Aufklärung für Erwachsene

Worüber wir nicht gesprochen haben, könnte ganze Bibliotheken füllen: Vater und Sohn Levenstein in der Komödie «American Pie» (1999).

«Können Sie sich noch an ihren Aufklärungsunterricht erinnern? Gab es überhaupt welchen? Wie war das genau?»

Diese Fragen stelle ich in Gesprächen mit Erwachsenen in letzter Zeit häufig, nämlich immer dann, wenn befreundete Eltern mit Kindern im gleichen Alter wie meine Vierzehnjährige und mein Zwölfjähriger mir ihrerseits die P-Frage stellen. «Ähm, hast du schon mal über … naja, ich meine, sie werden ja auch älter … die ganze Zeit am Smartphone, da sollte man vielleicht.»

Ja, sollte man. Die P-Frage kreist um die nicht ganz unproblematische Thematik der Pornografie und inwieweit man mit seinen Kindern darüber schon gesprochen hat.

Denn auf der einen Seite wissen die meisten Eltern ganz genau, dass pornografische Inhalte noch nie so zahlreich und unkompliziert verfügbar waren wie heute. Früher waren zwischen Minderjährigen und sehr nackten Tatsachen einige Barrieren eingezogen, die von heutigen Smartphones mit gestochen scharfer Auflösung und Internetflatrate einfach pulverisiert werden. Auch wenn, und darüber sollten wir uns nicht hinwegtäuschen, der eine oder die andere die entsprechenden Geräte gar nicht besitzt. Dann zückt sie halt ein anderer. Die «Bravo» hatte schliesslich auch immer irgendwer dabei.

Auf der anderen Seite stellt sich das Problem oberflächlich betrachtet zunächst dann doch gar nicht so dringlich. Das liegt daran, dass die diversen pornografischen Tube-Seiten in der Wahrnehmung von Heranwachsenden von dieser einen Tube-Seite grossflächig verdeckt werden. Youtube nämlich.

Youtubes Monopolstellung sei Dank

Ich weiss nicht, wie das bei Ihnen zu Hause läuft, aber bei uns ist für die Grossen Internet praktisch gleichbedeutend mit Youtube. Im Grunde scheinen die meisten Eltern (mich eingeschlossen) für die Monopolstellung, die Youtube im Medienkonsum ihrer Kinder hat, geradezu dankbar zu sein. Auch wenn es auf dieser Plattform Inhalte gibt, die Gewalt verherrlichen, zu übersteigertem Konsum auffordern oder einfach nur strunzdoof sind, bleibt es doch einigermassen überschaubar.

Meine holen sich dort ihre täglichen Dosen Unterhaltung, Musik, Information und Klatsch ab. Der Rest des doch sehr weiten Internets interessiert sie kaum. Gelegentlich nutzen sie Wikipedia und die Bildsuche von Google für Referate oder stöbern vielleicht mal auf Ebay, aber mehr auch nicht.

Das eigene Unbehagen nicht verstecken

Auf freien Streifzügen durch das Netz würden sie noch ganz andere Sachen zu Gesicht bekommen. Und mich vermutlich auch nicht mehr genervt und leicht angeekelt auf die Spambenachrichtigungen mit den offenbar unvermeidlichen Tittenbildern und Penisverlängerungsmassnahmen hinweisen, damit ich dafür sorge, dass sie davon nicht noch mal belästigt werden. Weil es der Normalzustand wäre.

Da zeigt sich dann doch, dass man der P-Frage nicht entkommen kann und das eigene Unbehagen über intime Themen nicht verstecken sollte. Auch nicht hinter Youtube. Stattdessen ist Aufklärungsarbeit angesagt. Andernfalls überlassen wir, wie ich an dieser Stelle schon mal bemerkt habe, die Sexualität unserer Kinder einer pornografischen Unmündigkeit, die wenig bis gar keine Gelegenheit bietet, dem eigenen Begehren auf den Grund zu gehen.

Darüber kann man nie genug wissen

Mit Blick auf die Eingangsfrage ist das jedoch leichter gesagt als getan: Können Sie sich noch an Ihren Aufklärungsunterricht erinnern? Meiner war grauenhaft. Nicht nur hochnotpeinlich, sondern auch angefüllt mit Wissensmüll und Informationsleerstellen, damit man bloss nicht zur Sache spricht. Sex war ein Problem, das vom Ende her gedacht wurde. Schwangerschaften und sexuelle übertragbare Krankheiten galt es zu verhindern. Warum alle Welt um «diese Sache» so ein Gewese macht, war überhaupt nicht ersichtlich.

Worüber wir nicht gesprochen haben, könnte ganze Bibliotheken füllen: über Gefühle. Über Einvernehmlichkeit. Über Erwartungsdruck, Bedürfnisse, Bindungskraft, Angst, Hilflosigkeit, Liebe, Macht und Kommunikation. Darüber weiss ich auch heute nicht genug. Darüber kann man nie genug wissen. Deshalb würde ich dafür plädieren, bei allem Verständnis dafür, dass Aufklärungsgespräche mit Heranwachsenden auch die eigene Intimsphäre unangenehm berühren können, sich nicht vor solchen Themen wegzuducken. Auch nicht vor der P-Frage. Ein bisschen mehr Aufklärung tut allen gut.

Lesen Sie zum Thema auch:

43 Kommentare zu «Aufklärung für Erwachsene»

  • Hans Minder sagt:

    Mir scheint wichtig, dass die P-Frage und Sexualaufklärung nicht auf Dritte (Schule etc.) ausgelagert wird. Die Auslagerung bringt eine akademische Sichtweise gepaart mit politischen/wirtschaftlichen Interessen anstelle einer persönlichen und individuellen Angehensweise. Wenn Eltern sich an jene Themen ranwagen, müssen sie diese allerdings zuerst hinterfragen.
    – Wie würde ich reagieren, wenn mein Nachbar mich auf einen P-Film aufmerksam macht, in dem meine Vater/Bruder oder meine Mutter/Schwester die Haupt-/Nebenrolle spielten oder Nacktfotos von Verwanten die Schultoilette zierten?
    – Ist es Kognitive Dissonanz, wenn ich Porno als „O.K“ werte, jedoch nur mit Darstellern, die ich objektifizieren kann und somit für mich quasi „seelenlos“ sind?
    – Was ist der Hauptinhalt von Sex?

  • Hermann sagt:

    Wir haben bei unseren zwei Buben festgestellt, dass sie einen ungezwungenen Umgang mit Pornos haben. Der Kleinere (12) hat kaum Interesse, der grössere (17) mehr. Wir betonten einfach den Punkt, dass Pornos nie Liebe zeigen sondern Mechanik. Viel wichtiger wäre es gewesen, dass wir Erwachsene uns über Drogen informiert hätten. Wir erkannten die Symptome nicht, als unser 17 Jähriger ein Jahr lang Marihuana nahm und komisch wurde. Elternaufklärung wäre nötig gewesen, und das nicht über P.

  • Roxy sagt:

    Staune einmal mehr dass viele Zeitgenossen nicht in der Lage sind, über ein Schwarz-weiss denken hinaus zu kommen. Man ist dafür oder dagegen und sämtliche differenzierende Aspekte werden nicht einmal wahrgenommen, finden null Resonanz. Wow!
    Die Jugend hat immer weniger Sex, gerade wegen der modernen Pornoüberflutung, die sich sehr wesentlich von unseren Vintage-pornos unterscheidet. Schönheits-ops boomen auch in nie gekannten Ausmass. Aber viele können nicht mehr als die Sprüche repetieren die sie damals gelernt haben, unfähig den Wandel zu sehen, unfähig zu erkennen, dass es mehr gibt als schwarz oder weiss.

    • Sportpapi sagt:

      @RoXY: Was Sie immer ganz genau wissen. Und das so überzeugend, wohlwollend vermitteln.

      • Roxy sagt:

        Ich nenne allgemein bekannte Fakten, die schon lange öffentlich diskutiert werden und bei Fachleuten kaum auf Widerspruch stossen.
        Welches meiner Argumente leugnen Sie denn?
        Ich meine, Ihre Antwort geht ja auf keins ein. Sie versuchen einzig die Person zu diskreditieren, die sie genannt hat. In einer Debatte prüft man die Argumente.

      • Sportpapi sagt:

        @RoXY: Ich weiss nicht, ob die Jugend immer weniger Sex hat. Und schon gar nicht, ob das mit einer Pornoüberflutung zu tun hat, oder mit einer neuen Prüderie. Mag sein, dass dies unter Eingeweihten allgemein bekannte Fakten sind.
        Mir ging es aber wieder einmal um den Ton, in dem Sie Ihre Ansichten vortragen. Wenn Sie für Toleranz einstehen, für eine differenzierte Sichtweise, und uns das quasi mit dem Zweihänder um die Ohren schlagen.

      • Roxy sagt:

        Da haben Sie recht. Mein Ton ist bisweilen von Ungeduld geprägt. Ich muss etwas freundlicher werden.
        Ich vergesse manchmal dass nicht alle die gleichen Informationen kennen ….
        Danke für Ihren Hinweis. Daran muss ich arbeiten.

  • Anton Moser sagt:

    Ich nehme den Autoren mal in Schutz. Er hat ein heikles Thema aufgegriffen, dafür verdient er Lob – und im Zuge dessen wollte er keinen Shitstorm auslösen und hat nur P statt Porno geschrieben. Unmutig, aber nicht schlimm.
    Ich habe kürzlich eine Broschüre für meine 5j in die Hände gedrückt gekriegt, es ging unter anderem um Selbstbefriedigung und Aufklärung. Ich bin wohl erst rot angelaufen und habe gezögert, danach aber dankend angenommen. Gerne helfe ich ihr, unverklemmt mit ihrer Sexualität klarzukommen. Und ich bin seither immer froh, wenn dieses Thema sachlich und unverklemmt angegangen wird. Heimlich wünschen wir unsere Kinder wohl asexuell, aber Grosskinder wollen wir dann aber alle ;D

  • Reto Weiss sagt:

    Jede Generation erfindet eigene Gründe, warum Pornographie schlecht ist, und dies ganz besonders für Kinder. Bei meinen Grosseltern war sie „gottlos“, bei meinen Eltern „Schund und Schmutz“. Seit den 80ern haben nahtlos die feministischen Begründungen übernommen. In meiner Jugend war es, weil die Frau „als Objekt“ dargestellt würde. Neuerdings ist es, weil darin „traditionelle Männlichkeitsvorstellungen“ zum Ausdruck kämen. In letzteres Horn stösst wohl auch Herr Pickert, auch wenn er es nicht explizit beim Namen nennt. Bei allen Begründungen ist es aber am Ende so, dass vieles im Auge des Betrachters liegt. Das Verhalten der Jugend hat sich in all der Zeit nicht geändert – sie beschafft sich heimlich das Material und konsumiert es neugierig.

  • Anh Toàn sagt:

    Wir sollten mit unseren Kindern also über P reden, aber hier, eigentlich unter Erwachsenen, können wir nicht über P reden, darum sagen wir nur P. Und lassen nur durchblicken, dass P ganz schlimmes Zeugs ist.

    Vermutlich habe ich den Text nicht richtig verstanden, aber dies habe ich verstanden.

    Lasst uns über Porno reden! Unter Erwachsenen und mit unseren Kindern. Lasst uns darüber reden, dass Macht geil macht, Unterwerfung auch, („50 shades..“ , hab‘ ich nicht gelesen, übrigens), dass wir sexuelle Instinkte haben, dass Porno diese bedient. Und dann ob wir diese Unterdrücken müssen oder wie diese ausgelebt werden können, ohne zu verletzen. Lasst uns darüber reden, dass, wie, animalischer, wilder Sex auch ohne Liebe gut sein kann.

    Lasst uns über Porno reden!

    • Anh Toàn sagt:

      Warum gibt es Porno?

      Braucht irgendwer Porno?

      Seit wann gibt es Porno?

      Was ist Porno?

      Und als Vater frage ich mich:

      Muss ich mein Kind davor schützen, zu sehen, was es sehen will? Ich denke, es reicht, es davor zu schützen, was es nicht sehen will. Aber das kann ich auch nicht vollständig. Meine Aufgabe ist viel mehr, es aufzufangen, wieder auf zu stellen, zu trösten, nicht alleine zu lassen, wenn es etwas sieht oder erfährt, dass es nicht wollte.

      Wenn ich nicht über Porno reden kann, dass auch ich Porno konsumiert habe und wieder werde, wie könnte mein Kind dann glauben, mit mir darüber reden zu können?

  • Christoph Bögli sagt:

    1. Interessant ist für mich einmal mehr die Erkenntnis, dass die „digital native“-Jugendlichen oft extrem schlecht im Umgang mit dem Internet/Computern sind. Teenager, für die Youtube und Socialmedia Synonyme für das Internet sind, zeigen deutlich, wie gering deren Digitalkompetenz ist. Erstaunlicherweise sogar schlechter als bei den Generationen zuvor, was wohl damit zu tun hat, dass die meisten heute primär stark beschränkte, oberflächliche Geräte wie Smartphones und Tablets nutzen.
    2. Was ist falsch daran, dass der Aufklärungsunterricht Schwangerschaft und STDs thematisiert? Natürlich sind das für Kinder und Jugendliche unerfreuliche Themen von denen sie lieber nichts hören möchten, aber darum geht es ja gerade. Sex ist halt nicht nur Spass und Gefühle.

  • Lea sagt:

    Ich finde den Text sehr irritierend. Zum einen finde ich, mit 12 und 14 jährigen über Pornos oder Sexualität zu reden unangebracht. Normalerweise ist in diesem Alter die Abgrenzung zu Erwachsenen sehr wichtig, um mit gleichaltrigen die Sexualität zu entdecken. Sexuelles Grundlagenwissen zu vermitteln finde ich wichtig, aber nur solange die Kinder noch so jung sind, dass es nicht unangenehm ist. Später ist es mMn hilfreicher passiv Informationen anzubieten (Webseiten, Bücher, bei Arztbesuchen nur auf Wunsch dabei sein…) und über Sexualität nur dann zu sprechen, wenn die Initiative vom Kind kommt. Gespräche über die oben genannten Bibliothek füllenden Themen sind und waren bei mir normal. Indem normal über News oder Ereignisse im Umfeld gesprochen wird.
    Das andere…1/2

    • Lea sagt:

      2/2
      Das andere was mich noch fast mehr irritiert, ist die Aussage, dass die Kinder fast nur Youtube nutzen würden, ich hoffe sehr, dass dies eine Literarische Übertreibung ist.
      In meiner Kindheit und Jugend verbreitete sich allmählich das Internet und Pornografie war schon damals weit verbreitete (auch im RL). Extra mit meinen Eltern darüber sprechen hätte ich unangenehm gefunden. Die Grundlagen: Unterscheidung zwischen Inszenierung und Realität, Unerwünschtes ablehnen inkl. hartnäckige Webseiten schliessen (und bei erwünschtem die Zimmertür;-) wurden mir auch ohne peinliche Gespräche vermittelt, bzw. PC benutzen brachte ich mir selber bei.

      • Lala sagt:

        Das ging wohl allen so.

        Nur gibt es halt sehr viele Leute, die erst durch das Netz 2.0 überhaupt darauf stiessen und das vorher wunderbar „ausblenden“ konnten. Wenn es Entrüstung ab, dann halt über Killerspiele.

        Heute gibt’s Insta/Facebook/Whatever, damals gabs Foren/Mirc/ICQ/Chats.
        Heute gibt’s Youporn/Streamingsiten allg., damals gabs Napster u.ä. und FTP Server von Bekannten.
        Wäre das ganze tatsächlich ein Problem, es wäre schon minimum eine ganze Generation komplett verkommen ;).

  • Maike sagt:

    Wer oder was ist die P-Frage ? Habe ich noch nie gehört diesen Begriff. Ih hatte das Glück, in den ’68 Zeiten gross geworden zu sein. Meine Eltern waren locker drauf und haben sich mit mir und der Aufklärung spätestens dann intensiv beschäftigen, als ich meine ersten Tage bekam. Aber viel lief auch in der Schule – glücklicherweise bin ich damals schon in einer gemischten Klasse gewesen.
    Vielleicht sollte der Autor im übrigen mal über die eigenen Bücher gehen, wenn er der Übrzeugung ist, seine Kinder schauen sich nur die harmlosen Seiten im Netz an…

  • Lala sagt:

    Die Jugendlichen werden ständig unterschätzt.

    Das Internet gab es auch schon in den 90ern.
    Auf Napster & Co. konnte man auch ganz anderes als Musik runterladen, mal ganz zu schweigen von den Abermillionen Nacktbildern im Internet. So extrem viel verändert hat sich in der Beziehung gar nicht.

    Mir ist auch nicht ganz klar, warum wir jugendlichen zwar zutrauen bei Film, Literatur und Videospielen zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können, das bei Pornos dann aber plötzlich nicht funktionieren sollte und man da ganz dringend nochmal drüber reden muss.

    Aufklärung soll sich ganz einfach aufs erklären der Abläufe, die Anatomie und auch die Gefahren beschränken. Verteufeln sollte man natürlich nichts.
    Gefühle sind immer individuell und daher auch kaum gescheit zu lehren.

    • Sportpapi sagt:

      Besonders interessant ist ja, dass man sich irgendwie einig ist, welche Botschaft bezüglich Pornos zu übermitteln ist.
      Und meist dann von Menschen, die mit Pornos wenig am Hut haben.
      Erinnert mich irgendwie an die Priester, die Sexualaufklärung betrieben…

      • 13 sagt:

        @ SP
        Was wäre denn die richtige Botschaft? Und sind in dem Fall Eltern gezwungen, sich Pornos anzuschauen, um die Kinder aufklären zu können?

      • Anh Toàn sagt:

        Der Text mokiert sich über Verklemmtheit und redet über Porno, ohne darüber zu reden, was denn an Porno „gut“ ist. Das Zeugs wird ja gesehen, sonst wäre das Internet nicht voll damit, scheint also ein Bedürfnis zu befriedigen. Aber dazu kein Wort im Text. Vor lauter Berührungsängsten redet der Text um den Brei herum. Der Text macht genau, was er kritisiert, wenn dies Absicht war, ist es Ironie. Aber eine solche Absicht scheint mir zu wenig deutlich gemacht.

        Pornos werden vor allem gesehen von Leuten, Männern wohl mehr, für Frauen gibt es Arztromane, mit unbefriedigendem Sexualleben. Das Sexualleben der meisten Pupertierenden ist unbefriedigend.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich weiss nicht, was die richtige Botschaft ist. Aber ja, vermutlich wäre es sinnvoll, wenn man sich damit beschäftigt, bevor man darüber spricht.

      • Röschu sagt:

        @13
        „Und sind in dem Fall Eltern gezwungen, sich Pornos anzuschauen, um die Kinder aufklären zu können?“
        Ja! Zumindest, wenn Sie konsequent sind, 13. Schliesslich vertreten doch gerade Sie hier im Blog immer wieder die These, dass man nur über etwas diskutieren soll/darf, wenn man sich zuvor ausgiebig damit befasst hat.

      • 13 sagt:

        @ Röschu
        Inkonsequent wäre es zu predigen, dass in sexueller Hinsicht alles ok ist, solange die Freiwilligkeit gegeben ist, denn die Selbstbestimmung ist das oberste Gebot, um dann selber etwas zu tun, was mir nichts bringt und Pornos zu konsumieren, bei denen ich letztlich nicht weiss, ob die Freiwilligkeit der Darsteller*innen gegeben ist…was letztlich wohl eine der wichtigsten Botschaften wäre.

      • Röschu sagt:

        @13
        Ihre Inkonsequenz stellt sich wie folgt dar:
        – Einerseits ist es für Sie offenbar i.O. über Pornos zu urteilen ohne diese gesehen zu haben.
        – Andererseits vertraten Sie hier im Blog neulich vehement die Meinung, dass es nicht möglich sei über Ratgeber zu urteilen, ohne diese gelesen zu haben.
        .
        PS. Die Frage nach der Freiwilligkeit lässt sich für alle Berufe stellen.

      • Anh Toàn sagt:

        @13 Selbstverständlich müssen Sie keine Pornos sehen, wenn sie nicht wollen. Nur sollten Sie nicht kritisieren, was sie nicht kennen. Und den Kindern sagen Sie halt zu Porno, ich weiss nichts dazu, frag Papa.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Du musst nicht Pornos „konsumieren“. Aber den einen oder anderen sollte man vielleicht schon gesehen haben, wenn man über Pornos sprechen will.
        Aber noch habe ich nicht gehört, welche Botschaft du denn deinen Kindern diesbezüglich auf den Weg gibst.

      • 13 sagt:

        @ Röschu/Anh
        Schon spannend, wie zwei Fragen hier interpretiert werden. Wo habe ich eine inhaltliche Kritik über Pornos geäussert? Ich habe SP gefragt, welche Botschaft denn die richtige wäre. Natürlich ist eine inhaltliche Kritik nicht möglich, ohne reinzuschauen, wobei ich selbstverständlich auch mal einige gesehen habe. Meine Kritik bezog sich aber nur auf die Herstellung und dafür muss man sich eben in die Herstellung reinlesen und nicht das Produkt schauen. Was wohl die wenigsten Konsumenten tun…

        @ SP
        „Aber noch habe ich nicht gehört, welche Botschaft du denn deinen Kindern diesbezüglich auf den Weg gibst.“
        Eigentlich habe ich Dich das gefragt und auch keine Antwort erhalten. Aber meine Botschaft ist sicher die, sich über die Darsteller*innen Gedanken zu machen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Eigentlich habe ich Dich das gefragt und auch keine Antwort erhalten.“
        Doch, das hast du. „Ich weiss nicht, was die richtige Botschaft ist.“ Aber ich werde ganz sicher Ponografie nicht verteufeln.
        Die Freiwilligkeit der Darsteller zu thematisieren wäre allerdings jetzt nicht mein erster Gedanke. Gerade in Zeiten des immer mehr verbreiteten Amateurpornos. Zumal wir dann einmal über über das Konzept von Freiwilligkeit sprechen müssten. Und als nächstes meine Kinder vermutlich ihre Ämtli zu Hause niederlegen würden…

      • 13 sagt:

        „Zumal wir dann einmal über über das Konzept von Freiwilligkeit sprechen müssten. Und als nächstes meine Kinder vermutlich ihre Ämtli zu Hause niederlegen würden…“
        Wenn Du das Abräumen eines Tisches mit einer sexuellen Handlung gleich setzt, hoffe ich sehr, dass jemand mit deinen Kindern noch über andere Sachen spricht. Ob Amateurpornos wirklich auch das sind, hat man wenig Kontrolle. Aber gerade weil den wenigsten dies in den Sinn kommt, war es mir ein Anliegen, es anzubringen. Zumal eben die Freiwilligkeit (bezogen auf mit wem, wann und wie) eines der Hauptpunkte der sexuellen Aufklärung sein sollte.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Ich weiss nicht, ob man immer das Schlimmste annehmen muss, und das immer auch ausdiskutieren soll.
        Wenn ich über Fussballspielen spreche, dann doch auch nicht über Knieverletzungen und den Sklavenmarkt mit minderjährigen Nachwuchsathleten aus Afrika.
        Und wenn es um Sexualaufklärung geht, glaube ich nicht, dass man Jugendlichen erst einmal erklären muss, dass all das nicht gegen den Willen des Partners geschehen darf. Das gilt ja grundsätzlich, und wurde schon Jahrelang so erzogen.
        Man muss, nebenbei, auch nicht ständig den jungen Frauen erklären, bei welchen Praktiken sie durchaus nein sagen dürfen („ausser ihr wollt es wirklich…“), selbstverständlich völlig ohne Bewertung, was da für abartige Wünsche allenfalls an sie herangetragen werden…
        Es braucht Vertrauen!

      • 13 sagt:

        @ SP
        Das kann man so machen, ich halte wenig davon, die Augen vor Offensichtlichem zu verschliessen. Man kann sich vieles schön reden, nur ändert das nur den Blick darauf, nicht jedoch die Tatsache. Sexualaufklärung ohne den Hinweis, dass Freiwilligkeit die Basis ist und naives Vertrauen, dass es schon irgendwie gut kommt, steht halt einfach im Widerspruch zum Wissen, dass sexuelle Gewalt vorkommt und zwar nicht wenig und auch in der Schweiz und von Menschen ausgeübt wird, die offensichtlich gerade NICHT verinnerlicht haben, dass die Freiwilligkeit gegeben sein muss.
        Warum soll man jemandem beibringen, bei welchen Praktiken sie nein sagen dürfen? Gibt es Praktiken, wo man das nicht darf? Unheimlich wird es eher, wenn Männer dafür plädieren, ihnen das nicht beizubringen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: „Unheimlich wird es eher, wenn Männer dafür plädieren, ihnen das nicht beizubringen.“
        Du gehst zu weit!

      • Sportpapi sagt:

        @13: Wir erziehen unsere Kinder und hoffen, dass sie dereinst starke Menschen sind, rücksichtsvoll im Umgang mit anderen Menschen, lebensfroh und optimistisch, aber auch stark genug, eigene Wege zu gehen, Entscheidungen zu fällen und zu ihren Entscheidungen dann auch zu stehen. Auch wenn sie vielleicht mal falsch waren.
        Wir zeigen ihnen, was es Schönes auf der Welt gibt, ohne die Kehrseite auszublenden, wenn wir ihr begegnen. Aber wir erziehen unsere Kinder nicht zu Angst und Misstrauen.
        Sie dürfen erst einmal hören, dass körperliche Nähe, Berührungen, Sex etwa sehr Schönes sein kann. Eine Welt, die sie frei erkunden dürfen. Bevor wir über Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaften und Übergriffe sprechen.

    • tststs sagt:

      1. Das Internet 1.0 der 90er ist nur beschränkt mit dem Internet 2.0 vergleichbar.
      2. Youporn z.B. ist eben gerade die Vermischung von „Dokumenation“ und Fiktion.
      3. Es gibt Hirnforschungen, die darauf hindeuten, dass unser Hirn eben nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheidet (und wenn Sie bei Werbung schon mal losweinen mussten, dann können Sie das sicherlich nachvollziehen 😉 )

      Ich bin total bei Ihnen, dass man Sex und Porno nicht verteufeln darf; aber die Wirkung/Prägung durch Pornokonsum soll durchaus kritisch diskutiert werden.

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: Die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität ist unser Alltag. Und nein, ich musste noch nie bei Werbung losweinen (und gilt Werbung nun als Fiktion oder Realität?).
        Und ja, natürlich muss man die Wirkung/Prägung kritisch diskutieren. Aber nicht nur einseitig.

      • Lala sagt:

        Es ist imho vergleichbarer als Sie vielleicht denken. Klar ist es heute schneller und allgegenwertiger. Abgesehen von der Mobilität hat sich meiner Meinung nach aber wenig verändert.

        Der Film, dessen Bild diesen Artikel ziert, hatte ich damals heruntergeladen. Die meisten meiner Bekannten hatten ein ICQ-Konto, nutzten Foren und/oder Mirc.
        Denken Sie wirklich Napster und Co. wären von den grossen Medienunternehmen so bekämpft worden, wenn die nicht schon damals alles für jeden einfach Verfügbar gemacht hätten und auch ausgiebig benutzt wurden?

        Ich glaube eher die Medien/Erzieher haben 10 wenn nicht 20 Jahre Internet verschlafen und darum werden solche Sachen noch nicht lange Thematisiert. Damals gab es halt nur Killerspiele die gerade die Jugend zerstörten ;).

  • Max Berchtold sagt:

    Wie wäre es mit etwas Anatomie, und vor allem wo und wie idR stimuliert wird? Der Beitrag kritisiert, dass um den heissen Brei geredet wird, und macht genau das.

    • Jänu sagt:

      Das ist eben die hohe Kunst des Schreibens. Wie tue ich so, als ob ich etwas zu sagen hätte, und es muss auf eine Seite passen, auch wenn Hunderte andere auch schon über das Thema geschrieben haben.

    • Muttis Liebling sagt:

      Über so etwas Belangloses wie Gefühle lässt sich besser schwafeln. Anatomie müsste man schliesslich lernen. Aber manche Leute fühlen die Welt lieber.

      • Cappuccino sagt:

        Da bin ich komplett anderer Meinung. Über Anatomie und „Technik“ etwas zu lernen, ist selbstverständlich ebenfalls gut und wichtig. Aber die Gefühle sind das Verwirrende dabei, und die hohe Kunst – darüber mit den Jugendlichen zu sprechen, ist doch das Wesentliche. Wenn ich mich an meine Jugend zurück erinnere, hat es genau daran gefehlt. Gesprochen wurde über Anatomie, STD, HIV – und mit der grossen Verwirrung und Unsicherheit wurden wir alleine gelassen. Da halfen auch Bravo und Co. nicht viel. Darum bemühe ich mich, es heute mit meinen Kindern anders zu machen. Gar nicht so einfach, wenn man mit dem „Gefühle sind peinlich und unnötig-Mantra“ aufgewachsen ist.
        Ich finde den Blogbeitrag super, und hervorragend geschrieben!

      • Muttis Liebling sagt:

        Gefühle sind das essentielle Moment des privaten Raumes, aber keines des öffentlichen Lebens. Privat heisst privat, weil man das nicht öffentlich thematisiert. Sobald man darüber spricht, ist das Private gestorben und genau das passiert derzeit.

        Die Abschaffung der Privatsphäre auch mit der Methode des emotionalen Ertränkens. Probleme werden zugekitscht.

      • Lea sagt:

        @Cappuccino9:49:Ich fand es gut, dass meine Eltern meine Intimsphäre respektierten und weder über meine Gefühle und Liebesirrungen sprachen noch den Anspruch hatten, dass ich ihr verhalten nachahme, sondern mir nur die Grundlage vermittelte: Liebe ist sehr vielfältig! Meist wunderschön, kann aber auch verwirrend sein oder sogar bedrohlich sein. Mach was du möchtest, trau dich, wenn nötig Grenzen zu setzen und respektierte die Grenzen von anderen.
        Den Umgang mit verwirrenden Gefühlen und Erfahrungen muss mMn jedeR für sich finden, Ratschläge von Eltern oder anderen finde ich hier nicht hilfreich, da sogar in praktisch identischen Situationen die Gefühle zu unterschiedlich sind.

      • Lala sagt:

        Das letzte was ich gewollt hätte, wär ein forciertes Gespräch über meine Gefühle.

        Brauchte ich meine Eltern, waren Sie da und das reichte vollends.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.