Wollen Kinder wirklich ein Haus mit Garten?

Mama und Papa habens doch nur gut gemeint: Kinder leben offenbar lieber und gesünder in Siedlungen. Foto: iStock

Familie Hauser ist mit ihrem vierjährigen Sohn Marius von der Stadt aufs Land, von der Wohnung in einer grösseren Siedlung in ein Einfamilienhaus mit Garten umgezogen. Sie haben sich damit einen alten Traum erfüllt.

Heute sind sie schwer enttäuscht. Ihr Sohn konnte am alten Ort in der Siedlung schon früh allein ins Freie und dort unbegleitet mit anderen Kindern spielen. Für die Eltern eine Wohltat. Marius ist am neuen Ort unglücklich. Er möchte mehr Bewegung, mit seinem Zweirad herumfahren, mit anderen Kindern Fussball spielen. All dies ist am neuen Ort nur sehr beschränkt möglich. Das neue Haus mit kleinem Garten, der für viele Spiele ungeeignet ist, steht an einer schmalen Quartierstrasse. Auf der anderen Seite der Strasse liegt zwar eine grössere Siedlung, wo viele Kinder spielen. Unbegleitet kann Marius die Strasse aber nicht überqueren, da auf ihr viele Autos in unberechenbar zügiger Fahrt das Dorfzentrum umfahren. Ein Elternteil muss ihn begleiten – und warten, da Marius nicht allein zurückkehren kann. Zum Ärger der Eltern sitzt er nun oft vor dem Fernseher, muss ständig kontrolliert werden und hat deutlich an Gewicht zugelegt.

Die Situation der Familie Hauser ist kein Einzelfall. Für viele Familien, die glauben, ein Haus mit Garten sei das Beste für ihr Kind, platzt der Traum sehr rasch.

Zeichne mir, wie du wohnst

Im Rahmen eines Nationalfondsprogrammes liessen wir 173 Kinder der Stadt Basel kurz nach dem Eintritt in die Schule ihr Wohnumfeld zeichnen. Zudem wollten wir von den Kindern wissen, ob sie unbegleitet im Freien spielen können oder nicht, respektive nur im eigenen Garten. Es zeigte sich, dass Kinder, die gar nicht ins Freie können oder bloss im eigenen Garten spielen dürfen, im Schnitt nur zwei Spielkameraden in der Nachbarschaft haben. Kinder hingegen, die in einer Siedlung oder an einer bespielbaren Quartierstrasse wohnen, haben durchschnittlich zwölf Gspändli. Die vielen Naturobjekte, die Kinder mit einem grossen Spielraum zeichnen, weisen darauf hin, dass sie zudem eine intensivere Beziehung zu ihrer Umwelt haben.

  • Isabel zählte die Namen von 20 Kindern auf, mit denen sie spielen kann. Sie wohnt in einer grösseren Siedlung und verbringt ihre Freizeit weitgehend im Freien.

  • Anna zeichnet sich eingezäunt mitten auf der kahlen Wiese im Garten des Wohnhauses. Sie konnte keine Spielkameraden aus der Nachbarschaft aufzählen.

Was die Zeichnungen anschaulich zeigen, haben verschiedene Umfragen bestätigt: Das Aufwachsen in einem Einfamilienhaus kann in die Isolation führen. Verstärkt wird diese durch das heute häufige Fehlen von Geschwistern. Die Spielkameraden in der Kita oder im Kindergarten wohnen oft weiter entfernt und die Kinder können sich unbegleitet nicht besuchen. Die soziale Isolation und fehlende Bewegungs- und Spielmöglichkeiten im Freien führen tendenziell zu erhöhtem Bildschirmkonsum und höherem Körpergewicht. Augenärzte fordern zudem täglich mindesten zwei Stunden Spiel im Freien, da der häufige Aufenthalt in Innenräumen insbesondere vor dem Bildschirm die Gefahr der Kurzsichtigkeit stark erhöht. Allein im Garten zu spielen, ist für Kinder höchst unattraktiv, und sie kleben nach fünf Minuten wieder am Hosenbein der Eltern. Der Zwang zur ständigen Begleitung führt zu verstärkter gegenseitiger Abhängigkeit zwischen Eltern und Kind. Helikoptermütter und Elterntaxidienste werden herangezüchtet.

Die Wahl des Wohnortes erweist sich als eine zentrale Frage für junge Familien. Das Problem: Es fehlt an guten Informationen. Hinzu kommt, dass Eltern, was die Frage des Aussenraumes betrifft, wenig zu sagen haben. Hier sind die Behörden, der Bund und der Gesetzgeber gefordert.

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52 Kommentare zu «Wollen Kinder wirklich ein Haus mit Garten?»

  • Leon Topodium sagt:

    Unsere Kinder finden unser Häuschen mit Garten super und möchten keinen Falls in die Mietwohnung zurück. Sie waren dort die einzigen Kinder im Haus und mussten auf dem Trottoir spielen.

    Schade wurden sie nicht in die Studie aufgenommen. Sie hätten das Resultat ein wenig Richtung Einfamilienhaus verschoben.

  • Ab nach draussen! sagt:

    Mir scheint, Familie Hauser hat ganz andere Probleme: Zum Ärger der Eltern sitzt er vor dem Fernseher und wird dick? Da würde ich empfehlen: setzt das Kind nicht mehr vor den Fernseher, ganz einfach. Das liegt doch wohl in der Verantwortung der Eltern. Klar muss der Haushalt gemacht werden, aber ersten können Kinder dann was anderes machen als Fernsehen und zweitens liegen da 2h Spielplatz locker noch drin. Pro Tag!

  • Chris Fogg sagt:

    Es kommt darauf an wo man sich ein Haus kauft oder kaufen kann. Wir sind jedenfalls keine Kompromisse eingegangen und haben lieber etwas länger gesucht bis das Richtige gekommen ist.

  • Thom Pfister sagt:

    Nein, Kinder brauchen kein Haus mit Garten. Spielplätze und Gspänlis muss es haben. Das hat aber nix mit Stadt/Land zu tun.
    Ich sehe das seit Jahren im Familiengarten. Eine Jungfamilie mit kleinen Kinder haben neu angefangen. Nach einer halben Stunde fangen die Kinder an zu quengeln und wollen auf den Spielplatz. „Schau hier die Eidechse“, lenkt die Mutter sie ab. Die Kinder sind in der Tat abgelenkt. Das Ganze lässt sich noch maximal 2-3 mal wiederholen. Dann zieht das mit der Fauna auch nicht mehr. Nach weiteren 2 Saisons ist Schluss, da die Kinder nicht mehr in den Garten wollen. Die nächste hoffnungsvolle Familie mit Nachwuchs wartet bereits auf die gleiche Erfahrung. Fazit: Kindern bedeutet das Schöne wenig. Es muss etwas laufen. Der Garten ist kein Ersatz für fehlende Gspänlis.

    • Kurt Leutenegger sagt:

      Herr Pfister, nach weiteren 2 Saison ist Schluss, meinen sie damit dass dann die Kinder in den Kindergarten oder Schule dürfen? Dann haben sie Recht, denn im Schulalter ändert sich alles und die Schulwege auf dem Land sind für Kinder sicherer als in der Stadt.

  • Carmen Siegrist sagt:

    Kinder sind am liebsten dort, wo andere Kinder sind. Sie brauchen Bewegungsfreiheit. Ein kleiner Ziergarten ist zwar für Erwachsene schön, doch für ein Kind langweilig. Während meiner Kindheit (Jg. 1951) wurden Mehrfamilienhäuser gebaut, mit viel Fläche hinter dem Haus zum Spielen. Mit Geräten zum Turnen, mit grossen Bäumen, wo man sich verstecken konnte und auch klettern durfte. Heute wird bei Überbauungen nahezu alle Fläche überbaut und für die Kinder bleibt ein kleines langweiliges Dreieck mit einer Schaukel und einem Strauch. Kein Wunder hocken die Kinder heute schon von klein auf mehr vor ihren Bildschirmen. Nun die Ecopop-Initiative ist vom Volk abgelehnt worden, es geht munter so weiter mit Zubetonieren.

  • Glasmost sagt:

    Eigentlich zeigt die Studie, dass Kinder die nicht mit anderen Kindern spielen (dürfen), weniger Freunde haben. Dieser Zusammenhang ist eigentlich ziemlich naheliegend, aber gut wurde das jetzt auch in einer vom Nationalfond finanzierten Studie nachgewiesen.
    Da es in Basel-Stadt keine abgelegenen Gebiete gibt, kann es nicht am Einfamilienhaustraum der Eltern liegen. Eher an den fehlenden Kinder im Quartier und an der ungünstigen Verkehrslage, welche ein unbeaufsichtigtes Spielen von kleinen Kindern verunmöglicht.
    Ist beides aber gegeben (viele Kinder, verkehrsberuhigtes Quartier mit Platz zum Spielen), dann ist es ziemlich egal ob die Familie in einem EFH oder einem Wohnblock wohnen.

    • Peter Fäh sagt:

      Danke, war auch mein Gedanke und hat wohl auch damit zu tun dass viel Einfamilienhäuser von Rentnern ohne Kinder bewohnt werden.

      • Kurt Leutenegger sagt:

        Peter Fäh geht’s noch, sollen Rentner aus ihrem erschaffenen, ersparten Haus ausziehen nachdem sie die Kinder in diesem Heim grossgezogen haben.
        Also häuchlicher kann man nicht mehr sein, denn auch sie würden in ihrem Haus danach wohnen bleiben.

      • Anna Meier sagt:

        Na und? Haben Rentner ohne Kinder kein Recht auf ein Einfamilienhaus?

      • Glasmost sagt:

        Da haben Sie beide natürlich vollkommen recht. Ganz klar haben die Rentner Recht auf ihr Einfamilienhaus, welches sie bezahlt und vielleicht gebaut haben, keine Frage!! Schliesslich kennen wir in der Schweiz immer noch das Recht auf Eigentum!

        Es geht aber um etwas anderes:
        Wenn man in einer Studie die Anzahl Freunde von Kinder,die in Einfamilienquartieren aufwachsen, mit der Anzahl Freunde von Kinder, die in „jungen“ Familiensiedlungen aufwachsen, vergleicht (z.B. Genossenschaftssiedlungen, die es in Basel viel hat), dann muss man schon die Alterstruktur der Einfamilienquartiere berücksichtigen: Wenn Sie die einzige junge Familie dort sind, werden ihre Kinder wenig andere Kinder im Quartier kennen lernen……

        Die Anzahl Freunde hat dann aber nichts mit der Wohnform zu tun….

  • Barbara Grohé sagt:

    Ich denke ja, Kinder stellen sich auf die Gegebenheiten ganz gut ein. Meine beiden waren in den ersten Jahren durch den Auslandsaufenthalt mit dem Vater in Taipei. Sie mussten sich auf die vielen Autos auf den Strassen und die fehlenden Spielplätze einstellen. Man traf sich bei Freunden im Garten und musste dorthin mit dem Auto fahren. Hier in der Schweiz wohnten wir vor lauter Rücksichtnahme auf die Kinder dann ausserhalb Zürichs mit Haus und Garten. Kurze Zeit haben sie das genossen, inzwischen leben beide lieber in der Stadt.

  • Pal Mueller sagt:

    Irgendwann kommen die Kinder in die Schule. Und dort herrscht in Vorstädten (Agglos) oft ein rauer Wind. Wenn die Bausubstanz älter und verdichtet ist, sind die Wohnungen günstiger und die Probleme grösser.

  • von rutte samuel sagt:

    stimmt genau, kinder finden ein ¨schones* schulzimmer ist nicht wichtig , leere cartonkisten sind jeweils viel atraktiver als ein puppenhaus, ein werkzeugkasten mit hammer nageln und holzstucke ist viel spannender als das neuste lego weltraumschiff ein blauer finger ist nebensache

  • fufi sagt:

    Naja:
    „Auf dem Land“ ist halt nicht immer „Auf dem Land“.
    Ebenso wie „In der Stadt“ nicht immer „In der Stadt“ ist.
    Da gibt’s nämlich noch kleinere bis sehr grosse Nuancen.
    Andersrum:
    Baltenswil ist nicht Bäretswil. Zum Beischpiel.

  • Regina Hanslmayr sagt:

    Herrn Hüttenmosers Blogbeitrag deckt sich sehr gut mit meinen eigenen Erfahrungen. Ich selber bin in einem Haus auf dem Land aufgewachsen. Ich war das einzige Kind im Umkreis von zwei Kilometern. Wenn ich sehe, wie meine Buben in der städtischen Siedlung aufwachsen, mit so vielen Kindern zum Spielen und Abmachen, Spielplätze, Fussballfeld, Badi, Eisbahn, alles in Gehdistanz, ziehe ich diese Lebensform der Abgeschiedenheit am Lande vor. Ich habe meine Erfahrungen und die Vorteile der städtischen Siedlung für Familien hier beschrieben: https://www.dasmagazin.ch/2018/06/01/mein-block-ist-mein-dorf/

    • Glasmost sagt:

      Wenn Sie aber wie ich auf dem Land in einem Einfamilienhausquartier mit ca 30 Kinder aufgewachsen wären, würde sich Ihre Erfahrung nicht mit dem Blogbeitrag decken. Wir waren ständig draussen am „tschutten“, im Wald, am Hütten bauen, am nahen See schwimmen und fischen etc.
      Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Sie müssten meine Kindheit mit der Ihrer Buben vergleichen, dann würden Sie erkennen, dass meine ähnlich war wie die Ihrer Kinder. Das hat doch nichts mit der Wohnform an sich zu tun.
      Klar, wenn man als Einzelkind auf einer Alp aufwächst, hat man wohl weniger Freunde als jemand der in einem Familienquartier aufwächst…. Daran ist aber nicht die Alphütte an sich schuld.
      Auch das könnte man natürlich noch mit einer Nationalfondstudie verifizieren.

  • sepp z. sagt:

    „Das Aufwachsen in einem Einfamilienhaus kann in die Isolation führen.“

    Kann. Muss aber nicht.

  • Reincarnation of XY sagt:

    Alles schöne Theorien:
    Wir wohnten auch in einer Siedlung. Problem: Soviel Kinder gab es gar nicht. ABer dafür Nachbarn die Kinder nur als Störfaktur sehen. Auf dem Spielplatz v.a. Kinder aus Familien, die einen ganz anderen WErtekanon mitbrachten. Es war eher suboptimal und wir glaubten nicht, dass unsere Kinder in diesem Milieu glücklich würden.
    Jetzt auf dem Land mit Haus haben wir eine Superschule. Stimmt zwar, dass die Kinder viel weniger Gspänli draussen finden, aber dafür haben sie ein paar Freunde, mit positivem Einfluss.
    Wir waren ständig draussen, wie der Autor es glorifiziert. Und? Wir lungerten rum, schlossen uns zu Gangs zusammen. Viele sind abgestürzt.
    Wir waren ständig draussen und

  • werner boss sagt:

    O, mir kommen gleich die Tränen!! Vielleicht fehlt diesen Kindern etwas ganz anderes als die Spielkameraden ! Meine Erfahrung heisst da , Gelegenheit macht Diebe! Vielleicht sollte man die heutige Gesellschaftsform doch noch einmal überdenken, da nach meinem Wissen noch niemand erwachsen zur Welt gekommen ist!

  • Maike sagt:

    Da sage ich nur – Augen auf bei der Wohnungswahl. Wenn man es dann massgeblich beeinflussen kann. Aber um das festzustellen braucht es keine Studie – das sollte einem schon der gesunde Menschenverstand sagen.
    Denn diese Studie ist an Unwichtigkeit kaum zu überbieten – ausser das Studenten der Statistik dran ihre Algorithmen ausprobieren können.
    Was will man von 173 befragten Kindern aus einer (!) Stadt genau ableiten können ? Das ist so als ob ich unter einer Brücke von Zürich einen halben Tag die Fische zähle und dann Aussagen über den Bestand und Entwicklung der Fische im Zürcher See treffen würde.

  • Anna Moos sagt:

    Man kann auch übertreiben. Klar, wenn die Eltern ein Dorf ohne Kinder aussuchen, selber schuld. Aber das mit der Strasse überqueren hat sich spätestens in einem Jahr erledigt, Kinder wachsen schliesslich. Und Nachbarn hat man auch wenn man in einem EInfamilienhaus lebt.

  • Christoph Bögli sagt:

    „Stadt“ und „Land“ sind doch in dem Kontext völlig unsinnige Kategorien. Entscheidend ist vielmehr, wie und wo genau man lebt, sowohl in der Stadt wie „auf dem Land“. Gerade bei letzterem gibt es ja massive Unterschiede zwischen wirklich auf dem Land vs. traditionellem Dorf vs. generischer Mittelland-Neubausiedlung. Aber auch „in der Stadt“ kann man in der Schweiz mit direktem Zugang zur Natur wohnen – oder zwischen Autobahn und Bahngleisen eingeklemmt. Die erwähnte „Siedlung“ oder „bespielbare Quartierstrasse“ dürften deshalb die wesentlich entscheidenderen Faktoren sein, ob diese hingegen in einer Grosstadt, Kleinstadt oder im Dorf liegen ist hingegen ziemlich irrelevant..

    • Martin Frey sagt:

      Dem kann ich mich nur anschliessen. Die Unterschiede innerhalb einer Stadt sind sicher grösser als die hier gesuchten zwischen Stadt und sogenanntem Land. Zudem, welches Land: Agglo, wo wohl die meisten von uns wohnen? Oder gar Bauerndörfer im hintersten Chrachen?
      Fakt ist, die meisten modernen InnerCity Wohnungen heute sind nicht primär für Familien mit mehreren Kindern konzipiert, und führen allein schon aus monetären Gründen zu einer Bewegung weg in die Agglo die dadurch immer „städtischer“ wird.
      Ein Artikel für die Katz, meiner Meinung nach.

  • Charles Hügli sagt:

    Der Autor hat natürlich recht, dass Kinder mit möglichst vielen sozialen Interaktionen aufwachsen sollten. Es ist aber dämlich, in dieser Situation nach „Behörden, Bund und Gesetzgeber“ zu rufen. Soll die Kindererziehung etwa einer staatlichen Zentralplanung unterworfen werden? Diese Sowjetmentalität ist absolut inakzeptabel. Man fragt sich, wie es dieses Gedankengut bis in die Schweiz geschafft hat? Jeder kann sich selber im Internet über alles und jedes informieren, die nötige Medienkompetenz sollte heutzutage vorhanden sein. Jede Familie kann selber entscheiden, wo sie wohnt, gerade auch aufgrund von Artikeln wie diesem. Also. Schluss mit der Staatsgläubigkeit!

    • Anh Toàn sagt:

      Falsche Baustelle, Herr Hügli

      Der Text appelliert an Behörden, Bund und Gesetzgeber betreffend der Aussenräume. Sie können als Eltern nämlich nicht eine Fussgängerüberführung bauen oder eine 30er Zone einführen.

      Sie nehmen den Text, frei jeden Anlasses, um gegen Sowjetmentalität und Staatsgläubigkeit zu wettern. Dabei geht es hier geht es um idealen Wohnraum für Familien.

      • Charles Hügli sagt:

        Natürlich könnten die Eltern eine Unterführung bauen. Die Anwohner, Grundeigentümer oder Baugenossenschaften können eine Gesellschaft gründen und dem Staat die Strasse abkaufen. Dann können sie damit machen, was sie wollen. Tempo 30, Fussgängerzone, Mobility-Pricing, Unterführung, whatever. Der Staat erzielt mit einer Strasse ohnehin keinen Erlös, sondern hat nur Unterhaltskosten. Von daher wäre es wohl nicht mal so teuer, eine Strasse zu kaufen.

      • Anh Toàn sagt:

        „…..und dem Staat die Strasse abkaufen. “

        Nur Ausnahmsweise, die meisten Strassen kosten zwar, aber es sind öffentliche Aufgaben, es steht in den Gesetzen, dass der Staat die bereitstellen muss.

        Grundsätzlich stehen keine staatlichen Strassen zum Verkauf.

    • Anh Toàn sagt:

      Nein, gerade Familien können nicht selber entscheiden, wo sie wohnen, zumindest sind sie in ihrem Entscheid deutlich mehr eingeschränkt als die meisten Single- und Doppelverdienerhaushalte: Erstens mal auf Grund des Budget, Familien, noch mehr getrennt lebende Familien, sind die wirtschaftlich schwächste Gruppe in der Schweiz. Zweitens sind Distanzen schwieriger zu überwinden, ich will meine Kinder auch mit 14 täglich 5 Kilometer mit dem Fahrrad auf eine Landstrasse ohne Radweg lassen, ganz sicher nicht bei Dunkelheit. Kita, Kindergarten und Grundschule sollten in der Nähe sein, ein Schwimmbad und ein Wald nicht allzu weit. Wo es dies gibt, gibt es auch genug andere Kinder in der Nähe.

  • Leo Schmidli sagt:

    „Das Aufwachsen in einem Einfamilienhaus kann in die Isolation führen. Verstärkt wird diese durch das heute häufige Fehlen von Geschwistern.“
    War das früher anders? Quellen? Aus Daten vom BFS erkennt man, dass von 1970 bis 2008 der Anteil der 3-Personen-Haushalte um ein Drittel gesunken ist! Gleichzeitig stieg der Anteil der 2-Personen-Haushalte aufgrund der Zunahme von Alleinerziehenden.

  • Anne-Sophie sagt:

    Man kann leider nicht alles planen!Die Nachbarn
    machens aus!Wir wohnen in der Stadt,an einer sehr befahrenen Strasse.Auf der gegenüberliegenden Strassenseite befindet sich ein grosser Spielplatz/Fussballplatz.Hinter unserem Haus haben wir eine ganz kleine Wiese.Das Beste, wir sind in einem 4 Familienhaus,auf jeder Etage wohnt ein oder mehrere Kinder.Die Jungs sind immer am
    Fussballspielen….Unsere älteste Tochter ist 17 und kann mit dem Nachtbus nach Hause.Wir hatten einfach Glück!

  • Lupo sagt:

    Also wir haben das Gegenteil erlebt:Lernten in der Stadt an einer Wohnstrasse keine Kinder kennen,im Mehrfamilienhaus auf dem Land hatten wir Familien, mit denen wir uns trafen,unsere Kinder konnten alleine in den Wald und auch in die Schule gehen ist es kein Problem…vorher fühlten wir uns eingesperrt im überalterten Quartier!

  • Stefan W. sagt:

    Vielleicht sollte man sich über das Quartier informieren, bevor man dort ein Haus kauft? Wir sind nach dem ersten Kind von einer Etagenwohnung mit geräuschempfindlichen Nachbarn und vielbefahrener Strasse in ein EFH in einer Strasse gezogen, in der schon beim Besichtigungstermin Kinder spielten. So war es nie ein Problem für unsere schliesslich drei Kinder, jederzeit draussen mit den Nachbarskindern zu spielen. Die viel niedrigeren Wohnkosten waren da nur noch ein willkommener Zusatznutzen,
    Der Nachteil zeigt sich erst jetzt, wo die Kinder grösser sind: Die ÖV- Anbindung ist natürlich viel schlechter. Vermutlich müsste man die Wohnsituation mehrmals alle paar Jahre der Familiensituation anpassen, wenn man es immer ganz ideal haben will…

  • Anh Toàn sagt:

    In der Stadt ist man in einem Mehrfamilienhaus oft die einzige Familie mit Kindern. Ich wohne (noch) in einer mal familienfreundlich konzipierten Siedlung. Höchstens in 10 Prozent der Wohnungen sind Kinder. Von 11:30 15:00 ist „Mittagsruhe“ auf dem Spielplatz, damit die Alten beim Mittagsschlaf nicht von spielenden Kindern gestört werden. Sind die dann halt in der Wohnung, reklamiert der Nachbar von unten wegen Lärm. Wäscht man dem Kleinkind den Hintern um 1 Uhr morgens, wird einem am nächsten Tag erzählt, dass duschen nach 22:00 Uhr verboten sei:
    Ein Mehrfamilienhaus in der Schweiz ist kein Platz für Kinder. Kinder sind da drin ein Fremdkörper: Früher wollten die jungen Familien aufs Land, heute werden sie dahin vertrieben: Wer will denn schon Kinder in der Stadt?

    • Maike sagt:

      Nun, wer sich richtig informiert lernt, das man auch nach 22 Uhr kurz duschen darf. Einzig ein Vollbad nach 22 Uhr ist wegen des enormen Geräuschpegels, was das einlaufende Wasser erzeugt (…), verboten.

      • Anh Toàn sagt:

        @Maike: Das Gesetz ist eine Sache, zu merken, dass die Kinder stören, weil die grosse Mehrheit im Haus keine hat, die andere. Denn auch die, welche nichts sagen, freundlich sind, die Kinder mögen, hätten halt doch lieber mehr Ruhe. Weniger Velos und Kinderanhänger im Veloraum, weniger waschen, weniger Duschen, weniger WC-Spülung. Manchmal ist Krach mitten in der Nacht. Zumindest wir, aber ich denke ganz generell Familien generieren nun mal mehr Emissionen als, ich nehme jetzt das Klischee, eine alleinstehende ältere Dame. Wenn noch fast überall im Haus Familien wohnten, war das kein Problem, heute sind in einzelnen Städten bis zu 50% Single Haushalte, dann kommen noch die 2 Personenhaushalte, Familien sind in den Städten, ausser den „Ausländerquartieren“ wenig vertreten.

  • Niklas Meier sagt:

    Wenn man die Kinder nur über das Tagi vermitteln kann, ja dann wird das schwierig.
    In einem Dorf aufwachsende Kinder die keine Helikoptereltern haben, können viel früher zusammen losziehen.
    Die Eltern müssten aber mal vor Ort vorbeifahren bevor sie eines dieser tollen neuen Einfamilienhaushälften an der Hauptstrasse kaufen…

  • Corina Dettwiler sagt:

    Das Beispiel von Marius klingt für mich etwas gar konstruiert und irgendwie auffällig „beispielhaft“. Naja, egal. Ich hätte gerne mehr Fakten aus der Studie gehabt. Vor allem ist mir nicht ganz klar, ob es gemäss diesen Aussagen, einen Unterschied zwischen ländlichen und urbanen Siedlungen gibt. Oder liegt der Unterschied eher zwischen Wohn lock und EFH?
    Der Artikel wirkt in dieser Form leider etwas reisserisch und wenig informativ.

    • Leo Schmidli sagt:

      Genau dasselbe habe ich auch gedacht!

      • Synn sagt:

        Same here, viel zu plakativ.
        Insgesamt bin ich aber mit dem Blogbeitrag trotzdem einverstanden. Wir wohnen in der sogenannten Agglo in einem kleinen Reiheinhäuschen in einem kleinen Quartier – „Dorf in der Stadt“ – mit vielen Spielkameraden. Ich würde niemals gegen ein EFH auf dem Land tauschen (hat aber auch noch andere Gründe, nicht nur der Kinder wegen).

      • Lala sagt:

        Marius durfte also in der Stadt alleine bzw. ohne Aufsicht draussen unterwegs sein, darf dann aber auf dem Land die Strasse nicht zweimal täglich überqueren?
        Also entweder war das freie draussen in der Siedlung ziemlich umzäunt und abgeschieden (also nicht wirklich Städtisch) oder ich lese Bullshit.

  • 13 sagt:

    Danke für den Bericht. Wir haben es ähnlich erlebt. Da wir aber schlicht nicht bereit waren, CHF 3’000.00 für eine ältere 4-Zimmer-Wohnung in der Stadt auszugeben, sind wir aufs Land gezogen. Was man früher nur von Zürich hörte, ist auch in anderen Städten eine Realität geworden: Bezahlen können das Mittelstandsfamilien nicht mehr. Und trotzdem wird im Luxussektor weitergebaut.
    Dieses „Spielen alleine im eigenen Garten“ scheint aber viele Eltern als das Ideal zu betrachten. Es gibt zwar Spielplätze, nur sind diese sehr oft leer, Kindergelächter hört man hingegen hinter blickdichten Gartenhaags. Im Primarschulalter ändert sich aber. Da gibt es immer mehr Kinder, die auch ausserhalb sind resp. sein dürfen. Zumindest meine Kinder wollen da nicht weg.

  • Michael sagt:

    Und in der Stadt sind die Strassen nicht stark befahren? Sehr komisches Argument, um nicht zu sagen, an den Haaren herbeigezogen…

    • marsel sagt:

      Ganz sicher wird in der Stadt langsamer gefahren, und es hat an gefährlichen Stellen Ampeln/Fussgänerstreifen.

    • Christoph Bögli sagt:

      Der Unterschied liegt wohl darin, dass typische Siedlungen in der Stadt es unnötig machen, überhaupt eine Strasse zu überqueren, weil es direkt vor der Tür sowohl Spielplätze und -kameraden gibt.

      Aber natürlich gibt es auch da grosse Unterschiede. Letztlich kommt es primär auf die spezifischen Gegebenheiten an als auf „Stadt“ oder „Land“. Die zwei Begriffe sind viel zu pauschal und damit letztlich nichtssagend.

    • Lara sagt:

      Nein, in der Stadt fahren sie mit 30 – auf dem Land mit 50 oder sogar 80 vorbei.

      • Kurt Leutenegger sagt:

        Lara, bewegen sie sich doch auch mal auf’s Land und sie werden sehen dass in den meisten Dörfern nur noch auf den Hauptstrassen mit max. 50 Kmh gefahren werden darf der Rest ist 30 Kmh.
        Ihr Kommentar ist Polemik pur.

      • Hans Hasler sagt:

        Leutenegger: Es steht ja im Text, dass „Marius“ nun an einer Strasse wohnt, auf der die Autos zügig unterwegs sind. Also wohl nicht 30er Zone.
        (oder es wäre halt mal Zeit, einen Blitzer zu installieren).

  • Toni sagt:

    Gute Entscheidungsgrundlage! Wie die Kleinfamilie im allgemeinen führt auch das Einfamilienhaus zu einer Fragmentierung unserer Gesellschaft, zu mehr Einsamkeit bei Eltern und Kind und zu einer Gegenseitigen Entfremdung.

  • marsel sagt:

    Das EFH mit Umschwung ist ausschliesslich ein Traum der Eltern, und die meisten können sich das halt nur auf dem Land leisten, je abgelegener, desto günstiger. Kinder wollen eigentlich nie wegzügeln von dort, wo sie ihre Kameraden haben. Ihnen wird dann halt von den Eltern eingeredet, wie schön das sei mit dem Garten und dass sie deshalb nicht traurig sein, sondern sich freuen müssten.

  • Karl sagt:

    Aha. „Zum Ärger der Eltern sitzt das Bub oft vor dem Fernseher, muss ständig kontrolliert werden und hat deutlich an Gewicht zugelegt.“ Wer hat denn den „Schlüssel“ zum Fernseher und zur Speisekammer?! Das Kind? Oder die Eltern? Wenn ich so was lese, stelle ich mir den Geisteszustand der Eltern vor, und es kommt mir in den Sinn, dass Hundehalter manchenorts einen Kurs absolvieren müssen, Eltern aber nicht…

    • Maike sagt:

      Das wäre doch ein probates Mittel gegen die Überbevölkerung !! Für jedes und alles muss man eine Prüfung oder einen Schein machen – nur für’s Kindererziehen nicht.
      Man müsste für fortpflanzunsgwillge Menschen eine Elternprüfung einführen, und nur wer die besteht, darf Kinder in die Welt setzen. Wenn man sich drüber hinwegsetzt, verliert man den Anspruch auf Kindergarten und Schule.

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