Die Jugendbewegung wird zur Elternbewegung

Der Elan der Jugendlichen wirkt ansteckend: Klimastreik in Basel am 15. März 2019. Foto: Dominik Plüss
«Angst war es», sagt Jonas Hostettler am Telefon. «Vor dem, was kommt. Und Trauer, dass vielleicht das, was jetzt so schön ist, irgendwann einfach nur noch verdorrt ist.» Während ich telefoniere, stehe ich vor dem jungen, noch sehr kleinen Wehntaler Hagapfelbaum, den wir letztes Jahr gepflanzt haben. Es ist vieles sehr schön. Die Apfelblüte. Die Rinde der Birke am Baum daneben. Wie sich die Buchenblätter aus den Knospen rollen.
«Das Thema hat mich eigentlich schon sehr lange umgetrieben. Und ich habe mich gefragt, weshalb so wenig passiert», sagt Jonas weiter. Ich habe ihn angerufen, weil ich neugierig war. Ich wollte wissen, wer hinter der Whatsapp-Gruppe steckt, zu der ich kürzlich eingeladen worden bin. Es sind Petra, Jonas und Victor, die im Chat an die mehrere Hundert Mitglieder starke Gruppe jeweils unterschreiben. Sie rufen dazu auf, als «Eltern fürs Klima» die Jugend in ihrem Tun zu stärken. «Angesteckt durch das Engagement, den Mut und die Ernsthaftigkeit der Jugendlichen, wollen auch wir unsere Forderung für wirkungsvolle Klimaschutzmassnahmen zum Ausdruck bringen. Wir stehen voll hinter den Forderungen der klimastreikenden Jugend», steht auf der Website Elternfuersklima.ch.
Am Telefon erzählt Jonas weiter: «Victor und ich haben vor eineinhalb Jahren angefangen, stundenlang darüber zu diskutieren, woran es liegen könnte, dass so wenig passiert beim Klimaschutz». Sie beide sind davon überzeugt, dass der Klimaschutz bisher viel zu sehr als persönliches Problem jedes Einzelnen angesehen wurde – dabei hat man auf seinen CO2-Fussabdruck nur einen beschränkten Einfluss – vieles ist strukturell bedingt. Deshalb fordern sie politische Lösungen.
Demonstrieren ist eine Pflicht
«Solange alles auf Freiwilligkeit basiert, geschieht einfach zu wenig», sagt Jonas. «Jemand, der zur Miete lebt, kann nicht bestimmen, wie sein Haus geheizt wird. Ich kann nicht beeinflussen, ob ein Bus mit Diesel oder Strom fährt. Natürlich ist es wichtig, dass wir auf individueller Ebene alle viel tun und so einen wichtigen Beitrag leisten: Wir können flexitarisch essen, Fahrrad fahren und weniger fliegen. Aber den Löwenanteil kriegen wir so nicht weg.» Deshalb sind die Klimastreiks und Demonstrationen wichtig, um auf politischer Ebene Druck zu machen. Es braucht Massnahmen, die alle CO2-produzierenden Bereiche erfassen.
Jonas sagt: «Eigentlich bin ich nicht der Typ, der besonders gerne an Demonstrationen geht. Aber das ist jetzt Pflicht. Diese Demonstrationen sind enorm wichtig. Wir müssen laut sein. Wir müssen gehört werden. Mit unserem Engagement wollen wir mehr Erwachsene dazu bringen, an die Klimademos zu gehen.» Und deshalb wollen sie als Gruppe «Eltern fürs Klima» aufrütteln, damit auch Erwachsene auf die Strasse gehen. «Wenn wir für irgendwelche Ökosysteme, zum Beispiel in Afrika, welche durch den Klimawandel bedroht sind, sensibilisieren wollen, lässt das die meisten Menschen einfach kalt. Es ist zu weit weg. Aber als Eltern können wir konkret vermitteln, worum es geht. Es geht um die Zukunft unserer Kinder. Es geht um das, was wir am liebsten haben. Es geht um unsere Töchter und Söhne. Das versteht jeder.»
Fremde treffen sich zum Klimabier
Als ihre Idee immer weiter ausreifte, wurden Victor und Jonas von der Klimabewegung der Jungen überrollt. Das Engagement der Jugend hat sie gepackt und begeistert. Und plötzlich war da eine Whatsapp-Gruppe, die genau dasselbe machte, wie auch sie es geplant hatten: Eltern fürs Klima! Gegründet hatte diese Gruppe Petra Schmid. Die Mutter von Paula Schmid, welche seit dem ersten Klimastreik in Zürich mit dabei ist.
Petra, Jonas und Victor taten sich zusammen – und sind seither pausenlos dran. Die drei haben eine gut funktionierende Vernetzungsplattform geschaffen. Auf ihrem Kanal werden Anlässe angekündigt, Artikel geteilt und bei Anfragen von Klimastreikenden auch Unterstützung organisiert. Neben der virtuellen Vernetzung sind lokale Stammtische entstanden, wo sich Menschen, die sich vorher nicht kannten, zum Klimabier treffen, sich austauschen und gemeinsame Aktionen planen oder Transparente malen. Eltern fürs Klima bringt besorgte Menschen zusammen.
Das Engagement macht Mut
In meinem Leben gibt es immer wieder Momente, wo mich die Dimension der ökologischen Katastrophe, in der wir drin stecken, überfordert. Es belastet mich, dass meine Töchter in einer Welt aufwachsen müssen, wo die Artenvielfalt dramatisch abnimmt und der Klimawandel eine reale Gefahr ist. Dass es Menschen gibt, die sich reinknien, weil sie nicht länger zuschauen wollen, die sich ehrenamtlich und mit viel Elan engagieren und dadurch etwas bewegen, gibt mir Mut. Wer der Whatsapp-Gruppe von Petra, Victor und Jonas ebenfalls folgen will, findet Infos und Links auf Elternfuersklima.ch.
Und übrigens: während Jonas Vater und Petra Mutter ist, hat Victor keine Kinder. Denn die Gruppe ist offen für alle, die sich dem Anliegen der Jugendlichen verbunden fühlen. Die Gruppe Eltern fürs Klima spricht eine Generation an, die Verantwortung für die nächste Generation wahrnimmt. Ob sie leibliche Kinder hat oder nicht.
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90 Kommentare zu «Die Jugendbewegung wird zur Elternbewegung»
Schade, du hast dir immer noch nicht die Mühe gemacht, den Blogbeitrag zu lesen. Was du als Basis ansiehst, sehen viele Demonstrierende auch als wichtig an. Du hast es lediglich wiederholt. Sie wollen aber mehr. Sie wollen Gesetze für Dinge, auf die sie keinen Einfluss nehmen können. Wenn vorbildliches Verhalten Basis neue Gesetze sein müsste, hätten wir Anarchie.
Bin sehr gespannt, wie lange dieser ach so bemerkenswerte Eltern-Umweltverbesserungs-Hype andauert und ob er sich nicht vielleicht schon vor den nächstens anstehenden Sommerferien gänzlich in Rauch aufgelöst haben wird, weil die Guten dann nämlich samt ihrer Bagage und Tausenden anderer Ignoranten die Flugzeughallen der westlichen Welt bevölkert haben werden, da sie sich dringend bemüssigt fühlen, wenigstens ein paar Tage lang ihrem eintönigen Leben im eigenen Land zu entfliehen und ihre Hintern möglichst weit weg zu sonnen.
Reine Manipulation!
In sehr vielen Kommentaren geht jetzt darum, die individuellen Bemühungen gegen die politischen Forderungen auszuspielen. Mich dünkt seltsam, wie Sie hier gegen die Jugend und die engagierte Elterngeneration schiessen. Machen Sie es sich da nicht etwas zu einfach? Warum wollen Sie kein ehrgeiziges Klimaschutzgesetz? Wieso klagen Sie die Mieterinnen und Mieter an statt diejenigen welche die Häuser sanieren sollten? Wohin zielt Ihre Diskussion? Dass wir uns lähmen indem wir uns gegenseitig die Schuld zu weisen? Ich bin echt ratlos, was diese hämischen Kommentare sollen. Herzlich, Julia Hofstetter
Frau Hofstetter: Als ich im Alter der heutigen Jugend war, sind wir mit „Jute statt Plastik“ Tüten herumgelaufen und haben gegen das Waldsterben protestiert. Was macht diese meine Generation heute? Aha! Die heutigen Jungen werden es genau gleich machen, erst protestieren, dann konsumieren.
Es fängt (auch) bei den Mietern an. Hier im Haus (alle Mieter) duscht eine fast jeden Tag mit hohem Wasserdruck mindesten 20-30 Minuten. Die alte Frau unter mir hatte immer alle Heizungen der 5-Zi-WHG auf die 5 gestellt, dafür jeden Tag eine halbe Stunde mit offenen Fenstern gelüftet.
Es ist ganz einfach: Jede/r muss sich bemühen. Aber es fängt beim eigenen Verhalten an. Klimaschutzgesetz? In der Schweiz? Träumen Sie weiter. Wenns ums Geld geht, kennt der Schweizer nichts. Haben ja, verzichten nein.
Es tut mir wirklich leid Frau Hofstetter, aber Begriffe wie «Klimabier» oder « flexitarisch essen« bringen die Essenz des Wahns treffend auf den Punkt. Und wer ganz vorne mit dabei sein möchte, der ruft wie Konstanz den Klimanotstand aus, der wenige tausend Kilometer entfernt, wie der Klimawandel im Allgemeinen , niemanden interessiert.
Vor ca 20-25 Jahren hielt die neoliberale Wende in vielen westlichen Staaten einzug. Bemerkenswert sichtbar etwa in Deutschland. Es galt fortan, unter breiter Zustimmung der Politik, der Wirtschaft und der meinungsführenden Medien, das Primat der fiskalpolitischen ‚Austerität‘. Viele Besitztümer und Infrastrukturen im Besitz der öffentlichen Hand musste verkauft, d.h. privatisiert werden (Wasserversorgungen, Stromwerke, Hundertausende von Gemeinnützigen Wohnungen etc). Schlicht weil die Fiskalpolitik das unbestritten wichtigste Dogma geworden war. Alles andere, Kultur, zivile Werte, Sozialpolitik Mitsprache und Partizipation etc, waren zweitranging geworden.
Für mich hat die Grüne Politik das gefährliche Potential, die nächste derartige einseitige Politik einzuleiten.
(1/2)
Aus der neoliberalen Austeritätspolitik kennt man auch die antidemokratischen Instrumente, die von der Elite (Banken, Politiker etc) verwendet wurden, um ihre neoliberale Politik durchzusetzen. Eines das wir heute in der Grünen Politik auch wieder erkennen, ist das das ‚Notstands‘. Griechenland wurde zwangsverwaltet, von einer technokratischen Elite. Oder ‚Sparkommissare‘ wurden den Deutschen Kommunen aufgezwungen, um die Austeritätsziele von oben durchzusetzen.
Notstand. Notrecht. Und wahrscheinlich nicht zufällig kommten diese Forderungen aus der Elite-Partei, die am meisten Akademiker und am wenigsten Berufslehrabgänger und Ungebildete vertritt…
Jaja. Ich bin ja nur ein weisser alter Mann, und Demokratie ist was doofes, das von weissen Männern geschaffen wurde…
(2/2)
Ihr strukturelles Argument, liebe Frau Hofstetter, gilt eben auch auf globaler ebene, wo das Klima „gerettet“ werden muss. Das heisst, wenn Sie der Meinung sind, dass Individuen nicht genug beitragen können, dann können es auch einzelne Länder nicht und schon gar nicht Kleine. Das heisst, zur „Rettung“ bräuchte es eine globale Lösung.
Das strukturelle Argument heisst aber auch, dass man als individuell Bemühter nich alleine die Konsequenzen des eingeschränkten Wohlstandes erleiden will, sondern dass das Kollektiv da bitte schön mitmachen soll/muss.
Sowohl der globale, kollektive Verzicht, wie die globale politische Einigung wird nicht funktionieren. Deswegen können Kinder, Eltern, Politiker und Besorgte noch ewig demonstrieren. Es wird nichts Signifikantes geschehen.
@JH: Sie werden in nicht allzu ferner Zukunft Gelegenheit bekommen, noch viel ratloser zu sein, Frau Hofstetter, und dies nicht nur deshalb, weil eine „engagierte Elterngeneration“ nicht von Jedermann ernstgenommen wird oder werden kann, verlassen Sie sich drauf.
„Generation Z“ oder „Verzicht ist eben doch der beste Klimaschutz“:
1000 Kinder laden auf ihrem Mobile 1 MB an Daten über das WLAN (ca. 2 Sekunden eines Youtube Filmes in Full HD, 1 Besuch der 20min.ch Seite usw.), also total 1 GB. Damit generieren sie bis zu 6 kg CO2 in Abhängigkeit des genutzten Stromes. Im Schnitt werden pro Sekunde ca. 1 MB an Daten geladen oder 3.6 GB pro Stunde. Wenn also, wie Internetnutzungsstudien zeigen, ein Kind ca. 4h pro Tag im Netz surft, damit auch ca. 14.4 GB Daten runter lädt, dann generiert es ca. 90 kg CO2 pro Tag durch sein Nutzerverhalten. Ergo: 1000 Schüler und Schülerinnen sind für den Ausstoss von ca. 90 Tonnen CO2 pro Tag verantwortlich. Schlimmer als Fliegen. Wasser predigen und „Starbuckskaffee“ trinken. Weiter so.
Nun ja, aber auch dieser CO2-Ausstoss der Jugendlichen ist ein Muggenfurz im Vergleich zur Herumkommentierei der Erwachsenen!
kinder sind auch nur menschen. jeder, der anderen vorhält, dass kinder ein umweltproblem seien, kann das ganz selbständig kompensieren. so einfach ist das. jeder erwachsene, der so konsequent wäre, würde natürlich einige kinder kompensieren können, denn als erwachsener verschmutzt er den planeten ja schon länger.
@tststs: Zum Vergleich: der weltweite CO2 Ausstoss, der mit der voranschreitenden Digitalisierung generiert wird, entspricht dem der heutigen Fliegerei. Ich plädiere für mehr Aufklärung, die durch Wissen vermittelt wird. Dafür hat es ja genügend Experten. Dich der Konsequenzen bewusst werden und entsprechend Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen. Darum provoziere ich bei Debatten so gerne: der vegane Influencer mit seinen teuren GG Lederslippers, der auf sein tägliches Soy-Latte aus dem StarB nicht verzichten kann und von seinen bling-bling Reisen via Insta berichtet…, ist vegan, weil er/sie die Umwelt und die armen Tiere schützen will. Credibilty is key. Und diese muss man sich zuerst verdienen. Darum haben wir Eltern sog. u.a. Digitale Fastentage vorgeschlagen.
«Auch Utopien haben ihren Fahrplan» Ernst Bloch
„dabei hat man auf seinen CO2-Fussabdruck nur einen beschränkten Einfluss“ und „Jemand, der zur Miete lebt, kann nicht bestimmen, wie sein Haus geheizt wird.“
Wie praktisch, diese Einstellung. Dabei kann man die Fenster schliessen, wenn man heizt. Die Heizung in Schlafräumen herunter regeln oder wenn man in die Ferien geht. Mann kann Velo fahren, den ÖV benutzen. Man kann Parteien wählen, denen der Umweltschutz wichtig ist. Man kann Abfall vermeiden, und, und, und…
Aber man kann eben auch elegant die Verantwortung des Einzelnen auf die Gesellschaft abschieben und sich in WA-Grüppchen für die guten Ideen feiern.
Wenn man dann Geld verdient, kauft man sich trotzdem einen SUV, fliegt in die Ferien, wie das jede aktuelle Statistik leider gnadenlos aufzeigt.
ich habe das eher so verstanden: wenn ich also meinen fussabdruck kalkulieren möchte, dann gibt es faktoren, die ich beeinflussen kann. aber dass ich mein wasser mit einem elektroboiler heizen muss, das kann ich als mieter nunmal nicht ändern. trotzdem komme ich auf 1,5 planeten und das ist ein vergleichsweise kleiner abdruck hierzulande. und ich verzichte nicht! aber ich habe eine kleine wohnung. ich fliege nicht oft. ich esse 2-3 mal wöchentlich fleisch aber eben nicht täglich. ich kaufe nicht ständig neue kleider usw
Es geht uns alle an, ob Jugendliche und ihre Eltern und Verwandte und Bekannte. Eine Schuldzuweisung, wer damit anfangen soll, ist infantile Vogel-Strauss-Argumentation. Jeder Haushalt kann den Konsum runterfahren und saisonale Produkte einkaufen und dem Abfalltsunami entgegen wirken. Wer regional einkauft an einem Wochenmarkt vermeidet schon mal den Plastikmüll der Verpackungswut in Grossverteilern. Dann zu Fuss, mit dem Velo oder dem öV einkaufen gehen verhindert schon mal Unsinniges in den Einkaufskorb zu legen, denn es muss mit Muskelkraft nach Hause getragen werden. Kindern ein Vorbild sein, deshalb steht der Artikel ja im Mamablog. Und grüne soziale Politiker wählen, die etwas bewegen und nicht nur heisse Luft vor Wahlen verbreiten.
Lieber Herr Bleibtreu, genau das haben die meisten ja schon gemacht, die sich über die Ohnmacht in Klimafragen aufregen. Irgendwie folgt die Kritik an der Klimabewegung immer dem gleichen Muster. Einerseits muss jeder, der fordert erst vor der eigenen Haustüre kehren und als vegetarischer, autofreier Klimamönch leben um über den möglichen Nichtausbau von Autobahnen und Flughäfen mitdiskutieren zu dürfen. Andererseits behaupten sie, bringe es ja überhaupt nichts, wenn die Schweiz hier etwas unternimmt bevor China und die ganze Welt mitmachen. Evtl. fällt Ihnen auf, dass sie hier je nach Skala mit dem genau gegenteiligen Argument für das blosse Nichtstun plädieren. Das haben die Eltern für’s Klima erkannt und daher setzen sie sich mit oder ohne ihre Kinder für eine Zukunft für uns alle ein.
Die Politiker sind ja nicht blöd, schließlich werden sie von uns gewählt.
Die Politiker wissen eben auch, dass den Wählern ihr Wohlstand und das Potential dazu wichtiger ist als die Einschränkung um ca. 50%.
Deswegen funktioniert es auch nicht (mal bei uns). Und global, was nötig wäre, schon gar nicht.
Recherchieren und Denken wird scheinbar nicht mehr geschult:
1. „so wenig gemacht“: Vorschriften zu Isolationen, Heizungen, Autos usw. gibt’s schon seit Jahrzehnten. Und diese Schraube wird dauernd angezogen.
2. „wer zur Miete lebt, hat keinen Einfluss“. Feel free, es stehen genügend Neubauwohnungen, gebaut nach dem neuesten Standard, zur Verfügung. Die Miete kostet dann halt das Doppelte bis Dreifache. Batzen und Weggli: geht nicht.
3. „Klimawandel eine reale Gefahr“ – Weltuntergangssekten, das war mal. Wer glaubt, die Welt gehe in 12 Jahren unter, dem ist leider nicht mehr zu helfen.
4. „Verantwortung für die nächste Generation wahrnimmt“ – Das macht die aktuelle Generation schon längstens: Giftmülldeponien werden saniert, Altlasten abgebaut, usw.
„[..], dass der Klimaschutz bisher viel zu sehr als persönliches Problem jedes Einzelnen angesehen wurde – dabei hat man auf seinen CO2-Fussabdruck nur einen beschränkten Einfluss“ – DAS ist die Lebenslüge der urbanen Mittel- und Oberschicht, hierzulande wie auch weltweit. Man sieht u.a. an den Statistiken der Swiss, wie sehr sich die „Klimajugend“ und deren Eltern ums Klima scheren, wenn es darum geht, Instagram-taugliche Ferien zu verbringen. Man sieht auf den Strassen (und vor allen Schulen), wie viele SUV-Elterntaxis unterwegs sind. Wie viel billiger Schrott gekauft wird (Kleider, …) Das Hemd ist allen, aber insbesondere der CH-Mittelschicht, näher als der Rock. Da ist das Bevölkerungswachstum in Afrika und Asien beinahe zweitrangig, die spielen in anderen Ligen, was CO2 angeht.
Also Frau Moss, wenn es denn eine Lebenslüge sein soll, dass der Einzelne keinen Einfluss auf den weltweiten CO2-Ausstoss habe, was ist es denn für eine Lebenslüge zu behaupten die Schweiz hätte auf den weltweiten CO2-Ausstoss keinen Einfluss. Sie behaupten gleichzeitig, dass jede Mutter, die ihr Kind nicht mehr mit dem SUV in die Schule fährt einen Beitrag leistet und im gleichen Atemzug wird gejammert, dass griffige CO2-Gesetze in der Schweiz ja weltweit ein Tropfen auf den heissen Stein seien und ausser einer Schwächung des Wirtschaftsstandorts garnichts bringen würden. Ich glaube für diesen Spagat wäre die Bezeichnung „Lebenslüge“ durchaus angebracht.
Frau Moss hat aus meiner Sicht schon recht. Denn eigentlich greift sie das strukturelle Argument von Frau Hofstetter auf. Der durchschnittliche Schweizer verhält sich weit weg von klimaneutral, selbst wenn er sich bemüht. Um etwas zu bewirken müssten eben die einzelnen Westler sich radikal einschränken und die Aufstrebenden sich radikal selbst limitieren. Insofern ist das eben tatsächlich eine Lebenslüge der Westler (Schweizer). Und, ja, der westlichen Mittelschicht ist das Hemd tatsächlich näher, als irgendwelche möglichen Bedrohungen, die eben gerade nicht konkret, da in der Zukunft liegend und potentiell abwendbar, sind.
Eltern haben den grössten Klimafehler bereits gemacht: sie haben ein Kind zur Welt gebracht.
Das Allerwichtigste, was wir tun können, um die Umwelt zu schützen, ist Parteien und Politiker zu wählen, die die Umwelt schützen wollen. Auto verkaufen, Fahrrad fahren, nicht fliegen und dann Politiker wählen, die von „Klima-Diktatur“, „Klima-Hype“ oder „Modethema“ sprechen, kann man schon machen, ist einfach etwas sinnlos. Egal, was die sonst so versprechen.
@13
„Das Allerwichtigste, was wir tun können, um die Umwelt zu schützen, ist Parteien und Politiker zu wählen, die die Umwelt schützen wollen.“
Nur, da beginnt das Problem schon, den welche sollen das denn sein? Die die auch auf Technologien anstatt nur auf Askese setzen? Die die den Atomausstieg forcieren nur um dafür die letzten Gewässer zuzubetonieren, und als Ersatz für den Atomstrom zb. Gaskombikraftwerke bauen wollen? Sind es die, die unter der Woche Umweltschutz in Bern predigen nur um jedes Wochenende nach Berlin an ihren Hauptwohnsitz zu jetten?
Wenn alles so einfach wäre, 13….
Das Dilemma beginnt ja schon damit, welche Prioritäten man setzt. Was ist zb wichtiger: Klima oder Biodiversität? Nicht selten sind die Interessen von Klima-, Umwelt- und Naturschutz divergent.
@Martin Frey: „Die die auch auf Technologien anstatt nur auf Askese setzen?“
Gibt es Parteien, die nicht auch auf Technologien setzen? Welche sollen das denn sein?
Aber es gibt auch Parteien, die nur auf Technologien setzen. Ohne diesbezüglich aber konkret zu werden, sondern nur nach Prinzip Hoffnung.
13, inwiefern sollte es helfen, jemanden zu wählen, der SUVs höher besteuern will als einen Tesla? Jemanden zu wählen, der aufgrund einer Ideologie Atomkraft verteufelt nur um dann vor einem kaum zu bewältigenden Problem zu stehen und nach mehr Abgaben zu verlangen? Jemanden wählen, der Menschen aus Ländern mit geringem CO2-Ausstoss in Länder lassen/holen will, wo der CO2-Ausstoss massiv höher ist?
Ich meine das nicht wertend oder ob das jeweils richtig oder falsch ist, aber sehen Sie es wirklich so einfach?
„Auto verkaufen, Fahrrad fahren, nicht fliegen und dann Politiker wählen, die von „Klima-Diktatur“, „Klima-Hype“ oder „Modethema“ sprechen, kann man schon machen, ist einfach etwas sinnlos.“
Macht glaube ich aber eher niemand IMHO. Leute die solches machen wählen wohl ohne Zweifel Parteien, welche sich den Klimaschutz aufs Banner geschrieben haben.
@ MF/NM
Niemand hat gesagt, es sei einfach. Manche Forderungen kollidieren, manche sind auch kaum umsetzbar. Trotzdem gibt es Gründe, warum das manche Parteien mitberücksichtigen und andere völlig aussen vorlassen. Oder konkret gesagt: Wer die FDP oder die SVP wählt, macht sich nicht glaubwürdig, wenn er dann von Klimaschutz spricht.
@ Glasmost
Nun, da die erwähnten Parteien zusammen mit Abstand die Mehrheit haben, wählen diese eben doch viele. Ich bin dabei einfach jedes Mal erstaunt, dass in Berichten wie diesen der Zusammenhang zwischen dem Umweltschutz und dem Wahlverhalten fehlt. Dieses ist aber einiges wichtiger als das Plastik-Röhrli, was nicht heisst, dass man persönlich nicht Plastik reduzieren sollte.
@13: „Wer die FDP oder die SVP wählt, macht sich nicht glaubwürdig, wenn er dann von Klimaschutz spricht.“ So viele, die das tun, wird es auch nicht geben. Aber vermutlich ist es einer Mehrheit der Stimmberechtigten tatsächlich mit Klimaschutz nicht wirklich ernst, oder nur, wenn es ohne Einschränkungen geht.
Wer „übertreibt“, wird schnell abgewählt!
@Sportpapi
„Wer „übertreibt“, wird schnell abgewählt!“
Sie meinen, so wie die bedauernswerten Exponenten des sog. Reformflügels der SP, wenn sie wieder mal irgendwelche Intrigen oder gar offenes „friendly fire“ über sich ergehen lassen müssen, nur weil sie ihre Verantwortung im Sinne der Gesamtbevölkerung wahrnehmen und ihren Job gut machen wollen? 😉
@Martin Frey: Diskussionen sind erlaubt, und Kritik ebenfalls. Immerhin wird am Schluss demokratisch bestimmt, was läuft.
Bei der SVP wären Abweichler dieser Art längst abgesetzt oder gar ausgeschlossen.
Die Elternbewegung tötete die Jugendbewegung.
Die Jugend kann wenig tun, ausser demonstrieren oder streiken, Teenager sind eine Minderheit, bei den Stimm- und Wahlberechtigten sowieso, in mächtigen Positionen nicht vertreten.
Eltern, wenn auch die ohne Kinder eingeschlossen werden, heisst es Erwachsene, müssen nicht streiken, protestieren, Zeichen setzen, wir müssen handeln.
Warum führen wir nicht 80km/h als Höchstgeschwindigkeit auf dem ganzen Nationalstrassennetz ein? Der Co2 Ausstoss rund 25% weniger auf der Autobahnstrecke, die Fahrzeiten rund 10% länger, man kann ja kaum je konstant 120 km/h fahren. Keine Investitionen notwendig, kann man in einer Stunde über Medien verbreiten und einführen.
Aber da erklären wir lieber Solidarität mit den Teenagern!
Ich weiss ja nicht, woher die Zahlen kommen, aber 10% längere Fahrtzeit heisst 10% mehr Verkehr, was zu mehr Stau führt und zu zum CO2 Ausstoss bei Stillstehen, was kaum sinnvoll ist, zumal es dann eben nicht 10% länger ist, sondern erheblich mehr, was erneut zu mehr Ausstoss führt. Bereits heute ist die A1 auf den Teilen, wo sie nur zwei Spuren hat sehr am Limit. Andere Autobahnen auch. Reduktion der Höchstgeschwindigkeit heisst letztlich dann einfach mehr Strassenbau, also doch Investitionen. Wirklich besser?
Nicht mehr Fahrzeit macht mehr Co2, sondern erstens beschleunigen (und wieder bremsen), das verursacht auch mehr Feinstaub durch Reifenabrieb. Bei tieferen Geschwindigkeiten wird jedoch nicht nur der Verkehr flüssiger, vor allem ist der Luftwiderstand bei 80km/h nicht mal die Hälfte von dem bei 120km/h.
Am effizientesten fährt die grosse Mehrheit der Fahrzeuge, die auf unseren Strassen unterwegs sind, eher mit knapp 70 als mit 80Km/h.
Jeder Taucher weiss, er stösst weniger Co2 aus (braucht weniger Sauerstoff aus seiner Flasche), wenn er sich langsam bewegt. Wasser ist ein dichteres Medium als Luft, da ist der Effekt „schneller=Widerstand=Verbrauch (und damit auch Ausstoss) viel deutlicher spürbar: Langsamer taucht man mit einer Flasche weiter und fährt weiter mit einem Tank.
Es wurde schon längst am Modell bewiesen, dass zu Stosszeiten auf der A1 die Leute schneller (und CO2ärmer) ans Ziel kämen, wenn alle 80kmh fahren würden (und den Mindestabstand einhalten würden).
Aber eben, wer glaubt schon der Theorie… (denn seien wir mal ehrlich, was jetzt als „Klimadebatte“ geführt wird, ist seit Jahrzehnten (!!!) bekannt. Ich verstehe schon, weshalb so viele Erwachsene (inkl. mir) auf dem Demozug aufspringen: das schlechte Gewissen!
@ Anh
Ich warte immer noch auf die Quelle. V.a. für die Berechnung.
Aber wo bremst man denn am meisten? Dort, wo das unter „stockender Verkehr“ fällt und man teilweise 100 km/h und mehr fahren kann, nur um kurz darauf auf 30 km/h abbremsen zu müssen. Selbstverständlich ist es klimafreundlicher 80km/h zu fahren als 12 km/h, wobei auch bei der Luftwiderstand-Erklärung die Länge der Fahrzeit fehlt und wieder aufzurechnen wäre. Dann müsste man nämlich von dieser Hälfte mind. 1/3 wieder aufrechnen.
@ tststs
Was heisst längst und ist es aktuell? 80 km/h ist eben bei der heutigen A1 in Stosszeiten kaum möglich. Denn dann kommt es zur Verkehrsüberlastung und Stau und ich stelle ernsthaft in Frage, ob das klimafreundlich ist (ausser dass es dann mehr Menschen reicht und sie Zug fahren).
@13 Fahren Sie Auto? Haben Sie eine Verbrauchsanzeige? Meine zeigt bei konstant 120 knapp 6.5 Liter Verbrauch, bei konstant 80 etwas unter 5: das sind 25% weniger.
Quelle: Beliebiges Physik Lehrbuch, Luftwiderstand (Strömungswiderstand) im Verhältnis zur Geschwindigkeit, mit der man sich bewegt.
Zu den 10% längeren Fahrzeiten: Die gibt es, wenn man ohne Stockungen da wo keine Geschwindigkeitsbegrenzung ist, 80 statt 120 fährt. Da wo viel Verkehr ist, wird es insgesamt, wenn alle langsamer fahren, sogar schneller: Schneller fahrende Fahrzeuge brauchen mehr Strasse (Abstand!), je langsamer die Fahrzeuge fahren, desto mehr Fahrzeuge können auf der gleichen Menge Strasse fahren.
@13: Also wann sie „voll Stoff“ laufen, kommen Sie weiter mit Ihren Energiereserven, als wenn sie langsam gehen, weil beim langsam gehen müssen sie länger gehen für die gleiche Strecke, als wenn Sie Vollgas geben?
@13
Da liegst Du mit deinen Thesen diametral anders als Deine (angeblich so umweltfreundliche) Partei.. 😉
Denn ja, es gibt eine Art optimales Reisetempo, welches so im Bereich zwischen 60-90 kmh liegen dürfte. In einem Bereich, wo man in hohem Gang ruhig und zügig fahren kann, der Luftwiderstand aber doch noch nicht so hoch ist. Sehr viele Parameter beeinflussen aber den Verbrauch mit.
Der Abrieb im Stop and go Verkehr mit vielen Staus ist aber das pure Gift, verursacht nicht nur Feinstaub sondern ganz viel Mikroplastik, zudem dürfte der CO2 Ausstoss dadurch höher sein. Insofern ist damit auch alles zur rotgrünen Verhinderungspolitik in den Agglomerationen gesagt. Autofeindlich ist nämlich nicht per se umweltfreundlich. Und dem Klima macht man damit auch keinen Gefallen. 😉
@ Anh
Ja, ich fahre Auto, habe keine Verbrauchsanzeige, nur einen Durchschnittsrechner, weil ich mein Uralt-Auto zuerst „z’bode fahre“, bevor ich auf ein neu produziertes umsteige. Aber ich rechne: Fahre ich 120 km/h, komme ich in einer Stunde 120 km weit. Fahre ich 80 km/h brauche ich für die 120 km 1,5 Stunden. Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber wie bitte ist das eine 10% längere Fahrt? Das sind eigentlich 50%. D.h. es sind gleichzeitig eben mehr Autos auf der Strasse.
@ MF
Bitte. Fragen zu stellen und zuerst einmal zu überlegen, ist nicht das Gleiche wie „eine Verhinderungspolitik“. Und wählen, aber trotzdem noch zu denken, halte ich für eine Selbstverständlichkeit. Es sind immer mehrere Faktoren. Wie geschrieben, geht es neben der CO2 Rechnung u.a. auch darum, das Autofahren nicht unbedingt attraktiv zu machen, um Menschen zum öV zu bewegen. Siehe gerade zur Zeit, was in Bern dafür getan wird. Bedingt natürlich entsprechende Anschlüsse und bezahlbaren öV, was leider gerade zur Zeit hapert. Zur rotgrünen Politik ist zudem zu sagen: Der soziale Aspekt kollidiert teilweise auch mit dem Umweltschutz. Da braucht es einen Ausgleich. Ein Grund, warum ich entschieden gegen FABI war.
@13: Sie fahren aber quasi nie (vielleicht irgendwo mal zwischen 2 und 4 Uhr morgens) in der Schweiz auch nur 20 Kilometer weit mit 120km/h: Da überholt ein Lastwagen einen anderen, da müssen Sie wieder auf 80 runter, dann beschleunigen Sie wieder auf 120:
Mangels besserer Verbrauchsanzeige probieren Sie es einfach aus: Fahren Sie einen Tank lang nicht schneller als 80 km/h, also etwa 90 nach Ihrem alten Tacho, so schnell wie die Lastwagen in der rechten Spur, die haben eine genaue Anzeige, Fahrtenschreiber etc. und vergleichen den Verbrauch auf den ganzen Tag: Dann berücksichtigen Sie, dass Autobahn nur ein teil der Fahrstrecke ist: Sie werden es sehen, es ist ziemlich einfache Physik.
@13
„Fragen zu stellen und zuerst einmal zu überlegen, ist nicht das Gleiche wie „eine Verhinderungspolitik“.“
Selbstverständlich, im Gegenteil, ich schätze unabhängige, fundierte Meinungen. 🙂
„Und wählen, aber trotzdem noch zu denken, halte ich für eine Selbstverständlichkeit.“
Sehe ich auch so, das stösst ins selbe Horn.
Ich kenne die Verhältnisse in Bern zu wenig. In ZH aber ist eine gewisse, teils fundamentalistische „Verhinderungspolitik“ evident, die mit einem pragmatischen Ausgleich von sozialen und umweltpolitischen Bedürfnissen oft nichts mehr zu tun hat. Dafür gibt es zig Bsp.
@Martin Frey: Die Verhinderer sind ja vor allem VCS und Grüne. Wobei sie sich ja letztlich auf die Gesetze stützen, die sie im bürgerlichen Kanton nicht selber gemacht haben. Und sie auch nichts dafür können, dass bereits Verzögerungen manchmal übermässig teuer werden, und Einsprachen genau diese Wirkung haben.
Wobei es ja manchmal schon schizophren ist. Wenn der Kanton verlangt, die Parkplatzzahl bei einem Einkaufszentrum zu beschränken, um das Autofahren weniger attraktiv zu machen. Und dann von den Betreibern und der Gemeinde verlangt, teure Massnahmen zur Stauverminderung zu ergreifen wie etwa ein Parkplatzleitsystem (mit dem die freien Parkplätze besser gefunden werden).
Aber es bleibt so: Unsere Regierung ist bürgerlich!
@Sportpapi
„Die Verhinderer sind ja vor allem VCS und Grüne.“
Das stimmt nur bedingt, aber lassen wir das. Relevante Bsp. wären da der Rosengarten, das Kongresshaus oder das Stadion, bei denen die siegestrunkene Linke auch dem eigenen Stadtrat gerne mal in den Rücken schiesst. Von der ideologisch aufgeladenen Verkehrspolitik und anderen Dingen mal abgesehen.
Zudem, welche „Regierung ist bürgerlich!“?
Aber Sie haben Ihre eigene Wahrnehmung, SP, ist ok so.
@ MF
Ich kenne umgekehrt Zürich zu wenig. Was wird denn verhindert? Das Problem ist und bleibt aber: Wenn man beim Umweltschutz zuerst die Autofahrer zur Rechenschaft zieht, dann leiden v.a. diejenigen drunter, die aus beruflichen Gründen auf das Auto angewiesen sind und das sind bekanntlich nicht die Anwälte und Banker, Ärzte auch nur teilweise 😉 Es sind dann Gastroleute, Pflegefachpersonen, Verkaufspersonal, BauarbeiterInnen etc., die wirklich drunter leiden, denn diese haben keine Alternativen. Was ist nun aus der linken Betrachtungsweise das Richtige?
@13 Sorry, aber wenn man nur 80 und nicht 120 fahren kann, leiden keine Bauarbeiter und Putzfrauen sondern höchstens die, welche aus schnell fahren Selbstwert beziehen.
„Aus beruflichen Gründen aufs Auto angewiesen“ zu sein, behaupten ganz viele, die frei gewählt haben, sich irgendwo im Grünen eine Einfamilienschachtel gebaut zu haben: Die Jobs, auch der Bauarbeiter und Friseure, der Detailhandelsangestellten und anderer Tieflohnbranchen, sind nicht irgendwo weit ab in der Wildnis, nur die Familienschachtel ist es.
@13
Zu den ZH Verhältnissen folgender Link und zwei ausgeführte Bsp:
https://www.nzz.ch/meinung/kommentar-die-rot-gruene-stadt-zuerich-im-hamsterrad-ld.1481669
Beim Rosengarten, seit Jahrzehnten eines der verkehrsgeplagtesten Quartiere der CH, will man das ganze Quartier verkehrsberuhigen, eine neue Tramlinie schaffen und den Durchgangsverkehr untertunneln. Nach langen Planungsjahren steht nun das milliardenschwere Projekt, aber prompt gibt es Widerstand aus linken Kreisen, weil sie plötzlich noch irgendwelche, den Durchgangsverkehr aktiv behindernde Maximalforderungen draufpacken wollen.
Die SP hat bei der leidigen, letztendlich aber doch gewonnenen Abstimmung zum Stadion kurz vor dem Urnengang (!) die Regeln/Vorgaben einseitig ändern wollen und den eigenen Stadtrat desavouiert.
@AT
„„Aus beruflichen Gründen aufs Auto angewiesen“ zu sein, behaupten ganz viele, die frei gewählt haben, sich irgendwo im Grünen eine Einfamilienschachtel gebaut zu haben“
Das Gros des hart arbeitenden Mittelstandes hat diesbezüglich gar keine Wahl. In den Innenstädten finden sie keinen geeigneten und bezahlbaren Wohnraum für ihre Familien und müssen zwangsläufig in die Agglomerationen ausweichen. Ich finde es da relativ anmassend einfach so zu behaupten „selber schuld“.
Zudem gibt es nicht wenige Berufsgruppen die durchaus regelmässig aufs Auto angewiesen sind. Das sind meist aber nicht die, die sich hier im MB dazu äussern. Und auch sonst nicht die Menschen, die hier üblicherweise thematisiert werden.
@ Anh
Ich sprach nicht einmal unbedingt von Geschwindigkeitsbeschränkungen, sondern von finanziellen Folgen, wie das beim FABI der Fall war. Aber doch: wer einen längeren Arbeitsweg hat, ist weniger bei der Familie. So einfach ist das.
Alles andere ist aus meiner Sicht schlicht ideologischer Unsinn:
Die Städte werden immer teurer, so dass sich Tieflöhner diese ohnehin nicht mehr leisten können. Eigenheim im Grünen eher auch nicht. Diese Jobs sind oft starkem Wechsel unterworfen. Soll man jedes Mal umziehen, wenn der Job oder auch nur Standort wechselt? Inkl. schulpflichtigen Kindern und einem Ehegatten, der vielleicht auch einen Job hat? Und wenn kein öV fährt, dann reicht auch ein kurzer Weg, um auf Auto angewiesen zu sein. Sollen sie um 2.00 Uhr morgens 10 km laufen?
@Martin Frey „In den Innenstädten finden sie keinen geeigneten und bezahlbaren Wohnraum für ihre Familien ..“
Wenn eine 4 Köpfige Familie 140m2 braucht, nicht. Für dieses Geld gibt’s in der Stadt, bzw. In einer mit gut mit ÖV Verbindung erschlossen Vorstadt, halt nur 95m2.
In Vietnam sind in der Stadt 70m2 viel Wohnraum für eine Familie der oberen Mittelklasse.
Ich kann Ihnen gerne unser persönliches Beispiel nennen, wir haben sogar zwei Autos:
Ich bin grundsätzlich nicht dringend darauf angewiesen. Mein Arbeitsort ist 25 km vom Wohnort entfernt, wir wohnen nicht in der Pampa. Für diese 25 km brauche ich mit dem Auto 25-30 Min., mit dem Zug 1h 15 Min. Das sie 1,5 Stunden am Tag oder 7,5 Stunden pro Woche, die ich dann weniger zu Hause wäre und davon müsste ich mind. 4-5 Stunden zusätzliche Betreuung organisieren.
Mein Mann arbeitet 10 km (andere Richtung) entfernt, mit Schichten bis 03.00 Uhr. Er hat damit keine öV-Möglichkeit. Velo wäre ein Thema, aber da er da nicht duschen kann und gepflegt erscheinen muss, schlecht umsetzbar.
Beide werden wir nicht bis ans Lebensende da arbeiten.
Was schlagen Sie denn konkret vor?
@Anh Toàn
Auch wenn es eigentlich müssig ist zu erwähnen, aber Vietnam ist nicht die Schweiz. Und die Schweiz ist nicht Vietnam. In vielerlei Hinsicht.
Insofern stellt sich die Frage, was solche Vergleiche bringen sollen.
@13 Ich mache ja nicht Ihnen persönlich einen Vorwurf, aber meistens ist das Argument, dass nahe der Arbeit kein Wohnraum zu finden sei, letztlich nur eine Frage der Prioritäten beim Entscheid, wofür das Budget für Wohnen ausgegeben wird: Weniger m2 oder mehr m2 und dafür weiter weg vom Zentrum, wo die Jobs sind.
Ihr Mann könnte die 10Kilometer mit einem Elektrovelo fahren, da muss er nicht schwitzen, und wenn er friert, kann er mittreten, bis ihm nicht mehr kalt ist.
@Martin Frey: Zum Glück geht es hier nicht um spezielle Wahrnehmungen, sondern man kann ganz objektiv auszählen, aus welchen Parteien sich kantonale und nationale Parlamente und Räte zusammensetzen. Oder sind Sie auch der Meinung, alle Parteien links der SVP seien links, und „bürgerlich“ gibt es gar nicht mehr?
Also: Wo ist die Kantonsregierung, die nicht bürgerlich ist?
In den Städten sieht es anders aus. Daher kommt ja auch der ständige Streit zwischen Stadt und Kanton in Zürich.
@Martin Frey: Und zum „Verhindern“. Damit meinte ich eigentlich nicht die Parteien, die im demokratischen Prozess anderer Meinung sind. Sonst wären auf der anderen Seite auch die rechten Partien ganz oft „Verhinderer“.
Schlimm finde ich, wenn man den Abstimmungskampf verloren hat, und dann alle möglichen Rechtsmittel ergreift. Und da sind es auch nicht nur die linken, die das gerne machen. Z.B. bei Fussballstadion.
Und woran scheitert das Kongresszentrum? Wer will denn eines?
Und was war schon wieder der Grund für die Diskussionen zum (tatsächlich umstrittenen!) Rosengartentunnel? Darf man da wirklich nicht dagegen sein? Ist das nicht Teil der Demokratie?
@Martin Frey und 13: Natürlich gibt es Leute, die für die auf ein Auto angewiesen sind. Aber bei weitem nicht alle, die heute täglich mit dem Auto zur Arbeit fahren. Und es ist ja offensichtlich, dass zunehmend weiter gependelt wird, mit Auto oder ÖV.
Und natürlich gäbe es für die beschriebenen Beispiele motorisierte Alternativen unterhalb der Grösse eines Familienautos.
@13: Noch zu den Berechnungen: Wer längereren Arbeitsweg hat, ist länger weg. Ausser er kann unterwegs bereits etwas arbeiten, oder nur schon entspannen. Und auch die Kosten eines Autos müssen erst mal verdient werden.
@13 Es gibt mittlerweile eine ganze Menge Dinger auf dem Markt, die mit geringem Energieaufwand auch mit Wetterschutz eine oder sogar zwei Personen und etwas Gepäck in durchaus akzeptabler Zeit 10 und auch 25 Kilometer weit und zurück befördern können.
@Sportpapi
„Oder sind Sie auch der Meinung, alle Parteien links der SVP seien links, und „bürgerlich“ gibt es gar nicht mehr?“
Nein. Auch wenn Sie mich natürlich mit Ihrer Suggestivfrage gerne in diese Ecke stellen würden…
Es ist legitim, eine andere Meinung demokratisch zu vertreten. Nicht legitim ist es, während dem Spiel die Regeln zu ändern, wie es die SP um Badran beim Stadion versuchte. Und die Leute am Rosengarten leiden eigentlich schon viel zu lange unter der unsäglichen Zerschneidung des Quartiers. Aber klar, wie gesagt, Sie können das gerne anders sehen. Die betroffenen Leute werden es Ihnen danken, wenn sie weiter Jahre auf eine Lösung warten dürfen. Apropos, die Meinungen in der Bevölkerung dazu sind sehr klar. 😉 Wie sie notabene beim Stadion auch waren.
@Sportpapi
Apropos „bürgerliche Regierung“, ein Lieblingsargument Ihrer Seite:
Bekanntermassen ist diese Mehrheit im Kantonsparlament diesen Frühling verloren gegangen. Einzig der Regierungsrat des Kantons ist noch bürgerlich regiert, alle anderen relevanten politischen Gremien im Kanton, insbesondere auch alle grossen Städte (ZH, Winterthur, Uster) sind es weder in der Exekutive noch Legislative.
Ich sage nicht, dass das schlecht ist. Aber man soll bei der Wahrheit bleiben anstatt immer dasselbe billige Totschlagargument hervorzuholen. Und dass bei fehlendem Ausgleich und mangelnder Oppositionskraft das Regieren nicht zwingend einfacher wird, muss ja sogar die Stadtregierung Zürich einräumen.
@Martin Frei „Vergleich nicht angebracht. Man kann unsere Gesellschaft nur bewerten, indem man mit anderen vergleicht. Entweder mit Vietnam oder mit früher (bin einige Jahre mit zwei Geschwistern auf 70m2 aufgewachsen).
Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, aber der Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln bringt nichts. Es sei denn, man vergleicht Boskop mit Golden Delicious, aber das kann man nicht vergleichen.
@13: Eine Suggestivfrage war es nicht. Aber stimmt, auch die Zeitungen haben geschrieben, dass die Bürgerlichen ihre Mehrheit verloren haben. Weil man ja seit einiger Zeit plötzlich eine Mitte erfunden hat. Aber egal, eine links-grüne Mehrheit gibt es jedenfalls in der Regel auch nicht.
Und die SP ändert auch nicht die Regeln, nur die Meinung. Halte ich für politisch unredlich, ist aber nicht so unüblich. Und wird hoffentlich von den Wählen abgestraft. Beim Rosengartentunnel gab es aber wohl eher keinen Meinungsumschwung. Und die Stadt hat Vorbehalte, weil der Kantonsrat frühere Versprechen nicht gesetzlich fixieren wollte. Explizit nicht. Das wäre tatsächlich Grund für einen Rückzieher gewesen, und verantwortlich für den Eklat wäre nicht der Stadtrat gewesen.
Ob die erwähnten Projekte den Antwohner dienen, wie Sie behaupten, ist ja gerade umstritten. Beim Rosengarten befürchtet die SP (und mit ihr eben viele Anwohner), dass die Aufwertung zu Wohnungspreisen führen wird, die von den aktuellen Bewohnern gar nicht bezahlt werden können. Das Stadion ist auch nicht bei allen Anwohnern beliebt (oder woher kommen die Rekurse?). Und die Bevölkerung hat sich auch nie wirklich für ein privates Kongresszentrum ausgesprochen.
Nebenbei: Wer ist „meine Seite“?
@ sp
Warum @13? Ich habe doch gar nichts gesagt 😉
Ich bin eher überrascht, dass bei dem Disput um Haltungsänderungen und Klima die FDP kein Thema ist….
@Sportpapi
Beim Rosengarten wird unter Einbezug von viel kantonalen und nationalen Geldern (Volumen rund 1 Mia.) der Durchgangsverkehr untertunnelt, das geschundene und faktisch durch die aktuelle Situation zweigeteilte Quartier dadurch aufgewertet, und dann stört man sich an dieser Aufwertung? Und um aufs Thema Umwelt und Obstruktion zurückzukommen: welchen Sinn macht es, eine Milliarde dafür auszugeben, und dann den untertunnelten Durchgangsverkehr künstlich zu bremsen wie es die Stadtregierung fordert, nur um eben diese stop und go Situationen mit Staus bewusst weiter zu provozieren? Mit all den negativen Auswirkungen auf die Umwelt, von Plastikabrieb über Feinstaub bis CO2? Vom volkswirtschaftlichen Unsinn abgesehen.
@13
Ich bin ehrlich gesagt froh wenn sich die FDP bewegt.
@ MF
Ich bin auch froh, wenn sie sich bewegt….mit möglichst vielen Sitzen Richtung Ausgang, was sie ja damit wohl schafft 😉
(Ich denke oft, dass mir die SVP fast lieber ist, bei ihr weiss man zumindest, woran man ist. Sie präsentiert sich nicht als nett und vernünftig, nur um dann doch die Schwächsten zu treten…)
Aber mal im Ernst: Das Positionspapier ist ziemlich genau das, was ich gemeint habe, als ich sagte, dass auch beim Umweltschutz der soziale Gedanke nicht vergessen gehen sollte: Abschaffung Steuerabzug, Verbote, Abgaben….mehrheitlich alles bei Privaten, aber die grossen Unternehmen bleiben grösstenteils unangetastet…
@Martin Frey: Ich habe persönlich zum Rosengartentunnel noch keine gefestigte Meinung. Aber: „welchen Sinn macht es, eine Milliarde dafür auszugeben, und dann den untertunnelten Durchgangsverkehr künstlich zu bremsen wie es die Stadtregierung fordert, nur um eben diese stop und go Situationen mit Staus bewusst weiter zu provozieren?“ Nun ja, es war eine Abmachung zwischen Stadt und Kanton, dass der Verkehr nicht weiter anwachsen soll. Nur will sich der Kanton nicht mehr an diese Abmachung halten (= die Regeln während dem Spiel ändern…). Und die Gegner stellen sich die gleiche Frage: Wäre es nicht sinnvoller, auf die Milliardenausgabe ganz zu verzichten, und den Verkehr auf der bestehenden (als Provisorium gedachten) Strasse zu beschränken.
@Martin Frey: Und ja, die Kehrtwende der FDP ist interessant, und nicht wirklich glaubwürdig. Aber am (Abstimmungs-)Verhalten wird man die Partei künftig messen – nach dem bisherigen wäre das wirklich eine Kehrtwende um fast 180 Grad.
Quartiere und Dörfer gibt es viele, die durch eine Autobahn oder mehrgleisige Eisenbahn durchschnitten werden. Und auch bei einem massiven Ausbau sind unterirdische Lösungen in der Regel kein Thema, weil zu teuer. Obwohl meist um Dimensionen billiger als der Rosengartentunnel.
@13
Dabei wäre ich eher davon ausgegangen, dass Dir die politischen Stilmittel „Abschaffung Steuerabzug, Verbote, Abgaben…“ parteipolitisch sympathischer wären…. 😉
Nein, im Ernst, ich bin schon froh wenn sich die Partei dahingehend zu bewegen beginnt, und dies auch über das Wahlkampfthema Klima und ein unverbindliches, internes Positionspapier hinaus. Denn zumindest einem Teil der Stammwählerschaft sind die Fragen Umwelt und Natur nicht egal, ansonsten riskiert die FDP, noch mehr Wähler an die GLP zu verlieren.
Ich schätze, mit der FDP sind aus linker Sicht in einigen Punkten übergreifende Lösungen möglich, mit der SVP grundsätzlich nicht. Ausser beim Trauerthema „unheilige Allianz“, ein destruktives Unding.
Insofern nehme ich Dir deine seltsame Vorliebe nicht ganz ab… 🙂
@ MF
So langsam bin ich aber beleidigt, dass Du von mir eine blinde Parteitreue erwartest und jedes Mal überrascht bist, wenn das nicht zutrifft. Mir scheint, Du hast ein völlig falsches Bild von mir. 😉 Ob die Wahlkampfpropaganda a) wirklich aufgeht und b) auch dann noch gilt, wenn die Wahlen vorbei sind, wird sich ja zeigen. Auf meinem Zettel war sie bisher nicht und wird sie auch zukünftig nicht sein. Eine Fähnchen-im-Wind-Partei war sie aber bisher eigentlich nicht.
Mich stört neben der allgemeinen Ausrichtung, dass die FDP sich oftmals gerade bei brisanten Themen hinter der SVP versteckt, welche dann als böse gilt, obwohl sie klar die gleiche Position vertritt. Aber natürlich war die Vorliebe nicht ganz ernst gemeint.
@Sportpapi
Das mit dem Untertunneln sehe ich etwas anders, bin sogar aus Landschaft- und Naturschutzgründen ein grosser Fan davon, möglichst viele Strassen (aber auch Zuglinien) in den Boden zu verlegen. Wie es eigentlich viele Städte bereits machten (zb Luzern, Westring). Aber klar, natürlich macht es das teurer. Dass aber Handlungsbedarf besteht, sollte jedem klar sein:
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/zu-viel-feinstaub-in-der-zuercher-luft/story/28951357
Die aktuelle Situation ist nicht haltbar, und auch nicht damit gelöst, den Verkehr auf der Achse zu behindern. Zudem übersteigt das bei dieser Strasse die Kompetenzen der Stadt.
@13
Ein bisschen Frotzeln muss doch noch erlaubt sein. 😉 Ganz abgesehen davon, sind wir doch noch immer in der „Kennenlernphase“…. 😀
@Martin Frey: Untertunnelt wird aber selten, weil eben viel zu teuer.
Und es geht am Problem vorbei. Dass wir nämlich grundsätzlich immer mehr Verkehr haben. Da etwas Gegensteuer zu geben, halte ich für sinnvoll.
Für eine Milliarde könnte man aber endlich das völlig vernachlässigte Velonetz der Stadt etwas ausbauen.
Und ja, die Kompetenzprobleme zwischen Bund, Kanton und Stadt/Gemeinde kenne ich bestens. Wo dann die Gemeinde dafür zahlt, dass die übergeordneten Strassen völlig überlastet sind, und deshalb der lokale Mehrverkehr nicht mehr geschluckt werden kann. Oder wo übergeordnete Strassen und vor allem Bahnlinien quer durch die Dörfer gezogen werden, quasi ohne Rücksicht auf Verluste. Und definitiv ohne Mitsprache der betroffenen Bevölkerung.
Schade, dass die Kommunikation sehr häufig über WhatsApp läuft – wer bei den Amis nicht mitmachen will (aus gutem Grund, wie die Spionagesoftware-Affäre gerade wieder gezeigt hat) bleibt aussen vor.
Geradezu perplex bin ich aber, wie naiv mit dem Thema „Netto Null“ umgegangen wird. Als Massnahme wird „Fossile Brennstoffe dürfen nicht mehr verbrannt werden“ und unrealistische „Wiederaufforstungen“ genannt, ernsthafte Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen, sozialen, finanziellen, gesellschaftlichen Aspekten? Fehlanzeige. Es müsse „nur der Ausstoss von CO2 verboten“ werden. Sorry, so einfach ist es nicht, das Thema ist weit komplexer. Ich hätte Substanz erwartet bezüglich Massnahmen und deren Auswirkungen, aber da ist nur „netto null“ vorhanden.
Naivität trifft den Nagel auf den Kopf. Ein WhatsApp-Grüppchen hier, ein Klimabierchen dort, einen Altkarton mit griffigem Slogan bemalen, mit Klimabewegten sich an Klimademos bewegen (Mutti und Vati werden wieder jung!), und schon hat man ganz viel fürs Klima getan, momoll. Gemäss Schätzungen entfallen 85% der weltweiten CO2-Emissionen auf die drei Länder China, Indien und USA. Solange man die nicht mit ins Boot holt, schaut bei dem ganzen Geplärre rein gar nichts heraus – ausser im eigenen Land mit unsinnigen Verboten, Vorschriften und Einschränkungen seine persönlichen Grüne-heile-Welt-Phantasien durchzustieren.
Was der Einzelne tut, ist immer bedeutungslos, aber die Masse tut nichts, was die Einzelnen nicht tun.
China hat den viel kleineren pro Kopf Ausstoss als die Schweiz, wenn man berücksichtigt, dass wir eine Menge unseres Ausstosses mit der Produktion unserer Konsumgüter nach China/Vietnam etc. outsourcen.
Die gleichen Kreise, welche sagen, wir kleine Schweizer können nichts tun, wehren sich gegen globale Regeln, indem sie auf nationale Souveränität pochen. Solange alle national souverän selbständig sagen, die anderen sollen schon mal anfangen, fängt keiner an.
Seien Sie vorsichtig mit Ihren Wünschen/Anschuldigungen; China kann seinen Fussabdruck schlagartig halbieren, indem es die Produktion für „den Westen“ einstellt!
Danke Claudia – sehr gut auf den Punkt gebracht.
Man ignoriert unzählige Fakten. Man fordert einfache Lösungen für eine hochkomplexe Herausforderung. Das passt zu unserer Zeit, wo Populisten mit einfachen Lösungen Hochkonjunktur haben.
Das diese letztlich nicht ein einziges Problem lösen können, sondern sie nur verschlimmern und echte Lösungsansätze verhindern, zeigt sich ja Tag für Tag. Populismus, ob braun, rot oder grün bringt uns nicht weiter. Er gibt seinen Anhängern nur das gute Gefühl zu den Guten zu gehören. Ah…. das liegt uns Menschen in der Natur. Aber wir müssen Erwachsen werden, und uns der unbequemen und komplexen Realität stellen. Nur dann kann es gelingen.
@Daniel – diese Argumentation halte ich für falsch. Richtig dabei ist, dass es globale Konzepte braucht. Das heisst aber nicht, dass kleine Länder deswegen einfach die Hände in den Schoss legen und darauf warten sollen, dass die grossen etwas tun.
Wir brauchen kluge und gut informierte Politiker, welche mit Fachleuten zusammenarbeiten.
Das Problem ist, dass Politiker in erster Linie gewählt werden wollen und um der Wählerschaft zu imponieren, und deswegen, entweder weil sie es selbst nicht besser wissen oder aus politischem Kalkül irgendwelche Pflästerli-Massnahmen durchsetzen.
Deshalb wäre es so wichtig, dass eine Protestbewegung wirklich informiert und lösungsorient wäre, und nicht von illusionärem Schwarz-Weiss-Denken gepusht.
„ernsthafte Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen, sozialen, finanziellen, gesellschaftlichen Aspekten? Fehlanzeige“
+
„Man ignoriert unzählige Fakten. Man fordert einfache Lösungen für eine hochkomplexe Herausforderung.“
Ja, aber man muss doch mal mit einem einfachen, ersten Schritt beginne! Wenn die Lösung so komplex wie das Problem sein muss (und bitte in Ihrer Anlage schon beweist, dass sie sicher zum erwünschten Ziel führen wird), dann können wir es gleich bleiben lassen!
„Hauptsache etwas machen – besser als gar nichts“
Das ist es eben nicht. Das verschlimmert oft die Lage. Und viel emotionale Energie aufwenden, für etwas, das minimal bis gar nichts bringt, könnte dereinst einen fürchterlichen Bumerang Effekt haben.
Strassenverkehrsregulierung sollten wir um des Verkehrs Willen machen und nicht als Klimaschutz verkaufen.
Der Ausstieg aus Atomenergie hat auch nichts mit Klimaschutz zu tun, im Gegenteil.
Verhinderung von Gentechnologie oder Forschung an neuen Generationen von KKWs torpediert mögliche Lösungen um den Co2 Ausstoss WIRKLICH zu senken.
Hier wird vornehmlich auf Strohmänner geschossen. Und btw: grüne Ideologie ist oftmals nicht wirklich ökologisch. Aber uff…. dafür ist hier kein Platz….
@RoXY: Von wegen Strohmännern: Es behauptet sicher niemand, dass der Ausstieg aus der Atomenergie dem Klimaschutz dient, und Gentechnologie hat mit dem Thema gar nichts zu tun.
Und ja, vermutlich ist das Thema weit komplizierter, als manche glauben, und es sind ganz viele Abwägungen vorzunehmen und Prioritäten zu setzen. Aber wenn man schon so den Durchblick hat wie Sie offenbar, dann sollte man erklären, und an der Spitze der Bewegung laufen, statt nur zu lästern.
Sonst tönt das alles mehr nach einer billigen Ausrede, letztlich gar nichts tun zu müssen.
Komplexe Probleme löst man, wie man auf grosse Berge steigt: Mit vielen kleinen Schritten.
Liebe Eltern,
Schritt 1: Kein Auto kaufen
Schritt 2: Velo aus dem Keller holen
Schritt 3: Cargobike oder Anhänger für Lasten- und Kindertransporte anschaffen/mieten
Schritt 4: Geniessen, sparen und nebenbei die Umwelt schonen, merci
Lieber Josef. Hast du den Text überhaupt gelesen? Genau dort, wo wir all das bereits gemacht haben, fängt die Bewegung ja an. Dort wo der einzelne keinen Einfluss mehr hat: wie seine Wohnung geheizt wird, womit sein Bus fährt, etc.
Lieber Alam
Ja, schön wärs doch. Leider wird viel geredet und solch basale Dinge, welche ich oben im Kommentar angesprochen habe werden gar nicht erst gemacht. Der Einzelne hat eben sehr wohl ein immenses Gewicht, wenn er sich doch nur wirklich ändert und nicht nur redet bzw. schreibt.