Oh mein Papa!

Umerziehen? Zu spät! Mit den Marotten der Eltern muss man lernen, umzugehen. Foto: Universal Pictures/«About Time»
Mein Vater lebt in Chiasso. Ich nicht. Ich wohne in Zürich. Da ist der Kontakt nicht so eng, wie mein Vater ihn wohl gerne hätte. Vor allem jener zu seinen Enkeln, deren Sorgerecht ich mit meiner Ex-Frau teile. Die Vorlieben meiner Kinder, ihr Alltag: Da ist mein Vater auf meine Angaben angewiesen. Dieser Tage steht ein Besuch bei ihm und seiner Frau an. Eine Übernachtung. Tags darauf reisen wir wieder zurück. Alles kein Problem, oder? Chasch dänke! An dieser Stelle muss ich kurz ausholen:
Antworte ich meinem Vater nicht innerhalb einer gefühlten Sekunde auf eine SMS, egal welchen Inhalts, dann kriege ich wahlweise nach drei Minuten nochmals eine getextete Nachricht, in der er mich fragt, ob ich seine erste nicht empfangen habe, oder aber zwei Mails. Erstere ist identisch mit der ersten SMS, zweitere stellt die Frage, ob ich das erste Mail erhalten habe. Manchmal gibts auch eine Sprachnachricht aufs Handy. Oder alles zusammen. Eher einengend diese Situation, nicht? Wäre er Taubenzüchter, so würde nach einer Stunde die erste und nach zwei Stunden die zweite Brieftaube vor meinem Fenster landen. Darum antworte ich ihm immer so schnell wie möglich.
Bis ins letzte Detail
Zurück zu unserem geplanten Besuch. Verständlich: Mein Papa wollte sich nach den kulinarischen Vorlieben meiner Kinder erkunden. Also telefonierten wir. Ich sagte ihm, was mein Junge, 9 Jahre alt, und meine Tochter, Vegetarierin und 12 Jahre alt, gerne essen. Wir besprachen, wo die Kinder und ich in der Wohnung schlafen werden und was wir in der Zeit unseres Aufenthalts so machen könnten. Alles gut so weit.
Zwei Tage später: eine SMS. Er würde gerne mit mir telefonieren. Wegen unseres Besuchs. Wann ich Zeit hätte. Konditioniert vom inneren Brieftauben-Alarm, schrieb ich ohne Zögern sofort zurück: «Klar. Morgen können wir telefonieren.» Dann, noch am selben Abend, ich lag bereits im Bett: eine SMS. Er habe mir eine Mail geschickt. Zur Vorbereitung unseres morgigen Telefongesprächs. Ich öffnete das Mail, meine Stimmung bereits knapp vor dem Siedepunkt. Ein Word-Dokument war beigefügt. EIN WORD-DOKUMENT! Mit denselben Fragen, die ich ihm bereits vor zwei Tagen beantwortet hatte. Den identischen Fragen! Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Ich beruhigte mich. Auch dank der einfühlsamen Betreuung meiner Therapeutin, äh, Freundin, die sich, nach meinem lautstarken Ausraster gefolgt von einem hysterischen Lachanfall, berechtigterweise echte Sorgen um meine psychische Verfassung machte.
Ein perfekter Nonno
Ich rief meinen Vater wie versprochen am folgenden Tag an. Und blieb ruhig. Wir gingen alles noch einmal zusammen durch: das Essen, die Übernachtung, das Tagesprogramm. Mir gings danach gut. Ihm auch. Klar, in solchen Momenten kann man schnell ausrufen: Das war früher anders! Da waren die Besuche bei den Grosseltern noch unkompliziert. Damals hat man sie einfach gemacht und ging nicht auf jeden kleinsten Wunsch der Kinder ein. Ja, kann man ausrufen. Muss man aber nicht. Bringt vor allem nichts.
Denn ich weiss: All diese Fragen meines Vaters beruhen auf seiner Unsicherheit. Darauf, dass er seinen Enkeln ein schönes Wochenende bieten will. Dass er ihnen ein feines Frühstück und ein ebensolches Abendessen auftischen möchte. Darauf, dass er sie so wenig sieht und sich wünscht, ihnen in dieser kurzen Zeit ein perfekter Nonno zu sein. Darauf, ihnen in bester Erinnerung zu bleiben. Was die Brieftauben betrifft: Ich kann meinen Vater nicht mehr umerziehen. Ich kann nur lernen, mit ihm umzugehen. Und wie gesagt, meine Tochter ist 12 Jahre alt. Sie hat mittlerweile ihr eigenes Handy. Und jetzt raten Sie mal, wie es mir geht, wenn ich ihr eine SMS schreibe, die sie mir auch nach einer halben Ewigkeit immer noch nicht beantwortet? Ich werde mich aber davor hüten, ihr eine zweite zu schicken.
Der Autor schreibt diesen Beitrag unter dem Pseudonym Frank Cito aus Respekt vor seinem Vater.
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35 Kommentare zu «Oh mein Papa!»
Toleranz/Spontanität/Geduld; alles muss ein Leben lang trainiert/gelernt werden. Der Text enthüllt folgendes: Vater mit seiner Frau (also nicht Mutter), Author mit seiner Freundin (also nicht Mutter der Kinder). Wer Partner wechselt, bis er das perfekte Puzzle-Stück an seiner Seite hat, der verlernt Toleranz, Spontanität, Geduld, da sich die „perfekten“ Partner quasi als Alter-Ego bewegen. Obwohl dies überspitzt formuliert ist, beruht es auf meinen Erfahrungen. Während meiner Kindheit in einer sehr ländlichen Region traf ich auf sehr viele ältere Bauern-Paare, deren Ehe „oft etwas arrangiert war (Eltern halfen bei der Partnersuche kräftig mit).“ Sie lebten glücklich inkl Grosskinder, weil sie eben Toleranz/Geduld/Spontanität ein Leben lang mit einem halbwegs passenden Partner übten
Als Kontrapunkt: mein Vater ist leider gestorben bevor ich Kinder hatte. Manchmal (tag-)träume ich davon, dass wir zu ihm fahren, er aus dem Haus tritt und die Kinder auf ihn zuspringen.
Schade hat er sie nicht kennen lernen können, schade sie ihn nicht.
Gerade diese Woche erzählte mir ein Mann dass er ein Sehr strenger Vater hatte welcher immer von „sich aufopfern“ sprach. Stets mussten sich Auch die Kinder aufopfern für vieles. Man durfte nicht fröhlich sein, nicht lustig sein. Später heiratete er und hatte das Bedürfnis endlich seine Kindheit zu erleben, dann seine Jugend ! Endlich war es soweit und er wurde ein reifer Mann mit viel Menschenkenntnis.
Ja das ist also furchtbar ! Ich würde keinen Kontakt haben, ausser manchmal ein Telefon, mit einem solchen Diktator der einfach egoistisch denkt. Er soll sich der heutigen Zeit anpassen, sein Sohn und dessen Kinder RESPEKTIEREN. Aber das tut er nicht. Der Grossvater ist stur und das akzeptiere ich einfach nicht. Er soll man nachdenken und auf sein Sohn hören nicht immer das Gegenteil !
Ich finde dass , man toxische Leute, auch wenn sie (leider) zur Familie gehören, meiden soll bis sie sich zum besseren ändern. Andere zu tyrannisieren das geht einfach NICHT. Ein herrsüchtiger Mensch dieser Vater.
Etwas sehr hart ihr Kommentar. Kennen tun sie ja den Nonno nicht. Und ich kenne sie und ihren Vater nicht, also kann man ihren Text nicht wirklich einordnen. Ist es Frust? Schlechte eigene Erfahrung? Altersbashing?
ABER: ich lerne für mich, dass ich mit meinen Kindern nochmals rede wieviel für sie gut ist….. zu wenig könnte ja auch nicht goutiert werden. ALSO: wie fast immer…. me muess rede mitenand, dann kennt man die Bedürfnisse der andern und kann sich danach richten. Gruss ein Papi/Grosspapi
„Darum antworte ich ihm immer so schnell wie möglich.“
Nun, dann hat ja sein Vater seinen Sohn tatsächlich gut konditioniert. Ziel erreicht.
Soll ja auch so sein. Jedes Mal kann das letzte sein.
Tamar : da wird der Sohn erleichtert sein wenn ein solcher Vater endlich gehen darf. Stur und unerträglich. Ich bin gar nicht dafür dass man Familienmiglieder unbedingt treffen soll wenn sie sich schlecht aufführen und andere gar nicht respektieren. Dem sagt man bei uns einen „Grind“, da lauft man weit davon weg ! Besser niemand als sich so schwer zu tun.
Es wird dem Autor mangelnde Empathie und noch einiges mehr vorgeworfen? Warum? Mein Vater ist Mitte 90, alles andere als dement, aber dass er alles doppelt erfragt und innert einer Stunde wegen nix mehrfach anruft (inkl. WhatsApp, Sms, Anrufbeantworter, Mail, Anruf an Arbeitsplatz) – das geht mir zeitweise auch auf die Nerven. Ich liebe meinen Vater, habe ein gutes Verhältnis zu ihm und viel Verständnis für seine „Altersmacken“. Und die Zeit, die wir noch miteinander verbringen können, wird immer weniger. Dennoch kann und will ich nicht nach seiner Pfeife tanzen. Muss es ihm nur zwischendurch immer wieder mal in Erinnerung bringen, dass er vor 40 Jahren auch nicht immer für seine Eltern/Schwiegereltern erreichbar sein wollte bzw. seinen Freiraum brauchte. Dann grinsen wir beide.
Sehen Sie es positiv, wenn Ihr Vater mit Mitte 90 noch Handy, Whatsapp, SMS und Mail benutzt ist er sehr aktiv und aufgeschlossen. Schön, dass Sie beide grinsen können, wenn die Erinnerung aufblitzt, dass man als Kind für die Eltern eben nicht immer erreichbar sein will/muss 🙂
Lisa : sie haben recht, sie müssen nicht „nach seiner Pfeife tanzen“. Warscheinlich haben sie dies schon Sehr Sehr lange getan und nun ist Zeit dass sie Distanz nehmen. Immer diese Schuldgefühle die uns leider anerzogen wurden. Ich selbst vermisse mein Vater Sehr, hingegen meine Mutter nicht, es war eine Erlösung für mich als sie starb, stets war sie unangenehm und erlaubte sich ihren schlechten Charakter den anderen an den Kopf zu werfen.
Der Nonno ist alt.
Der Nonno sieht seine Enkel sehr selten.
Jede Begegnung mit ihnen könnte seine letzte sein.
Der Nonno weiss das.
Jetzt zu Ihnen: Wie viel Aufwand und Herzblut würden Sie in die vielleicht letzten Tage mit Ihren Kindern stecken?
Wissen Sie was Leben ist?
Wissen Sie was Liebe ist?
Und wie es sich anfühlt, zu beidem kaum mehr Zugang zu haben?
Der Nonno weiss es.
Fragen Sie ihn.
Und schämen Sie sich.
Läck Bobby. Bei solch gehässigen Kommentaren würde ich definitiv auch mit Pseudonym arbeiten.
Der Artikel strotzt von Liebe zum Vater. Und Humor. Über meine Mutter könnte ich einen Tag lang herziehen weil sie so nerven kann und trotzdem liebe ich sie sehr.
If you‘re happy and you know it clap your hands….
Michèle : SIE sollten sich schämen, nicht diesen Vater.
An alle, die den Autor so heftig kritisieren: Humor ist ein Stilmittel, und maßvolle Überzeichnungen auch. Möglicherweise hat der Nonno das durchaus verstanden und sich selbst über den Artikel amüsiert.
Ich glaube, dem Autor würde eine Therapie gut tun. Ich hoffe, Sie archivieren Ihre publizierten Artikel. Öffnen Sie sie in zwanzig Jahren, wenn Ihre Kinder und Enkel Sie besuchen kommen. Null Einfühlungsvermögen, wenig emotionale Intelligenz, nicht vorhandene Empathie, nur auf sich selbst fixiert. Ich rate Ihnen, besuchen Sie nur einen Tag lang ein Heim mit älteren Menschen, die an Demenz leiden. Vielleicht öffnet das Ihre Augen. Ich bin sehr traurig und enttäuscht, wie Sie Ihren Vater in der Öffentlichkeit blossstellen. Ohne ihn zu kennen, glaube ich nicht, dass er das verdient hat. Und das alles für ein paar Klicks. Egoistisch und unreif.
Ist die Ex-Schwiegertochter zur persona non grata mutiert, oder ist es nicht anders möglich als den Kontakt abzubrechen? Warum sollten Sie für den Enkelgrossvater die alleinige Anlaufstelle sein? Die Frage nach Lieblingsmenues/Interessen könnte doch auch sie beantworten?
Vielleicht bin ich da zu utopisch, aber falls ich mal Schwiegerkinder hätte welche zu Ex-Schwiegerkindern werden, hoffe ich schon dass ich die nicht einfach vom Radar streiche, besonders falls Kinder involviert sind.
Und, das Bett geniessen geht einfacher wenn die entsprechenden Geräte aus sind oder entsprechende Absendernachrichten nicht gelesen.
Grundsätzlich, geniessen und freuen Sie sich über Ihren Vater, noch hockt ja nicht ein Rudel Brieftauben auf Ihrem Fenstersims…
Hat der Autor ein Problem mit seinem Vater und will ihn nicht sehen? Hört sich ein bisschen so an, ist aber kein Problem. Wenn die Kinder schon 12 und 9 sind, kann man sie entweder in den Zug ins Tessin setzen oder ins Tessin mitfahren. Dann am Bahnhof dem Nonno und dessen Frau übergeben für 2-3 Tage und sich einen schönen Lenz woanders machen oder arbeiten oder wandern oder whatever. Und die Kinder wieder holen. Problem solved.
diesem Nonno würde ich auf keinen Fall meiner Kinder in die Ferien geben. Alte Leute glauben manchmal sie könnten sich alles erlauben, ihre Kinder seien noch untergoerdnete.
Gerne würde ich Ihnen ein Tauschangebot machen… schlechter Witz, mit traurigem Hintergrund. Meine Kindheit und Jugend fühlte sich an wie eine Ewigkeit im begehbaren Gefrierfach der Gemeinde, in dem unsere Eltern damals das Gemüse aus dem Garten lagerten. Bis heute hat sich daran nichts geändert, im Gegenteil. Im Gegensatz zur Klimaerwärmung wird das Klima im Elternhaus mit jedem Jahr kälter. Inzwischen betrete ich das Gefrierfach nicht mehr.
Das tut mir leid, aber immerhin konnten Sie sich dazu durchringen, den Kontakt abzubrechen. Leider fangen die meisten erst spät damit an, die Existenz von Personen aus dem Leben zu streichen, die ihnen nicht gut tun. Auch bei mir hat es viel zu lange gedauert und es sind inzwischen einige. Vergebung habe ich aus meinem Vocabular gestrichen. Ich verzeihe nicht, ich tilge.
Kenne ich auch so, wobei nur von meinem Vater. Wir waren für ihn eine Bürde, dumm, alle andern Kinder ‚besser‘. Dauernd Psychoterror gegen uns und unsere Mutter. Sechs Kinder hat er auf die Welt gestellt, dies nur um seine Manneskraft zu zeigen. Dank meiner Mutter haben wir Liebe erlebt. Nach dem Tode meiner Mutter hat er den Kontakt abgebrochen, die Enkel interessierten ihn nicht. Als er gesundheitliche Probleme hatte, meldete er sich plötzlich wieder. Niemand ist zum Glück darauf eingegangen
Schöner Text, ich fühle mit….Aber: warum müssen alte Menschen immer mit Samthandschuhen angefasst werden? Weil wir sie nicht mehr für voll nehmen?
Man könnte doch dem Vater ruhig und nett sagen dass er nicht zig sms zu schreiben braucht, dass man nicht dauernd online ist und es einem nervt… wenn er es nicht kapiert ruhig mal auf stumm schalten. Auch alte Menschen können noch lernen, sofern sie gesund sind und noch geistig fit.
Wenn Demenz oder andere Leiden mit im Spiel sind ist das natürlich etwas anderes, hier ist viel Geduld und Verständnis gefragt. Ich spreche aus Erfahrung, den Aerger runterzuschlucken ist nicht immer einfach.
Eine Anregung: Verbringen Sie mal einen Tag in einem Pflegeheim mit dementen Menschen. Das dürfte eine hilfreiche Tschälensch sein, aber vielleicht fällt Ihnen ja dann noch ein besseres Wort ein.
Einmal Eltern – immer Eltern. Der Autor dieses Artikels soll ihn sich mal ausdrucken und auf Wiedervorlage in 30 Jahren legen und dann sein Verhalten mit seinen Enkeln – so vorhanden – mit dem seines Vaters heute abgleichen.
Scheinbar hat er 0 Einfühlungsvermögen in eine ältere Person. Und ich möchte vermuten, das sein Vater diesen Kontrollzwang schon früher gehabt hat. Als Älterer geht man nicht mehr so locker mit Spontanität um, weil einem der Körper vielmehr Grenzen aufzeigt als es bei einem Jüngeren der Fall ist.
Unter dem Strich soll der Autor doch froh sein, das er überhaupt noch einen Vater / Grossvater hat und das der sich für sein Enkel interessiert.
Und sie sollten den Text noch einmal in Ruhe lesen!
1. Der Autor bemerkt bei sich doch schon die gleichen Züge im Umgang mit seiner Tochter.
2. Zum Stichwort „Einfühlungsvermögen“: Steht alles im letzten Absatz.
Ach, aus der Ferne amüsiert mich mich dieser Beitrag . Auch ,weil mir so vieles sehr bekannt vorkommt (Schwiegereltern). Natürlich, bringen diese SMs,Mails und Anrufe einem an den Rand der Verzweiflung. Aber drücken sie doch auch ,neben Unsicherheit, viel Vorfreude auf den Besuch aus. Ich wünschte , mein Vater ,würde sich nur halb so viele Gedanken um seine 3 Enkel machen.
Ja und mit 3 Pubertieren daheim , wird mir mehr ,als mir lieb ist ,bewusst, dass unsere Jungs mich schon eher als schrullige Mutter ( quasi Vorstufe von ihrem Nonno) wahrnehmen. Somit hoffe ich , dass unsere Jungs die Nachsicht welche ich Ihnen gegenüber aufbringe ( auch nicht immer einfach) , auch mal mir ( wenigstens ein wenig) entgegen bringen werden. Ohne die Psycho-Schiene zu fahren!
Wie wäre es, einfach öfters als 1x/Jahr die Grosseltern zu sehen?
Man kann auch auf die 3.SMS antworten, oder man schreibt auf die 1.“bin gerade unterwegs, lese deine SMS später“.
Wenn er eine Mail spätabends schreibt, diese einfach erst am Morgen öffnen?
Manchmal frage ich mich, ob es nicht halbwegs sinnvolle Themen für einen Blog gäbe.
ZB die Sorge um den Nonno ob er bei seinen Wiederholungen und seiner Unsicherheit an beginnender Demenz leiden könnte.
Ging es mir genau so mit meinem Vater (ich Deutschschweiz, er Tessin). Wäre froh, wenn es noch so sein könnte, aber leider ist er nicht mehr da und ich vermisse all diese SMS, Emails und Nachrichten. Geniessen Sie alles mit ihm!
Nun, die Brieftauben-Taktik scheint Erfolg zu haben. Immerhin antworten Sie ihm ja dadurch offenbar jeweils recht schnell. Ich gestehe, dieselbe Taktik anzuwenden, wenn eins meiner Kinder nicht zur angekündigten Zeit (cum tempore) aus dem Ausgang zurück ist: Erst WhatsApp, dann eine SMS (Vielleicht ist das Netz ja schlecht), und am Ende noch ein Threema 😉
Was den Vergewisserungszwang betrifft: Das wirkt wirklich etwas schräg. Hat aber vermutlich eine Vorgeschichte, oder nicht? Hat man ihm mal vorgeworfen, etwas falsch gemacht zu haben?
Ja, alte, betagte Menschen können nerven, auf ihre Art, wie andere Menschen auf deren Art. Der Begriff Altersstarrsinn ist auch keine semantische Erfindung.
Aber jede/r wird mal alt, und wir können nicht wissen wie wir dannzumal wahrgenommen werden, und wie sehr wir nerven werden. Diverse kognitive Einschränkungen, nicht nur demenzieller Art, werden den Umgang mit uns ebenfalls schwerfällig machen. Auch wenn wir versuchen werden, die Fehler unserer Eltern nicht zu wiederholen, es wird uns nicht immer gelingen, weil: Muster sind Muster. Und schon bei sehr viel jüngeren Menschen als besagtem Nonno in Chiasso sind die Persönlichkeitszüge gefestigt, diese werden im Alter meist eher akzentuierter.
Ein bisschen Verständnis und ein angepasster Umgang hilft zumeist.
Was ist denn jetzt die Botschaft? Eigentlich ist das Thema doch, warum der Grossvater, der sich offensichtlich sehr interessiert und Mühe gibt, so wenig Kontakt zur Familie, zu den Enkeln hat. Chiasso ist ja nicht so weit weg. Vielleicht kann ja auch er mal für ein paar Tage kommen?
Dass er mit dem schnellen Einfordern von Antworten etwas nervt, kann man akzeptieren, oder noch besser mal freundlich ansprechen.
Vielleicht ist ein engerer Kontakt von Seiten des Sohns auch gar nicht erwünscht. Auch dies gilt es zu respektieren.
Eigentlich geht es aber um den Kontakt Grossvater-Enkel.
Also eher nein.
Sportpapi : nein, ein solcher Kauz sollte ja nicht „ein paar Tage auf Besuch kommen“.