«Kind, teil dir deinen Medienkonsum selber ein!»

Und täglich lockt der Bildschirm: Viele Familien leiden unter dem Dauergejammer der Digital Natives. (Foto: iStock)
Gute Eltern lernen aus ihren Erziehungsfehlern. So weit sind wir noch nicht, aber immerhin lernen wir aus Erziehungserfolgen. So dachten wir raffinierten Hunde uns kürzlich: «Was bei Süssigkeiten funktioniert, klappt auch mit dem Tablet.» Aber beginnen wir vorne.
Sie erinnern sich vielleicht an Brechts unentwegtes Betteln «Vatermeiner, mein täglich Schoggi gib mir heute!» und unseren genialen Einfall, ihn seine Süssigkeiten selber einteilen zu lassen. Die Freude hält bis heute an. Der Brecht verlangte nie wieder nach Zucker. Alle paar Tage läuft er zu seiner Süssigkeitenschale, fischt ein Schoggiherz raus und isst es. Wir füllen die Schale nicht einmal mehr auf. Der Brecht wirft einfach die Schoggi rein, die ihm ältere Leute zustecken, wenn sie ihn dafür ins Bäckchen kneifen dürfen.
Endlich Bildschirm
Nun zum Tablet. Drei Jahre hatten wir unseren Brechtolomäus weitgehend bildschirmabstinent gehalten. Die Motorik seiner Wischgesten liess entsprechend zu wünschen übrig. Kein Vergleich zu Maximilian-Jason aus dem Nachbarhaus, der mit zwei Jahren bereits ein junger Gott des Sieben-Finger-Pinchings war.

Nachbarsbub am Tablet. («Minority Report»-Szene)
Irgendwann holten wir ein Tablet ins Haus, damit der Brecht doch die Chance erhält, als Digital Native aufzuwachsen. Immerhin muss das arme Kind schon auf einen Fernseher verzichten. Eine Kindheit ohne Peppa Wutz und Shaun das Schaf ist ja nun wirklich grausam.
Doch natürlich kam es, wie es kommen musste: Täglich bettelte das Murmelkind nach Bildschirm und war oft schlecht gelaunt, wenn es sich keinen Schuss Youtube setzen konnte.
Aus Zucker wird Jeton
In der Not erinnerten wir uns an den Zuckertrick. Der Brecht sollte fortan seine Zeit am Tablet selber einteilen. Die Methodik gestaltete sich schwieriger, denn irgendwie mussten wir so etwas Ungreifbares wie Bildschirmzeit handelbar machen. Die Ökonominnen und Ökonomen unter Ihnen wissen: Genau so entstand vor über vier Millionen Jahren das Geld. Natürlich wollten wir nicht, dass der Brecht uns für seinen Medienkonsum bezahlen muss. Er sollte nicht schon mit vier Jahren zum Billag-Gegner werden.
Also bastelten wir zusammen Youtube- und App-Jetons aus Karton. Jeweils am Samstag erhält Brechtel je vier Stück davon. Ein Jeton gilt für eine Viertelstunde Tablet. Das Kind kann sich also jede Woche zwei Stunden Bildschirmzeit frei einteilen. Wir bastelten etwas mehr als acht Jetons, falls es sich ein kleines Zeitvermögen ansparen wollte. Wie naiv von uns.
Diesmal entwickelte sich der Brecht nicht zum Sparer. Er verplempert seine zwei Tabletstunden jeweils am Samstagvormittag unmittelbar nach Erhalt der Jetons. Inzwischen verzichten wir auf die physischen Jetons und verbuchen die Transaktion gleich gedanklich, während der Brecht nacheinander eine Stunde Youtube schaut und eine Stunde Lernapps spielt.
Die Methode erreicht ihre Grenzen
Auch wenn er nicht wie gehofft einteilt – die Massnahme ist aus unserer Sicht ein Erfolg. Von Sonntag bis Freitag liegt das Tablet nämlich in der Schublade und der Brecht erwähnt es mit keinem Wort. Er bettelt nicht, er hat keine schlechte Laune … zumindest nicht wegen des Tablets.
Natürlich möchten wir das Konzept jetzt auf jede erzieherische Herausforderung anwenden. Aber Zigaretten, Alkohol, Fluchwörter, schnelle Autos und schlechter Umgang sind noch kein Thema. Und es fehlt eine brauchbare Methodik für den umgekehrten Fall: wenn das Kind etwas tun soll, was es nicht will. Naja, vielleicht sollten wir es einfach versuchen.
«Brecht, du musst dir jede Woche 14-mal die Zähne putzen, darfst es dir aber selber einteilen.»
Weitere interessante Postings zum Thema:
48 Kommentare zu ««Kind, teil dir deinen Medienkonsum selber ein!»»
«Kind, teil dir deinen Medienkonsum selber ein!»
Schreibt man das ‚Dir‘ bei einem Kind klein?
Ja. Bei Erwachsenen auch. Das grosse „Du“ ist immer freiwillig – ausser natürlich am Satzanfang.
„Dir“ schrieb man, nach alter Rechtschreibung, nur in einem Brief gross. Und heute gilt dies veraltet (aber ich schreibe weiterhin Du und Sie inkl aller Fall-geschuldeten Variationen in einem Brief und Mail gross. Bin halt Ü50 😉 )
Ja, an der brauchbaren Methodik für den umgekehrten Fall arbeiten wir noch…
Beim Zähneputzen schwierig, aber bei den Ämtli funktioniert es tipptopp. Da haben unsere Kinder eine bestimmte Anzahl Ämtli pro Woche zu erledigen, können sich aber selber einteilen, welche und wann sie diese erledigen wollen. Da das wochentags immer gerne aufgeschoben wird, führt das regelmässig dazu, dass wir Eltern am Wochenende wirklich Wochenende haben und die Kinder das Frühstück machen und wieder abräumen und den Tisch decken etc., weil jeder noch eine Mehrzahl an Ämtli vor Sonntagabend zu erledigen hat 😉
Arbeiten die Kinder die aufgestauten Ämtli von sich aus ab oder braucht es irgendwelche Zwangsmassnahmen?
Sie machen es von sich aus, aber wir haben die Regel, dass nicht erledigte Ämtli zu Kürzungen bei den Bildschirmjetons der folgenden Woche führen… So gesehen geschieht es wohl nicht ganz freiwillig, aber wir müssen sie nicht mehr daran erinnern, sie kümmern sich (meistens…) selber drum.
Alles klar danke. Wir sind grad in ner Phase, wo ohne leichten Zwang nicht viel läuft. Ich hoffe, es ist wirklich nur eine Phase und nicht generell das Resultat unserer Erziehungsfehler.
Habe meinem Sohn (7 Jahre) Karlsson vom Dach (Gesamtausgabe mit allen 3 Bändern) vorgelesen und das war beste Unterhaltung für uns Beide (ich habe das Buch auch das erste Mal gelesen). Muss hier eine Lanze für die Buchfigur „Karlsson“ brechen: Natürlich nervt er („Das stört keinen grossen Geist“, „Rate mal, wer ist der beste XXX der Welt?“) und als Leser regt man sich auf und ist oft perplex aber es war einfach herrlich, wie sich dann mein Sohn (in der Wackelzahn-Pubertät) mit der Figur identifiziert und auseinandergesetzt hat. Lesen bildet und vor allem auch wenn man als Leser gezwungen ist, sich mit einer eigentlich unsympathischen Hauptfigur auseinanderzusetzen und sich so aus der eigenen „Komfortzone“ hinaus bewegt. Das Buch ist deshalb m.M.n. Pflichtlektüre.
Bücher sind auch Medien und früher haben ganz viele gesagt, die machen dumm und faul und die Augen kaputt.
Ich störe mich an der „Bücher-sind-supi-elektronische Medien-sind-doof-Denke.“
Total ok dieser Ansatz, wenns funktioniert. Nur bei Youtube würde ich aufpassen, plötzlich kommen „brutale“ Comics, als Peppa oder ähnliches getarnt. Daher gilt bei uns Youtube Verbot, nur Netflix ist erlaubt. Und Apps, da gibt es wirklich coole Sachen.
Hmmja, davon hab ich auch gehört. Aber die Gefahr ist wohl nicht so gross, da solche Inhalte hoffentlich gemeldet und entfernt werden. Zumindest haben wir noch keine als Kinderserien getarnte Horrorvideos angetroffen.
Der Brecht ist zum Glück auch nicht sehr empfindsam, weshalb wir das Restrisiko eingehen.
Hat der Brecht denn schon die „Spielzeug/Überraschungseier auspacken“ Videos entdeckt? Die brechen jeden noch so Hartgesottenen 😉
ähm… nope! Wie soll das gehen? Kurz erklären, für alle jene, die sich mit Digital-Marketing nicht so auskennen… Wenn wir Kommunikationsberater youtube für unsere Kunden meiden, weil brandsafety eben NICHT garantiert werden kann, wieso glaubt Papa (oder Mama) es besser zu wissen? Er/sie hofft. Aber Hoffnung macht leider kein Wissen aus.
@Helen: Nein, sagt mir nichts, müsste aber den Brecht fragen.
@Herr Maurantonio: Ich sage nicht, YouTube ist „safe“, aber wo bitte haben Sie im Leben absolute Sicherheit? Der Brecht kann überall mit Dingen konfrontiert werden, die nicht altersgerecht sind. Und nur weil ein paar zweifelhafte Videos auf YouTube aufgetaucht sind, ist das Risiko nicht gleich 50%. Ich kann auch nicht verhindern, dass das Kind nachts einen Alptraum hat.
ach, Herr Tschannen. Das Argument der 100%igen Sicherheit funkt eben genau hier nicht. Ich erkläre es Ihnen kurz: aufm Spilpi klettert das Kind auf den Baum. Der Ast könnte brechen, das Kind fallen. Fatalismus. Hätte man nicht vorhersehen können. Im Netz: YT hat keine Chance, den Mist, den der hausgemachte Algo dem Kind zeigt, rechtzeitig zu filtern. Also kurz: die Chance, dass der „Ast bricht“ bzw. jeder „Ast aller Bäume“ statistisch öfters brechen, als erwartet, steigt mit der Nutzung, weil der „Baum“ lernt, dass das Kind damit spielen will. Der Baum in diesem Fall ist nicht YT per se, sondern die Halunken, die mittlerweile durch Bots Content auf YT streuen, die eben nicht für das Kind gedacht sind. Schlimmer noch: es werden Kinder aktiv geködert. Unwissen ist keine Schande.
Danke, dass Sie mir das Internet erklären, Herr Maurantonio. Nur habe ich noch nie ein problematisches YouTube-Video gesehen und der Brecht auch nicht. Und solange dem so ist, können wir es ja nutzen, oder nicht?
Was knapp ist, steigt im Wert. Dadurch , dass die Eltern die Tablet-Zeit rationieren wird es für das Kind erst recht interessant. Einfach wie jeden anderen Gegenstand behandeln und die Faszination verliert sich rasch sofern Alternativen da sind.
Hast du wirklich Kinder? Bei kleinen Kindern funktioniert das mit den Alternativen noch. Aber bei den grösseren toppt KEINE Alternative die Faszination von Fortnite, ausser natürlich ein Verbot.
Könnte es sein, dass Sie jetzt „Verbotenes“ mit „Knappem“ verwechseln? (aka die kindliche Psyche mit dem freien Markt ;-))
Das stimmt natürlich, knappe Güter sind interessant. Trotzdem kommt man als Eltern manchmal nicht drum herum, gewisse Dinge oder Tätigkeiten einzuschränken.
Für uns funktioniert das freie Einteilen eines fixen Guthabens sehr gut – ganz im Gegensatz zum „Bettelregime“. Aber jedes Kind ist anders.
Als 14-Jähriger habe ich mal in einem Monat 130+ Stunden mit Counterstrike spielen verbracht. Nebst dem Gymnasiumsbesuch (das war kein Ferienmonat), den ich mit durchschnittlichen Leistungen bestand.
In den Folgemonaten war es dann etwas weniger, weil ich dann die hohe Telefonrechnung abarbeiten musste (das war noch vor ADSL).
Aufs Jahr gerechnet war es dann immer noch ein 50% Pensum.
Ich würde jetzt nicht behaupten, dass das besonders knapp – oder gesund – war.
Und ob die Alternativen wirklich gefehlt haben?
Wisst ihr was mich an der ganzen Sache am meisten angurkt? Die blöde Polizist-Spielerei!
Keine der Sperren ist mit Teenagern wirklich praxistauglich. Ich will ja, dass sie selber den Fahrplan raussuchen, sich selber über das Wetter informieren und lernen, sich selber wieder loszureissen. Das Angebot ist aber so gross und offensichtlich so verführerisch, dass genau dieses Losreissen oft nur mir elterlicher „Hilfe“ möglich ist.
Auch bei den Hausaufgaben läuft vieles über Handy/PC/Tablet. Wie soll ein Vortrag zusammen mit Schülern aus dem Nachbarort vorbereitet werden? Jeder hat zu anderen Zeiten Hobbys. „Abmachen“ funktioniert da nicht mehr. Auch Lehrer erleichtern sich die Arbeit gerne mit Mails oder legalen Whatsapp-Alternativen. Sollen wir uns da als einzige dagegen sperren?
Ja das nervt mich auch, bei uns gibt es keine grundsätzlichen Regeln, sondern eher gesunder Menschenverstand. Wenn draussen die Sonne scheint, wird bestimmt nicht vor dem Bildschirm gehockt, wenn es den ganzen Tag regnet, darf es auch mal etwas mehr sein…solange die Vielfalt/Balance an Aktivitäten stimmt, ist es doch in Ordnung.
Zum Glück sind meine Kinder schon erwachsen ! Was hätte ich getan ? Den PC nach dem Abendessen wegnehmen und in den Kasten einspeeren für die Nacht inklusiv das IPhone.
Bei uns durfte von klein auf keins der Geräte ins Zimmer. Dann gewöhnt man sich schon mal daran. Das ändert aber nichts daran, dass auch diese Regel mantramässig immer wiederholt werden muss, sonst geht sie „vergessen“.
Irgendwie zynisch oder zumindest heuchlerisch von freier Einteilung durch das Kind selbst zu schreiben, wo doch die Eltern durch ihre Vorgaben (mMn lächerliche 2 Stunden pro Woche…) genau diese Freiheit erheblich einschränken.
„Einteilung“ (oder „Rationierung“) bedingt eine beschränkte Menge an was-auch-immer eingeteilt werden kann.
Ja, aber 2h pro Woche ist ganz in der Nähe eines Totalverbots.
Soviel ich weiss, ist Brecht irgendwo zw. 4 und 5 Jahre alt (sie korrigieren mich Herr Tschannen, sollte ich fake news verbreiten…). Zwei Stunden Bildschirmzeit pro Woche scheinen mir altersgerecht.
@Bernhard Neuenschwander
Die zur Verfügung stehende Zeit ist ohnehin eine beschränkte Menge.
Für heuchlerisch und äusserst inkonsequent halte ich Eltern, die einerseits von Wahlfreiheit für das Kind schwafeln, genau diese Wahlfreiheit aber beträchtlich einschränken.
Brecht ist m.W. erst vier oder fünf Jahre alt.
Im Ernst jetzt ein drei/vierjähriges Kind soll mehr als 2 Stunden pro Woche am Tablet verbringen?
@maia
– Mein Punkt ist: Wenn der Ansatz „das Kind soll selbst entscheiden“ gilt, soll das Kind auch tatsächlich selbst entscheiden können. Andernfalls verkommt der Grundgedanke zur Farce, so nach dem Motto: „mir ist egal was du tust, es sei denn du machst etwas anderes als ich für richtig halte“
– Und ja, 2 von insgesamt 168 Stunden pro Woche halte ich persönlich für eine extrem beschränkte Zeit.
Zwei Stunden für ein Kindergartenkind finde ich nicht lächerlich sondern recht grosszügig.
@Röschu: Sie haben wohl eher (noch) keine Kinder, oder? 😀
In der Regel sollte ein Vierjähriger kaum unbeaufsichtigt Medien konsumieren. 2 Stunden am Stück sind schon sehr viel. Da können sie nicht sich selber als Erwachsenen als Massstab nehmen.
Ja, der Brecht ist 4, bald 5 Jahre alt. Ob zwei Stunden pro Woche viel oder wenig sind, darüber kann man sich streiten. Es gab eine Zeit, da hat er mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht, war aber anschliessend oft schlecht gelaunt. Die zwei Stunden funktionieren für uns und für ihn. Er ist zufrieden und hat ja auch noch viele andere Spielsachen, Kindergarten, Schwimmkurs, Familienausflüge, Playdates, etc.
Komplette Selbstbestimmung wäre mir auch lieber, aber funktioniert halt nicht immer und mit jedem Kind. Bei den Süssigkeiten haben wir über die Rationierung den Weg zur vollständigen Selbstbestimmung geschafft. Vielleicht klappt es beim Tablet ja auch.
Keine Ahnung wie alt „Brecht“ ist, aber ich war als Kind Comic-Junkie. Und Comics waren unter Erziehungsexperten damals genauso des Teufels wie heute Smartphone&Co. Wenn ich mir jetzt vorstelle, meine Eltern hätten mich mit Comic-Jetons zu sparsamerem Umgang erziehen wollen, muss ich lachen. Bei meinen Kindern war ich schon immer recht locker bezüglich Medienkonsum, was dazu führt, dass sie heute als Teenager ungefähr gleich viel am Netz hängen, wie ich damals an Comics&Co: Eigentlich fast immer, wenn sie nichts anderes zu tun haben. Aber da auch aus mir entgegen der Erziehungsexperten-Befürchtungen doch noch etwas geworden ist, sehe ich das immer noch eher entspannt.
Stefan : ich finde ihr verhalten total verantwortungslos.
Reber: Ich nicht. Die bisherige Entwicklung meiner drei Kinder gibt mir Recht, aber ich gebe zu, dass man für eine definitive Bewertung noch ein paar Jahre warten muss. Bisher ist erst der Älteste berufstätig, die anderen beiden sind noch auf der Kanti.
An Erziehungs-Gewissheiten ist nur eines sicher: Dass sie nicht stimmen. Das ist die Quintessenz, wenn man so die Aussagen verschiedener Experten durch die letzten hundert Jahre anschaut. Das einzige, was m.E. wirklich zählt, ist Stabilität und Zuwendung. Dann ist alles Andere am Menschen selbstorganisierend. Sonst gäbe es ihn längst nicht mehr.
„Die bisherige Entwicklung meiner drei Kinder gibt mir Recht“ – was nicht heisst, dass sich daraus eine allgemeingültige Regel ableiten lässt (Stichwort „anekdotische Evidenz“).
Lustig ist aber, dass sie sich gleich selber widerlegen: „An Erziehungs-Gewissheiten ist nur eines sicher: Dass sie nicht stimmen.“
„Keine Ahnung wie alt Brecht ist“? Dann solltest du vielleicht erst mal den Artikel richtig lesen, da steht nämlich drin, dass er vier ist. Und mit vier hast du mit ziemlicher Sicherheit auch noch keine Comics gelesen. Ansonsten stimme ich aber zumindest teilweise durchaus zu, manche Leute übertreiben es mit den Regeln machen sich viel zu viel Stress. Ich habe selbst von 15 bis gegen 30 nicht viel anderes gemacht als Computerspiele zu spielen und dennoch gleichzeitig ein Studium in Minimalzeit abgeschlossen, habe heute einen guten Job und eine Familie. Man muss nur aufpassen, dass es nicht ausartet, heute sind viele Computerspiele noch viel mehr als früher auf Suchtfaktoren optimiert und man kann damit nicht nur jede Menge Zeit, sondern auch sehr viel mehr Geld verbraten als früher.
@Neuenschwander: Nein, es lässt sich keine allgemeine Regel ableiten. Es lässt sich aber daraus ableiten, dass der Vorwurf der Verantwortungslosigkeit, der mit dieser „anekdotischen Evidenz“ beantwortet wurde, nicht zutrifft. Etwas Anderes als anekdotische (Pseudo-)Evidenz haben wir auch gar nicht: Es gibt aus einsichtigen Gründen keine Langzeitstudien mit Vergleich verschiedener Internet-Exposition. Insbesondere fehlt die Kontrollgruppe ohne Exposition fast völlig.
Eine Selbstwiderlegung kann ich nicht entdecken: Aus der Erkenntnis, dass Erziehungsgewissheiten nicht stimmen, die Folgerung abzuleiten, keinen starren Richtlinien zu folgen, ist kein Widerspruch.
@Cybot: Sie haben Recht: 4 Jahre ändert natürlich schon die Beurteilung. Hatte das übersehen, danke für die Info.
Mit diesem System haben wir auch gute Erfahrung gemacht. Eine wöchentliche Ration Tabletgutscheine (7×30min), die frei eingeteilt werden kann (natürlich nicht zu Schul-, Essens- oder Schlafzeiten). Klappt gut. Das einzige, womit es umgangen werden kann: Gamen bei Schulfreunden. Da hilft nur ein Gespräch mit deren Eltern. Aber haben wir das nicht auch gemacht? Wenn es zu Hause nichts Süsses gab, verpflegten wir uns halt bei den Nachbarskindern mit einer Ration Zucker in Form von Guetsli und Himbo… 😉
..warten Sie, bis der kleine Brecht ins Fortnite Alter (oder welches Suchtgame dann „in“ ist) kommt, da helfen nur noch die automatischen Sperren im Computer.. Aber die kann man auch so einstellen, dass das Kind selbst wählen kann, wann es spielt, beschränkte „Selbstautonomie“…
Warum nicht 10min-Jetons basteln und dann pro Zähneputzen einen Jeton verdienen? Oder 5min-Jetons und das Aufräumen und morgens ohne Theater aufzustehen ebenfalls mit einem Jeton belohnen?
Weil Zähne putzen selbstverständlich ist und nicht belohnt gehört. Genauso aufräumen und ohne Theater aufstehen.
Ausserordentliche Leistungen (putzen helfen, Wäsche aufhängen etc.), die noch nicht zu den altershalber erwartbaren Tätigkeiten gehören, könnten so belohnt werden.
Oder war das ironisch gemeint?
Weil Zähne putzen nicht verhandelbar sein sollte? Wenn das eigene Kind solche Basics nur mitmacht, wenn man ihn dafür bestecht.. auweia.
bin einverstanden : zähneputzen IST selbstverständlich seit dem kleinkindalter.