Danke, liebe Hebamme!
Nach der Geburt meiner Tochter wollte ich Hebamme werden.
Meine Absicht drückte jedoch weniger den Wunsch nach einem Berufswechsel als vielmehr meine grosse Hochachtung vor dem Hebammenberuf aus. Isabel hiess unsere Hebamme, und sie hat unserer Tochter das Leben gerettet.
«Ich spüre das Kind weniger», sagte ich zu der fremden Frau am Telefon. Nach Stunden des Zweifelns hatte ich mich endlich dazu durchgerungen, die Klinik anzurufen. Die Hebamme zögerte. «Haben Sie Angst?» fragte sie. Ja, hatte ich, grosse sogar. «Ein bisschen», antwortete ich und sie forderte mich auf, vorbeizukommen. Ich war erleichtert, und doch war es mir peinlich. Erst vor vier Tagen hatte die Gynäkologin bestätigt, dass alles normal war. Sicher machte ich mir unnötige Sorgen.
Vertrauensperson innert weniger Momente
Isabel empfing mich freundlich. Sie blieb ruhig, als sie das CTG anhängte und das Kind nicht mehr auf Bewegung und Geräusche reagierte. Sie blieb auch ruhig, als zwei Ärzte ins Zimmer stürzten und mir nach dem Ultraschall erklärten, dass die Blutzufuhr zum Kind reduziert war und es unverzüglich zur Welt gebracht werden musste. Sie blieb ruhig, als sie mir die Infusion stecken musste, während ich noch einen einzigen Telefonanruf machen durfte. Zu mehr blieb keine Zeit. «Schaffen Sie es alleine?», fragte sie mich. Ich zögerte und nickte dann. Ich war nicht alleine, ich hatte ja sie.
Im Operationssaal stand Isabel da wie ein Fels und sagte: «Super machen Sie das!» Dabei machte ich überhaupt nichts. Mein Kopf hatte auf Notfallmodus umgestellt. Äusserlich blieb ich ruhig, doch die Anspannung und Angst liess jeden Muskel meines Körpers unkontrolliert zittern. Ich liess Isabel nicht aus den Augen, doch plötzlich war sie weg. Ich wurde unruhig. Nur wenige Sekunden später tauchte sie an meiner Seite wieder auf und streckte mir ein winziges, blutverschmiertes Bündel entgegen. Meine Hände waren am Operationstisch angebunden und so sagte ich etwas unbeholfen «Hallo!» zu dem kleinen Wesen. Sogleich verschwand Isabel samt Kind. Ich machte mir Sorgen um meine Tochter, aber ich wusste, dass sie in Isabels Händen gut aufgehoben war. Noch vor einer Stunde hatte ich diese Person nicht gekannt, und nun vertraute ich ihr blindlings. War das normal?
Meine Hebamme war mein grosses Glück
Kurze Zeit später legte Isabel mir meine Tochter das erste Mal auf den Bauch und half danach, mich auf die Station zu bringen. Im Zimmer angekommen, griff sie in ihre Schürzentasche und stellte sorgfältig vier Fotos auf den Nachttisch, die sie kurz nach der Geburt von meiner Tochter gemacht hatte. Bevor sie ging, bot sie mir an, jederzeit für ein Gespräch bereit zu sein, falls ich mit der Situation hadern und mich die «Hätte ich doch, wieso denn nur und warum gerade ich?»-Fragen quälen sollten. Und dann sagte sie: «Vergessen Sie nie: Sie sind genau zum richtigen Zeitpunkt eingetreten. Früher hätten wir Sie vielleicht wieder nach Hause geschickt, und später wäre es vielleicht – zu spät gewesen.» Diese Worte sollten mich in den kommenden Jahren noch oft über alle Schwierigkeiten hinwegtrösten. Sie haben bis zum heutigen Tag nichts an Wichtigkeit eingebüsst.
Am 5. Mai wird der internationale Hebammentag in mehr als 50 Ländern gefeiert, um Hebammen und ihre Arbeit zu ehren. Nicht allen Gebärenden erging es so gut wie mir, das bin ich mir bewusst. Doch all denen, die «ihre» Hebamme als das grosse Glück der Welt empfanden: Vielleicht ist heute der Tag, ihr (wieder einmal) ein kleines Zeichen der Dankbarkeit zu schicken.
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74 Kommentare zu «Danke, liebe Hebamme!»
Ihr Artikel hat mich zu Tränen gerührt – schön, dass Sie eine so wunderbare Hebamme bei der Geburt Ihrer Tochter haben konnten! Auch ich durfte bei meiner Geburt auf die Unterstützung der Hebammen zählen und bin unendlich dankbar, dass sie mir so die Geburt erleichtert haben.
Also eigentlich haben ja die Aerzte ihre Tochter gerettet, oder?
Es erstaunt schon, das hier hauptsächlich Männer kommentieren und dann noch so kritisch. Wo liegt ihr Problem?
Hab zwei Mal natürlich im Spital geboren, ohne Schmerzmittel und ohne Arzt. Nicht weil ich es so ideologisch gewünscht hätte, sondern weil alles so schnell ging. Beides Mal wurde ich durch die jeweiligen Hebamme „gerettet“. Beides Mal haben sie mich grossartig begleitet und den Weg gezeigt. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Sie waren beides Mal meine Heldinnen und ich werde ihnen immer dankbar verbunden bleiben.
Und sorry, liebe Männer, diese Erfahrung kann nicht mit einer Univorlesung verglichen werden… Das wäre absurd.
Herzlichen Glückwunsch zum Neugeborenen.
Die Univorlesung kam von mir (Frau) Und bezog sich ausschliesslich auf den Applaus. Natürlich ist die Erfahrung nicht vergleichbar. Das wurde so auch nicht gesagt.
Ansonsten kann ich nur sagen: Es ist eine Dienstleistung, die von Frauen angeboten wird und anderen Frauen dient. Es überrascht damit nicht, dass es wenig Anerkennung gibt. Oder kennen Sie irgendeinen „Frauenberuf“, der hochgeschätzt wird? Eben.
Hm. Am Tag des Bauarbeiters denken wir dann mal über die Wertschätzung gegenüber Männerberufen nach.
Doch, ich finde man schätzt Menschen in Sorgeberufen eigentlich weit mehr, und sagt das auch, und bedankt sich, als in den meisten anderen Jobs. Ist ja auch logisch.
Nicht logisch ist hingegen, dass ein Beruf weniger anerkennt ist, weil er von Frauen ausgeübt wird.
„Nicht logisch ist hingegen, dass ein Beruf weniger anerkennt ist, weil er von Frauen ausgeübt wird.“
Ja, genau. Logisch ist das nicht, aber eine Tatsache. unter anderem und insbesondere auch finanziell…
@13: Also wechseln wir jetzt von Anerkennung, Hochachtung zur finanziellen Frage. Obwohl das ja teilweise auch in Konkurrenz steht.
Unbestritten ist, dass Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt werden, tendenziell schlechter bezahlt werden. Weniger klar sind die Begründung dafür sowie Lösungsansätze.
@ Sp
Warum in Konkurrenz? Für mich gehört das zusammen. Im Job ist nun mal der Lohn auch ein Teil der Anerkennung. Sowohl gegenüber ganzen Berufsgruppen, wie auch gegenüber einzelnen Mitarbeiter. eine Lohnerhöhung für gute Arbeit ist ja gang und gäbe.
Was ist denn Deine Begründung dafür, dass „Frauenberufe“ schlechter bezahlt sind? Was die Lösungsansätze?
@13: Weil „Berufung“ eine Art Geldersatz ist. Warum sollte man jemandem viel Geld zahlen, der das auch, und erst noch begeistert, für wenig Geld macht?
Die Begründung für die tieferen Frauenlöhne scheint mir klar. Weil Frauen zu wenig auf den Verdienst achten, solange der Job irgendwie sinnstiftend ist. Weil sie nie davon ausgehen, dass sie dereinst mit dem Geld mal eine Familie ernähren müssen – und fürs eigene Leben reichts. Es gibt nicht mehr Lohn, solange genügend Frauen bereit sind, für zu wenig Geld zu arbeiten.
„Es erstaunt schon, das hier hauptsächlich Männer kommentieren.“ Hm ja. Was hält die Frauen davon ab? (sofern es überhaupt stimmt)
@13 „Es ist eine Dienstleistung, die von Frauen angeboten wird und anderen Frauen dient.“
Die Mehrheit der Gynäkologen in der Schweiz sind Frauen, die Dienstleistungen für Frauen anbieten.
Bitte erläutern Sie, worin dann der Unterschied in der Berufsausübung zwischen der Hebamme und der Gynäkologin liegt.
@ Anh
Der Frauenanteil in der Gynäkologie ist aber mit etwas über 50% erheblich kleiner als bei Hebammen, wo er praktisch 100% beträgt. Und je höher die Position, desto grösser ist der Männeranteil. Je höher der Männeranteil, desto mehr Anerkennung. Das bestätigt es durchaus, was ich gesagt habe. Selbstverständlich ist das Geschlecht bei der Anerkennung eines Berufes nicht das einzige Kriterium. Ausbildung, Anteil inländischer Arbeiter etc. spielen auch eine Rolle.
Hebammen machen nicht einfach ihren Job, sondern sehen diesen als Berufung. Sonst wählt eine Frau nicht diese anspruchsvolle Tätigkeit als Broterwerb. Sie begleiten die Schwangeren vor, während und nach der Geburt und sind dadurch vertrauter mit der jeweiligen Situation als es ein Arzt je sein kann. Er kann schlicht nicht nachvollziehen, was vor allem psychisch vor sich geht bei der Schwangeren. Sie ist im Ausnahmezustand und bedarf einer entsprechenden Behandlung. Die Hebamme schätzt die Lage ein und reagiert entsprechend ruhig wie im Artikel eindrücklich beschrieben. Ihr gehört mehr Kompetenz und auch finanzielle Entlöhnung als im Istzustand. Deshalb ist so ein Internationaler Hebammentag nötig. Danke!
Hebammen sehen ihren Job als Berufung: Die sind also auf einer Mission, im Auftrag einer höheren Macht die sie berufen hat unterwegs, nichts kann sie aufhalten.
Ärzte wurden Arzt, weil es dafür viel Kohle gibt.
Wissen Sie was? Mir ist jemand, der seinen Beruf wählte, um Geld zu verdienen lieber als Dienstleister als jemand der ihn aus „Berufung“ wählte:
Der Berufene dient dem, der ihn berufen hat, der mit pekuniären Interessen dem, der ihn bezahlt, also mir als Kunden.
Nein ich glaube nicht, dass Hebammen berufen wurde, nicht mehr oder weniger als Ärzte oder Velomechaniker, ich will nur ausdrücken, dass ich dies für gar nicht wünschenswert halte.
„Hebamme aus Berufung“ passt wunderbar zu den „ideologischen Grabenkämpfen“ die manche Hebammen führen und genau in Ihren Beiträgen, sehr geehrte Widerspenstige und 13, zum Ausdruck kommen:
Hebammen sind die hohen Priesterinnen der radikalen Feministinnen. Die Nachfahren der mittelalterlichen Hexen. Schulmedizin ist männlich patriarchal dominiert und damit abzulehnen, die weibliche natürliche Intuition ist viel besser.
Manchmal sind Ihre Analysen nachgerade unnachahmlich, AT.
😀
Das verrückte ist, ideologisierte Leute können nicht anders, als wider Willen auch das, was sie als Vorurteile sehen, immer und immer wieder zu bestätigen.
Schaust Du gerade in den Spiegel, Martin?
„Ich (und wir Ärzte im Allgemeinen) schätzen Hebammen sehr, aber sie sind halt ideologisch völlig verblendet“ reiht sich nun mal in die Reihe jener relativierenden Aussagen, die halt noch nie glaubwürdig waren und es auch nie sein werden („Ich bin kein Sexist, aber Frauen sind…“, „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber….“ etc.)
Wäre den Herren lieber gewesen, wenn die Hebamme bei ihrer Geburt einen 0815-Job gemacht hätten und nach Feierabend den Dienst anderen überlassen hätten ohne Überstunden zu machen? Ich weiss nicht, ob Sie hier mitkommentieren könnten, wenn dem so gewesen wäre. Jedes Kind kommt – wenn immer möglich – mit Hilfe einer Hebamme auf die Welt. Sie reagiert situativ und holt ärztliche Hilfe, wenn es nötig ist. Ihre fachliche Qualifikation hat viel mit Intuition zu tun und ist somit eine spezielle Qualität. Wir sollten dankbar sein, dass es immer noch Hebammen gibt und Gebärende nicht auf einen rein technisch-medizinischen Geburtsverlauf angewiesen sind wie bei einem Kaiserschnitt.
Also bei der Geburt unseres Kindes wechselten die Hebammen, bei Schichtende kommt die Ablösung, so ist das überall, wo 24 Stunden gearbeitet werden muss.
Ok, bei Assistenzärzten soll Schichtende nach 72Stunden auch nicht unüblich sein.
Also die Hebammen arbeiten durchwegs im Schichtdienst, was ja so auch in Ordnung ist. Wenn schon, sind es die Ärzte die durcharbeiten, und bei denen man dann gerne mal das Wort „Berufung“ in den Mund nimmt um teils rechtswidrige Arbeitsumstände zu rechtfertigen.
Daher hat der Begriff aus dem Mund von Leuten, die grundsätzlich nicht so arbeiten, immer eine spezielle Note.
Ich habe grundsätzlich Respekt vor jeder Berufgsgruppe – aber für die Hebammen ganz besonders. Das ist ein unglaublich taffer (und sicher auch schöner) Beruf der viel zuwenig wertgeschätzt wird, von der Bezahlung fangen wir gar nicht erst an. Deshalb DANKE an alle Hebammen da „draussen“, die sich Tag und Nacht für Schwangere und Babies einsetzen.
Es hat schon immer motivierte Leute gegeben die anständig arbeiten. Und Kunden die ebenfalls freundlich sind. Aber es gibt sie weniger und weniger, der Stress und den Mangel an Anstand sind schuld.
Frauen sollten vor allem mal aufhören, einen Kaiserschnitt als Versagen anzusehen. Oder sollen sich herzkranke Männer auch nicht operieren lassen, weil es „früher auch ohne ging“ und darauf hoffen, dass die Pumpe noch lange genug mitmacht? Aber zum Thema: es gibt leider auch genügend Hebammen, die alles so natürlich wie möglich haben wollen, ja keine Mitteli, Ärzte etc, egal wie schlecht es Mutter und Kind geht, und diese sind gefährlich.
Falls Sie fliegen, klatschen Sie bestimmt auch Beifall wenn es den Piloten gelingt, das Flugzeug zu landen und das erst noch am ursprünglich vorgesehen Zielflughafen.
Auch Konzertpianist ist ein Job und trotzdem bekommt er Beifall. Nach einer Vorlesung an der Uni wird auch auf die Pulte geklopft als Anerkennung für den Dozenten, für den das auch ein Job ist. Und es soll auch Menschen geben, die einer Verkäuferin danke sagen, auch wenn sie nur ihren Job macht….
Hat natürlich auch ein bisschen etwas mit Anstand zu tun…
Also sollte man auch einen Tag des Unidozenten und einen für die Konzertpianisten einführen?
Es ist ein Unterschied, ob man sich bei einer konkreten Person für eine gute oder gar aussergewöhnliche Dienstleistung bedankt oder einen Berufsstand lobhudelt. Das ist genauso bescheuert, wie gewisse Berufsstände zu verteuflen, ob Banker oder Politiker. Es gibt sogar viele Zuhälter(Innen) auf dieser Welt, denen die Prostituierten dankbar sind für einen guten Job.
@ Anh
Nein, denn diese bekommen ja eben schon genug Beifall. Gerade diejenigen, deren Anerkennung normalerweise mit langen Diensten und schlechter Bezahlung gezeigt wird und die trotzdem sehr wichtige Dienste leisten, indem sie die „Halbgötter in weiss“ unterstützen, denen darf man schon mal in globo danken. Zu den ZuhälterInnen äussere ich mich nicht. Das ist schlicht zynisch.
@Anh Toàn
Es gibt noch weit dämlichere Gedenktage: Tag des Übersinnlichen, Tag der Teppichfalte, es gibt den no pants day, den world veterinary day usw. Persönlich finde ich es daher durchaus angebracht, auch bestimmte relevante Berufsgruppen die einen unspektakulären aber unentbehrlichen Job machen, entsprechend zu würdigen. Auch ohne Sondereffort.
Meine Tochter ist Hebamme und ich sage Ihnen, dieser Beruf ist eine Berufung und verlangt sehr viel ab. In den meisten Spitälern arbeiten sie zu drei Schichten, dass heisst sie arbeiten abends, nachts, Wochenden und Feiertagen. Wie gesagt, dieser Beruf ist eine Berufung, umso unschöner ist ebenfalls ein Jahrestag indem Frauen, die sich beklagen, dass sie einen Missbrauch durch die Geburt erlebt hatten und somit einmal im Jahr eine oder mehrere Rosen als Protest vor die Spitälern legen. Natürlich ist eine herkömmliche Geburt sehr schmerzhaft, aber den Hebammen einen Missbrauch vorzuwerfen, wenn es schnell gehen muss nenne ich zivilisationsgestört und ihr Kommentar geht genau gleich in die selbe Richtung. Sind wir doch dankbar um Personen die zum Dienst der Menschen arbeiten. Schöner Beitrag
„Im Operationssaal stand Isabel da wie ein Fels….“
Ja hoffentlich rannte sie nicht rum wie ein Huhn, ist ja Hebamme, denke ich da.
Wenn Hebammen unterbezahlt sind, hilft ein Tag der Hebamme höchstens, dies zu zementieren. Lippenbekenntnis.
@13: Zumindest beim Dozenten gibts das nach meiner Erfahrung auch immer weniger. Heute kann der eher froh sein, wenn die Studenten zwischendurch von ihrem Smartphone aufschauen und ihn nicht für jede vergebene Benotung verklagen..;)
Ich halte es für wichtig in dem Sinne, dass wir nicht Menschen in Schubladen einordnen sollten und anhand dieser Schubladen beurteilen, vorverurteilen sollten. Egal ob wir diese Schubladen anhand von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung oder eben Beruf machen. Und nicht weil dies ethisch, moralisch verwerflich ist, sondern weil es schlicht falsch ist.
@ Chr. Bögli
Da unterscheiden sich unsere Erfahrungen. Zwar sind es schon ein paar Jahre her, seit ich den regulären Unibesuch hinter mich gebracht habe, aber auch von Kollegen, die an der Uni blieben, hätte ich diesbezüglich keine Klagen gehört. Bei Weiterbildungen ist es ohnehin noch das Übliche.
Der Text erinnert mich an den Sketch von Monty Phyton: „Bycicle repair man“:
Wann immer Fahrräder defekt sind, oder vom internationalen Kummunismus bedroht, ist bycicle repair man zur Stelle.
Weil es ist der Arbeitsalltag für einen Fahrradmechaniker.
Was eher einen Artikel verdienen würde ist, wie unterbezahlt Hebammen sind. Und das haben sie durchaus mit Velomechanikern gemein.
Schöner Text.
Verständlich auch die Dankbarkeit gegenüber der Hebamme, als DER Ansprechpartnerin in allen Belangen der Begleitung durch den Geburtsakt. Was letztendlich auch Kernaufgabe der Hebammen ist und bleibt.
Hinter der Bewältigung solcher nicht so seltenen Notfallübungen stehen jedoch ganze Teams, worin die Hebammen eingebettet sind. Dies geht gerne vergessen, was nicht so schlimm ist. Schlimm ist, dass ein Teil der Hebammen sich nicht als Bestandteil eines Geburtshilfeteams verstehen, sondern auf dem Buckel der Gebärenden irgendwelche ideologischen Grabenkriege führen.
Schön, sind Sie nicht an eine solche geraten. Falls das aber mal der Fall sein sollte, ist allen Gebärenden zu raten, dies nicht einfach zu akzeptieren sondern FRÜH die eigenen Bedürfnisse zu deklarieren.
Hast Du einen Beleg für Schäden oder gar Todesfälle, die durch „ideologische Grabenkämpfe“ der Hebammen entstanden sind? Ganz ehrlich, ich höre das immer wieder, auch von meinem früheren Gynäkologen, aber wirklich gesehen hätte ich es bei drei Geburten und mehreren Hebammen nicht. Auch im Umfeld wäre mir kein einziger Fall bekannt. Im Gegenteil habe ich empathische Frauen erlebt, die zur Unterstützung da sind, aber sich gleichzeitig ihrer Grenzen sehr bewusst sind. „Ich denke, dass alles in Ordnung ist, aber werde zur Sicherheit noch den Arzt bitten, sich das anzuschauen“ war eigentlich ein Standardspruch. Richtig ist sicher, und das zeigt auch die Geschichte von Frau Hoffmann, dass das Bauchgefühl der Mutter eine bedeutende Rolle spielen kann.
Lieber Herr Frey, können Sie mir ein Beispiel nennen mich würde interessieren was Sie genau meinen.
PS: Auch wenn es nicht um Geburten geht: Nach nun einer Woche Kinderspital ist mir einmal mehr bewusst, dass viele Ärzte viel besser mit einem Skalpell als mit Menschen umgehen können. Umso dankbarer ist man, dass es da Menschen gibt, die diesen die offenbar grosse Bürde der Kommunikation mit den Patienten resp. eben Eltern abnehmen. Wie die Pflegeleute oder eben Hebammen. Wie schon öfters lautet leider mein Fazit: Medizinische Behandlung top, aber wenn ich auf der menschlichen Ebene so mit meinen „Kunden“ umgehen würde, hätte ich keine mehr…
Warum also die Hebammen (wie auch Pflegefachpersonen und auch -assistentInnen) mal ehren. Verdient haben sie es allemal.
@13 Genau was auch Ihr Text ausdrückt, stört mich am Text:
Ich habe nichts gegen Ehrung von jemanden, der eine aussergewöhnliche Leistung vollbracht hat, aber warum eine Berufsgattung lobhudeln?
@ Anh Toan
Es gibt auch einen Muttertag… warum sollte man diese ehren? Ist doch nur ihr Job? Und es gibt auch einen Tag der Hauswirtschaft, an dem in unserem Betrieb die Reinigungsfachleute mit Blumen und Znüni geehrt werden. Für mich ist so eine Ehrung einfach auch mal ein „Danke“ sagen. Egal welcher Berufsgruppe gegenüber. Und ja, es ist „nur ein Job“ – aber den Menschen dahinter bedeutet ein „Danke“ oft sehr viel. Anerkennung, Wahrnehmung, Lob… wie auch immer man es ausdrücken will. Das macht das menschliche Miteinander doch auch aus. Und nur der Lohnzettel am Ende des Monats macht mich nicht zufrieden. Es ist doch ganz schön, wenn mir auch mal jemand danke sagt für meine Arbeit. Auch wenn diese ganz selbstverständlich ist. Mit Lobhudelei hat das nichts zu tun.
@13
„Medizinische Behandlung top, aber wenn ich auf der menschlichen Ebene so mit meinen „Kunden“ umgehen würde, hätte ich keine mehr…“
Mir hingegen fehlt jegliches Verständnis für Menschen, die auf eine hervorragende fachliche Dienstleistung verzichten, bloss weil ihnen der/die Dienstleistende menschlich nicht passt.
Oder anders gefragt: Was nützt mir der aller-sympathischste Arzt, wenn er die Operation verpatzt?
@ Röschu
Meinen Sie wirklich mich? Ich habe ja auf keine Leistung verzichtet und würde ich auch nicht. Darum bin ich ins Kinderspital und weder zu einem Schamanen, noch das Kind mit irgendwelchen Kügeli vollgestopft….Dass aber Patienten und Eltern über Operationen und ihren Verlauf, egal wie handwerklich top sie ausgeführt werden, informiert und aufgeklärt werden möchten und zwar nicht erst 3 Tage später, gehört aus meiner Sicht zur Dienstleistung dazu. Ich stelle da einfach fest, dass manche Berufsgruppen, und ich kann nie für alle sprechen, es nicht nötig haben, einen guten Eindruck beim „Kunden“ zu hinterlassen, da sie eh immer genügend haben. Umso schöner, gibt es eben Menschen, die diese Seite auch sehen. Deshalb lasse ich aber keine Hebamme operieren.
Lieber Martin Frey
Sie haben Recht, in den meisten – und speziell in meinem Fall- war es ein Team, das hervorragend zusammenspielte: das Ärztinnenteam, die Anästhesie, Pflegefachkräfte, Hebammen und viele mehr. Ich habe sie nicht vergessen, im Gegenteil. Und trotzdem war die Hebamme entscheidend, in vieler Hinsicht.
Liebe Frau Hofmann
Sie haben sie nicht vergessen, trotzdem aber mit keiner Silbe erwähnt. Da stellt sich, völlig unbesehen vom „Tag der Hebammen“ doch die Frage, weshalb?
Mein Eindruck ist, basierend auf Ihrer Erzählung, dass diese gute Hebamme in allen menschlichen und kommunikativen Belangen für Sie da war, die nötige Ruhe ausstrahlte, Sicherheit gab in Zeiten von Angst und Überforderung, sowie Sie insgesamt bestärkte.
Das sind alles soft Skills, wenn man so will. Aber in solchen Situationen extrem bedeutsame, und sie hinterlassen eine bleibende Erinnerung als DAS menschliche Gesicht der ganzen Episode die letztendlich glücklicherweise gut ausging.
@13
Falls du meinen Beitrag gelesen hast, sollte dir aufgefallen sein dass ich die Hebammen durchaus wertgeschätzt habe.
Eine Statistik über solche Dinge wird nicht geführt. Es ist aber selbstredend nicht von Vorteil @Stef, wenn Hebammen gegen Schulmedizin allgemein und gegen Ärzte insbesondere hetzen, und Gebärende dahingehend zu spalten versuchen. Mit Aussagen wie „glauben Sie den Ärzten kein Wort…, wollen Sie mit XYZ nur vergiften“ usw.
Ganz banale, nicht bedrohliche Nachteile können dadurch erwachsen, indem man Gebärenden zb eine PDA ausredet („können wir immer noch machen“) um nur wenig später süffisant zu konstatieren: „jetzt ist es dafür zu spät“. Um nur ein paar Bsp aus 1. Hand zu erwähnen.
Diese Sorte gehört einer Minderheit an. Aber es gibt sie.
@ MF
Danke für die Antwort. Wenn es aus 1. Hand ist, nehme ich das mal so hin. Oftmals ist es aber schlicht ein Vorurteil, dass Hebammen irgendwie esoterisch angehaucht sind und Ärzten grundsätzlich misstrauen. Das mag es durchaus geben, es sind auch nur Menschen, aber wie Du schreibst, ist es eine Minderheit. Eine kleine Minderheit, schätze ich sogar. Wieso also immer wieder auf diesen herumreiten, anstatt die gute Arbeit der Mehrheit stehen zu lassen?
Ich schliesse mich MF durchaus an, in meiner Erfahrung und in meinem Umfeld sind die Ärzte gegenüber den Hebammen offener eingestellt als die Hebammen den Ärzten gegenüber. Von den 7 Hebammen, die ich persönlich oder aus 1. Hand kenne, empfehlen 5 (erwiesenermassen) wirkungslose Kügelchen, betreiben Handauflegen zur „Energetisierung“ oder verteufeln den Kaiserschnitt. Eine rät explizit von Impfungen ab.
Ich selbst hatte eine wunderbare Hebamme, aber ich denke schon, dass sich in diesem Beruf überdurchschnittlich viele esoterische Überzeugungen finden, was im Einzelfall potentiell fatale Konsequenzen haben kann. Ich habe manchmal den Verdacht, dass es als Hebamme wichtig ist, „sich von der Medizin zu distanzieren“. Eigentlich schade, Hand in Hand wäre doch ein Gewinn für alle.
@13
„Oftmals ist es aber schlicht ein Vorurteil, dass Hebammen irgendwie esoterisch angehaucht sind und Ärzten grundsätzlich misstrauen.“
Auch darüber gibt es selbstredend keine Statistik, geschätzt dürfte es aber doch mehr als in der Durchschnittsbevölkerung sein.
„Wieso also immer wieder auf diesen herumreiten, anstatt die gute Arbeit der Mehrheit stehen zu lassen?“
Weil sie vielleicht an einer eminent wichtigen, nachgerade neuralgischen Position sitzen? Wo es schnell mal um entscheidende gesundheitliche Fragen geht, wo eigentlich Teamwork mit möglichst reibungsloser Zusammenarbeit gefragt wäre?
Dieser eher kleine, aber doch spürbar relevante Teil dürfte ihren Frust daraus ziehen, dass sie nach über tausend Jahren die alleinige Deutungshoheit in der Geburtshilfe teilen müssen.
@Lina Peeteebach
Danke. Ich wollte es nicht so drastisch ausdrücken, aber ja, ich schätze mal, Ihre Eindrücke sind durchaus repräsentativ.
@ mf
Dann die Gegenfrage: wie sind denn Ärzte den Hebammen gegenüber gesinnt? Von Teamwork zu sprechen, würde ja Beidseitigkeit voraussetzen. Diese ist aber nicht unbedingt vorhanden, wobei gerne die Meinung mitschwingt, dass das gar nicht nötig ist, weil die Ärzte ohnehin am Besten Bescheid wissen und die Hebammen ja eigentlich nicht brauchen.
Wie gesagt, bestreite ich nicht, dass es schwarze Schafe gibt, aber wenn ich Dich und Lina und Lia lese und den Fokus auf diese sehe, wird deutlich wie tief die Vorurteile sind.
@13
Du hast mich gefragt, und ich habe geantwortet. Ganz konkret. Und nun drehst du den Spiess um und kommst mit massenhaften Unterstellungen, obwohl du das Verhältnis von Hebammen und Ärzten wohl kaum schlüssig beurteilen kannst?
Lass dir gesagt sein, wenn es ein Problem zwischen Hebammen und Ärzten geben sollte, ist es iaR einseitig. Ärzte sind schlimmstenfalls den Hebammen gegenüber gleichgültig, iaR aber nicht. Denn jede/r hat im System, um darauf zurückkommen, seine Rolle und seinen Platz. Es sind aber gewisse Hebammen, die das Gefühl haben, Geburtshilfe müsse immer noch ohne moderne Medizin so à la Gotthelf funktionieren.
Dass jedoch Ärger auf sich zieht, wer permanent seine Grenzen überschreitet und Leute zu spalten versucht, dürfte auch für Dich nachvollziehbar sein.
@ mf
Ich drehe nichts um. Du hast den allerersten Kommentar zum Text gepostet und zwar mit einer (immer wieder geäusserten) Kritik an die Berufsgruppe.
Was ich über das Verhältnis weiss, habe ich aus eigener Erfahrung gesehen und zwar als Patientin. Es sollte eigentlich so sein, dass Patienten = Kunden nichts von Konflikt mitbekommen, wer sich also Patienten gegenüber pauschal abschätzig äussert, der zeigt damit völlige Respektlosigkeit. Und teilweise einfach, weil ich sehr viel lese.
Und so wie ich das sehe, ist es eher eine objektive Aussensicht.
Übrigens zur alleinigen Deutungshoheit: ich hatte eine Geburt, die im Geburtshaus begann. Bei der ersten Komplikation meinte die Hebamme, sie wolle einen Arzt. Also mit Blaulicht notfallmässig im Spital. Dort Arzt angepiept. Die Geburt ging weiter. Letztlich halfen tatsächlich zwei Hebammen „wie zu Gotthelf Zeiten“. Die Ärztin spazierte eine Stunde nach der Geburt, d.h. über 2 Stunden nach Spitaleintritt ganz entspannt mit einem Café in der Hand hinein und diagnostizierte, dass das Baby ja schon da sei. Nun, wer „wollte die alleinige Deutungshochheit“ oder ist medinzinkritisch und wer war letztlich da, während andere durch Abwesenheit glänzten? Hmm.
@13
Du hast irgendwo ein paar Bekanntschaften mit Ärzten gemacht die alles andere als Kommunikationsgenies waren, und erlaubst Dir deswegen nicht nur ein Urteil über die anderen sondern auch wegen deiner Einzelerfahrungen auch über das Verhältnis zu Hebammen? Und du wirfst uns Vorurteile vor?
Wie auch schon gesagt an anderer Stelle: Geburtshäuser verlegen zurecht bei der geringsten Möglichkeit von Schwierigkeiten oder Komplikationen. Das heisst aber noch lange nicht, dass diese Einschätzung stimmt, und es deswegen einen Arzt im Gebärsaal braucht. Im Spital kann man das nur viel besser einschätzen und hat die ganze Equipe Standby. Das Gros der Geburten wird auch da von Hebammen geleitet, und dann kommst du vom Hintergrund nichts mit.
Wie Du sagst: Aussensicht. Lass es dabei bleiben.
Objektive Aussensicht, wer selber drinsteckt, wird es natürlich anders sehen…
Nun, ich könnte jetzt mit gutem Gewissen sagen, da du noch nie geboren hast, kann ich eher einschätzen, welchen Wertdie Hebammen für die Gebärende haben. Und als Argumentation käme dann wohl, man bräuche keine Erfhrung für eine Meinung…Du wirst den Widerspruch selber feststellen können.
So oder so muss ich sagen, dass die Kommentare meine Meinung eigentlich bestätigen.
@13
„Objektive Aussensicht, wer selber drinsteckt, wird es natürlich anders sehen…“
…. und das sagen sicher auch die Leute, die in jedem Rechtsfall alles von vorne herein besser wissen. Oder dem Lehrer seinen Beruf erklären wollen nur weil sie selber mal die Schulbank drückten. 😉
Du kannst bei dem Thema einfach nicht über deinen ideologischen Schatten springen. Das ist offensichtlich.
Hm. Ich habe auch 3×5 Tage im Geburtshaus verbracht und durfte einige tolle Hebammen kennenlernen. Aber eine gewisse esoterische Ausrichtung war deutlich spürbar. Und klar auch, dass man uns darauf hingewiesen hat, dass die spätere Impfung der Kinder freiwillig sei, etc.
Und ich weiss, wie wichtig eine gute, vertrauenswürdige Hebamme für die werdende oder gewordene Mutter ist. Das führt aber auch zu zusätzlicher Verantwortung. Und ich habe erlebt, wie die Brustentzündung meiner Frau von der Hebamme über Tage mit Quarkwickeln „behandelt“ wurde, während Schmerzen und Fieber immer schlimmer wurden. Bis meine Frau dann doch in ärztliche Behandlung ging, in den Notfall überführt wurde und ein paar Tage im Spital bleiben musste. Da hätte ich mir ein früheres Einschreiten gewünscht!
@ Martin
Der persönliche Angriff ist nicht notwendig und der Diskussion nicht würdig..
Es geht nicht darum, jemandem den Job zu erklären. Ich kann sicher nicht besser unterrichten, als eine Lehrperson. Wie sollte ich auch? Aber wenn mir manche Lehrpersonen von „den Eltern“ (immer im Kollektiv) berichten und erklären, wie mühsam sie sind, dann halte ich das nicht für sehr objektiv, auch wenn ich nie abstreiten würde, dass es mühsame Eltern gibt. Ob das alle sind oder die Mehrheit bezweifle ich dann ein wenig. Und es ist auch ein offenes Geheimnis, dass Juristen gerne alles 1000 Mal absichern, weil sie überall ein Haftungsproblem wittern. Ich würde mich da nicht ausnehmen, dass die objektive Sicht schwierig ist, wenn man drinsteckt. Schade nur, wenn man gar kein Gehör dafür hat.
Welcher persönliche Angriff, 13?
Du bist Dir offenbar nicht bewusst, das sowohl die Begriffe „Berufung“ wie auch „Götter in weiss“ vorbelastet sind (du würdest es toxisch nennen). Kein Arzt würde sich je diesen Begriff verwenden, dafür aber typischerweise die Leute, die grundsätzlich etwas gegen Ärzte haben und ihnen im nächsten Nebensatz ans Bein p… wollen.
Nicht nur vermengst du in deinen Bsp. Pädiater und Gynäkologen, sondern du pauschalisierst.
Stell dir vor, wenn ich sagen würde: „Scheidungsanwälte sind korrupt weil ich selber mal einen korrupten Anwalt der FIFA kennengelernt habe. Auch er hatte ein abschätziges Verhalten gegenüber seiner Sekretärin, das haben Scheidungsanwälte sicher auch!
Ist meine objektive Aussenwahrnehmung, ich kann das besser als du beurteilen….“
@ Martin
„Welcher persönliche Angriff, 13?“ ->
„Du kannst bei dem Thema einfach nicht über deinen ideologischen Schatten springen. Das ist offensichtlich.“
Die Berufung kam nicht von mir. Gotthelf auch nicht. Erst recht kein Pauschalurteil. Meine Kritik war, dass bei einer Danksagung an die Hebamme sofort reagiert wurde und die schwarzen Schafe genannt. Und nicht nur von dir. Die Bemerkung, dass das wohl kaum die Mehrheit sein dürfte, wird weggewischt. Diese differenzierte Sicht verlangst Du aber bei Ärzten.
Und oh, ich kann Dir einen Haufen Anwälte nennen, die sich völlig daneben verhalten. Ob sie korrupt sind, weiss ich nicht, aber ihre Überheblichkeit und ihre Egozentrik sind für viele SekretärInnen sicher nicht angenehm. Ob es aber die Mehrheit ist, bezweifle ich.
@13
Ein länger Text zum Thema Ideologie wurde kassiert, daher nur noch folgendes;
„Und oh, ich kann Dir einen Haufen Anwälte nennen, die sich völlig daneben verhalten.“
Vorstellen kann ich mir das, aber das ist der Punkt: ich kann es selber nicht schlüssig beurteilen und würde es daher auch nie tun. Und mir ist dabei völlig klar, dass die wenigen, ehrlich gesagt eher durchzogenen Erfahrungen mit Juristen in meinem Leben dafür nicht ausreichen. Da verlasse ich zumindest mich lieber auf Leute deren Einschätzung ich grundsätzlich vertraue, die in der Branche zuhause sind, und von denen ich im Idealfall etwas lernen kann.
Vorgefasste Meinungen sind das Gegenteil davon.
Gut, Martin, ich belasse es dabei, dass ich keine Ahnung habe.
Ich komme dann aber gerne darauf zurück, wenn wieder einmal argumentiert wird, dass es keine Sexismus- oder Rassismus-Erfahrungen braucht, auch keine Erfahrung mit Schwangerschaft und Geburt oder gar Familienmodellen, um Meinungen zu bilden. Schliesslich kann man sich auch eine Meinung zur Drogenabhängigkeit machen, ohne selber Heroin zu konsumieren…
Das sind jetzt in meinen Augen wieder völlig unzulässige Vergleiche, 13.
Drogen, deren Konsum, und die damit verbundenen Probleme kann man studieren. Deren psychische Relevanz sowie die Beeinflussung des Sozialverhaltens merkt man, wenn man mit den Leuten beruflich enger zu tun hat.
Das ist m. E. nicht zu vergleichen mit zwischenmenschlichen Interaktionen in Arbeitsgebieten, die man selber nicht kennt, weil man nie in denselben Schuhen steckte. Nur weil ich tagtäglich an Baustellen vorbei fahre, heisst das noch lange nicht, dass ich das Klima und die Interaktionen auf der Baubranche kenne. Geschweige denn beurteilen kann, wie man Brücken saniert.
Wenn Du dazu fähig bist, umso besser. 🙂 Ich für meinen Teil stehe dazu, es nicht zu können.
@13
„Gut, Martin, ich belasse es dabei, dass ich keine Ahnung habe.“
Ich will Dir ja nicht zunahe treten, aber wir können auch gerne mal an der Stelle den Spiess umdrehen. Indem Du im Detail erläuterst, weshalb Du der Ansicht bist, die Thematik gleich gut (oder sogar besser? gemäss Dir) beurteilen zu können wie Leute, die sich berufsmässig seit Jahren in dem Umfeld bewegen?
Darauf wäre ich gespannt. Denn wie gesagt, ich lerne gerne dazu. Und vielleicht schätze ich Dich da falsch ein.
@ Martin
Entschuldige, der Vergleich der Drogensucht mit kam von Dir. Erinnerst Du Dich? Dies nachdem ich geschrieben habe, dass Du nicht beurteilen kannst, warum die Frage „woher kommst Du?“ nervig bis verletztend sein kann. Ich habe darauf referiert. Ich bin zu 100% einverstanden, dass der Vergleich hinkt. Hingegen ist für mich eine Erfahrung mit dieser und ähnlichen Fragen und diejenige von Interaktionen im Beruf durchaus vergleichbar.
Und nein, natürlich kann ich das nicht besser beurteilen. Damit die Beurteilung besser oder schlechter sein kann, bräuchte es ja hier eine absolute objektive Wahrheit. Davon gehe ich aber nicht aus, sondern nur von verschiedenen Sichtweisen, je nachdem wo man steht. Eine Hebamme würde dir kaum recht geben. Aber liegt sie damit falsch?
@13
Ich mag mich gut an die Diskussion erinnern. Sofern ich mich nicht irre, warst aber eher du es, die eine gewisse Deutungshoheit bei anderen Themen proklamiert, so zb bei Themen wie Rassismus oder Sexismus.
Damals wie heute bei dem Thema halte ich es aber für entscheidend, zwischen Wahrnehmung und Deutung (-shoheit) zu differenzieren. Die Wahrnehmung ist individuell und per se richtig, die Deutung nicht unbedingt. Nur weil man per se eine Erfahrung selber nicht gemacht hat, heisst das nicht unbedingt, dass man nicht mitreden kann, insbesondere wenn man die Thematik vertieft studiert. Man muss so gesehen auch nicht selber geboren haben um ein guter Geburtshelfer zu sein, egal in welcher Funktion. Und nur weil man es selbst schon erlebt hat, macht man es nicht zwingend besser.
@13
Vertieft eine Thematik studieren beginnt aber damit, möglichst unvoreingenommen mit allen möglichen Beteiligten Gespräche zu führen, im ein möglichst breit abgestütztes Bild zu erlangen, idealerweise mit Fakten unterlegt.
„Damit die Beurteilung besser oder schlechter sein kann, bräuchte es ja hier eine absolute objektive Wahrheit.“
Richtig, gibt es nicht.
„Davon gehe ich aber nicht aus, sondern nur von verschiedenen Sichtweisen, je nachdem wo man steht. Eine Hebamme würde dir kaum recht geben.“
Da wäre ich nicht so sicher. Die Meinungen sind da alles andere als gemacht, und Esoteriker können Leuten, die nicht so ticken, auch in dem Beruf ganz schön auf die Nerven gehen. Nur hört man diese Stimmen weniger, sie machen einfach gute Arbeit und beziehen ihr Selbstwertgefühl darüber.
@13
Was ich unter dem Strich für eine gefährliche Entwicklung halte: wir kommen gesellschaftlich immer mehr vom Austausch von Erfahrungen und Ideen weg, erleben dafür einen zunehmend totalitären Wettbewerb der Befindlichkeiten. Meist verbunden mit einer Verweigerungshaltung gegenüber anderen Erfahrungen und Meinungen.
So bin ich dezidiert nicht der Meinung, dass weisse Männer definitionsgemäss nur Täter sein, und nicht auch selber Opfer von Benachteiligungen, Sexismus wie auch Rassismus werden können. Selbst wenn in unseren Breitengraden die Wahrscheinlichkeit kleiner ist.
Trotzdem wird das gerne behauptet, meist mit dem Ziel, über eine selbst deklamierte Deutungshoheit andere Stimmen mundtot zu machen und einen Austausch abzuwürgen anstatt zu führen und Differenzen auszuhalten.
Das Hauptargument (mitunter das einzige) dieser Sorte Hebammen in solchen Diskussionen ist die Anzahl Geburten, die sie bis dato begleitet haben.
Ohne ins Detail gehen zu wollen (zu können), aber selber kenne ich zumindest einen Fall, wo das Kind jetzt tot wäre, hätte sich die Hebamme in ihrem Streit mit der Ärzteschaft durchgesetzt. Auch aus meinem engsten Umfeld kenne ich Fälle, wo Hebammen trotz tausenden von Geburten auf dem Buckel bis zum Schluss unbeirrbar falsch lag, mit gravierenden Konsequenzen.
Nochmals, das Gros der Hebammen macht ein schwierigen, anspruchsvollen Job, und sind auch aus der modernen Geburtshilfe unserer westlichen Welt nicht wegzudenken. Global gesehen gilt das noch viel mehr.
Und schwarze Schafe gibt es in allen Branchen.
„Und schwarze Schafe gibt es in allen Branchen.“
Sicher, das bestreitet ja auch niemand. Ich gehe ja davon aus, dass auch manche Mitglieder der „Ärzteschaft“ schon falsch entschieden hat und das Menschenleben kostete? Die Frage war eher: Wenn das Gros der Hebammen einen guten Job macht, warum kommt dann bei JEDEM Beitrag über die Hebammen wie hier gleich im ersten Beitrag dass es auch schwarze Schafe gibt. Das hingegen ist nicht unbedingt bei jeder Branche üblich.
@Martin Frey
Als Vertreter oder zumindest Verfechter der Schulmedizin werfen Sie den Hebammen „ideologische Grabenkriege“ vor. In die andere Richtung ist es doch aber genau so. Schulmediziner können/wollen sich nicht vorstellen, dass es auch wirksame alternative Methoden gibt.
@Röschu
„Schulmediziner können/wollen sich nicht vorstellen, dass es auch wirksame alternative Methoden gibt.“
Doch. Nur sollte sich das belegen lassen. Mehr verlangt niemand.
@Röschu: Wenn etwas wirksam ist, lässt sich das ja relativ leicht belegen. Und dann hat wohl niemand, der nach wissenschaftlichen Kriterien arbeitet, etwas dagegen einzuwenden. Dass man aber bis dahin nicht jede Behauptung irgendeines Quacksalbers glaubt, ist doch eigentlich selbstverständlich.