So schaffen Sie sich Ruhe-Inseln

Eine Tasse des Lieblingstees trinken und dazu die Gedanken schweifen lassen: Das reicht schon, um Stress abzubauen. Foto: iStock
Ausschlafen am Wochenende, spontan in den Fluss springen nach Feierabend: Was einem selbstverständlich scheint, solange man kinderlos ist, sind für uns Eltern wunderbare, da eher seltene Momente. Vor allem wenn die Kinder noch klein sind, artet der Alltag oft in Stress aus. Und irgendwann hat man sich so ans pausenlose Rennen im Hamsterrad gewöhnt, dass man gar nicht mehr daran denkt, zwischendurch einmal auszusteigen und durchzuatmen.
Genau das ist aber unerlässlich, um gesund und im Umgang mit dem Nachwuchs entspannt zu bleiben. Deshalb möchte ich Sie heute wieder einmal daran erinnern, sich regelmässig kleine Ruheinseln im Alltag zu schaffen. Wie das gehen soll? Sieben Ideen:
Pausen einplanen
Freunde zu treffen und an Sommerpartys zu gehen ist schön, aber auf Dauer sind auch solche sozialen Anlässe anstrengend für Eltern und Kinder. Planen Sie deshalb regelmässig Tage oder sogar ganze Wochenenden ein, an denen Sie nichts vorhaben. Und dann geniessen Sie die freie Zeit, ohne sich um den Haushalt zu kümmern – entweder alle zusammen als Familie oder jeder für sich.
Natur erleben
Nutzen Sie den Sommer, um wieder einmal mit der Familie in den Wald zu gehen. Zum Beispiel an einem dieser fix eingeplanten freien Tage. Die Natur hat erwiesenermassen eine entspannende Wirkung auf uns.
Nichts tun
Haben Sie zwischendurch einmal eine halbe Stunde ganz für sich alleine, ignorieren Sie den Wäscheberg und üben Sie sich darin, nichts zu tun. Das klingt einfach, ist es aber ganz und gar nicht. Also: Setzen Sie sich hin und schauen Sie aus dem Fenster. Ohne Smartphone, ohne Zeitung, ohne Radio. Und dann beobachten Sie, was passiert – nicht nur draussen, sondern vor allem bei Ihnen selber.
An sich denken
Gewöhnen Sie sich an, sich jeden Tag etwas zu gönnen. Das muss nichts Grosses sein, eine Tasse des Lieblingstees, in Ruhe getrunken, reicht schon. Wichtig ist bei dieser Übung nicht in erster Linie der Tee, sondern die Tatsache, dass man ganz bewusst an sich selber denkt und sich selber etwas Gutes tut. Gerade als Mütter machen wir das viel zu selten.
Zugfahrt nutzen
Fahren Sie mit dem Zug oder Tram zur Arbeit, ist das ein idealer Moment, um zur Ruhe zu kommen. Beobachten Sie die vorbeiziehende Landschaft oder lauschen Sie Ihrer Lieblingsmusik. Wollen Sie noch einen Schritt weitergehen, installieren Sie eine Meditations-App wie «Insight Timer» auf dem Smartphone und üben Sie sich in Achtsamkeit, anstatt die Mails zu checken. Die Benutzung des Smartphones stresst uns nämlich zusätzlich.
Entspannt duschen
Alles schön und gut, aber das ist Ihnen alles zu mühsam oder esoterisch? Dann fangen Sie ganz klein an. Duschen müssen ja auch Sie, nicht wahr? Konzentrieren Sie sich dabei ganz darauf, wie wunderbar es sich anfühlt, wenn das warme Wasser über Ihren Rücken läuft, und schieben Sie die Gedanken an die nächsten Termine und irgendwelche Probleme möglichst weg.
Bedürfnisse mitteilen
Und zu guter Letzt: Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren Kindern. Wenn die ihre Ruhe wollen, zeigen sie das deutlich und ohne Rücksicht auf die Umgebung. Teilen Sie dem Nachwuchs ruhig genauso direkt mit, wenn Sie zehn Minuten Pause brauchen. Jüngere Kinder müssen sich vielleicht anfangs etwas daran gewöhnen, dass Mama und Papa gerade unabkömmlich sind, aber wenn Sie das regelmässig durchziehen, können die Kleinen bald damit umgehen. Zur Inspiration, was Sie in den gewonnenen zehn Minuten machen sollen, lesen Sie nochmals die vorherigen Punkte durch.
Wann bauen Sie Ruhepausen im Alltag ein? Und wie nutzen Sie diese? Verraten Sie uns Ihre Tipps in den Kommentaren!
26 Kommentare zu «So schaffen Sie sich Ruhe-Inseln»
Mein bester Typ: Mütter geht arbeiten. Das hilft loszulassen, die Prioritäten anders zu legen und einfach mal Ruhe vor dem Kinderstress zu haben.
Bei uns hat es sich so eingependelt, dass aus dem Mittagsschlaf (als die kinder noch babies waren) die Mittagspause geworden ist. Nach dem Mittagessen ist Ruhezeit für alle;wenn Schule/Kiga/Hort aus ist dann eben nach dem Nachhausekommen entsprechend etwas kürzer. da ich sehr konsequent darauf bestanden habe, dass diese eingehalten wird, haben die Kinder sich schon von klein an daran gewöhnt, sich in dieser Zeit selbst zu beschäftigen (hörspiel, spielen, buch schauen, etc). Diese Ruhepause ist für unseren Alltag Gold wert und zwar für alle. man muss es nur von anfang durchziehen und sich von misserfolgen, die mit kleinen kindern immer wieder mal passieren, nicht entmutigen lassen. ich glaube (fast) kein kind braucht 100% aufmerksamkeit 24/7.
Ich habe das schon bei Beitrag zur Musse (wo vor allem über das scharfe S diskutiert wurde) gedacht:
Musse und Ruhe kann ich, vielleicht nicht im ersten Jahr auch bei der Betreuung unseres Dreijährigen genug haben. Ist doch nicht stressig mit ihm ins Strandbad oder auf den Spielplatz zu gehen, oder drinnen mit den Duplo zu spielen. Und am Einfachsten schläft er ein, wenn ich auch einschlafe, das führt zu ausreichend Schlaf. Das ist alles nicht stressig, das frisst Zeit, – Anderes wird dann stressig -, typisch für Musse und Ruhe.
Was immer ich mit ihm mache, das ihm gefällt, bringt mir eine entspannte Zeit. Und häufig geht auch, zu tun, was ich will erledigt haben (Einkaufen, Waschen, Putzen etc.), wenn ich es so langsam und spielerisch mache, wie es ihm gefällt: Dann haben wir ganz entspannt, nicht so viel aber immerhin etwas zusammen erledigt.
Allenfalls fehlen die Rückzugsmöglichkeiten. Jeder hat ein Bedürfnis, manche mehr, manche weniger, mal alleine zu sein. Die Befriedigung dieses Bedürfnisses muss man sich erfüllen: Die Raucher gehen auf den Balkon um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, vielleicht sollten Nichtraucher gelegentlich auch auf den Balkon gehen oder sich im Klo einsperren oder sich im Keller verirren oder etwas verloren und dann wieder gefunden haben auf dem Nach Hause Weg. Oder etwas vergessen haben und nochmal holen gehen müssen: Man kann es offen sagen, dass man alleine sein will, oder findet eine Ausrede.
Ja das ist so mit einem Kind. Ab 2 wirds eben stressiger..
Wenn ich nur mit meinem dreijährigen Kind unterwegs bin, finde ich das auch total easy. Wenn das Geschwisterkind aber dabei ist, ist es bereits nicht mehr so einfach, alles nach dem Dreijährigen zu richten…
@ Anh
„Und am Einfachsten schläft er ein, wenn ich auch einschlafe, das führt zu ausreichend Schlaf.“
Sie haben nur ein Kind, oder? 😀
Ich mag Ihnen die Musse natürlich von Herzen gönnen, musste nur etwas schmunzeln. Ich merke aber, wenn ich mal nur eines habe, wieviel Zeit und Ruhe man da hat, kein Vergleich zu der wundervollen, aber oftmals chaotischen und hektischen Welt einer 5-köpfigen Familie. 😉
No 2 ist unterwegs, mal sehen wie es mit zweien wird.
@Anh Toàn
Es wird nicht stressiger. Warum nicht? Weil Sie es absolut richtig machen.
Und zwei bedeutet, das Sie sich gegenseitig beschäftigen. Meine waren genau drei Jahre auseinander.
Mutterschaftsstress ist halt in. Nur nicht davon anstecken lassen. Lieben Sie weiterhin ihr halb volles Weinglas, und lassen Sie den Mamablog ihr halbvolles Weinglas bejammern und beheulen.
Oh, herzlichen Glückwunsch!
@ Enrico: Schön gesagt ihr letzter Satz. Noch besser liesse ihn sich lesen mit: …lassen Sie den Mamablog ihr halbleeres Weinglas bejammern… 😉
Ich nutze meine Pausen im Büro viel bewusster, seit ich Kinder habe: während ich früher oft das 20min durchgeblättert oder die Zeit mit unsympathischen Arbeitskollegen „abgesessen“ habe, nehme ich mir heute richtige Pausen: ich setze mich mit einem guten Buch 20 min auf eine Parkbank, gehe spazieren oder gönne mir einen feinen Extra-Kaffee ganz für mich alleine. 1x / Woche nehme ich über Mittag eine Yogastunde, und ich versuche regelmässig Mittagsdates mit Freunden abzumachen, damit ich am Abend nicht „familienfrei“ nehmen muss. Dadurch bin ich viel ausgeglichener, muss aber weder von der Familie noch im Büro viel kostbare Zeit für mich „abzwacken“.
Oh, da – wo es so lange Pausen gibt – möcht ich auch arbeiten! Geniessen Sie es!
maia:
Die Pausen muss man sich nehmen, auch wenn diese vor oder nach der Arbeit stattfinden.
Ich kenne Viele, die nach der Arbeit gleich nach Hause rennen und dort in der gleichen Hektik weitermachen, anstatt dass sie sich eine Ruhepause gönnen. Aber Voraussetzung ist, dass die familiäre Struktur stimmt, denn wenn das Verhältnis zum/zur PartnerIn nicht stimmt, dann ist doch jegliche Ruhepause auch keine Alternative ! Aber wie so oft, wird nicht darauf geachtet sondern über Jahre hinweg so gelebt und nicht berücksichtigt, dass eine andere Entscheidung für das Wohl der ganzen Familie wäre.
Maia
In allen mir bekannten Jobs hat man Pausen, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Mir ist schon klar, dass dies je nach Kontext nicht für viel reicht. Und mit dem Bürojob mit Gleitzeit bin ich natürlich priviligiert (Yogastunde über Mittag liegt wahrscheinlich nicht drin, wenn man z.B. im Verkauf arbeitet). Aber ein kurzer Spaziergang oder Kaffee&Buch anstatt doofer Smalltalk übers 20min liegt doch bei fast allen Jobs drin, wenn man nur will.
Ich finde bewusste Pausen gut, mache ich auch. Bei längeren Pausen ist es jedoch so, dass einem die Arbeit dafür doppelt wieder einholt, wodurch allzu oft der Erholungseffekt dahin ist. Bei uns ist seit Jahren der Freitagabend dem Nichtstun gewidmet. Nach einer Woche voll mit Schule/Arbeit und vor einem Wochenende, wo man ja Zeit hat, etwas nachzuholen, kann man das guten Gewissens tun. Da gibt es ein 10-Min-Abendessen, die Küche danach wird halt erst am Samstag erledigt und im Anschluss wer was will. Die Regelmässigkeit hilft auch den Kindern besser zu verstehen, dass Mami auch mal frei hat.
Auf dem WC funktioniert das auch ganz gut 😉 Seit meine Kleinen selbst in Ruhe ihr grosses Geschäft erledigen wollen, kann ich das auch wunderbar einfordern. Zwar bin ich meist nach 2 min fertig, aber das wissen sie ja nicht – von Papa sind sie sich hier locker 15-min Pausen gewöhnt 😉
Passt! Seit unser Junior lesen kann, sind wir hier an seine seeehr langen Aufenthalte auf dem stillen Oertchen gewohnt 😉
Sehr gute Taktik. 😉
Also, ich weiss auch nicht, aber meine Super-Mama konnte min. 5 Punkte auf einen Schlag jeweils am Sonntagmorgen abhaken:
Am Sonntagmorgen (bis ca. 10 Uhr) herrschte bei uns so was wie Anarchie; denn obwohl meine Mama ein strenges Regime zuhause führte, am Sonntagmorgen wollte sie ihre Ruhe und liess das Regelwerk links liegen; sprich: wir durften Fernsehgaffen. Uns sie hatte derweil Zeit für sich selber (Punkt 1), dieses Nichtstun (Punkt 2) könnte man durchaus als Pause (Punkt 3) verstehen, während derer sie an sich dachte (Punkt 4).
Und dieses Bedürfnis nach diesem ruhigen Sonntagmorgen setzte sie auch rigoros durch (Punkt 5). Da sie dies sicher öfters bei offenem Fenster gemacht hat, hake ich den Punkt 6 „Natur erleben“ auch gleich noch ab. Und eine Dusche lag sicher auch noch drin.
Wie soll man einem zwei/drei/vierjährigen Hirn weis machen, dass ich jetzt gerade meine tägliche Gschpürschmi-Pause nehme.
Da wird man solange beelendet, dass man wöhler ist man hätte gar nicht damit angefangen.
Nun ja, wenn das Pausenbedürfnis auf den Aufmerksamkeitshöhepunkt des Nachwuchses fällt, sollte man die Gnade haben, diese um ein paar Minuten zu verschieben.
Das Aufmerksamkeitsbedürfnis von unseren Kleinkindern hat ihren Höhepunkt vo 0600-1900, danach fallen sie und auch wir K.O. ins Bett.
@Montag
da Sie Zeit hatten, dieses zu lesen und 2mal zu kommentieren, beweisen Sie, dass selbst bei Ihnen kurze Pausen möglich sind.
Es geht nur darum sich dessen bewusst zu werden und diese bewusster zu nutzen.
Unser Leben verbessert sich um einiges, wenn wir unsere kleinen Möglichkeiten dankbar nutzen, anstatt ständig zu lamentieren, dass alles eh „nicht bringt“, „unmöglich ist“ und wir „hilflose Opfer der äusseren Umstände“.
Man kann die Umgebung so gestalten (Wohnort so wählen, dass der Weg zu anderen Kindern ungefählich ist; Kinderzeug auf deren höhe verstauen…), dass die Kinder gut selber zurecht kommen und wenn nötig zusätzlich sagen, dass sie es (erst) selber versuchen sollen, weil man gerade etwas anderes macht oder eine Pause braucht. Klappt meistens und hat dazu den Vorteil, dass Kinder selbständiger werden. Wenn man trotzdem mal dringend geraucht wird ists auch ok.