Entspannung macht Schule

Mamablog

Meditation und Achtsamkeitsübungen können Schülern helfen, mit dem Leistungsdruck besser umzugehen. Foto: iStock

Ich erinnere mich noch gut, wie das bei uns damals in der Schule war. Wenn die Glocke klingelte, stand der Hausabwart schon an der Tür bereit, um uns zu ermahnen, auf dem Weg ins Schulzimmer nicht zu rennen. Konnte sich doch einer nicht zurückhalten, wurde er umgehend zurück zum Eingang zitiert und musste den Weg noch einmal gehen – mit Betonung auf gehen.

An kanadischen Schulen sieht das heute ganz anders aus. «Don’t walk in the Hallway!» lautet die Devise: Die Kinder werden ganz offiziell aufgefordert, durch die Flure zu hüpfen, zu tanzen oder gar auf allen Vieren zu kriechen. Punkte, Striche und Bilder auf dem Boden motivieren sie dazu. Solche «Activity Paths» sollen nicht nur für mehr Bewegung sorgen, sondern den Schülern auch helfen, konzentrierter zu arbeiten. Denn wer zwischen den Lektionen körperlich aktiv wird, dem fällt es danach leichter, wieder still zu sitzen und sich zu konzentrieren.

Einen «Activity Path» habe ich hierzulande noch nicht entdeckt, aber einzelne Lehrer verfolgen durchaus ähnliche Ansätze. Am Besuchstag zum Beispiel liess eine Lehrerin die Erstklässler zu Beginn der Lektion noch einmal aufstehen und an Ort und Stelle hüpfen, bevor sie sich für die nächsten 45 Minuten ans Pult setzen mussten. Ein simpler Trick, der den Kindern ganz offensichtlich Spass macht und der Lehrerin das Leben vereinfacht.

Zur Meditation statt vor die Tür

Lehrer setzen aber nicht nur auf Bewegung, um den Kindern zu mehr Ruhe und Konzentration zu verhelfen, sondern auch auf diverse Entspannungstechniken. In den USA wird in verschiedenen Schulen und Kindergärten das Programm «Calm Classroom» genutzt, das auf «Mindfulness-Based Stress Reduction» (MBSR) basiert. Das Achtsamkeitstraining ist gut erforscht und wird in der Schweiz an vielen Kliniken angewendet.

Einige Schulen arbeiten auch mit Entspannungsmethoden, wenn ein Kind den Unterricht stört: Anstatt den Störenfried vor die Tür zu stellen, schickt man ihn in den Meditationsraum, damit er wieder zur Ruhe findet.

In der Schweiz sind wir noch nicht so weit, dass Meditation, Achtsamkeit oder Yoga einen fixen Platz im Stundenplan bekommen. Damit arbeiten dürfen die Lehrer dennoch, wie Marion Völger, Leiterin des Zürcher Volksschulamts, auf Anfrage erklärt: «Die Lehrpersonen arbeiten auf Basis der Methodenfreiheit. Sie entscheiden also selber, wie und mit welchen Methoden sie die Kinder zum Kompetenzerwerb führen.»

Deshalb sei es durchaus denkbar, dass ein Lehrer Entspannungsmethoden in seinen Unterricht einbaue. Und auch ganze Lektionen dürfte eine Schule anbieten. «Die Schulen sind grundsätzlich frei, ausserhalb der Lektionentafel Yoga anzubieten, etwa in Form von Freifächern», sagt Völger.

Und genau das tun sie immer öfter. An der Schule meiner Kinder zum Beispiel werden sich während der Projektwoche zwei Gruppen mit Asanas und Atemtechniken beschäftigen. Vor ein paar Wochen hat in einem Schulhaus ganz in der Nähe ein ähnlicher Kurs stattgefunden.

Stress macht Kinder krank

All diese Angebote tauchen nicht grundlos auf. Der Leistungsdruck an der Schule hat zugenommen – mit krassen Folgen: Laut der Weltgesundheitsorganisation leidet beinahe jeder dritte Elfjährige in der Schweiz an Schlafproblemen – 2002 war es noch jeder Fünfte. 15 Prozent fühlen sich niedergeschlagen, fast genauso viele haben regelmässig Kopfschmerzen. Klassische Stresssymptome.

Pro Juventute ist deshalb letztes Jahr aktiv geworden und hat mit der Kampagne «Weniger Druck. Mehr Kind» auf das Problem aufmerksam gemacht. Angesprochen hat die Organisation Eltern genauso wie Lehrpersonen. Denn auch wir Mütter und Väter können das Stresslevel unserer Kinder senken. Indem wir regelmässig für unverplante Nachmittage und Wochenenden sorgen und die Kinder frei spielen lassen zum Beispiel. Oder indem wir entspannt bleiben, wenn das Kind nicht als Mathe-Genie geboren wurde und seine Stärke eher im musischen Bereich liegt.

Vielleicht möchten Sie noch einen Schritt weitergehen und führen ein neues Abendritual ein, das Tochter und Sohn entspannt einschlafen lässt. Es gibt unzählige Möglichkeiten. Eine Idee ist, dass jedes Familienmitglied seine drei Positivmomente des Tages aufzählt. Man findet immer welche, selbst wenn es nur das feine Gipfeli zum Frühstück oder das schöne Wetter ist – und geht so mit einem guten Gefühl ins Bett.

Eine andere Variante ist, gemeinsam ein Lieblings-Musikstück zu hören, die Augen zu schliessen und eine Runde zu kuscheln. Oder Sie machen alle gemeinsam Yoga – einfache Anleitungen gibts zur Genüge auf Youtube und sogar in Kinderbuchform.

Lesen Sie zum Thema auch:

40 Kommentare zu «Entspannung macht Schule»

  • Vera Kaltwasser sagt:

    Freut mich sehr, dass Achtsamkeit „Kreise zieht“. Hatte neulich ein Seminar mit Zürcher Lehrerinnen und einen Vortrag an der dortigen Uni zum Thema „Achtsamkeit in der Schule“ und war begeistert, wie offen und interessiert die Lehrpersonen neue Wege gehen möchten. In Frankfurt ist die Schulung der Achtsamkeit schon in der offiziellen Lehrerbildung angekommen und das Rahmencurriculum AISCHU wird in den Unterricht integriert – Es geht um Persönlichkeitsentfaltung, Selbstregulation und Beziehungsfähigket. Ich freue mich, dass es solche Ansätze, wie in dem Artikel beschrieben – schon an vielen Orte gibt. DANKE.

  • Leonhard Fritze sagt:

    Spannend: Religiöse Übungen wie Yoga oder Meditation sollen eingeführt werden, während religiöse Symbole wie Kreuz, Kippa oder Kopftuch verboten werden sollen. Es ist dringend die Sinnfrage zu stellen. Religiöse Zwangsindoktrinierung in der Schule geht schon mal gar nicht. Als nächstes verteilen die Lehrkräfte dann noch Ritalinbonbons?

    • Mutti sagt:

      Zu welcher Religion gehören Yoga und Meditation denn?
      Eine gewisse Weiterentwicklung und Offenheit (sprich: keine Angst for Neuem) ist in jeder Sache doch nur wünschenswert.

  • Jan Holler sagt:

    Die einen sind zappelig, wollen sich noch austoben, die anderen noch müde, wollen noch Ruhe und alle kommen normalerweise zur selben Zeit im Schulhaus an. Vor den Eingängen tummeln sich jüngere und ältere Kinder, manche rennen, andere schleppen sich halb die Treppen hoch und dann sollen alle zur selben Zeit aufmerksam sein.
    Das Schulhaus Manuel in Bern hat seit einigen Jahren den gleitenden Schulbeginn von 8 Uhr bis 8.30 Uhr. Die Erfahrungen, die man dort inzwischen gemacht hat, sind sehr gut. Der eigentliche Schulbeginn kann viel geordneter stattfinden. Es eher die einfachen Lösungen, die das Problem grundsätzlich angehen, statt Yoga oder anderes, dass sich niemals breit durchsetzen kann. Der obige Weg ist nicht vom Engagement und Yogawissen der einzelnen Lehrer abhängig.

    • Jan Holler sagt:

      Sorry, der letze Satz ist verunglückt. Musste kürzen und umformulieren und habe ihn dann verunstaltet. Richtig:
      Es sind eher die einfachen Lösungen, die das Problem grundsätzlich angehen, statt Yoga oder anderes, das sich niemals breit durchsetzen kann.

      Und als Ergänzung: Allgemeine Probleme müssen systematisch gelöst werden und nicht punktuell (pro Klasse). Der obige beschriebene Ansatz ist ein eleganter Weg dazu. Das funktioniert allerdings nur in Schulhäusern, die von der 1.-6. Klasse unterrichten. Die Oberstufe (7.-9.) hat zu viele Stunden, als dass ihr Stundenplan Zeit dafür liesse.
      Allerdings lernen die Kinder auch hier. Die Erfahrungen in den ersten Jahren helfen dann. Die Oberstufe kann eher auf einen Zeitpunkt beginnen.

  • sonic sagt:

    Yoga und Meditation für Kinder.. bitte nicht! Meine Jungs sind manchmal zappelig, weil sie zu lange still sitzen müssen. Dann müssen sie raus, Dampf ablassen. Nachher geht’s wieder. Sicher nicht meditieren, wenn sie eh schon den ganzen Tag rumsitzen müssen..

    • Jeanette Kuster sagt:

      Sie waren anscheinend noch nie in einer Yogastunde. Da kann man ganz schön ins Schwitzen kommen – je nach eigener Kondition und Yoga-Stil.

      • sonic sagt:

        doch doch fands auch anstrengend, das ist nicht der Punkt. Was für Erwachsene durchaus ok sein kann, muss für Kinder nicht automatisch was sein. statische übungen sind nichts für Kinder. Jedenfalls nicht für meine.. Und ehrlich gesagt kenne ich keine Kinder, also kein einziges, das Yoga über längere Zeit und regelmässig durchgeführt toll findet.. Gabs bei uns an der Schule auch. Nach kurzer Anfangseuphorie haben dann alle gemerkt dass es nichts ist.. Das ist wirklich ein Erwachsenen-Furz.. sorry..

  • Anna Moos sagt:

    Warum kapiert niemand, dass Yoga keine harmlose Sportform ist, sondern eine durch und durch spirituelle Ausübung einer Religion, zu der ich, zumindest, mein Kind nicht aussetzen möchte? Gymnastik und Atemübungen kann man auch ohne das ganze „Brimborium“ lernen. Aber dann hätte es wohl nicht so einen trendingen Namen, was?

    • tststs sagt:

      Können Sie auch noch ganz kurz die zugehörige Religion benennen?
      Es ist so: Yoga ist eine Philosophie, und der sportliche Aspekt (die so genannten Asanas) ist nur ein – notabene sogar sehr kleiner – Teil davon.
      Ausserdem ist dieser Trend schon ein paar tausend Jahre alt.
      Aber Hauptsache rasch jemandem an den Karren gefahren. Es lebe die Achtsamkeit!

    • Jeanette Kuster sagt:

      Das Yoga, das hierzulande gelehrt wird, hat mit Religion wenig bis gar nichts zu tun. Es geht um Bewegung (Asanas), Atmung, Achtsamkeit.

      • Anna Moos sagt:

        Yoga ist tatsächlich jahrtausendalt, kommt aus Indien, basiert auf den Veden-Schriften und ist somit mit Hinduismus und Buddhismus verwandt. Es propagiert die Einheit zwischen dem niedrigen (dem Körper) und dem höherem, spirituellen. Kein ernstzunehmender Yogalehrer wird jemals nur die sportliche Teile unterrichten, die ganzen Tierposen basieren auf eine sehr genaue Weltanschauung (wenn Sie nicht Spiritualität oder Philosophie sagen möchten). Es ist das Recht christlich oder atheistisch geprägten Familien, dass ihre Kinder nicht einfach so in einer staatlichen Schule dazu gebracht werden, so etwas zu praktizieren als ob es harmlos wäre. Es gibt, sportlich gesehen, genug Alternativen.

  • Barbara sagt:

    Gesunde Reaktionen auf ein krankes Umfeld.

  • Rea sagt:

    Zum Stress, unter dem wohl die meisten von uns mal mehr oder weniger leiden, tragen wir alle bei: das Schulsystem, die Gesellschaft, der Kapitalismus (immer mehr geht irgendwann nicht mehr auf), das Elternhaus, die Medien… Ich finde es gut, wenn Entspannungstechniken an den Schulen praktiziert werden. Aber man sollte sich auch mal fragen, ob all die kopflastigen Fächer wirklich so wichtig sind für die Intelligenz unserer Kinder! Ich bin überzeugt, hätten die Kinder mehr musische Fächer und weniger kopflastige: sie wären ausgeglichener, kreativer und trotzdem intelligent. Immer mehr und immer besser macht mit uns allen das gleiche: krank!

  • Niklas Meier sagt:

    Mehr Bewegung, weniger Beschäftigung mit Handy und co, wieder vermehrt in die Natur und von den Kindern nicht erwarten alles bestens zu können.
    Yoga/Atemübungen können(!) helfen, aber nicht allen Kindern.
    Ich persönlich finde den Bewegungsansatz viel besser. Die meisten Kinder wollen sich bewegen, aber wenn auf dem Pausenplatz kein Fussball gespielt werden darf, bei Streitereien gleich der Diskussionskreis eingeführt wird und beim Herumhampeln während der Stunde das Meditationszimmer aufgesucht werden muss, wird ganz klar der Bewegungsdrang unterdrückt.
    Und dann gehen die Kinder nachhause, setzten sich vor den Fernseher, das Handy, die Konsole oder den PC und bewegen nur noch ihre Finger.
    Völlig klar, dass die nicht mehr schlafen können.

    • tststs sagt:

      Bin eigentlich bei Ihnen, aber irgendwas geht schon nicht ganz auf.
      Der Bewegungsdrang DARF in der Schule nicht ausgelebt werden, und zuhause WILL er nicht ausgelebt werden?!? Ein Schelm, wer denkt… 😉

      • Niklas Meier sagt:

        Naja, es mag paradox klingen, ist aber häufig so.
        Eigentlich hätten viele Kinder einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Konsole, Handy&co. absorbieren aber die Aufmerksamkeit stark und faszinieren die Kinder.
        Der Bewegungsdrang wird aber dadurch nicht befriedigt.
        Und dass die heutigen Schulen Bewegung eher als störend bewerten ist wahrscheinlich unbestritten.

      • Sportpapi sagt:

        Die KISS-Studie Basel hat mit Bewegungssensoren gezeigt, wie wenig Bewegung in der Schule stattfindet, auch wenn diese noch gefördert wird.
        Noch weniger findet allerdings dann in der Freizeit, insbesondere Wochenende statt…
        Vor allem bei Kindern, die nicht so bewegungsafin sind.
        Bewegte Schule oder Schule bewegt etc. bietet ein paar interessante Ansätze. Ob allerdings Yoga wirklich die Lösung ist und gut angekommt? Oder braucht nicht die Schule grundsätzlich etwas mehr Ruhe, und dafür auch genügend Bewegung in den Pausen und der angestrebten „täglichen Sportstunde“.

  • Urs Wyder sagt:

    Auch alternative Heilmethoden können zur reinen Symptombekämpfung eingesetzt werden.

  • Elisa Grosch sagt:

    Entspannungstrainings in Schulen sind ein MUST. Als Lehrerin an einer großen Schule in München konnte ich sehr gut beobachten, wie Achtsamkeitstrainings meine pubertierenden Schüler zu aufmerksamen und ruhigen aber doch aktiven Schülern machten. Da hat das gemeinsame Arbeiten richtig Spaß gemacht und sichtbaren Erfolg gebracht.
    Fazit: Bringt das Thema in alle Schulen hinein!!!!!!!!!!!!

  • tststs sagt:

    Am besten wäre wohl eine „gemischte Hallway“: Hüpfen und toben überall, aber die 5 Meter vor der Klassentüre werden still und bedächtig zurückgelegt…

  • Brunhild Steiner sagt:

    Beinahe jeder dritte Elfjährige leidet laut WHO unter klassischen Stresssymptomen, und die Schule darf einmal mehr „übernehmen“?
    Immerhin wendet sich Pro Juventute „auch“ an Eltern, dennoch bleiben die Hauptursachen mAn unangesprochen.
    Abgesehen von allen Faktoren die ein Schulleben auf Kinder,- wie auf Lehrerseite erheblich erschweren (Klassengrössen/Durchmischung/Abschaffung der Kleinklassen usw); wieviele der Betroffenen, besonders derjenigen mit Schlafproblemen, nutzen digitale Geräte, und wenn ja Zeitumfang/welche Kanäle?
    Für mich klingen die Entspannungsübungen nach Pflästerlipolitik, am heissen Eisen selbst möchte sich lieber niemand die Finger verbrennen.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Natürlich hat das Elternhaus mehr Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder als die Schule, Brunhild.
      Nur, in der Schule hat man einfacher die Möglichkeit Kindern zu helfen. Auf die zig verschiedenen Elternhäuser kann man nur sehr beschränkt Einfluss nehmen.
      Also ist es doch gut, wenn die Schule möglichst alle Erkenntnisse einfliessen lässt und sowohl Bewegung, wie Entspannung angemessen mit in den Unterricht einbaut.
      Oder sehen Sie das anders?

    • tststs sagt:

      Nun ja, insofern es die Schule/Gesellschaft ist, die den Stress massgeblich mitverursacht…

      „Natürlich hat das Elternhaus mehr Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder als die Schule“
      Sicher? Natürlich kann die erste Prägung durch das Zuhause nicht mehr rückgängig gemacht werden und hat einen gewissen Einfluss; aber Sie sprechen ja von „Wohlbefinden“…

      • Reincarnation of XY sagt:

        tststs – ich sehe das bei meinen Kindern und bei ihren Gspänli.

        Da ist der Junge, der dauernd krank ist (Stresssymptome hat). Wir wissen, dass zu Hause ein riesen Beziehungszoff ist, der definitiv nicht mehr zu kitten ist.
        Das aggressive Mädchen mit Stresssymptomen? Im Dorf wird rumgetratscht, dass der Vater eine Affäre hat…. jedenfalls definitiv kein trautes Heim.

        Bei unseren Kindern ist es auch so. Wenn wir zu Hause Stress haben, ist der STress der Schule zu viel. Sonst aber bekommen sie von zu Hause eben genau die Ruhe und Stärke die sie brauchen, um damit umzugehen.

        Nicht nur die Frühkindheit, sondern auch der Alltag prägt. Mehr als wir meinen. Und als Lehrer kann ich unmöglich auch noch wissen, was für unterschwellige Konflikte, die Kinder grundsätzlich stressen.

      • tststs sagt:

        Jetzt verstehe ich, was Sie meinen 😉

      • tina sagt:

        wenn man bedenkt dass 10% der leute depressionen haben und da gibt es ja noch andere, massive psychische beeinträchtigungen: natürlich muss das nicht zwingend schlimm sein, je nach zustand und anderen faktoren (zusätzliches umfeld). viele kinder kommen mit solchen familiären umständen auch gar nicht so schlecht klar (resilienz). aber viele belastet das trotzdem sehr. mich wundert, dass familäre stresssituationen so bewertet werden von aussenstehenden, als ob sowas wie eine psychische störung etwas selten wäre und man man gefälligst so in den griff zu bekommen hat. ich habe oft gesehen, dass ein schwer depressiver vater mit massiver angststörung nicht die bohne als leider nicht lösbares problem offen anerkannt wurde. sondern man behandelt es als störung des kindes. oder der erziehung.

      • tina sagt:

        als ob stress ein fehler der eltern wäre, das sie den kindern antun. dabei ist krank werden (wie auch immer) wirklich nicht so aussergewöhnlich. man sollte als restliche familie unterstützt werden, die kinder sollten sich getragen fühlen, mitgefühl, verständnis bekommen

    • 13 sagt:

      @ BS
      Haben Sie Belege oder bliebt es bei mAn? Wie Sie schreiben, sind die Eltern auch ans Boot zu holen, auch das Wort „auch“ ist kein Synonym für „nur“ oder „ausschliesslich“. Die Schule trägt sehr oft viel zum Stress bei (um jetzt nicht darauf einzugehen, dass digitale Geräte auch in der Schule immer präsenter sind). Umso wichtiger, dass auch sie ihre Verantwortung wahrnimmt und es auch nicht nur auf das Elternhaus schiebt.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @13
        bezüglich „früher Zugang zu Smartphones inklusive aller damit verbundener Probleme“ verweise ich auf die hier schon erschienenen Beiträge, und ja, ich sehe das als eine der grossen Problemverursacher.
        Schulischerseits habe ich ebenfalls nicht zu unterschätzende Faktoren erwähnt, nur sind diese nicht unbedingt in der Mehrheit lehrergeschuldet, sondern eher systemgeschuldete.

        Bei einer derartigen Zunahme von gesundheitlichen Problemen (welche es früher auch gab) sollte man sich schon auch Gedanken über anderes, das ebenfalls enorm zugenommen hat, machen.

      • tststs sagt:

        Darf ich mal das Folgende in den Raum stellen?
        Die Schule stresst nicht, sie fordert heraus. Aber je nach Prägung und Alltag zuhause wird dies als schädlicher Stress (oder eben „nur“ als Herausforderung) wahrgenommen. Stichwort: Resilienz!

      • Brunhild Steiner sagt:

        @tststs
        teilweise einverstanden, wobei es schulseits Strukturen gibt die es zunehmend erschweren den Kindern wirklich gerecht zu werden&präventiv „Stress“ gar nicht erst entstehen zu lassen.
        Und da stört es mich dann sehr wenn man dem Übel mit einer Entspannungslektion beikommen will, je nach Schulhaus im Stundenplan fixiert, anstatt die Probleme bei der Wurzel anzugehen.
        Auch Kindern aus belasteten Familien (chronische Krankheiten ob nun psychisch oder physisch, Sucht, Gewalt etc) hilft das nur bedingt. Die bräuchten tiefgehende Hilfe/Unterstützung.

        Und der ganze „unbelastetere“ Rest? , der braucht plakativ gesagt vielleicht simpel&einfach massive Reduktion der Bildschirmzeit um wieder besser schlafen zu können.

      • 13 sagt:

        @ BS
        Ich verneine nicht den Stress durch digitale Nutzung resp. übermässigem Konsum. Aber es ist aus meiner Sicht einfach etwas kurz gedacht. Es gab auch schon Depressionen und Stressanzeichen bevor die digitalen Medien da waren. Vielfach wurden diese einfach nicht oder zu wenig beachtet. Sowohl während meiner Sekundarschulzeit wie auch während meiner Gymnasiumzeit gab es je einen Selbstmord von Schülern und wir hatten weder Handys, noch Tablets oder 24 Stunden Internetzugang. Sie schreiben einerseits „eine der Problemverursacher“, was ich bejahen würde und andererseits vom „heissen Eisen“ als wäre das das wirklich heisse und das andere nur „Pflästerlipolitik“. Das ist so aber nicht wahr

      • 13 sagt:

        @ tststs
        Auch hier bin ich der Meinung, dass die Schule es sich zu einfach macht. Oder was sagen Sie zur Aussage: „Ein Elternhaus kann für manche Kinder eine Herausforderung sein, je nachdem, wie in der Schule damit umgegangen wird, wird daraus aber Stress oder eben nicht!“? Komisch, oder? Ich persönlich gehöre durchaus zu denen, die die Schule gerne unterstützt, aber ganz sicher können wir nicht unser ganzes Leben darauf einrichten, dass mein Kind in der Schule keinen Stress hat. Es gibt auch ein Leben neben der Schule. Und ja, da läuft manchmal nicht alles nach Plan, manchmal stressig und manchmal auch erheblich schief. Das sind Tatsachen, die auch die Schule berücksichtigen muss, anstatt nur mit dem Finger auf die Eltern zu zeigen.

      • 13 sagt:

        @ tststs 2
        https://www.derbund.ch/schweiz/standard/jedes-fuenfte-kind-stoert-den-unterricht/story/schweiz/standard/jedes-fuenfte-kind-stoert-den-unterricht/story/26596087

        Jeder 5. Schüler soll ein Problemfall sein. Bei rund 1 Mio. Schüler sind das 200’000. Sagen wir, dass immer 2 aus einer Familie kommen, wären das 100’000 Elternpaare, die nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen. Ich zweifle etwas daran, dass das stimmt und dass das Schulsystem dabei gar keine Rolle spielt.

      • Reincarnation of XY sagt:

        13 – für mich denken Sie etwas zu viel in den Kategorien „wer ist verantwortlich/wer ist Schuld“.
        Darum geht es doch gar nicht. Es geht einfach darum: was sind die Herausforderungen/Probleme, wie können wir ihnen am besten begegnen.
        Das Leben ist nicht einfach, die Schule will Kinder zum Leben befähigen. Manche haben es schwieriger, manche einfacher. Manche können auch schwere Situationen ob zu Hause oder in der Schule gut ertragen, manche leiden mehr darunter.

        Ich persönlich glaube, dass die Zunahme psychischer Probleme nicht ein Zeichen der Verschlechterung unserer Lebensbedingungen sind, sondern dass wir sensibler geworden sind und nicht alles als gegeben hinnehmen.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Wenn ein Kind ständig den Unterricht stört, dann kann, muss aber nicht die Erziehung der Eltern schuld sein.
        Aber es wäre gut, wenn man dann mit den Eltern am gleichen Strick ziehen würde. Dann wäre nämlich auch der Frust der Lehrpersonen etwas geringer.
        Ansonsten: Klar, wir haben uns ein Schulsystem gewünscht, das vollständig integriert. Das individuellen Unterricht bietet und Frontalunterricht verpönt. Wir haben laufend Gruppenarbeiten und wechselnde Besetzungen, weil ständig noch etwas anderes läuft, inklusive wechselnde Lehrer, die gleich zu mehreren im Zimmer sind und alle nur teilzeit da sind. Unruhe ist Standard geworden. Natürlich stresst das!

      • 13 sagt:

        @ roxy
        Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum die Ursachen von Problemen zu erforschen, um es dort bekämpfen zu können.

        @ sp
        Richtig. Das Elterhaus spielt eine Rolle, eine grosse sogar, aber nicht ausschliesslich.
        Betreffend der Schule bin ich nicht sicher, ob deine Interpretation richtig ist. Es ist ja nicht so, als hätte die klassische Schule früher keinen Stress für manche Schüler bedeutet. Es war vielleicht höchstens einfacher, sich beim Frontalunterricht zu verstecken. Hingegen wären die Erwartungen, Lernziele durchaus eine Betrachtung wert. V.a. wenn wir immer jüngere Schüler haben.

      • Sportpapi sagt:

        @13: Betrachten kann man auch das, und natürlich spielen viele Faktoren zusammen. Aber für mich ist die Schule heute äusserst unruhig, mit vielen Bezugspersonen (und in der Betreuung noch einmal weitere), mit viel Lärm. Und dann erwartet man noch Selbstständigkeit, mit Wochenplänen etc. Und überfordert auch damit viele.
        Ich habe in den letzten 20 Jahren ja viele Kinder und Jugendliche erlebt. In der Regel hatte ihr Stress weniger mit der tatsächlichen Belastung in Stunden zu tun, sondern mit (fehlender) Arbeitshaltung und Organisation. Deshalb können einige Kinder neben der Schule täglich trainieren (oder musizieren, oder…) und haben alles im Griff und sind selten gestresst. Und andere schaffen schon die Anforderung der Schule nicht.

      • 13 sagt:

        @ SP
        Ich sprach nicht von der Belastung in Stunden, sondern von Erwartungen. Dass sich die Kinder selber organisieren und die Arbeit (welche aber vorgegeben ist) selber einteilen, ohne dass das zuvor geübt, angeschaut und begleitet wurde, ist selbstverständlich auch eine solche Erwartung, die sehr hoch ist.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.