Es gibt nicht nur Heteros!
«No Outsiders», keine Aussenseiter. So nennt sich ein Programm, das an englischen Schulen unterrichtet wird und die Kinder lehrt, dass es nicht nur heterosexuelle Menschen gibt, sondern auch LBGTs, also homo- und transsexuelle. Es geht folglich um die sexuelle Orientierung, Sex an sich ist aber nicht das Thema. Vielmehr will man mit dem Unterrichtsprogramm Kindern die Werte des «Equality Act», also des Gleichstellungsgesetzes, vermitteln: dass alle Menschen gleichwertig sind, völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Um dies zu verbildlichen, arbeiten die Lehrer mit Büchern. Da gibt es etwa das Bilderbuch über zwei männliche Pinguine, die ein Pinguinbaby grossziehen. Oder dasjenige über den Jungen, der sich als Meerjungfrau verkleidet.
Unterrichtsstopp wegen Protests
Klingt harmlos? Das sehen viele Eltern ganz anders. Die Proteste gegen «No Outsiders» begannen in einer Schule in Birmingham und weiteten sich bald auf andere Schulhäuser aus. Prorektor Andrew Moffat, der selber homosexuell ist und das Programm 2014 entwickelt hatte, wurde sogar persönlich bedroht, weshalb einige Schulen den «No Outsiders»-Unterricht vorübergehend einstellten.
Dass die schulische Sexualerziehung für Aufregung sorgen kann, haben wir auch hierzulande schon erlebt. Sicher erinnern Sie sich an die Diskussion um die sogenannten «Sexkoffer» mit den Plüschvaginas. Es wurde damals sogar eine Initiative lanciert, die später aber wieder zurückgezogen wurde, um die Kleinen «vor der Sexualisierung im Kindergarten und der Primarschule zu schützen».
Auch an der Schule meiner Kinder stösst die Sexualkunde auf grosses elterliches Interesse. Als meine Tochter in die dritte Klasse kam und es eine Elternveranstaltung zum Thema gab, war der Saal vollgepackt. Anders als an anderen Info-Abenden sah man auch keine beinahe wegdösenden Eltern – alle lauschten höchst aufmerksam. Was uns an dem Abend erzählt wurde, war allerdings absolut harmlos: In der Unterstufe besteht die Sexualkunde hauptsächlich daraus, mit den Kindern ganz allgemein über Gefühle zu reden.
«Schwul» ist immer noch ein Schimpfwort
Ab der Mittelstufe kommen dann laut Lehrplan 21 auch die sexuelle Entwicklung, die sexuelle Gesundheit oder eben die sexuelle Orientierung zur Sprache. Wie die Lehrperson diese Themen umsetzt, bleibt allerdings ihr überlassen. «Sehr oft kommt dann genau das Thema geschlechtliche Vielfalt zu kurz», sagt Yasmin Reber, selber Sekundarlehrerin und Vorstandsmitglied bei ABQ. Der Verein aus Bern setzt sich für einen offeneren Umgang mit Homosexualität ein. Denn auch hierzulande ist «schwul» immer noch ein Schimpfwort und sind gleichgeschlechtliche Beziehungen nach wie vor ein Tabuthema. Das bestätigt auch Katja Hochstrasser, Sexualpädagogin der Organisation SpiZ. Und doch beobachtet sie, wie das Tabu allmählich bröckelt: «Fast jeder kennt jemanden, der schwul oder lesbisch ist», so Hochstrasser. Ausserdem sei das Wissen über Homosexualität dank den digitalen Medien viel breiter geworden.
Um weiter am Tabu zu rütteln, organisiert ABQ jährlich etwa 35 Schulbesuche, bei denen Nicht-Heteros die Klasse besuchen. Die ABQ-Mitglieder reden über Geschlechterrollen, über die rechtliche Lage in der Schweiz und erzählen auch sehr persönliche Coming-out-Geschichten. «Damit decken wir nicht sehr viele Klassen ab», gibt Yasmin Reber zu, «dort, wo wir auftreten, hinterlassen wir jedoch positive Spuren.» Wenn die ABQ-Mitglieder auf Ablehnung stossen, dann meist bei Jugendlichen, die aus einem stark religiösen Umfeld stammen.
Auch die Experten von SpiZ widmen sich bei ihren Schulbesuchen dem Thema Homosexualität. «Wir gehen dabei jeweils auf das Gleichstellungsgesetz ein», sagt Hochstrasser. «Wenn wir Beispiele bringen, in welchen Menschen aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Vielfalt benachteiligt sind, zum Beispiel beim Heiraten oder Blutspenden, dann wird bei Jugendlichen sehr schnell der Gerechtigkeitssinn aktiv, und sie finden diese ungleiche Behandlung überhaupt nicht fair.»
Ein Aufsatz über Lesben?
Solche Schulbesuche scheinen also ein guter Weg zu sein, um Vorurteile und Hemmungen abzubauen. Und doch gibt es da ein Aber. Denn erstens werden nie alle Schüler solche Begegnungen erleben, da es schlicht nicht genügend Angebote gibt und es vom einzelnen Lehrkörper abhängt, ob ABQ oder andere Organisationen eingeladen werden. Zweitens wird Homosexualität durch eine einzige Begegnung oder Unterrichtssequenz nicht «normal». Wichtig wäre deshalb, den Kindern ganz nebenbei immer wieder zu zeigen, dass es nicht nur Hetero-, sondern auch Homo-Paare gibt. Etwa indem man in der Schule ganz selbstverständlich auch solche Beispiele in den Unterricht einbaut – beim Lesen oder auch bei Rechenaufgaben. Meinetwegen schon in der Unterstufe. Je früher man den Kindern erzählt, dass sich auch Männer in Männer verlieben und Frauen Frauen heiraten können, desto selbstverständlicher gehen sie danach damit um.
An Andrew Moffats Schule in Birmingham scheinen die Kinder jedenfalls ziemlich schnell begriffen zu haben, worum es bei «No Outsiders» eigentlich geht. Während nämlich die Eltern vor den Schultoren immer noch Radau machten, griffen viele Kinder zum Farbstift und malten Zeichnungen und Karten für ihren Prorektor. Was darauf stand? «Keine Aussenseiter! Jeder ist bei uns willkommen.»
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107 Kommentare zu «Es gibt nicht nur Heteros!»
Problematisch ist wie, in den USA in der Sexualkunde über LBGT/Gendering unterrichtet wird, bevor viele Kinder die Pubertät erreichen. Dies hat nichts mehr mit Akzeptanz, sondern mit Lobbying zu tun. In der Schule meiner Kinder wurde auf die Initiative des Rektors dann auch ein älteres, heterosexuelles Paar in den Unterricht der 6. Klässler eingeladen, welches beleuchtete, wie es bis zur Heirat mit dem Sex zugewartet hätte. Anschliessend entstand solch ein von spezifischen Eltern erzeugter Shitstorm, dass die Geschichte es auf der Titelseite des hiesigen Zeitung „Register Guard“ schaffte. Die Gay Lobby scheint sich daran gewöhnt zu haben, traditionell Denkenden sofort anzuschwärzen. Gepaart mit dem Milliarden- Verhütungsgeschäft von Planned Parenthood entstand hier eine monströse Walze
„Planned Parenthood“ und „Sex vor der Ehe“ hat nichts mit den Rechten und der Akzeptanz von Nicht-Heteros zu tun. Warum vermischen Sie solche Dinge? Was ist die „Gay Lobby“, wie ist diese organisiert, und welche wirtschaftlichen Ziele verfolgt diese?
Ich denke, Sie sind nicht gerade schwulenfreundlich eingestellt, aber statt dies offen zu kommunizieren und eine logische Argumentation zu betreiben, greifen Sie auf diffamierende Begriffe („Gay Lobby“) zurück und konstruieren Zusammenhänge wo es keine gibt (Milliarden-Verhütungsgeschäft, Shit-Storm). Wieso ist m.E. ebenfalls klar: es gibt keinen sachlichen Grund, Nicht-Heteros zu benachteiligen und auszugrenzen. Deshalb kommen bei Personen wie Ihnen dann solche nicht sehr ehrlichen Kommentare raus.
Es gibt auch keinen Grund schwulen- oder menschenfreundlich zu sein. Man kann von mir erwarten, Menschen zu akzeptieren, aber nicht sie zu mögen.
Der Blog fährt zwei Gleise, die nicht zusammen gehören. Es ist selbstverständlich, Kindern die Biologie der Sexualität in deren gesamter Breite zu lehren. Egal ob es sich Homo, Heterosexualität oder die über die gesamte Menschheit verbreitete Pädophilie handelt.
Es ist aber nicht Aufgabe der Schule, Sexualität in den sozialen oder gar gesellschaftlichen Raum zu projizieren, sozial oder politisch zu bewerten und gar auf Liebe oder Ehe zu übertragen. Liebe und Ehe kann oder soll man im Ethik- oder Sozialkundeunterricht behandeln, dabei aber nicht unzulässig in Verbindung zu Sexualität setzen.
Diskriminierung ist illegal, Ausgrenzung ist asozial. Wenn diese zwei Dinge kein Thema für die Öffentlichkeit und die Schule sein sollen, dann können wir uns gleich in die Anarchie verabschieden und sagen: hey, es ist alles Privatsache, es ist alles erlaubt.
In diesem Zusammenhang Pädophilie zu erwähnen erachte ich übrigens als hoch problematisch. Das ist nämlich auch wieder so eine Propagandamasche der Homophoben: Schwule mit Pädophilen gleichsetzen.
Sie dürfen natürlich auch hassen wen Sie wollen. Solange Sie diesen Hass nicht in die Gesellschaft hinaus tragen, ist das der Gesellschaft egal. Und ja, das ist Sozialkunde und nicht Sexualkunde. Das ist doch offensichtlich.
Sozialität ist ohne Diskriminierung – Unterscheidung – nicht möglich. Selbstverständlich benutze ich Gruppenmerkmale zur Klassifikation. Es gibt keine Gleichwertigkeit, weder interindividuell, noch zwischen Gruppen.
Ausgrenzung allerdings kenne ich nicht. Ich kennen auch niemanden, der andere Menschen hasst. Ich halte alle Formen von Emotionalität im öffentlichen Raum für obsolet.
Wenn ich Pädophilie in die Liste der sexuellen Randformen eingliedere, bedeutet das weder Vergleich, noch Gleichsetzung. Pädophilie ist eine der ebenfalls akzeptablen Formen sexueller Identität, wenn man den Begriff überhaupt benutzen will. Ich bin mir sicher, dass auch diese Form den Gang der Homosexualität wiederholt, erst kriminalisiert, dann pathologisiert und schliesslich als normal akzeptiert.
Planned Parenthood und Sex vor der Ehe haben folgendes mit der Homosexualität zu tun: es geht bei allen darum, den Sex zum – und hier riskiere ich einen Shitstorm – den Sex als VERGNÜGUNGS-KONZEPT gesellschaftsreif zu machen. Genau hier liegt die Problematik: Sex war bis vor ein paar Dekaden mit mehr als „Vergnügen“ behaftet. Er erfüllte die Aufgabe der Reproduktion, also auch die Auswahl eines fähigen Sexpartners, der als Genspender für die Nachkommen würdig ist. Zudem konnte Sex infolge STD lebensgefährlich sein. Das Unterrichten von Sex als Vergnügenmittel untergräbt die Monogamie, da Sex in keiner Langzeitbeziehung ein permanenter Vergnügungsspender sein kann. In obig geschildertem Fall haben spezifische Eltern das Konzept von Sex „ungleich Vergnügen alleine“ medial bekämpft
Man denke an „Grooming.“ In der CH hatten wir z.B. den Fall von Jürg Jegge. Wenn man Kindern in der Pubertät im Sexunterricht einhämmert, tägliches Masturbieren sei nicht nur natürlich sondern sogar super gesund und weiter eintrichtert, dass Homosexualität das Natürlichste der Welt sei, dann erreicht man folgendes: Pubertierende, die normalerweise noch gleichgeschlechtliche Freundschaften den heterosexuellen vorziehen, experimentieren früh mit der (Homo)Sexualität, da dies ja RICHTIG und gesund ist. Planned Parenthood macht dan sein Milliardengeschäft mit STD Behandlung, während die Homosexuellen sich neue, potielle Sexpartner „groomen,“ da einige Schüler sich dann auch mit ältern Semestern einlassen weil sie sexuell ja schon mit Gleichaltrigen aktiv waren. Nun….Shitstorm komme…!
Ich bin dafür, dass alle Schulklassen mindestens eine Season von Queer Eye schauen müssen. Das ist herzerwärmend positiv, wenn auch sehr amerikanisch.
Kinder sollten lernen, niemals Filme zu schauen. Das ist Zeitverschwendung und zerstört die kulturelle Bildung. Man kann alles in Worten darstellen. Bilder sollte man grundsätzlich vermeiden, wenn man nicht verblöden will.
Homosexualität ist meines Erachtens nicht „normal“ und kann auch nie „normal“ werden. Selbst in der Soziologie bezeichnet Normalität das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss. Homosexualität gehört definitiv nicht dazu – und noch viel weniger all die weiteren Arten von Sexualität, welche sich hinter dem Kürzel LBGT verbergen.
Zwischen homosex. Männern und lesbischen Frauen kann sehr viel Liebe, Fürsorglichkeit, Verantwortungsbewusstsein füreinander da sein. Ihre gegenseitige Anziehung bezieht sich nicht alleine auf den Sex. Und was geht es mich an, was sich intim zwischen diesen Menschen abspielt. Es ist eine Tatsache, dass es HS gibt, ob Menschen das nun natürlich finden oder nicht. Einen Menschen verachten deswegen ist schlimm und lieblos.
Die Kategorie ’normal‘ ist eine rein subjektive und wird nur noch umgangssprachlich benutzt. In der Medizin hat der Terminus ‚Referenz‘ den ‚Normal‘- Begriff ersetzt.
Sich eine nach den eigenen Präferenzen normierte Gesellschaft zu wünschen, zeugt von einer totalitaristischen Gesinnung. Sie wollen anderen ihre Freiheit nehmen, ihren eigenen Weg zu ihrem persönlichen Glück zu gehen. Oder denken Sie vielleicht allen Ernstes, jeder würde nur glücklich wenn er so lebt wie Sie sich das Leben vorstellen? Dem ist nicht so, das kann ich mit absoluter Bestimmtheit behaupten.
Man sollte grundsätzlich jedem Menschen nur so viel freie Entscheidung zubilligen, als unvermeidlich ist. Individualität zerstört Kultur, die Menschheit braucht Regeln, aber keine Menschen. Es gibt keinen Grund, dass Menschen glücklich werden, sie haben der Menschheit zu dienen, auch wenn sie das unglücklich macht.
Wieso bezieht sich das Programm – No Outsider – scheinbar nur auf die sexuelle Orientierung ? Für meine Begriffe gehört auch die Hautfarbe und der Glauben in dieses Programm aufgenommen. Auch die Hautfarbe und der Glauben führt heute immer noch dazu, das jemand zu einem Outsider wird.
Die verschiedenen Religionen werden genauso thematisiert in der Schule, in England wie auch in der Schweiz.
Da bin ich einmal mehr froh, dass meine Kinder in einer weltoffenen, toleranten Stadt aufwachsen. Da muss man solche Themen nicht extra im Schul-Unterricht als Theorie einbauen, weil es genügend Nachbarn und Freunde in unserem natürlichen Umfeld gibt, die zu einer sogenannten Randgruppe (andere Religion, andere Nationalität, andere sexuelle Orientierung, Transmenschen etc) gehören und sich hier nicht verstecken, verstellen oder schämen müssen, weil sie schlicht und einfach akzeptiert und als Teil einer kunterbunten Gesellschaft geschätzt werden. Meine Kinder werden sich drum hoffentlich gar nie über „solche Themen“ unterhalten müssen, weil sie nicht der Rede wert sind.
Es sind immer noch die nicht-weltoffenen und stehengebliebenen Menschen, die homosexuell als nicht normal abtun. Sobald man persönlichen Kontakt hat mit Schwulen, Lesben, Transgender, da realisiert man, das sind Leute wie du und ich mit ihren Sorgen und Freuden. Alles ist erlaubt, solange es andern nicht schadet.
Haben die meisten hier einen anderen Text gelesen als ich?
Es geht doch gar nicht um sexuelle Praktiken anderer.
Es geht nur darum, gewisse zweifelslos vorhandene Vorurteile endlich aus der Welt zu schaffen.
Scheint immer noch nötig zu sein, wenn man die harschen Reaktionen zum Blogeintrag liest.
Wenn «schwul» immer noch als Beschimpfung gebraucht und verstanden wird, dann besteht ganz klar Aufklärungsbedarf.
Denn nicht das Wort ist hier das Problem, sondern das Weltbild welche das Schwulsein und schlussendlich jedes Anderssein ausgrenzen und zum Verschwinden bringen will.
Kindern wird nur aufgezeigt, wie willkürlich und gleichzeitig folgenschwer die Stigmatisierung von Menschen ist, die nun mal so sind wie sie sind und nicht aus eigener Haut können.
Es ist kaum auszuhalten, was man hier in den Kommentar lesen muss.
Solange es Menschen wie und solche Statements wie von
Jan, Sandro Studer, Björn Wilhelm, Karin, Stefan W, Meyer Thomas,
Muttis Liebling gibt, ist es v** nochmal so was von notwendig, dass Gleichstellungs- und Gleichberechtigungs-Themen thematisiert werden. Und es ist richtig, wenn das in der Schule gemacht wird. Solange die Gleichberechtigung und das Ende von Diskriminierung von Menschen, die nicht irgend einer willkürlichen Norm entsprechen, nicht erreicht sind, reicht es nicht aus „diese Menschen einfach ganz normal zu behandeln“. Macht das, ja auf jeden Fall. Aber im gesamtgesellschaftlichen Kontext reicht das nicht aus. Es braucht Lärm, es braucht Forderungen und es muss immer wieder sichtbar sein.
„Etwa indem man in der Schule ganz selbstverständlich auch solche Beispiele in den Unterricht einbaut“
Oder genau das Gegenteil macht: Reduktion.
Ab sofort werden in Aufgabenstellungen nur noch die Begriffe „Erwachsener“ (anstatt Mann/Frau), „Jugendlicher“, „Kind“ und „Baby“ verwendet. Deren sexuelle Orientierung interessiert sowieso niemanden. Und wenn dann halt der Kräfteverbrauch bei einer Hochzeit berechnet werden muss, dann heisst es dann halt „2 Erwachsene heiraten“.
(Natürlich meine ich damit nicht literarische Werke)
Sie sagen es richtig: es ist das Elternhaus. Die Erfahrung unserer Kinder: die Gesellschaft ist homophob. Will heissen, WIR unsere Generation hat sich in den Köpfen nicht wirklich gewandelt.
Deshalb ist es wichtig, dass die Schule hier etwas macht. Es sollte nur mit Bedacht geschehen. Sicher nicht in Rechenaufgaben etc., das riecht nach Indoktrinierung. Dann wird der Widerstand und Empörung schnell sehr gross sein. Es braucht vielmehr sachliche, wissenschaftliche Aufklärung und reale Menschen zum kennenlernen. Aber bitte keine Paradiesvögel! die berichten, sondern gestandene Menschen mitten aus der Gesellschaft.
Evt. auch gesellschaftliche und psychologische Aspekte von Homophobie erörtern.
MF – Es sind vornehmlich religiöse Kreise, die Widerstand leisten. Freikirchen, konservative Katholiken oder eben auch die Orthodoxen, wie ich gerade durch einen Arbeitskollegen erfahre, der eine orthodoxe Frau hat. Die Homophobie ist unglaublich aggressiv und die Angst vor einer Verschwörung gross.
Selbstverständlich auch der Islam homophob – aber ehrlich gesagt, kommt der Widerstand gegen Aufklärung in der Schule, eher von der christlichen Ecke.
Daraus ergibt sich ein weiteres Paradox für die Schule. Sie lehrt nicht, dass die Aufklärung Grundlage unserer Gesellschaft ist, sondern dass die Religion zuständig für Ethik sei.
Hmmm…. Baustellen über Baustellen
Man könnte hier z.B. auch noch erwähnen, dass im Islam den verschiedenen „Rollen“ bei der Homosexualität viel mehr Rechnung getragen wird. Ein nehmender Homosexueller ist einem Hetero fast gleichgestellt; der Genommene nicht (und zwar weil er sich weibisch verhält und sich wie ein Weib nehmen lässt… das Problem ist also eigentlich nicht 2 Männer, sondern dass sich ein Mann wie eine Frau verhält… und ja, prinzipiell gibt es diese Unterscheidung auch im Christentum)
@RoXy
Es sind va patriarchale, unliberale, archaisch tickende Kreise, die wenig offen und tolerant sind, die dafür oft mit Ablehnung bis hin zu Aggressivität und Entmenschlichung auf alles andersartige reagieren. Dass dies oft deckungsgleich ist mit religiösem Fundamentalismus jeglicher Couleur, liegt in der Natur der Sache.
Ich sage nur „Roter Stern“ als aktuelles Beispiel, Leute die nicht gerade durch grosse Religiosität auffallen würden, aber trotzdem Homophobie als ein Kernelement ihrer Lebenshaltung erkennen lassen. Nicht zum ersten Mal, sondern mit schöner Regelmässigkeit.
Ihr zweitletzten Satz deckt sich so nicht mit meiner Erfahrung. Als Lehrerin an einer Zürcher Sek habe ich genau einen religiösen Christen erlebt , aber zahlreiche religiöse Muslime, die grosse Probleme mit Schwulen haben (Lesben scheinen irgendwie viel weniger „störend“ zu sein …). Alle anderen Schülerinnen und Schüler waren mindestens halbwegs offen gegenüber Homosexualität.
Tststs – nirgendwo leben Homosexuelle gefährdeter als in islamischen Ländern. Es gibt dort nichts was positiver wäre.
Clara – Danke für den Hinweis. Ich meinte weniger den Pausenplatz, als das elterliche Anti-Lobbying für Aufklärung an der Schule.
MF – ich gebe Ihnen 100% recht. Aber in all diesen Anti-Liberalen Gesellschaften hat die Religion einen hohen Stellenwert. Es lässt sich leicht beobachten dass das Wiedererstarkten der Religion Hand in Hand geht mit dem Wiedererstarken von antiliberalen (und oft nationalistischen) Werten. Sei das in Ägypten, Russland, USA, Polen, Uganda … es spielen die gleichen Mechanismen, unabhängig von der Religion.
Unabhängig im Sinne der Art der Religion. Deshalb die Aufzählung der verschiedenen Länder.
Dass es eben keine Rolle spielt, welche Religion es ist. Das ist auch nachvollziehbar, wenn wir uns vor Augen führen, dass sämtliche Religionen vor der Aufklärung entstanden sind, Folgedessen eben nicht liberale Werte vertreten. Es sei denn sie haben bereits Werte der Aufklärung integriert.
Alle Religionen sind im Kern gleich und gleichzeitig bezüglich der inneren Uhr ihrer Trägerbevölkerung entstanden. Nämlich an dem Tag, an dem die Menschen begannen, ihre Toten zu begraben. Man begräbt nur, wenn man an ein Leben nach dem Tode glaubt.
Insofern ist der Vergleich von etwas derartig Grossem wie Religion mit etwas derartig Bedeutungslosen wie Aufklärung oder Liberalismus lächerlich. Kein Mensch wird sich in 10’000, in 100’000 oder 1 Mio. Jahren noch an Fehlwerte wie den der individuellen Freiheit erinnern. Der Gedanke der Aufklärung war historisch kurz und bedeutungslos wie ein Sommergewitter.
Aber Religionen wird es bis zum letzten Tag der Menschheit geben, weil es keine andere Quelle für Sinnfindung gibt. Menschen ohne Götter, Menschen als Individuen sind Tiere.
@RoXy
Sehr einverstanden. Leider sind es die Religionen (und zwar alle) die durchwegs, von einzelnen löblichen Ausnahmen abgesehen (die die Regel eigentlich nur bestätigen) derartige Tendenzen befeuern anstatt ihnen entgegentreten. Aller mündlicher Beteuerungen oder theoretisch bestehender religiöser Ansichten (@tststs) zum Trotz. Religionen sind Steigbügelhalter des Archaischen, weil sie naturgemäss rückwärtsgewandt sind, und dogmatisches Glauben höher halten als Wissen.
@tststs
Entscheidend ist, wie eine Religion gelebt wird. Und hier ist der Islam nachgerade ein wunderbares Bsp., nicht nur, was den Umgang mit Homosexuellen angeht.
Sie werden Mühe haben, einen strenggläubigen (aber auch weniger strenggläubigen…) Muslim zu finden der nicht irgendwie homophob sozialisiert wäre.
MF – sehr schön gesagt.
ML – ihre Definition ist unglaublich platt und erst noch falsch. Religion entstand weit früher als mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod. Diese einfache Tatsache würde sich schon aus der Bibel herauslesen lassen (die sie offensichtlich nicht kennen).
Etwas objektiver und eine erweiterte Schau über die Bedeutung der Religon Sie bei:
Y.Harari „Eine kurze Geschichte der Menschheit“
Für die Bedeutung der Aufklärung empfehle ich jedoch nicht Harari, sondern:
S. Pinker „Aufklärung jetzt“
Sie sind klug und gebildet, ML- aber ihr Bildungsstand ist wirklich lückenhaft und nicht auf dem neusten Stand.
Bekommt jetzt jede sexuelle Vorliebe ihre eigene Unterrichtsstunde in der Schule? Auch Swinger, Exhibitionisten, Liebhaber von Rollenspielen, Gruppensex, und allen andern pikanten Spielchen?
In der Schule sollten die Kinder eigentlich etwas lernen, und nicht zum Publikum für die Werbeauftritte von Lobbygruppen degradiert werden.
Nun ja, angesichts dessen, dass die meisten von uns in ihrem Leben bedeutend öfters intim werden, als dass sie Algebra anwenden… ja, man sollte ihnen möglichst viel Wissen in diesem Bereich auf den Weg geben.
Und machen sie sich keine Sorgen, ein furznormales schmusendes Heteropaar wird in einem bestimmten Alter ungefähr die genau gleiche Reaktion auslösen, wie zwei Männer die sich in Lack und Leder gegenseitig die Zehen lecken: Wäääähhhh so gruuusig 😉
Vielleicht bräuchte es auch Unterrichtsstunden für Polemik, absichtliches Missverstehen, Fakten verdrehen, Verleumden und verdeckte Homophobie, damit Leute wie Sie besser im Lehrplan repräsentiert wären….
Wobei: lieber nicht.
Eine sexuelle Vorliebe ist etwas anderes als die sexuelle Orientierung.
Das Problem mit unserer heutigen Betroffenheits- und Empörungsgesellschaft ist, dass sie genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich erreichen möchte. Wirkliche Gleichstellung könnte letztlich nur durch Gleichgültigkeit erreicht werden. Und genau dies ist in einer Gesellschaft, in der alle Aufmerksamkeit und Verständnis für sich selbst einfordern, ausgeschlossen.
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Die Frage danach, ob jemand homo- oder heterosexuell ist, beinhaltet automatisch auch, dass dies für den Fragenden einen Unterschied macht – sonst würde er nicht danach fragen.
Wäre schön, wenn es so wäre. Ist es aber nicht. Akzeptanz (und daraus folgendes „Mir egal, ist nicht relevant“) bedingen, dass man das Thema kennt, LGBTQ-Menschen schon mal begegnet ist und merkt, dass sie weder die Menschheit ins Verderben stürzen noch junge Menschen „schwul machen“ noch sonst irgendwie gefährlich sind.
Sexualität ist Privatsache und hat nichts im Schulunterricht verloren. Über die Information zu biologischen Vorgängen und allenfalls zum Umgang mit nicht erwünschten Annäherungen udrgl kann man diskutieren.
Doch, Seidenspinner, Schulunterricht ums Thema ist immer noch wichtig. Viele Kinder werden zuhause immer noch nicht aufgeklärt und per handy würde ich es nicht empfehlen.
Schule soll die Kinder aufs Leben vorbereiten. Sexualität ist ein nicht unwesentlicher Teil davon.
Die meisten von uns gehören doch irgendwie zu einer Randgruppe. Die einen sind schwul, andere haben eine dunkle Hautfarbe, wieder andere sind fett, tragen eine Brille, sind Muslim oder spielsüchtig. Liste beliebig erweiterbar. Und es sind nicht alle Anfeindungen, die jemand erfährt, auf seine Andersartigkeit bezogen. Eine entfernte Bekannte meinte einmal: „Ich habe die Arbeitsstelle nicht bekommen, weil ich lesbisch bin.“ Nein, es wurde einfach jemand fachlich besser qualifiziertes angestellt… Das Herausheben der einzelnen Andersartigkeiten in der Schule halte ich nicht für zielführend. Ein nicht ausgrenzendes Menschenbild und Toleranz wäre wichtiger. Kinder sind da den Erwachsenen sowieso meist weit voraus… wenn man sie da weiter unterstützen würde – seitens Schule UND Elternhaus…
„Ein nicht ausgrenzendes Menschenbild und Toleranz wäre wichtiger.“
Ich glaube, genau das soll vermittelt werden. Man kann ja nicht nur sagen „seid tolerant“, das ist für Kinder zu abstrakt. Da ist es nur gut wenn über Beispiele gesprochen wird. Und Homosexualität ist ein grosses Thema weil in stark religiösem Umfeld diese Homosexualität massivst abgelehnt wird.
Ich bin schon recht erstaunt wie viele Liberale diese Aufklärung als „Herausheben der eigenen Andersartigkeit“ auffassen statt als Abbau von Vorurteilen und Ausgrenzung.
Natürlich, es geht nur über Beispiele. Aber bitte nicht nur zur Homosexualität, sondern eben generell zu den verschiedenen Ausprägungen. Und das stark religiöse Umfeld.. naja… wieviel Kinder sind da in unserer säkularisierten Zeit tatsächlich betroffen? Vermutlich recht wenige. In der Schule kann man vieles thematisieren, aber solange der Umgang untereinander nicht stimmt (Stichwort Mobbing, Ausgrenzung einzelner Schüler, Hänseleien), erreicht man die Kinder nicht. Da ansetzen – im ganz normalen alltäglichen Miteinander. Wird ja in vielen Schulen auch gemacht. Ausserdem sehe ich eh nicht die Schule als das Problem, sondern die Eltern…
Ich glaube genau darum geht es, Lisa.
Und es gibt in der Schweiz halt nicht nur die liberalen Städte. Ich lebe nun in so einer, aber im Dorf in dem ich aufgewachsen bin wäre ein Coming-Out noch heute nicht möglich, ohne massive Nachteile zu erleiden durch dorfgesellschaftliche Ächtung (natürlich nicht durch alle, aber durch viele).
Wobei in den Städten gibt es auch Zöglinge von streng Religiösen, hier meist eher Muslime, die die anerzogene Homophobie aktiv ausleben auf dem Schulhof.
Das ist die typische Argumentation von Menschen, die kaum zu einer Randgruppe gehören und sehr wenig Diskriminierungen erfahren. Diskriminierungen, die aufgrund bestimmter Merkmale stattfinden kann man sich aber nicht einfach schön reden und so tun, als wären sie nicht vorhanden, nur weil man selber vielleicht unglaublich tolerant ist, wobei natürlich das Ignorieren vorhandener Diskriminierung mit Toleranz wenig zu tun hat.
Ich wurde schon aufgrund meiner Herkunft (Name) und Geschlecht diskriminiert. Gleich werde ich aufgrund meiner weissen Hauptfarbe und sexueller Orientierung privilegiert. Nur würde ich nie behaupten, dass dies nicht zulasten eines anderen geht.
13 – Bei Totschlagargumenten („typische Argumentation von Menschen…“) reagiere ich mit meiner Abneigung, mich zu erklären oder zu rechtfertigen. Das kenne ich zur Genüge von… ja, genau.. von Diskriminierungen. Nur soviel: Ich gehe vermutlich anders damit um als Sie. Besser? Nein. Schlechter? Nein. Nur anders.
Ach, weil „gibt es so nicht, es sind immer andere Gründe“ zur Diskussion auffordert? Ihre Taktik ist Verleugnung. Ich bezweifle, dass das besser ist.
@13
Ich glaube nicht, dass Lisa das Thema als solches verleugnet. Im Ggt. finde ich den Ansatz, dass jede/r je nach Ort und Situation zu einer Minorität/Randgruppe gehört, richtig und an sich auch einen guten Ansatz, das schwierige Thema Kindern näher zu bringen. Denn vieles ist in der Tat eine Frage der Pespektive. Um das zu verstehen, muss man eigentlich nur mal sich an anderen Orten durchschlagen müssen.
Wo ich Dir recht gebe: jede/r hat die jeweils eigene Erfahrungswelt, die prägend ist. Andere Leute müssen immer vorsichtig sein, darüber zu urteilen.
Nichtsdestotrotz gibt es kein besseres weil einfacheres Totschlagargument als das einer Diskriminierung. Leider wird das Argument sehr schnell auch mal gezogen, wenn etwas gerade nicht so läuft wie gewisse Leute es gerne hätten.
Schwule und Lesben wurden auch hierzulande bis weit in die ach so moderne Zeit hinein verfolgt, eingesperrt, therapiert, verspottet und diskriminiert. Noch heute werden diese Menschen in gewissen Ländern, nur weil sie „so“ sind, von Gesetzes wegen ermordet.
Wir reden über den Schutz von Lebewesen, entsetzen uns über das Abschlachten von Delphinen in Japan, unnötige Jagd auf Wale und dergleichen.
Da hat es im Schulunterricht durchaus Berechtigung, wenn wir uns auch mit dem gegenseitigen Umgang unter uns Menschen auseinandersetzen. Nota bene Menschen, die NIEMANDEM was zu leide tun, sondern einfach das sind, was sie sind.
Sonst können wir das mit den Walen etc. auch gleich streichen – und vegan brauchen wir dann auch nicht mehr.
Das ist reine Familiensachte. Es kann nicht sein, dass die Schule den Kindern diktiert, welche Meinung sie zur sexuellen Orientierung haben sollen und was hier richtig und falsch ist.
Es ist Familiensache pauschal ~10% seiner Mitmenschen zu verabscheuen?
Sonst geht’s noch?
Vergessen Sie es, Lala! Es gibt nach wie vor Menschen, die erachten ihre Kinder als Privatbesitz.
@Jan: es ist nicht Familiensache wenn Jugendliche aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung auf dem Schulhof, am Dorffest, vielleicht sogar von den eigenen Eltern, ausgegrenzt, als etwas abnorm-negatives abgestempelt und u.U. sogar in den Selbstmord getrieben werden. Nein, sowas ist definitiv nicht Familiensache. Es geht dabei auch gar nicht um die Homosexuellen, sondern um die Homophoben, die dieses Verhalten an den Tag legen und damit gesellschaftlichen Schaden anrichten, familiären Schaden natürlich auch.
Die Schule soll ja keine Meinung diktieren, sondern darauf aufmerksam machen, dass es neben der heteronormativen Binarität noch andere Ausprägungen gibt. Gerade für Kinder aus wenig ausgeschlossenem Elternhaus oder auch schlicht dem Zufall geschuldet, dass zum näheren Umfeld niemand aus dieser Gruppe gehört, kann dies sehr wertvoll sein. Wir leben in einer Gesellschaft, die nicht diskriminieren soll/will/darf, dann sollte dies auch Teil der schulischen Erziehung sein. Ich sehe es allerdings nicht unbedingt im biologischen Kontext, sondern eher als übergreifendes Thema im Kontext Ethik/Gesellschaft.
Mein Kind soll sich um seine eigene Sexualität kümmern und sich gegen den Rest abschotten. Es gibt zu viele Gruppen, Homos, Lesben, Bisexuelle, Transgender, Koscher Essen, Moslems, Juden, Veganer, Gutmenschen und was weiss der Teufel noch was alles. Er kann einfach nicht allem Gerecht werden, also konzentrieren wir uns auf uns, der Rest ist uns egal……..
Sie haben’s echt nicht begriffen…
Aber bei Ihren Kommentaren die Sie sonst so schreiben erstaunt das wenig. Mein Tipp: erweitern Sie Ihr Denken, legen Sie Scheuklappen ab, hinterfragen Sie Ihre Vorurteile, fragen Sie sich was Sie wirklich wollen, was Sie und Ihr Umfeld glücklich macht, und ob Sie das durch eine positive Grundeinstellung und Weltsicht erreichen können oder ob es dazu zwingend Abgrenzung und Erniedrigung anderer braucht.
Jeder hat seine Stärken, da muss man echt nicht anderen Schwächen andichten, nur damit man sich selber stärker fühlt.
Die Schlechtmenschen haben Sie vergessen aufzuzählen.
Zu welcher Gruppe gehört denn Ihr Kind, Herr Studer? Und wie sicher sind Sie sich dessen?
Ähhh, Sie wissen schon, dass Ihr Kind an mehr als nur einer Gruppe teilnehmen kann?
Warum braucht es einen offeneren Umgang mit der Sexualität anderer oder der eigenen mit anderen.
Sexuelle Ausrichtung und Vorlieben sind Privat- und, noch wichtiger, Intimsache.
Ach ja, beim Wort „schwul“ geht es schon lange nicht mehr um Sexualität. Es bedeutet heute, nicht normal, nicht mainstream, der Masse gegenläufig.
Und wer jetzt „nicht normal“ als per se negativ versteht, sollte wirklich mal wieder Deutsch büffeln.
Herr Wilhelm, die, die sich an dem „normal“ stören, erkennen teilweise sogar die Herkunft von „der Norm entsprechend“. Daraus wird dann aber konstruiert, dass diese „Norma“ durch weisse heterosexuelle Männer definiert worden sei.
Dass eine überwältigende Mehrheit der Menschheit hetero ist, ist dabei nicht relevant.
Ihr Hinweis, „Deutsch büffeln“, wird also nicht fruchten.
„schwul“ wird als Schimpfwort gebraucht. Meist um einen Jungen/Mann als verweichlicht, schwach zu bezeichnen.
Sie schreiben da kompletten Blödsinn zusammen.
Auch faszinierend, dass Sie Schwulsein als Privatsache betrachten, aber offenbar doch genug Sendungsbewusstsein bei diesem Thema haben, um einen Kommentar zu schreiben.
Diskriminierung ist nicht Privatsache.
Sobald Nicht-Heteros nicht mehr diskriminiert und ausgegrenzt werden, kann man das Thema wieder etwas „herunterfahren“. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg und bis dahin darf die Schule das Feld auf keinen Fall kampflos irdendwelchen streng religiösen Eltern überlassen. Wir leben hier nicht in einem Gottesstaat.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit? Gab es das bei Ihnen, dass sich Pärchen gebildet haben? Oder war das verboten, weil es Privat- und Intimsache war?
Sobald es zu Beziehungen kommt, sobald sich Kinder und Teenager verlieben, ist die Sexualität mehr als präsent, und da können Sie noch lange von Privat-/Intimsache reden. Und es wäre naiv und weltfremd zu erwarten, dass SchülerInnen an der Schule nicht auch Privatpersonen sind.
Guten Tag Herr Wilhelm, aber auch einen guten Tag an all die anderen hier,
Ich bin 17 Jahre alt und gehe am Gymi nächste Woche in das 6te Jahr. Nicht nur als einzige offen bisexuelle Person am Gymi sondern auch als jene die ihre Maturaarbeit (5.74) darüber geschrieben hat wie der heutige Umgang der Jugendlichen mit LGBT Themen aussieht (dies anhand von 40 Fragen langen Umfragebögen bei 350 Schülern), kann ich Ihnen allen sagen, dass Schwul immer noch ein Schimpfwort ist. Ich verstehe Sie wollen „nicht normal“ als ein Fakt darstellen, wer aber einmal den Kopf aus seiner eigenen Tür gesteckt hat wird sehen das dies eine der meist verwendeten Beleidigungen darstellt nicht „normal“ zu sein. Alle wollen dazu gehören. Es liegt an uns, dass „nicht normal sein“ okay zu machen, denn das ist es.
Danke Leslie. Ist die Maturaarbeit irgendwo einsehbar? Würde mich wirklich interessieren. Gerade deshalb, weil da nicht Erwachsene, sondern Schüler geantwortet haben.
Ich erwische mich selber durchaus nach wie vor dabei etwas als „Schwul“ zu betiteln.
An Homosexuelle bzw. diese herunterzustufen denke ich dabei aber eigentlich nie?
Natürlich ist mir klar, dass dies trotzdem problematisch ist, aber nicht jeder der dieses Wort „dank“ Jahrelangem training aus der Jugend quasi im Affekt verwendet ist Homophob.
Mit „nicht normal“ hat es, so wie ich und mein Bekanntenkreis (der im Schnitt ziemlich „Linksgrünversifft“ ist ;)) nichts zu tun.
Ich gehe so langsam auf die 40 zu, es ist daher gut möglich, dass heutige Junge darunter wieder etwas anderes verstehen.
Echt lala, Sie werden langsam 40 und verwenden schwul als Schimpfwort ( ja, ja, ich weiss, sie erwischen sich dabei… das macht es aber kein Deut besser!). Ich kann es einfach nicht fassen, wie manche Menschen ticken! Kommt mir das Schimpfwort bei Jugendlichen unter die Nase, werde ich jeweils recht heftig. Sollen sie meinetwegen anders fluchen, aber es gibt rote Linien und die darf man nicht überschreiten!
Das Adjektiv ’schwul‘ leitet sich von ’schwül‘ ab und wird seit ca. 1900 für die damals verbotene Homosexualität negativ besetzt geführt.
Das ändert sich grundlegend, als 1985 Ausmass und Struktur der AIDS- Epidemie deutlich werden und Homosexuelle die als ihre Krankheit reklamieren. Ab da wird das Wort ’schwul‘ identifikationsstiftend benutzt. Man bezeichnet sich selbst als schwul und will von der Umwelt, auch den Medien, als schwul bezeichnet werden.
Das Wort ’schwul‘ ist im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch kein Schimpfwort, im Gegenteil, es ist eine Art Selbstadelung einer sich als Aussenseiter verstehenden Subkultur. Wenn der lokale Sprachgebrauch in CH davon abweicht, ist das der Fehler.
Bitte auch das Thema Vegetarier und Vegan nicht vergessen und natürlich das Klima, versteht sich ja von selber. Irgendwie reicht dann die Zeit sicher noch für 2-3 andere Dinge.
Da Homosexuelle keine Kinder kriegen können (nicht weil ich das sage, sondern weil es biologisch nicht möglich ist), sind Homosexuelle für das Klima besser als Heteros.
Das kann man also verknüpfen. Und da auch Transgender in der Regel keine Kinder bekommen (können), sind auch sie im Streit um das Klima auf der Siegerstrasse.
Wenn das kein Grund ist, dies in den Schulen zu fördern, was dann?
Hallo Karin,
Ich glaube du scheinst zu vergessen, dass ein grosser Teil der persönlichen Identität die Sexualität ausmacht. Da sich die Identität am stärksten während der Schulzeit also während des Heranwachsens entwickelt, ist es essentiell den Kindern und Jugendlichen ein möglichst transparentes und offenes Umfeld zu bieten in welchem jeder seine Identität frei erkunden und entwickeln kann.
Beste Grüsse,
Leslie, 17 Jahre alt
Unterscheidet sich der Sex von Veganer, Vegetariern oder Klimaschützer irgendwie von anderem? Oder warum sollte dies in der Sexualkunde angesprochen werden?
Das Thema LBQT wird ausgesprochen stark thematisiert und es ist vollkommen richtig, dass Angehörige dieser Gruppe nicht diskriminiert werden dürfen. Aber angesichts der faktisch geringen Grösse dieser Gruppe könnte das übermässige Thematisieren auch zu Abwehrreaktionen führen.
Sobald das übermässige Diskriminieren und Ausgrenzen mit all seinen tragischen Folgen bis hin zu Selbstmord ein Ende findet, kann man auch das übermässige Thematisieren bleiben lassen. Wenn Nicht-Heteros in der Gesellschaft (und nicht nur Züri Langstrasse sondern auch Eischoll im Wallis) komplett akzeptiert sind, sind sie auch kein Thema mehr. Davon sind wir aber leider noch ein ziemliches Stück entfernt.
Ich würde gerne den Fakt hinzufügen, dass junge Homosexuelle, was sich jedoch auf generell sämtliche Mitglieder der LGBT+ Gemeinschaft ausweiten lässt denke ich, häufiger Suizid begehen. Man muss wohl bloss nach “Jugendliche, Suizid, Schweiz, LGBT” suchen und schon kommt man auf verlässliche Quellen wie jene von mir unten angegeben.
Übrigens hat der Tagesanzeiger hier auch schon mal einen Artikel zu genau diesem Thema veröffentlicht.
https://www.swissinfo.ch/ger/hohes-suizidrisiko-bei-jungen-homosexuellen/7398168
Je nach Statistik sind irgendwo zwischen 5 bis 10% der Bevölkerung nicht heterosexuell. D.h. heisst auf die Schule angewandt, dass in jeder Klasse 1-2 nicht heterosexuelle Kinder sitzen. So klein ist diese Zahl nicht.
Problem hierbei ist, dass Homosexualität durchaus eine relativ grosse Gruppe ist.
Wenn man diese dann aber mit Transgender u.s.w. vermischt, was dann wirklich sehr kleine Splittergruppen sind, mit oft überhaupt nicht den selben Problemen/Anliegen, wird’s jeweils schwierig.
Homophobe u.s.w. Kreise nutzen das dann nur zu gern aus um die alle als total „abartig“ zu bezeichnen.
Ich kenne Zahlen, die zwischen 2 und 4 % liegen.
Man beziffert den Anteil stabil Homosexueller bei 4% und genau die Zahl ist in Medizin und Soziologie die Grenze zur Bedeutungslosigkeit. Alles, was nicht mehr als 4% der Bevölkerung betrifft (z.B. Alkoholismus) ist auf der Ebene Bevölkerung und damit auch politisch bedeutungslos.
Schwulsein ist leider immer noch, zumindest in gewissen Kreisen, ein Schimpfwort, trotzdem sollte man das mit einer gewissen Gelassenheit angehen. Das Problem sind nicht die Schulen, und letztendlich auch nicht der (fehlende, oder falsche?) Sexualunterricht, es ist das Elternhaus, das soziokulturelle Umfeld. Kein Sexualunterricht und auch kein Schulbesuch kann dies wettmachen. Und hier muss man einfach konstatieren, dass „stark religiöses Umfeld“ ein Schönwettereuphemismus für eine andere demographische Entwicklung ist, in einem Zeitalter, wo sogar die CVP sich für eine “ Ehe für alle“ öffnet, wie auch die reformierte Landeskirche.
Zudem muss es erlaubt sein, Sexualunterricht zu kritisieren wenn er über das Ziel hinaussschiesst. Blindes Vertrauen ist auch da nicht zielführend.
Kann ich nur abnicken.
Eine kleine Ergänzung: IMHO kann der Sexualunterricht nur dann über das Ziel hinausschiessen, wenn er wertend ist. Ansonsten gilt – wie eigentlich überall – je mehr Wissen, desto besser.
@ tststs
Eine gefährliche Formulierung, denn in den Köpfen von Homophoben ist gerade die Toleranz oder die Erklärung, dass Homosexualität normal ist, wertend…
@tststs
„IMHO kann der Sexualunterricht nur dann über das Ziel hinausschiessen, wenn er wertend ist.“
Das finde ich jetzt nicht unbedingt. Es gibt viele Bereiche, in denen so etwas über das Ziel hinausschiessen kann. Angefangen beim Alter, bei den Themen, und ja, wie Sie sagen, bei der Wertung.
Ein Bsp. dafür, wenn das stimmt was man in den Medien so las, war wohl der Sexkoffer der Stadt Basel. Bzw. Kindergartenalter….
Toleranz ist eine Selbstverständlichkeit. „Jeder soll nach seiner Fa¢on selig werden“, empfahl schon Friedrich II (wenn auch mehr auf religiöse Toleranz zielend). Wieso soll ich etwas gegen die Lebens- oder Liebesweise eines Anderen haben, solange sie mich selbst nicht inakzeptabel einschränkt?
Was mich aber nervt ist das demonstrative Einfordern eine speziellen, noch stärkeren (welcher?) Form von Toleranz durch manche Bevölkerungsgruppen. LGBTXYZ* sind sicher nicht schlechter als ich, aber sie sind auch nichts Besseres. Wir brauchen keine spezifischen Schulstunden um spezifische Anliegen spezifischer Bevölkerungsgruppen zu behandeln, sondern nur in sämtlichen Schulstunden einen Geist der Toleranz.
@Stefan W
Pflichte Ihnen 100% bei. Spezialwünsche, Sonderforderungen und -behandlungen sind kein Zeichen erreichter Normalität, sondern das Gegenteil davon. Man muss nicht jeder Sonderlocke nachgeben, um tolerant zu sein.
„Wir brauchen keine spezifischen Schulstunden um spezifische Anliegen spezifischer Bevölkerungsgruppen zu behandeln, sondern nur in sämtlichen Schulstunden einen Geist der Toleranz.“
Wir sollten alle als Humanisten vermehrt Toleranz und Lebenlassen vertreten, auch gegen Widerstand. Dies ist viel umfassender als Anliegen der LGBTXYZ* (oder wasauchimmer). Ausgrenzung wegen Aussehen, Abstammung, Religion, politischen Ansichten, dagegen muss man, wir alle, aber auch die Schule antreten. Diese Aufgabe hört nie auf, denn der Intoleranz wachsen auch immer neue Köpfe.
Sie fassen da etwas grundsätzlich falsch auf Herr Frey: es geht keinesfalls um Sonderforderungen (das ist eine Lüge die von Homophoben immer gerne angeführt wird um Aufklärung schlecht zu machen). Es geht um Gleichbehandlung vor dem Gesetz und Akzeptanz in der Gesellschaft. Ersterem kommen wir immer näher, letzteres ist ein fortwährender „Kampf“ gegen religiös-dogmatische oder erzkonservativ-patriarchale Ansichten. Sollten solche Ansichten jemals verschwinden, wird das ganze auch kein Thema mehr sein.
Nicht alle sind so liberal und tolerant wie Sie Herr Frey. Leider.
Elmar – das sieht z. B. auf Twitter aber ganz anders aus. Da gibt es durchaus schwule/lesbische/transgender-Menschen, die Sonderbehandlungen im Umgang mit ihnen einfordern. In einem Mass, das mich erschreckt hat. Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist keine Einbahnstrasse. Genauso wie es (leider) homophobe Menschen gibt, sind eben Schwule/Lesben/Transgender auch nicht immer tolerant… Der Querschnitt der Bevölkerung mit allen guten und schlechten Ausprägungen zieht sich auch durch alle sexuellen Orientierungen durch 😉
… was ich ja weiter unten ebenfalls feststelle („auch in den Randgruppen gibt es nicht nur Heilige“).
Ich bewege mich nicht auf Social Media, und ich weiss nicht wie repräsentativ man Twitter einstufen kann. Aber wenn man sich den prominentesten Twitterer ansieht, könnte man meinen dass auf Twitter die Nicht-Heiligen etwas übervertreten sind.
Man muss natürlich differenzieren und nicht einfach alles blind abnicken das im schwulenfreundlichen Mäntelchen daher kommt. Nur ist m.E. die grosse Masse eben an Akzeptanz und Gleichberechtigung und nicht an Privilegien interessiert. Da sollte man schon aufpassen dass man nicht die Aussagen der Schreihälse zur Diffamierung der schweigenden Mehrheit verwendet.
Es geht doch nicht um Sonderbehandlung, sondern ums sichtbar werden. Ich denke, dass die allermeisten Kinder, die im Klassenzimmer sitzen, viele heterosexuelle Paare im Umkreis haben und zudem durch Filme, Bücher etc. das als „normal“ verinnerlicht haben. Hingegen gibt es auch viele, die evtl. gar kein schwules/lesbisches Paar im Umfeld haben, womit schnell Berührungsängste entstehen. Offenbar fällt es vielen Erwachsenen Schwer, die Ausdrücke richtig zu verwenden: LGBTXYZ* (oder wasauchimmer)? Ernsthaft? Da besteht also durchaus Nachholbedarf in der Informationsvermittlung. Gilt selbstverständlich auch bei anderen Formen von Intoleranz. Wissen baut Ängste ab und führt zu Kontakt und Toleranz.
@13
„LGBTXYZ* (oder wasauchimmer)? Ernsthaft? Da besteht also durchaus Nachholbedarf in der Informationsvermittlung.“
Ein wenig Lockerheit, ein kleines Scherzchen muss doch erlaubt sein angesichts dessen, dass diese Sammelabkürzungen permanent im Fluss, aber auch permanent erweitert werden… 😉 Das hat nichts mit fehlender Information oder gar Intoleranz zu tun, aber ich kann mir ehrlich gesagt den aktuellen Stand jeweils gar nicht mehr merken. Gebe ich offen zu.
Sonst bin ich ja bei Dir, und widerspreche nicht.
Hier muss ich MF also in Schutz nehmen. Dieser Buchstabensalat ist IMHO langsam nicht mehr lustig und schon gar nicht zielführend.
Vor allem da es eigentlich lange eine alle inkludierende Buchstabenfolge gibt:
M-E-N-S-C-H
Geht mir auch so. Die Abkürzungen, die korrekten Bezeichnungen (darf man „schwuler Mann“ überhaupt sagen oder ist das schon wieder politisch unkorrekt?) – mir ist das irgendwie zuviel im Alltag. Wo die sexuelle Ausrichtung meiner Arbeitskollegin, mit der ich gerade Kaffee trinke, ziemlich schnurz ist. Und mir erst bei ihrer Erwähnung „meine Partnerin“ wieder in den Sinn kommt, dass sie lesbisch ist. Oder wenn die (lesbische) Schwester meiner besten Freundin mich zur Begrüssung in den Arm nimmt – da denk ich doch auch nicht an die sexuelle Ausrichtung. Grundsätzlich bin ich mit dem letzten Satz von 13 so was von einverstanden – der ja auf vieles anwendbar ist. Aber ich möchte nicht jeden Sprachwandel mitmachen müssen um zu zeigen dass ich Bescheid weiss und tolerant bin…
@Frey: Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Manchen fehlt es definitiv an Lockerheit. ABER (das musste ja kommen ;): Homophobe, oder jene die mit Schwulen (angeblich) kein Problem haben aber der Meinung sind die sollten sich verstecken, verwenden solche „lustige“ Rhetorik manchmal, um die ganze LGBT-Szene und deren Anliegen lächerlich zu machen. Deshalb ist es wichtig begleitend klar zu machen was die Grundhaltung dahinter ist. Aber das tun Sie ja.
Ich glaube auch, dass all diese Gruppen zusammenzuwerfen nicht förderlich ist.
Ein/e normale/r Homosequelle/r hat kein Problem damit auf die Männer oder Frauentoilette zu gehen. Transgender oder irgendwelchen der anderen Buchstaben ist das aber ein riesen Anliegen.
Für mich persönlich könnte man eh Unisex Toiletten machen, aber das sehen ganz viele Leute sehr anders und da hilft es Homosexuellen halt herzlich wenig wenn Sie ebenso in diesen Diskurs gezwungen werden.
Neben dem völlig richtigen Einwand von Elmar, sollte fehlendes Wissen nicht mit „ach, seid etwas locker“ verwischt werden. Ich hätte im Normalfall dazu auch wenig gesagt, spannend finde ich es hier einfach darum, weil die Diskussion ja genau darum geht, ob zusätzliche Information sinnvoll ist.
@ Lala
Ich kann es gut verstehen, wenn sich diverse Gruppen zusammenschliessen um angesichts der grossen Mehrheit (heterosexuell, cis, binär) sichtbar zu werden. Aber Sie haben natürlich recht, dass einige Problematik ganz gruppenspezifisch ist. V.a. weil dabei Geschlechteridentitäten und sexuelle Orientierungen vermischt werden, was aber natürlich nicht das Gleiche ist. Auch bei „Ehe für alle“ gut sichtbar. Denn das T hat damit wenig zu tun, solange Personenstandsänderungen möglich sind.
@13
Falls das mir gelten sollte, 13, folgenden Präzisierungen: Ich bin nie gegen zusätzliche Informationen, gerade in den Schulen, aber auch sonst. Aufklärung, Sachlichkeit, idealerweise verbunden mit Menschlichkeit, sind immer noch die besten Argumente gegen tumbe Pauschalisierungen und Ausgrenzungen welcher Art auch immer.
Nur hat weder etwas Lockerheit mit fehlendem Wissen zu tun, noch der Umstand, dass man nicht jeden pc-Unsinn mitzumachen bereit ist. Und ja, auch Betroffene machen Witze untereinander, die meisten von ihnen (wie Elmar völlig richtig sagt) sind ja nicht sooo uniform wie gewisse Kreise, gerade auch homophobe, das gerne darstellen.
Oder anders formuliert: Lockerheit ist tendenziell Zeichen eines normalen, entspannten Umgangs, Verkrampftheit ist es eher nicht.
@ Martin
Das auch im Bezug auf oben:
Ich würde doch nichts gegen einen lockeren Umgang sagen. Dieser wäre wichtig, keine Frage. Problematisch sehe ich das Lockerheitsargument einfach dann, wenn damit Menschen, die auf Missstände hinweisen, die für sie belastend sind, nur zum Schweigen gebracht werden sollen. Auch bei Sexismus oder Rassismus häufig ersichtlich. Wer hinschaut, muss sich immer wieder den Vorwurf der „Dauerempörung“, „Humorlosigkeit“ bis hin zur „(sexuellen) Frustration“ oder ähnlichem stellen. Vom völlig absurden Wort „Gutmensch“ ganz zu schweigen. Dabei könnte einiges durch Zuhören erreicht werden, auch wenn es natürlich einfacher ist, den anderen in die Kompliziert-Ecke zu stellen. es ist halt immer ein etwas zweischneidiges Schwert.
„Wichtig wäre deshalb, den Kindern ganz nebenbei immer wieder zu zeigen, dass es nicht nur Hetero-, sondern auch Homo-Paare gibt. Etwa indem man in der Schule ganz selbstverständlich auch solche Beispiele in den Unterricht einbaut – beim Lesen oder auch bei Rechenaufgaben. “
Ich denke, genau dieser Ansatz ist zielführend. So, wie gewisse Randgruppen (nicht nur aus dem Homo-Milieu) auftreten – „Schaut her, ich bin anders, schaut her, ich definiere mich über mein Anders-Sein“ – kriege ich manchmal eine ungewollte Abwehrreaktion. Das langsame Einfliessenlassen dieser hetero- und homosexuellen Lebensformen ist da zielführender.
Ach wissen Sie Beata, auch in den Randgruppen gibt es nicht nur Heilige. Auch dort gibt es Leute, die sich einfach nur profilieren wollen. Das ist aber bei den vermeintlichen „Normalos“ genau gleich.
Die Selbstprofilierer fallen einfach viel mehr auf als die Stillen, deshalb bekommt man vielleicht einen etwas verzerrten Eindruck. Wenn ein Schwuler in eine Klasse geht, so tut er dies, um Aufklärung zu betreiben, und nicht um sich zu profilieren. Zumindest gehe ich davon aus.
Die Autorin schreibt, gleichgeschlechtliche Beziehungen seien (hierzulande) nach wie vor ein Tabuthema. Bitte ganz konkret belegen: Wo und wie äußert sich das der Autorin zufolge? Meiner Meinung nach ist das ein komplett falsche Behauptung, die wohl irgendeine Art von Dringlichkeit beschwören soll. Die Medien reden intensiv über LGBT, es ist bereits an den Schulen bei jungen Jahrgängen Thema, Film und Fernsehen zelebrieren einen homosexuellen Lifestye und sogar Höhe Kirchenvertreter denken über Ehe für alle nach. Wenn jemand zum Schluss kommt, dass dies für ihn nicht die Lösung ist, hat das nichts mit einem Tabu zu tun. Schön euphemistisch formuliert hat die Journalistin den Widerstand bei Jugendlichen aus „stark religiösen Kreisen“. Hmm, wer könnte damit wohl gemeint sein?
Herr Meyer,
Solange Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung erfahren (nicht nur auf Gesetzesebene), beschimpft werden, ausgegrenzt oder sogar Gewalt erleben müssen und sich gewisse Parteien dagegen wehren, dass dies strafrechtlich verfolgt wird, ist es eben ein dringliches Thema. Wenn Menschen sich überlegen, ob sie ihre Orientierung, die nicht dem Mainstream entspricht offenlegen oder nicht, ist es auch ein Tabu.
„bei Jugendlichen aus „stark religiösen Kreisen“.“ Da ich annehme, Sie sprechen vom Islam: Seit der Meldung, dass G. Locher die Ehe für alle befürwortet, ist es v.a. das fundamentalistische christliche Lager, das stark gegen Homosexuelle weibelt, wobei die Urschweizer Freikirchen in erster Reihe dabei sind.
@13
„Da ich annehme, Sie sprechen vom Islam: Seit der Meldung, dass G. Locher die Ehe für alle befürwortet, ist es v.a. das fundamentalistische christliche Lager, das stark gegen Homosexuelle weibelt, wobei die Urschweizer Freikirchen in erster Reihe dabei sind.“
Das urchristliche Lager war schon immer homophob, wie es auch schon immer ausgrenzend und intolerant war. Trotzdem muss man sagen, dass Herr Meyer nicht unrecht hat, insbesondere da das fundamentalistische Lager der Christen zumindest in unserem Land sehr überschaubar ist.
Man muss es in aller Deutlichkeit formulieren: das Wiedererstarken der Homophobie, wie übrigens auch des Antisemitismus und anderer Manifestationsformen von Intoleranz und Ausgrenzung, ist ein Stück weit, wenn auch nicht nur, importiert.
@ MF
„insbesondere da das fundamentalistische Lager der Christen zumindest in unserem Land sehr überschaubar ist.“
Komm ein kleines bisschen aus Zürich raus aufs Land. Da triffst Du durchaus sehr viele fundamentalistische christliche Lager (dafür sitzt in jeder Klasse max. ein muslimischer Mitbürger, der häufig dann nicht einmal streng gläubig ist). Zur Zeit lese ich von Personen, die im Schulbetrieb tätig sind, auf sozialen Medien negative Äusserungen zur Homosexualität, weil diese angeblich nicht gottgewollt ist und es die Aufgabe der Menschen wäre, solche Neigungen zu unterdrücken und es stimmt mich durchaus nachdenklich.
Die Zunahme der Homophobie sehe ich jedoch in erster Linie als Gegenbewegung zu derjenigen, die Diskriminierung abbauen will (Strafnorm, Ehe für alle etc.).
“ ist ein Stück weit, wenn auch nicht nur, importiert.“
Was sagen zum Gegenargument, dass wir in den 90ern schon mal so eine Welle von religiös gefärbtem Import (und lustigerweise christlich wie muslimisch) hatten und wir im Nachhinein doch sagen müssen, dass die 90er an Akzeptanz und Toleranz supi waren.
Bitte nicht missverstehen, auch ich nehme die Zeiten geprägt von Intoleranz und Prüderie wahr; sehe den Grund aber eher einfach im zyklischen Auftreten gewisser Zeitgeister…
Es gibt seit 30- 40 Jahren keine Tabu- Themen mehr. Es gibt nur Streit um die öffentliche Aufmerksamkeit und da behauptet jeder Nischen- Bewirtschafter, sein Thema sei noch ein Tabu. Typisches Lobbyisten- Verhalten.
Mir und jedem anderen Menschen kann vollständig egal sein, wer warum wen liebt. Das ist nun mal wirklich ein privates Thema und bedarf keiner Unterrichtung an der Schule.
Schule unterrichtet das Wissensgebiet Sexualkunde. Das ist ein Teilgebiet der Biologie und hat keinen Bezug zu Liebe oder Ehe. Man kann darüber parlieren, dass auch Männer mit Männern sexuell aktive sind, aber die gleichgeschlechtige Ehe ist keine Konsequenz aus Sexualität und auch keine aus Liebe, welche aber nicht Thema in der Schule ist und sein darf.
Ehe hat nichts im Unterricht verloren?
Schon mal was von Staatskunde gehört?
„die gleichgeschlechtige Ehe ist keine Konsequenz aus Sexualität und auch keine aus Liebe, welche aber nicht Thema in der Schule ist und sein darf.“
Doch, es ist sogar logischerweise eine Konsequenz aus Sexualität (ich rede von Homosexueller) und selbstverständlich aus Liebe. Aus einem anderen Grund heiraten auch Heterosexuelle nicht. Üblicherweise jedenfalls. Und selbstverständlich darf das ein Thema sein in der Schule, warum auch nicht?