«Wann kommt das Grosi zurück vom Himmel?»

Kleine Kinder glauben, ihre Eltern hätten auf alles eine Antwort. Foto: iStock

Wie gross ist die Sonne? Warum ist Gras grün? Wieso ist dieser Mann so dick? Weshalb darf ich nicht so lange wach bleiben wie du? Die Fragen kleiner Kinder sind grenzenlos. Alles wollen sie wissen.

Für mich war schliesslich immer klar, dass meine Eltern alles wissen. Konkrete Fragen zum Schulstoff, Mathematik und Geometrie, Deutsch und vor allem Französisch. Wie oft bin ich daran verzweifelt, dass mein Vater mir den Dreisatz anders erklärte als meine Lehrerin.

Als Teenie weg, als Jungmutter zurück

Wieso haben nicht alle Menschen die gleiche Hautfarbe? Wieso gibt es Krieg? Was sind Schamhaare? Mit dem Alter der Kinder ändern sich die Fragen. Die Antworten werden komplizierter. Als Jugendliche*r beginnt man, an den eigenen Eltern und ihren Antworten zu zweifeln. Ihre Allwissenheit wird infrage gestellt. Eine Zeit lang waren es nicht mehr die Eltern, bei denen ich nach Antworten suchte. Es waren die Freunde, die älteren Geschwister, die «Bravo».

Doch wie so viele andere kam ich nach der Teeniezeit mit Fragen an den Ort, an dem ich immer Antworten bekommen hatte, zurück. Wie muss ich die Steuererklärung richtig ausfüllen? Was heisst Franchise? Muss ich die Rechnung des Deutschen Anwaltsbüros wirklich bezahlen? Ich wollte dieses Abo doch gar nicht!

An dieser Situation änderte sich auch nichts, als ich mit meiner Tochter schwanger war. Alles kam so plötzlich, ungeplant und unerwartet. Alles war neu. Das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass ich mit meinen Fragen weiterhin zu meiner Familie kann. Dass sie mir jederzeit helfen würde. Es ist dieses Urvertrauen, für das ich meinen Eltern und meiner ganzen Familie zutiefst dankbar bin. Wie kann ich weiterhin arbeiten? Wie habt ihr das alles geschafft mit vier Kindern? Mache ich alles richtig?

Wir sind jederzeit da

Erst als meine Mutter viel zu früh starb und eine tiefe Wunde in all unsere Herzen riss, da hatte mein Vater keine Antworten mehr – und ich keine Fragen. Damals war es meine Tochter, die fragte. Wieso werfen alle eine Rose in das Grab? Warum kommt Grosi nicht einfach zurück vom Himmel? Wann kann ich wieder mit ihr spielen?

So schmerzhaft es sein kann, Fragen der Kinder zu beantworten, so kompliziert sie sein mögen, so unangenehm und teilweise unbequem, so sehr wünsche ich mir, dass meine Kinder jetzt und auch in Zukunft mit all ihren Fragen zu uns kommen. Sie sollen wissen, dass wir jederzeit für sie da sind und versuchen werden, Antworten zu finden.

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13 Kommentare zu ««Wann kommt das Grosi zurück vom Himmel?»»

  • Maike sagt:

    Das gute an solchen Kinderfragen ist ja, das man bei der Beantwortung seine eigene Einstellung zu einem Thema reflektieren muss. Zum Beispiel wenn die Kinder fragen, warum es Kriege gibt.

  • Colisa sagt:

    Danke Roxy

  • alam sagt:

    Ich erinnere mich noch genau, als sie mir an der Beerdigung meines kleinen Bruders weismachen wollten, er sei jetzt jener Stern am Himmel oder ein wunderschöner Engel im Himmel, der womöglich immer zu uns runter schaut. Sonen Chabis! Nein, ich wollte keine solchen Antworten, sondern ehrliche wie: Ich weiss auch nicht, ob wir nach dem Tod noch irgendwo sind, aber ich glaube dass…
    Dieses unbedingt-trösten-wollen fand ich ziemlich daneben.

    • Reincarnation of XY sagt:

      Danke.
      Kinder sind viel intelligenter als wir meinen.

      Viele Menschen müssen 50 werden, bis sie bereit sind sich mit ernsten Fragen auseinanderzusetzen, weil in ihrer Familien-Kultur genau das nie gemacht wurde.

  • Luchsinger Thomas sagt:

    Als 14facher Grossonkel kenne ich Verantwortung. Die Kinder wollen bei mir sein, auch Ferien. Für Fragen zu Sterben und Tod, auch Sexualität und Liebe, bin ich gefragt: Genügend Distanz zur engeren Familie, genügend Emotionalität und Vertrauen von ihnen zu mir. Ob ich an die heilige Dreifaltigkeit, an Himmel, Hölle, Hexen glaube? Und ob wir uns im Himmel wiedersehen? Sie sind etwa zwischen fünf und acht. Ich bin Atheist, das wissen sie „irgendwie“. Hexen, Zauberei, Teufel und Hölle gibt es nicht. Den Himmel und den lieben Gott lasse ich ihnen, nur „ich war noch nie dort“ (Transdendenz). Bei Ausflügen in unsere alte Heimat besuche ich Gräber der Vorfahren; die leben dann für sie weiter aus meinen Erinnerungen. Sterben ist kein Tabu, und ich werde weiterleben in ihren Erinnerungen. (lu)

    • Reincarnation of XY sagt:

      Danke. Dass wir in den Herzen weiterleben, ist die einzige Gewisssheit, die wir weitergeben können.
      Das andere ist Glauben. Auch Unwissen zugeben hilft dem Kind vielmehr, als irgendwelche undurchdachten Behauptungen.
      Wir hatten mit unseren Kindern viele sehr gute und reife Gespräche darüber.

      Wir konnten ihnen sagen. Einige glauben an den Himmel, andere an die Reinkarnation, andere dass nichts mehr ist. Im schlimmsten Fall ist sterben, dass es uns gleich geht, wie, bevor wir geboren waren.

      Die Kinder tröstete dieser Gedanke enorm. Und sie fühlen sich völlig frei das zu glauben, was ihnen am besten gefällt. (Derzeit ist das eine Wunsch-Reinkarnation.)

      Mir scheint diese ehrliche und undogmatische Antwort 1000mal besser, als seinen eigenen Senf als DIE Wahrheit zu verkaufen.

  • Marie sagt:

    Vom Himmel kommt man nicht mehr zurück, man bleibt dort, wie als man schlafen würde. Dasselbe für unsere Haustiere. Der Körper lebt nicht mehr, die Seele dafür schon, aber im Himmel. Dies verstehen auch kleine Kinder und wenn ein haustier stirbt kann man dies konkret erklären : das Büsi wird im Garten begraben aber seine Seele geht in den Himmel und so bleibt es irgendwie immer mit uns. Dasselbe für das Grosi.

    • Colisa sagt:

      aha… und woher wollen Sie das wissen?
      Ich halte es für sehr verwerflich, Kindern Solches als die absolute Wahrheit zu verklickern.

      • Samira Maurer sagt:

        Wer an einen Himmel oder ein Leben nach dem Tod glaubt, darf und soll das seinen Kindern mitgeben.

        Wer dies nicht tut, soll nicht versuchen, mit Dingen, an die er nicht glaubt sich mit irgendwelchen Engeln herausreden zu wollen, damit es den Kindern leichter gemacht wird.

        Kinder lernen die Trauerkultur von den Eltern, es ist deshalb wichtig, dass Eltern sie ehrlich vorleben.

      • tina sagt:

        meine güte colisa. gäubige glauben halt dass das so läuft. wenn man das glaubt, dann ist das die 100% feststehende wahrheit. ich als nicht gläubige finde daran nichts verwerfliches. es macht es fassbarer für kinder. seele ist für die wissenschaft schlecht fassbar. allerdings ist es ein physikalisches grundgesetz, dass energie nie verpufft, sondern nur umgewandelt wird.

      • Vreni sagt:

        Colisa : schade für sie dass sie solche elementare nicht wissen ?

      • Carolina sagt:

        Verwerflich finde ich eher eher Sie, Colisa, die meint, es gäbe in Trauer und Leid eine absolute Wahrheit.
        Kinder werden gross mit ganz unterschiedlichen Glaubensentwürfen und Theorien, ich halte es für entscheidend, dass alle, die ihnen Fragen beantworten, authentisch bleiben; d.h. unter Umständen auch ein ‚ich weiss es nicht‘. Oder wie Luchsinger oben erklärt, ein Versuch, das, was bleibt, über die Erinnerung zu erhalten. Kinder können gut damit umgehen, dass man mit ihnen kreativ und manchmal auch hadernd und zögerlich alles mögliche bespricht – wichtig ist nur, dass man eben nicht versucht, dogmatisch zu sein.
        Die Seele im Himmel kann, so gesehen, lediglich eine Umschreibung dafür sein, dass der Körper zwar weg ist, die Erinnerung an die geliebte Person aber bleibt.

      • Reincarnation of XY sagt:

        Sorry Leute aber ich finde es nur korrekt, wenn man sagt: „Ich glaube ….“
        Und auch zugeben, dass man das nicht weiss, sondern eben glaubt und dass Menschen hierin verschieden sind.
        Es ist ja schon bedenklich, dass Glaubenssätze als 100% Wahrheit verkauft werden. Wie hier das einige Kommentarschreiber tun.
        Genau so entstehen Fundamentalismus, Wissenschaftsfeindlichkeit etc., bzw. die Unfähigkeit zu logischem Denken, weil man einfach den eigenen (absolut unbeweisbaren) Glauben, als 100% Wahrheit verkauft und sagt, das IST so.
        Nein, ich glaube…. andere glauben dies, andere das. Ich aber dieses….
        So lernt das Kind dass es frei ist zu glauben und dass (sein) Glaube und Fakten zwei paar Schuhe sind.

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