Mein Lehrer, meine erste grosse Liebe

Eine Herausforderung: Wie sollen sich Lehrer gegenüber verliebten Pubertierenden verhalten? Foto: iStock
Meine erste grosse Liebe war mein Mathematiklehrer. Wir nannten ihn alle «Fribi». Fribi war gross und schlank, hatte blonde gewellte Haare und bewegte sich unglaublich sexy. Dass ich Mathematik hasste, spielte genauso wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass Fribi geschätzte 25 Jahre älter war als ich mit meinen damals 12 Jahren. Ich schmolz in den Mathematikstunden hinter meinem Pult förmlich dahin.
Mit dem Beginn der Frühlingsferien wurde ich untröstlich. Als ich es nicht mehr aushielt, stieg ich aufs Fahrrad und strampelte die acht Kilometer in strömendem Regen seinem Wohnort entgegen. Dabei malte ich mir aus, wie ich pudelnass just in dem Moment vor Fribis Haus auftauchte, in dem er heraustrat. Natürlich musste er mich in diesem Zustand hineinbitten und mir zumindest eine heisse Tasse Tee anbieten.
Erröten, Tuscheln, Kichern
Dieses Szenario war alles an romantischen Fantasien, die ich mir auszumalen wagte. Sein Einfamilienhaus stand in einer Rechtskurve am Hang, daran erinnere ich mich genau. Ich positionierte mich hinter dem gegenüberliegenden Gartenzaun und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass Fribi zur Tür herauskam. Doch er liess sich nicht blicken. Leider oder zum Glück, denn ob ich mich wirklich getraut hätte, ihn anzusprechen, wage ich im Rückblick zu bezweifeln. Enttäuscht war ich trotzdem.
Ob Fribi damals von meiner Schwärmerei wusste, bleibt bis heute im Dunkeln. Ich fürchte aber leider, dass das ständige Kichern und Tuscheln von uns Mädchen und mein regelmässiges Erröten, wenn er auftauchte, nicht zu übersehen gewesen waren. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war es ihm schrecklich lästig, und er wartete damals wohl sehnlichst auf das Ende meiner Verliebtheit.
Leitfaden für Lehrerinnen und Lehrer
Auch heute hat das Thema an Aktualität nichts verloren. Schwärmereien unter Vorpubertierenden und Teenagern für ihre Lehrerinnen und Lehrer scheinen gar nicht so selten zu sein. Damals wie heute können solche Situationen für Letztere sehr heikel sein. Im Gegensatz zu früher ist es heute für Lehrpersonen auch wegen Whatsapp, Facebook & Co. noch viel schwieriger, das Privatleben vom Schulalltag zu trennen. Dürfen Lehrer Freundschaftsanfragen von Schülern und Schülerinnen auf Facebook annehmen? Wie grenzen sie sich in den Bereichen Sehen/Schreiben, Sprechen, Berühren und Begegnen richtig ab? Wie reagieren sie, wenn Mädchen oder Jungen unangemessen bekleidet im Unterricht auftauchen oder ihnen klare Avancen machen?
Zu all diesen Themen hat der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer 2017 die 2. Auflage des Leitfadens «Integrität respektieren und schützen – Ein Leitfaden für Lehrpersonen, Schulleitungen, weitere schulische Fachpersonen und Schulbehörden» veröffentlicht. Das Dokument liest sich spannend, im Rückblick auf meine nicht erwiderte Liebe damals ebenso wie für mich als Mutter eines Schulkindes. Die nicht immer leichte Aufgabe der Lehrpersonen, durch stets professionelles Verhalten für Rollenklarheit zu sorgen, ohne dabei abweisendes, verletzendes, emotionsloses oder ängstlich-verhaltenes Auftreten gegenüber den Schülerinnen und Schüler zu zeigen, kann eine grosse Herausforderung sein.
Eine, die Fribi damals vor nicht ganz 40 Jahren blendend gemeistert hat – auch ohne Leitfaden. Deshalb: Fribi forever!
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21 Kommentare zu «Mein Lehrer, meine erste grosse Liebe»
Ich war mit 14 in einen Aushilfslehrer in der Bezirksschule verliebt. Wir mussten einen Aufsatz über einen Bob Dylan Song schreiben. Meinen Aufsatz hat er vorgelesen – das Gefühl von Verlegenheit und Stolz spüre ich noch heute, 44 Jahre später, wenn ich Bob Dylan höre. Diese Liebe ist geblieben. Die zum Lehrer ist bald verschwunden. Er hat übrigens davon nichts gemerkt..
Jetzt muss ich weg – eine Schallplatte auflegen: Blonde on Blonde ist gerade richtig!
Die erste Liebe ist doch meistens jemand der unerreichbar ist, gesucht ist nicht die erste Liebe, sondern der Traum davon, das Spiel damit. Also verliebt man sich in den Rockstar, den Skilehrer und zur Not sogar in den Mathelehrer.
Als Skilehrer habe ich mit denen geflirtet, mit allen, egal ob hübsch oder weniger hübsch, das Spiel mitgespielt und zwar so, dass auch denen klar war, dass es nur ein Spiel ist. Man hat mir da einmal auch Vorwürfe gemacht, nicht Richtung Pädo, aber mir wurde gesagt, die hätten dann Liebeskummer nach der Abreise: Ich habe gesagt, das Flirten inkl. Liebeskummer sei, was die wollen.
Einem „normalen Lehrer“ würde ich zuletzt dazu raten, mit seinen Teenager Schülern zu flirten: Die während laufend älter, während er noch immer ihr Lehrer ist, irgendwann muss er damit aufhören, weil es kein Spiel mehr ist. Beim Skilehrer erledigt sich das von alleine, die reisen wieder ab nach einer Woche
Bezirksschule Provinz in den 60-ern: : alles altbackene Lehrer, mit Ärmelschonern, strenger Brille, wickelten ihr Programm ab und waren nicht gerade eben wertschätzend zu ihren Schülern und noch weniger zu ihren Schülerinnen. Da tauchte wie auf dem Nichts ER auf: Ein junger Französischlehrer, mit Haartolle und Lederjacke und er fuhr, ja er fuhr Töff. Er verstand es, zu motivieren, spielerisch und leicht. Einige Mädchen schmolzen dahin, so auch ich, er sah aus wie Johnny Holiday. Leider blieb er nicht lange an dieser Schule. Als der Sänger Johnny Holiday starb kürzlich, erinnerte ich mich sofort an meinen Schulschwarm, den Französischlehrer.
Für Lehrer sind diese Fragen tatsächlich existentiell aktuell.
In Zürich wurde vor wenigen Jahren ein Deutschlehrer für das Lesen eines anerkannten Literaturwerkes, wo doch tatsächlich Wörter aus dem Intimbereich verwendet wurden, von einer hysterischen, sexistischen Mutter derart kriminell angefeindet und rechtswidrig verleumdet, dass er seine Stelle verlor, und nirgendwo mehr angestellt wird.
Nicht etwa, weil er irgendetwas falsch getan hätte. Sondern weil diese kriminelle Frau bewusst und absichtlich sein Leben zerstören wollte, und auch konnte.
Dann gibt es auch die Mädchen, welche ihrem Lehrer bewusst Sex anbieten, um ihn in eine Falle zu locken.
Glauben Sie nicht?
Gehen Sie in eine Lehrerausbildung, da gehört das zu den Fallstudien aus der heutigen Realität.
Seich.
Habe eine Lehrerausbildung auf 2 Fächern und den Erwachsenenbildner, aber solche Fallstudien kamen nie vor.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich keine Ausbildung auf Stufe Kindergarten und Primar habe, dort wird dies evtl. thematisiert.
Ein Lehrer schreibt: „Dann gibt es auch die Mädchen, welche ihrem Lehrer bewusst Sex anbieten, um ihn in eine Falle zu locken.“
tststs schreibt: „Ich muss aber auch zugeben, dass ich keine Ausbildung auf Stufe Kindergarten und Primar habe, dort wird dies evtl. thematisiert.“
Lacher des Tages :-).
Und übrigens, wenn er „rechtswidrig verleumdet“* wurde, dann bekam er entweder eine entsprechende Abfindung oder arbeitet noch/wieder in seinem Beruf.
*ich nehme an, dies bedeutet, die Frau wurde vom Gericht der Verleumdung schuldig gesprochen
Gemäss Presse bestand das Problem offenbar hauptsächlich darin, dass man gleichzeitig zur Literaturwahl des Lehrers auf seiner Festplatte Fotos mit jungen Mädchen gefunden hat. Ein Schelm wer Böses dabei denkt…
@ Ein Lehrer – ich mag mich an den Fall sehr gut erinnern. Es wird in den kommenden Jahren noch mehr und noch krassere Fälle von Frauen, die mittels Lügen, Diffamierungen, List und desgleichen Männer absichtlich in den sozialen und beruflichen Abgrund schubsen werden, geben. Davon bin ich überzeugt. Das männliche Geschlecht wird zunehmend kriminalisiert, während die Frauen sich weiterhin in ihrer feigen Opferhaltung weiden werden. Ich hoffe, noch lange leben zu dürfen, denn ich bin äusserst neugierig auf die Entwicklung dieses von Frauen geführten Kriegs gegen das andere Geschlecht. In zwanzig Jahren wird sogar ein beiläufiger Gruss eine Gefahr darstellen für einen Mann, denn alles, war Männer tun werden, wird von den Frauen als Belästigung gedeutet werden und entsprechend geahndet.
@ Prophezeier
Wieder mal voll am Thema vorbei. Gratuliere.
Ja, die Maenner von heute tun mir richtig leid.
Aus meiner Gymnasialzeit ist mir eine Mitschülerin bekannt, die gern weit nach vorn übers Lehrerpult gebeugt, mit dem mittelalten Bio-Lehrer über die Noten der letzten Prüfung diskutierte. Dessen Zurückweichen und verlegenes Scharren mit den Füssen unterm Tisch war wiederum Gegenstand allgemeinen Spottes im Rest der Klasse. Er verhielt sich absolut korrekt, wurde aber massiv eingeschüchtert. Im oben zitierten Leitfaden steht erstaunlicherweise, dass offensives Einsetzen des Dekolletées nicht als sexuelle Belästigung gilt. Diese Mitschülerin war aber jedenfalls definitiv nicht die „jugendliche Unschuld“ und wusste sehr genau, was sie wollte und wie sie es erreichen konnte. Der Lehrer war hier klar der Unterlegene, obwohl er sonst durchaus kompetent und nicht unbeliebt war.
Nur 1? Ich könnte Ihnen schlagartig 15 Arten des Schleimens zwecks Notenverbesserung aufzählen… 😉
Nun, gottseidank sind ja solche Fragen durch a) die Reife und Integrität der männlichen Lehrperson, b) das Schutzalter von Jugendlichen und c) durch solche Leitfäden abschliessend geklärt. Dass ein erwachsener, studierter und pädagogisch ausgebildeter Lehrer einem jungen, pubertären Mädchen unterlegen sein soll, das kommt wohl eher in der Fantasie älterer Männer vor…
Ach Emily, wenn es nur solche Roboter wie in Ihrer Wahrnehmung gäbe, dann wäre die Welt einfacher, aber auch langweiliger. Nicht nur Vladimir Nabokov und Heinrich Mann kannten die Fallen und Nöte, in die durchaus auch erwachsene Männer tappen können, wenn sie nicht nur Intellekt, sondern auch Gefühle haben. Dass der Lehrer einem Reiz nicht nachgibt, heisst nicht, dass der Reiz nicht existiert oder nicht wirken würde.
Im Übrigen hat das Schutzalter gar nichts damit zu tun. Auch volljährige Schülerinnen muss der Lehrer als unzurechnungsfähig betrachten, wenn sie ihn verführen wollen.
@Emely: Für Sie lässt sich also alles in diesem Bereich durch Reglemente und Gesetze klären. So einfach sehen Sie also die Situation des Mannes. Manchmal wäre ein temporärer Geschlechtertausch wirklich hilfreich, damit solche simplen Betrachtungen ausgeräumt werden.
LG von einem älteren Lehrer, der „gottseidank“ mit Frischlingen rein von der Natur her nichts anfangen kann.
Für mich ist es selbstverständlich, dass Lehrpersonen keine Freundschaftsanfragen von Schülern annehmen und das auch coram publico kommunizieren. Ich dachte, Fragen zu Abgrenzung/Nähe/Distanz würden heutzutage, im Rahmen der Ausbildung, an der PH besprochen? Ist dies nicht der Fall?
Doch doch, aber hier geht es doch auch darum, den Eltern einen Einblick ins Lehrerdasein zu geben.
Und ich bitte Sie zu beachten: Es gibt nicht den einen, wahren Weg. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Daher ist es so wichtig, dass sich Lehrer auch nach der Ausbildung weiterhin austauschen und weiterbilden….
Das war bei mir auch so. Meine erste Liebe war mein Lehrer in „BS“ (Biblische Geschichte und Sittenlehre). Er war Vikar und unterrichte das Fach im Jobsharing. Er konnte wunderschön Gitarre spielen und sein Kollege Klavier. Die Stunden waren geprägt von Mitgefühl und Verständnis für die Lebenssituationen der Jugendlichen. Er konnte auf jeden in unsere Klasse in genau der richtigen Weise eingehen. Wir alle erhielten zum Abschluss einen persönlichen, handgeschriebenen Brief, in dem er uns ermutigte, unseren eigenen Weg zu gehen. Den habe ich in meinem Tagebuch aufbewahrt. Wir mochten beide Sting und er schenkte mir eine Kassette mit „Sister Moon“.
Noch Jahre später, wenn ich an meiner alten Schule vorüberging, schaute ich zu dem Schulzimmer hoch, und erinnerte mich an ihn.
Und abermals muss man aus etwas „Natürlichem“, aus etwas an sich „Schönem“, aus etwas absolut „Harmlosem“, sogar aus Erinnerungen, die einen doch erheitern sollten, ein Problem machen. Alles, aber wirklich alles, wird heutzutage (vor allem von Frauen) problematisiert. Dramatisiert. Aufgebauscht. Erst recht, was (auch nur indirekt) mit Liebe und Sexualität zu tun haben könnte. Wir können nicht umhin, Gefahren zu wittern, in allem, was ist, die Wurzel eines potentiellen Übels, einer Fehlentwicklung zu erblicken. Gefahren, Gefahren, Gefahren und Schwierigkeiten, Schwierigkeiten, Schwierigkeiten weit und breit und in einem fort. Es ist, finde ich, nicht mehr auszuhalten. Mir ist inzwischen, als würden mich Mimöschen, Ängstliche umgeben, Zartbesaitete …
Ähm, also der einzige, der hier aufbauscht und aus was „Harmlosen“ ein Problem macht sind Sie. Ich habe auch manchmal das Gefühl, ich sei von Mimöschen und Zartbesaiteten umgeben, die darob verzweifeln, wenn andere sich Hilfe holen…
Nei ehrli… ja ja, ich weiss, es gibt so Gottesgeschenke wie ein Sonusfaber, der alles weiss und bereits die Weishheit per Nabelschnur erhielt, für den Gebrauchsanleitungen Verschwendung von Bäumen sind.
Alle anderen tummeln sich weiterhin durch die Bloglandschaft…