Mein erstes Handy

Ein Smartphone ist mehr als ein Spielzeug, es ist das Tor zur virtuellen Welt. Foto: Istock
10 Jahre alt! Seit Wochen schon fiebert meine Tochter ihrem baldigen Geburtstag entgegen. Nicht so sehr, weil es ihr erster runder sein wird. Auch nicht wegen der geplanten Pijama-Party. Sondern, weil sie ihr erstes eigenes Mobiltelefon erhalten wird.
«MEIN. EIGENES. HANDY!» Ihre Augen strahlen, während sie vom Moment träumt, in dem sie ihr Smartphone (das die Kinder lustigerweise immer noch ganz altmodisch Handy nennen) auspacken wird. Mir raucht unterdessen der Kopf, weil ich zu dem Thema so viele Fragen habe, auf die ich eine Antwort bereithalten will bis zu ihrem Geburtstag. Denn so ein Smartphone ist ja nicht bloss ein weiteres Spielzeug, mit dem der Nachwuchs in eine Fantasiewelt abdriftet. Es öffnet dem Kind das Tor zur virtuellen Welt. Einer Welt, in der neben viel Gutem bekanntlich auch Böses lauert.
Deshalb sollte man sich als Eltern vorgängig einige Gedanken machen, wenn das erste Smartphone auf dem Gabentisch landen wird. Folgende Fragen habe ich mir gestellt:
Ist man mit 10 Jahren bereit fürs Smartphone?
Die Grundsatzfrage. Bei uns wars so: Vor zwei Jahren jammerte die Tochter, dass «meeega viele in meiner Klasse» schon ein Handy hätten. Ich erwiderte, dass sie aber erst in der Mittelstufe eines bekomme. Die Tochter hat diesen einen Satz im Gedächtnis abgespeichert und nie mehr vergessen. Und mich seither immer wieder daran erinnert, dass sie in der 4. Klasse ein Smartphone besitzen dürfe, denn: «Du hast das versprochen!». Unterdessen glaube ich tatsächlich, dass Zeit und Kind reif sind dafür und sehe neben allen Herausforderungen auch einige Vorteile. Etwa, dass ich Bescheid geben kann, wenn mein Zug am Feierabend wieder einmal eine Viertelstunde Verspätung hat, und so viel entspannter nach Hause fahren kann.
Welches Modell soll es sein?
Meiner Meinung nach braucht ein Kind kein hochpreisiges Smartphone. Es sei denn, man bekommt es billig aus zweiter Hand. Wir haben uns für ein Modell von Wiko entschieden. Die französische Marke hat günstige Smartphones im Sortiment, die recht viel bieten fürs Geld und hübsch aussehen – ein wichtiger Faktor unter Teenies und solchen, die es bald werden. Laut der Expertin im Fachgeschäft reichen 32 GB Speicherplatz für Einsteiger. Netter Nebeneffekt: Das Kind lernt mit der Zeit, Prioritäten zu setzen. Denn wenn der Speicher voll ist und man noch ein Game herunterladen will, muss man wohl oder übel zuerst ein anderes löschen.
Wie hält das Gerät möglichst lange?
Sie kennen es: Man ist einen Moment nicht aufmerksam, und schon fällt das Telefon zu Boden. Ich rate darum dringend, gleich eine zum Smartphone passende Schutzhülle zu besorgen. Vielleicht sogar eine dieser total angesagten Handyhüllen mit Kordel, die man um den Hals trägt? Warum man sich als Erwachsener so etwas umhängt, kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber für Kinder scheinen mir die Dinger durchaus praktisch. Leider ist die Hüllenauswahl für Günstigmodelle wie das Wiko sehr eingeschränkt, bei einzelnen Anbietern wie Apfelkiste.ch wird man dennoch fündig.
Braucht es Regeln?
Unbedingt! Ich habe meine Tochter bereits vorgewarnt, dass wir zusammen einen Smartphone-Vertrag aufsetzen, falls sie denn tatsächlich ein solches Gerät bekommen sollte. (Als ob sie nicht eh schon wüsste, dass es so sein wird … oder warum beschäftigt sich das Mami plötzlich ständig mit dem Thema?) Was nicht fehlen darf im Vertrag: Dass das Handy während des Essens und abends ab einer bestimmten Zeit an seinen «Schlafplatz» gelegt wird. Und dass die Eltern das Smartphone auch einmal einziehen dürfen, wenn das Kind immer wieder gegen die Regeln verstösst. Eine hilfreiche Vertragsvorlage finden Sie bei «Fritz & Fränzi».
Macht eine Timer-App Sinn?
«Hahaha, ein Vertrag … vergiss es!» So weit die Reaktion einer befreundeten Mutter, deren Kind bereits im Besitz eines Smartphones ist. Sie schlägt stattdessen vor, sich möglichst bald um einen technischen Helfer zu kümmern, der das Gerät abschaltet, wenn es das Kind übertreibt mit Gamen und Surfen. Mit «Google Family Link» zum Beispiel können Eltern Zeitlimits für das Kinder-Handy festlegen und das Gerät blockieren, wenn die Zeit überschritten wurde. Zudem kann so kontrolliert werden, wie oft welche Apps benutzt werden. Ähnlich funktioniert auch «Qustodio Parental Control» (für Android) und «Apple Screen Time» (für iOS). Womit wir zur nächsten Frage kommen:
Soll ich mein Kind mithilfe seines Handys überwachen?
Ich finde: nein. Wenn das Kind reif genug ist, ein eigenes Smartphone zu besitzen, sollte es auch reif genug sein, sich unbewacht fortbewegen zu können. Also lassen Sie bloss die Finger von diesen Ortungs-Apps – und installieren Sie sie auch nicht heimlich! Der Teenie wird schon ganz bald viel mehr über diese Geräte wissen als Sie und es sowieso merken. Auch zu überprüfen, welche Apps wie intensiv benutzt wurden, scheint mir ein zu starker Eingriff in die Privatsphäre. Aber warten wir mal ab, wie ich das Ganze in einem Jahr sehe …
Abo oder Prepaid?
Sich im Abo-Dschungel zurechtzufinden, ist nicht einfach. Nach langem Herumsurfen und -fragen halte ich eine Prepaid-Variante für die beste Lösung. Mein Favorit ist das In One Mobile Prepaid Kids der Swisscom, da es zu unseren anderen Abos passt. Es kostet 9.90 Franken im Monat, und das Kind kann fünf Nummern angeben, die es gratis wählen kann. Der Vorteil: Mama und Papa sind jederzeit nur einen Anruf entfernt, ganz unabhängig vom Kontostand.
Wer bezahlt den Spass?
Meine Kinder glaubten noch vor einem Monat, man kaufe sich ein Gerät und schon könne man lostelefonieren, -chatten und -surfen. Der Schreck war gross, als ich ihnen erklärte, dass man erst eine SIM-Karte kaufen und dann Monat für Monat Gebühren bezahlen muss. Mittlerweile hat sich die Grosse an den Gedanken gewöhnt und ist tatsächlich bereit, fast ihr ganzes Taschengeld ins Prepaid-Abo zu investieren. Denn für mich ist klar: Das Smartphone soll auch ein Lehrmittel sein. Deshalb muss das Kind die laufenden Kosten selber tragen – oder zumindest einen Teil davon.
Was sind die Konsequenzen für mich als Mutter?
Wenn ich für die Tochter Regeln aufstelle, muss ich mich selber ebenfalls entsprechend verhalten. Will heissen: Das elterliche Gerät hat während der Mahlzeiten selbstverständlich auch nichts am Esstisch verloren. Zudem ist es spätestens dann, wenn das Kind ein eigenes Gerät bekommt, an der Zeit, auch offen über die unschönen Seiten des Internets zu sprechen und sich als Eltern fortan auf dem Laufenden zu halten über angesagte Games und Plattformen.
Haben Sie weitere Fragen oder noch besser ein paar tolle Tipps zum Thema?
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44 Kommentare zu «Mein erstes Handy»
Meine Tochter bekam ihr Handy mit 2 Jahren. Am nächsten Morgen stand sie auf, und lief zum ersten Mal nicht in unser Schlafzimmer, sondern machte einem Umweg zu ihrem Handy. Das war krass. Aber die Kinder halten uns Erwachsenen letztlich bloss den Spiegel vor.
Nach zwei, drei Tagen lag das Gerät in der Ecke. Sie nimmt es nur noch sporadisch hervor, meist muss sie es zuerst aufladen, um es überhaupt benutzen zu können. Es hat übrigens keine SIM Karte, kein Internet und keine Spiele. Lediglich eine Fotosammlung von all ihren Cousins und Tanten, von ihrem Zuhause, von den gemeinsamen Ferien. Manchmal schiesst sie damit selber Fotos von ihr und ihrer Schwester.
Es ist sehr schön, mit ihr auf die Bilder zu zeigen, die Personen zu erkennen und darüber zu reden.
Wiko würde ich nicht Empfehlen.
Wenn es lange halten soll sind die Updates genaus wichtig, also ein Android One Gerät. Z.b. Xiaomi Mi A3 inkl. Schutzhülle und 3 Jahren (Sicherheits)Update-Garantie für 200.-
An alle Smartphoneuser, das ist ein heisser Clip für Euch, auf You Tube
„Before You Scroll Down, WATCH THIS! One of The Most Eye Opening Videos“ eingeben und mal ein paar Minuten konzentriert dabeisein.
Gutes Gelingen beim Erkennen der Tatsachen und weiterhin viel Spass!
Auf You Tube nach „Es lässt dich sprachlos!“ suchen und dann mit seinen Liebsten zusammen geniessen, viel Vergnügen. Der Clip dauert ein paar Minuten und es ist zu hoffen, die Wirkung hält bei allen ewig an.
Dann werden Sie, Frau Kuster, auch eine der Zugfahrerinnen die im Zug sitzen und wemauchimmer mitteilen „Ich bin grad im Zug, bin in 10 min zuhause“. Da frag ich mich ja jeweils, ob sie damit denen Zuhause mitteilen, dass der Partner die heimliche Freundin heimschicken muss, das Kind alles aufräumen, was es rausgezerrt hat oder bittegerne in 15min das Essen auf dem Tisch stehen soll. Wieso sonst sollte man anrufen und mitteilen, dass man gleich zuhause ist? Mich hätte als Kind nie interessiert, ob die Mutter nun in 5 oder in 30 min heimkommt. Die kam dann schon, wenn es soweit war. Bis dahin konnte man herrlich die Zeit alleine geniessen.
Man kann das auch per Textnachricht mitteilen.
Da meine Kinder nicht im selben Hort sind und die Tochter am Bahnhof auf mich wartet, der Sohn hingegen direkt nach Hause geht, ist das Ganze etwas komplizierter…
Mit 10 ein Smartphone? In meinen Augen das beste Zeichen in der Erziehung versagt zu haben. Hart aber wahr.
Das ist ja wirklich eine sehr fundierte Analyse.
Kinder werden von ihren Alten freiwillig und selbstfinanziert mit dem RFID-Chip ausgestattet, es funktioniert reibungslos, wie geschmiert und einfacher als es sich die Initianten je hätten vorstellen können; und in der fünfeckigen Festung am Potomac River und in den Bunkern in der Wüste herrscht Feststimmung.
Das Buch „Schöne Neue Welt“ von Aldous Huxley wird fälschlicherweise meist als SF gehandelt, ist tatsächlich aber ein authentischer Bericht über die Planung einer perversen Elite zur Versklavung der Menschheit, für deren Umsetzung unter anderem noch das weltumspannende 5G-Netz fehlt. Die Überwachung funktioniert schon gut und der geplanten Bargeldabschaffung steht die grosse Masse, irr im Konsumrausch blökend, auch nicht im Weg.
Kinder mit Smartphones ausrüsten ist kriminell.
Die Digitale Transformation kommt, egal ob wir dies gutheissen, begrüssen oder was auch immer….
Und mir finde diese moralische Überheblichkeit der „analogen Anhängern“ grauslich… 🙂
Hosentasche, Handrasche, Rucksack, Um den Hals… ist doch egal… jede/r wie es mag…
Mit 10 würde ich ein altes Nottelefon je nachdem mal mitgeben.Anrufe und SMS genügen!Bin aber noch sehr unschlüssig! Mein Sohn ist in der 3 Klasse und es hat noch Niemand ein Smartphone aus seiner Klasse. Wir hatten mit unserer mittlerweile 18 Jährigen Tochter unglaublich viele Auseinandersetzungen wegen dem Handy.Sie hat es in der Oberstufe bekommen.
Vielleicht ist es aber sogar sinnvoller den Kinder den Umgang damit früher,vor der Pubertät,zu ermöglichen.
Interessant wie unterschiedlich das mit dem Alter gehandhabt wird. Mein ältester ist auch fast 10 bei ihm in der Klasse und im Freundeskreis ist ein eigenes Handy noch kein Thema oder nur ein marginales. Es gibt nur ganz wenige Kinder, die bereits ein Smartphone haben. Unsere kriegen eins ab Oberstufe vorher können Sie einen alten ‚Knochen‘ benutzen Wenn sie alleine unterwegs sind. Machen sie aber nie, wozu auch? Ich finde sie sollen lernen sich auch ohne digitale Leine fortzubewegen. Diese Freiheit haben sie später mit Smartphone nicht mehr!
die zeiten ändern sich, aber 10 jährig mit handy (smartphone) finde ich zu früh. soweit sind (oder sollten) wir noch nicht sein. wie es in 5 oder 10 jahren asschaut vermag ich nicht zu wissen.
aber heute benötigt man dies mit 10 jahren noch nicht. das kind kann ein handy (nicht-smartphone) haben für notfälle und eine sms. das deckt das wichtigste ab.
der umgang mit dem internet und computern zuhause ist m.E. ausreichend respektive pflicht.
„Braucht es Regeln?
Unbedingt! Ich habe meine Tochter bereits vorgewarnt, dass wir zusammen einen Smartphone-Vertrag aufsetzen, falls sie denn tatsächlich ein solches Gerät bekommen sollte.“
Hmm, sollten Probleme nicht dann gelöst werden, wenn sie auftauchen? Meine Tochter ist 11, hat seit einigen Monaten ein Handy und wir haben weder feste Regeln noch einen Vertrag. Sie weiss einfach, dass wir, wie bei allem anderen, dann eingreifen, wenn wir das Gefühl bekommen, dass es in die falsche Richtung läuft. Aber auch ohne Vertrag und Regeln, ist das Handy weder beim Essen noch abends beim ins Bett gehen nicht in den Händen, sie hört manchmal noch Hörbücher zum einschlafen, dann liegt es auf der Kommode weg vom Bett. Man könnte dem Kind auch eine Chance geben.
Ich schreibe den Vertrag nicht alleine und lege ihn ihr vor, sondern wir besprechen die einzelnen Punkte gemeinsam und schreiben sie auf. Für mich passt dieser Weg besser, weil ich ihr so im Vornhinein sagen kann, was mir weshalb wichtig ist.
Das ist schon so verstanden worden. Meine Erfahrung ist einfach die, dass die Kinder die Regeln, die Erwachsenen, die ja häufig etwas weitsichtiger sind, besser nachvollziehen können, wenn sie gerade in die Situation passen. Wir handhaben es z. Bsp. mit dem TV gleich. Ich habe zudem auch gemerkt, dass es mir die Flexibilität gibt, zu reagieren, ohne mich zu rechtfertigen, warum etwas nicht im Vertrag steht und ich trotzdem will. Aber natürlich werden alle Massnahmen erklärt und zudem gibt es eine Ankündigung, bevor ich es z. Bsp. einziehe, was in den 4 Monaten nur 2x für einen Abend notwendig war. Natürlich ist das persönlich (abhängig von Eltern und Kind!), ich wollte nur noch eine andere Möglichkeit aufzeigen.
„Vertrag“: Also den handeln sie mit Ihrer Tochter aus. Und wenn es Differenzen gibt, dann entscheiden Sie, also eine Vertragspartei, quasi als letztinstanzliches Gericht? Verträge holt man hervor, wenn man sich nicht einig ist, solange alles läuft wie geplant, braucht man die nicht. Aber wenn zwischen Eltern und Kinder Uneinigkeit herrscht, entscheiden die Eltern, letztinstanzlich. Also können Sie sich die Arbeit mit dem Vertrag sparen, sie lehren Ihrem Kind höchstens, welche Verträge man nicht unterzeichnen sollte.
Tut mir leid, aber Verträge zwischen Eltern und minderjährigen Kindern sind Nonsense.
Ich denke, so ticken wir individuell verschieden. Mir würde es nicht im Traum in den Sinn kommen einen Vertrag zu machen. So lebe ich nicht. Vielmehr: Treu und glauben, und dann mal sehen….
Das könnte natürlich ins Auge gehen, im Chaos enden… aber muss es nicht.
Und so gibt es halt Menschen, die machen überall Verträge, halten alles schriftlich fest.
Das könnte natürlich Ordnung und Klarheit bringen … aber muss es nicht zwingend.
In diesem Sinne glaube ich kaum, dass man eine allgemeingültige Empfehlung abgeben kann.
Bei uns gilt auch: Handy ab der Oberstufe. Jetzt einfach ein Altes zum benutzen, wenn es sinnvoll ist.
Würden es alle Eltern so handhaben, müsste kein Kind schon vor der Oberstufe eins haben.
Ich störe mich nicht mal am schriftlich festhalten, das ist manchmal sinnvoll, um zu wissen, was beschlossen wurde: Vielmehr stört mich Vertrag und aushandeln, weil es aus Sicht des Kindes Kapitulationsverhandlungen sind: Die Eltern diktieren die Bedingungen, unter welchen das Kind eine Lizenz für ein Smartphone erhält. Sie hören dabei das Kind an, und berücksichtigen es soweit wie möglich. Aber falls die Verhandlungen scheitern, muss das Kind auf ein Smartphone zumindest vorläufig verzichten, was keine valable Option ist. Eine Option für das Scheitern der Verhandlungen ist erste und wichtigste Voraussetzung, um anständig verhandlen zu können. Also schreiben Sie vielmehr Bedingungen für die Smartphonelizenz in ein Gesetz, unter Anhörung ihres Kindes.
@ Roxy
„Ich denke, so ticken wir individuell verschieden.“
„Würden es alle Eltern so handhaben, müsste kein Kind schon vor der Oberstufe eins haben.“ 😉
Ja, wir ticken verschieden und ja, es ist natürlich einfacher mit dem Strom zu schwimmen als dagegen. Nur ist es halt immer etwas schwieriger, den anderen Menschen zu erklären, wie sie den Strom herstellen sollen, damit es für einen selber einfacher ist.
Unser 12jährige Sohn hat zwar ein altes Smartphone, aber noch keine Sim-Karte. Vermutlich als einziger weit und breit in seinem Alter. Wir sind dran. Aber dennoch ist bereits jetzt sichtbar, dass er sehr viel mehr über die Geräte weiss, als wir.
„Wenn ich für die Tochter Regeln aufstelle, muss ich mich selber ebenfalls entsprechend verhalten.“ Das wäre eigentlich der Knackpunkt. Nur würden dann die meisten Regeln, insbesondere zu Umfang der Handynutzung, vermutlich hinfällig bei den meisten Familien. Es ist ja offensichtlich, dass ganz viele Erwachsene aufgeschmissen sind, wenn sie mal für eine Stunde das Smartphone nicht in der Nähe haben.
Oh ja das denke ich auch immer. Erwachsene sind mindestens so schlimm wie Jugendliche was das Smartphone betrifft. Meines war auch schon eine Woche im „Urlaub“ bei meiner Mutter, weil ich es dort schlicht vergessen hatte. Mich hat das nicht gestört, aber die Menschen um mich rum haben die Welt nicht mehr verstanden, wie ich eine ganze Woche ohne Handy auskommen konnte. Dabei ist das wunderbar. Wobei ich das auch kann, wenn das Handy bei mir ist. Ich mag gar nicht ständig erreichbar sein.
sich fortlaufend über angesagte spiele und plattformen auf dem laufenden halten: das ist doch illusorisch. bei 10 jährigen mag das noch ansatzweise klappen, aber später kaum mehr. ich finde den ansatz verkehrt. vielleicht vergleichbar damit, dass man sich einbildet, man müsse permanent wissen, wieviele motorfahrzeuge unterwegs sind und wie die sich verhalten, im umkreis von 1km um das kind. das führt nur dazu, dass man sich entweder illusionen macht oder sich für unzulänglich hält bezüglich schutz des kindes.
Sogar Bill Gates besorgte seinen Kinder erst mit 13 Jahren ein Handy ! Ist eben ein intelligenter Mann und weiss wovon er spricht.
Persönlich finde ich 10 Jahre auch etwas früh, aber hier ist das Vorgehen natürlich Ausdruck der Geister, die man rief, wenn man den Nachwuchs auf die Mittelstufe vertröstet. 😉
Wir halten es selber wie meisten Leute aus der IT-Branche (insbesondere die aus Silicon Valley), die ebenfalls „low-tech“-Eltern sind. Die bei uns von Experten propagierte 3-6-9-12 Losung finde ich persönlich eine gangbare und sinnvolle Richtschnur.
Ich möchte 10 Jahre auch keineswegs als generelle Empfehlung verstanden wissen. Meiner Meinung nach muss man bei jedem Kind neu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. (Beim 2. bleibt dann zugegebenermassen weniger Spielraum….das will sein Smartphone ja nicht später bekommen als das 1. Kind.) Meine Tochter und ich reden sehr offen über alles. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass ich sie eng begleiten kann bei ihren ersten Handy-Erfahrungen. Wer weiss, ob das genauso möglich wäre in vier Jahren…?
10 Jahre muss nicht falsch sein, liebe Fr. Kuster, aber klar, Sie haben sich schon ein Stück weit selber unter Zugzwang gesetzt. Auch im Hinblick auf Ihre anderen Kinder. Denn was für Kind 1 gut und richtig sein mag, muss bei Kind 2 nicht zwindend auch so sein.
Ich denke, wichtig ist auch, dem Handy die weltbewegende Bedeutung etwas zu nehmen. Dabei hilft enorm, wenn man im Umfeld auch etwas handygeschädigte Negativbeispiele hat. Wenn Kinder dies selber erkennen, ist oft viel geholfen.
Das Argument mit dem engen Begleiten ist natürlich richtig und bezieht sich auch auf viele andere Lebensaspekte, aber die Basis für eine (in unseren Augen) vernünftige Entwicklung legen Sie sowieso früher. Ob die Abgabe eines Handys mit 10 Jahren da einen Unterschied ausmacht, bezweifle ich sehr.
Anhand von was ausser ‚ die anderen haben auch eins‘ haben sie denn entschieden?
Meine Frage ging natürlich an Frau Kuster.. sorry..
Aber muss es Zugzwang sein? Kinder sind verschieden, sowohl betreffend Reife wie auch Interesse und auch die Bedürfnisse sind sehr verschieden. Wenn ich meine beiden älteren Kinder betrachte: Beim ältesten (11) kam das Bedürfnis nach einem Handy sehr früh, weil sie schon seit dem Kleinkindalter nach Selbständigkeit strebt. Nicht nur alleine im öV unterwegs zu sein, sondern auch zu Kommunizieren, sich selber um Termine (Zahnarzt, Musikstunde etc.) kümmern, ist für sie Freiheit pur. Der jüngere Bruder (fast 9) hasst es schon, wenn er ein Gspännli selber anrufen soll, um sich zum Spielen zu verabreden und er fuhr ein einziges Mal mit der grossen Schwester Bus und fand es furchtbar ohne Begleitung. Ich wüsste nicht, wozu er mit 10 ein Handy bräuchte, auch wenn sie eins hat.
@13: Ich habe auch ein Kind das alles selber macht und alleine durch die ganze Stadt gondelt etc.. Aber das kann man ja auch ohne Smartphone? (Wir haben auch ein Fixnetz zum telefonieren) Für mich reicht dies jedenfalls nicht als Argument für ein Smartphone (allenfalls für ein altbackenes Handy, aber auch das nur bedingt..). Und gerade da er sehr gut mit , Computer und digitalem Zeugs umgehen kann bin ich froh hat er noch nicht uneingeschränkten Zugang..
Ein Kind braucht doch kein Handy für die Selbstständigkeit. Oder nur bedingt. Ist ja nicht so, dass die Kinder heute selbstständiger wären, oder mehr und früher selbstständig allein unterwegs sind, als z.B. wir früher. Im Gegenteil.
Aber mein 12jähriges will ein Smartphone, um Teil der Kommunikationsnetze der Gleichaltrigen zu sein. Vernetzung, die offenbar offline nicht mehr möglich ist.
Und natürlich gamen, Musik hören, usw.
@ sonic (oder auch SP)
Niemand hat gesagt, dass es notwendig ist. Aber praktisch. Sehen Sie, meine Ausgangszeit begann ziemlich gleichzeitig mit der Einführung der Moonliner in Bern. Und obwohl meine Eltern eine Stunde oder mehr heimgelaufen sind oder getrampt haben, als sie 16 waren, haben sie nicht gesagt: „Geh zu Fuss nach Hause oder mach Autostop, wir brauchten auch keine Nachtbusse.“ Im Gegenteil, sie waren froh, hatte ich eine sichere Möglichkeit heimzukommen. So auch heute. Natürlich dürfte meine Tochter auch ohne Handy Zug fahren, aber die Möglichkeit, erreichbar zusein und uns zu erreichen besteht, also wozu sie nicht nutzen? Sie hatte den Wunsch, ich konnte die Gründe nachvollziehen und das wars. Ich bin aber auch kein Fan von „früher ging es auch….“.
13 es geht mir nicht um ‚ früher ging es auch‘. Ich gönne meinen Kindern nur ein paar Jahre Freiheit vor der Versklavung durch das Handy mit dem immer- erreichbar-Stress. Ich finde ein Smartphone auch praktisch aber es bringt eben auch Nachteile mit sich. Und Erreichbarkeit ist eher mein Bedürfnis als das des Kindes.
13 ich glaube eben dass echte Selbstständigkeit zumindest für mein technikaffines Kind ohne Smartphone besser funktioniert. Zuerst selber lernen sich in der Stadt alleine fortzubewegen und zu orientieren bevor einem die netten praktischen Apps alles abnehmen. Selber Probleme lösen bevor man die Eltern anruft.
@13: So kann man das sehen. Mein Punkt war, dass ein Smartphone meiner Meinung nach nicht zu mehr Selbstständigkeit führt. Und auch selbstständige Kinder brauchen nicht früher ein Smartphone als andere. Ich sehe da keinen Zusammenhang.
„Natürlich dürfte meine Tochter auch ohne Handy Zug fahren.“ Mag bei dir so sein. Aber „natürlich“ ist das heute nicht. „Aber die Möglichkeit, erreichbar zu sein und uns zu erreichen besteht, also wozu sie nicht nutzen?“ Weil man nicht frei ist, wenn man ständig an der Leine ist? Und weil bei manchen das Smartphone Verbindlichkeit und eigenes Problem lösen ersetzt.
Wie der 15jährige, der ins Glarnerland an einen Kurs sollte, aber in Bellinzona landete, und sich dort von den Eltern abholen liess…
Warum man sich als Erwachsener das Handy an einer Kordel um den Hals hängt?
1. Es ist immer griffbereit. Auch wenn ich mit schlafenden Baby im Arm an einem unerwarteten Ort „hängen“ bleibe.
2. Ich brauche weder Portemonnaie noch Handtasche. Alles wird unkompliziert via Apps bezahlt.
3. Handy bereit für die guten Schnappschüsse. Bei Kleinkindern muss es schnell gehen.
Ist Ihr abschätzender Kommentar ein Zeichen dafür, dass Sie langsam nicht mehr up to date sind?
Die Frage ist, ob „up to date“ sein immer sinnvoll und erstrebenswert ist.
Nun…
1. Ich finde es persönlich nicht gesund, immer und überall erreichbar zu sein und will das Smartphone nicht immer vor dem Gesicht hängen haben.
2. Ich bezahle bewusst nicht via App, sondern ganz altmodisch per Karte (oder sogar Bargeld!).
3. Als zweifache Mutter kann ich Ihnen eins versichern: Sie werden noch tausende wunderbare Fotos und Videos von Ihrem Kleinen machen können, auch wenn das Handy manchmal nicht zur Hand ist und sie einfach mal nur zuschauen – ist auch schön, im Fall.
Danke, Frau Kuster, Sie sprechen mir aus der Seele. Wenn man täglich sieht, wie Mütter, „bewaffnet“ mit IPhone, mit ihren Kinder unterwegs sind, überkommt einen das Grauen. Man bekommt den Eindruck, die Kinder sind Nebensache.
Ja, ja, das ständige Paradox unserer Gesellschaft: Die einen Mütter (Väter sind es ja nie) starren auf Ihr IPhone, die anderen verbringen ihre ganze Zeit damit, andere Mütter zu beobachten und damit genau zu wissen, wie lange und wie oft diese auf Ihr IPhone schauen, und es dann (mittels IPhone?) in sozialen Medien und Kommentarspalten zu teilen.
Zu den Kindern schaut niemand (was allerdings vielleicht auch nicht immer das Schlechteste ist 😉 )
Frau Kuster, ich denke genau wie Sie ! Diese Sklaverei ist sowieso sehr schlecht für das Familienleben.
@ Sabine
All diese Vorteile hat man natürlich auch, wenn das Handy in der Hosentasche ist. Ausser dass man so nicht zeigen kann, dass man das neuste, coolste Gerät hat. Aber dieser Aspekt sollte mit dem Erwachsenwerden tatsächlich an Bedeutung verlieren…