Hilfe, mein Kind sieht rosa!?
Die Tochter (3) küsst spontan das rosa Velo, das bei unserem Veloständer steht, sie schreit entzückt auf, wenn ich ihr ein lila Handtuch in die Hand drücke, Getränke konsumiert sie derzeit nur aus einem ganz bestimmten pinkfarbenen Becher; die Plüschbiene, die es für eine bestimmte Anzahl Märkli im Coop gibt, muss natürlich die mit der rosa Schleife sein – und die Unterhose muss pink sein, sonst zieht sich das Kind nicht weiter an. Und seit das Nachbarsmädchen im 1. Stock mit einem rosa Babywägeli durchs Quartier läuft, spricht das Kind vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen nur noch von diesem Gefährt. Willkommen in der Rosa-Phase. Widerstand ist zwecklos, was soll man schon dagegen tun?
Wie heftig und plötzlich diese Phase eingeschlagen hat, erstaunt mich trotzdem. Denn sie kam praktisch aus dem Nichts: Drei Jahre lang zogen wir dem Kind an, was wir wollten, respektive es zog an, was wir befahlen: marineblaue Pullöverchen, gelb gepunktete Hosen, graue Kapuzenpullover. Rosa Kleider, geschweige denn rosa Gegenstände interessierten die Tochter kaum. Kurz nach dem 3. Geburtstag begann die Sache zu kippen: Das Kind sammelte nur noch rosa Gegenstände im Haushalt zusammen, und in der Mädchenabteilung bei H&M bekam es Schnappatmung. Seither meide ich den Laden. Auch den Prinzessinnen-Lifestyle versuchen mein Partner und ich, so gut es geht, in Grenzen zu halten. Ein glitzerndes Disney-Röckli aus dem Brockenhaus solls vorerst richten.
Was passiert da im Mädchenkopf?
Ich habe nicht das Gefühl, meine Tochter verbringe viel Zeit mit anderen Mädchen in der Rosa-Phase; im Gegenteil. Sie verbringt ihre Freizeit mit Cousins, die vor allem mit Drachen, Kämpfen und Drachenkämpfen beschäftigt sind, oder mit ihrer besten Freundin, die derzeit eher darauf konzentriert ist, sich ab- und anzuziehen und sich selbst anzumalen. Und trotzdem ist ihre Freude nicht zu bremsen, wenn irgendein Gegenstand in ihre Nähe kommt, der pink oder lila ist. Diese crazy Euphorie, ausgelöst wegen einer Farbe, ist es, die mich gleichermassen fasziniert und abstösst. Ich kann nur davon ausgehen, dass die Beeinflussung im Alltag durch diese Farbtöne um vieles grösser ist als vermutet. Irgendetwas im Mädchenhirn muss da durchbrennen.
Und so lobe ich mir die alten Zeiten, als Rot die Farbe der Herrschenden war, sich Männer damit schmückten und kleine Buben Rosa trugen, während Blau für Mädchen bestimmt war: die Farbe Marias, die Farbe der Ruhe, der Weisheit und der Harmonie. Dass das eines Tages wieder der Fall sein könnte, bezweifle ich leider. Die Spielzeugindustrie wird schon dafür sorgen, dass das noch ein paar Jahrhunderte so bleiben wird.
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61 Kommentare zu «Hilfe, mein Kind sieht rosa!?»
Es geht vorbei. Tochter jetzt bald 10 hat Lieblingsfarbe Blau und Sohn 8 liebt Grün. Die Tochter hatte trotz Waldkindergarten und Unisex-Kleiderfarben ganz klar eine Phase in der sie Pink megmässig super fand, ganz zu unserer Unfreude.
Unser Sohn fand Fingernägel Lackieren auch toll, aber Pink interessierte ihn nie. Dafür ist er jetzt der stereotypische mega-Fussballer.
Alles in allem ist die Diskussion sowas von lächerlich und unwichtig, es sind einfach keine Probleme. Es ist nun mal so dass Frauen Brüste wachsen und Männer nicht, ob das was mit Farben zu tun hat – so what und who cares. Hauptsache sie sind gesund, können differenzieren und sind glücklich. Die Diskussion ist beschämend, es zeigt dass wir keine Probleme haben wenn wir über sowas bescheuertes diskutieren müssen.
Kann ich nachvollziehen, dass man bei so einer Pink-Attacke irritiert ist. Das meiste ist dem Kommerz geschuldet – oder der Peer-Pressure. Ich selbst kann mich nicht an eine Pinkphase in meiner Kindheit erinnern (80er-Jahre). Mein Sohn mochte die Farbe Pink auch am liebsten, bis er mitbekam, dass dies eine „Jungenfarbe“ ist. Sorry, aber das Konzept, auch noch Farben nach Geschlecht einzuteilen finde ich echt sehr bedenklich! Wieso soll man sich unnötig so einschränken? Gibt es denn bald noch Mädchen- oder Jungen-Essen?? Und in anderen Bereichen (Berufe, Sport) bemüht man sich ja gerade solche Vorurteile zu entkräften. Also Fazit – ich hoffe meine Kinder tragen noch weiter was ihnen steht und gefällt! Am besten gar nicht zum Einkaufen mitnehmen wenn sie noch klein sind!
Sorry, aber es gibt Menschen, die haben wirklich Probleme. Ich habe selber zwei Töchter und sage euch: Es geht vorbei. Ich muss ehrlich sagen, ich finde es Zeitverschwendung, so etwas so viel Aufmerksamkeit zu widmen. Dann haben sie halt eine Pink-Phase. So what.
Frage: warum muss man einem Kind die Lieblingsfarbe abreden oder quasi verbieten? Da man ja eh Kleider kaufen muss und Geschenke macht, können diese genauso gut pink sein, anstatt blau, ausser man liebäugelt damit, dass ein Nachfolgegeschwister ein Bub sein könnte, dieser die Kleider nachtragen soll und man aus Geiz dem Mädchen die Farbe pink verbietet.
Es ist nicht immer Geiz. Viele Menschen können sich nicht immer das Outfit leisten, welches halt grad favorisiert wird. Meine Tochter und ich mussten uns leider oft an dem orientieren was passte und für mich bezahlbar war und erst innerhalb dieses Spektrums durfte die Tochter ihren Geschmack einbringen.
Ich kenne (relative) Armut, habe diese selber erlebt, aber ich kann/konnte in den Geschäften keinen Preisunterschied zwischen rosa Kleidung und anderen Farben beobachten. Ich habe keine Mädchen und hätte mir bei der Jungskleidung auch etwas fröhlicheres gewünscht als immer nur blau und braun.
Diesen Beitrag verstehe ich einfach so, dass die Pinkwelle einfach nicht in die geschlechtslose Weltanschauung der Mutter/Eltern passt und man diese Anschauung dem Kind aufzwingen möchte.
Auch mit eingeschränktem Budget war mir immer wichtig, dass meinen Kindern die Sachen gefallen, die sie anhaben, zumal es für das Selbstbewusstsein nicht förderlich ist, wenn man sich nicht hübsch/gut angezogen findet.
Ich musste als Kind selber ungefallen rumlaufen und es hat mir nicht gutgetan.
Das ist überhaupt nicht nur bei kleinen Mädchen so. Unser 3-jähriger Sohn will auch nur noch alles in Pink. Sein Lieblingstier ist das Einhorn. Er liebt Regenbogen, Kleider und alles was glitzert und glänzt. Und Blumen und Schmetterlinge. Aber leider, leider weiss er jetzt schon, dass das „Meitlisache“ sind und es bricht mir das Herz. 50% von unseren Kindern wird einfach die beste Farbe der Welt mehrheitlich vorenthalten.
Er hat meine volle Unterstützung und darum einen rosa Velohelm, ein Kleid mit Einhörnern und Regenbogen und Regenstiefel mit rosa Streifen.
Ich pflichte ihnen bei. Der 5jährige Sohn der Nachbarn war vor kurzem im Zimmer meiner gleichaltrigen Tochter (ganz standardmässig mit ausgeprägter Pink-vorliebe), um sich ein Spielzeug zum Mit-nach-draussen-nehmen auszulesen. Er sagte zu mir, dass er gerne den pinken Ball nehmen würde, aber das ginge nicht, weil die anderen Buben aus seinem Kindergarten sagten, das sei nur für Mädchen. Auf meine Frage, ob ihm die Farbe gefalle, sagte er, ja, sehr. Ich ermutigte ihn, den Ball trotzdem zu nehmen, die anderen Buben würden es ja gerade nicht sehen. Es bricht einem das Herz, anders kann man es nicht beschreiben.
Also ich habe in meinem berufsleben festgestellt dass Leute welche immer helle Kleider tragen, viel oberflächlicher sind als jene die dunkle Farben tragen. Dunkle Kleider können auch von melancholischen Leute getragen werden, ich hatte eine Kollegin die war das ganze Jahr hindurch in schwarz. Das ganze Jahr ! Dann : wenn der Stoff gedruckt ist mit Motiven, also bunt, sei es pastel oder kräftige Farben, dann ist ein Zeichen der starken Persönlichkeit. Karl Lagerfeld sagte zu diesem Thema : die farbe beige sollte gar nicht existieren für Frauen, das schaltet sie aus ! Ich selbst trage fast nie unifarbige Kleider oder Blusen. Aber jedem das seine.
@Marie, Sie wissen aber dass Feministinnen Lagerfeld hassten? Und die Mitfeministinnen anfeuerten, seinen Tod nicht zu betrauern? Ich glaube mit Lagerfelds Meinung werden sie bei Feministinnen nur empörte Schnappatmung befeuern.
Mädchen lieben pink. Das liegt in der Natur, ist genetisch bedingt.
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Traurig finde ich, wenn hartherzige Eltern aus ideologischen Gründen dem Kind diese Freude nicht gönnen wollen. Da wird der zarten Kinderseele Gewalt angetan.
Was Sie alles über Genetik wissen! Wären Sie bitte so nett und könnten mit uns einen Link teilen, der dies auch belegt? Danke!
Wie wir alle wissen ist Evolution ein sehr langsam voranschreitender Prozess, und sich durchsetzende Merkmale müssen entscheidende Vorteile fürs Überleben bringen. Also zum Beispiel die Mutation zur Verträglichkeit von Laktose.
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Jetzt überlegen Sie mal, wie lange der Mensch schon existiert (homo sapiens) und dann überlegen Sie, wie lange die Farbe rosa als Mädchenfarbe gilt. Ich gebe Ihnen einen Tipp: der homo sapiens existiert seit mindestens 300’000 Jahren. Die Farbe rosa war bis vor ca. hundert Jahren noch eine Bubenfarbe.
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In diesem Kontext wäre ich froh, wenn Sie mir jetzt plausibel darlegen könnten, wie die Evolution innerhalb von hundert Jahren die Farbe rosa bei Mädchen genetisch einbrennen und gleichzeitig bei Buben eliminieren konnte. Danke.
@Albert, Fritz und Walter
Zur Beantwortung Ihrer Fragen müssen Sie nur die kleine Tochter der Autorin anschauen. Oder jedes andere Mädchen. Sie müssen nur die Augen aufmachen.
Dafür habe ich eine Frage an Sie: Warum sollte man etwas dagegen haben, das Mädchen gerne pink haben?
Ernsthaft?! Wie kann man Argumente mit Hand und Fuß derart übergehen? Schon mal daran gedacht, dass es vielleicht durch Umwelt und Gesellschaft geprägt wird? Genetik hat damit absolut nichts zu tun. Kleiner Tipp: schlagen sie mal einen Spielzeugkatalog auf- was fällt Ihnen da auf? Oder schicken Sie mal einen Jungen in einem Kleid in die KiTa. Oder ein Mädchen mit kurz geschorenen Haaren- die Reaktionen können Sie sich bestimmt vorstellen.
@Annie
Die Autorin dieses Artikels ist betont links und hat ihr Mädchen ganz progressiv erzogen, sich alle Mühe gegeben für eine Erziehung ohne „Geschlechterklischees“. Trotzdem hat das Mädchen riesige Freude an Pink. Sind Sie schon mal auf den Gedanken gekommen, dass es schlicht eine schöne Farbe ist? Und es keine fantastsischen Verschwörungstheorien braucht, um die Freude des Mädchens daran zu erklären?
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Meinen Bub werde ich sicher nie ein Kleid anziehen und mein Mädchen nie kurzscheren. Ich bin kein Kinderquäler. Und wenn Sie Ihre Kinder gern haben, dann sollten auch Sie solche Untaten nicht begehen.
Frau Schmid, schauen Sie mal die Farben an beim Aufruf zum Schweizer Frauenlauf.
Auch crazy Euphorie offenbar.
Da hat aber die Spielzeugindustrie nicht ausgewählt. Wer denn?
@Peter, das ist ein guter Hinweis: die feministischen Mütter wollen nicht, dass ihre Kinder Rosa aus freiem Willen auswählen. Sie wollen, dass sie Rosa tragen, um ihre feministische Gesinnung auszudrücken und Männer zu bekämpfen.
Einer der vielen Widersprüche in der feministischen Ideologie.
Vielleicht liegt es an der Mutter, welche Scheusslichkeiten wie „crazy Euphorie“ von sich gibt.
Guter Kommentar!
Zwischen 2 und 3 Jahre war dies bei meiner Tochter genauso!Sogar die Unterhose musste rosa sein!Danach kam violett,dann blau und grau.Es war als ob die Bekleidungsindustrie dies wusste.Je nach Alter waren nämlich die meisten Bekleidungsstücke genau in der gewünschten Farbe.Na ja nach grau kam schwarz,die längste Pahase.
Wahrscheinlich wollte Ihre Tochter jene Farben tragen, welche in den Geschäften am Häufigsten zu sehen waren und nicht umgekehrt.
Vergeht. Die schwarze Phase dauert meist länger…
Ich bin 44 und liebe (und trage) Pink immer noch. Und habe nicht das Gefühl, dass in meinem Hirn etwas durchgebrannt ist.
Kann mich nur anschliessen. Bin sogar 6 Jahre älter als meine Namensvetterin, trage gerne Pink.
Dem kann ich nur beipflichten und ich bin sogar 13 Jahre älter als beide vor mir schreibenden Natalies zusammen. Ich glaube auch nicht, dass Rosa zu Persönlichkeitsspaltung führt. Pink forever!
pink mit über 40 wirkt lächerlich.
Warum wirkt pink mit 40+ lächerlich ? Solche Äusserungen konnte ich noch nie verstehen. Ausser das jemand kaschieren möchte, das er gerne selber pink tragen möchte, es sich aber nicht traut !
Also ich kannte eine Frau (falls sie noch lebt ist sie über 70) welche nur pink/rosa/violet getragen hat, auch Socken und Unterwäsche und es wirkte tatsächlich lächerlich. Wie auch ü 25 mit Hello Kitty und dergleichen.
Kinder sind immer darum bemüht in ihrem Bewusstseinshorizont einen Platz zu finden. Dabei bearbeiten sie jeweils die Grenzen ihres Wahrnehmungumfelds. Ihr aktuellster Interessensstand besteht also darin sich auf Dinge zu stürzen, die sie gerade entdeckt haben. Was Sie Ihrer Tochter vorher angezogen haben kann da für sie nicht besonders entscheidend sein.
Hier kann ich nur Pinkie Pie von My Little Pony: Friendship is Magic zitieren: „Was ist falsch an rosa? Rosa ist eine tolle Farbe!“
rosa ok, aber nicht pink d.h. knallrosa. Wenn dazu die Frau noch dick ist ?
Ich bin stark übergewichtig und trage pink, weil mir die Farbe steht (eher dunkleres, kräftiges pink) , lege aber Wert auf Schnitt und Weite der Kleidung, damit es nicht zum „Miss-Piggy-Effekt“ kommt und die Rundungen und love-handles raus quellen. Gut, da achte ich bei allen Kleider drauf, egal welcher Farbe.
Und wo liegt jetzt das Problem?
Dass die Tochter etwas anderes will, als die rot-grüne, und somit totalitäre, Mutter. Das wird eine beschissene Kindheit.
@Moser: Netter Seitenhieb, aber leider ein Eigentor, weil bürgerliche/konservative Eltern erst recht nicht bekannt dafür sind, sonderlich tolerant bei abweichenden Vorlieben ihrer Kinder zu sein. Sowieso, wird nicht gerade von rechter Seite immer auf die antiautoritäre Erziehung eingeprügelt? Aber zeigt dann eine Mutter etwas persönliche Haltung und rennt nicht jedem Konsumirrsinn nach, der dem Kind eingepflanzt wird, ist es natürlich auch wieder nicht recht. Prinzipien gelten offensichtlich hüben und drüben nur solange es einem selbst gerade in den Kram passt..
Ist die Autorin schon so gross auf die Welt gekommen oder warum kann sie sich nicht an ihre Kleinmädchenzeit mehr einnnern ??? Ich konnte zu einer bestimmten Zeit nicht genug von Einhörnern bekommen. Ich hatte TShirts, Anhänger, Aufkleber, Bilder an der Wand, das volle Programm. Scheinbar sind das so Phasen, die man als Kind durchmacht.
Vor Jahren wurde am Unispital Zürich das Radiologiezentrum mit dem neuen Magnetresonaztomographen eröffnet. Es war ganz und gar in einem warmen Pink gestaltet, und es gab eine Informations-Tafel die das begründete: nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen wisse man, dass Rosa und Pink stimmungsaufhellend wirke und Ängste verringere. Weil der Aufenthalt in der „Röhre“ bei vielen PatientInnen Beklemmungen auslöst, hat man sich offenbar für diese Farbgestaltung entschieden. Da stand überdies, dass Blinde die positive Ausstrahlung von Pink und Rosa eindeutig spüren können. Das hat mich schwer beeindruckt. Ich bin zum Schluss gekommen, dass das die Erklärung für die Begeisterung kleiner Mädchen für diese Farben sein könnte. Sie tun ihnen wohl einfach gut in der Lebensphase.
Das müsste Buben dann ja gleichermassen anziehen?!
Sowohl in Altersheimen als auch in Spitälern arbeiten man seit Jahren mit unterstützenden Farbkonzepten. Dabei spielen blau (Farbe der Pflege) und die gelb- rot- braun Palette (soziale Farben) eine besondere Rolle, also auch Pink und Orange. Es hat schon eine anthropologische Berechtigung, Farben mit Mentalitäten und damit auch mit dem Geschlecht zu assoziieren.
Die Rosa-Euphorie hat meines Erachtens nichts mit Mädchen oder Junge zu tun. Wenn man den Knaben nicht einredet, dass Rosa eine Mädchenfarbe ist und sie diese ignorieren müssen, kommen viele von ihnen auch in diese Phase. Mit all den Ausprägungen, die im Text erwähnt sind (Trinkbecher, Puppenwagen,…).
Das stimmt nur bedingt. Ab so 2-2.5 Jahren beginnt bei vielen Mädchen diese Phase, also in einem Alter wo Geschlechterbewusstsein wie auch -Identitäten noch nicht gefestigt sind. Knaben machen solche Phasen iaR nicht durch.
Und genau da bin ich anderer Meinung. Ich kenne eben diverse Jungen, die diese Phase auch durchlaufen (haben). Solange, bis ihnen vom Umfeld / der Gesellschaft eingeredet wird, dass sie diese Phase als Junge nicht haben dürfen weil rosa eine Mädchenfarbe sei.
Selber trage ich auch ganz gerne solche Farben, Frau Junker. Nur heisst das sowenig wie Ihre Beispiele. Zu dem Thema gibt es aber Untersuchungen.
@Frey: Es gibt durchaus viele Buben, die solche Phasen durchlaufen, gerade in dem Alter. Eben gerade weil das „Geschlechterbewusstsein“ bzw. entsprechende Klischees dann noch nicht eingebrannt sind. Das legt sich bei Buben bloss viel schneller weil sie sehr schnell über den geernteten Spott durch (ältere) Kameraden lernen, dass das nicht angebracht ist. Sofern die Eltern das öffentliche Auftreten damit nicht aus Angst vor den Reaktionen gleich unterbinden. Was wohl in der Mehrzahl vorkommt, weshalb man (öffentlich) dann eben auch fast keine pinken Buben sieht..
Können Sie bitte die von Ihnen genannten Untersuchungen verlinken / referenzieren, damit sich jeder sein Bild davon machen kann?
@Junker
Nur ein Beispiel auf die Schnelle:
https://www.researchgate.net/publication/51578057_Pretty_in_pink_The_early_development_of_gender-stereotyped_colour_preferences
@martin frey
https://rosa-hellblau-falle.de/2017/04/gendermarketing-studien/
@Junker
Das ist kein Widerspruch. Es gibt nun mal Dinge, die nicht allein mit Sozialisierung zu erklären sind.
So wie bei Untersuchungen, bei denen man neun Monate (!) alte Babys in einen Raum mit Puppen und Autos gesteckt und die Kamera hat laufen lassen, mit dem Resultat, dass die Jungs auf die Autos und die Mädchen auf die Puppen zukrochen. Sie können das natürlich alles als Bullshitbingo und Gendermarketing abtun, wenn Ihnen das Resultat nicht gefällt.
Ich möchte Gendermarketing ja nicht verteidigen, und in Ergänzung zu AT‘s guten Ausführungen weiter unten noch erwähnen, dass Werbung sehr wohl auch Nachfragen schaffen kann. Aber wenn es für etwas keinen Markt gibt, werden gerade abstruse Marketingideen wieder verschwinden. Auch dafür gibt es Beispiele.
@Junker
Zum Thema Rosa als Männerfarbe vergangener Jahrhunderte noch kurz: natürlich stimmt das. Andererseits, Hand aufs Herz, wer glaubt ernsthaft, dass sich die Menschen vergangener Jahrhunderte auch nur ansatzweise für die Bedürfnisse von Kleinkindern im allgemeinen und deren Farbpräferenzen im besonderen interessierten?
Das ist eben eine für die sog. „Genderscience“ typische Schlussfolgerung. Man zäumt das Pferd (aka Feststellungen) mit der heutigen ideologischen Brille (aka Sattel) auf und nimmt sich Annahmen von heute als Ausgangspunkt. Anstatt umgekehrt.
In dem Artikel wird mit vielen Beispielen beschrieben wie die Tochter auf rosa abfährt. Ausserdem wird spürbar dass die Mutter dies bedauert. Warum Mama diese Farbe hasst steht leider nicht. Offenbar wissen viele Eltern heutzutage nicht mehr was für Kinder wirklich wichtig und wollen nun sogar vorschreiben welche Farben dem Nachwuchs zu gefallen haben.
Ich wage zu behaupten, dass dies nicht genderspezifisch ist sondern vielmehr typisch für das Alter allgemein. Jeder zweite kleine Junge (ca.) hatte die rosa-Phase. Vielleicht nicht in der Ausprägung, aber bei Ihnen allen war die Lieblingsfarbe zwischen zwei-einhalb und fünf Jahren „rosa!“.
Und wenn dann Eltern beunruhigt sind wenn ihre Söhne rosa mögen frage ich mich nicht mehr woher die Modeindustrie ihre Macht hat die Kleidung so zu gestalten wie sie dies tut…
Kann ich bestätigen. Lieblingsfarbe unseres Sohnes war ab einem Alter von ca. 3 Jahren rosa. Das gab gewisse Schwierigkeiten, denn rosa Pullover mit einem Traktor darauf sind eher schwierig zu finden 🙂 Abhilfe schaffte da nur selber nähen.
Ab der 3. Klasse wurde ihm diese Vorliebe dann aber schnell „ausgetrieben“ durch seine Klassenkameraden und -kameradinnen. Vorher ging es, da war er in einer Waldschule, hier waren die Kinder toleranter, die Lehrpersonen ebenfalls und auch sehr darauf bedacht, solche Toleranz und Vielfalt auch zu fördern.
Tochter schwenkte mit vier auch auf rosa um, und „dank“ der Tatsache, dass sie ein Mädchen ist, darf sie auch jetzt mit zehn noch dabei bleiben.
Eigentlich tragisch.
Viele Mädchen haben rosarot als Lieblingsfarbe. Das ist völlig normal. Wieso sich die Mutter deswegen Sorgen macht weiss wohl nur sie selbst.
Mädchen und rosa – das passt nicht in Mamas Weltbild. Da wird die Farbe erst recht interessant, weil Mama doch so seltsam darauf reagiert. Rosa scheint also irgendwie suspekt, geheimnisvoll zu sein.
Und die geheime Botschaft kommt an.
Für die Cousins, die sich mit Kämpfen beschäftigen, scheint es dagegen weder geheime noch offene Botschaften zu geben, auch keine unerwünschten Farben.
Oder doch? Spätestens, wenn Papa ins Militär muss, ist das Feldgrau selbstverständlich die Männerfarbe.
Sogar seit Jahrhunderten.
Die Beobachtungen sind sicher richtig, und nachgerade typisch für das Alter. Einzig der Schluss greift zu kurz:
„Ich kann nur davon ausgehen, dass die Beeinflussung im Alltag durch diese Farbtöne um vieles grösser ist als vermutet.“
Dabei versucht die Autorin zweifelsohne, ihr Mädchen soweit genderneutral und offen zu erziehen wie irgendwie möglich. Grosse Einflussgrössen erkennt sie wohl zurecht nicht. Und trotzdem kann nicht sein was nicht sein darf: dass die Rosa-Phase nun derart dominant ihr Geschöpf vereinnahmt. Einfach so. 🙂
Dabei ist das ein bekanntes Phänomen vieler Mädchen dieses Alters, auch solcher gänzlich ohne genderspezifischer „Anfixung“ durch die „patriarchalische“ Werbung. Der „Trost“ ist dabei: es geht vorbei. Wenn auch nicht zwingend auf das Vorniveau.
Die „Anfixung“ durch die patriarchalische Werbung greift eben doch. Indem die Phase bei Mädchen als „normal“ gilt, während Knaben darauf gedrillt werden, dass sie rosa doof finden müssen und es eine Mädchenfarbe ist. Mädchenfarben und – Motive sind für Knaben tabu, während Mädchen mit Jungsfarben und – Motiven zumindest okay sind. Damit findet eine Wertung statt, die vermeintlich „Weibliches“ als minderwertig betrachtet.
„Anfixung durch patriarchalische Werbung“. Unternehmen befriedigen Bedürfnisse ihrer Kundschaft, mit Werbung erzählen sie der potentiellen Kundschaft dass sie deren Bedürfnisse befriedigen. Manchmal nahezu absurd, unser Waschmittel macht glückliche Familien, aber es geht immer um bestehende Bedürfnisse. „Kundschaft zu drillen“ funktioniert nicht. Niemand verkauft und bewirbt „rosa“, man nutzt die Vorliebe der Mädchen für rosa um ein Kleidungsstück oder ein Spielzeug zu verkaufen, dass man in jeder Farbe herstellen könnte.
Identitätsfindung beruht auf Zuordnung wie auf Abgrenzung. Vielleicht wollen Mädchen sich eben mit rosa von Jungs abgrenzen? Vielleicht auch nur, weil die Gesellschaft insgesamt sie so konditioniert, aber nicht wegen der Werbung.
Aufwachsen, erwachsen werden ist Identitätsfindung. Kinder und Teenager sind die besten Kunden von Mode, denn Mode gibt Identität, Zugehörigkeit zu einer Gruppe genauso wie Abgrenzung vom Rest. Kindern und Teenagern ist das sehr wichtig, es wird überbetont, und dann tragen die Mädchen rosa und die Jungs Superhelden. Bei den Erwachsenen tragen die Männer und Frauen ja auch nicht das Gleiche, haben andere Haarschnitte, warum sollten es Kinder und Teenager tun?
Ich stimme Magdalena da zu. Und Anh- schon mal darüber nachgedacht, warum es herrlich heißt und warum dämlich? Und Kundschaft zu drillen funktioniert sehr wohl. Sie sollten sich mal entsprechende Psychologie-Dokus anschauen. Werbung bedient keine Bedürfnisse, sie erzeugt sie. Oft wusste man bis zu dem Zeitpunkt, als man die Werbung sah, noch nicht mal, dass man dieses Bedürfnis hat. So spielt Werbung z.B.oft mit Ängsten (z.B.Desinfektionsmittel) und bietet zufällig die passende Lösung. Und auf rosa abzufahren ist nun mal meist der Angst geschuldet, nicht gesellschaftskonform, nicht Teil der Gruppe, zu sein. Weil jedes Mädchen nun mal rosa trägt, das Spielzeug rosa ist, etc.
Sie sind hier anscheinend dem Huhn-Ei-Problem auf den Leim gegangen.
„Werbung bedient keine Bedürfnisse, sie erzeugt sie. “
Geil: Da kann ich, mit der richtigen Werbung, Sand in der Wüste verkaufen.
Dämlich ist ein ursprünglich deutsches Wort, gab es schon lange, bevor ein Teutone wusste, was eine Madame ist und daraus Dame machte. Das Wort kam sogar in die vietnamesische Sprache: Kleidungsstücke heissen ao, mit dem Zusatz „dam“ ist es ein Kleid, nicht ein traditionelles für Frauen, die heissen „ao dai“, sondern eines, wie es die französischen Madames der Kolonialzeit trugen.
„So spielt Werbung z.B.oft mit Ängsten (z.B.Desinfektionsmittel) und bietet zufällig die passende Lösung.“
Eben, die Angst, das Bedürfnis diese zu besänftigen, war schon da, die Werbung nutzt dieses Bedürfnis, um ein Produkt zu verkaufen, das dieses Bedürfnis (angeblich oder wirklich) befriedigt.