Bloss nicht auffallen, liebe Eltern!

Unsere Autorin wundert sich darüber, dass stillende Mütter und wickelnde Eltern noch immer für derart Unmut sorgen.

Peinlich? Ja, peinlich, dass wir diesen Anblick noch immer viel zu oft anprangern. Foto: Getty Images

Im Sommer 2007 wurde eine stillende Frau aus der Zürcher Lakeside-Lounge komplimentiert. Kurz zuvor war ich zum ersten Mal Mutter geworden, stand also selbst täglich vor der Frage: Stille ich hier, da oder dort und bewege ich mich dann noch innerhalb sozialer Normen oder bewege ich mich bereits auf ein «unziemliches» Abseits zu?

So verfolgte ich den Lakeside-Rauswurf und das anschliessende Protest-Stillen in den Medien interessiert. Und auch ein bisschen empört – als Neumutter, die nun genau wusste, wie undankbar es ist, sich zwischen bösen Blicken wegen eines schreienden Säuglings oder eines teilentblössten Busens zu entscheiden.

Kein Zerfall der Zivilisation

Die Lakeside-Geschichte war nur mein Einstand ins Thema. Vielleicht war es derselbe wundersame Mechanismus, der einen als Schwangere plötzlich die vielen anderen Schwangeren wahrnehmen lässt. Oder die Debatte nahm tatsächlich erst Fahrt auf. Jedenfalls stiess ich ab sofort – und bis heute – immer wieder auf Meldungen über Stillende, die aus Restaurants, aus Bussen, aus Flugzeugen, aus Gerichten und sogar aus Parlamenten geworfen worden waren. Ein Kommentar nach dem anderen verhandelte Benimmregeln rund ums Thema. Und es gab Titel wie «Die neueste Unsitte: Stillen in der Öffentlichkeit» oder, aktueller, «Seht her, ich bin Mutter, ich kann machen, was ich will!» Auch Repliken liessen meist nicht lange auf sich warten (wie z. B. «Lasst euch nicht unterkriegen, ihr stillenden Mütter!»), genauso wenig wie Still-Mobs oder Hashtags wie #normalizebreastfeeding oder #brelfie. Vor wenigen Jahren war das Thema gar bei Papst Franziskus angekommen, der Mütter zum Stillen in der Sixtinischen Kapelle einlud. Prost und Amen.

Natürlich sind die Diskussionen nötig und wichtig: Da werden gesellschaftliche Normen debattiert und verhandelt. Trotzdem wünschte ich mir, sie wären nun langsam definiert, Frauen grundsätzlich sichtbarer und somit auch öffentlich stillende Frauen zur Normalität geworden. Und nein, ich habe nichts gegen Diskretion, aber ehrlich: Keine der Stillszenen, die ich je beobachten konnte – und es sind nicht mal besonders viele –, schien mir dergestalt, dass man den Zerfall der Zivilisation befürchten müsste. Jedenfalls verspüre ich bei jedem neuen Beitrag darüber, dass diese oder jene Stillende «nun wirklich… ihhh…», das wachsende Bedürfnis, den Indignierten zuzuraunen: «Alles ist guuut, let’s move on!»

Wickeln, das neue Stillen?

Tatsächlich schien es mir wie ein «move» in eine neue Richtung, als vor einigen Wochen eine im Zug wickelnde Mutter – inkl. Leserfoto (man stelle es sich vor) – News-Konsumentinnen und -Konsumenten bewegte. Doch ein Windelwechsel als Anlass für einen Themenwechsel? Riecht erst mal nicht nach Morgenluft, auch nicht im übertragenen Sinn. Jedenfalls nicht, wenn das «mom shaming» damit bloss in eine zweite Runde geht. Zudem gehört Stillen und Wickeln nicht in den gleichen Topf. Das eine ist Nahrungsaufnahme, das andere -ausscheidung. Vor allem für Letztere gibt es meist klar definierte Orte und auch Normen.

Allerdings hat jede Zug fahrende Familie schon am Hinterteil des eigenen Säuglings erfahren, dass es tatsächlich Kompositionen ohne Wickeltisch gibt. Oder die Wickeltisch-Toilette sieben holprig fahrende Waggons mit schlecht öffnenden Verbindungstüren weiter vorn ist. Oder wegen Defekts geschlossen. Und auch so manches Restaurant, Kaufhaus und nicht zuletzt Herren-WC brilliert nicht mit Wickeltisch-Architektur. Ich erinnere mich gut an Vorrichtungen, mit denen man perfekt Charlie Chaplins Schrankbettszene hätte nachstellen können.

Noch lebendiger haften nur, eben, die Bilder mit gänzlich fehlender Infrastruktur in meinem Kopf. Wenn also Berichte über Eltern, die an (vielleicht) unpassenden Orten wickeln, nicht anprangern, sondern zu Fragen führen, warum es keine besseren Möglichkeiten gibt: doch doch, dann gern! Und umso lieber, wenn sie Verbesserungen anregen. Bei den SBB beispielsweise arbeitet man am Problem der fehlenden Wickelplätze, wie Sprecher Christian Ginsig in einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» sagte.

Steril vs. existenziell

Ob es nun ums Stillen oder ums Wickeln geht, in all den Artikeln schwingt unterschwellig auch die grundsätzliche Frage mit: Welchen Platz wollen wir der Familie in der Gesellschaft einräumen? Dürfen Kinder unterwegs also zum Beispiel nur Szenen sterilen Lächelns bieten? Oder kann auch mal was Existenzielles durchblitzen, wie Hunger (und manchmal ein Quadratzentimeterchen Busen) oder Geruch? Und: Gibt es für die Tilgung der uneleganteren Duftnoten des Familienlebens auch unterwegs geeignete Plätze – die im besseren Fall auch sinnvoll erreich- und gefahrlos benutzbar sind?

Anders ausgedrückt: Gehört Familie selbstverständlich dazu, auch im Zug, im Restaurant, im Park, im Kaufhaus? Oder darf sie an öffentlichen Orten nur am Rande vegetieren? Schön wärs, wenn Debatten vermehrt auf dieser Ebene stattfänden. Noch schöner, wenn sie dazu führen, dass Dinge leichter werden und der Druck sinkt, der auf Eltern und Kindern unterwegs lastet: bloss nicht aufzufallen.

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93 Kommentare zu «Bloss nicht auffallen, liebe Eltern!»

  • Andrea Mordasini, 3014 Bern sagt:

    Eigentlich unsäglich beschämend, peinlich und traurig, dass über Themen wie „öffentliches Stillen“ bzw. Windeln wechseln in der scheinbar so modernen, fortschrittlichen Schweiz so ein Theater gemacht wird. Was bitte soll an einem Stillkind so verwerflich sein? Es macht doch nichts anderes als wir Erwachsene auch, es stillt ein Grundbedürnis, und dies ab und zu halt wie wir auch auswärts. So what? Warum einem Baby/Kleinkind dieses Recht absprechen wollen? Keine Mutter stillt um sich, ihre Mutterrolle und die Stillerei zu zelebrieren, sondern sie ernährt schlichtweg ihr Kind. Oder soll sie es etwa gar schreien lassen?! Ach, in der Werbund und den Medien sieht man generell mehr nackte Haut als beim Stillen, da der Babykopf eh den ganzen Busen abdeckt, wozu also dieser unnötige Aufschrei?

  • Bettina Fischer sagt:

    Den Vogel schoss einst ein Vater ab. Intercity Zürich – Bern. Im Grauholztunnel Baby gewickelt (grosses Geschäft), Stinkpack in den Ghüdderchübu im Zug und in Bern ausgestiegen. Der Zug fuhr noch weiter nach Genf…. Sollte man da etwa applaudieren?

  • Silvia sagt:

    Immer wieder dasselbe Thema. In Afrika ist es ok, gibt es nichts anderes. Aber hier stört es, besonders im Zug.

    • Elena sagt:

      @Silvia: Und Sie finden tatsächlich, man müsste sich jetzt auch noch die Sitten und Usanzen Afrikas einführen? Als ob es nicht reichen würde, sich mit den mannigfaltigen „Brauchtümern“ und Lebenseinstellungen der Lieben aus Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Kosovo, der Türkei etc. auseinandersetzen zu müssen.

  • Leila Taleb sagt:

    Ich habe das Gefühl in der Schweiz werden Kleinkinder generell als störend empfunden. Gewisse Kommentare hier bestätigen das. Wickeln und Stillen ist in der Öffentlichkeit verpönt. Schreien darf das Kind aber auch nicht. Man erntet böse Blicke, wenn das Kind während einer Tramfahrt von einigen Stationen quengelig ist oder auch nur wenn man mit dem Kinderwagen in die S-Bahn einsteigt. Eine Gesellschaft besteht nicht nur aus Kinderlosen, sondern auch aus Kindern, Familien, ältere Menschen…. Eine Separation befürworte ich nicht, obwohl ich mich im Zoo wohler fühle als im gehobenen Speiselokal.

    • Andrea Mordasini, 3014 Bern sagt:

      Danke, Leila Taleb, sie sprechen mir und vielen anderen Müttern und Vätern aus dem Herzen und der Seele :)! Kinder und Familien gehören in unser Leben, unsere Gesellschaft und unseren Alltag und nicht in ein Paralleluniversum – genau so wie Betagte, Junge, Gesunde, Kranke etc. Es hat für alle und jeden Platz und nicht nur für paar „Auserwählte“…

  • annetta tamburini sagt:

    Ich bewundere die Eltern, die mit ihren kleinsten Babys überall dort unterwegs sind, wos ihnen passt! Und dann gehört logisch auch das Stillen und Wickeln in der Öffentlichkeit und dort wos gerade ein muss dazu.

    • Leila Taleb sagt:

      Naja, manchmal hat man einfach keine Wahl. Ich denke die Zeiten sind vorbei, als die Frau auschliesslich ihr Hausfrauendasein frönen und sich quasi für mehrere Jahre in der Wohnung verkriechen konnte. Einen hochprotzigen Job, Termine im Kinderspital oder Termine der älteren Geschwister lassen ein solch ich-bleibe-zu-Hause-damit-ich-ja-die-Mitmenschen-nicht-mit-meinen-Kindern-belästige häufig nicht zu. Wobei ich denke, dass 90% der Eltern versuchen Rücksicht zu nehmen, sofern dies irgendwie nur möglich ist.

      • Elena sagt:

        @LT: Was bitte, ist ein hochprotziger Job? Bitte um Aufklärung. Ach ja und noch etwas: Es wäre nicht schlecht, wenn sich die Menschen beiderlei Geschlechts endlich entweder für den Job (eventuell auch einen hochprotzigen..) oder die Aufzucht von Nachkommen entscheiden könnten, wo sie doch sonst schon dauernd und wegen NICHTS überfordert und ständig am Herumjammern sind, was sie nicht alles um die Ohren hätten (siehe oben). Und sie könnten erst noch entscheidend zum Umweltschutz beitragen, weil nämlich Hunderttausende von Tonnen Dreck wegfielen, was sich mit Sicherheit effektiver auswirken würde, als im Laden Plastiksäckli zu verbieten.

      • Leila Taleb sagt:

        @ Elena
        In meinem Fall sind dies 100%. Ich denke nicht, dass man sich für etwas entscheiden muss. Beides (Erfolg im Beruf und Kinder) sind durchaus möglich. Und nein, ich bin nicht überfordert oder immer gestresst. Ich empfinde es jedoch anmassend, dass Kinderlose fordern, man sollte mit Kleinkindern das Haus nicht verlassen um niemanden zu stören.
        Schön, dass Sie sich so für den Umweltschutz einsetzen. Ich denke aber nicht, dass sich Leute nur aus ökologischen Gründen gegen Kinder entscheiden. Das ist doch nur ein Scheinargument.

      • Leila Taleb sagt:

        Beides hat doch mit Egoismus zu tun. Kinder auf die Welt zustellen oder sich gegen Kinder zu entscheiden. Gesellschaftliche und ökologische Gründe sind hierbei sekundär.

      • Leila Taleb sagt:

        @ Elena
        So wie ich aus Ihren Kommentare herauslese, sind Sie generell gegen Kinder. Da sind das öffentliche Wickeln und Stillen nur Nebenprobleme. Die Antwort auf Silvia’s Kommentar (09:48) verdeutlicht auch eher eine negative Haltung gegen Ausländer. Oder liege ich da mit meinen Annahmen falsch? (Ich möchte Ihnen ja nichts unterstellen. Ich kenne Sie ja nicht). Ist Ihnen vielleicht schon einem in den Sinn gekommen, dass Sie stören könnten? (Siehe Kommentar von von 13 an Maruscetta um 08:59).

    • Leila Taleb sagt:

      Generell ist es doch besser, wenn man das Kind halt in der Öffentlichkeit stillt oder wickelt, als dass das Kind wie am Spiess schreit.

    • Maruscetta sagt:

      Sehen Sie, annetta Tamburini, da denke ich ganz anders, nämlich, dass es vielen Eltern gut anstehen würde, sich wenigstens eine Zeitlang nicht mit Kleinstkindern dort aufzuhalten, „wos“ ihnen gerade passt, sondern sich stattdessen viel besser etwas zurückzunehmen und zu Hause bleiben sollten. Aber eben: überall sein, dabei sein und ja auf nichts verzichten wollen, ist heute die Devise schlechthin, egal, ob man damit andern mit unerträglichem Kindergekreisch, in aller Öffentlichkeit an der Brustwarze schmatzenden Säuglingen und/oder mit deren stinkenden Kackwindeln auf die Nerven und aufs Riechorgan geht. So ist es leider, wenn Egoismus gepaart mit schamloser Rücksichtslosigkeit in inniger Verbundenheit einhergehen.

      • Leila Taleb sagt:

        @ Maruscetta
        Ist das wirklich Ihr ernst? Bei mehren Kindern soll man 6-8 Jahre zu Hause bleiben und nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen dürfen? Wieso bleiben Sie nicht einfach zu Hause, wenn Sie sich an allem stören?

      • Leila Taleb sagt:

        Haben Sie das Gefühl, dies ist gut für eine Gesellschaft, wenn man eine gewisse Gruppe einfach ausschliesst? Einfach weil diese etwas stören könnten. Sind den behinderte und ältere Menschen erlaubt? Oder müssen diese sich auch in der Wohnung verkriechen? Ich denke vielmehr, SIE sind egoistisch.

      • Andrea Mordasini, 3014 Bern sagt:

        @Maruscetta: Sorry, schlifts, nur weil es Ihnen nicht passt, sollen sich Eltern mit ihren Kindern am liebsten für Jahre in die eigenen vier Wände zurückziehen?! Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein! Genauso wie Sie, Marucetta, aben auch Familien das Recht, ihren Alltag und ihr Leben so zu gestalten, und da gehören Restaurantbesuche und sonstige Aktivitäten dazu. Kinder gehören genauso in unseren Alltag, unser Leben und unsere Gesellschaft wie alle anderen auch und nicht in ein Paralleluniversum. Wie langweilig, grau öde und trist wäre das Leben ohne die Jüngsten dieser Gesellschaft. Einfach nur traurig, dass gewisse Leute Kinder in erster Linie als Stör- und Lärmfaktor betrachten. Dabei können sie eine Bereicherung sein. Auch Sie waren mal klein und nicht erwachsen auf die Welt gekommen!

      • 13 sagt:

        @ Marusceta
        Glauben Sie allen Ernstes, Sie gehen nie jemanden auf die Nerven? Vielleicht durch ihr Rumgemotze, das für eine andere Nase falsches Parfüm, einen lärmenden Rollkoffer, Telefonieren im Zug, lautes Lachen oder einfach durch Ihre Anwesenheit (Stau etc.)? Ich bin zu 100% sicher, dassSie das tun. Jeder tut es. Und doch nehmen Sie sich das Recht heraus, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wie egoistisch muss man da sein, um anderen das gleiche Recht absprechen zu wollen?

  • Hannes. H. Müller sagt:

    Grauenhaft, dass das ein Thema ist. Wickeln? Je nu. Kürzlich habe ich mit meiner Frau eine Bratwurst auf einer Parkbank geteilt, und gegenüber hat ein Paar seinen Knaben frisch gewickelt. Und Stillen? Heiliger Bimbam, gibt es ein liebevolleres Bild als eine Mutter mit dem Säugling, den sie stillt?

    • Maruscetta sagt:

      Hannes H. Müller: Ja, gibt es: Eine Mutter, die ihren Säugling nicht in aller Öffentlichkeit wickelt und stillt. Schönen Tag noch und allzeit guten Appetit!

  • Hans Minder sagt:

    Meiner Ansicht muss diese Debatte ausgeweitet werden. In modernen/liberalen Kreisen gilt die Ansicht, dass die Wahrheit eine persönliche Angelegenheit sei. Somit resultiert, wenn „Ich AUS ÜBERZEUGUNG KEINE Kinder will, das Kinder-Kriegen grundsätzlich FALSCH und UNZULÄSSIG ist!“ Aus diesem Grund ist der Anblick eines stillenden Busens oder der Geruch der Windel eben eine manifestation eines Verstoss gegenüber MEINER WAHRHEIT, den ich nicht akzeptieren will.
    Traurig, wer die Wahrheit als persönliche Sache betrachtet. Diese Haltung wird das Zusammenleben der Menschheit zukünftig fast verunmöglichen, oder es müssen 1001 Regeln geschaffen werden, die bei jedem Verstoss sofort eine Busse generieren.

  • Aquila Chrysaetos sagt:

    In der Öffentlichkeit haben wir in der Regel im Kinderwagen gewickelt, wenn kein Wickeltisch verfügbar war. Das gibt einen gewissen Sichtschutz und das Kind liegt auf der eigenen Unterlagen, sozusagen.

    Aber an alle die sich aufregen, wenn ein Baby auf einer Sitzbank gewickelt wird (es brauchen ja alle eine Unterlage): Denkt ihr dort sitzt niemals jemand, der mal auf die Bank furzt…. oder inkontinent ist – und das ohne Unterlage? Aber auch das ist doch für niemand wirklich ein Problem.

    Stillen in der Oeffentlichkeit stört glaube ich wirklich niemand – ein paar verklemmte Ausnahmen gibt es überall.

    Abgesehen vom Stillen und Wickeln: dass die Schweiz nicht das aller kinderfreundlichste Land ist im öffentlichen Raum, weiss wohl jeder der schon mal im Ausland gelebt hat.

  • Sportpapi sagt:

    Irgendwie speziell, wie hier immer wieder zum Thema gemacht wird, was doch offenbar gar keines sein soll.
    Öffentliches Stillen interessiert heute (fast) niemanden mehr. Und auch das Wickeln ist sicherlich kein Aufreger. Diese „Debatten“ würden meist vollständig an den meisten Menschen vorbeigehen, wenn sie nicht in den diversen Medien massiv aufgeblasen und hin und hergespielt würden.

    • Barbara V.E. sagt:

      Da bin ich nicht sicher. Wir hatten letztens bei uns im Büro das Thema. Und ich war praktisch alleine die fand, dass Stillen im öffentlichen Raum kein Thema sein soll. Und ich war nicht die einzige Mutter in dieser Diskussion, die anderen fanden das ganz unmöglich. Ich war schon schockiert. Umso mehr das Hauptkriterium gegen das öffentliche Stillen war: Man kann anderen doch seine Nacktheit nicht so aufzwingen. Es ist optische Belästigung. etc.
      Als ich auf das Outfit mancher junger Frauen im Gebäude und im Tram hingewiesen habe oder auf die Hosen die den jungen Männern in der Kniekehle hängen und ich deren Arschspalt und/oder die Unterhose sehe, das war ja dann gaaaaaanz was anderes.

      • Sportpapi sagt:

        @Barbara: Ich sehe nun mal beim Stillen wenig Nacktheit. Aber natürlich, in einer Zeit, wo um Nacktheit oder nur schon nackte Busen eine solche Aufregung herrscht, ist die Reaktion natürlich eine logische Konsequenz.
        Vielleicht sollte man einfach auch dort etwas entspannter werden.

      • Tamar von Siebenthal sagt:

        @ Barbare VE

        Ich war vor Jahren an eine Hochzeit geladen. Ebenso dabei ein Paar mit Bebe. Sogar in der Kirche war die Temperatur fast unerträglich, so dass das Bebe halt schlussendlich nur noch in Windeln dagelegen hat. Darüber empört, dass sich das in einer Kirche nicht gehöre, hat sich ausgerechnet eine Dame in durchsichtigem Kleid, wo man Unterwäsche inkl Strapse darunter sehen konnte. Manche Leute merken wirklich nicht, wie daneben sie sind.

  • christa Moufadil sagt:

    Ich finde die Diskussion sehr befremdlich und traurig. Traurig weil es die natürlichste Sache der Welt ist einem Säugling Milch zu geben. Eine Gesellschaft, in der praktisch keine Tabus mehr gelten, alles öffentlich ist und jeder jegliches seines Lebens und seines Körpers offenbart, wird über das Stillen gesprochen als sei es eine Schande. Da wird mir einmal mehr bewusst, das schlicht Normale wird abnormal und alles verkehrt sich.

  • Rüdiger sagt:

    Was Leuten geraten werden kann, die keine stillenden/wickelnden Mütter in der Öffentlichkeit haben wollen, ist dasselbe was man Vegis und Veganer sagen kann, die den Geruch von gebratenem Fleisch nicht riechen wollen: Sie sollen auf den Mond zügeln…dort gibt es solche unnatürlichen Sachen nicht.

    • Tamar von Siebenthal sagt:

      Was an gebratenem Fleisch natürlich sein soll, verstehe ich jetzt nicht. Es werden wohl auch kaum Veganer sein, welche sich an stillende Müttern stören.

      Ich esse kein Fleisch, aber führe mit meinem Mann einen LW Betrieb mit Nutztieren.

      Und ja: natürlich darf man in der Öffentlichkeit stillen.

  • Micheline Banzhaf sagt:

    Bei solchen Diskusionen frage ich mich immer, wie haben das unsere Mütter geschafft??(Ich bin Jahrgang 66 ). Auch ich habe 2 Kinder grossgezogen und musste keines in der Öffentlichkeit Stillen oder Wickeln. Ist doch so das es heute keine Grenzen mehr gibt, es herrscht „Batzen und Weggli“ Mentalität, wo wird das uns oder resp. die neue Generation hinführen ??

    • Sportpapi sagt:

      @Micheline Banzhaf: Ich verstehe das gerade nicht. Sind Sie mit Ihren Kindern immer zu Hause geblieben?
      Haben die sich bezüglich Stillen und Wickeln immer an Ihren Tagesplan gehalten?
      Oder gab es früher, z.B. in den Zügen, irgendwelche Rückzugsorte, die heute fehlen? Im Raucherabteil?

      • Leila Taleb sagt:

        @ Micheline Banzhaf
        Schön für Sie, dass Sie keine auswärtigen Verpflichten hatten. Die Zeiten haben sich geändert. Wir leben nicht mehr im vergangenen Jahrtausend. Was heisst den hier „Batzen und Weggli“ Mentalität? In meinem ganzen Leben habe ich 3 Frauen gesehen, die die ganze Brust zum Stillen entblößt haben. Man kann sich auch künstlich über etwas aufregen, was selten passiert.

    • alam sagt:

      Und wohin führt es, wenn Mütter mit Still- und Wickelkindern jahrelang zu Hause sitzen? Ich bin sogar ein Jahr älter als Sie und habe sehr wohl in der Öffentlichkeit gestillt und selbstverständlich auch gewickelt. Manchmal gab es Rückzugsmöglichkeiten, manchmal nicht. Das war schon damals ganz normal und heute erst recht.

  • Constantin sagt:

    Bei allen Kommentatoren die hier schreiben „das müsse in der Öffentlichkeit nicht sein“ bieten sich mir zwei Interpretationsmöglichkeiten: entweder sie haben selbst keine Kinder, diese sind ja auch Privatsache (ihre Pension wird dann von wem finanziert?) oder sie waren privilegiert genug das Haus mit einem Kleinkind nie verlassen zu müssen. Denn manchmal muss es einfach sein. Ich als Mann habe oft nur die Wahl auf die Damentoilette zu schleichen (Zu Hilfe, ein Spanner!) oder mein Kind auf dem Boden der Herrentoilette zu wickeln. Vor dem Pissoir, herzlichen Dank. Aber nein, ich könnte das Kind natürlich auch schreien lassen, soll sich nicht so aufregen der Gof, brennt ja nur ein bisschen und fühlt sich nicht gut an, aber da muss Kind dann durch, um niemanden zu belästigen.

    • Muttis Liebling sagt:

      Die Zeit, in welcher gestillt oder gewickelt werden muss, ist so kurz, dass man die von sehr seltenen Ausnahmen abgesehen, auch ohne Restaurantbesuche und Bahnfahrten überstehen kann.

      Viel länger wird für viele von uns die Periode der sabbernden und einnässenden Demenz, das biografische Spiegelbild zur Säuglingszeit sein. Da gilt das Gleiche. Keine Restaurantbesuche, keine Bahnfahrten, keine unnötigen Aufenthalte im öffentlichen Raum.

      Beides sind keine Freiheitseinschränkungen, sondern biologisch- biografische Notwendigkeiten, welchen man sich allein aus Vernunftsgründen fügen muss und kann. Nicht zu jeder Zeit, nicht an jedem Ort haben Menschen die gleichen Freiheitsgrade. Privat und öffentlich sein ist gleichzeitig unmöglich.

      • Punix sagt:

        Mal abgesehen davon, dass ich die Aussage grundlegend ablehne, da ich als Mutter den ganzen Tag mit dem Baby allein echt depressiv geworden wäre: wie gestalten sich denn Ihrer Meinung nach Arztbesuch, Einkäufe und dergleichen?

      • Sportpapi sagt:

        @ML: „Die Zeit, in welcher gestillt oder gewickelt werden muss, ist so kurz, dass man die von sehr seltenen Ausnahmen abgesehen, auch ohne Restaurantbesuche und Bahnfahrten überstehen kann.“ Bei drei Kindern umfasst das ungefähr 7 Jahre? Müssen die Familien jetzt immer zu Hause bleiben, oder zwingend nur mit Auto unterwegs sein?

      • Frank Lauer sagt:

        Die meisten Kinder werden erst mit drei trocken. Kurze Phase? mitnichten.
        .
        „Keine Restaurantbesuche, keine Bahnfahrten, keine unnötigen Aufenthalte im öffentlichen Raum.“ Gott bewahre, dass man den Anblick eines Säuglings in der Öffentlichkeit ertragen muss.

    • Elena sagt:

      Wieso muss „das Kind“ denn überallhin mit? Vielleicht hätte ja auch die Frau „Mami“ Zeit, sich um es zu kümmern, während Sie dringende Geschäfte auswärts zu erledigen haben, aber die hat vermutlich keine Zeit, ist sie doch wahrscheinlich an ihrem Smartphon zugange, um mit sogenannten Freunden auf Facebook, Instagram etc. die wichtigen Dinge des Lebens auszudiskutieren und darüber zu schwadronieren, was sie heute wieder alles am Hals hat.

  • diva sagt:

    welchen platz wollen wir der familie in der gesellschaft einräumen? es ist schon jetzt viel zu viel! dabei muss beachten, dass alleinerziehnde von diesem allseits grassierdenen familienkult, ausgeschlossen sind. familien gab es immer. meist mit viel mehr kinder als heute, aber sie bewegten sich im öffentlichen raum nicht so pampig-penetrant, wie es die heutigen familien tun. kinder wurden erzogen und zwar auch dahingehend, dass man anderen menschen nicht auf die nerven geht. stillen und windelwechseln waren keine themen, weil die mütter auch nicht bei jeder hundsverlochete, im restaurant oder sonst wo dabei sein mussten. man blieb als mutter in der regel zu hause, bis die kinder „publikumstauglich und -fähig“ waren. geschadet hat das den kindern nicht. im gegenteil.

    • diva sagt:

      was diese mütter in ihrem egoismus vergessen ist, dass die reizüberflutung der aussenwelt (die oft auch erwachsenen zuviel ist), eine qual für die kinder ist. manches kind schreit zeter mordio in einem lärmigen restaurant oder einkaufscenter wo noch alles blizt und blinkt, weil es weggebracht werden möchte. kinder brauchen zeit für diesen prozess mit der ausswelt. wickeln in der öffentlichkeit wäre für mich nie in frage gekommen, weil auch ein baby ein recht auf privatsphäre hat. ich finde ein kind ist in so einem moment schutzlos und darum sollte man immer einen geschützen platz aufsuchen. stillen? das kann man diskret machen. dazu muss halt auch entsprechende kleidung tragen oder wie die afrikanerinnen/inderinen sich mit dem kind einen schal wickeln. wenn man will geht alles….

  • Reincarnation of XY sagt:

    Ich finde den Beitrag schön und gut geschrieben. Sympathisch.
    Wie eigentlich immer, wenn Frau Ö schreibt.

    Zum Thema: ja, diese Gratiszeitungen spiegeln halt doch einen grossteil der Bevölkerung, bzw. was diese konsumiert und wovon diese geprägt wird.
    Aber sollen wir diesem billigen Sensationalismus immer hinter hinken und diese angezettelten Debatten so ernst nehmen?
    Irgendein Foto – keine Ahnung wie es dazu kam – kein Mensch kann wirklich beurteilen, ob die Empörung oder Gegenempörung angemessen war und schon gibt es eine künstlich erzeugte Volksdebatte.

    Wenn schon sollten wir uns gegen diese Art von „Journalismus“ empören, mit dieser unsäglichen Leserreporterkultur, die nur das gesellschaftliche Niveau nach unten schraubt.

  • Solti Mutti sagt:

    Ich habe vor 40 Jahren öffentlich gestillt und wurde nie negativ angesprochen. Es scheint, dass heute die Leute viel prüder sind.

  • 13 sagt:

    Schön geschrieben. Stillen sollte eigentlich 2019 wirklich kein Thema mehr sein. Sollte…..Wickeln kann man in den meisten Fällen durchaus diskret. Übrigens auch ohne Wickeltisch. Vielleicht nicht gerade bei der SBB, wo die Toiletten auch für Erwachsene oder grössere Kinder unzumutbar sind. Ich habe einmal deshalb reklamiert. Die Antwort war, dass gemäss interner Statistiken die Fahrgäste auf dieser Strecke 20 Min im Zug verbringen und damit eine Toilette gar nicht notwendig ist. Aha, und von wem ist sie dann so verschmutzt? Aber wo es schlicht nicht geht, dort muss es auch anderswo Platz haben.
    Doch, die Frage geht tiefer. Menschen nerven sich am Anblick der Kinder an sich (öV, Restaurant). Ohne dass man gestillt oder gewickelt hätte oder das Kind nur ein Ton gegeben hätte.

    • Martin Frey sagt:

      @13
      Na, das Thema hat schon mehr als nur eine Seite. Denn es geht schon nicht nur um Stillen oder Wickeln als Akt, sondern auch um den Umgang miteinander, um den Stellenwert gegenseitiger Rücksichtnahme. Dies ist keine Einbahnstrasse. Du sagst zurecht, Wickeln kann man diskret, Stillen bekanntermassen ja auch. Es gibt nebst wohl 99% der Leute die das einigermassen diskret machen, halt immer auch ein paar andere, die meinen, etwas manifestieren zu müssen. Genauso wie es Leute gibt, die sich bereits auf Vorrat enervieren. Beides ist einfach unnötig.
      Dass die Schweiz kein wahnsinnig kinderfreundliches, dafür ziemlich dicht besiedeltes Land ist, wissen wir. Umso mehr ist gegenseitige Rücksichtnahme angebracht. Wenn das alle mehr beherzigen würden, bräuchte es solche Beiträge nicht.

      • Punix sagt:

        Das Thema könnte man tatsächlich viel weiter öffnen in Bezug auf gegenseitige Rücksichtnahme. Ich bspw finde es jedes Mal befremdlich, wenn die Frau neben mir im Zug ihr komplettes Makeup aufträgt. Mein Gefühl für Intimität ist dabei wesentlich verletzter als bei einer stillenden Mutter.

      • Carolina sagt:

        MF/Punix: Sie haben beide sicher recht. Jeden und jede stört etwas anderes (ich habe z.B. gerade in der Mittagspause erlebt, wie der fein bezwirnte Herr am Nebentisch mit Hingabe in seinen Zähnen gebohrt hat oder ein anderer nach 20 Sekunden, in denen sicher keine Zeit fürs Händewaschen war, aus dem WC kam), aber ich sehe doch einen qualitativen Unterschied zwischen Benimmproblemen und in diesem Fall Babys, die (in der Regel absolut diskret) gestillt werden (zum Wickeln habe ich auch eine andere Einstellung). Mir scheint, dass oft genug, auch in vielen Kommentaren ersichtlich, das Kopfkino, das bei den Kritikern abläuft, das viel grössere Problem darstellt. Und das widert mich mehr an als alles andere……..

    • 13 sagt:

      @ martin
      Sicher, kein Widerspruch. Nur wenn man als Familie in Geiselhaft genommen wird, wird es schwierig. Und v.a. wie oft hast du wirklich öffentlich eine nicht-diskret-stillende Mutter gesehen? Ich nur zweimal und das war einmal im Migrosrestaurant in der Spielecke und einmal im Pappillonrama, wo eh 90% Familien sind. Fand ich jetzt nicht nötig, aber Nicht so tragisch an diesen Orten. Wenn jedoch diskret gestillt (und gewickelt) wird und sich trotzdem noch welche deshalb beklagen, dann führt das zumindest bei mir zu einem Schulterzucken und der Haltung „sein Problem, nicht meins“. Man kann es nie allen recht machen.

    • Martin Frey sagt:

      @punix
      „Ich bspw finde es jedes Mal befremdlich, wenn die Frau neben mir im Zug ihr komplettes Makeup aufträgt. Mein Gefühl für Intimität ist dabei wesentlich verletzter als bei einer stillenden Mutter.“
      Das sehe ich ähnlich. Dies ist für mein Verständnis ein mindestens so intimer Akt wie das Stillen. Aber auch das hat mit Stil zu tun. Im OeV erlebt man da noch ganz andere Sachen ; -) bis hin zu Nagelschneiden und Fusspilzentfernung.
      @13
      Mir ist das ebenfalls so rund 2x in Erinnerung. Einmal aber wirklich unangenehm, als mir (stehend) im proppevollen Tram eine Frau herausfordernd-grinsend die Brüste entgegengestreckt hat und sich nicht abwandte sondern zuwandte. Das war auch eine Art „Geiselhaft“, von der es kein Entrinnen gab.
      Aber nochmals, das sind Ausnahmen, nicht die Regel.

      • 13 sagt:

        @ MF
        Eben, eine seltene Ausnahme. Mir passierte es einmal, dass ich mich mit hungrigem Baby mitten im überfüllten Zug fand, noch gerade den letzten Sitzplatz erwischte, eingequetscht an einen Geschäftsmann im Anzug. Das war dann auch mir zu eng und ich fragte ihn direkt, ob es ihn stören würde. Er reagierte zum Glück mit Verständnis und erzählte dann, dass er auch gerade Vater geworden ist. Allerdings weiss ich auch nicht, was ich getan hätte, wenn nicht. 30 Min neben einem schreienden Kind ist doch sicher unangenehmer als neben einer stillenden Mutter. Eben, solche Dinge können passieren, es gehört jedoch zum allgemeinen Anstand, auch da etwas Empathie an den Tag zu legen, aber ohne sich selbst dann zu geiseln.

    • Sportpapi sagt:

      @13: Eigentlich ist doch weder Stillen noch Wickeln ein Thema, und auch unsere Kinder sind in unserer Gesellschaft heute fast überall willkommen.
      Dass die SBB ein Problem hat mit ihren Toiletten, von fehlenden Wickeltischen gar nicht zu reden, wird ja gerade intensiv öffentlich diskutiert. Wo sollen denn die Kindern in Zug und Bus gewickelt werden? Selbst wenn die Toiletten für einmal nicht geschlossen wäören, dort geht es nicht! Also ganz bei dir.
      Vor allem aber hat Roxy recht, wenn es um Journalismus geht.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Kein Thema würde ich jetzt nicht sagen. Vergleichen mit der Klimadiskussion oder Trumps neuen Abgründen ist es sicher nichts Weltbewegendes, aber solange es eben doch Anfeindungen gibt, bleibt es ein Thema. Dass Kinder willkommen sind, finde ich auch etwas hochgegriffen. Sie werden geduldet, wohl in erster Linie darum, weil ein öffentliches Anfeinden nicht sehr zu der distanzierten Schweizer Art passt. Willkommen und kinderfreundlich ist etwas anderes.

      • 13 sagt:

        Zum Wickeln kann ich nur sagen, dass ich es mir jeweils schnell angewöhnte, stehend zu wickeln, sobald das Kind stehen konnte, versteht sich. Nicht sehr bequem, zugegeben, aber es vereinfachte vieles.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Kritische Gedanken oder gar Bemerkungen gibt es zu allem und jedem. Gar Anfeindungen? Ich habe das zumindest nie wahrgenommen.
        Und doch, ich erlebe die Gesellschaft in der Schweiz als sehr kinderfreundlich. Und in den Restaurants zumindest professionell. Aber mir war es mit Kindern auch wohler im Migros-Restaurant als im schönen Speiselokal.

      • Peter S. Grat sagt:

        Wenn man nur die Schweiz kennt, dann kann man uns sicher als „sehr kinderfreundlich“ bezeichnen. Es ist ja auch alles gut hier.
        Wenn man aber nur schon mal im nicht deutschsprachigen Ausland, Australien oder Amerika leben durfte, dann muss man diese Länder im Vergleich als „super-super-super kinderfreundlich“ bezeichnen – wenn Ihre Definition von „sehr kinderfreundlich“ der Benchmark sein soll.
        Und mit kinderfreundlich ist nicht Wohlstand und Reichtum der Familien gemeint. Hier macht wohl niemand der Schweiz etwas vor. Nur weil unsere Kinder alles besitzen und wir sicher gute Schulen haben, sind wir aber noch nicht „super-super-super kinderfreundlich“. Nur „sehr kinderfreundlich“ – es gibt also noch etwas Potential nach oben. Schauen Sie es sich doch mal selber an.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Stimmt.

        Wenn man nun den Massstab anpasst und im Benchmark z.B. Australien, Spanien oder Italien als „sehr kinderfreundlich“ bezeichnet, dann kommt die Schweiz wohl nur noch auf ein „knapp genügend“. Aber wie es geschrieben steht: man müsste es halt selbst erlebt haben, um wirklich urteilen zu können.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Ok, dann unterscheidet sich Dein Empfinden massiv von meinem. Ich kann mich eigentlich Peter Grat nur anschliessen, wobei man dafür nicht einmal bis nach Amerika oder Australien gehen müsste. Auch in Europa gibt es einige Länder, wo sich die Frage zwischen einem Migrosrestaurant oder gehobenen Speiselokal gar nicht stellen würde. Aber klar, wer mit den Kindern nur in erstem weilt, macht andere Erlebnisse als diejenigen, die sich auch mal das Recht rausnehmen, anderswo hinzugehen.

      • Sportpapi sagt:

        Kinderfreundlich ist kinderfreundlich. Meiner Meinung nach ist das in der Schweiz mehr als nur „knapp genügend“. Dass es Länder gibt, die diesbezüglich noch einmal besser abschneiden, wird sicher stimmen. Ändert aber doch nichts daran, dass die ständigen Klagen über die Zustände in der Schweiz eigentlich auf sehr hohem Niveau stattfinden.
        @13: Bei der Diskussion waren wir schon häufig. Die gehobenen Restaurants in Südosteuropa kenne ich nicht gut. Als ich das letzte Mal in Zagreb war (ohne Kinder), war ich eher enttäuscht vom Service. Und in Italien sind zwar alle kinderfreundlich, dafür steht in jedem Restaurant ein Fernseher, vor dem sich die Kinder versammeln. Ist jetzt auch nicht so das, was ich ideal finde.

  • Anita sagt:

    Letzten Samstag gesehen: Wickeln inkl. nettem Geruch auf der stoffbezogenen Bank eines Speiselokals im Zürcher Hauptbahnhof (immerhin, es war noch nicht voll besucht). Appetitlich für den nächsten, der sich dort hinsetzt…
    Ich bin überzeugt, im HB hätte man eine Wickelmöglichkeit gefunden! Zu faul um auf die Toilette im Untergeschoss zu gehen (30 Meter)?? Oder mutwillige Demonstration?????

    • Maru sagt:

      @Anita: Nicht nur mutwillige Demonstration, sondern eine Riesenportion Unverschämtheit noch dazu. Und wahrscheinlich wartete sie dabei erst noch auf das verklärte Jööh anderer Dumpfbacken.

      • Viola sagt:

        Bus Zürich -Venedig. Eine Familie mit Kleinkindern hat sich in der Tischecke gemütlich gemacht – absolut begreiflich. Aber den Säugling auf dem Tisch zu wickeln , Bus war voll besetzt, hat auch meine Toleranz leicht überschritten.

      • 13 sagt:

        @ viola
        Und wo hätte das Kind im vollbesetzten Bus gewickelt werden sollen? Im HB Zürich ja, aber im Bus?

      • Sportpapi sagt:

        @Viola: Richtig wäre wohl gewesen, wenn der voll besetzte Bus an der nächsten Autobahnraststätte angehalten hätte?
        Oder was?

    • Viola sagt:

      Es war während einem Kaffeehalt! Beim Einsteigen in den Bus gesehen – und im Lokal hatte es komfortabel Einrichtungen. Die volle Windel ist dann wohl oder übel mitgereist.

      • 13 sagt:

        @ Viola
        Also wurde nicht im vollbesetzten Bus gewickelt, sondern zu einem Zeitpunkt als die meisten Reisenden draussen waren, um einen Kaffee zu nehmen. Windeln kann man geruchsdicht verpacken. Ich verstehe damit das Problem immer noch nicht.

  • Marco Muster sagt:

    Selber erlebt: Selbstverständliches Windeln-wechseln auf der gepolsterten Sitzbank im Szene-Cafe am Nebentisch. Aroma im Innenbereich danach entsprechend.
    Mag ja sein, dass Mutter-sein das eigene Weltbild komplett über den Haufen wirft und den Nachwuchs über alles stellt, aber Respekt gegenüber anderen Leuten sollte bleiben.

  • felix halter sagt:

    nein, es geht nicht um die frage, welchen raum wollen wir familien geben, die frage ist dumm, suggestiv und anmassend.
    es geht darum, ob das sein muss, dass immer wieder mütter der auffassung sind, dass die gesamte öffentlichkeit um sie herum von ihrem wunder, von ihrer einmaligkeit, von ihrer heroischen selbstaufgabe notiz nehmen muss.
    stillen kann man grundsätzlich fast überall, aber man kann sich etwas zürückziehen. nicht so, wie kürzlich erlebt, eine mutter im eingangsberich eines restaurants(!), wo wirklich jeder an ihr vorbeigehen musste, und das geschmatze mitansehen musste. DAS MUSS NICHT SEIN.

    • 13 sagt:

      Sie haben völlig recht. Unmöglich, dass man es den Mitmenschen in einem Restaurant einen essenden Menschen antut….wie kann man nur? Das Steak aufschneiden und dabei den Mitmenschen den Anblick von Blut (Körpersaft…) antun, das auf den Teller läuft und auch noch gegessen wird? Kein Problem. Das Kännchen mit der Kuhmilch zum Café? Gerne. Aber Muttermilch? Derjenige Körpersaft, der für die Fütterung eines Menschen vorgesehen ist? Nicht etwa sichtbar, sondern angedeutet…um Gottes Willen.

      • Anna Meier sagt:

        Stillen ist eine intime Sache und selbst ich als Frau will nicht die Brüste von anderen Frauen vorgehalten bekommen. Es gibt – auch wenn man nicht zu Hause ist – immer irgendwo die Möglichkeit dies diskret zu machen, ohne dass es jeder sehen muss. Windeln wechseln auf Sitzgelegenheiten auf welche sich andere Menschen wieder niederlassen ist ein absolutes no go und unhygienisch. Ich möchte mich wirklich nicht im Zug irgendwo hinsetzen müssen, wo zuvor verkackte Windeln gewechselt wurden. Für irgendetwas gibt es Toiletten mit Wicketischen.

      • 13 sagt:

        @ Anna
        Stillen ist in erster Linke Nahrungsaufnahme und diese ist überall auf der Welt ein geselliger Anlass, sonst gäbe es gar keine Restaurants. Und wenn man sich ausserhalb der eigenen vier Wände bewegt, dann sieht man eben auch Sachen, die man nicht so mag, das gehört schlicht dazu. Man kann wegschauen, aber kaum mit der Erwartung durch die Welt gehen, andere sollen sich bitte nicht da aufhalten, wo es einen stört.
        Wickeltisch bin ich einverstanden, sofern es einen gibt. Im Zug ist das eher schwierig. Was soll man da tun?

    • Carolina sagt:

      Halter, Sie mussten Geschmatze mitansehen? Das tut mir wirklich leid – Sie scheinen aber auch genau hingeschaut/-gehört zu haben.
      Ich kann einfach nicht begreifen, wie ein halbwegs empathischer Mensch das Stillen (und ich meine hier, siehe oben Martin Frey, diskret, wie es 99% der Mütter handhaben) und das indiskrete Wickeln an einem Ort, an dem alle anderen essen und trinken, in einem Atemzug nennen kann. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun!
      Die Gedanken, die manchen Zeitgenossen bei einer stillenden Mutter kommen, machen mir viel mehr Sorgen als die Tatsache, dass eine Mutter ‚in der Oeffentlichkeit‘ stillt………

      • Leila Taleb sagt:

        @ Anna Meier
        Im Zug gibt es häufig keine Wickeltische. An Ort und Stelle das Kind wickeln ist vielleicht nicht so optimal, ich denke aber, Eltern (>90%) tun dies nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Irgendwie wird dieses Wickeln im Zug und Stillen in der Öffentlichkeit total aufgebauscht. Wie oft passiert es denn, dass Sie den Anblick von stillenden Frauen bzw. den Geruch voller Windeln ertragen müssen?

    • Leila Taleb sagt:

      @ Anna Meier
      Die meisten Eltern verwenden eine Wickelunterlage. Von daher ist es gar nicht so unhygienisch.

    • Sportpapi sagt:

      @Felix Halter: Es gibt keinen Grund, warum sich eine stillende Mutter zurückziehen sollte.
      Zu sehen gibt es in der Regel sowieso nichts. Und wenn?
      (nimmt mich ja Wunder, wie man „Geschmatze“ sehen kann…)

  • Max Berchtold sagt:

    Stilen in der Öffentlichkeit, kein Problem. Windeln wechseln, auf einer Ablage, auf der normalerweise Lebensmittel abgelegt werden. Sicher nicht. Zur Not mal auf dem Sitz, naja wenn’s nicht zur Normalität wird. Und ja, Herrentoiletten mit Wickeltisch sehe ich immer noch zu selten. So als Anekdote, eine Familie wollte den Müll immer bei uns in den Container werfen, da die Windeln derart stinken, wir hatten dann einfach den Gestank, weil Nein sagen ging ja angeblich nicht.

    • Eufemio Bernasconi sagt:

      Wenn frauen stillen stört mich das nicht. Einfach bitte nicht reklamieren wenn ich als mann dann angestrengt auf die brust schaue. Ist mir so angeboren. Aber windeln wechseln finde ich gehört an „unauffällige“ plätze. Nicht in zugabteil, nicht aifm tischchen, nicht im speisewagen. Wenn es wirklich keinen platz hat, wiiiiirklich keinen nunja, bleibt ja nix übrig. Trotzdem kann man es im eungangsbereich der wagen aufm biden mit nem tuch machen und nicht im gesicht der mifahrenden. Alke fordern immer respekt von allen für sich. Mütter sind da immer vorne dabei beim fordern von redpekt. Also bitte auch andern respekt zollen. Man kann nur fordern was man selbst auch gibt, sonst hört s bei den anderen auch sehr bald auf

      • andreas sagt:

        Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die „Mamis“ erwarten, dass ihnen – bitte unter tosendem Applaus – noch der rote Teppich ausgebreitet wird, derweil sie, respektlos wie sie nun mal sind, ihren „Chabis“ auspacken und verkackte Windeln wechseln, wo immer sie sich auch befinden.

      • Carolina sagt:

        Berlusconi, Sie müssen als Mann angestrengt auf die Brüste aller Frauen schauen, weil es Ihnen angeboren ist? Wo hat Ihre Sozialisation stattgefunden? Oder ist Ihr Beitrag, inklusive Ihren Vorschlägen fürs Wickeln auf dem Boden im Eingangsbereich (wenn ich das richtig verstanden habe, was nicht unbedingt so sein muss) eine merkwürdige Form der Satire?

      • Eufemio Bernasconi sagt:

        Carolina. Nein 100% ernst gemeint. Stinkende qindeln gehören nicht ins zugabteil. Punkt. Bitte an die mütter den anderen den rwspekt zu zolen. Sie fordern ja auch in der schwangerschaft den respekt dass wir aufstehen und platz machen. Tun wir +/- gerne. Aber im gegenzug auch respekt zurückgeben

      • Sportpapi sagt:

        Lieber Eufemio. Ich habe auch schon im Zug auf dem Sitz (und der Wickelunterlage) gewickelt. Nicht freiwillig, notabene. Als Vater.
        Wenn man das verhindern wollte, wäre es vielleicht sinnvoller, die SBB würde entsprechende Möglichkeiten schaffen. Aber die sind ja schon mit ihren WCs überfordert.
        Ach ja, dem mitten im Zug gestützten Senior, dem ich kürzlich auf die Beine und dann auf das WC geholfen habe, weil er über sieben Wagen ein offenes WC gesucht hatte, hätte ich vermutlich auch sagen sollen, er hätte halt – was denn eigentlich? Nicht mehr Zug fahren sollen?

      • 13 sagt:

        @ E. Bernasconi
        Was für ein männerfeindlicher Unsinn. Es ist niemandem angeboren, Frauen zu belästigen. Man(n) hat die freie Wahl, ein A… zu sein oder nicht. Gleich wie niemand gezwungen ist, ein solches zu respektieren.

        @ Andreas
        Chabis? Den sehe ich in der Öffentlichkeit eigentlich nur im Laden, im Restaurant oder auf dem Markt. Noch nie sah ich eine Mutter im Zug, einen Chabis auspacken. Etwas unpraktisch für eine Zwischenmahlzeit, nicht?

      • 13 sagt:

        @ SP
        Das meinte ich oben. Natürlich sind sie Gott sei Dank nicht in der Mehrheit. Solange aber noch Menschen, die Einstellungen wie E.B. oder Andreas vertreten und diese auch gegenüber Müttern (und teilweise Vätern) kundtun, ist es eben ein Thema. Auch wenn es jetzt nicht täglich zu Problemen kommt.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Es gib aber bei jedem Thema Menschen, die unsägliche Einstellungen haben. Die grosse Mehrheit ist aber viel wichtiger, und auf die sollten wir uns abstellen.

    • Muttis Liebling sagt:

      Stillen ist eine intime Tätigkeit, welche nicht in die Öffentlichkeit gehört.

      • Lala sagt:

        Stillen ist in erster Linie Fütterung und das kann man, wie das Essen bei erwachsenen, „zelebrieren“ oder einfach „abwickeln“. Je nach Situation/Zeit halt.

        Die (wenigen) stillenden Mütter die ich sah die das auch mal in der Öffentlichkeit bzw. ausserhalb des engen Familienkreises machen, haben sich zwar nicht immer zurückgezogen, waren aber trotzdem sehr diskret, ich wüsste nicht was irgendwen daran stören sollte.

        Wickeln ist eine andere Geschichte.

      • Markus Meier sagt:

        Würden Sie demnach auch diesem Satz zustimmen?

        «Essen ist eine intime Tätigkeit, welche nicht in die Öffentlichkeit gehört.»

        Vermutlich nicht. Die Frage, die da bleibt: Was genau ist denn das Intime? Die entblösste Brust (versteckt hinter dem Kinderkopf)?

        Oder erträgt der moderne Mensch nicht, daran erinnert zu werden, ein Säugetieren zu sein? Ist es also die Konfrontation mit unserer eigenen Hybris? Fürchten wir, aus dem imaginierten Olymp zu fallen angesichts solcher Tatsachen?

      • Muttis Liebling sagt:

        @Markus Meier

        Was intim ist, unterliegt kulturellen Normen, nicht persönlichen Interpretationen.

        In vielen Kulturen ist Speisen generell privat. Speisen in der Öffentlichkeit ausserhalb dafür vorgesehener Räume ist obsolet. Das halte ich für wesentlich kulturvoller, als kauend auf einer Parkbank zu sitzen. Diese Unsitte ist erst im Industriezeitalter, als es notwendig wurde, ausser Haus zu essen, entstanden.

        Zu meiner Natur als Säugetier gehört es, das Gegessene wieder auszuscheiden. Der Vorgang ist symmetrisch der Nahrungsaufnahme und hat folglich den gleichen Grad an Intimität. Es ist nicht üblich, dem öffentlich nachzugehen.

        Wenn Stillen und Essen in der Öffentlichkeit ausserhalb vorgesehener Räume akzeptabel ist, sollte es das Ausscheiden auch sein.

      • Carolina sagt:

        MM, glauben Sie mir, es lohnt sich nicht, Muttis Liebling und seine ewigen Dogmen und Kalendersprüchlein diskutieren zu wollen……
        Für mich ist eine Störung der Intimsphäre höchstens gegeben, wenn Kommentare einem völlig normalen Vorgang wie dem Stillen eines Babys versuchen, eine leicht angewiderte bzw sexuelle Konnotation zu geben. Wir beurteilen andere Dinge des täglichen Lebens ja auch nicht nur an der absoluten Minderheit, die meint, sich produzieren zu müssen…..

      • Sportpapi sagt:

        @ML: „Wenn Stillen und Essen in der Öffentlichkeit ausserhalb vorgesehener Räume akzeptabel ist, sollte es das Ausscheiden auch sein.“
        Das ist mal eine Forderung! Wildpinkler vor!

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