verändert und es gleicht heute mehrheitlich der Mutter.
    Trotzdem: Seelenwanderungen? Wir existieren in einem möglicherweise unendlichen Universum und wissen kaum etwas von dessen möglicherweise unendlichen…?
    Der Gedanke war damals jedenfalls für mich unendlich tröstlich; vielleicht in veränderter Form, mit ihm – anders – weiter zu leben. Nicht ihn damals gänzlich „verloren“ zu haben. In unseren Kindern leben wir nach unserem Weggang weiter.

    • Lisa sagt:

      Ich glaube nicht an Seelenwanderung oder Wiedergeburt. Aber glauben heisst nicht wissen. Und ich kann es gut verstehen, dass der Gedanke daran sehr tröstlich sein kann und Kraft gibt. Und das ist die Hauptsache. Verloren hat man liebe Menschen aber sowieso nie – solange man sich immer wieder an sie erinnert.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ E W Forster

        Sehr schön geschrieben.

        Seelenwanderung ist eine schöne Vorstellung und nur weil die Wissenschaft dagegen redet, heisst es noch lange nicht, dass dem NICHT so ist. Immerhin konnte die Wissenschaft bisher auch nicht belegen, dass es das nicht gibt, genauso wie Nahtoderfahrungen.

  • Lisa sagt:

    Ein unerwarterter Todesfall ist meistens schwieriger zu bewältigen als ein erwarteter. Mein Grossvater starb unerwartet, als ich 12 Jahre alt war. Ich vermisse ihn noch immer. Eine Grossmutter starb ebenfalls plötzlich – aber sie war weit über 90 und somit rechnete man damit, dass es irgendwann so weit ist. Bei meiner anderen Grossmutter und meiner eigenen Mutter dagegen konnte ich mich darauf vorbereiten, sie waren beide sehr krank. Dazu kommen noch Todesfälle im Freundeskreis. Mein persönliches Fazit: Ich kann den Verlust, die Trauer, gut bewältigen, wenn ich darauf vorbereitet bin. Nur mag ich nicht darüber nachdenken, dass meine Geschwister oder Freunde – oder gar Kinder – auch schon sterben könnten. Und dennoch schau ich sie manchmal an und werde mir unserer Endlichkeit bewusst.

  • Martin Frey sagt:

    Ein gelungener, berührender und tiefsinniger Beitrag. Danke dafür.

  • 13 sagt:

    Das tut mir leid. Der Tod und die Geburt liegen tatsächlich oft nahe zusammen, uns hat es auch zweimal erwischt, einmal nur einen Tag nach der Geburt und einmal nur wenige Tage vor einer Geburt. Beides sehr enge Familienangehörige. Meine Grossmutter sagte mir dazu, dass ältere Menschen gehen, um den neuen Menschen Platz zu machen. Traurig und tröstlich zugleich.

  • Antonia sagt:

    Mein Papa ist vor drei Wochen gestorben, und meine Tochter erwartet nächste Woche ein Kind, mein Enkelkind. Der Schmerz, die Trauer auf der einen Seite, und das Gluck, der Blick auf eine hoffnungsvolle Zukunft auf der anderen Seite, das hat Frau Seger treffend beschrieben. Es zerreisst einen innerlich.

    • Lisa sagt:

      Ich wünsche Ihnen die Kraft die Sie brauchen und die Freude auf das Enkelkind. Es ist sicher keine einfache Zeit. Alles Gute!

  • Silvia sagt:

    Als ich den Titel lies, glaubt ich zuerst der Vater des Kindes sei gestorben. In meiner Stadt war eine Journalistin, eine herzliche Person. Als sie ihr Kind zur Welt brachte, mache am selben Tag der Vater des Kindes selbstmord. Man konnte sich es nicht erklären, Auch die Junge Mutter nicht. Irgendwie war er überfordert mit dem Gedanke er sei jetzt Vater. Trotzdem hat sich das Kind, ein Mädchen, gut entwickelt und ist nun selbst erwachsen und hat eine Familie. Also der Grossvater scheint mir da viel weniger dramatisch und man hätte die Mutter nicht so auf Hochtouren bringen sollen. Natürlich ist es e inen Schock, aber ein Kleinkind merkt alles. Natürlich kann man es einem kleinen nicht verbergen aber ein gewisses Mass wäre gut gewesen scheint mir.

    • Lisa sagt:

      Silvia – der Grossvater, das ist der Vater der Mutter des Kindes. Natürlich bringt sie der Tod des Vaters „auf Hochtouren“. Der erste Schock ist das eine, aber die Trauer, die kommt erst und bleibt bestehen. Ich selber vermisse meinen Vater gerade dann am meisten, wenn ich als Mutter handle; etwa wenn ich vorlese, wie er mir vorgelesen hat oder wenn ich meinen Teenager unterstützen soll, der nicht weiss, was er werden will und ich denke, da hätte ich gern den Rat meines Vaters gehabt.

    • Lisa sagt:

      Niemand ist da auf Hochtouren, und natürlich merkt das Kind, dass die Mutter traurig ist. Warum auch nicht. Leben und Tod gehören zusammen, manche erfahren dies früher, andere später. Zu bewerten gibt es da nichts. Auch nicht, den Tod des einen Menschen dramatischer zu bewerten als den eines anderen.

    • Carolina sagt:

      Vielleicht klingt das jetzt ein wenig harsch, aber nach Jahren des Geduldigsein mit Mitmenschen, die zu allem und jedem eine Bewertung abzugeben haben, muss ich Ihnen sagen, Silvia, dass es Ihnen und uns nicht zusteht, in irgendeiner Weise darüber zu urteilen, wie hart welcher Tod jemanden zu treffen hat. Die Autorin hat, für meine Begriffe sehr treffend, anhand des Todes ihres Vaters geschildert, dass es diese ‚Nie-hätte-ich-gedacht-Episoden‘ in unser aller Leben gibt und geben wird und dass sie auf eine sehr erwachsene Weise damit umgeht. Nicht erwachsen finde ich es aber, wenn immer jemand meint, Trauer und Ereignisse anderer (!) qualifizieren und mit erhobenem Zeigefinger bewerten zu müssen. Manchmal ist es besser zu schweigen……

  • Grace sagt:

    Dieser Artikel erscheint ziemlich genau 8 Jahre nachdem ich meinen Vater verloren habe – eine Woche bevor mein erstes Kind zu Welt gekommen ist. Es war eine intensive Zeit. ET war am 4.11. und mein Vater lag dann im Sterben. Wir wussten, es kann nicht mehr lange dauern bis er sterben würde. So lebte ich jeden Tag zwischen Trauer, dass mein Papi bald gehen würde und „Vorfreude“, dass ich meine Tochter bald in den Armen halten würde. Mit jedem Tag konnte also mein Vater sterben oder meine Tochter zu Welt kommen. Mein Vater ging, am 10. November um 12 Uhr. Und exakt eine Woche später (12 Tage über ET) um 12 Uhr erblickte meine Tochter das Licht der Welt. 8 Jahre sind vergangen – die Gefühlsachterbahn spüre ich noch immer.

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