Warum Schüler zu Rebellen werden

Mamablog

Die Hausaufgaben zu verweigern, ist auch eine Form der Rebellion. (Foto: iStock)

Immer mehr Schüler der Volksschule erhalten Therapien. Als Begründung hört man Aussagen wie: «Die Anzahl therapiebedürftiger Schüler nimmt nur deshalb stark zu, weil man genauer hinschaut als vor zwanzig Jahren. Kinder waren früher genauso auffällig wie heute!» Doch diese Behauptung ist falsch. Eltern und Schüler sind kritischer als früher. Schüler protestieren öfter, machen sich laut bemerkbar und stören den Unterricht häufiger. Auch viele stille Schüler rebellieren öfter, unbewusst oder bewusst, etwa indem sie das Lernen verweigern und nur das Minimalste leisten. Sie werden leicht unterschätzt und als schulisch schwach bezeichnet. Das heisst aber nicht, dass sie wirklich dumm sind.

Für Lehrpersonen sind stumme Proteste nicht unangenehm, denn in den grossen Klassen, die sie zu betreuen haben, gibt es viele laute Kinder, mit denen sie genug zu tun haben. Vor allem in den Kindergärten der Volksschule sind die Gruppen entschieden zu gross. Für introvertierte Schüler ist das fatal. Sie erhalten zu wenig Unterstützung, können nicht lernen, ihre Bedürfnisse zu äussern. Laute, verhaltensauffällige Kinder erhalten zu viel Aufmerksamkeit.

Das ist genauso fatal. Laute, vorwitzige, kritische Kinder werden zurechtgewiesen, ermahnt und bestraft. Wenn das nichts nützt, werden sie vom schulpsychologischen Dienst abgeklärt und oftmals ohne Erfolg therapiert. Es gibt politische Parteien, die meinen, die Lehrpersonen heute würden eine «Kuschelpädagogik» betreiben, welche für die Misere im Bildungswesen verantwortlich sei. Sie fordern von ihnen mehr äussere Autorität, mehr Disziplin, mehr hartes Durchgreifen. Doch das ist zu kurz gedacht und führt zu gar nichts. Im Gegenteil: Mehr äussere Disziplinierung und hartes Durchgreifen verschärfen das Problem. Verhaltensauffällige geraten in einen Teufelskreis.

Das Schulsystem ist zu starr

Strafen ist lediglich eine Symptombekämpfung, kann eine sorgfältige Analyse und das eigentlich erforderliche, wirksame Handeln nicht ersetzen. Schulisch Schwache, die leise leiden, stören niemanden. Sie werden in Ruhe gelassen, aber nicht selten schlecht benotet. Das ist nicht fair! Ihre Leistungen bleiben oft weit hinter den geforderten Mindestleistungen zurück.

In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Ratgeber publiziert, welche Eltern die Erziehung zu Hause erleichtern. In den Schulzimmern hat sich hingegen trotz einer Unmenge von Reformen, trotz neuer Lehrmittel und trotz der zunehmenden Digitalisierung zu wenig verändert. Nach wie vor wird zu vieles von den Lehrpersonen vorgegeben: Lerninhalte, Lerntempo und Prüfungstermine.

Die Lösung: Mehr Autonomie

Viele Verhaltensauffälligkeiten sind im Grunde gegen solche Bevormundung, gegen einige systemische Bedingungen gerichtet. Das ist Schülern, Eltern und Lehrpersonen zu wenig bewusst. Die schulischen Talente sind enorm unterschiedlich. Beispielsweise variiert der Wortschatz bereits bei Dreijährigen enorm. Das wissen wir spätestens seit den Publikationen von Remo Largo, dem bekannten Schweizer Kinderarzt.

Wenn nun Schüler mit unterschiedlichen schulischen Bedürfnissen zur gleichen Zeit dasselbe lernen sollen, sind Verhaltensauffälligkeiten und Lernprobleme vorprogrammiert. Mindestens in den Selektionsfächern Deutsch und Mathematik sollte den Schülern mehr Autonomie beim Lernen zugestanden werden. Das würde Schüler und Lehrpersonen gleichermassen entlasten.

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65 Kommentare zu «Warum Schüler zu Rebellen werden»

  • Hansruedi Dietiker sagt:

    Hallo Clarita Kunz
    Schön, dass Ihr Beitrag fleissig geteilt wird! Wie Sie denke ich, dass die fast 200-jährige Volksschule in der Schweiz den beispielsweise im Zusammenhang mit der Digitalisierung veränderten Anforderungen (und Möglichkeiten) nicht gerecht wird. Vor einigen Wochen habe ich mir die „Neuen Stadtschulen“ in St. Gallen angeschaut – für mich ein Hoffnungsschimmer bzw. Ein Wegweiser, wo es lang gehen könnte: Selbstgesteuertes Lernen als Prinzip, mit optimaler Unterstützung durch Lehrpersonen, die ihrerseits begeisterte Lernerinnen und Lerner sind.
    Die St. Galler Privatschule ist offen für interessierte Bildungsfans. Versuchen Sie‘s doch mal! https://neue-stadtschulen.ch/
    Herzliche Grüsse aus Winterthur

  • Joss Hans sagt:

    „Mindestens in den Selektionsfächern Deutsch und Mathematik sollte den Schülern mehr Autonomie beim Lernen zugestanden werden. Das würde Schüler und Lehrpersonen gleichermassen entlasten“.
    Ob mehr Autonomie in den Selektionsfächern Deutsch und Mathematik Schüler und Lehrpersonen entlasten würde, bezweifle ich sehr. Selektion und Autonomie sind nicht gleichzeitig möglich, vertragen sich schlecht. Bei der Selektion geht es darum, Voraussagen zu machen über das künftige Lern- und Leistungsverhalten der Lernenden. Zuverlässige Leistungsprognosen abzugeben bei 12-jährigen Kindern für die nächsten drei Jahre ist äusserst fragwürdig und umstritten, die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen ist hoch. Der kaum umsetzbare Selektionsauftrag allein überfordert die Volksschule enorm.

  • alam sagt:

    Eine der wichtigsten Qualifikationen für den Lehrberuf sollte die Beziehungsfähigkeit sein. Mit wie vielen Menschen (in diesem Fall Kindern) kann der PH-Anwärter gleichzeitig eine gute Beziehung aufbauen und erhalten? Dann lernt es sich fast von selbst.

    Die Klassen sind dafür nach wie vor zu gross. Lehrpersonen sagen zu Recht: „Ich habe noch weitere 18, 24 oder noch mehr Schüler, um die ich mich kümmern muss. Ich kann gar nicht jedem einzelnen gerecht werden.“ Wenn dann eine Lehrperson gar nur mit 8-12 Kindern gut arbeiten könnte, ist sie logischerweise heillos überfordert, obwohl sie fachlich gut wäre.

    Ich meine, wir sollten uns kleinere Klassen leisten. Vielleicht wäre es ja nicht mal teurer, weil wir weniger Fördermassnahmen und Therapien finanzieren müssten.

  • Simone Stocker sagt:

    Danke, Sie reden mir aus dem Herzen. Die meisten Kommentare hingegen nicht. Unser Schulsystem ist nicht mehr zeitgemäss. Standardisierter Unterricht, Benotung ( v. a. auf Primarstufe) und die verwehrte Bildungswahl für alle sind in vielen westlichen Ländern Schnee von gestern. Die Schweiz hinkt diesbezüglich, so wie in einigen anderen wichtigen gesellschaftlichen Belangen, gemessen am finanziellen Wohlstand, massiv hinten drein. Das starre, monopolistische, innovationsfeindliche Schulsystem, welches viele Kinder zu vergeblich therapierten Verlierern macht, noch zu verteidigen, ist verantwortungslos, wenn man bedenkt, welche enormen Herausforderungen auf ebendiese Kinder zukommen! Es braucht dringend eine Befreiung der Bildungswahl, damit einhergehend, Bildungsvielfalt!

    • Aquila Chrysaetos sagt:

      „Es braucht dringend eine Befreiung der Bildungswahl, damit einhergehend, Bildungsvielfalt!“

      Und was heißt das konkret?

      Nur weil alle Kinder bis 18 zusammen an die Highschool gehen oder das Abitur machen, steht ihnen ja nicht jeder Beruf offen. Und gerade bei der Studienwahl spielen in vielen Ländern die Noten eine viel größere Rolle als bei uns, wo die Matura ein Freipass ist.

      Oder meinen Sie mit Bildungswahl was anderes? Was man lernen soll, oder wann und wie?

    • Brunhild Steiner sagt:

      @Simone Stocker
      da wüsste ich nun gerne aufgrund welcher Beobachtung Sie zur Feststellung des „hinkt massiv hintendrein!“ kommen.
      Mit welchen Ländern und welchen Schulsystemen, und welchen Klassenzusammensetzungen vergleichen Sie? Wie sieht es in jenen Ländern mit Ausbildungswegen nach der obligatorischen Schulzeit, Zwischen&Unterstützungsprogrammen, Jugendarbeitslosigkeit (wahlweise für Uniabgänger „Generation Praktika“) aus?

      Mir scheint dass Ihnen da so Manches aus dem Blickfeld entglitten sein könnte.
      Ja, es sind enorme Herausforderungen und Einiges zu verbessern, aber zZt wohl eher im Bereich Stellenwesen-Klassengrössen-zusammensetzung/Elternarbeit/Basiskompetenzen uä.

    • 13 sagt:

      @ S.S.
      Haben Sie die Entwicklungen der Schule der letzten Jahre verfolgt? Den Lehrplan 21, das Churer Modell, das vielfach eingeführt wurde, die Mehrjahrgangsklassen, integrative Förderung, individuelles Lerntempo und teilweise auch Lernziele, Aufgabe von Frontalunterricht etc.? Man muss nicht alles gut finden und kann sich über die einzelnen Massnahmen streiten, aber dem Schweizer Schulsystem Innovationsfeindlichkeit vorzuwerfen, ist schlicht falsch. Im Gegensatz, das passierte gerade sehr viel. Nur gehen viele vom System aus, dass sie selber erlebt haben und tun so, als wäre es immer noch aktuell.

    • Sportpapi sagt:

      Wo finden wir denn nicht nur modernere, sondern auch bessere Schulsysteme als in der Schweiz?

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Meine Kritik an Frau Stocker soll nicht dahingehend verstanden werden, dass wir in der Schweiz das einzig wahre Schulsystem haben wie Ihre Aussage vermuten lässt.
        Aus eigener Erfahrung kenne ich das Bildungssystem in einem anderen EU-Land und das war der CH ebenbürdig.
        Wenn man nicht über solche Erfahrungen verfügt (und da gehe ich bei Ihnen mal davon aus) kann man da eigentlich gar nicht mitreden.

        Mir ist einfach nicht klar, was „Befreiung der Bildungswahl“ und „Bildungsfreiheit“ bedeutet. Leider erklärt Frau Stocker dies nicht in ihrem Kommentar.

      • Sportpapi sagt:

        @Aquila Chrysaetos: Dann habe ich ein paar Nachfragen:
        Weshalb beziehen Sie meine Wortmeldung auf ihre?
        Was bezweckt der Hinweis, dass es in Europa ein der Schweiz ebenbürtiges Bildungssystem gibt? Und ausserdem: Nach welchen Kritierien?
        „Wenn man nicht über solche Erfahrungen verfügt (und da gehe ich bei Ihnen mal davon aus) kann man da eigentlich gar nicht mitreden.“ Auf die unnötige Klammer gehe ich mal nicht ein. Aber: Sie glauben also, wer zwei (oder drei) von mehreren Hundert oder Tausenden von Bildungssystemen kennt, weiss so viel besser Bescheid als der, der nur eines selber erlebt hat? Und es kann nur mitreden, wer selber Betroffener ist?
        Wenn Sie wirklich dieser Meinung sind, dann argumentieren Sie doch mal.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        „Wo finden wir denn nicht nur modernere, sondern auch bessere Schulsysteme als in der Schweiz?“

        Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich kann mit dieser (etwas arroganten) Nabelschau, dass in der Schweiz immer alles besser ist als im Ausland nichts anfangen. Ich bin sehr dankbar, für die Erfahrungen die ich und mein Kind an einer ausländischen Schule machen durften. Daher sehe ich auch die Schweiz und unser Bildungssystem aus einem anderen Blickwinkel – im Guten wie im Schlechten.
        Andere Bildungssystem kann man viel besser beurteilen, wenn man selber dort zu Schule ging oder das eigene Kind. Da können Sie halt einfach nicht mitreden. Ein Swiss-Pilot kann auch nichts über die Qualität der Cockpitarbeit bei z.B. der Qantas sagen, ohne dort gearbeitet zu haben. Finden Sie sich damit ab.

      • Brunhild Steiner sagt:

        @Aquila Chrysaetos

        dann frage ich auch bei Ihnen nach, wie sieht es im weiteren Verlauf (in diesem Land das Sie persönlich kennen), aus mit Berufsbildung, Zwischenlösungen, Unterstützungen, und bei Uniabsolventen mit Arbeitsplatz (Generation Praktika betrifft verschiedene Länder in Europa durchaus schmerzlich…) sowie Jugendarbeitslosigkeit.

        Ich denke doch, dass wir da sehr wohl mitreden können, denn weder Sportpapi noch ich bestreiten Handlungsbedarf.
        Und was das Flugi betrifft, am Ende zählt vor allem eines: ob es sicher gelandet ist…
        Und da würde ich doch behaupten dass in CH die grosse Mehrheit sehr gut landet.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        @ BS: das Berufsbildungssystem ist gut in der Schweiz, das möchte ich gar nicht bestreiten. Nur ist meiner eigenen Erfahrung nach das Schulsystem in der Schweiz nicht das alleinig selig machende, es gibt auch Schwächen. Zudem hängt die Jugend-Arbeitslosigkeit natürlich nicht nur vom Schulsystem ab, sondern wie Sie ja hoffentlich wissen vor allem vom Arbeitsmarkt. Und dort gibt es viele Ursachen, welche diesen positiv oder negativ beeinflussen – nicht nur die Schul- und Berufsbildung. Die Jugendarbeitslosigkeit in „meinem Land“ gehört zu den tiefsten in der EU, die Arbeitslosigkeit insgesamt auch. Es gab zwar nicht das gleiche Berufsbildungssystem wie bei uns, aber auch dort gab es gute Handwerker und andere nicht-akademische Berufe etcetc. Es fehlte an nichts.

      • Sportpapi sagt:

        @Aquila Chrysaetos: „Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich kann mit dieser (etwas arroganten) Nabelschau, dass in der Schweiz immer alles besser ist als im Ausland nichts anfangen.“
        Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, aber von mir haben Sie die Aussage, dass in der Schweiz immer alles besser ist als im Ausland, nicht. Das findet, wieder einmal, nur in Ihrem Kopf statt.
        Dass Sie ein anderes Bildungssystem kennen, erlaubt Ihnen, über die Erfahrungen mit genau diesem einen anderen Bildungssystem zu berichten. Machen Sie doch, ich höre gerne zu.
        Und ja ich weiss. Ganz viele Menschen glauben, über das Bildungssystem bestens Bescheid zu wissen, weil sie doch auch mal zur Schule gingen. Nun ja.
        Aber noch einmal: Dann sprechen Sie doch mal darüber, bringen Sie Fleisch an den Knochen!

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Gut fanden wir:
        – Tagesschule von 9.00 bis 15.00 mit Mittagessen in der Schule
        – bedingte Wahlfreiheit auch bei öffentlichen Schulen, was den (Qualitäts)-Wettbewerb zwischen diesen fördert.
        – Gesamtschule mit Leistungsklassen in den Hauptfächern
        – Inklusion in der Regelschule
        – IT ab der ersten Klasse
        – ein Lernplan der fürs ganze Land galt
        – Die wichtigsten Prüfungen waren Landesweit die gleichen.
        – Soziales Benehmen und Leistungsbereitschaft wurden honoriert.
        – das einzelne Kinder den Klassenverband stören wurde nicht toleriert.
        – Mitarbeit der Eltern wurde geschätzt.
        – Die Lehrer waren sehr motivierend, weil sie die Stärken der Schüler betonten und nicht deren Schwächen.

        Das sind so einige harte und weiche Faktoren, die für dieses Schulsystem sprachen.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        „Und ja ich weiss. Ganz viele Menschen glauben, über das Bildungssystem bestens Bescheid zu wissen, weil sie doch auch mal zur Schule gingen. Nun ja.“

        Klar, warum nicht? Sie begehen einen ziemlichen Fehler, wenn Sie die Schule an den Bedürfnissen der Kinder vorbei gestalten – nur weil es ihn Ihrem Experten-Köpfchen nur Ihren Weg geben kann.

        Vielleicht ist diese Ueberheblichkeit Ihr Problem.
        Ihnen würde es wirklich mal gut tun, den Horizont mal etwas zu erweitern und den helvetischen Bildungselfenbeinturm zu verlassen. Sie könnten sicher Ihren eigenen Unterricht verbessern, wenn Sie wie ich auch mal etwas anderes gesehen hätten. Es gibt auch ein Leben und funktionierende Staatswesen inkl. Schulen jenseits der Schweizer Grenze.

      • Sportpapi sagt:

        @Aquila Chrysaetos: Schön, dass Sie jetzt endlich mal konkret werden. Noch besser wäre natürlich gewesen, die Punkte mit dem Schweizer System (das es gar nicht gibt, eigentlich) abzugleichen und anzugeben, warum das Qualitätsmerkmale sind. Und für wen.
        Schade einfach, dass Sie es dann einmal mehr nicht unterlassen können, despektierlich und auf den Mann zu „argumentieren“. Das ist völlig unnötig und fällt letztlich nur auf Sie selbst zurück.

      • Sportpapi sagt:

        Nun zu den einzelnen Punkten:
        – Tagesschule von 9.00 bis 15.00 mit Mittagessen in der Schule: Steht so auch in der Schweiz zur Diskussion, wobei „natürlich“ mit früherem Start. Ob die Tagesschule auch aus Sicht der Schüler einen Qualitätssprung bedeutet, mag ich bezweifeln.
        – „bedingte Wahlfreiheit auch bei öffentlichen Schulen, was den (Qualitäts)-Wettbewerb zwischen diesen fördert.“ So sagt man zumindest. So oder so funktioniert das nur in Städten, wo mehrere Schulen in erreichbarer Nähe sind. Und die Nachteile sind riesig. Nicht umsonst wurde die freie Schulwahl demokratisch überall abgelehnt.
        – „Gesamtschule mit Leistungsklassen in den Hauptfächern“. Wo ist der Qualitätsunterschied? Und ist es überhaupt grundsätzlich anders als bei uns?

      • Sportpapi sagt:

        „– Inklusion in der Regelschule.“ Haben wir doch auch.
        „– IT ab der ersten Klasse“ . Bei uns sogar Ipads im Kindergarten.
        „– ein Lernplan der fürs ganze Land galt
        – Die wichtigsten Prüfungen waren Landesweit die gleichen.“ Will man das? Persönlich wäre ich dafür… Widerspricht aber dem hoch gehaltenen Föderalismus und fördert „Teaching to the test“.
        – „Soziales Benehmen und Leistungsbereitschaft wurden honoriert.“ Wie bei uns.
        – „das einzelne Kinder den Klassenverband stören wurde nicht toleriert.“ Wie bei uns.
        „– Mitarbeit der Eltern wurde geschätzt.“ Wie bei uns.
        „– Die Lehrer waren sehr motivierend, weil sie die Stärken der Schüler betonten und nicht deren Schwächen.“ Wie bei uns.
        Oder?

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Am 8. April haben Sie noch gepostet „Wo finden wir denn nicht nur modernere, sondern auch bessere Schulsysteme als in der Schweiz?“ und heute kommen Sie dann doch zur Erkenntnis „Haben wir doch auch“ und „Wie bei uns. Oder?“.

        Es freut mich ehrlich sehr, dass ich Ihren Horizont mit meinen Erfahrungen etwas erweitern durfte!

  • Jan Holler sagt:

    Ein merkwürdiger Mamablog-Beitrag, aber kein merk-würdiger. Die Autorin pauschalisiert zu stark. Sie äussert sich indifferent und darum wird aus dem Beitrag eine persönliche Anklage ohne jegliche Nachweise. Aber:
    80% der Pädagogik hängt von der Lehrperson ab, so beispielsweise der frühere zuständige Berner Regierungsrat Pulver. Es ist also weniger das Schulsystem, sondern die Lehrer, die individuell auf die Schüler eingehen oder eben nicht.
    Die Autorin behauptet, das Schulsystem sei zu starr. Welches? Das des Kt Zürich? Die Stadt Bern hat in weiten Teilen „altersdurchmischtes Lernen“ eingeführt. Wir haben die Basisstufe für Kinder ab 4-8 Jahren. Beste Voraussetzungen für ein dynamischeres Schulsystem.
    Ich würde hier lieber fundierte Beiträge lesen, als persönliche Abrechnungen.

    • Stevens sagt:

      Genau mein Gedanke. Finde es auch ein sehr schwacher Beitrag. Pauschale Abrechnung mit dem Schulsytem in 3372 Zeichen. Das geht einfach nicht.
      Am schrecklichsten aber ist die Schlussfolgerung „..
      den Schülern mehr Autonomie beim Lernen zugestehen“
      Ja toll, und was heisst das? Was soll das aussagen? Wie soll es umgesetzt werden.

      Pauschal anklagen und unkonkrete antworten geben ist leider sehr einfach.

      Und irgendwie hat man schon das Gefühl, die Autorin ist persönlich sehr weit weg vom Schulsystem und kennt die Schule von heute gar nicht

  • Rosa Rettich sagt:

    „Eltern und Schüler sind kritischer als früher. Schüler protestieren öfter, machen sich laut bemerkbar und stören den Unterricht häufiger. Auch viele stille Schüler rebellieren öfter, unbewusst oder bewusst, etwa indem sie das Lernen verweigern und nur das Minimalste leisten.“

    Sie können bestimmt belegen, dass das Behauptete a) wahr ist und b) es diese Umstände sind, die zu mehr Therapien führen. Ich bin gespannt.

  • tststs sagt:

    Kleines Missverständnis: natürlich soll/muss das Elternhaus miteinbezogen werden!

    „Lustigerweise“ sehe ich meine Behauptung eher auf den unteren Stufen bestätigt, das Verhalten in der Familie ist doch etwas anders als im Klassenverband (was ja auch total normal und ok ist)… 8Klassiker: dihei isch es ruhig und cha guet ellai spiele.
    Auf meiner Stufe – jup Berufsschule – eher so: schön zghöre, dass es uswärts aständig isch 😉

  • Mia Kunz sagt:

    Super Artikel, der mir sehr aus dem Herzen spricht! Sie treffen den Nagel auf den Kopf!

  • tststs sagt:

    Ich möchte hier nur ganz kurz festhalten, dass ein zu grosses Mass an Introvetiertheit genauso eine Verhaltensauffälligkeit ist wie ein Überfluss an Extravertiertheit!
    (Extravertierte Kinder „leiden“ auch unter der Nichtteilnahme der introvertierten….)

    • Anne-Sophie sagt:

      Ha,ha,ha…Exrtrovertierte leide n unter der Nichtteilnahme der Introvertierten!!!Echt jetzr?Ein Witz!

      • tststs sagt:

        Haben Sie noch nie, direkt oder indirekt, den folgenden Lehrerspruch vernommen:
        „Nicht du/ihr schon wieder, kann sich bitte mal jemand anderes melden…“
        Oder viel allgemeiner: Vom extrovertierten Schüler wird Stillsitzen verlangt, erfüllt er dies nicht, wird er diszipliniert. Wird von Introvertierten im gleichen Massen verlangt, dass sie sich gegen ihren Charakter verhalten und falls nicht, werden sie im gleichen Masse sanktioniert?
        Ebä…

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: „Wird von Introvertierten im gleichen Massen verlangt, dass sie sich gegen ihren Charakter verhalten und falls nicht, werden sie im gleichen Masse sanktioniert?“
        Also zu meiner Zeit gab es jeweils noch eine „mündliche Note“. Die bewehrtete nicht etwa die Qualität der Antworten, die man auf Anfrage gegeben hatte, sondern viel mehr die Häufigkeit der Wortmeldung…

      • tststs sagt:

        @SP: Ist auch mein Mittel. Aber auch hier: gibt es eine ungenügende wegen Störaktionen wird dies idR akzeptiert (von Lernenden und den Eltern). Aber wehe, meine Begründung lautet: keine einzige Wortmeldung. Aber sie nei, das chönnd sie nöd mache, es stört ja nöd….
        Und eben, ich sage nicht, dass es dieselbe Auffälligkeit sei, ich sage nur, dass auch dies eine Form von Auffälligkeit (sprich: ausserhalb der Norm) sei. Und dass auch diese Form dem Lehrer einiges abverlangt…

      • tststs sagt:

        Und eben, die Sanktion „schlechte Note“ gibt’s hüben wie drüben, aber wie oft musste schon jemand nachsitzen wegen fehlender Wortmeldung?

      • Glasmost sagt:

        Mag ja alles sein…. aber weshalb nun Extrovertierte leiden wegen den Introvertierten ist so nicht geklärt…..

      • Sportpapi sagt:

        @tststs: Nur damit wir uns nicht missverstehen: Ich finde das grundfalsch!
        Bei der Bewertung in einem Fach geht es nicht um „Betragen“, und nicht um Engagement.

  • Maike sagt:

    Sicher ist es schwierig, Kinder mit unterschiedlichem Lernverhalten innerhalb einer Klasse zu betreuen. Aber das ist nicht erst seit heute so, ds hat es in den 60igern – meine aktive Schulzeit – auch schon gegeben.
    Und seit dieser Zeit redet man darüber. Ob und was es gebracht hat, kann man gut an dem heutigen Schulsystem ablesen.
    Absoluter Unsinn ist die Forderung der Autorin, den Schülern beim Lernstoff – hier Deutsch und sogar der Mathematik – mehr Autonomie zuzubilligen. Wie soll das da aussehen ? Pferd darf man dann feert schreiben und 2+2 ist dann schon mal 8 ? Am Ende einer schulischen Ausbildung muss sich der Schüler soviel Wissen angeeignet haben, um einen guten Anschluss für seinen weiteren Lebensweg erhalten zu haben.

    • asouka sagt:

      In der Unterstufe dürfen die Kinder ja bereits heute feert schreiben, was meines Erachtens ein grosses Problem ist. Irgendwann wird von ihnen dann erwartet, dass sie korrekt schreiben. Nur gelernt haben sie es nie! Wie soll denn das gehen? Entweder haben die Kinder dann Eltern, die sich dahinter klemmen oder sie schreiben noch lange feert und werden schlecht benotet. Nicht weil sie dumm sind, sondern weil ihnen die Relevanz der Rechtschreibung nie beigebracht wurden. Chancengleichheit ade….

    • tststs sagt:

      Mehr Autonomie beim Lernen, nicht mehr Autonomie bei der Wissenschaft…

      • asouka sagt:

        Ja, das ist jetzt die grosse Frage : wieso bekommen die Kinder bei der Wissenschaft nicht mehr Freiheit, wenn sie es beim Lernen bekommen? Ohne etwas verbindlich gelernt zu haben, ist es ja schwierig etwas verbindlich zu wissen. Konsequenterweise sollte man also auch dann Individualität zulassen Alles andere ist unfair dem Kind gegenüber, dem es zwar freigestellt war, etwas zu lernen aber nicht, dasselbe zu können. Wir sprechen ja hier nicht von Erwachsenen mit klaren Zukunftsplänen, sondern von Kindern die Astronaut, Fussballer oder influencer werden wollen…

  • Brunhild Steiner sagt:

    Ein sehr seltsamer Bericht und mit den Schlussfolgerungen bin ich überhaupt nicht einverstanden.
    Es wäre dringend angebracht die Schülerklientel samt Elternhaussituation zu berücksichtigen, und insbesondere den teilw prekären Verhältnissen endlich Rechnung zu tragen!
    Anstatt Kleinklassen zu schliessen ohne die Auswirkungen auch nur entfernt effizient in den Regelklassen abzudecken (die paar Zusatzstunden „Spezialbetreuung“ reichen nirgendwo hin!).

    • Brunhild Steiner sagt:

      „Sozialromantik“ im Sinne von „die rebellieren ja eigentlich nur gegen ein ungesundes System“ bringt uns keinen Schritt weiter.
      Da wird oft genug aus ganz anderen Gründen „rebelliert“, respektive sich auffällig verhalten.

      Gesundheitlich wirklich relevanten, und herkunftsbezogen/“erziehungstechnisch“, wenn das weiterhin eine heilige Kuh bleiben soll, na dann viel Vergnügen… (ich schätze mal sehr dass Sie mit diesen im Montessoriumfeld nicht unbedingt so konfrontiert sind, da elterlicherseits kein so grosses Interesse an den damit verbundenen Werten/Prinzipien besteht)

    • tststs sagt:

      Davon auszugehen, dass sich Kinder/Jugendliche in der Schule gleich verhalten wie Zuhause ist IMHO der Denkfehler, dem ich als Lehrerin bei Eltern mit Abstand am meisten begegne!

      • Brunhild Steiner sagt:

        @tststs

        Sie unterrichten an einer Berufsschule?
        Im Kindergarten/ untere Primarstufe sieht das je nachdem schon anders aus, da einfach grundsätzlich jegliche „Elternhaus-mögliche-Problematik“ ausschliessen hilft niemanden und wird auch dem betroffenen Kind nicht gerecht.

      • Brunhild Steiner sagt:

        Sie unterrichten doch eine andere Stufe? Auf Kindergartenebene/untere Primar sollte das Umfeld zwingend miteinbezogen werden, man wird dem betroffenen Kind sonst nicht gerecht.

  • 13 sagt:

    Eigentlich wurde auf der pädagogischen Seite in den letzten Jahren viel geändert. Zugunsten der Kinder. Individuelles Lerntempo sollte heute eigentlich die Norm sein.
    Leider, wie so oft, reicht das nicht aus. Solange der Mangel als Lehrpersonen derart akut ist und die Politik ihn durch grössere Klassen, Studenten oder Zivis lösen will und die Schulleitung bei einer Neubesetzung keine Wahl haben, wird es schwer, etwas zu ändern. Selbst die besten Lehrpersonen können in einer 28er-Mehrjahrgangklasse mit integrierter Beschulung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen auf die einzelnen SchülerInnen gut eingehen. Erst recht nicht weniger belastbare Lehrpersonen. Also müsste entweder da ansetzen oder aber den Lehrplan erheblich reduzieren. Alles geht nicht.

    • 13 sagt:

      NICHT auf die einzelnen SchülerInnen eingehen. Entschuldigung.

    • Maike sagt:

      In der Schule ist es offensichtlich wie überall auch – es wird immer mehr Leistungen von den dort Beschäftigten bei zunehmender Belastung erwartet.
      Den Lehrplan reduzieren geht garnicht. Der muss so ausgerichtet sein, das Maturanden beispielsweise an die Uni wechseln können und dort wissentechnisch nicht untergehen. Oder man nach der 10. Klasse durchaus in der Lage ist, im Kopf zu Rechnen und einen vernünftigen Brief – ohne Computer – schreiben kann.
      Um das zu gewährleisten, ohne das die Lehrer nach kurzem sich mit einem BurnOut verabschieden, braucht es einfach mehr Lehrer. Dann kann man die Last verteilen, kleinere Klassen schaffen und sogar individueller auf die einzelnen Schüler eingehen. Kostet aber Geld und das ist vermutlich der Knackpunkt, warum nichts passiert. Wie üblich.

      • tststs sagt:

        So ist es Maike, das Wissen (und der Enthusiasmus) wären vorhanden. Nur das liebe Geld…

      • 13 sagt:

        @ Maike
        Nicht jede/r geht aufs Gymnasium und klar ist dort das Niveau höher als in der Grundschule. Ob und wieviel Menschen unter 40 bereits heute Briefe von Hand schreiben oder Rechnungen im Kopf durchführen, wage ich etwas zu zweifeln und kann letztlich auch offen bleiben. Aber ja, alles wollen und fordern, aber es nicht finanzieren, geht eben nicht.
        Egal, wie der Lehrplan ist, egal wie das Schulsystem ist, ohne gute Lehrpersonen wird das nichts! Und diese fallen nicht vom Himmel, sondern müssen gesucht, ausgebildet und gefördert werden. Dabei versagt die Politik zur Zeit, hier in Bern sogar noch mehr als anderswo. Da braucht es ein Umdenken, um den Beruf attraktiver zu machen. Auch, aber nicht nur in finanzieller Hinsicht.

  • Anh Toàn sagt:

    Mein Kind ist nicht dumm, es hat „unterschiedliche schulische Bedürfnisse“.

  • Silvia Möcli sagt:

    Silvia – ZH/BS
    Nichts Neues unter der Sonne! Schon zu meiner Schulzeit in den 1940er Jahren habe ich zB. Schulaufgaben knapp vor Stundenbeginn erledigt oder im aller-letzten Moment daheim, einfach weil ich sie langweilig fand. Trotzdem lag ich in den meisten Fächern im Mittelfeld. Ich spielte lieber mit meinen Puppen oder habe gelesen. Wir waren eine Primarklasse – nur Mädchen – mit 45 Schülerinnen und einer Lehrerin. Diese Frau hatte fast keine Möglichkeit, einzelne Schülerinnn individuell zu fördern und erreichte trotzdem sehr viel!
    Übrigens die Bezeichnun „Lehrperson“ haben wir der heutigen Sprachregelung zu verdanken: Nur ja keine Verallgemeinerung wie ‚Lehrer‘ für beide Geschlechter….

  • Sportpapi sagt:

    Das ist eine sehr wirre Stellungnahme mit teilweise absolut unwahren, nicht haltbaren, und in diesem Sinne auch unfairen Behauptungen. Z.B. „‚Die Volksschule nimmt keine Rücksicht auf die individuellen Voraussetzungen der Kinder.“ Als ob nicht genau das aktuell absolut im Zentrum steht, und längst neue Probleme schafft.

    • Martin Frey sagt:

      @Sportpapi
      Gewisse Aussagen, wie die zu den „lauten, vorwitzigen, kritischen Kinder“ einerseits, sowie der „stillen Kinder“ andererseits, die gerne in gewissen Settings untergehen, sind wohl nicht so falsch.
      Andererseits sollte man nicht vergessen, dass die Autorin mittlerweile seit vielen Jahren für die „Konkurrenz“ arbeitet, Partikularinteressen hat, und sich so auch abzugrenzen versucht.

      • Sportpapi sagt:

        @Martin Frey: Richtig wäre es wohl zu sagen: Die Schule heute bemüht sich um individuelle Förderung, und hat ganz viele wichtige Schritte in diese Richtung unternommen. Dennoch kann es vorkommen, dass Kinder, die sich nicht lautstark äussern, etwas unter dem Radar bleiben. Und dann würden idealerweise Vorschläge folgen, die Situation zu verbessern…

      • Reincarnation of XY sagt:

        Stimme hier mit SP überein.
        Ist auch nicht gerade vertrauenswürdig, wenn die Montessori-Schulleiterin, einfach so pauschale Verurteilungen von sich gibt.

        Es mag Schulen und Lehrpersonen geben, auf welche das genau so zutrifft. Wir persönlich erleben gegenteiliges, Frau Kunz! Unsere Schule geht auf all diese Bedürfnisse ein, die sie beschreiben. Wir haben zwei Kinder mit Bedürfnissen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und beide werden hervorragend betreut.

        Finde es etwas schade, wenn nicht sogar unverantwortlich, dass der MB hier stets Kritiker zu Wort kommen lässt, welche der Volksschule stets einen Negativ-Stempel aufdrücken.

      • Brunhild Steiner sagt:

        kann mich nur anschliessen.

    • tststs sagt:

      @SP: Total bei Ihnen… schon in der Hälfte dachte ich, dass kann nur jemand geschrieben haben, der seit der eigenen Schulzeit keine Schule mehr von Innen gesehen hat…

      @MF: „Gewisse Aussagen…sowie der „stillen Kinder“ andererseits, die gerne in gewissen Settings untergehen, sind wohl nicht so falsch.“ Ich verstehe natürlich, was Sie und die Autorin meinen. Nur ist es IMHO nur die halbe Wahrheit. Es ist nämlich genau so richtig, dass es um einiges anspruchsvoller ist, ein introvertiertes Kind/Jugendlichen in den Unterricht zu integrieren, als ein lautes mal zu bändingen. Auch mache ich mir (das gilt jetzt aber nicht unbedingt allgemein) über solche Schüler bedeutend mehr Sorgen/Gedanken.

  • Aquila Chrysaetos sagt:

    „Viele Verhaltensauffälligkeiten sind im Grunde gegen solche Bevormundung, gegen einige systemische Bedingungen gerichtet.“

    Das glaube ich schlicht nicht. Es ist doch eher so, dass solche Kinder nie gelernt haben, Teil einer Gruppe zu sein. Scheint mir eher ein Erziehungs-, respektive Elternproblem zu sein.

    „Sie fordern von ihnen mehr äussere Autorität, mehr Disziplin, mehr hartes Durchgreifen. Doch das ist zu kurz gedacht und führt zu gar nichts.“

    Wieso? Der Verhaltensauffällige in der Klasse meines Kindes funktioniert nur dank klaren Ansagen der Lehrperson. Seine Eltern müssten ihr eigentlich vor Dank die Füsse küssen. Sie ist nämlich die einzige, die das macht. Zumindest diese Alltagserfahrung widerspricht Ihrer Aussage.

  • Muttis Liebling sagt:

    ‚Die Volksschule nimmt keine Rücksicht auf die individuellen Voraussetzungen der Kinder.‘

    Das haben alle Gruppenregimes so an sich. Man kann eine Gruppe nicht individuell unterrichten, nicht individuell fördern. Man kann nur Gruppenstrategien benutzen. Individualität muss auch nicht sein. Wo man auf die trifft, muss man die klein halten. Es gibt schon viel zu viel davon. Deshalb u.a. ist es Volkssport geworden, Polizisten und Rettungssanitäter auf der Strasse anzugreifen. Man ist schliesslich Individuum und lässt sich von anderen Individuen nicht anmachen.

    Aber wer selbst Probleme mit der deutschen Sprache hat und aberwitzige Composita wie ‚Lehrperson‘ benutzt …

    • Lehrperson sagt:

      Lehrperson ist längst etabliert in der deutschsprachigen Schweiz – nur nicht aufregen.
      Unnötig zu sagen, dass sich die Sprache wandelt und heute ein anderes Deutsch gesprochen wird wie früher, als Sie klein waren.

      • Anh Toàn sagt:

        @ML

        Als Kommentierperson sage ich Ihnen:

        „Es heisst nicht Polizisten, es heisst Polizeiperson. Auch nicht Rettungssanitäter sondern Rettungssanitätsperson.“

        Das ist modernes Deutsch, welches auch Transgenderpersonen einbezieht.

      • Muttis Liebling sagt:

        Modernes Deutsch würde auch von Auf der Strasse Lungerpersonen, Literaturpersonen und Literaturkritikerpersonen gesprochen und geschrieben. Allerdings müsste man vorher den Duden Band 9 etwas überarbeiten, denn der Duden kotzt bei solchen fehlgebildeten Composita. Aber wer liest den Duden schon bis Band 9.

        Allerdings ist die Kategorie ‚Lehrer‘ bereits gendergerecht, denn sie schliesst alle biologischen und nichtbiologischen Subjekte ein, wenn sie nur lehren. Egal ob ein Wesen mit dem 78. Geschlecht, der Mann vom Mond oder ein dreibeiniger Alien mit 5 gleichzeitigen Geschlechtern, die sich gegenseitig befruchten und die Nachkommen durch Knospung zeugen.

        Das Subjekt muss nur lehren und dann ist es Lehrer.

      • Anh Toàn sagt:

        @ML Der Herr Duden hatte ja einen etwas wirren Verstand was Gender betrifft:

        Wie kann man eine Bohrmaschine als weiblich definieren und ein Mädchen als sächlich?

        Wir sollten das Zeugs abschaffen, Englisch beweist uns, ein Geschlecht reicht für Sprache völlig.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Anh Toàn

        Der Duden sagt, im Deutschen ist um Gegensatz zu slawischen Sprachen das grammatikalische nicht mit dem generischen Geschlecht in Beziehung. Deswegen ist die Schweiz doch keine Frau und ist Bewahrer, nicht Bewahrerin der Demokratie.

        Sonst müsste der Mensch ein Mann sein (was aber etymologisch richtig ist – Mensch leitet im Deutschen wie auch im Englischen von Mann ab) und die Person eine Frau.

        Aber die Zusammensetzung ‚Lehrperson‘ ist regelwidrig, weil nicht orthogonal. Korrekt ist ‚Kindergarten‘ oder ‚Laubsäge‘. Die beiden Teilwörter müssen unabhängig sind. Im Lehrer steckt die Person bereits drin. Es ist Doppelmoppel. So etwas wie Menschperson.

      • Lehrperson sagt:

        Der Duden selber benutzt das Wort Lehrperson, bei der Erklärung des Begriffes „Schülerbogen“.

        Zudem ist dieses Wort wie erwähnt in der Schweiz in die Alltagssprache eingegangen und wird von den Schulbehörden selber benutzt. Das können Sie leider nicht ändern.

      • Muttis Liebling sagt:

        Das Wort ‚Lehrperson‘ ist auch in der Schweiz weder in die Alltags-, noch die Hochsprache eingegangen und wird das auch nie. Sie werden das Wort nie in einem Roman oder in einer Literaturkritik finden, aber auch nicht in der Beiz, in welcher Lehrer nicht zu den Stammkunden gehören.

        Es ist Behördensprache. So etwas findet und fand man in der Vergangenheit schon in vielen Staaten und solche Spracheinsprengsel verschwinden dann auch regelmässig wieder.

      • Lehrperson sagt:

        Da der Duden es verwendet, scheinen wir in der Schweiz nicht falsch zu liegen. Mag sein, das Lehrperson als Wort irgendwann mal wieder verschwindet, im Moment wir es rege benutzt.
        Die Sprache wandelt sich stetig, während viele Individuen in ihrer Entwicklung stehen bleiben. Das führt manchmal zu einem offenbar schmerzhaften „miss match“.

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