Hilfe, das Kind flucht!
«Figg di!», sagte mein Jüngster kürzlich zu mir. Es kam ziemlich kaltschnäuzig und vehement über seine Lippen. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass er sich im Ton vergriffen hat. Zuvor waren es allerdings eher Kraftausdrücke aus der Bisi-Gaggi-Fudi-Ecke, mit denen er uns jeweils beschimpfte. Oder Drohungen im Stil von «Du bist nicht mehr meine Mami, wenn ich keine Glace» kriege. Also alles im grünen Bereich und manchmal sogar amüsant. Doch bei «Figg di!» hören der Spass und mein mütterliches Verständnis definitiv auf. Obwohl er aus seiner Perspektive selbstverständlich befand, dass sein Kraftausdruck durchaus der Situation angemessen war. Worum es ging? Er wollte unbedingt die Batterien seines ferngesteuerten Autos ausgetauscht bekommen, wozu er meine Hilfe benötigte. Und zwar gleich! Auf der Stelle! Jetzt sofort! Ich, gerade mit dem Belegen einer Pizza beschäftigt und im Kopf gleichzeitig meine Pendenzenliste der kommenden Tage durchgehend, verwies ihn auf später, was der kleine Mann so gar nicht goutieren konnte. Daraufhin knallte er mir besagtes «Figg di!» an den Kopf und zog trampelnd von dannen.
«WTF?!», ging es mir durch den Kopf. So billig kommst du mir nicht davon, du kleiner Wicht! Ich liess den Mozzarella Mozzarella sein und jagte ihm hinterher. Innerlich ein glühender Dampfkochtopf, äusserlich die Ruhe selbst, baute ich mich vor dem Fünfjährigen im Kinderzimmer auf, der gerade seelenruhig dabei war, seine «Pokémon»-Karten zu sortieren. Mit einem «Gahts no?!» als Einleitung und einem erhobenen Zeigefinger versuchte ich dem kleinen Kerl klarzumachen, dass solche Wörter die Grenzen der Respektlosigkeit definitiv überschreiten und ich vor dem Abendessen noch eine Entschuldigung erwarten würde. Er nahm es zur Kenntnis und beugte sich auch gleich wieder über Pikachu, Floink und Glumanda. Ein paar Minuten später, ich hatte soeben die Pizza in den Ofen geschoben, kam er abermals in die Küche gewackelt und fragte: «Du Mama, was heisst eigentlich figgen?» – In «Sendung mit der Maus»-Manier entgegnete ich ihm: «Das ist ein anderer Ausdruck dafür, wenn zwei Menschen Liebe machen.» – Seine Antwort: «Okay, dann ist das aber nichts Schlimmes, oder?»
Fluchen tut gut!
Tja, was soll man drauf antworten? Was das Verwenden von Kraftausdrücken betrifft, muss man ja ehrlicherweise zugeben, dass sie zwar nicht zum guten Ton gehören, manchmal aber verdammt guttun, nicht? Schimpfen als therapeutisches Mittel sozusagen. Als Möglichkeit, einen Zustand höchster Erregung abzubauen. Mal richtig Dampf abzulassen. Sich auszukotzen. Nicht umsonst vertreten zahlreiche Psychologen die Ansicht, dass Fluchen für unsere Gesundheit ebenso wichtig sei wie Lachen oder Weinen. Aber dennoch: Dass mir mein Kleiner «Figg di!» vor den Latz knallt, geht natürlich gar nicht. Auch wenn der Fünfjährige damit seinem Ärger hat Luft verschaffen können. No way! Schlicht unzulässig. Aber was tun, wenn kleine Menschen fluchen?
Vor allem, wenn man wie ich grundsätzlich die Ansicht vertritt, dass mit plumpen Verboten und Tabus in der Regel wenig bis gar nichts geregelt wird, was Kindererziehung betrifft. Was die Sache mit dem Fluchen angeht, so habe ich schon die eine oder andere Methode an unseren drei Kindern testen können. Bei kleinen Kids etwa kann ich die Strategie «Fluchen auf der Toilette» weiterempfehlen – sie ist simpel und äusserst effektiv: Entfährt einem Familienmitglied ein spontanes «Scheisse» oder «Arschloch» – was durchaus hin und wieder vorkommt –, wird das Schimpfwort auf dem stillen Örtchen so lange und laut wiederholt, wie man gerade möchte und bis man sich abgeregt hat. Auf diese Weise findet das «schlimme» Wort sein passendes Zuhause.
Schwule Sau vs. Onkel Philipp
Bei meinem Teenagersohn hingegen muss ich selbstverständlich anderes Geschütz auffahren. Ich versuche es derzeit mit Sensibilisierung. In der Hoffnung, dass er von selbst begreift, warum Shippi-Slang beim grosselterlichen Sonntagsessen nicht besonders gut ankommt. Dass er versteht, in welcher Gesprächssituation welche Ausdrucksweise gerade gefragt ist. Ich sage zu ihm also Dinge wie: «Wenn du deine Freunde unbedingt mit «schwule Sau» beschimpfen willst, bitte schön. Deine Entscheidung. Bei uns daheim sind Schwule aber vor allem eines: Freunde. Sie heissen Mario und Onkel Philipp.»
PS: Meine eigene Methode, um mal richtig Dampf abzulassen, heisst übrigens Verklausulierung – quasi der poetische Weg, um mit Sprache umzugehen. Ich sage also anstelle von «verdammter Scheiss» etwa «schöner Kack». Und «Arschlöcher» werden für mich jeweils zu klassischen «Armleuchtern». Schöner fluchen macht Spass!
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43 Kommentare zu «Hilfe, das Kind flucht!»
Ich hatte einen Vater, der auf französisch (seine Muttersprache) ganze Sermone fluchen konnte, ohne ein wüstes Wort zu sagen. Auch sein Schwiegervater/mein Grossvater hatte da so seine Momente, diesmal auf berndeutsch: stäcketöri-himublaui-blüemli-sackermänt-abenang.
Ich fluche auch, meistens auch französisch. Meine Söhne wussten, wenn ich ins franz wechselte, war Mattäi am letschte. Sie wuchsen(leider) nicht zweisprachig auf.
Wörter, wie im ersten abschnitt erwähnt, sollte man den Kindern auf keinen Fall durchlassen.
Ich selber habe gesehen und gehört, wie Kinder ihren Eltern das A, S.. und Sch… wörter an den Kopf schmissen. Die Betroffenen haben nicht einmal reagiert, obwohl solches meist der Anfang von weit gröberem ist.
Später im Berufsleben wird das mit Sicherheit nicht akzeptiert; das ist u.U. Grund genug für eine fristlose Kündigung, und das ist nur allerkleinste Sanktion, die sich einer zu vergewärtigen hat.
Da gilt es eben, Erziehungsarbeit zu leisten.
Fluchwörter zu benutzen, weil man sich zB den Zeh gestossen hat, oder Leute mit Schlötterlig zu titulieren ist ja auch nicht dasselbe.
Furchtbar was man hier liest ! Wenn zuhause geflucht wird und man die Kinder mit anderen lässt welche schlecht erzogen sind, dann fluchen sie sicher. Aber sonst nicht. Oder dann haben sich die zeiten Sehr Sehr verändert. Niemals, ich sage es nochmals, NIEMALS habe ich meine Eltern fluchen gehört. Ich Auch nicht, mein Kind Auch nicht. Wir leben heute in einer Sehr dekadenten Welt. Ich wohne in der Stadt und habe eine Schule vor unserem Haus : dort fluchen die Afrikaner, die Jugoslaven, und dann natürlich wenn man es währen lässt, fangen die schweizer kinder auch zu fluchen an. Eben, furchtbar. Sich aufregen passiert allen aber warum fluchen ?
Ihr Beitrag beweist, dass es durchaus möglich ist, nicht zu fluchen und trotzdem jeglichen Anstand missen zu lassen. Im Alltag stört es kaum, wenn jemandem mal ein „Scheisse“ oder ähnliches rausrutscht. Wenn aber jemand sich zwar rühmt, nicht zu fluchen, dafür aber derart beleidigende und rassistische „Scheisse“ rauslässt, macht es durchaus Sinn einen Bogen um diesen Menschen zu machen. Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass Sie wohl seit 1991 keine Zeitung gelesen haben…
Nicht aufregen, 13, und va. nicht persönlich nehmen. Schon bei Vrenis ersten Ansagen über ihre Tochter (23. August 2019 um 06:53 Uhr) schwante mir ziemlich genau das. Denn irgendwo „muss es raus“, müssen gewisse Dinge ihr Ventil finden, und wenn es keine Kraftausdrücke sind, dann muss halt etwas anderes herhalten. Et voilà!
Nicht beachten, wie Du richtig sagst, wäre auch meine Devise. 😉
@ MF
Ich bin ganz ruhig. Ich habe nur vor langer Zeit den Vorsatz gefasst, manche Dinge nie unwidersprochen zu lassen. Erst wenn niemand etwas dazu sagt, werden sie (wieder) salonfähig. Sich im Allgemeinen von solchen Menschen fernzuhalten und nichts zu sagen, wenn man es mitbekommt, ist in meinen Augen nicht das Gleiche. Aber den Tag verderben mir solche Leute nicht, da bräuchte es mehr 😉
@13
Da hast Du recht.
Aber auch wenn man solche Leute nicht sucht, stellt sich oft die Frage: Nichtbeachtung, oder Gegenrede? Mit Gegenrede macht man ihnen auch einen Gefallen, man lädt sie manchmal richtiggehend dazu ein, sich auszubreiten. Nicht umsonst gibt es das Bonmot „never feed the troll“ (wobei ich V. nicht als Troll bezeichne).
Andererseits: dagegenhalten wenn der grösste Unsinn verbreitet wird, ist ein gesellschaftlicher Akt, eine pure Notwendigkeit. Sonst könnten gewisse Leute noch den Eindruck bekommen, dass a) alle Leute einverstanden sind und b) sie recht haben.
Alles nur schweigend hinzunehmen tut der eigenen Psychohygiene auch nicht gut (womit wir wieder beim Thema wären 😉 ) Handkehrum fruchtlose Diskussionen zu führen die sich nicht lohnen ist auch frustran.
Immer wieder interessant zu lesen, wie ein Grossteil hier so schreibt, als ob sie nie in der Situation gewesen ist, über die hier geschrieben wird – ein Kind flucht. Es werden diverse Gründe vermutet, warum das Kind wohl flucht – aber scheinbar erinnert sich niemand mehr an die eigene Kindheit. Warum hat man selbst damals geflucht ? Was hat man gesagt ? Wem hat man das gesagt ? Alles vergessen oder ausgeblendet ?
Selbstverständlich darf ein Kind seinem Frust Luft machen und da gelegentlich auch schlimme Worte benutzen, aber Leute verbal anzugreifen geht gar nicht. Selbst wenn der Kleine nicht weiss, was figgen ist, hat er die Mutter nicht zu beschimpfen, denn dass das nicht in Ordnung ist, weiss das Kind.
Kurz nachdem ich mich vom Kindsvater getrennt habe, meinte mein Grosser (4): gäll Mami, du bisch en Nutte??? Ich war da ziemlich irritiert darüber und fragte wie er auf sowas kommt. „De Papi häts gseit“
Oder man lernt gleich den richtigen Umgang mit Frust und Wut. Dazu gibt es viele Techniken, die keine Schimpfworte beinhalten (Luft holen, innerlich bis 10 zählen, dann erst etwas nachdenken etc.). Können auch kleine Kinder lernen. Und abwertende Ausdrücke sollte man seinem Teenager allgemein durch Aufklärung und Erziehung austreiben und das nicht nur beim Oma-Tisch.
Danke Nicole, habe
von dir wieder ein paar gute Verklausulierungen dazu gelernt. Unsere Kinder hatten vor ca. 40 Jahren im Kindergarten das Wort „Scheibe“ gelernt (anstelle von „Schei…“) und halten sich noch heute daran!
„Schofseckel“ ist DAS Schimpfwort schlechthin.
Viele verstehen es nicht, andere beginnen darüber nachzudenken und nochmals andere lachen. Oder sie freuen sich darüber, das Wort mal wieder gehört zu haben.
Schimpfen&sich-über-fluchen-auf-dem-stillen-Örtchen-abregen, weil dort das passende Zuhause? Aber „ein Tabu“ sollte es nicht sein?
Ich wollte auch nicht alles an den Kopf geschmissen oder zu hören bekommen haben, aber warum sollte man nicht im Zimmer fluchen/schimpfen dürfen. Mit der „kreativen“ Umbennung habe ich eher Mühe, dann lieber echt&deftig mit anschliessender Klärung als kreativumrankt aber innen drin genauso düster… .
Auf was ich heute familienintern allmählich allergisch reagiere sind die „mimimi&fake news“-Wörter, das erschüttert mich viel mehr als ein „A…loch“. Die würde ich nicht mal auf der Toilette dulden, schon gar nicht in x-facher Wiederholung.
Genau: es ist ein Unterschied, ob man wie ein Bierkutscher flucht, weil einem etwas nicht gelingt, oder man sich ärgert, oder ob man Schlötterlig an Leute austeilt.
Ja, ja….. fluchen ist supi dupi gesund und wichtig.
Zuerst lernt Heiri das fluchen supi dupi böse und verboten ist und dann lernt er von „Psychologen“ dass es wichtig und gesund ist. So ähnlich wie mit dem Lügen….
Ich fluche auch. Eher zu viel als zu wenig. Und ich halte es auch für gesund, dass wir unsere Emotionen nicht (gänzlich) unterdrücken. Dementsprechen fluchen auch unsere Kinder, eher zu viel als zu wenig.
Aber wir sollte einen Schritt weitergehen. Warum ist unser Kessel so unter Druck, dass das Ventil pfeift? Wenn es zu oft pfeift ist der Kessel ungesund stark unter Druck.
Und die Gegenseite von Emotionsunterdrückung ist fehlende Emotionskontrolle, Emotionsregulation, das ist ebenfalls sehr schädlich.
Homophobe, rassistische und faschistische Flüche gegen Minderheiten, gehen nicht nur zu Hause nicht, sondern ich will auch nicht, dass meine Kinder sie auf dem Pausenplatz verwenden!
Natürlich habe ich darüber keine Kontrolle. Aber ich sage ihnen das ganz klar. Jüngstes Beispiel: Im Moment ist „Hurensohn“ auf dem Pausenplatz angesagt. Ich sage ihnen, dass diese Beleidigung sexistisch und letztlich faschistoid ist. Als Beispiel konnte ich auf die faschistoide Tante Marge von Harry Potter verweisen, die Harrys Mutter mit den „minderwertigen Hündinnen“ aus ihrer Zuchterfahrung verglichen hat.
Ich würde mir wünschen, dass alle Eltern ihren Kindern diese Art von Anstand und Respekt beibringen.
Anstand, Respekt und z.B. Homophobie oder Sexismus schliessen sich nicht aus. Es gibt keinen Grund, eine konfliktarme Kultur oder gar eine Kuschelatmosphäre anzustreben. Es darf zwischen Menschen auch unversöhnlich, gewalttätig und intolerant zugehen. Gewalt ist per se nicht schlecht.
Man muss nur wissen, wofür man verletzt. Ideologie, z.B. Religion, steht immer weit oberhalb von individuellen Menschenrechten.
Danke Roxy, das ist genau die richtige Haltung dazu, auch wenn Sie sich um den PC-Stempel winden werden. Sie wissen aber, ich meine diesen als Kompliment.
Betreffend Emotionskontrolle sollten wir den Kindern auch noch eine Lehrzeit zugestehen, zumindest mit 5 Jahren. Auch das Lernen einen Emotionsaufschubes ist nicht ausser Acht zu lassen. Wenn ein Kind geladen aus der Schule kommt, gerade weil es sich dort schon länger zusammengerissen hat, dann müsste das Elternhaus ihm die Möglichkeit bieten, ordentlich Dampf rauszulassen und nicht erneut Kontrolle zu fordern. Tun wir doch nach manchen Arbeitstagen beim Feierabendbier auch.
13 – ich wollte nur sagen, dass es auch eine Kehrseite gibt bezüglich Dampf ablassen.
Das ist ja oft das Problem. Lange wird etwas gesellschaftlich unterdrückt, dann merkt man, dass es schädlich ist – und das Pendel schwingt ins andere extrem und man redet nur noch davon wie toll es ist alle Emotionen raus zu lassen.
Es gilt eben meistens beides. Sowohl lernen rauszulassen, wie auch lernen sie zu kontrollieren.
13 ein Lob von Ihnen verstehe ich immer als Kompliment.
Was den PC-Stempel anlangt: ich bemühe mich in der Meinungsfindung Fakten und Logik zu berücksichtigen, und sie möglichst nicht einfach nur (opportunistisch) den gängigen Modeerscheinungen anzupassen.
Wenn mir dann jmd einen Stempel aufdrücken will, soll er das tun. Ich versuche einfach bei den Argumenten zu bleiben, egal in welche Schublade mich Leute stellen wollen.
Da ich schon als alles betitelt wurde „Linker“ „Neoliberaler“ „Feminist“ „Mensplainer“ etc. – sehe ich, wie solche Stempelverteiler meist wenig Ahnung haben und nicht in der Lage sind, Argumente zu beurteilen und nicht über ihr ideologisches Schubladendenken hinauskommen.
@ Roxy
Absolut, völlig einverstanden. Ich wollte nur ergänzen, dass es auch eine Zwischenlösung gibt (rauslassen, aber nicht gerade gleich an Ort und Stelle 😉 )
Fluchen und jemanden zu beschimpfen sind für mich zwei verschiedene Dinge. Bei Fluchen bin ich bei den Kindern ziemlich relaxed, da mir auch mal ein „Scheisse“ oder „Gottverdammi“ herausrutscht. Jemanden zu beschimpfen à la „figg di“ und „dumme Sau“ wird in unserem Haushalt jedoch absolut nicht toleriert. So reden wir Erwachsenen auch im Streit nicht miteinander und deshalb erwarten wir auch von den Kindern einen respektvollen Umgangston.
Herrlich – und genau das wollte der Nachwuchs doch mit seinem figg di erreichen. Hat er doch aus seiner Umwelt gelernt, wenn man sowas sagt, dann wird einem weit aus mehr Aufmerksamkeit geschenkt als wenn man blöde mama sagt.
@Maike
In diese Richtung gingen auch meine Gedanken.
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Situation A: Kind bittet Mutter (höflich) um etwas -> Mutter vertröstet Kind aufrund anderer, wichtigerer Tätigkeit.
Situation B: Kind beleidigt Mutter -> Mutter kann die angeblich wichtigere Tätigkeit sofort unterbrechen.
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Lehre für das Kind: „Höflichkeit bringt mich nicht weiter. Wenn ich Aufmerksamkeit will, muss ich provozieren“
@Röschu und Maike: Ja klar, Provokationen komplett ignorieren funktioniert sicher. Was lernt wohl das Kind: „Provokation bringt nichts, also benehme ich mich ab jetzt ganz brav und höflich“ oder „das nächste Mal muss ich einfach noch ein bisschen extremer provozieren, bis ich endlich irgendeine Reaktion bekomme.“
Danke, wenigstens jemand, der den Kern des Problems erkannt hat. Fluchen an sich finde ich auch nicht so schlimm, „Figg di“ zu einer anderen Person sagen, geht hingegen überhaupt nicht. Diesen Unterschied sollte man auch Kindern erklären, denn sonst riskieren sie auf der Strasse auch mal ordentlich auf die Fresse zu bekommen.
guter Punkt – Jane
fluchen und beleidigen sind zwei paar Schuhe
Es ist doch egal warum man flucht, wichtig ist, dass es unterschiedliche Situationen gibt und mal ist es passender und mal nicht. In dem Fall oben wegen dem Figg di, war das Fluchen auf eine Person bezogen um einen Willen zu erzwingen und das geht nicht. Aber wenn mein Sohn etwas fallen lässt und dann Scheisse sagt, dann kann ich ihn verstehen und fluche mit ihm ,weil ich das genauso machen würde. Es geht nicht, dass wir Leute verfluchen oder beschimpfen wenn die nicht meinem/seinem Willen gehorchen.
Fluchen gehört zur Psychohygiene. Die Freiheit des Wortes gilt uneingeschränkt auch für Kinder. Man darf grundsätzlich alles sagen. Politisch korrekte Sprache ist Ausdruck einer Persönlichkeitsstörung (sagt der Psychotherapeut und Autor Manfred Lütz).
So unabdingbar moralisches Handel ist, so unabdingbar ist eine unmoralische Sprache, welche keine Grenzen kennt. Da lässt man kein Tabu, keinen -Ismus, zu.
Ich bemühe mich, nur dann zu fluchen, wenn ich vor lauter Wut nicht mehr weiter weiss. Damit die Kinder auch merken, dass ich mich hier in einer Ausnahmesituation befinde bzw. dass sie mich in eine solche hineingebracht haben.
@Vreni – du scheinst wirklich absolut perfekt zu sein…. 😀 Unsere Grosse lernte die Schimpfwörter auch in der Schule – und die Kleine lernte sie dann von der Grossen und beherrschte das Vokabular demnach viel früher. Dennoch schätzen es beide nicht, wenn der Papa flucht.
Dass ein Kind niemals flucht kann ich mir nicht vorstellen, es sei denn, es wächst im Kloster auf?
Unsere Grosse ist nun Teenie und flucht bereits viel weniger als früher – ich denke, auch Fluchen kann eine Entwicklungsphase sein.
Christel : es kommt sicher auf die Zeit an, meine Tochter ist 40. Als sie Klein war gab es das gar nicht dass man fluchte, nicht in der Schule und Auch nicht zuhause. Es gab es einfach nicht und es fehlte uns nicht. Niemals habe ich meine Eltern fluchen gehört, und ich sags nochmals, Auch ich fluche nie. Mein Mann fluchte manchmal aber Gottseidank ich bien nicht mehr mit ihm. Ich mag Leute die sich beherrschen können. Bei mir geht es nicht um sich beherrschen sondern einfach es liegt mir nicht, ich habe es nicht gelernt, und will es Auch nicht lernen.
Und es fehlt mir nicht !
Ich muss mich wohl mehr zusammennehmen… hatte bisher schon Glück, dass meine 5 Jährige meine Kraftausdrücke nicht übernommen hat. Sie ermahnt mich hin und wieder mit „Papi, das seid mer ned“. Gebe ihr jeweils Recht und erkläre mich kurz. Hoffe jeweils, das kommt an. Evtl. muss ich die Taktik meines ehemaligen Berufsschullehrer anwenden. Der hat anstelle von Fluchen Werkzeugbegriffe von sich gegeben, geblieben ist mir der „Chrüzverzahnti Schiebefräser mit Linksdrall“
Was für eine wunderbare Idee mit den Werkzeugbegriffen – das merke ich mir!
Ungewohnte Begriffe als ureigene Fluchwörter zu benutzen, finde ich witzig. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein wütend ausgestossenes „Irkutsk“ (Irrkuttskk!!!), das, glaube ich, in einem Roman vorkam. Nicht in einem russischen, notabene. Die Autorin (?) hat sich einfach ein streng klingendes Wort ausgesucht, das niemanden beleidigt.
NIEMALS hat meine Tochter geflucht, einfach weil sie es zuhause nie gehört hat. Nun ist sie schon lange erwachsen und flucht immer noch nicht. Das ist es also : das VORBILD.
Tönt nach einer heilen Einhorn-Prinzessinen-Welt, juhu!
Friede Freude Eierkuchen
Niemals? Kind fluchen mal derbe, nicht weil sie es zuhause gehört haben, sondern weil sie es von anderen oder auf der Strasse hören. Und weil man sie sonst eben nicht hört, scheinen Flüche wohl interessant zu sein. Aber schön ist sie so ausgeglichen und tendiert nicht zum fluchen.
Also haben Sie ihr Kind in der Wohnung eingesperrt und sie ist nie durch die Welt gegangen? Natürlich nicht.
Am schönsten Fluchen gelernt haben wir immer im Chindsgi und auf dem Schulhof, da waren die Eltern vollkommen außen vor. Von daher glaube ich das ihnen nicht mit ihrer Tochter.
Damit wären auch die Eltern alleine Schuld, wenn etwas lätz endet, die Kinder auf der schiefen Bahn landen zum Beispiel. Das scheint mir dann doch etwas allzu sehr vereinfacht.
Es gab es einfach nicht früher, dass man fluchte, nicht in der Schule, nicht zuhause, nicht im Büro. Es gab es einfach nicht basta ! Ich bin 70.
Kontrolliert bis zur Scheidung, da bin ich ja tief beeindruckt! Lachen dürft Ihr aber in der Wohnung, oder müsst Ihr dazu in den Keller?
Sogenannte Kraftausdrücke, wie z.B Fuck, gehören zum Leben. Aber man muss wissen wie damit umzugehen. Sie gehören in die Kategorie „dampfablassen“. Als primär Englischsprechende kommt es vor dass ich sage „What the fuck is going on“. Aber ich würde dieses Wort nie benützen um jemanden diskreditieren. So wie ich auch nie sagen würde, ausser vielleicht auf der Toilette, so und so ist ein Arschloch. Well, genug der Kraftausdrücke.